Das Berufsleben des Christen
Biblische Grundsätze für das Berufsleben

Wie soll ein Christ arbeiten?

Das Berufsleben des Christen

Wir kommen nun zu dem „Wie“ der Arbeit eines Christen. Vermutlich gibt es kein anderes Thema, welches das Arbeitsleben eines Christen betrifft und im Neuen Testament derart ausführlich behandelt wird. In fast allen Briefen finden wir Hinweise in Bezug auf das Arbeitsleben. Daher wollen wir diesem „Wie“ besondere Aufmerksamkeit widmen. Durch ein gutes „Wie“ werden wir das Zeugnis für ungläubige Menschen sein können, das Gott von uns erwartet. Da es an einigen Stellen Überschneidungen zu in diesem Buch bereits behandelten Themen gibt, lassen sich kurze Wiederholungen (wie die im nächsten Abschnitt) nicht vermeiden.

Sklave – Arbeitnehmer

Im Neuen Testament lesen wir von Sklaven bzw. Hausknechten. Sie waren Leibeigene, die über keine eigenen Rechte verfügten, und wurden wie Sachen und nicht wie Personen behandelt. Ihre Situation kann man sicher nicht ohne Weiteres mit den Rechten und Pflichten heutiger Arbeitnehmer vergleichen. Insofern sollten die Anweisungen der Bibel an die Sklaven und Hausknechte nur mit aller Vorsicht auf Arbeitnehmer angewendet werden. Dennoch gibt es eine Reihe von Grundsätzen, die sowohl für die Sklaven der damaligen Zeit als auch für Arbeitnehmer heute gelten. Wir wollen einmal die Anweisungen der Apostel lesen und dann auf unser Arbeitsleben beziehen.

Belehrungen aus Epheser 6,5–8 und Kolosser 3,22–25

Zunächst sehen wir uns die grundlegenden Hinweise an, die der Apostel Paulus im Epheser- und Kolosserbrief im Blick auf Sklaven aufgeschrieben hat.

Der Epheserbrief

„Ihr Knechte, gehorcht den Herren nach dem Fleisch mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures Herzens, als dem Christus; nicht mit Augendienerei, als Menschengefällige, sondern als Knechte Christi, indem ihr den Willen Gottes von Herzen tut und mit Gutwilligkeit dient, als dem Herrn und nicht den Menschen, da ihr wisst, dass, was irgend ein jeder Gutes tut, er dies vom Herrn empfangen wird, er sei Sklave oder Freier“ (Eph 6,5–8).

Im Epheserbrief finden wir den Ratschluss Gottes im Blick auf den Einzelnen (Kapitel 1) und hinsichtlich der Versammlung Gottes (Gemeinde, Kirche; Kapitel 2). Im zweiten Kapitel zeigt uns der Geist Gottes, wie Menschen, die in ihren Sünden und Vergehungen tot waren, Teil an diesem himmlischen Ratschluss bekommen können. In Kapitel 3 lernen wir dann, wie wir diesen Ratschluss Gottes überhaupt kennenlernen konnten: Gott bzw. der verherrlichte Herr Jesus Christus hatte dem Apostel Paulus die Verwaltung dieses Ratschlusses anvertraut.

Ab Kapitel 4 wird dieser Ratschluss Gottes nun auf das praktische Leben der Erlösten angewendet. Zunächst geht es um die Seite der Gemeinde Gottes, dann um unser persönliches Leben gegenüber Christen und Ungläubigen. Ab Kapitel 5,22 schreibt der Apostel Paulus den Gläubigen, wie sie ihr Leben in Ehe, Familie und am Arbeitsplatz gestalten sollten. Sie waren damals oft entweder Sklaven oder Herren. Wir sind heute meistens Arbeitnehmer oder Vorgesetzte bzw. Arbeitgeber. In all diesen Beziehungen sollten wir uns bewusst sein, dass wir Menschen sind, die eigentlich zum Himmel gehören und daher auch mit dem Herrn Jesus, der heute schon im Himmel ist, verbunden sind (Kapitel 1–3). Diese Beziehung sollen wir in Ehe, Familie und Beruf sichtbar machen. Deshalb besteht der Apostel Paulus gerade in den Briefen, die unsere erhabene Verbindung mit Christus beschreiben, darauf, dass unsere Lebenspraxis dieser Beziehung zu Christus entspricht.

Der Kolosserbrief

„Ihr Knechte, gehorcht in allem euren Herren nach dem Fleisch. Nicht in Augendienerei, als Menschengefällige, sondern in Einfalt des Herzens, den Herrn fürchtend. Was irgend ihr tut, arbeitet von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen, da ihr wisst, dass ihr vom Herrn die Vergeltung des Erbes empfangen werdet; ihr dient dem Herrn Christus. Denn wer unrecht tut, wird das Unrecht empfangen, das er getan hat; und da ist kein Ansehen der Person“ (Kol 3,22–25).

Ein wichtiger Unterschied zwischen dem Epheser- und Kolosserbrief liegt darin, dass der Apostel Paulus im Kolosserbrief in den Ermahnungen ab Kapitel 3,18 besonders die Schwachpunkte der Personengruppen im Auge hat, die er ermahnt. Aus diesem Grund betont er besonders die weitreichende Autorität der übergeordneten Personengruppen (Ehemann, Eltern, Herren). Wer diesen Gruppen untergeordnet ist, würde diese Autorität oftmals gerne einschränken – das aber lässt der Apostel nicht zu. Er betont immer wieder ausdrücklich, dass der Gehorsam umfassend und geradezu ausnahmslos gilt.

Im Kolosserbrief sehen wir, dass unser Verhalten am Arbeitsplatz das praktische Ergebnis der unauflösbaren Verbindung der Erlösten mit ihrem Herrn Jesus im Himmel sein sollte. Er ist das Haupt, das von seinem Leib, der Versammlung (Gemeinde), nicht zu trennen ist. So sollen die Erlösten an ihrem Arbeitsplatz als Sklaven oder Herren durch ihr Verhalten zeigen, dass Christus ihr Herr und himmlischer Führer ist.

Unter Befehlsgewalt

Zunächst geht es darum, dass wir uns dessen bewusst sind, dass wir als Arbeitnehmer nicht „Herren“, sondern „Knechte“ sind. Ein Arbeitgeber hat andere Pflichten als ein Arbeitnehmer. Er hat auch andere Rechte. Wer Arbeitnehmer ist, hat eine Autorität über sich: den Arbeitgeber oder Vorgesetzten. Er mag noch so intelligent und fleißig sein, noch so erfolgreich und vielleicht besser und erfolgreicher als sein Vorgesetzter. Dennoch bleibt er Arbeitnehmer bzw. Untergebener. Das darf er nicht vergessen.

Von dieser Autorität lesen wir sehr anschaulich in einer Begebenheit aus dem Leben des Herrn Jesus. Ihm begegnete ein heidnischer und zugleich gottesfürchtiger Hauptmann. Er spricht von seiner Arbeitsbeziehung zu den „Mitarbeitern“: „Denn auch ich bin ein Mensch, der unter Befehlsgewalt gestellt ist, und habe Soldaten unter mir; und ich sage zu diesem: Geh!, und er geht; und zu einem anderen: Komm!, und er kommt; und zu meinem Knecht: Tu dies!, und er tut es“ (Lk 7,8). Wenn auch diese Autorität heute oftmals nicht mehr so aggressiv ausgeübt wird, so haben die Arbeitgeber und Führungskräfte eine solche Autorität im Prinzip dennoch bis in unsere Zeit hinein.

Es geht in diesem Vers nicht um „geistliche“ Herren, also um eine Hierarchie in der Gemeinde Gottes, die es nach der Schrift nicht gibt. Der Apostel spricht von der Autorität im irdischen Bereich – Paulus spricht deshalb hier davon: nach dem Fleisch. Mit „Fleisch“ ist hier übrigens nicht die alte, böse Natur des Menschen gemeint, auch nicht ein verwandtschaftliches Verhältnis, sondern einfach eine irdische Beziehung.

Gehorsam, Unterordnung – Respekt

Knechte sollen ihren „Herren nach dem Fleisch“ gehorsam sein. Die Sklaven wurden nämlich aufgerufen, ihren Herren „mit Furcht und Zittern“ gehorsam zu sein: „Ihr Knechte, gehorcht den Herren nach dem Fleisch mit Furcht und Zittern“ (Eph 5,6). Im Kolosserbrief benutzt der Apostel den weitesten Rahmen, den man sich im Blick auf den Gehorsam der Sklaven vorstellen kann: „in allem“. Er lässt also überhaupt keine Einschränkungen für Sklaven zu. Angesichts böser und ungerechter Vorgesetzter mag das vielen hart erscheinen. Aber es ist nicht nach Gottes Willen, wenn wir versuchen, uns irgendein „Schlupfloch“ zu schaffen, indem wir meinen, wir brauchten uns den „verkehrten“ Herren nicht unterzuordnen, sondern nur den „guten und milden“ (vgl. 1. Pet 2,18).

Wir sollten bereit sein, diese von Gott gegebene Autorität über uns zu akzeptieren – und zwar vollständig. Dabei dürfen wir auch nicht vergessen, dass wir es im Vergleich zu den Sklaven damaliger Zeit sehr gut haben.

Sklaverei hat es als eine Folge der Sünde und Unterdrückung schon immer gegeben. Gott wollte Menschen nicht in Sklaven und Freie unterscheiden. Deshalb werden in der neuen Schöpfung diese Unterschiede einmal vollständig aufgehoben sein (vgl. Gal 3,28; Kol 3,11). Aber solange wir noch auf der Erde sind, müssen wir davon ausgehen, dass es nicht nur Arbeitgeber und Arbeitnehmer, sondern sogar Sklaverei geben wird, jedenfalls bis zum 1000-jährigen Friedensreich. Der Apostel Paulus prangert Sklaverei in seinen Briefen nicht an. Das sollte uns in der heutigen Zeit willig machen, unseren – im Vergleich zu damals sicher erträglichen – Vorgesetzten gegenüber treu und gehorsam zu sein.

