Meine Feste

Das Fest der Erstlingsgarbe

„Und der HERR redete zu Mose und sprach: Rede zu den Kindern Israel und sprich zu ihnen: Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch gebe, und ihr seine Ernte erntet, so sollt ihr eine Garbe der Erstlinge eurer Ernte zum Priester bringen“ (3. Mose 23,9.10).

In dem Passah wurde uns der Tod Christi vorgestellt, wie Er als der große Sündenträger für uns das Gericht Gottes darüber getragen hat. Dann stellte uns das damit verbundene Fest der ungesäuerten Brote vor, dass wir nun unsererseits alles Böse von uns weg tun sollen, für das Christus sterben musste. Die Kraft dazu, das Böse in unserem Leben lassen zu können, bekommen wir, wenn wir uns von dem wahren ungesäuerten Brot nähren, Christus selbst. Auf diese Weise wachsen wir zu Ihm hin und werden Ihm ähnlicher und offenbaren in dieser Welt die Kennzeichen von Aufrichtigkeit und Wahrheit. Das alte Leben liegt hinter uns und Bosheit und Schlechtigkeit als die Handlungen des alten Menschen haben wir ausgezogen.

Das Fest der Erstlingsgarbe stellt uns nun seine Auferstehung aus den Toten vor. Für den Ausdruck Garbe steht im Hebräischen Gomer, wie JND in einer Fußnote zu diesem Vers angibt. Wenn wir zu 2. Mo 16,32 gehen, finden wir dort, dass ein Gomer von dem Manna aufbewahrt werden musste für alle Geschlechter des Volkes Israels. In dem Manna sehen wir Christus in seiner Menschheit. Ein Gomer von dem Manna und ein Gomer von den Erstlingsfrüchten – was soll uns das vorstellen? Derselbe gepriesene Mensch, der als wahrhaftiger Mensch in diese Welt kam und auf dem Kreuz von Golgatha in völligem Gehorsam unter den Willen Gottes starb, ist wieder auferstanden aus den Toten und lebt nun zur Herrlichkeit Gottes. Gepriesen sei sein Name! Es ist dieser Jesus, aus den Toten auferweckt durch die Herrlichkeit des Vaters, der Anfang einer völlig neuen Ordnung der Dinge als Ergebnis des Ratschlusses Gottes.

Deshalb lesen wir: „Wenn ihr in das Land kommt“. Sie besaßen kein Land in Ägypten und auch nicht in der Wüste, aber dieses Fest sieht sie jenseits des Jordan und innerhalb des Erbteils, das Gott ihnen gab. Die Auferstehung Christi hat uns dieses unermesslich weite himmlische Erbteil geöffnet, jenseits der Macht des Todes. Kein Wunder, dass Petrus es als unverweslich – der Tod kann es nicht antasten, unbefleckt – die Sünde wird es nicht verderben können, und unverwelklich – die Jahre werden es nicht degenerieren können, beschreibt. Wir glauben, dass wo immer wir auch die Auferstehung Christi annehmen, sich unseren Seelen etwas Neues öffnen wird. Auch Paulus schreibt uns in Epheser 1 und 2 von der Größe alles dessen, was in den himmlischen Örtern nun alles unser geworden ist. „Das Land, das ich euch gebe“ zeigt uns aber auch, dass wir uns das nicht verdienen oder erarbeiten können, sondern dass es eine souveräne Gabe Gottes zum Segen für unsere Seelen ist. Es ist sein Land, aber Er gibt es uns, und wir sind aufgerufen, uns dessen durch die Auferstehung Christi zu erfreuen. Dabei ist es bemerkenswert, wie häufig in Epheser 1 im Blick auf Gott betont wird, dass Er etwas getan hat, und dass es für Ihn ist!

