Gottes Rettung
Die Rechtfertigung des Sünders und die Befreiung des Gläubigen

Die Sünde und die Befreiung des Gläubigen davon

Die Befreiung des Gläubigen

Abschnitt II (Kapitel 5,12–8)

Unterabschnitt (g), (Kapitel 5,12–6,23)

Das Prinzip der Sünde

Wir haben jetzt die große Unterteilung im lehrmäßigen Teil des Briefes erreicht. Bisher waren die Themen des Apostels unsere Verantwortlichkeit, unsere tatsächliche Schuld, unsere Sünden in der Tat. Was von Vers 12 bis zum Ende von Kapitel 8 folgt, bezieht sich auf Sünde, dieses böse Prinzip in uns, für dessen Anwesenheit wir in keiner Weise verantwortlich sind, und das wir von Adam geerbt haben, dem Haupt seiner Rasse: Es berichtet uns davon, wie dieses böse Prinzip der Sünde von Gott behandelt wird und von den praktischen Konsequenzen, die sich daraus für den Gläubigen ergeben. Ein Moment des Nachdenkens wird zeigen, dass wir keine Mitsprache oder Option haben, was unsere Geburt betrifft; wir sind in Sünde geboren (Ps 51,7); der Sünder wird darum nicht dafür gerichtet oder von Gott verantwortlich gehalten für das, was weitgehend außerhalb seiner selbst liegt; aber für Sünden, für die Handlungen dieser Natur, werden wir verantwortlich gemacht und werden wir, wenn wir nicht durch das Blut Christi geschützt sind, schließlich gerichtet werden. In der letzten Szene des Gerichts vor dem großen weißen Thron (Off 20,12) finden wir, dass die Bösen einfach und ausschließlich gerichtet werden nach ihren Werken. Solch eine Position kann der Gläubige niemals einnehmen; denn wir haben in den Kapiteln, die wir betrachtet haben, gesehen, dass er ein gerechtfertigter Mensch ist, seine Sünden sind gesühnt und Gott ist gerecht und der, der ihn rechtfertigt. Kein Anspruch Gottes an seine Sünden kann jemals gegen ihn erhoben werden, denn all seinen diesbezüglichen Verantwortlichkeiten ist völlig begegnet worden, und in diesem Bewusstsein freut er sich in Gott.

Aber auch wenn er von seinen Sünden gerechtfertigt worden ist, wird er immer noch feststellen, dass seine alte böse Natur unverändert und unveränderbar ist und bereit, jederzeit zu handeln. Und mancher Gläubige wird nach seiner Bekehrung bei dieser Entdeckung hochgradig verstört. Am Anfang herrscht reinste Freude; er freut sich in Gott und wird für eine Zeit vom Strom dieser Freude und der Frische seiner Liebe getragen; aber dann stellt er plötzlich zu seinem Unglück fest, dass Böses bei ihm vorhanden ist – seine Freude kühlt ab und seine Sorge ist groß: Was soll er tun?

Der Abschnitt, den wir jetzt betrachten wollen, gibt uns Gottes Antwort auf diese Frage, indem Er dem Menschen, der sich schon an der Rechtfertigung von Sünden freut, auch die mächtige Wahrheit der Befreiung von der Sünde zeigt und ihm beibringt, in deren Kraft zu leben.

Die zwei Häupter und ihre Gruppen

Wir sehen, dass der Geist das Thema unmittelbar aufgreift, nachdem die vorherige Unterweisung über die Rechtfertigung von Sünden abgeschlossen ist und im zwölften Vers zum ersten Mal „Sünde“ erwähnt, das böse Prinzip, die Wurzel, aus der Sünden entspringen. Und um die Frage zu behandeln, ordnet der Geist den Menschen unter das eine oder das andere der beiden großen Häupter der Gruppen ein, Adam und Jesus Christus – der erste und der letzte Adam (1. Kor 15,45), und stellt diese beiden Haupt-Menschen vor uns, die Taten beider und die Ergebnisse, die sich aus diesen Taten für ihre jeweilige Gruppe ergeben.