Anwendung auf die heutige Zeit

Heute wird von Mitarbeitern in aller Regel erwartet, dass sie mitdenken und selbstständig ihre Arbeit ausführen. Wir sollen also in dieser Hinsicht keine Drückeberger sein, sondern rechtzeitig Bedenken anmelden, falls aus unserer Sicht ein vorgeschlagener oder sogar angeordneter Weg in die Irre führt. Allerdings sollten wir als Christen dabei bedenken, dass „Bedenkenträger“ in einer modernen Arbeitsgesellschaft durchaus nicht überall freudig gesucht werden. Einerseits wird erwartet, dass man nicht zu allem Ja sagt. Andererseits tut sich bis heute jeder damit schwer, wenn seine Arbeit oder seine Strategie kritisch hinterfragt wird.

Furcht und Zittern

„Furcht und Zittern“ (Eph 6,5) im Blick auf uns selbst ist eine Gesinnung, die wir uns immer erhalten sollten. Nur so werden wir bewahrt, durch Egoismus und falsche Motive zu sündigen.

Wir brauchen vor unseren Vorgesetzten nicht ängstlich zu sein. Aber Respekt und Achtung sollten wir ihnen gegenüber immer zeigen. Eine Haltung von „Furcht und Zittern“ würde in der heutigen Zeit von Vorgesetzten geradezu abgemahnt werden.

Auch wenn es heute zum Teil üblich ist, sich in Unternehmen zu duzen, sollten wir als Arbeitnehmer immer die rechten Worte in einer angemessenen Art und Weise verwenden. Unser Vorgesetzter ist nicht unser Kumpel, sondern eine von Gott eingesetzte Autorität über uns. Dessen sollten wir uns immer bewusst bleiben.

Petrus ermahnt die Hausknechte ausdrücklich, sich ihren Herren unterzuordnen (1. Pet 2,18). Unterordnung mag nicht so weit gehen wie Gehorsam, ist aber gerade das, was auch heute noch gilt: Als Christen sollen wir die übergeordnete Position unseres Vorgesetzten anerkennen. Wir schulden ihr eine freiwillige Unterordnung. Diese gebührt nicht nur dem angesehenen Chef, sondern auch und gerade dem gefürchteten Chef. Gerade im untadeligen Umgang mit solchen Vorgesetzten können wir beweisen, dass wir Christen sind und dem Herrn Jesus nachfolgen wollen (vgl. 1. Pet 2,18).

Einfalt des Herzens

Christen sollten ihre Arbeit darüber hinaus in „Einfalt des Herzens“ tun: „Ihr Knechte, gehorcht den Herren nach dem Fleisch … in Einfalt eures Herzens“ (Eph 6,5). Einfalt bedeutet, dass der Arbeitnehmer aufrichtig und ehrlich in seiner Arbeitsführung ist. Der Herr Jesus benutzt dieses Wort in der sogenannten Bergpredigt. Er spricht davon, dass unser Auge einfältig sein soll (Mt 6,22). Das bedeutet, dass es nur auf ein Ziel gerichtet ist: auf Christus, unseren Herrn.

Wenn wir so ohne viel Aufhebens die uns zugewiesenen Aufgaben ausführen, die unser Vorgesetzter uns zu tun gibt, werden wir gesegnet sein. Alles andere überlassen wir unserem Herrn. Auch wenn es heute üblich ist, durch ständiges Taktieren Vorteile gegenüber Arbeitskollegen zu suchen, sollte ein Christ geradlinig sein. Wir sollten zudem anderen das Fortkommen gönnen. Freuen wir uns noch über den Erfolg von Kollegen? Oder neiden wir ihnen ihr Fortkommen?

Der Dienst gilt somit nicht allein „den Herren nach dem Fleisch“, sondern letztlich „dem Herrn Christus“. Die Arbeit eines Christen wird dadurch geadelt, dass sie nicht einfach für den Vorgesetzten bzw. für das Unternehmen ausgeführt wird, auch wenn diese Beziehung natürlich bestehen bleibt. Christen arbeiten indirekt immer auch für Christus: „Ihr Knechte, gehorcht den Herren nach dem Fleisch … als dem Herrn und nicht den Menschen“ (Eph 6,5). Wer also im irdischen Bereich seine Arbeit treu für seinen Arbeitgeber tut, verherrlicht durch diese Hingabe die höchste Person, die es überhaupt in der Schöpfung gibt (auch wenn Er selbst kein Geschöpf ist!, denn Er ist der Schöpfer): Christus.

Keine Augendienerei als Menschengefällige

Deshalb sollten wir uns keine Gedanken darüber machen, wie wir bei unseren Vorgesetzten oder Kollegen „besser ankommen“ könnten. Wir sollten die uns übertragenen Aufgaben aufrichtig und ohne Hintergedanken ausführen. Es geht nicht darum, andere Kollegen zu übertrumpfen oder mithilfe strategischer Überlegungen den besten Platz für uns zu gewinnen. Unser Herz sollte auch im Berufsleben auf den Herrn Jesus ausgerichtet sein.

Der Apostel Paulus legt großen Wert darauf, dass Christen ihre Arbeit nicht vor den Augen von Menschen, sondern vor Gottes Augen ausführen, „nicht mit Augendienerei, als Menschengefällige, sondern als Knechte Christi“. Wir alle kennen Arbeitskollegen, die gerade dann arbeiten, wenn der Vorgesetzte in Sichtweite ist und genauer zusieht. In dem Moment, wo der Chef einem wieder den Rücken zukehrt, lässt man gewissermaßen den Griffel wieder fallen. Genau das darf nicht die Art und Weise sein, mit der ein Christ seine Arbeit verrichtet. Wir sollten als solche bekannt sein, die ihre Arbeit zielstrebig und sorgfältig ausführen. Diese Zielorientierung sollte unabhängig davon gelten, ob der Vorgesetzte uns beobachtet oder nicht.

Keine Heuchelei und nicht auf Kosten anderer

Christen sollen nicht überlegen, wie sie ihren Vorgesetzten auf Kosten von Kollegen oder der Wahrheit Gefälligkeit heucheln können. Wir neigen alle dazu, Unterordnung und Folgsamkeit zu heucheln. Natürlich sollen wir unsere Arbeit so tun, dass unsere Vorgesetzten daran Gefallen haben, solange man damit keine christliche Tugend verleugnen muss. Wir sollten das tun, was diese von uns fordern – und zwar mit Bereitwilligkeit und Entschiedenheit, die nicht gespielt ist. Es darf eben keine Heuchelei sein, die unser Handeln prägt.

Knechte Christi tun das, was sie sagen. Und sie sagen das, was sie tun. Sie sind transparent und in dem Sinn einfältig, dass sie sich auf die ihnen übertragene Aufgabe konzentrieren und nicht unterschiedliche Ziele verfolgen, die miteinander im Wettstreit stehen. Ein Knecht Christi tut das, was ihm aufgetragen worden ist, auch in seinem irdischen Beruf.

Wer seine Arbeit als Knecht Christi tut und hinter seinem Vorgesetzten den Herrn Jesus selbst sieht, wird nicht nur sporadisch aktiv sein, sondern kontinuierliche Arbeitsergebnisse abliefern. Oftmals ist das Ergebnis dieser Arbeitsweise, dass man von den Kollegen geachtet oder sogar bei ihnen beliebt ist. Natürlich darf es uns nicht in erster Linie darum gehen, von unseren Kollegen geschätzt zu werden. Und tatsächlich mag dies auch Neid und Eifersucht auslösen und Kollegen ärgerlich machen, weil der Maßstab durch gute Arbeit erhöht wird. Dennoch wird eine ordentliche und freundliche Arbeitsweise, die gute Ergebnisse bewirkt, oft dazu führen, dass man geachtet wird. Und zu einer solchen Arbeitseinstellung kommen wir, wenn wir uns bewusst machen, dass wir für den Herrn Jesus Christus arbeiten.

Den Willen Gottes tun

Mit dem Dienst für Christus ist verbunden, dass wir den Willen Gottes tun. Als Knechte Christi sollten wir daran gewöhnt sein, seinen Willen zu tun. Wir sollen diesen sogar grundsätzlich von Herzen tun, also nicht als Sklaven, die ihn ausführen müssen, sondern als Knechte, die ihn von Herzen tun wollen. Wenn das für unseren „geistlichen“ Dienst gilt, sollte uns das in unserem täglichen Leben und damit in unserem Arbeitsleben prägen. Wenn wir von Herzen treu arbeiten, werden wir den Willen Gottes ausführen. Er möchte das so.

Man fragt sich, warum der Apostel Paulus an dieser Stelle nicht von Knechten des Herrn Jesus, sondern von Knechten Christi spricht. Adelt Gott auf diese Weise nicht die Arbeit dieser gering geschätzten und verachteten Sklaven in der damaligen Zeit? Sie waren nicht nur Knechte eines irdischen Herrn. Sie waren nicht nur Sklaven des Herrn Jesus. Sie waren auch Knechte Christi, also Dessen, der das ganze Wohlgefallen Gottes besaß und besitzt. In ihrer äußerst niedrigen Stellung verbindet der Apostel sie mit dieser herrlichen Person. Das Gleiche dürfen sich heute Arbeitnehmer sagen, die vielleicht eine sehr nervenaufreibende oder wenig begehrte und geschätzte Arbeit tun müssen.

Gottesfurcht

Vielleicht erstaunt uns, dass Paulus im Kolosserbrief im Zusammenhang mit der Arbeit von Gottesfurcht, von der Furcht des Herrn spricht. Aber das Bewusstsein, dass wir vor dem Herrn stehen und nicht allein vor Menschen, bewahrt uns vor Menschenfurcht. Mit dieser Haltung werden wir auch nicht die Fehler und Schwächen der anderen betonen, da wir uns bewusst machen, dass nicht wir sie zu beurteilen haben. Es reicht, sich klarzumachen, dass jeder in seinem Leben seinem Herrn ganz persönlich verantwortlich ist.

Wenn wir unserem Beruf in einer Haltung der Gottesfurcht nachgehen, werden wir die rechte Einstellung im Umgang mit unseren Vorgesetzten und Kollegen finden. Dann werden wir beispielsweise nicht in erster Linie kritisieren, sondern mithelfen, Lösungen zu finden. Wir werden nicht auf anderen herumhacken, weil wir uns dessen bewusst sind, dass wir selbst ebenso fehlerhaft arbeiten und unsere Schwächen haben.