Nach unserem Verständnis war diese Garbe bzw. Gomer von Gerste, denn Gerste spricht von der Auferstehung des Herrn und Weizen von seiner himmlischen Herrlichkeit. In Joh 6,9 finden wir, dass es sich bei den fünf Broten um Gerstenbrote gehandelt hat. Johannes ist der einzige der vier Evangelien-Schreiber, der uns dies berichtet; und er ist auch der einzige, der uns etwas von dem Weizenkorn berichtet (Joh 12,24). In Johannes 6,39.40.44.54 haben wir deutlich den Gedanken der Auferstehung vor uns; und wir meinen auch, dass in Johannes 12,24.25 die himmlische Herrlichkeit das Thema ist. Die Gerstenernte fand in Israel sieben Wochen vor der Weizenernte statt. Wir fügen hier eine Bemerkung aus der Feder des wohlbekannten jüdischen Schreibers Dr. Edersheim ein: „Schon am 14. des Monats Nisan wurde die Stelle, von wo aus die erste Garbe geerntet werden sollte, von einer Abordnung des Sanhedrim gekennzeichnet, indem sie in Bündel gebunden wurden; und während sie noch stehen blieben, wurde die Gerste schon geschnitten“.1 Aber davon später mehr.

Eine Garbe der Erstlinge

Das stellt uns also Christus vor als auferstanden aus den Toten, wie wir in 1. Korinther 15,20 lesen: „Nun aber ist Christus aus den Toten auferweckt, der Erstling der Entschlafenen“. Diese Garbe musste dann zu dem Priester gebracht werden. Hier haben wir die erste Erwähnung eines Priesters in diesem Kapitel. Der Priester war jemand, der geheiligt worden war, um in die Gegenwart Gottes nahen zu können. Warum wird der Priester hier eingeführt? Ist es nicht deshalb, um zu zeigen, dass in der Auferstehung Christi der Weg geöffnet worden ist, um direkt in die Gegenwart Gottes eintreten zu können? Dies ist eines der neuen Dinge, von denen wir vorhin gesprochen haben, welches die Ergebnisse seiner Auferstehung sind: ein geöffneter Weg um hinzuzutreten in die unmittelbare Gegenwart Gottes. Jesus ist beides, der Apostel und der Hohepriester unseres Bekenntnisses (Heb 3,1). Mehr noch, wir lesen in Hebräer 9,12: „Er ist ein für alle Mal in das Heiligtum eingegangen“. Er entspricht dem Priester, und als der Auferstandene aus den Toten entspricht Er auch dem Gomer in der Hand des Priesters. Er lebt als der große Hohepriester in der Gegenwart Gottes, die wahre Webe-Garbe zum beständigen Wohlgefallen Gottes.

„Und er soll die Garbe vor dem HERRN weben zum Wohlgefallen für euch; am nächsten Tag nach dem Sabbat soll sie der Priester weben“ (3. Mose 23,11).

Hier kommt ein weiterer erhabener Gedanke vor uns: Annehmlichkeit, Wohlgefallen. Wir schauen aufwärts und sehen diesen Menschen verherrlicht in der Gegenwart Gottes, in den vollen Strahlen göttlicher Gunst, und indem wir Ihn anschauen, denken wir an diesen erhabenen Vers: „Er hat uns angenehm gemacht in dem Geliebten“ (Eph 1,6 mit Fußnote). Was ist mit unseren Sünden? Wir schauen weiter auf Ihn und denken an den Vers: „Dass, wie er ist, auch wir sind in dieser Welt“ (1. Joh 4,17). Christus als auferstanden aus den Toten ist jetzt darin tätig, dass Er alles das, was sein Tod zur Verherrlichung Gottes und zum Segen des Menschen sichergestellt hat, wirksam werden lässt. Er ist in den Himmel eingegangen zu Gott; seine Tätigkeit als Priester hat begonnen; der Mensch ist angenehm gemacht worden in Ihm; und dadurch ist der Weg weit geöffnet worden, um durch den Vorhang hin einzutreten und in priesterlicher Anbetung wahren Gottesdienst darzubringen.

„Und ihr sollt an dem Tag, an dem ihr die Garbe webt, ein Lamm opfern, ohne Fehl, einjährig, zum Brandopfer dem HERRN; und sein Speisopfer: zwei Zehntel Feinmehl, gemengt mit Öl, ein Feueropfer dem HERRN, ein lieblicher Geruch; und sein Trankopfer: ein viertel Hin Wein“ (3. Mose 23,12.13).