Wir wollen uns der Argumentation des Apostels zuwenden. Wir werden feststellen, dass die Verse 13–17 einen Einschub bilden, und der Sinn wird zu Beginn leichter erfasst, indem die Verse 12 und 18 verbunden werden. „Darum, so wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod und so der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben, also nun, wie es durch eine Übertretung gegen1 alle Menschen zur Verdammnis gereichte, so auch durch eine Gerechtigkeit2 gegen alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens.“

Ihre Taten

So sehen wir, dass die Taten der beiden Häupter, was ihre Ergebnisse betrifft, nicht auf sie selbst beschränkt bleiben, sondern in ihren Konsequenzen die gesamte Gruppe umfassen, deren Haupt sie jeweils sind. Durch einen Menschen (Adam) kam die Sünde in die Welt und der Tod als ein Ergebnis der Sünde; und so sind alle unter dem Tod eingeschlossen, weil alle gesündigt haben; in Vers 18 erstreckt sich die Auswirkung einer Übertretung (denn so sollte es übersetzt werden) daher auf alle hinsichtlich einer endgültigen Verdammnis; während im Gegensatz dazu die Auswirkung der gerechten Tat des anderen Menschen (Christus), indem Er sich selbst in den Tod gab, hinsichtlich aller Menschen zur Rechtfertigung des Lebens ist.

Es mag uns dabei helfen, den Ausdruck „Rechtfertigung des Lebens“ zu verstehen, wenn wir bemerken, dass Paulus ihn für den Zustand gebrauchte, der mit Verdammnis und Tod auf einer Ebene liegt. Nun, die genaue Entsprechung wäre „Rechtfertigung und Leben“; aber der Apostel bezeichnet es, indem er sie zusammenstellt, als „Rechtfertigung des Lebens“; das heißt, wenn Adams Tat zu einem Zustand der Verdammnis und des Todes führt, dann führt Christi Tat zu einem Zustand, für uns, die wir glauben, in dem wir ein Leben der Gerechtigkeit haben oder „einen gerechten Anspruch darauf, zu leben“, wie jemand anderes es passend ausgedrückt hat.

Die Ergebnisse

Man sollte hier bemerken, dass die Konsequenzen der Tat des jeweiligen Hauptes einer Gruppe vorrangig auf die gesamte Gruppe übergehen; auf der anderen Seite erhalten wir aber im folgenden Vers (Vers 19) nicht die vorrangigen Auswirkungen der Tat, sondern ihre endgültigen und eindeutigen Ergebnisse: Daher ist es nicht länger eine Frage aller, sondern vieler. „Denn so wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die vielen (die Gruppe, die mit ihm als Haupt verbunden ist) in die Stellung von Sündern gesetzt worden sind, so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen (die mit ihm verbunden sind) in die Stellung von Gerechten gesetzt werden“: Das heißt, dass, während durch Adams Ungehorsam zum Tod viele durch Bestimmung zu Sündern gemacht wurden (denn Praxis steht hier nicht zur Debatte), so machte Christi Gehorsam bis zum Tod viele gerecht durch Bestimmung.[V1] Beachte auch, wenn das Wort „gerecht“ gebraucht wird, dass es keine Frage der Beseitigung von Sünden ist: Diese Frage ist eine individuelle, wie wir gesehen haben, und für den Gläubigen ist sie völlig geregelt worden durch das Blut Christi; aber hier wird gezeigt, dass die Gruppe unter der Leitung Christi als gerecht festgelegt wird; das heißt in einem Zustand der vollendeten fortdauernden Gerechtigkeit – ein Zustand, der mit dem Zustand der Verdammnis kontrastiert wird, zu dem alle Menschen als Kinder Adams hinstrebten.