Von Herzen den Willen Gottes mit Gutwilligkeit tun

Sicher hat die Aufforderung, „den Willen Gottes von Herzen und mit Gutwilligkeit zu tun“, noch einen zweiten Aspekt für uns. Paulus weist Sklaven darauf hin, dass sie – wenn sie den Anordnungen ihrer Vorgesetzten bereitwillig nachkommen – nicht nur einen menschlichen Willen tun, sondern sogar den Willen Gottes. Selbst wenn die Aufträge eigentümlich oder aus Sicht des Arbeitnehmers sogar verkehrt sein mögen, ist es doch der Wille Gottes, dass sich der Mitarbeiter den Anweisungen seines Vorgesetzten fügt.

Das schließt ein, nicht innerlich aufzubegehren oder sogar rebellisch zu reagieren. Gott wünscht, dass wir unsere Tätigkeit ohne ständige Nörgelei wegen vielleicht tatsächlich langweiliger Routinearbeit verrichten. Nur so können wir uns als wahre Diener Christi erweisen, die wirklich den Willen Gottes tun wollen. Was mag unser Meister empfunden haben, als Er, der Schöpfer der Himmel und der Erde, als Jugendlicher den Beruf eines Zimmermanns unter der Hand seines Vaters verrichtete? Er führte ihn stets „von Herzen“ und „mit Gutwilligkeit aus“.

Wenn wir uns so dem verherrlichten Herrn als Knechte unterordnen, indem wir unseren irdischen Vorgesetzten gehorsam sind, tun wir den Willen Gottes. Gott selbst will, dass wir uns so verhalten. Er ist aber nicht zufrieden, wenn wir uns gezwungenermaßen unterordnen. Wir sollen diesen Weg „von Herzen“ gehen (Eph 6,6), also ohne innere Rebellion und ohne Aufruhr gegen einen uns schlecht gesinnten Vorgesetzten. Gerade wir im freien Europa sollten uns daran erinnern, dass Sklaven zur Zeit des Apostels Paulus es viel schwerer hatten als wir heute. Sie konnten nämlich nie darauf hoffen, eine bessere und sogar entlohnte Arbeit zu verrichten. War nicht der Herr Jesus seinen fehlbaren und versagenden Eltern untertan (Lk 2,51)? Wie viel mehr sollten wir heute unseren Vorgesetzten gehorsam sein, auch wenn wir manche Schwächen und Fehler bei ihnen sehen.

Wenn wir unsere Arbeit für den Herrn Jesus tun, werden wir bereit sein, auch die einfachen und unangenehmen Aufgaben treu zu erfüllen. Letzten Endes ist Er unser Herr und Auftraggeber, dem wir dienen dürfen. Einen besseren Herrn können wir nicht haben. Dieses Vorrecht hat keiner unserer ungläubigen Arbeitskollegen. Sie können nur ihren fehlerhaften und schwachen Vorgesetzten sehen. Jeder Christ arbeitet dagegen für den Herrn Jesus selbst, auch wenn sein unmittelbarer Vorgesetzter ganz anders oder sogar böse sein mag.

Belohnung

Um noch einmal auf die Sklaven der damaligen Zeit zurückzukommen: Sie hatten gar keine andere Wahl, als ihren Herren gehorsam zu sein und zu arbeiten. Be- oder entlohnt wurden sie dafür nicht. Bei uns ist das heute anders. Wir leben in Zeiten, in denen Arbeitnehmer viele Rechte haben, sogar das sogenannte Streikrecht. Dabei ist es unsere Pflicht, zu arbeiten. Wir haben gesehen, dass dies die Botschaft des Alten und Neuen Testaments ist.

Umso mehr müssten wir eigentlich überrascht sein, dass uns der Apostel Paulus hier mitteilt, dass derjenige, der im beruflichen Bereich Gutes tut, vom Herrn Jesus Christus Lohn empfangen wird: „Ihr Knechte, gehorcht …, da ihr wisst, dass, was irgend ein jeder Gutes tut, er dies vom Herrn empfangen wird, er sei Sklave oder Freier.“ Dafür ist es nötig, dass wir mit Sorgfalt und Hingabe und Treue „von Herzen“ arbeiten. Lohn vom Herrn werden sowohl Sklaven als auch Arbeitnehmer, wie sie es heute in aller Regel sind, bekommen.

Eigentlich ist es unfassbar: Wir tun das, was für uns selbstverständlich ist, werden dafür bezahlt und erhalten zusätzlich im Himmel eine Belohnung dafür. So groß und voller Gnade ist unser Gott! Das Schöne ist: Bei Ihm gibt es kein Ansehen der Person. Es spielt keine Rolle, ob jemand Sklave ist oder Freier: Der Lohn gilt allen, die Gutes tun.

Es mag sein, dass unsere irdischen Vorgesetzten kleinlich sind und uns in ungerechter Weise das versagen, was uns eigentlich zusteht. Im Himmel aber gibt es den Einen, der keinen Fehler macht, der vollkommen gerecht ist und uns sogar für das belohnen wird, was letztlich unsere Schuldigkeit ist: treue Arbeit.

Vergeltung des Erbes

Im Kolosserbrief führt der Apostel Paulus noch das Erbe der Christen an (Kol 3,24). Ein Sklave hatte kein Anrecht auf ein Erbe, denn er war vollkommen rechtlos. So konnte ein christlicher Sklave zwar kein Erbe auf der Erde erwarten, aber er würde von seinem Herrn, der verherrlicht zur Rechten Gottes im Himmel thront, ein gewaltiges Erbe auf der Erde bekommen: mit Christus tausend Jahre über diese Erde zu regieren. Dieses Erbe ist das Ergebnis davon, dass Gott die Gläubigen mit Christus einsgemacht hat:

  1. in seinem Tod;
  2. darin, dass sie mit Ihm lebendig gemacht worden sind;
  3. schließlich auch in der Auferweckung Christi.

So sind wir als Gläubige Erben Gottes und Miterben Christi (vgl. Röm 8,17; Eph 1,12.13).

Der jeweilige Platz im Erbteil, also die zukünftige Belohnung, hängt von der Treue ab, die der Christ in seinem täglichen Leben bewiesen hat; diese Treue ist Voraussetzung für Lohn. Wenn wir Lohn empfangen wollen, kommt es also darauf an, dass wir in unseren irdischen Aufgaben treu sind. Wir haben es ja, wie wir gesehen haben, nicht nur mit unseren Arbeitgebern, sondern mit dem obersten Herrn überhaupt zu tun, mit dem Herrn Jesus Christus.

So wie Gott dem Herrn Jesus das Erbe geschenkt hat, indem Er Ihn als Mensch über alles Geschaffene gesetzt hat, so würden auch diese rechtlosen Sklaven in der Auferstehung ein herrliches Erbteil mit Christus erhalten. Auf diese Belohnung sollten sie hinarbeiten und mit Ausharren und Geduld warten. Diese aber würden fehlen, wenn sie versuchten, aus ihrer Position als Sklaven zu flüchten.

Gott sieht die Person nicht an

Im Kolosserbrief fügt Paulus dann noch hinzu, dass sich die Sklaven bewusst sein sollten, dass Gott ihnen unrechtmäßiges Handeln vergelten würde: „Denn wer unrecht tut, wird das Unrecht empfangen, das er getan hat; und da ist kein Ansehen der Person“ (Kol 3,25). Er sieht die Person nicht an. Mit anderen Worten: Er vermindert nicht die Zucht und Strafe für denjenigen, der eine geringe Position einnehmen musste. Zwar ist jemand, der sich in einer untergeordneten Position befindet, besonders benachteiligt. Unrecht aber ist und bleibt Unrecht in den Augen Gottes. Gott würde seine Heiligkeit verleugnen, wenn Er hier nach Ansehen der Person handelte und „ein Auge zudrückte“.

Zugleich stellt Kolosser 2,25 schon den Übergang zum zweiten Teil der Arbeitsverhältnisse in Kapitel 4,1 dar. Auch die Herren, die Arbeitgeber und Vorgesetzten, sollten sich bewusst sein, dass Gott die Person nicht ansieht. Die Tatsache, dass Menschen hier auf der Erde eine übergeordnete Funktion einnehmen, bewahrt sie nicht vor einem unbestechlichen Richter, der nicht nach Position, sondern nach den Werken urteilen wird. Es geht darum, gerecht zu handeln. Wer das nicht tut, wird die Konsequenz seines Handelns erleben, wenn der Herr Jesus ihnen am Richterstuhl des Christus (2. Kor 5,10) ihre Belohnung schenken wird – oder versagen muss.

Gott sei Dank – wenn wir von neuem geboren sind, werden wir nicht ins Gericht kommen, wo Gott darüber urteilt, ob wir die Ewigkeit im Himmel oder in der Hölle verbringen werden. Denn Christus hat ein für alle Mal die sühnenden Leiden und den Tod für ihn erlitten. Aber unsere Werke, Gedanken, unsere Motivation und unsere Gesinnung werden in das prüfende Gericht des Herrn kommen. Wohl uns, wenn wir „recht getan“ (vgl. 1. Pet 2,19; 3,17) haben und dann eine Belohnung erhalten werden.

Vielleicht dachte Paulus beim Schreiben an Gottes Wort in 3. Mose 19,15: „Ihr sollt nicht unrecht tun im Gericht; du sollst nicht die Person des Geringen ansehen und nicht die Person des Großen ehren; in Gerechtigkeit sollst du deinen Nächsten richten.“ Gott will nicht, dass wir Unterschiede zwischen Geringen und Großen machen. Auch Er tut dies nicht.

Andere Bibelstellen

Im Folgenden ziehen wir über die Hinweise in Epheser 6 hinaus noch einige weitere Bibelstellen zurate. Denn auch in anderen Briefen erhalten wir wertvolle Hinweise darüber, wie wir unsere Arbeit verrichten sollen.

Treue (Lk 19)

„Wohl, du guter Knecht! Weil du im Geringsten treu warst, so habe Gewalt über zehn Städte“ (Lk 19,17).

In Lukas 19,11 ff. lesen wir ein Gleichnis, das der Herr Jesus Christus erzählt hat. Wir haben es schon in Verbindung mit dem Gleichnis der Talente in Matthäus 25 gestreift. Ein Mann vertraut seinen Knechten jeweils ein Pfund an. Es scheint sich in diesem Gleichnis um einen gewissen Geldbetrag zu handeln. Nach einiger Zeit kommt der Mann zurück, um mit seinen Knechten abzurechnen. Sie sollen ihm gegenüber Verantwortung ablegen, was sie in der Zeit seiner Abwesenheit mit seinem Geld gemacht haben.

