Das Berufsleben des Christen
Biblische Grundsätze für das Berufsleben

Wer soll arbeiten?

Das Berufsleben des Christen

Wir haben bereits gesehen, dass es nicht in erster Linie darauf ankommt, wo man arbeitet. Entscheidend ist, wie wir arbeiten und ob wir in unserer Arbeit treu sind. Nachdem wir gerade darüber nachgedacht haben, was im Sinn der Heiligen Schrift überhaupt Arbeit ist, überlegen wir nun, wer nach Gottes Willen arbeiten soll. Da dieses Thema unmittelbar mit dem vorherigen zusammenhängt, brauchen wir hier nicht weit auszuholen.

Männer sollen arbeiten

In 1. Mose 3,17–19 haben wir bereits gelesen, dass Gott für den Mann als Folge des Sündenfalls Arbeit mit Mühsal verbunden hat. So ist der Auftrag an den Mann, zu arbeiten, mit dem Fluch verbunden, der als Folge der Sünde über die Erde und die Menschheit kam. Wir müssen uns unter diese Folge des Sündenfalls stellen und dürfen uns der Verpflichtung zum Arbeiten nicht entziehen. Diese Pflicht gilt ausdrücklich uns Männern.

Natürlich gibt es Umstände, die eine berufliche Tätigkeit verhindern. Manche Männer suchen intensiv Arbeit, sind aber durch bestimmte Umstände nicht in der Lage, eine passende Arbeitsstelle zu finden. Gott erwartet allerdings von uns, dass wir uns wirklich um Arbeit bemühen (vgl. 2. Thes 3,10). Es gibt allerdings Fälle, bei denen zum Beispiel über 60-Jährige ihren Arbeitsplatz durch wirtschaftliche Schwierigkeiten ihres Unternehmens verlieren. Für ältere Männer ist es in der heutigen Zeit noch immer sehr schwer, einen neuen Arbeitsplatz zu finden, auch wenn sich dieser Trend derzeit zu verändern scheint.

Neben dem Alter spielt die Gesundheit eine wichtige Rolle für unsere Arbeitsfähigkeit. Gesundheitliche Schwierigkeiten könnten eine berufliche Tätigkeit verhindern. Niemand sollte allerdings leichtfertig solche Gründe vorschieben, wenn sie nicht wirklich vorhanden sind. Wie oft vergessen wir, dass Gott unsere Beweggründe genau kennt, wenn wir versuchen, uns der Arbeitspflicht zu entziehen. Menschen sind oft nicht in der Lage, letztlich zu beurteilen, ob wir uns vor der Arbeit drücken oder nicht. Gott aber sieht alles. Er sieht unsere Herzen und Motive, ob wir die Bereitschaft haben, zu arbeiten. Er ist unser Herr, das dürfen wir nie vergessen.

Noch ein Wort zum Selbstverständnis des Mannes im Blick auf seine Arbeit. In der Regel definieren wir Männer uns sehr stark über unseren Beruf. Wenn wir im Beruf erfolgreich sind, geht es uns gut. Wenn wir unseren Arbeitsplatz verlieren oder einen beruflichen Rückschritt erleiden müssen, fühlen wir uns wertlos. Auch wenn es uns schwer fällt, uns von einem solchen Werteschema loszulösen: Gott sieht die Dinge anders. Er will, dass wir (treu) arbeiten. Aber wertvoll sind wir für Ihn nicht wegen unserer Arbeit, sondern weil der Herr Jesus für uns sein Leben hingegeben hat, weil Gott uns liebt. Er sucht in unserem Leben Hingabe für Ihn. Dazu gehört zweifellos auch unsere berufliche Aktivität. Aber sie steht für Gott nicht im Mittelpunkt seines Urteils über uns tägliches Leben.

Und die Frauen?

Wir haben gesehen, dass der Apostel Paulus die Frauen unterweist, ihre Männer und ihre Kinder auf praktische Weise zu lieben (vgl. Tit 2,5). Teil dieser Belehrung ist, dass sich die Frau mit häuslichen Arbeiten beschäftigt. Es ist klar, dass sich diese Anweisung auf eine verheiratete Frau bezieht, die – was die Sorge für Kinder betrifft – Mutter ist. Für sie ist Gottes Wort deutlich: Sie soll sich um ihren Mann und ihre Kinder kümmern. Das ist nur eingeschränkt möglich, wenn sie außerdem ein Arbeitsverhältnis eingeht.

Diesen biblischen Grundsatz muss eine Frau bedenken, wenn sie für sich einen anderen Weg wählen möchte, für den es im Einzelfall durchaus Gründe geben mag. Sie sollte nicht außer Acht lassen, dass es in der Ehe, in der Familie und im Haushalt ausreichend Aufgaben für sie gibt, die erfüllend und wichtig sind.