Der Platz, der vom Gesetz eingenommen wurde

Lasst uns nun zurückkehren zu dem Einschub, der bei Vers 13 beginnt und der die Bedeutung des Gesetzes für das vorliegende Thema betrachtet; denn der Apostel schweift etwas ab, um herauszustellen, dass die Sünde nicht auf Israel beschränkt war, oder dass sie nur infolge der Gesetzgebung eintrat. Denn wir lesen, dass bis zu dieser Zeit Sünde in der Welt war (eine viel größere Frage als nur bezüglich Israels und des Gesetzes Israels); aber Sünde wird dem Menschen nicht zugerechnet als eine Verletzung eines eindeutigen bekannten Gesetzes, bevor das Gesetz existierte; obwohl natürlich der Mensch verantwortlich ist für die Taten seiner Natur entsprechend der Verantwortlichkeit des Gewissens, das er bei dem Sündenfall erhielt (1. Mo 3,5). Aber der Beweis, dass Sünde vor dem Gesetz in der Welt war, war für alle offensichtlich; denn der Lohn der Sünde ist der Tod, und der Tod hatte geherrscht von der Zeit Adams bis Mose (ein Zeitabschnitt, in dem es kein Gesetz gab und die Menschen der Führung ihres Gewissens überlassen waren3), selbst über die, die nicht wie Adam ein bekanntes und bestimmtes Gebot übertreten hatten: „Du sollst nicht essen“ (1. Mo 2,17). (Adam wird, weil er das Haupt der Gruppe war, wie wir gesehen haben, neben Christus gestellt, das Haupt der neuen Gruppe, dem Anfang der Schöpfung Gottes.) Adam und Israel hatten gleicherweise ein bekanntes Gebot, das sie jeweils übertraten, wovon die hebräischen Schriften Zeugnis ablegten; denn in Hosea 6,7 lesen wir von Israel dass sie „den Bund übertreten [haben] wie Adam“.

Dann füllten von Adam bis Noah, eine Zeitspanne, während der es kein Gesetz gab, Gewalt und Verderben die Erde (1. Mo 6,11) – ein Zustand der Dinge, der durch die Flut beendet wurde; und der Tod herrschte unterdessen überall, wie der traurige, eintönige Refrain „und er starb“, mit dem die Geschichte jedes Lebens, wie lange auch immer es dauerte, in 1. Mose 5 schließt, allzu deutlich beweist.

„Ist nicht aber wie die Übertretung so auch die Gnadengabe?“ „Denn wenn“, so sagt der Apostel, „durch die Übertretung des einen die vielen gestorben sind, so ist viel mehr die Gnade Gottes und die Gabe, die durch die Gnade des einen Menschen, Christus Jesus, ist, zu den vielen überströmend geworden.“ „Und ist nicht wie durch einen, der gesündigt hat, so auch die Gabe?“ Denn das Urteil war in seiner Bedeutung auf der einen Seite von einem zur Verdammnis; aber die Tragweite der Gnadengabe war auf der anderen Seite von vielen Übertretungen zu einem dauerhaften Zustand der Gerechtigkeit4. „Denn wenn durch die Übertretung des einen der Tod durch den einen geherrscht hat, so werden viel mehr die, die die Überfülle der Gnade und der Gabe der Gerechtigkeit empfangen, im Leben herrschen durch den einen, Jesus Christus.“