Zwei seiner Knechte haben zehn bzw. fünf Pfunde hinzugewonnen, das heißt, sie haben die ihnen anvertrauten Pfunde verdoppelt. Das Lob des Herrn wird folgendermaßen ausgedrückt: „Wohl, du guter Knecht! Weil du im Geringsten treu warst, so habe Gewalt über zehn [fünf] Städte“ (Lk 19,17(19)).

Es geht dem Herrn also darum, dass seine Knechte im Blick auf die Aufgaben, die sie hier auf der Erde zu erledigen haben, treu sind. Genau darum geht es in unserem Beruf: Wir sollen treu sein. Wir sind dann treu, wenn wir die Aufgaben sorgfältig, zügig, vollständig und auch – soweit an uns liegt – in zufriedenstellender Weise für den Vorgesetzten erledigen. Gott erwartet Treue von uns sowohl im geistlichen Bereich (vgl. 1. Kor 4,2) als auch in Bezug auf unsere irdischen Aufgaben. Das gilt gleichermaßen für diejenigen von uns, die außerhalb des Hauses tätig sind, wie für diejenigen, die im eigenen Haus, zum Beispiel im Haushalt, ihren Arbeitsbereich haben.

Dass Treue natürlich auch für solche Diener gilt, die ihren irdischen Beruf aufgegeben haben, um ganz und direkt für ihren Herrn tätig zu sein, muss wohl nicht weiter erwähnt werden. Bei ihnen sollte es aufgrund ihres vollkommenen Vorgesetzten, des Herrn Jesus, selbstverständlich sein.

Keine innere Anpassung an das Wesen der Welt (Röm 12)

„Seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes, dass ihr prüfen mögt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist“ (Röm 12,2).

Diese Verse enthalten keine konkreten Anweisungen im Blick auf unser Berufsleben. Dennoch sind uns diese Hinweise grundsätzlicher Art wertvoll und sehr wichtig, was das Arbeitsleben betrifft. Denn wir müssen uns bewusst sein, dass unsere grundsätzliche Haltung im Beruf großen Einfluss darauf hat, was wir im Einzelnen tun werden: zur Ehre des Herrn oder zu unserem eigenen Schaden.

Unser ständiger Kontakt mit ungläubigen Menschen im beruflichen Umfeld birgt die Gefahr, dass wir uns ihnen mehr und mehr anpassen. Paulus sagt an einer Stelle: „Böser Verkehr verdirbt gute Sitten“ (1. Kor 15,33). Daher sollten wir uns durch das Lesen des Wortes Gottes und durch das Gebet immer wieder von faulen Kompromissen reinigen. Wir müssen uns bewusst machen, wie groß die Gefahr ist, dass die Eigenschaften dieser bösen Welt, dieses Systems Satans, auf uns abfärben. Wie leicht unterschätzen wir diese Gefahr.

Paulus fordert die Christen in Rom nicht ohne Grund auf, „nicht gleichförmig dieser Welt“ zu sein, sondern „durch die Erneuerung eures Sinnes“ verwandelt zu werden. Wir brauchen eine ständige Erneuerung unserer Gesinnung und unserer Gedanken, die sich so schnell an die Denkweisen dieser heutigen, bösen Gesellschaft anpassen. Im Buch Daniel lernen wir, wie der Fürst dieser Welt, Satan, sein System geradezu darauf ansetzt, die Gläubigen zu verderben und mit den Menschen seines Systems zu verbinden. Wer nicht wachsam ist, wird auf die Listen des Teufels hereinfallen.

In vielen Fortbildungsseminaren werden heute nicht nur Führungskräfte mit esoterischen1, philosophischen oder ostasiatisch-religiösen Methoden konfrontiert. Inzwischen werden auch viele sonstige Angestellte und Arbeiter mit diesen Geistesströmungen bekannt gemacht. Sie fließen in unsere Arbeitsethik ein und beeinflussen unser ganzes menschliches Denken und Handeln. Da gilt es aufzupassen, dass wir unseren Sinn nicht durch Satan und die Welt, sondern durch Gott und sein Wort prägen lassen.

Unternehmensfeste

Ein Thema, das in diesem Zusammenhang für viele christliche Mitarbeiter Bedeutung hat, ist die Frage der Teilnahme an Betriebsfesten, Weihnachtsfeiern und Arbeitsjubiläen. Wie immer bei solchen praktischen Fragen gibt es keine einfachen Antworten. Wir können uns als Christen nicht von jedem (freiwilligen) Zusammensein mit ungläubigen Kollegen und Nachbarn ausschließen. Wie wollen wir sonst am Ende des Jahres einen christlichen Kalender verteilen, wenn wir uns nie Zeit für unsere Mitmenschen nehmen? Das rechtfertigt natürlich keine Teilnahme an irgendwelchen Festen, gerade wenn sie durch übermäßigen Alkohol, unmoralische und laute Musik sowie andere Dinge geprägt sind, die ein Christ nicht mitmachen kann. Aber ein gemeinsames Essen bedeutet noch nicht, Gemeinschaft mit einem Ungläubigen gepflegt zu haben.

Doch sobald der Inhalt von Musik und Unterhaltungen oder sogar das Handeln der Mitarbeiter und Führungskräfte unmoralisch wird, hört für einen Christen jede Möglichkeit einer Teilnahme auf. Wenn man aber zum Beispiel gemeinsam kocht oder einfach nur ein Abendessen zusammen einnimmt, ergeben sich oft Möglichkeiten für ein Gespräch über den christlichen Glauben. Dafür sollten wir auch konkret beten, denn sonst suchen und ergreifen wir eine solche Gelegenheit nicht, die uns der Herr anbietet, um ungläubigen Menschen die gute Botschaft weiterzusagen.

Bei der Überlegung, ob man an solchen Feiern teilnehmen soll oder nicht, hilft uns vielleicht ein Wort aus 1. Korinther 10,27: „Wenn jemand von den Ungläubigen euch einlädt und ihr wollt hingehen …“ Wir werden in jedem Fall neu entscheiden müssen, ob wir solch eine Einladung annehmen oder nicht. Gerade dann, wenn man durch die Teilnahme an einem solchen Fest ein christliches Zusammenkommen oder einen Gottesdienst versäumen würde, wird ein Christ vor dem Herrn ernsthaft über die richtige Priorität nachdenken. Manchmal ist es nicht möglich, derartigen Terminen auszuweichen. Dann ist es eine Überlegung wert, die christliche Zusammenkunft an einem Nachbarort aufzusuchen, wenn diese an einem anderen Wochentag stattfindet.

Die Vorgesetzten ehren (1. Tim 6)

Im 1. Timotheusbrief geht es für Christen besonders darum, zu wissen, „wie man sich verhalten soll im Haus Gottes“ (1. Tim 3,15). Damit sind nicht die Zusammenkünfte der Christen gemeint, sondern ihr tägliches Leben, das im Haus Gottes, der Gemeinde Gottes, stattfindet. „Im Haus Gottes“ – das ist nichts anderes als ein bildhafter Ausdruck für die Versammlung Gottes, die aus allen von neuem geborenen Menschen besteht – leben wir nämlich immer und ausnahmslos, wenn wir uns bekehrt und Jesus Christus als unseren Retter angenommen haben, nicht nur während der Zusammenkünfte (Gottesdienste).

Der Apostel Paulus behandelt in diesem Zusammenhang eine ganze Anzahl von unterschiedlichen Punkten und Ermahnungen. Auf den ersten Blick scheinen sich diese für uns gar nicht so richtig zusammenfügen zu wollen. Sie alle betreffen allerdings unser tägliches Verhalten in diesem Haus, dessen Hausherr Gott und dessen Mittelpunkt der Herr Jesus ist. Daher hat in diesem Haus, in unserem Leben, alles nach dem herrlichen und heiligen Charakter Gottes zu geschehen.

Für unser Thema ist besonders 1. Timotheus 6,1.2.9.10 von Interesse:

Alle, die Knechte unter dem Joch sind, sollen ihre eigenen Herren aller Ehre würdig achten, damit nicht der Name Gottes und die Lehre verlästert werden. Die aber, die gläubige Herren haben, sollen sie nicht verachten, weil sie Brüder sind, sondern ihnen umso mehr dienen, weil sie Treue und Geliebte sind, die die Wohltat empfangen.Die aber, die reich werden wollen, fallen in Versuchung und Fallstrick und in viele unvernünftige und schädliche Begierden, die die Menschen versenken in Verderben und Untergang. Denn die Geldliebe ist eine Wurzel alles Bösen, der nachstrebend einige von dem Glauben abgeirrt sind und sich selbst mit vielen Schmerzen durchbohrt haben.“

Der Apostel Paulus stellt Timotheus hier vor, dass Knechte ihre Herren ehren sollen. So sollen wir heute als Arbeitnehmer unsere Vorgesetzten ehren, selbst wenn alle anderen Kollegen negativ über sie sprechen. Durch ein solches Verhalten verhindern wir, dass der Name Gottes verlästert wird. Natürlich ist die Ehre des Namens Gottes und die Lehre des Wortes Gottes nicht im absoluten Sinn von unserem Verhalten am Arbeitsplatz abhängig. Und doch verbindet Gott hier seine Ehre und Würde mit unserer beruflichen Tätigkeit. Das macht unsere Arbeit umso wertvoller und erhöht unsere Verantwortung.

Damit nicht genug: Die biblische Lehre kann durch unser falsches Verhalten auch verlästert werden. Dabei geht es nicht in erster Linie um die Frage des Verständnisses der biblischen Wahrheit. Aber wenn wir „unsere Herren dem Fleisch“ nach gering achten, werden uns unsere Vorgesetzten und Kollegen – zu Recht! – vorhalten, dass wir uns nicht so verhalten, wie es eines Christen angemessen ist, was uns sicher beschämen muss. Ungläubige wissen oft sehr gut, was zu einem Christen passt (vgl. den Tadel des Pharao und der Philister an Abraham und Isaak, als sie sich im Widerspruch zu ihrem Glauben verhielten; 1. Mo 12,18.19; 26,10).

