Die Opfer
Kommentar zu 3. Mose 1–7

Die Gesetze der Opfer

Die Opfer

Das Gesetz des Brandopfers – 3. Mose 6,1–6

„Und der HERR redete zu Mose und sprach: Gebiete Aaron und seinen Söhnen und sprich: Dies ist das Gesetz des Brandopfers. Dieses, das Brandopfer, soll auf seiner Feuerstelle sein, auf dem Altar, die ganze Nacht bis zum Morgen; und das Feuer des Altars soll darauf in Brand erhalten werden. Und der Priester soll sein leinenes Kleid anziehen und soll seine leinenen Beinkleider anziehen über sein Fleisch; und er soll die Fettasche abheben, zu der das Feuer das Brandopfer auf dem Altar verzehrt hat, und soll sie neben den Altar schütten. Und er soll seine Kleider ausziehen und andere Kleider anlegen und die Fettasche hinaustragen außerhalb des Lagers an einen reinen Ort. Und das Feuer auf dem Altar soll darauf in Brand erhalten werden, es soll nicht erlöschen; und der Priester soll Holz auf ihm anzünden, Morgen für Morgen, und das Brandopfer auf ihm zurichten und die Fettstücke der Friedensopfer auf ihm räuchern. Ein beständiges Feuer soll auf dem Altar in Brand erhalten werden, es soll nicht erlöschen“ (3. Mo 6,1–6).

Kapitel 6 beginnt mit einem neuen Thema, den Gesetzen der Opfer; es wird bis zum Schluss von Kapitel 7 durchgeführt.

Diese Gesetze enthalten ergänzende Einzelheiten von besonderer Bedeutung, die die charakteristischen Wesenszüge der verschiedenen Opfer hervorheben und im Besonderen angeben, wo Gemeinschaft (Teilhabe) zulässig und vorgeschrieben war. Das erste, das Brandopfer, war die Ausnahme, obwohl selbst dabei die Haut des Opfertieres dem Priester gehören sollte. Das Teil des Menschen, wo und soweit es erlaubt war, wird sorgfältig erwähnt.

Diese Vorschrift, die dem Mose geboten wurde, galt dem priesterlichen Haus. Sie ging alle an, die dazu gehörten. Und das priesterliche Haus weist hin, wie wir belehrt sind, auf Christus und die Seinen, als Sohn über sein Haus, dessen Haus wir sind (Heb 3,6). Das Gesetz des Brandopfers wird hier klar dargestellt. Das Brandopfer sollte auf dem Altar sein, auf seiner Feuerstelle, die ganze Nacht bis an den Morgen. Wenn wir diese Stelle nicht hätten, hätte man denken können, es sei nur für den Tag, damit der Opfernde sich an dem Anblick dessen erfreuen könnte, was zu seiner Annahme diente. Hier wird jedoch betont, dass es brennen sollte „die ganze Nacht bis an den Morgen, und das Feuer des Altars soll auf demselben in Brand erhalten werden“.

Hier wie anderswo erkennen wir die Bedeutung dieser Vorbilder. Sie bieten Trost des Glaubens heute am Tag der Versuchung in der Wüste. Der Morgen ohne Wolken ist noch nicht angebrochen. Noch währt die Nacht für Christus, der von den Menschen verworfen wurde, obwohl die Nacht weit vorgerückt und der Tag nahe ist. Doch durch alle Finsternis hindurch steigt ununterbrochen das Zeugnis unserer Annahme auf. Versöhnung ist geschehen für jeden, der durch den Glauben mit dem Brandopfer verbunden ist. Der Mensch mag schlafen, die Welt in Dunkelheit gehüllt sein; aber der Opfernde hatte die Befriedigung zu wissen, dass das Feuer, das auf dem Altar in Brand erhalten wurde, das seinethalben gebrachte Feueropfer verzehrte, zu einem Wohlgeruch der Ruhe für den HERRN.

Was hier so sorgfältig eingeschärft wird, tritt in Kapitel 1 kaum in Erscheinung, das tief auf die allgemeine Belehrung zum Brandopfer eingeht, ferner die verschiedenen Opfertiere nennt, deren unbedingt erforderliche fehlerlose Reinheit erwähnt, und ferner die Darbringung des Opfers mit der Blutsprengung durch den Priester, das Zerschneiden in seine Stücke, das Waschen, was dort besonders hervorgehoben, hier aber übergangen wird, außer dass alles auf das Holz über dem Feuer des Altars zu legen war. Hier, nicht dort, liegt der Schwerpunkt auf dem beständigen Brennen die ganze Nacht hindurch bis zum Morgen. Während Israel noch schläft während der Nacht, steigt der duftende Wohlgeruch mit unfehlbarer Wirksamkeit auf für den, der opfert. Selbst Israel, wenn auch jetzt noch verstockt, wird bewahrt für den Segen, der sicher kommen wird, wenn sie sagen: „Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!“