Das Gesetz trat zwischen die beiden Häupter

Um die Argumentation des Apostels zusammenzufassen: Wir sind entweder in Adam, das heißt, wir gehören zu seiner Gruppe und sind in die Stellung von Sündern gesetzt, oder wir sind in Christus, dem letzten Adam und zweiten Menschen, dem Haupt der neuen Gruppe und damit in einem dauerhaften Zustand der Gerechtigkeit; während, was das Gesetz betrifft, es dazwischen trat5 (es daneben einkam) zwischen die beiden Häupter der Gruppen, Adam und Christus, wobei es die spezielle Absicht des Gesetzes war, nicht eine Methode zu sein, um Gerechtigkeit zu erwerben, wie die Juden und viele arme Seelen immer noch denken, sondern um Sünde überströmend zu machen: Denn das Gesetz ärgerte den Sünder nur, indem es die Leidenschaften der Sünde zügelte – es schuf keine Abhilfe für das Böse und gab keine Kraft gegen es; es brachte es nur ans Licht. Aber wo Sünde überströmend geworden ist, ist die Gnade noch überreichlicher geworden; damit, wie die Sünde im Tod geherrscht hatte, die Gnade auch herrsche, durch Gerechtigkeit zu ewigem Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn. Eine gesegnete Zusammenfassung in der Tat für den Gläubigen. Sünde hat geherrscht; aber, Dank sei Gott, er sagt nicht, dass Gerechtigkeit herrscht, (denn das würde uns alle zu ewigem Feuer bestimmen, denn keiner ist gerecht) sondern Gnade herrscht, und sie herrscht durch Gerechtigkeit. Gott hat seine Gnade, wie wir gesehen haben, nicht um den Preis seiner Gerechtigkeit verherrlicht, sondern durch sie, (da seine gerechten Forderungen erfüllt sind) und das durch Jesus Christus, unseren Herrn.

Sollen wir in der Sünde bleiben?
Nein, wir sind ihr gestorben

Aber leider ist das Herz des Menschen so, dass es selbst die Gnade Gottes in Gesetzlichkeit verwandeln wird, und es könnte argumentieren, dass wir weiter sündigen können, weil die Gnade die Sünde überflutet hat, weil das die Gnade Gottes nur noch überfließender machen würde, indem Er uns vergibt – eine Argumentationslinie, die, wie wir wissen, zu oft von den Ungläubigen gebraucht wurde, die sagen, wenn freie Gnade verkündigt wird: „Oh, wenn das so ist, muss man nur gerettet werden und dann kann man leben, wie man will.“ „Das sei ferne!“, sagt der Apostel; „wie sollten wir, die wir der Sünde gestorben sind6, noch darin leben?“ Das heißt, er wendet die Wahrheit praktisch an, die er im vorangehenden Kapitel ausgebreitet hatte – nämlich, dass der Gläubige in Christus ist, der aus diesem Ort, wo Sünde war, hinausgestorben ist und von aus den Toten auferstanden ist[V2]. Jetzt, wo der Gläubige in Christus ist, hält Gott alles für wahr in Bezug auf ihn, was Christus durchgemacht hat. Ist Christus gestorben? Der Gläubige ist mit ihm gestorben. Ist Christus auferstanden? Der Gläubige ist mit ihm auferweckt (Kol 3,1). Ist Christus hinaufgestiegen? Gott lässt den Gläubigen mitsitzen in den himmlischen Örtern in Christus (Eph 2,6); auch wenn diese letztgenannten Wahrheiten keinen Teil der Lehre des Römerbriefes bilden, der (wie wir in der Einleitung gesehen haben) nie weitergeht als bis zum Tod des Gläubigen, als eines Kindes von Adam, mit Christus; Christus wird gesehen als auferstanden aus den Toten, aber der Gläubige nicht; auch wird Christus hier, in der Lehre, nicht als hinaufgestiegen gesehen; obwohl das beiläufig in Kapitel 8,34 angeschaut wird.

