1. und 2. Petrus

2. Petrus 3

Mit den Belehrungen dieses Abschnittes gibt uns der Apostel eine Betrachtung, die von der vorigen wesentlich abweicht. Wohl wendet sich Petrus an dieselben Leser, also an die Christen aus dem Judentum in der Zerstreuung, aber es ist eine andere Klasse von Menschen, die er, geleitet durch den Heiligen Geist, in das Licht des Wortes Gottes stellen will, Menschen, die in den letzten Tagen leben und einen ungünstigen Einfluss auf ihre Umwelt ausüben. Angesichts dessen ist Petrus als ein guter Hirte in Sorge um die „Geliebten“ und will sie in diesem zweiten Brief durch Erinnerung in ihrer lauteren Gesinnung aufwecken, wie er es bereits im ersten Kapitel zum Ausdruck gebracht hat. Es lag nicht in seiner Absicht, den Heiligen etwas Neues zu bringen, aber er wurde geführt, die Geschehnisse vom Beginn der Schöpfung an bis zu ihrem Ende so deutlich zu beschreiben, wie wir es anderswo in der Heiligen Schrift nicht finden.

Die Spötter der letzten Tage wollen nicht gerade die Christen selbst verspotten, wohl aber ihre Erwartung bezüglich der bevorstehenden Ankunft des Herrn Jesus. Sie kennen nur das Sichtbare, vertrauen darauf und sind davon ganz eingenommen. Es ist die skeptische und materialistische Klasse der Philosophie, die die Quellen der Wahrheit und der Gerechtigkeit verdirbt. Das Wort Gottes, die ewige Wahrheit, ist für diese Menschen wertlos, und da sie in ihren Gewissen nicht länger beunruhigt werden wollen, leugnen sie sogar das Dasein Gottes, ohne natürlich den geringsten Beweis für ihre Behauptungen antreten zu können. Ihr Eigenwille hindert sie zu erkennen, dass die Schöpfung durch das machtvolle Wort Gottes entstanden ist. „Denn nach ihrem eigenen Willen ist ihnen dies verborgen, dass von alters her Himmel waren und eine Erde, entstehend aus Wasser und im Wasser durch das Wort Gottes, durch welche die damalige Welt, vom Wasser überschwemmt, unterging.“

Auf diese unzweideutige Feststellung folgt die Androhung des Gerichts: „Die jetzigen Himmel aber und die Erde sind durch sein Wort aufbewahrt, für das Feuer behalten auf den Tag des Gerichts und des Verderbens der gottlosen Menschen.“ Welch ein Erwachen wird es für die gottlosen Menschen geben, wenn sie plötzlich vor dem Richter stehen, den sie in diesem Leben nicht anerkennen wollten! Ein ewiges Verderben wird ihr Los sein. Wiederum werden die Christen, wie auch später noch, „Geliebte“ genannt, und es wird ihnen eröffnet, „dass ein Tag bei dem Herrn ist wie tausend Jahre, und tausend Jahre wie ein Tag.“ Wenn weiterhin gesagt wird: „Der Herr verzieht nicht die Verheißung“, so will uns das sagen: Er wird die Zusage seines Wiederkommens zur Entrückung seiner Braut ganz bestimmt verwirklichen. Wenn Er noch nicht gekommen ist, dann können wir darin seine Langmut erkennen, „da er nicht will, dass irgend welche verloren gehen, sondern dass alle zur Buße kommen.“

Da erneut von einem Tag gesprochen wird und von Petrus insgesamt vier Tage genannt werden, wird es gut sein, auf diese Tage näher einzugehen. Paulus spricht in den Thessalonicherbriefen ebenfalls „vom Tag des Herrn“, aber nur dort, während er in den Korintherbriefen und im Philipperbrief auf den „Tag Jesu Christi“ hinweist. Dieser, den er auch „den Tag Christi“ und „den Tag des Herrn Jesu“ nennt, ist nicht gleichbedeutend mit dem „Tag des Herrn“. Er steht im Zusammenhang mit der Verantwortung der Gläubigen und ihrem Offenbarwerden. Der Tag des Herrn hingegen hat es mit dem Gericht und mit der Regierung der Welt zu tun. In 1. Thessalonicher 4,16–17 schreibt Paulus: „Denn der Herr selbst wird mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen vom Himmel, und die Toten in Christo werden zuerst auferstehen; danach werden wir, die Lebenden, die übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und also werden wir allezeit bei dem Herrn sein.“ Damit beginnt der „Tag Jesu Christi“, der enden wird, wenn die Seinen vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden und die Hochzeit des Lammes stattfindet, zu der sie die „feine Leinwand, glänzend und rein“, tragen.

Alsdann sehen wir in Offenbarung 19 den Himmel geöffnet, den Herrn auf weißem Pferd sitzen und die Kriegsheere auf weißen Pferden Ihm folgen. Hier haben wir „den Tag des Herrn“, mit dem Paulus in den Thessalonicherbriefen und anderen Stellen beschäftigt ist. „Dieser Tag kommt nicht, es sei denn, dass zuerst der Abfall komme und offenbart worden sei der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, welcher widersteht und sich selbst erhöht über alles, was Gott heißt.“ Diesem Höchstmaß der Empörung, der Überheblichkeit und Gottlosigkeit des Menschen folgt das Gericht. Ehe aber die Gerichte in Offenbarung 19 beginnen, werden seine Knechte in Sicherheit gebracht. Deswegen hören wir sie sagen: „Lobt unseren Gott, alle seine Knechte“ (Off 19,5). Jetzt steht der Ausübung der Rache des Sohnes des Menschen nichts mehr im Weg. In Vers 15 lesen wir: „Er tritt die Kelter des Weines des Grimmes des Zornes Gottes, des Allmächtigen.“ Danach findet der Gerichtstag in Matthäus 25,31–46 statt. Dort sehen wir Ihn „auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen; und vor ihm werden versammelt werden alle Nationen“.