In diesen Opfern, die zusammen mit der Erstlingsgarbe gebracht wurden, wird uns im Vorbild alles das vorgestellt, was in dem Leben unseres Herrn zum Wohlgefallen und zur Verherrlichung Gottes hervorgebracht wurde. Alles das wurde durch die Auswirkungen seines Todes bewirkt und gründet sich auf seine Auferstehung aus den Toten. Wenn wir den vollen Ertrag von allem, was Gott durch die Fleischwerdung seines Sohnes sichergestellt hat, erfassen wollen, müssen wir sein Leben, sein Sterben und seine Auferstehung in unseren Herzen festhalten als drei Bereiche eines großen Ganzen. Alles zusammengenommen findet eine herrliche Entsprechung in dem Sohn, dem verherrlichten Menschen zur Rechten Gottes. „Der hinabgestiegen ist, ist derselbe, der auch hinaufgestiegen ist über alle Himmel, damit er alles erfüllte“ (Eph 4,10). Es ist das vollkommen sündlose Leben unseres Herrn, das seinem Tod diese Wirksamkeit verleiht, und das Ergebnis davon sehen wir nun in dem verherrlichten Christus. Diese Eigenschaften finden wir alle in diesem Abschnitt angedeutet, wie wir gerne noch zeigen möchten.

Ein Lamm

Offensichtlich wird uns hierin die Menschheit unseres Herrn vorgestellt. Es gab Gelegenheiten, an denen ein weibliches Opfertier dargebracht werden musste, was auch von Christus sprach (3. Mo 4,28; 4. Mo 19,2), aber hier ist ein männliches Tier gemeint. Es mag sein, dass bei einem weiblichen Opfertier mehr die Seite des Opfertodes Christi unserethalben angedeutet wird, während ein männliches Opfertier mehr den Tod Christi im Blick auf Gott vorstellt. Das Lamm spricht von seiner Unterordnung unter den Willen Gottes, wie Jesaja 53 uns so deutlich zeigt. Es ist ein gewisser Ehrentitel unseres Herrn, wie wir gut wissen: „Siehe, das Lamm Gottes“ (Joh 1,29.36). Wie oft haben wir schon voller Freude und Anbetung diesen Titel über unsere Lippen gebracht! Aber haben wir schon einmal darüber nachgedacht, warum Er nicht Stier Gottes genannt wird oder Ziegenbock Gottes, sondern Lamm Gottes? Dass Abraham so an Ihn gedacht hatte, wissen wir gut (1. Mo 22,8). Aber an dem großen Versöhnungstag musste ein junger Stier für das Haus Aarons gebracht werden und zwei Ziegenböcke für den HERRN und für das Volk (3. Mo 16). Hier jedoch ist es ein Lamm, das ausgewählt wurde. Wie wir meinen und auch schon bemerkt haben, liegt der Grund darin, dass das Lamm die Unterordnung und den Gehorsam unseres Herrn unter den Willen seines Vaters betont. Aber diese Dinge sind es wert, sorgfältig erwogen zu werden, denn all diese Tiere stellen ganz bestimmte Aspekte des Werkes unseres Herrn dar. Dieses Werk ist so groß und umfassend, dass eine einzige Tier-Art nicht ausreicht, es in all seinen Einzelheiten darzustellen. Hier ist es das Lamm, seine Unterordnung unter den Willen seines Vaters, wie die Szene im Garten Gethsemane so anschaulich schildert.