Gläubige Vorgesetzte sollen umso mehr geachtet werden (1. Tim 6)

„Die aber, die gläubige Herren haben, sollen sie nicht verachten, weil sie Brüder sind, sondern ihnen umso mehr dienen“ (1. Tim 6,2). Der Umgang mit gläubigen Vorgesetzten kann unter Umständen besonders heikel sein. Sie sind erlöste Christen, haben aber in ihrem praktischen Leben Schwächen und Fehler wie alle Menschen. Für Christen besteht nun die Gefahr, sich bei christlichen Vorgesetzten mehr Freiheiten herauszunehmen als bei ungläubigen Vorgesetzten, „weil sie Brüder sind“. Genau vor solch einem Verhalten warnt der Apostel an dieser Stelle. Wir dürfen unsere Glaubensbeziehung zu Christen nicht mit unserer Arbeitsbeziehung zu unseren gläubigen Vorgesetzten vermischen. Gerade wenn unsere Vorgesetzten Christen sind, dürfen wir sie nicht verachten.

Andererseits sollten Vorgesetzte, die Christen sind, nicht deshalb mehr von ihren Mitarbeitern verlangen, weil diese Christen sind. Auch diese Gefahr besteht, selbst wenn sie an dieser Stelle vom Apostel Paulus nicht erwähnt wird.

Christen sollen engagiert arbeiten, unabhängig davon, ob sie Christen als Vorgesetzte haben oder nicht. Wir sollen diese „christliche Verwandtschaft“ zu Vorgesetzten oder Mitarbeitern nicht ausnutzen, sondern uns darüber freuen, wenn der Herr uns im Beruf mit anderen Christen zusammenführt. Aus Erfahrung wissen manche Christen, dass das Miteinander nicht allein dadurch leichter wird, dass die Kollegen ebenfalls Christen sind. Manchmal werden die Dinge dadurch sogar komplizierter. In einem solchen Fall sollten wir uns darauf besinnen, dass wir einen gemeinsamen Herrn haben.

Oftmals ist es aber gerade hilfreich und sehr schön, wenn man gläubige Kollegen hat. Das gilt für die Mitarbeiter untereinander, aber auch im Verhältnis der Arbeitnehmer zu ihren Vorgesetzten und umgekehrt. Ein christliches Miteinander hat manche Vorteile.

Die Geldliebe ist eine Wurzel alles Bösen (1. Tim 6)

Schließlich warnt uns der Apostel Paulus in diesem Brief davor, reich werden zu wollen: „Die aber reich werden wollen, fallen in Versuchung und Fallstrick und in viele unvernünftige und schädliche Begierden“ (1. Tim 6,9). Wer den Beruf als ein Mittel zur Karriere und zum Anhäufen von Geld benutzen will, erliegt genau dieser Gefahr. Das Geld hat bislang noch auf (fast) jeden eine solch starke Anziehungskraft ausgeübt, dass es immer wieder nützlich ist, einander davor zu warnen.

Wir können unseren Vorgesetzten ständig mit dem Hinweis auf die nächste Gehaltserhöhung belästigen. Wir können versuchen, besondere Notsituationen in der Abteilung und im Bereich auszunutzen, indem wir ein Gehalt an der Schmerzgrenze fordern. Fragen wir uns immer, aus was für einem Motiv heraus wir handeln. Wollen wir mit diesem zusätzlichen Geld wirklich mehr für das Reich Gottes geben, oder wollen wir vor allem unseren eigenen Reichtum fördern? Wenn Letzteres zutrifft, haben wir bereits den Weg zu jeder Art und zu jedem Bereich des Bösen eingeschlagen. Es fehlt dann nicht mehr viel, dass wir in Sünden fallen.

Haben auch wir vielleicht schon einmal versucht, durch unseren Beruf reich zu werden? Dann lasst uns das Gott bekennen und umkehren. Vielleicht sollten wir dann einmal darüber nachdenken, ob wir mit „Nahrung und Bedeckung“ genug haben (V. 8). Dann könnten wir, wenn es praktisch möglich ist, Überstunden begrenzen und die dadurch freiwerdende Zeit direkt in der Arbeit für das Reich Gottes einsetzen, anstatt Tag und Nacht unterwegs zu sein. Überdies dürfen wir nicht vergessen, dass wir unsere Arbeit „als dem Herrn“ tun sollen (Kol 3,23). Das ist sicherlich nicht möglich, wenn wir Reichtum anhäufen wollen …

Arbeiten ist zum Segen und Nutzen – Faulheit schädlich (Tit 1)

„Es hat einer von ihnen, ihr eigener Prophet, gesagt: ‚Kreter sind immer Lügner, böse, wilde Tiere, faule Bäuche.‘ Dieses Zeugnis ist wahr; aus diesem Grund weise sie streng zurecht, damit sie gesund seien im Glauben“ (Tit 1,12.13).

Diese beiden Verse zeigen in Verbindung mit Kapitel 3,8 („Das Wort ist gewiss; und ich will, dass du auf diesen Dingen fest bestehst, damit die, die Gott geglaubt haben, Sorge tragen, gute Werke zu betreiben“) Gottes Urteil über Faulheit.

In einer Region wie Kreta, die von Armut geprägt war und deren Einwohner als faul bekannt waren, konnte das fleißige Arbeiten der Gläubigen ganz allgemein „nützlich für die Menschen“ sein. Das ist übrigens in manchen Regionen Deutschlands, die eine Erweckung erfahren haben, bis heute spürbar.

Nicht widersprechen, sondern wohlgefällig arbeiten (Tit 2)

Auch im Titusbrief finden wir Belehrungen, die wir auf die Tätigkeit von Arbeitnehmern beziehen können. In diesem Brief weist der Apostel Paulus seinen Freund und Mitarbeiter Titus an, in der örtlichen Gemeinde in Kreta für äußere Ordnung zu sorgen. Auch soll Titus die Gläubigen im Blick auf ihren Lebenswandel ermahnen. Die Kreter sollten in ihrem Leben Gottesfurcht, Wahrheit und ein gutes Zeugnis gegenüber ungläubigen Menschen zeigen. Diese Themen verbindet der Apostel mit einigen bemerkenswerten Hinweisen zum Thema „Arbeitsleben des Christen“ in Titus 2,9.10. Diese sehen wir uns im Folgenden noch einmal genauer an:

Die Knechte ermahne, sich ihren eigenen Herren unterzuordnen, in allem wohlgefällig zu sein, nicht widersprechend, nichts unterschlagend, sondern alle gute Treue erweisend, damit sie die Lehre, die unseres Heiland-Gottes ist, zieren in allem.

Wir haben schon gesehen, wie wir diese Ermahnungen heute auf das Verhältnis von Mitarbeitern ihren Vorgesetzten gegenüber anwenden können: Sie sollen sich ihren Vorgesetzten unterordnen und das ausführen, was sie von ihren „eigenen Herren“ aufgetragen bekommen. Sie haben die Aufgabe, „in allem wohlgefällig zu sein“, das heißt, sie dienen ihren Arbeitgebern und sollen das tun, was diesen wohlgefällig ist. Wenn sie das tun, sind sie gleichzeitig zur Ehre Gottes, ihres Vaters. Damit meiden Christen nicht nur das Böse im Beruf, sondern tun das Gute.

Zugleich werden sie ermahnt, dies in einer wohlwollenden Gesinnung zu tun: Sie sollen nicht widersprechen. Es ist wahr, dass heute von Mitarbeitern in manchen Unternehmen und Abteilungen gefordert wird, mitzudenken und sich selbst aktiv einzubringen, was die Arbeitsschwerpunkte betrifft. Dennoch kommt es nicht nur auf den Ton an, mit dem wir unseren Vorgesetzten einen Hinweis geben. Wir sollten uns sehr vorsehen, wenn wir zum Beispiel aufgrund unseres Fachwissens meinen, der Meinung unserem Vorgesetzten entgegentreten zu müssen. Einen solchen Widerspruch kann man respektvoll formulieren, so dass dies für andere Mitarbeiter nicht gleich wie Rebellion aussieht. Das gilt übrigens für jeden Bereich unseres Lebens, wo wir uns anderen Menschen unterordnen sollen. „Der Ton macht die Musik“, und die Art und Weise, wie wir eine abweichende Meinung äußern, kann der übergeordneten Person helfen, einen Hinweis positiv anzunehmen.

Nichts unterschlagend (Tit 2)

Der Knecht soll nicht nur treu sein, sondern „alle gute Treue erweisend“: „Die Knechte ermahne ich, … nichts unterschlagend, sondern alle gute Treue erweisend, damit sie die Lehre, die unseres Heiland-Gottes ist, zieren in allem“ (Tit 2,9.10). Das ist sehr umfassend ausgedrückt. Dieser Auftrag bleibt sozusagen eine ständige Schuld für Arbeitnehmer.

Paulus weist Titus noch einmal darauf hin, dass Arbeitnehmer kein Recht haben, wegen erlittenen Unrechts oder aus anderen Motiven irgendetwas zu unterschlagen. Das bezieht sich ebenso auf die Arbeitszeit wie auf Geld und Arbeitsmittel sowie andere Produkte und Ressourcen, die in einem Unternehmen „lagern“. Wir sollen ehrlich sein und keine Diebe (vgl. Eph 4,28).

Heute könnte man noch ergänzen, dass wir unseren Vorgesetzten keine Zeit stehlen sollen. Einerseits sollen wir uns nicht durch unnötige Gespräche mit Kollegen aufhalten, andererseits sollen wir während der Arbeitszeit unsere Arbeit tun und nicht unsere privaten Angelegenheiten regeln. Dabei gilt es zu bedenken, dass eine gute Arbeitsatmosphäre in der Regel zu guten Arbeitsergebnissen führt. Das beinhaltet, dass man einmal bereit sein sollte, in ein – vielleicht unter dem Blickwinkel der Effizienz – nicht notwendiges Sach- oder sogar Privatgespräch zu „investieren“, weil es zu einer besseren Zusammenarbeit führt. Das aber sollte sich in einem gewissen Rahmen halten. Ein Christ sollte nicht als Schwätzer bekannt sein.

Die Ermahnung, nichts zu unterschlagen, gilt auch für die Benutzung von Firmenhandys, den überlassenen PKW oder das Firmennotebook. Manche Unternehmen bieten die Möglichkeit, private Gespräche usw. über ein Unternehmenskonto abzurechnen. Das sollten wir möglichst tun, wenn wir Material usw. von unserem Arbeitgeber für private Zwecke in Anspruch nehmen. In manchen Unternehmen werden Privatgespräche usw. in einem „normalen Umfang“ gestattet. Wir sollten uns jedoch bemühen, einen gesunden Rahmen nicht zu überschreiten.