Unser Bekenntnis verbietet es

Wenn dies so ist, (wenn der Gläubige, in Christus, mit ihm der Sünde gestorben ist,) wie sollten wir noch länger darin leben? Sicherlich ist der Widerspruch offensichtlich, der darin besteht, ihr gestorben zu sein und in ihr zu leben; denn beides, sowohl sein Zustand, in Christus zu sein als auch sein Bekenntnis in der Taufe verbieten es gleichermaßen. Denn in der Taufe nimmt der Gläubige seinen Platz bekenntnismäßig mit Christus im Begräbnis auf den Tod ein: Wir werden darum mit ihm durch die Taufe begraben auf den Tod; so dass, so wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters (denn als Er Gott als Mensch völlig verherrlicht hatte, musste Gott ihn in Gerechtigkeit verherrlichen – vergleiche Johannes 13,31.32), so auch wir, statt zu sündigen, in Neuheit des Lebens wandeln sollten; nicht als tatsächlich auferstandene Menschen, denn das ist die Wahrheit des Kolosserbriefes – „wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid“ (Kol 3,1); und Auferstehung ist im Römerbrief immer materiell und körperlich – nicht geistlich wie im Kolosser- und Epheserbrief. Denn wenn wir moralisch mit ihm identifiziert worden sind in dem, was seinen Tod darstellt, dann wird das volle und endgültige Ergebnis sein, dass wir es auch in dem sein werden, was an seine Auferstehung erinnert, das heißt in der Auferstehung unserer Körper. Dabei wissen wir dies, dass unser alter Mensch, dieses böse Prinzip der Sünde in uns, von Gott am Kreuz Christi erledigt worden ist, so dass der Leib der Sünde (Sünde als ein Ganzes genommen) für uns abgetan sei, so dass wir von jetzt an der Sünde nicht mehr dienen. Der Urtext besagt nicht, dass Sünde zerstört ist, sondern abgetan, denn es wird eine frische Darstellung der Kraft von Gottes Seite her benötigen, um Sünde von Himmel und Erde wegzunehmen,7 auch wenn letztlich die Kraft des Opfers Christi die Sünde von den Gläubigen und von der Welt wegnehmen wird (Joh 1,29; Heb 9,26). Jetzt hält die Macht eines Tyrannen nur so lange an, wie das Leben des Untertan dauert; aber wenn der Untertan stirbt, gibt es ein Ende der Tyrannei für den toten Menschen; so fügt der Apostel hinzu: „Denn wer gestorben ist, ist gerechtfertigt“ oder freigesprochen von der Sünde – Sünde hat nicht länger irgendwelche Ansprüche an ihn.

Nun, wenn wir mit Christus gestorben sind, glauben wir (die jetzt Leben in ihm haben), dass wir auch mit ihm leben werden, da wir wissen, dass Christus, aus den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod herrscht nicht mehr über ihn. Denn was Er gestorben ist, ist Er ein für alle Mal der Sünde gestorben (das heißt, aus der gesamten Szene, wo Sünde war, hinaus), und jetzt ist das Leben, das Er führt, in einem neuen Bereich, Er lebt für Gott. Nicht dass es nicht immer wahr gewesen wäre, dass das fleckenlose Lamm Gottes immer für ihn gelebt hat, aber während Er auf der Erde war, war Er inmitten der Sünde, auch wenn Er persönlich von ihr unberührt war; aber jetzt lebt Er an einem Ort, wo Sünde nicht ist. So sind wir auch berechtigt, nein von Gott sogar gebeten, uns selbst der Sünde für tot8 zu halten (auch wenn wir de facto immer noch an einem Ort leben, wo Sünde ist), und uns selbst dafür zu halten, Gott lebend zu sein in9 Christus Jesus.

Wir wollen daher nicht den alten Tyrannen Sünde in unseren sterblichen Körpern regieren lassen, um seinen Begierden zu gehorchen. Wir sind durch den Tod von seiner Knechtschaft befreit: Denn wir sind mit Christus durch den Tod gegangen, wie auch Israel von dem Tyrannen Pharao durch den Durchzug durchs Rote Meer (dem Tod im Bild) mit Mose befreit wurden, so sind wir für den Glauben außerhalb der Reichweite der Macht des Tyrannen. Wir werden daher ermahnt, unsere Glieder nicht als Werkzeuge der Ungerechtigkeit diesem unserem alten Tyrannen darzustellen, sondern uns selbst Gott darzustellen als Menschen, die als aus den Toten leben und unsere Glieder Gott als Werkzeuge der Gerechtigkeit. Denn Sünde wird nicht über uns herrschen, wie sie über die, die unter Gesetz waren, geherrscht hatte – denn das Gesetz gab dem Sünder, während es ihn verurteilte, keine Kraft gegen die Sünde. Wir sind nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade, die, wie wir gesehen haben, Befreiung von Sünde ermöglicht und damit auch Kraft gegen sie.

Erlaubt die Gnade die Sünde?