Ohne Fehl

Das stellt uns die vollkommene Menschheit unseres Herrn vor. Ein Fleck ist etwas, was da ist, aber nicht da sein sollte. Ein Fehl ist etwas, was nicht da ist, aber da sein sollte. Im ersten Fall geht es um etwas Überflüssiges, im zweiten Fall um etwas Fehlendes, Mangelndes. Hier sehen wir, dass das Lamm ohne Fehl sein sollte, über einen Fleck wird nichts gesagt. Hier wird uns mehr die Seite vorgestellt, dass jedes angemessene Merkmal, was in einem Menschen gefunden werden sollte, in Christus gesehen wurde. Die neun Früchte des Geistes, die jetzt in uns gefunden werden sollen (Gal 5,22), waren in Christus hier in dieser Welt klar und deutlich zu erkennen. Wir könnten sogar sagen, dass diese neun Kennzeichen eine vollkommene Menschheit vorstellen, denn sie sind ganz sicher eine vom Heiligen Geist bewirkte Reproduktion in uns von dem, was in Christus zu sehen war, als Er hier als vollkommen untergeordneter Mensch seinen Weg ununterbrochen zur Ehre Gottes ging. In absolut jeder Hinsicht war Er der vollkommene Mensch – ohne Fehl.

Einjährig

Das spricht von Christus als dem erstgeborenen Sohn der Maria. Wenn Er nicht ihr erstgeborener Sohn gewesen wäre, hätte sie Ihn ganz natürlich auch nicht als Jungfrau gebären können (Lk 2,7). Die Authorised Version hat hier die Übersetzung von dem ersten Jahr, was diesen Gedanken noch etwas deutlicher macht. Es hat den Anschein, dass über die Jungfrauen-Geburt unseres Herrn schon im Vorbild sorgfältig geachtet wird.

Zum Brandopfer dem HERRN

Diese Art von Opfer hat es immer mit der Hingabe unseres Herrn an den Willen Gottes bis in den Tod zu tun. Wie wir aus 3. Mose 1 wissen, war bei dem Brandopfer alles für Gott. Hier wird nicht so sehr sein Handeln der Sünde wegen vorgestellt, sondern seine Ergebenheit unter den Willen des Vaters; nicht so sehr die Notwendigkeit des Hinwegtuns der Sünde, sondern dem Wohlgefallen Gottes Wirkung verleihen. „Siehe, ich komme… Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, ist meine Lust“; „Siehe, ich komme… um Deinen Willen, o Gott, zu tun“ (Ps 40,8.9; Heb 10,7). Beachten wir, dass in Ps 40 noch gesagt wird, dass es seine Lust (sein Gefallen) ist, den Willen Gottes zu tun, während in Heb 10 diese Worte weggelassen werden. Der Grund dafür liegt darin, dass der Hauptgedanke in Ps 40 das Brandopfer ist, während Heb 10 auch noch das Sündopfer im Blick hat. Es war immer die Freude des Herrn, den Willen des Vaters in diesem Brandopfer-Charakter auszuführen, aber es konnte nicht seine Freude sein, in dem Sündopfer-Charakter zur Sünde gemacht zu werden. Deshalb fehlen die Worte meine Lust (mein Gefallen), wenn es um die Sünde geht. In unserem Abschnitt ist es also ein Brandopfer, das zusammen mit der Webe-Garbe gebracht werden sollte – das, was Christus durch sein Sterben am Kreuz zum Wohlgefallen Gottes bewirkt hat.

Sein Speisopfer

In diesem Opfer sehen wir das Leben Christi. Das Wesen eines Speisopfers ist, dass man sich davon nähren kann. Das sehen wir auch in Joh 6. Der Herr spricht in diesem Kapitel von sich selbst als dem Brot, und zwar unter drei verschiedenen Gesichtspunkten:

  • das Brot Gottes (Vers 33): das zeigt, was Er für das Herz Gottes ist
  • das lebendige Brot (Vers 51): das zeigt, was Er in sich selbst ist
  • das Brot des Lebens (Vers 35): das zeigt, was Er für uns ist.

Als das Speisopfer in dieser Welt erfüllte Er das Herz Gottes; Er besaß Leben in sich selbst, und Er gab allen, die Ihn im Glauben annahmen, dieses Leben.

Das Speisopfer musste mit Öl gemengt werden. Das zeigt uns im Vorbild die Tatsache, dass der Herr Jesus als Mensch durch den Heiligen Geist gezeugt wurde. Wenn in anderen Schriftstellen betont wird, dass Er mit Öl gesalbt wurde, dann weist uns das auf die Szene nach seiner Taufe am Ufer des Jordan hin, wo unser Herr öffentlich gesalbt wurde. Gemengt mit Öl weist dagegen auf seine Zeugung durch den Geist Gottes und seine Geburt von einer Jungfrau hin. So erinnert uns dieses Speisopfer hier an den Sohn Gottes in seiner vollkommen Menschheit in dieser Welt unter dem Auge Gottes.