In der Führungsetage

Bei Führungskräften und in strategischen Abteilungen gibt es übrigens auch eine Art von Unterschlagung. Manchmal muss man den Vorgesetzten auf eine Diskussion vorbereiten. Wenn man ihm dann Gegenargumente verschweigt, die dieser für eine gute Vorbereitung auf Widersprüche wissen sollte, bringt man ihn in Schwierigkeiten. Es ist schon vorgekommen, dass ein sehr begabter Kollege den Vorgesetzten ins „offene Messer“ laufen ließ, was das Schreiben von Reden betraf. Er hatte Fehler in dessen Redeentwurf entdeckt, sie aber stehen lassen, um zu sehen, was dann passierte, und beim Vorstand für Gelächter zu sorgen. Auch das ist ein Unterschlagen …

Darüber hinaus sollen Arbeitnehmer „alle gute Treue erweisen“ und vor Menschen und Gott treu sein, auch und gerade was ihre irdischen Aufgaben im Beruf betrifft. Wenn sie auf diese Weise Gott Gehorsam leisten, sind sie jedoch nicht nur treu und zum Nutzen ihrer Vorgesetzten, sondern sie „zieren die Lehre, die unseres Heiland-Gottes ist, in allem“. Wenn wir uns Gottes Wort im Blick auf unsere Arbeit unterordnen, offenbaren wir, wie richtig dieses göttliche Wort ist.

Zierleiste

Das ewige Wort Gottes steht für sich selbst, besitzt Autorität in sich selbst und bedarf unser nicht, um seine Richtigkeit zu beweisen. Aber wenn wir treu handeln, ehren wir nicht nur Gott, sondern Er ehrt uns. Dann wird unser Verhalten wie eine lebendige „Zierleiste“ am Wort Gottes, so wie es am Schaubrotetisch eine Zierleiste gab (vgl. 2. Mo 25,24.25). Solch eine Verzierung sollen wir sein, wenn wir – wie einfach die Arbeiten auch sein mögen, die wir auszuführen haben – treu arbeiten. Diese Lehre, die vom barmherzigen Retter-Gott kommt, wird von uns armseligen Menschen dann „verziert“. So wichtig ist Gott unser praktisches Verhalten.

Ein Stück weit vorgebildet wird dies durch Aksa, die Tochter Kalebs. Ihr Name bedeutet übersetzt „Fußkettchen“. Sie war offenbar ein echtes „Schmuckstück“. Und ihr Verhalten gegenüber ihrem Vater Kaleb offenbarte Respekt: Sie sprang vom Esel herab, als sie mit ihm sprach. Ihre Treue im Blick auf das Erbteil in Kanaan wurde zu einer Zierde des Wortes Gottes. Gott hatte seinem Volk immer wieder die Wichtigkeit des Erbes im Land genannt. Und hier war eine Person, die sich diese Worte zu Herzen nahm. Durch ihre Energie „verzierte“ Aksa sozusagen dieses Erbteil, indem sie zeigte, dass es sich lohnt, dafür zu kämpfen (vgl. Jos 15,13 ff.).

Nicht mit fremden Federn schmücken (2. Kor 10)

„… wobei wir uns nicht ins Maßlose rühmen in fremden Arbeiten“ (2. Kor 10,15).

Der Apostel Paulus ermahnt die Korinther darüber, dass sie sich nicht ins Maßlose rühmen sollten. In diesem Zusammenhang ergänzt er den Punkt über das Rühmen in fremden Arbeiten, der für unser Thema von Bedeutung ist.

Es ist heute fast „normal“, fremde Arbeiten Vorgesetzten oder Kunden gegenüber als die eigenen zu verkaufen. Vorstandsmitglieder erhalten in der Regel Reden und andere Vorbereitungen, die sie allerdings nicht unter dem Namen ihrer Zuarbeiter weitergeben. Wir alle stehen in Gefahr, aus den Errungenschaften unserer Kollegen Kapital für uns selbst zu schlagen. Paulus widerstand dem in seiner geistlichen Arbeit unter Christen und Ungläubigen; auch wir sollten es in unserem Beruf nicht tun.

Manchmal ist es unvermeidlich, die Zuarbeit eines Kollegen in einer eigenen Präsentation oder Weiterverarbeitung zu verwenden. Haben wir aber immer versucht, wo es möglich ist, den Namen des Kollegen zu nennen oder ihn in die Präsentation einzubinden? Vielleicht sind wir in dieser Hinsicht manchmal ungerecht und übersehen, dass unser Gott Wahrheit und Wahrhaftigkeit im Kleinen sucht. Im gewerblichen Bereich fallen in diese Kategorie Verbesserungsvorschläge, die oft materiell belohnt werden. Wie leicht kann man hier die Idee eines anderen aufschnappen und schnell als eigene verkaufen, bevor der Kollege in der Lage ist, sie schriftlich zu formulieren. Das ist eines Christen unwürdig.

In der Stille arbeiten (2. Thes 3)

„Denn wir hören, dass einige unter euch unordentlich wandeln, indem sie nichts arbeiten, sondern fremde Dinge treiben. Solchen aber gebieten wir und ermahnen sie in dem Herrn Jesus Christus, dass sie, in der Stille arbeitend, ihr eigenes Brot essen“ (2. Thes 3,11.12).

Die beiden Thessalonicherbriefe wurden an Christen geschrieben, die erst seit sehr kurzer Zeit gläubig waren. Diese Thessalonicher hatten eine erstaunliche und radikale Wende in ihrem Leben vollzogen. Früher dienten sie Göttern und Götzenbildern. Jetzt gaben sie sich dem allein wahren Gott hin, dem sie ihr ganzes Leben zur Verfügung stellten. Zugleich erwarteten sie den Herrn Jesus Christus aus den Himmeln (2. Thes 1,9.10).

Da sie den Dienst des Apostels Paulus nur wenige Wochen erlebt hatten, gab es eine Reihe von Punkten im Blick auf ihr christliches Leben, bei denen es ihnen noch an Belehrung mangelte. Deshalb schrieb der Apostel Paulus ihnen zwei herrliche Briefe. Sie ermutigen uns heute im 21. Jahrhundert noch immer, dem Herrn Jesus treu zu dienen.

Der Apostel Paulus fordert die Thessalonicher auf, „in der Stille“ zu arbeiten. Das ist sicher das Gegenteil von „nichts arbeiten“ und „fremde Dinge [Unnützes] treiben“ (2. Thes 3,11.12). Der Christ sollte also „in der Stille“ seine Arbeit tun. Sein Ziel wird nicht sein, vor aller Augen Dinge zu tun, die nicht zu seinem Aufgabenfeld gehören. Wir sollen also kein großes Aufheben um unsere Arbeit machen. Wir haben vielmehr den Auftrag, in aller Ruhe und Stille das auszuführen, was uns aufgetragen wurde.

In diesen Zusammenhang gehört vielleicht der Hinweis, dass wir nicht als die „Hektiker“ bekannt sein sollten. Unsere Arbeitsweise sollte geordnet und annehmbar für unsere Kollegen sein. Auch sollte uns keine innere Unruhe und Sorge um die Dinge des Lebens prägen, die man uns äußerlich ansehen kann (vgl. Lk 12,22.23), sondern eine positive Gelassenheit. Wenn wir unserem Herrn vertrauen, dass Er alles gut lenkt, können wir diese Gelassenheit entwickeln.

Arbeit ist etwas Gutes (1. Mo 2)

„Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, ihn zu bebauen und ihn zu bewahren. … Und er [Gott der HERR] brachte sie [die Tiere] zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde; und wie irgend der Mensch ein lebendiges Wesen nennen würde, so sollte sein Name sein. Und der Mensch gab Namen allem Vieh und den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes“ (1. Mo 2,15.19.20).

Es gibt hundert Gründe, über die Arbeit, die wir tun müssen, zu klagen. Vieles ist Routinetätigkeit, die oft keine Freude bereitet. Manche Arbeiten entsprechen nicht unserer Veranlagung, müssen aber dennoch getan werden. Manche besitzen fast bis zur Perfektion die Fähigkeit, solche unliebsamen Arbeiten auf andere abzuwälzen. So etwas spricht sich schnell herum, und wenn man weiß, dass wir Christen sind, wirft das ein schlechtes Licht nicht nur auf uns selbst, sondern auch auf unseren Herrn und die Wahrheit des Wortes Gottes.

Lasst uns nicht vergessen, dass Gott uns den Auftrag gegeben hat, zu arbeiten. Wir haben gesehen, dass Gott sowohl geistige als auch körperliche Arbeit – wenn auch ursprünglich in einer anderen Dimension – für uns vorgesehen hat (1. Mo 2). Und wenn die Mühsal der Arbeit durch den Sündenfall entstanden ist, so bleibt doch bestehen, dass Gott Menschen schon vor dem Sündenfall in die Verantwortung gestellt hat, zu arbeiten. Daher sollten wir auch dann durchhalten, wenn uns die Arbeit hier und da keine Freude mehr bereitet oder sogar auf unser Gemüt zu schlagen droht.

Lasst uns deshalb mehr den Nutzen und das Gute der Arbeit erkennen. Sie ist ein Segen für uns. Es ist gut, dass wir als Männer eine Beschäftigung außerhalb des Hauses haben, sofern das eben möglich ist. Es ist nützlich, dass wir arbeiten, weil wir damit keine unnützen Dinge treiben und auf schlechte Gedanken kommen. Gott hat das so gewollt. Lasst uns Ihm dafür danken.

Sich jedem Chef unterordnen (1. Pet 2)

Petrus spricht im Unterschied zu Paulus nur die Sklaven an, nicht aber die Herren. Er sieht das Verhalten von Christen am Arbeitsplatz als Teil ihres „Wüstenauftrags“. Der Petrusbrief sieht den Christen auf dem Weg zur Herrlichkeit und betrachtet diese Welt für den Christen unter dem Blickwinkel einer Wüste. Das Leben eines Christen wird daher unter dem Blickwinkel einer Wüstenreise gesehen.