Was also? Sollten wir sündigen, weil wir nicht unter Gesetz sind, sondern unter Gnade? Sicherlich nicht, denn es ist durch Gnade, dass wir Befreiung von Sünde erhalten haben; und wem auch immer wir uns selbst als Sklaven zum Gehorsam darstellen, dessen Sklaven sind wir, ob die des alten Tyrannen Sünde, dessen Lohn der Tod ist, oder die des Gehorsams, der zur Gerechtigkeit führt. Denn wir waren die Sklaven der Sünde, aber haben von Herzen dem Bild der Lehre gehorcht, in der wir unterrichtet worden sind, und jetzt von der Sünde befreit, sind wir Sklaven eines neuen Herrn geworden, nämlich der Gerechtigkeit.

Zur Heiligkeit

Der Apostel fährt fort (und entschuldigt sich dafür, ein bloß menschliches Gleichnis zu gebrauchen, um die Sache für ihre Köpfe klarzumachen, denn Ketten als solche gegenüber der Gerechtigkeit gibt es nicht, sondern eher freudevollen Dienst): „Denn ebenso wie ihr eure Glieder dargestellt habt als Sklaven der Unreinheit und der Gesetzlosigkeit zur Gesetzlosigkeit, so stellt jetzt eure Glieder dar als Sklaven der Gerechtigkeit zur Heiligkeit.“ Denn als wir Sklaven der Sünde waren, hatte die Gerechtigkeit als Herr keine Ansprüche an uns. Und welche Frucht gab es in diesen Dingen, über die wir uns jetzt schämen? Denn ihr Ende ist der Tod. Aber jetzt, freigemacht von der Sünde und Gottes Sklaven geworden, haben wir Frucht zur Heiligkeit und das Ergebnis ist ewiges Leben. Denn der Tyrann Sünde bezahlt seinen Sklaven Lohn in Gestalt des Todes, aber das Geschenk Gottes ist ewiges Leben in10 Christus Jesus, unserem Herrn.

Fußnoten

  • 1 „Über“ in der Luther-Bibel ist irreführend und gibt nicht die Stoßrichtung des Griechischen wieder, das die Bedeutung der Tat jedes Hauptes erklärt; εἰς πάντας εἰς κατάκριμα, – εἰς πάντας εἰς δικαίωσιν ζωῆς. Es sollte bemerkt werden, dass „Verdammnis“ ein zukünftiger endgültiger Zustand ist, auf den die Tat Adams zielt, aber in den bis jetzt noch niemand eingetreten ist; und Johannes 3,18, das dem zu widersprechen scheint, sollte mit „gerichtet“ übersetzt werden; so ist „Gericht“ etwas Gegenwärtiges und nichts Endgültiges; „Verdammnis“ ist endgültig und zukünftig.
  • 2 δικαιώματος.
  • 3 Siehe Anhang A
  • 4 δικαίωμα, nicht δικαιοσύνη.
  • 5 παρεισῆλθεν.
  • 6 Das ist die Stoßrichtung von ἀπεθάνομεν. So sollten die Verse 2, 7 und 8 „gestorben sind“ gelesen werden; so auch Kol 2,20; 3,3; 2. Tim 2,11.
  • 7 Es ist wichtig zu erkennen, dass, auch wenn das Kreuz die Grundlage für die Wegnahme der Sünde ist, dies noch nicht bewirkt worden ist, wie unsere eigenen Erfahrungen beweisen. Satan und die bösen Geister haben noch Zugang zu den himmlischen Örtern (Eph 6,12), und Satan ist noch der Gott dieser Welt (2. Kor 4,4).
  • 8 νεκροὺς. Uns wird nicht gesagt, uns selbst dafür zu halten, gestorben zu sein, sondern tot zu sein. „Ihr seid gestorben“ ist Gottes Bewertung über uns. „Haltet euch selbst dafür, tot zu sein“ ist seine folgerichtige Ermahnung.
  • 9 Denn so sollte der Abschnitt übersetzt werden.
  • 10 So sollte es übersetzt werden.
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