Feinmehl

Das redet zu uns von der Beschaffenheit seines Mensch-Seins. Der Ausdruck Feinmehl bedeutet wirklich der feinste Teil des Weizenmehls (Fußnote in der JND-Übersetzung zu 3. Mose 2,1). Es ist schon gesagt worden, dass unser Herr keine herausstechende Charaktereigenschaft hatte (J. G. Bellett). In jeder Hinsicht und in jedem Kennzeichen war Er vollkommen. Nicht ein einziges Merkmal seines Mensch-Seins stand zum Nachteil eines anderen im Vordergrund. In Ihm bestand alles in einer vollkommenen Harmonie. Beim Mehl ist es so, dass, je härter das Mahlen, je größer der Druck ist, umso feiner wird das Ergebnis. So war es auch bei unserem Herrn. Wo lastete der Druck am stärksten auf Ihm? Im Garten Gethsemane. Und was kam dabei hervor? „Nicht mein Wille, sondern der deine geschehe“. Bei uns ist es so, dass Druck nur das Grieß hervorbringt und unsere wenig annehmlichen Eigenschaften offenbar macht. Aber bei unserem Herrn diente es nur dazu, seine vollkommene Menschheit nur umso herrlicher zum Vorschein zu bringen.

Die Tatsache, dass es Weizenmehl war, erinnert uns auch daran, dass Er „der zweite Mensch vom Himmel“ ist (1. Kor 15,47). Allem, was Er tat und sagte, gab Er einen himmlischen Charakter. So führt uns dieses Speisopfer von Feinmehl gemengt mit Öl in unseren Gedanken zu der heiligen Zeugung unseres Herrn, gefolgt von seinem vollkommenen Weg des Gehorsams, wo jedes sichtbare Merkmal seines Mensch-Seins ein ununterbrochenes Wohlgefallen für das Herz Gottes war. Das Maß von zwei Zehnteln lassen wir hier einmal unkommentiert stehen, weil es später in diesem Kapitel noch einmal vor uns kommt.

Können wir uns im Licht dieser Dinge überhaupt noch fragen, warum Christus aus den Toten auferweckt wurde und Ihm der höchste Platz in der Herrlichkeit Gottes gegeben wurde? Wer könnte für einen solchen Platz würdiger sein? Von der Krippe bis zum Kreuz konnte jedes Kennzeichen einer vollkommenen Menschheit an Ihm gesehen werden. Seine sündlose Vollkommenheit, sein Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes, der Ihn bis an das Kreuz führte – ein Brandopfer, bei dem alles zum Wohlgefallen Gottes war. Und alles wurde miteinander verbunden zu „einem Feueropfer dem HERRN, ein lieblicher Geruch“. Könnte irgendein anderer und ist je irgendein anderer derart zum lieblichen Wohlgefallen für Gott gewesen? Können wir uns wirklich noch fragen, warum Gott Ihm nun den höchsten Platz in der Herrlichkeit gegeben hat? Es scheint, dass all diese Opfer, die hier mit der Webegarbe gebracht werden sollten, uns zeigen sollen, dass dieser Eine, den Gott auferweckt und verherrlicht hat, sich alles dessen würdig erwiesen hat. Wie hätte Er sonst den Ausgang dieses vollkommenen Weges beantworten sollen? So sehen wir also in Christus in der Herrlichkeit Gottes die Antwort Gottes auf alles das, was zum bleibenden Wohlgefallen Gottes in seinem Leben auf der Erde sichtbar geworden ist. Aber es bleibt noch ein weiteres Opfer in diesem Zusammenhang zu betrachten.