In den Versen 3 und 4 lesen wir dann, wie der opfernde Priester sorgfältig seine leinenen Kleider – sie reden von fleckenloser Gerechtigkeit – anzuziehen hatte. Diese Kleider trug der Hohepriester, wenn er am Sühnungstag in das Allerheiligste hineinging, und diese Kleider musste der Priester sogar angelegt haben, wenn er die Asche des Brandopfers, das von dem Feuer verzehrt worden war, abhob, um sie neben den Altar zu schütten. Doch dann zog er diese Kleider aus und legte andere Kleider an, um die Asche zu einem reinen Ort außerhalb des Lagers hinauszutragen.

Schließlich wird in den Versen 5 und 6 das Brennen des Feuers auf dem Altar wiederum nachdrücklich hervorgehoben. Nicht nur sollte der Priester jeden Morgen Holz auf dem Feuer des Altars anzünden und das Brandopfer zurichten, sondern danach auch die Fettstücke der Friedensopfer (oder: Dankopfer) darauf räuchern. Und das Gesetz schließt damit, dass das Feuer auf dem Altar beständig brennen sollte, es sollte nicht erlöschen. Könnte wohl irgendein Schattenbild eindringlicher auf die Annehmung hinweisen, die durch den unveränderlichen Wohlgeruch der Ruhe vor dem HERRN aufrechterhalten wird?

Es scheint mir nicht, dass dieses Bild von dem die ganze Nacht hindurch ständig brennenden Feuer jene Wahrheit versinnbildlichen soll, dass der Rauch der Qual der Verlorenen von Ewigkeit zu Ewigkeit aufsteigen wird. Vielmehr zeugt es von dem wunderbaren Ort der Begegnung zwischen Gott und einem sündigen Menschen, der das Brandopfer darbrachte. Der Ungläubige jedoch meint entweder das Brandopfer nicht nötig zu haben, oder er tritt den Sohn Gottes mit Füßen und entweiht sein Blut, als wäre es eine gewöhnliche Sache. So spricht der Hebräerbrief nicht abstrakterweise von Gott, sondern von „unserem Gott“ als einem verzehrenden Feuer. Das Brandopfer wurde zur Annehmung ganz verbrannt. Es schattete Christus ab, der sich vor Gott für uns vollständig in den Tod gab; und, obwohl Er bis zum äußersten erprobt wurde, steigt nichts anderes als ein duftender Wohlgeruch empor. Hierin wurde Gott, was die Sünde angeht, in Ihm, der keine Sünde kannte, völlig verherrlicht. Das Ergebnis für den Gläubigen ist eine vollkommene und ewig gültige Wirksamkeit dieses Opfers.

So wird es am Ende für Israel sein in dem zukünftigen Zeitalter, wenn sie aus langem Schlaf im Staub der Erde aufwachen. Sie werden, gleichsam am Morgen, das Brandopfer sehen und wie sie es verachtet haben während der dunklen Nacht. Sie werden ihren schändlichen Unglauben reuevoll eingestehen, wenn sie ihren Messias betrachten, gemartert, von Gott geschlagen und niedergebeugt. Und sie werden dankbar anerkennen, dass Er um ihrer Übertretungen willen durchbohrt und um ihrer Missetaten willen zerschlagen wurde, dass die Strafe zu ihrem Frieden auf Ihm lag und durch seine Striemen die Heilung zu ihnen kam. Das beständig brennende Feuer auf dem Altar steht im Gegensatz zu dem Rauch, der von Babylon oder den Anbetern des Tieres aufsteigt (Off 14,11; 18,8–10; 19,3). Christus ist das Brandopfer vor Gott für alle Gläubigen.

Das Gesetz des Speisopfers – 3. Mose 6,7–11

„Und dies ist das Gesetz des Speisopfers: Einer der Söhne Aarons soll es vor dem HERRN darbringen vor dem Altar. Und er soll davon seine Hand voll nehmen, vom Feinmehl des Speisopfers und von dessen Öl, und allen Weihrauch, der auf dem Speisopfer ist, und es auf dem Altar räuchern: Es ist ein lieblicher Geruch, sein Gedächtnisteil für den HERRN. Und das Übrige davon sollen Aaron und seine Söhne essen; ungesäuert soll es gegessen werden an heiligem Ort; im Vorhof des Zeltes der Zusammenkunft sollen sie es essen. Es soll nicht gesäuert gebacken werden; als ihren Anteil habe ich es ihnen gegeben von meinen Feueropfern: Hochheilig ist es, wie das Sündopfer und wie das Schuldopfer. Alles Männliche unter den Kindern Aarons soll es essen: ein für ewig Bestimmtes bei euren Geschlechtern von den Feueropfern des HERRN. Alles, was sie anrührt, wird heilig sein“ (3. Mo 6,7–11).