Wenn wir als Ehemänner diese Arbeit mehr achteten und lobten, könnten unsere Ehefrauen sich vermutlich leichter für diese Aufgaben motivieren. Das heißt nicht, dass sich eine Frau vom Lob des Ehemannes abhängig machen sollte bzw. dass sein Lob und seine Anerkennung für sie die Voraussetzung dafür wird, ihre häuslichen Arbeiten zu verrichten.

Gläubige Frauen und Mütter sollten zudem nicht vergessen, dass viele Aufgaben in der örtlichen Versammlung unerledigt bleiben, wenn sie extern arbeiten. Auch in der Gemeindearbeit liegt ein weites Betätigungsfeld für Frauen. Ohne an dieser Stelle eine Auflistung aller denkbaren Aufgaben für gläubige Frauen anzugeben, können einige Beispiele als Anregung dienen. Grundsätzlich kann sie jede Aufgabe wahrnehmen, die nicht im Widerspruch zu Gottes Wort steht:

  • Mithilfe im Evangelium, wie Evodia und Syntyche den Apostel Paulus in seinem evangelistischen Dienst unterstützt haben (vgl. Phil 4,2.3).
  • Im Hirtendienst können gläubige Frauen tätig sein (an älteren Geschwistern, an Schwestern, zusammen mit dem Ehemann an anderen Ehepaaren bzw. Familien).
  • Als Lehrerinnen des Guten unterweisen sie Jüngere (vgl. Tit 2,3–5).
  • Als Sonntagschullehrerinnen können sie sich mit jüngeren Kindern beschäftigen.
  • Wertvolle Hilfeleistungen wie die Pflege des Versammlungsraums, sich um Brot und Kelch kümmern usw. können von gläubigen Frauen übernommen werden.

Und die Kinder?

Es stellt sich die Frage, ob auch Kinder arbeiten dürfen, ja sollen. Tatsächlich ist dies in vielen Ländern dieser Welt üblich. Familien könnten ihren Lebensunterhalt nicht verdienen, wenn sie nicht auf die Arbeit der heranwachsenden Kinder zurückgreifen könnten.

In Deutschland ist Kinderarbeit für Kinder, die noch der Vollzeitschulpflicht unterliegen, verboten. Wenn Kinder 13 Jahre alt werden, gibt es für sie die Erlaubnis, leichte Tätigkeiten auszuführen. Da wir als Christen aufgerufen sind, uns den obrigkeitlichen Gewalten unterzuordnen (vgl. Röm 13,1), gilt dieses Arbeitsverbot auch für uns.

Kann man aus der Schrift hierzu Grundsätze ableiten? Wir finden im Gesetz Gottes für sein irdisches Volk Israel, dass Leviten ab dem Alter von 30 Jahren in ihren beruflichen Dienst einstiegen (4. Mo 4,35). Später wurde dieses Alter auf 25 bzw. 20 Jahre (4. Mo 8,24; 1. Chr 23,27) gesenkt. Das gibt uns einen Hinweis dazu, was Gottes Gedanken über einen angemessenen Beginn von „Arbeit“ sind. Auch in den übrigen Stämmen Israels wurden Männer ab einem Alter von 20 Jahren gemustert, was die vorherige Aussage unterstreicht (vgl. 4. Mo 1,18).

Dabei ist allerdings zu bedenken, dass sich der Zeitpunkt, ab dem ein Mensch körperlich, geistig und moralisch „erwachsen“ ist, im Laufe der Zeit immer wieder verändert hat. Wenn man die Zeit der Könige in Israel analysiert (1. Kön; 2. Kön; 2. Chr), wird man feststellen, dass manche Könige schon sehr früh – deutlich unter dem Alter von 20 Jahren – Kinder bekommen und regiert haben.

Im Blick auf die christliche Zeit lesen wir in der Bibel nichts über die Arbeit von Kindern und Jugendlichen. Als Eltern haben wir allerdings die Aufgabe, unsere Kinder „in der Zucht und Ermahnung des Herrn“ aufzuziehen (Eph 6,4). Das schließt mit ein, dass wir sie an die Pflichten heranführen, die sie im späteren Leben zu übernehmen haben. Kinder müssen lernen, mit Geld umzugehen. Es ist wichtig für sie, dass sie verstehen, dass das tägliche Leben nicht umsonst zu bestreiten ist. Daher ist es weise, sie in kleinen Schritten an Pflichten heranzuführen, die auch die Übernahme von Arbeiten beinhalten. Als Jugendliche können und sollen sie zum Beispiel durch Ferienarbeiten lernen, dass Arbeit mit Mühsal und Schweiß verbunden ist.

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