Petrus sieht über diese Gerichtsvorgänge hinweg und berührt auch die zwei weiteren Schläge der Gerichte nicht, die der Herr selbst ausführen wird. Es sind die Gerichtsschläge, von denen wir am Schluss von Daniel 12 lesen, die den König des Nordens und Gog und Magog treffen. Die Zeit des Reiches, dessen überreiche Segnungen nun beginnen und tausend Jahre lang währen, beschreibt der Apostel ebenfalls nicht. Er sieht mehr den Abschluss des Tages oder das Ende des Reiches, „an welchem die Himmel vergehen werden mit gewaltigem Geräusch, die Elemente aber im Brand werden aufgelöst und die Erde und die Werke auf ihr verbrannt werden.“ Und nachdem er hieran eine Warnung für die Gläubigen angeschlossen hat, geht er über zum „Tage Gottes“, den sie damals und wir heute erwarten und beschleunigen sollten. Wir sind dazu imstande, indem wir mit einem sehnlichen Verlangen im Herzen auf die ewige, unbegrenzte Herrlichkeit warten. Ein sehnlich wartendes Herz des einzelnen und eine sehnlich wartende Versammlung beschleunigen diesen Tag, der wohl einen Anfang, aber kein Ende haben wird. In Offenbarung 21, l – 7 wird er näher beschrieben. Das Endergebnis dieser ewigen Glückseligkeit wird vom Himmel her in die Worte gekleidet: „Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen!“

In 1. Korinther 15 finden wir einen Bericht über das Ende des Reiches, das den Beginn des „Tages Gottes“ bedeutet. In Vers 24 wird zum Ausdruck gebracht: „Dann das Ende (des Reiches), wenn er das Reich dem Gott und Vater übergibt, wenn er weggetan haben wird alle Herrschaft und alle Gewalt und Macht.“ Dann ist das Veränderliche in dem Unveränderlichen aufgegangen, alles, was im Widerspruch mit Gottes Autorität stand, ist hinweggetan. Auch der letzte Feind, der Tod, ist beseitigt. „Denn er muss herrschen, bis er alle Feinde unter seine Füße gelegt hat.“ Die Herrschaft des Todes besteht nun nicht mehr. Die Toten müssen vor dem großen weißen Thron erscheinen, um gerichtet zu werden.

Wie aber ist Vers 28 zu verstehen, in welchem gesagt wird: „Wenn ihm aber alles unterworfen sein wird, dann wird auch der Sohn selbst dem unterworfen sein, der ihm alles unterworfen hat, auf dass Gott alles in allem sei“? Er hat als Sohn des Menschen seine Herrschaft beendet, mit anderen Worten: Den Auftrag, den Gott Ihm gegeben hat, hat Er vollkommen ausgeführt. Sein irdisches Reich hat aufgehört, d. h. hinsichtlich der Herrschaft, die Gott Ihm als Mensch nach Psalm 2 und 8 gab. Alsdann aber beginnt seine himmlische, göttliche Regierung, die ewig unwandelbar sein wird. Gott ist es jetzt, der allein handelt; das will sagen, dass der Sohn keinen ferneren Auftrag des Vaters auszuführen hat. In dem Namen „Gott“ ist die Dreieinheit Gottes zu verstehen, die in alle Ewigkeit kein Ende nehmen wird.

Von diesem Tag Gottes spricht Petrus in Vers 12: „Indem ihr erwartet und beschleunigt die Ankunft des Tages Gottes, dessentwegen die Himmel, in Feuer geraten, werden aufgelöst und die Elemente im Brand zerschmelzen werden.“ Dazu in Vers 13: „Wir erwarten aber, nach seiner Verheißung, neue Himmel und eine neue Erde, in welchen Gerechtigkeit wohnt.“

Die weiteren Verse sind leicht verständlich, weil sie aber ermunternd und warnend für uns sind, seien sie im folgenden wiedergegeben. „Und achtet die Langmut unseres Herrn für Errettung“ usw. „Ihr nun, Geliebte, da ihr es vorher wisst, so hütet euch, dass ihr nicht, durch den Irrwahn der Ruchlosen mitfortgerissen, aus eurer eigenen Festigkeit fallt. Wachst aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus. Ihm sei die Herrlichkeit, sowohl jetzt als auch auf den Tag der Ewigkeit! Amen.“ Zu „dem Tag der Ewigkeit“ sei noch darauf hingewiesen, dass wir hierin den ewigen, durch nichts mehr zu verändernden, zeitlosen Zustand erkennen. Wir sehen, dass alle Wege Gottes, sowohl mit den Seinen als auch mit der Welt, zu seiner Verherrlichung gereichen. „Unserem Gott und Vater aber sei die Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“

« Vorheriges Kapitel