Sein Trankopfer: ein viertel Hin Wein

Hier wird zum ersten Mal im 3. Buch Mose ein Trankopfer erwähnt. In dem Gleichnis von Jotham hören wir, dass Wein Götter und Menschen erfreut (Ri 9,13). Dadurch bekommen wir eine gewisse Vorstellung über den Grund für das Darbringen eines Trankopfers, denn anders als bei den übrigen Opfern, finden wir im 3. Buch Mose keine Anordnungen bezüglich der Trankopfer. In den Stellen, wo davon gesprochen wird, hat es anscheinend den Gedanken von Freude. Paulus vergleicht sich in Philipper 2,17 mit einem Trankopfer. Das Trankopfer, das hier an unserer Stelle dazu gebracht werden sollte, deutet die Freude Gottes an, die ihren Grund in Christus zur Rechten Gottes in der Herrlichkeit hat. Dafür war die Auferweckung Christi nötig. Das ist auf einer Linie mit Psalm 16,11: „Fülle von Freuden ist vor deinem Angesicht“. Auch dort haben wir die Auferstehung vor uns. So spricht dieses Trankopfer von der Freude, die Gott jetzt an Christus in der Herrlichkeit hat als einer vollkommenen Entsprechung all seiner Absichten – es ist die passende Ergänzung all der anderen Opfer dieses Abschnittes.

„Und Brot und geröstete Körner und Jungkorn sollt ihr nicht essen bis zu ebendiesem Tag, bis ihr die Opfergabe eures Gottes gebracht habt: eine ewige Satzung bei euren Geschlechtern in allen euren Wohnsitzen“ (3. Mose 23,14).

Dieser Vers macht deutlich, dass es für die Menschensöhne nichts geben konnte, solange Gott nicht seinen Anteil in Christus, auferstanden aus den Toten, gesichert hatte. Aus den Briefen lernen wir, dass Gott uns in Christus unendlich viel geschenkt hat, aber Er musste erst verherrlicht sein, bevor wir an der Ernte teilhaben konnten. Wenn wir die drei hier erwähnten Dinge einmal in umgekehrter Reihenfolge betrachten, werden wir diesen Gedanken besser verstehen. Das Jungkorn spricht von der vollen Kraft des Lebens. Geröstete Körner sprechen von dem Tod dieser Körner. Und das Brot sind diese gleichen Körner, wie sie jetzt Nahrung für unsere Seelen sind. Das Jungkorn stellt uns den Herrn Jesus vor in seinem Leben in dieser Welt. Die gerösteten Körner zeigen, dass dieses Leben unter dem Gericht Gottes in den Tod gehen musste. Das Ergebnis davon ist Brot – Christus, wie wir Ihn als Nahrung für unsere Seelen aufnehmen. In dem auferstandenen Christus ist uns eine reiche Ernte geschenkt, ebenso viel auch in seinem Tod, und auch nicht weniger in seinem Leben; aber nicht ein Korn davon konnten wir nehmen, bevor Er nicht aus den Toten auferweckt und Ihm der gebührende Platz in der Gegenwart Gottes gegeben wurde.

Bei diesem Fest ist keine Rede von einer heiligen Versammlung, aber es liegt eine besondere Betonung auf allen euren Wohnsitzen. In diesem Fest wird Christus vorgestellt in seinem verantwortlichen Mensch-Sein, wie Er den Willen Gottes ausgeführt hat und als Antwort darauf aus den Toten auferweckt worden ist. Wenn wir dieses Fest in unseren Wohnungen beachten und vor Gott darüber nachdenken, was der Mensch für das beständige Wohlgefallen Gottes ist, dann wird das seine Auswirkung auf jede Einzelheit in unserem Leben haben. Wenn wir nur ein wenig davon verstehen, was Er war und jetzt ist, wird uns das veranlassen, zu Ihm hin zu wachsen, um Ihm ähnlicher zu werden. „Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt nach demselben Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den Herrn, den Geist“ (2. Kor 3,18). Es scheint das Verlangen Gottes zu sein, dass die moralischen Schönheiten des Herrn Jesus nun aus uns in unseren Wohnungen hervorstrahlen. Das nächste Fest wird uns zeigen, wie dies erreicht wird.

Fußnoten

  • 1 Edersheim, Alfred: The Temple, Its Ministry and Services as They Were at the Time of Jesus Christ, 1923
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