Ährenlese im Neuen Testament (2. Korinther)

Kapitel 7-10

Ährenlese im Neuen Testament (2. Korinther)

2. Korinther 7,2–12

Die Liebe des Christus hatte das Herz des Paulus fest mit seinen Korinthern verbunden. Und diese Liebe war ebenso wahr und ebenso gross, als er ihnen seinen ersten,strengen Brief schrieb. Aber jetzt ist sein Herz weit: er kann seine Zuneigungen frei sprechen lassen. Liebe, junge Freunde, vergesst nie, dass die, die euch -wenn nötig -mit der grössten Strenge zurechtweisen und warnen, gewöhnlich die gleichen sind, die euch am meisten lieben (Offenbarung 3,19).

Die Versammlung hatte das Böse in ihrer Mitte gerichtet; dadurch hatte sie ihre Reinheit und Geradheit gezeigt (Vers 11). Wenn sie eine schreckliche Sünde geduldet hatte, so geschah es aus Unwissenheit und Nachlässigkeit. Die Korinther hatten sich ebensosehr über ihren Zustand zu demütigen, wie über das Böse, das dadurch in ihre Mitte gekommen war. Nun waren sie Gott gemäss darüber betrübt worden.

Der 10. Vers zeigt uns, dass ein ledigliches Bedauern, die Scham, die Gewissensbisse noch keine Busse sind. Diese besteht darin, unsere Sünden in gleicher Weise wie Gott zu beurteilen, das Böse zu erkennen und zu verlassen, handle es sich nun um Taten vor oder nach unserer Bekehrung (Sprüche 28, 13). Busse ist die erste Frucht des Glaubens. Gott gemäss betrübt sein, ist somit eine Sache, über die man sich freuen kann (Vers 9). Hat jeder unserer Leser wirklich Busse getan?

2. Korinther 7,13–8,8

Der Gehorsam der Korinther hatte in Titus Freude und Zuneigung zu ihnen geweckt und Paulus dadurch doppelt erfreut und gestärkt (Kapitel 7,13.15). Aber sie waren noch weit entfernt vom Eifer der Heiligen von Macedonien (Kapitel 8). Diese Gläubigen hatten nicht einfach einen Teil ihrer Mittel und ihrer Zeit gegeben. Sie hatten nicht, wie manche, bis zum Ende ihres Lebens gewartet, um Gott nur noch die kläglichen Reste ihrer Kräfte zu bringen. Nein, sie hatten «zuerst» sich selbst gegeben. Sie begannen auch nicht mit dem Dienst an den Heiligen. Nein, sie hatten sich zuerst «dem Herrn» gegeben. Und diese erste Gabe hatte alle andern nach sich gezogen. Sie gehörten auch den Aposteln, den Dienern des Herrn. War das eine mühsame Sache für die Macedonier? Im Gegenteil! «Die Überströmung ihrer Freude» konnte sogar «eine grosse Drangsalsprüfung» ertragen, und «ihre tiefe Armut» sich in den «Reichtum ihrer Freigebigkeit» verwandeln (Vers 2). Was wir leicht eine Last nennen könnten, nannten sie eine «Gnade» (Vers 4). Gott schenke uns diese glückliche Hingabe an unseren Herrn! Auch wir haben das Vorrecht, Ihm durch den Dienst an den Seinigen zu dienen.

2. Korinther 8,9–24

Was war die Liebe der Macedonier im Vergleich zum höchsten Beispiel «unseres Herrn Jesus Christus»? Sie hatten nicht selbst ihre tiefe Armut gewählt (Vers 2). Aber Er, «der Erbe aller Dinge» (Hebräer 1,2) hat seine himmlischen Herrlichkeiten verlassen und ist arm geworden, wurde in einem Stall geboren und ist hienieden «der Arme» gewesen, der keinen Ort hatte, wo Er sein Haupt hinlegen konnte (Vers 9; Psalm 40,17; 41,1; Lukas 9,58). Warum? Um uns diese gleichen Herrlichkeiten zu schenken und uns zu seinen Miterben zu machen. Anbetungswürdiges Geheimnis der Gnade!

Die Korinther hatten ihren glücklichen Wunsch, den Versammlungen zu helfen, nicht ganz ausgeführt. Der Apostel schreibt ihnen, dass das Wollen gut, das Tun aber noch besser sei. Wie steht es mit unseren guten Vorsätzen? -sie bleiben nur allzuoft Vorsätze: diese Bibel oder jener christliche Kalender, die wir jemandem geben wollten – dieser Besuch bei einem Kranken -jener kleine Dienst, zu dem wir Gelegenheit gehabt hätten ... Gott gebe uns die gleiche Bereitschaft zum Wollen wie zum Tun (Verse 11, 12). Er ist es, der das eine und das andere nach seinem Wohlgefallen in uns wirkt (Philipper 2, 13), aber die Verzögerung zwischen der Bewegung unseres Herzens und der unserer Hand kommt von unserer Nachlässigkeit.

Es war die Sorge des Paulus, nicht nur vor jedem Betrug bewahrt zu bleiben, sondern selbst vor jedem Anschein des Bösen vor den Menschen.

2. Korinther 9,1–15

Lasst uns in der gegenwärtigen Zeit der Aussaat mit vollen Händen säen (d.h. geben), damit wir am Tag der Ernte unsere Zurückhaltung nicht bereuen müssen, ohne etwas daran ändern zu können (vergleiche Vers 6 und Lukas 6, 38). Was Gott uns aufs Herz legt, wollen wir tun – und fröhlich tun! Denn was wir für uns behalten, wird uns nicht reicher machen, und was wir geben, wird uns nie ärmer machen (Sprüche 28, 27). Die Gnade Gottes wird uns immer und alles geben – nicht alles, was uns gefallen mag – aber alles, was genügt (Vers 8). Die Verse 11 und 14 erinnern uns daran, dass die uneigennützige Freigebigkeit bei denen, die unterstützt werden, Danksagung gegen Gott und Gebete für die Geber hervorbringen. Von der Frage der Wohltätigkeit ausgehend, die wir als nebensächlich betrachten könnten, weiss der Apostel unsere Gedanken auf die herrlichsten Gegenstände zu richten: die Erniedrigung des Herrn (Kapitel 8, 9) und die unaussprechliche Gabe Gottes (Vers 15). Befleissigen auch wir uns, von den Kleinigkeiten, die unser tägliches Leben ausmachen, zu den glückseligen Wahrheiten unseres Glaubens überzugehen. Eine einfache Mahlzeit, eine Familienzusammenkunft, ein Geschenk, das mit Liebe gemacht oder empfangen wird: das sind Gelegenheiten, Gott zu danken und an die höchste Gabe zu denken, die der Gott der Liebe dieser Welt gemacht hat, indem Er seinen Sohn sandte (Vers 15; Johannes 3, 16).

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