In 1. Petrus 2,18–23 wendet sich der Apostel Petrus an Hausknechte. Sie sind gewissermaßen die unterste Ebene eines Unternehmens. Sie werden in besonderer Weise ermahnt, zugleich aber auch ermutigt:

Ihr Hausknechte, ordnet euch den Herren in aller Furcht unter, nicht allein den guten und milden, sondern auch den verkehrten. Denn dies ist wohlgefällig, wenn jemand um des Gewissens vor Gott willen Beschwerden erträgt, indem er zu Unrecht leidet. Denn was für ein Ruhm ist es, wenn ihr ausharrt, indem ihr sündigt und geschlagen werdet? Aber wenn ihr ausharrt, indem ihr Gutes tut und leidet, das ist wohlgefällig bei Gott. Denn hierzu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten, euch ein Beispiel hinterlassend, damit ihr seinen Fußstapfen nachfolgt; der keine Sünde tat, noch wurde Trug in seinem Mund gefunden, der gescholten, nicht wiederschalt, leidend, nicht drohte, sondern sich dem übergab, der gerecht richtet.

Petrus geht es in Vers 18 darum, dass Sklaven und Arbeitnehmer ihre Unterordnung unter ihre Herren und Vorgesetzten nicht von der moralischen Güte ihrer Arbeitgeber abhängig machen. Dass man einem guten Chef gehorsam ist, versteht sich eigentlich von selbst. Unser Christsein beweisen wir aber gerade dadurch, dass wir uns auch den „verkehrten Herren“ unterordnen. Das kann, wenn es sich um eine langjährige Beziehung handelt, sehr schwierig sein. Gott wünscht es aber so.

Hier geht es nicht darum, dass wir bereit sind, böse Anordnungen auszuführen, die gegen Gott oder unsere Glaubensgrundlage gerichtet sind. Dann müssten wir nämlich um unseres Gewissens willen Nein sagen, selbst wenn dies den Verlust des Arbeitsplatzes bedeutete. Aber wir dürfen unsere Unterordnung nicht davon abhängig machen, ob unsere Vorgesetzten gut oder böse, milde oder verkehrt sind. Unabhängig von ihrem moralischen und ethischen Zustand sollen wir unseren Vorgesetzten Respekt erweisen. Dazu gehört, dass wir nicht gegen sie opponieren, sondern trotz manchem Versagen positiv über sie reden.

Gutes Gewissen (1. Pet 2)

„Denn dies ist wohlgefällig, wenn jemand um des Gewissens vor Gott willen Beschwerden erträgt, indem er zu Unrecht leidet“ (1. Pet 2,19).

Petrus spricht dann davon, dass ein Christ, selbst wenn er Sklave ist, bestimmte Dinge, die sein Herr von ihm fordert, einfach nicht mitmachen kann, nämlich dann, wenn die Forderung der Herren gegen Gottes strikte Anweisungen gerichtet ist.

Vielleicht erwartet der Vorgesetzte von seinen Mitarbeitern etwas, was sie um ihres Gewissens willen nicht tun wollen. Sie sollen etwas Falsches über das zu verkaufende Produkt sagen; sie sollen lügen; sie sollen falsche Preise nennen; sie sollen den Vorgesetzten verleugnen; sie sollen die Arbeitszeiten falsch angeben usw. Gerade Christen, die in Sekretariaten arbeiten, haben sich großen Herausforderungen zu stellen, was das Thema „Wahrheit“ betrifft. Manchmal werden sie direkt aufgefordert zu lügen (zum Beispiel, dass der Chef nicht im Büro sei usw.).

Hier können wir als Christen nicht mitmachen, weil es sich um Unrecht handelt. Wer aus Gewissensgründen Nein sagt, wird Leiden um der Gerechtigkeit willen in Kauf nehmen müssen. Das kann sehr unangenehm werden. Dennoch sollten wir standhaft bleiben und nie etwas gegen unser Gewissen tun. Eine solche Festigkeit findet die Zustimmung Gottes. Wer Ihn fürchtet und ehrt, der wird von Ihm geehrt werden.

Petrus adelt die Leiden und Unterdrückungen der Christen, die um ihres Gewissens willen Beschwerden ertragen. Diese Leiden schließen ein, dass Herren in ungerechter Weise über ihre Sklaven herrschen. Sie belohnen denjenigen, der bestraft werden müsste, während sie den bestrafen, den sie eigentlich belohnen müssten.

Grenzen des Gehorsams von Angestellten

Das führt uns zu der Frage, ob der Gehorsam von Arbeitnehmern gegenüber ihren Arbeitgebern Grenzen hat. In Epheser 6,6 werden wir aufgefordert, den Willen Gottes zu tun. In Apostelgeschichte 5,29 lesen wir, dass Petrus und die anderen Apostel sagten: „Man muss Gott mehr gehorchen als Menschen.“ Wir sollten mit der Anwendung dieses Verses sehr vorsichtig umgehen.

Wenn wir von Vorgesetzten aufgefordert werden, ungerechte, böse Dinge zu tun, steht das im Konflikt zu der biblischen Aufforderung, den Herren „als dem Christus“ zu gehorchen (Eph 6,5). Hier gibt es also Grenzen der Unterordnung. Allerdings liegen diese in einem klaren Verstoßen gegen Gottes Wort, nicht in Auffassungsfragen, was dem Ziel des Unternehmens dienlich ist oder nicht. Wir dürfen es uns also nicht zu leicht machen, Aufgaben abzulehnen. Sie müssen sich konkret unserem Gewissen oder einem ausdrücklichen Wort Gottes entgegenstellen.

Dieser Vers leitet uns also an, unsere Arbeit mit einem guten Gewissen zu tun. Im Gegensatz dazu müssen wir uns sagen lassen, dass wir manchmal eben nicht um des Gewissens willen gelitten haben, sondern mit einem schlechten Gewissen gesündigt und somit Unrecht getan haben. Wenn wir dafür negative Folgen einstecken müssen, ist das nur gerecht. Aber ist das Ruhm? Es ist das Gegenteil davon, weil wir auf den Namen unseres Herrn Jesus Christus Schande gebracht haben. Denn unsere Kollegen wissen, dass wir Christen sind – jedenfalls sollte es so sein. Und dann zeigen sie nicht nur mit dem Finger auf uns (wie bei Abraham und Isaak, als sie ihre Frauen verleugneten), sondern auch auf unseren Herrn Jesus Christus und auf das Wort Gottes. Wie müssen wir uns oft schämen, Ihn so verunehrt zu haben!

Wenn man bei seiner Arbeit feststellen muss, dass das Gewissen schlägt, stimmt etwas nicht. Das ist wahr im Blick auf mein ganzes Leben. Petrus bezieht es hier jedoch konkret auf unsere berufliche Tätigkeit. Man kann kein gutes Gewissen haben, wenn man die Kollegen verleumdet oder dem Arbeitgeber die Zeit stiehlt, um nur zwei Beispiele zu nennen. Da das gute Gewissen ein hohes Gut ist, wäre es töricht, dieses zu verletzen. Aber es ist zu wenig, nur ein gutes Gewissen zu haben. Wir wollen an unserem Arbeitsplatz positiv das tun, was Gott ehrt, indem wir die Arbeit für Ihn ausführen und uns in allem treu erweisen.

Ausharren (1. Pet 2)

„Wenn ihr ausharrt, indem ihr Gutes tut und leidet, das ist wohlgefällig bei Gott“ (1. Pet 2,20).

Petrus weist den Arbeitnehmer also darauf hin, dass er in schwierigen Umständen ausharren soll. Wie leicht resignieren wir, wenn nicht alles so läuft, wie wir uns das vorgestellt haben. Auch heute gibt es böse Vorgesetzte, die Mitarbeiter mobben und in ungerechter Weise über sie herrschen. Dann liegt es nahe, aufzugeben und zu kündigen. Aber gerade in schwierigen Umständen können wir Gott verherrlichen. Er fordert uns auf, auf Ihn zu sehen. Daher ermahnt Petrus uns auszuharren.

Wir sollen Gutes tun und bereit sein, dafür zu leiden. Das ist das, was unser Herr von uns erwarten kann. Er selbst hat es uns vorgelebt. Wenn Petrus hinzufügt, dass dies wohlgefällig bei Gott ist, zeigt er damit nicht nur die Wertschätzung Gottes für ein solches Verhalten. Wörtlich heißt es in Vers 20, dass dies „Gnade ist bei Gott“, wenn wir im Gutestun und im Leiden ausharren. Tatsächlich haben wir die Gnade Gottes für ein solches Verhalten nötig. Und Er gibt sie uns, weil wir gerade in solchen Umständen beweisen können, dass wir bereit sind, Gott in allem gehorsam zu sein. Das schließt ein, dass Gott uns für solch treues Verhalten belohnen wird.

Christus, das Vorbild! (1. Pet 2)

„Denn hierzu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten, euch ein Beispiel hinterlassend, damit Ihr seinen Fußstapfen nachfolgt; der keine Sünde tat, noch wurde Trug in seinem Mund gefunden, der, gescholten, nicht wiederschalt, leidend, nicht drohte, sondern sich dem übergab, der gerecht richtet“ (1. Pet 2,21–23).

Petrus weist in dem Abschnitt, in dem er sich mit den Knechten beschäftigt, auf den Herrn Jesus hin. Das ist ein, wenn nicht der Höhepunkt dieses ersten Briefes. Gerade diesen armen, leidenden und hilflosen Knechten wird der Herr Jesus vorgestellt. Er macht sich mit ihnen in ihrem Elend gewissermaßen eins. Diese Identifikation des Herrn mit den Seinen, die auf der untersten Stufe stehen, darf heute jeder für sich in Anspruch nehmen, der in schwierigen beruflichen Umständen ist.

Der Herr Jesus Christus hat uns seine Fußspuren hinterlassen, indem Er für uns ein Vorbild geworden ist. Er hat auch in den schwierigsten Umständen keine Sünde getan. In seinem Mund gab es keinen Trug. Er sagte das, was Er tat. Und Er tat auch das, was Er sagte.

Er wurde oftmals und zu Unrecht gescholten, dennoch schalt Er nie wieder, begehrte gegen die Wege Gottes mit und für Ihn nicht auf. Er war bereit, sich von ungerechten Herrschern und Menschen unangemessen ansprechen zu lassen. Er blieb stumm. Er übergab sich dem, der in gerechter Weise richtet: Das ist sein Gott und Vater. Ihm vertraute Er auch in den schwierigsten Umständen seines Lebens.

Die Anwendung auf das „Heute“

So wie damals die Menschen den Herrn Jesus ungerecht behandelten, so gibt es heute Unternehmen, die mit ihren Mitarbeitern ungerecht umgehen. Mitarbeiter werden für Fehler getadelt, die nicht sie, sondern ihre Kollegen oder sogar Vorgesetzten begangen haben. Mancher wird von seinem Chef regelrecht angeschrien. Besonders Frauen und Mitarbeitern, die nicht sehr selbstbewusst wirken, widerfährt diese Art von Behandlung. Denn gerade diejenigen, die sich nicht gut wehren können, werden unter Druck gesetzt.

Was ist dann unsere Reaktion? Der Herr Jesus hat uns vorgelebt, wie wir uns verhalten sollen. Das heißt durchaus nicht, dass wir immer schweigen müssen – obwohl das oft der weisere Weg ist, selbst wenn wir dadurch verachtet werden. Aber der Herr Jesus hat nicht immer geschwiegen. Immer wieder hat Er deutlich gemacht, was die Wahrheit ist. Aber Er suchte nicht seine eigene Ehre, sondern die Ehre dessen, der Ihn gesandt hatte. Er ergriff also nicht für sich selbst Partei, wohl aber für seinen Vater. Das ist vorbildhaft für uns heute. Wir sollen beispielsweise für jemand eintreten, der sich selbst nicht wehren kann, weil er nicht anwesend ist oder zu ängstlich, um sich zu verteidigen. Dann suchen wir nicht die eigene Ehre, denn wir setzen uns selbst der Gefahr aus, in ein schlechtes Licht gerückt zu werden.

Fleiß (Spr 24)

Wir haben schon in Verbindung mit den Fragen nach der Intensität der Arbeit gesehen, dass wir fleißig arbeiten sollten. Dazu gibt es im Alten Testament eine sehr eindrückliche Schilderung. Wie so oft sind es gerade die negativen Beispiele, die uns ansprechen …

„Am Feld eines faulen Mannes kam ich vorüber, und am Weinberg eines unverständigen Menschen. Und siehe, er war ganz mit Disteln überwachsen, seine Fläche war mit Unkraut bedeckt und seine steinerne Mauer eingerissen. Und ich schaute es, ich richtete mein Herz darauf; ich sah es, empfing Unterweisung: Ein wenig Schlaf, ein wenig Schlummer, ein wenig Händefalten, um auszuruhen – und deine Armut kommt herangeschritten, und deine Not wie ein gewappneter Mann“ (Spr 24,30–34).

Aus dieser Begebenheit lernen wir, wie wichtig es ist, sorgfältig und fleißig zu arbeiten. Wir dürfen allerdings nicht den Umkehrschluss ziehen und denken, dass wir immer der Erste und der Letzte am Arbeitsplatz sein sollten. Dann würden wir, wie wir gesehen haben, der Arbeit eine falsche Priorität einräumen.

Salz der Erde (Mt 5,13)

Die Arbeit gehört zu den irdischen Aufgaben des Christen. Das heißt, dass die Arbeit, der Ort, wo wir unseren Beruf ausüben, ein Lebensbereich ist, in dem sich Christen und ungläubige Menschen aufhalten. Durch die Art, wie wir als Christen unseren Beruf ausüben, können wir einen positiven oder negativen Einfluss auf andere ausüben. In der sogenannten Bergpredigt hat der Herr Jesus seinen Jüngern gesagt, dass sie „das Salz der Erde“ sind (Mt 5,13).

Salz wurde damals dafür verwendet, Fleisch und andere Lebensmittel zu konservieren und damit haltbar zu machen. In diesem Sinn erwartet Gott von uns Christen, dass wir in einer Weise tätig sind, dass unsere Kollegen motiviert werden, ebenfalls treu zu arbeiten. Es gibt heute viele, die über die Arbeit, die Vorgesetzten und das Unternehmen, in dem sie beschäftigt sind, vor allem klagen. Solch ein Verhalten können wir als Christen verstärken, indem wir es ihnen gleichtun. Wir können aber das Gegenteil bewirken, wenn wir treu arbeiten und die positiven Seiten der Arbeit verdeutlichen, die ein Segen vonseiten Gottes für uns ist.

Wenn wir dagegen ebenso klagen, wie andere am Stuhl des Vorgesetzten „sägen“, bzw. mit unseren Ellenbogen wirken usw., sind wir zu kraftlosem, faden und feucht gewordenem Salz geworden, das seinen eigentlichen Wert verloren hat. Es wäre schade, wenn dieses Urteil über unser Leben gefällt werden müsste.

Positive und negative Beispiele in der Schrift

Am Ende dieses Kapitels sehen wir uns kurz einige positive und negative Beispiele in der Bibel an. Gott illustriert uns hier die behandelten Eigenschaften auf schöne Weise.

Daniel

Daniel zeigte Respekt für die Könige und ihre Angestellten (Dan 1,8; 6,22). Beispielsweise forderte er nicht, sondern erbat sich, nach seinen Glaubensüberzeugungen vorgehen zu dürfen. Er griff die ihm vorgesetzten Personen nicht hart an, sondern war sich bewusst, dass sie von Gott gegebene Autoritäten waren.

Darüber hinaus war Daniel treu und in seinem Beruf als treu anerkannt (vgl. Dan 6,5). Er ließ sich kein Vergehen zuschulden kommen, so dass sogar seine Feinde, die intensiv nach einem Anklagegrund suchten, keinen finden konnten.

Sein Leben war ein glaubhaftes Zeugnis. Sowohl Nebukadnezar als auch Darius erkannten, dass Daniel seinem Gott diente, und zwar ohne Unterbrechung (Dan 6,21).

Daher war Daniel nicht bereit, auf das Gebet zu Gott zu verzichten, auch wenn ihn das seine Arbeitsstelle und sogar sein Leben kosten konnte. Obwohl es verboten war, von jemand anders etwas zu erbitten als nur vom König, betete Daniel weiterhin zu seinem Gott. Gott prüfte Daniels Glauben und ließ zu, dass er in die Löwengrube geworfen wurde. Aber Er ließ seinen Diener dort nicht im Stich, sondern verschloss den Rachen der Löwen (Dan 6,23).

Joseph

Joseph diente Potiphar in Ägypten in einer solchen Treue, dass dieser „alles, was er hatte, in Josephs Hand gab“ (1. Mo 39,4). Der Hofbeamte des Pharao „kümmerte sich um nichts bei ihm, außer um das Brot, das er aß“ (1. Mo 39,6).

Diese Treue war für Josephs Leben kennzeichnend. Auch bei seinem „Arbeitsplatzwechsel“ änderte sich diese Lebensführung nicht. Schon seinem Vater diente er treu, so dass dieser ihn zu den Brüdern sandte. Und im Gefängnis setzte sich diese Treue Josephs weiter fort (1. Mo 39,22). Er wurde über alle Gefangenen gesetzt und genoss großes Vertrauen vonseiten des Gefängnisleiters. Dieser sah nicht einmal „nach dem Geringsten“, weil er Joseph in allem vertraute (1. Mo 39,23).

Weiter sehen wir bei diesem Mann Gottes, dass er sich um des Gewissens vor Gott willen weigerte, der Frau Potiphars nachzugeben: „Wie sollte ich diese große Bosheit tun und gegen Gott sündigen?“ (1. Mo 39,9). Er war bereit, um des guten Gewissens vor Gott willen zu leiden.

David

David wurde Sauls Verteidigungsminister und war in diesem Sinn dessen „Angestellter“. Er wurde von diesem verfolgt und bis aufs Äußerste gejagt. Obwohl er wusste, dass Gott ihn zum König über Israel erwählt hatte, und auch wenn er sogar schon gesalbt worden war, wagte er es nicht, Hand an Saul zu legen. Es gab verschiedene sehr günstige Gelegenheiten dazu. Dennoch handelte er nicht gegen Saul, weil er sich Respekt vor dem König bewahrte, den Gott eingesetzt hatte. Er war und blieb für ihn der „Gesalbte des HERRN“ (1. Sam 26,9).

Die Hebammen in Ägypten

Ein schönes Beispiel sind die Hebammen in Ägypten zur Zeit Moses, die in gewissem Sinn beim Pharao angestellt waren. Sie gehorchten dem Befehl des Pharao nicht, alle neugeborenen israelitischen Jungen zu töten, denn sie fürchteten Gott (2. Mo 1,17). Gott war der Erhalter des Lebens. Dieses Gebot achteten sie höher als alle Gebote ihres irdischen Herrn. Dafür wurden sie von Gott mit Familien gesegnet, also mit Männern und Kindern, die ihnen geschenkt wurden.

Die Kreter und einige Thessalonicher

Es gibt auch schlechte Beispiele. Was den Fleiß betrifft, so lesen wir von den Kretern, dass sie „faule Bäuche“ waren, wie wir mehrfach gesehen haben (Tit 1,12).

Im Blick auf die Thessalonicher haben wir schon gesehen, dass es unter ihnen solche gab, die nicht arbeiteten. Sie hatten ihren irdischen Beruf aufgegeben, obwohl der Apostel sie anders belehrt hatte. Aber er gab sie nicht auf, sondern wies in beiden Thessalonicherbriefen auf die Notwendigkeit des Arbeitens hin.

Die Schrift bietet uns einen großen Schatz an „Arbeitern“, von denen wir lernen können. Es lohnt sich also, das Arbeitsleben betreffende Beispiele in der Schrift aufzusuchen, aus denen wir für die heutige Zeit einen Nutzen ziehen können.

Fußnoten

  • 1 Unter Esoterik versteht man die verschiedenen spirituellen (geistlichen) und okkulten Lehren und Praktiken, die heute im Umlauf sind, um Menschen (scheinbar) glücklich zu machen. Sie gründen sich nicht auf das Wort Gottes, sondern sind menschliche bzw. sogar satanische Erfindungen, um Menschen von dem Herrn Jesus abzuziehen, ihre geistlichen Bedürfnisse jedoch (scheinbar) zu befriedigen. Gerade für gefühlsbetonte Menschen stellen die Angebote der Esoterik eine große Gefahr dar.
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