In diesem Gesetz tritt hervor, welch große Bedeutung das Essen des Speisopfers (minchah) durch Aaron und seine Söhne hatte. Es ist eines seiner besonderen Merkmale. Alle Männlichen unter den Kindern Aarons sollten es essen. In dieser Hinsicht bildet es den stärksten Gegensatz zum Brandopfer (olah), von dem kein Teil gegessen werden durfte, sondern alles zu Gott aufstieg. Doch so nötig und wichtig Minchah war, es begleitete nur das Brandopfer; deshalb erfolgt auch nicht ein neues und gesondertes Wort des HERRN, vielmehr wird die begonnene Rede wie zwischen Kapitel 1 und 2 fortgesetzt.

Verschiedenheiten der Form, wie wir sie in Kapitel 2 sahen, werden jetzt gänzlich weggelassen. Darüber können wir aus dem Gesetz hier nichts erfahren. Doch die eine große Wahrheit tritt hervor: der Schatten des Christus. Nicht wie Er sich ohne Makel vorbehaltlos in den sühnenden Tod vor dem HERRN gibt, sondern vielmehr in der Vollkommenheit seines Lebens auf der Erde, in völliger Reinheit und in der Kraft des Heiligen Geistes. Das Feuer setzt lediglich den unvergleichlichen Duft frei; das eine wie das andere ist ein Feueropfer dem HERRN zu einem Wohlgeruch der Ruhe. Doch schon das frühere Kapitel gibt den bezeichnenden Unterschied zum Brandopfer. Denn als Speisopfer diente nur eine Handvoll des Priesters von seinem Mehl und Öl samt allem Weihrauch, der darauf lag. Sie waren als Gedächtnisteil dem HERRN zu räuchern; das übrige fiel Aaron und seinen Söhnen zu.

Doch das Gesetz beginnt mit den „Söhnen Aarons“, die es „vor dem HERRN darbringen vor dem Altar“. Einer durfte der opfernde Priester sein, der das Gedächtnisteil abhob (V. 8), aber sie alle ging es an. Es war nicht eigentlich menschliche, sondern in diesem Fall priesterliche Speise, was auch immer sonst im Allgemeinen vom Korn und Öl gelten mochte. Dies war das Minchah oder Speisopfer des HERRN, das dem Brandopfer folgte, nicht umgekehrt. Denn der Opfernde war in jedem Fall ein Israelit, ein sündiger Mensch, obwohl das Speisopfer nicht seine Sünde oder Schuld im Blick hatte, wie die hierzu vorgeschriebenen Opfer, sondern die göttliche Vorsorge seiner Annehmlichkeit beim Herzunahen. Nur Einer konnte dieser absoluten Tauglichkeit entsprechen, vor dem HERRN, vor seinem Altar, geopfert zu werden. Jeder andere benötigte zuerst ein Opfer für die Sünde. Der Tod beim Brandopfer war eher und völlig die Verherrlichung Gottes in dem leidenden Sohn des Menschen, worin auch Er selbst moralisch verherrlicht wurde, wie Gott. Wieder enthüllte das Feuer Gottes nichts anderes aus seiner Wirksamkeit auf der Erde, aus dem Geringsten nicht weniger als aus dem Größten, als den vollkommenen Wohlgeruch vor Gott. Nur Er allein konnte das recht würdigen, und so wurde „aller Weihrauch“ mit einer Probe von allem übrigen vor Gott geräuchert.

Hier liegt Nachdruck auf dem, was übrig blieb: „Und das übrige davon sollen Aaron und seine Söhne essen“, nicht die Söhne allein, sondern Aaron mit ihnen (V. 9). Es ist das gesamte priesterliche Haus, Christus und die Seinen, dessen Haus wir sind, solche, die jetzt an einer himmlischen Berufung teilhaben (Heb 3,1–6; vgl. 2,11–13). Das Manna bildet den Herrn ab, der Israel als Speise vom Himmel gegeben wurde. Und in Johannes 6 bezeichnet der Herr sich selbst als das Brot des Lebens für jeden, der den Sohn sieht und an Ihn glaubt. Er ist das lebendige Brot, das aus dem Himmel in solcher Fülle und Freigebigkeit hernieder kam, dass, wenn jemand (und nicht allein der Jude) von diesem Brot isst, er leben wird in Ewigkeit. Es ist für den Sünder, damit er, an Christus glaubend, ewiges Leben empfängt. Doch aus Gnade werden wir durch denselben Glauben auch ein heiliges Priestertum (1. Pet 2); und, nachdem wir in dieser Weise Gott nahe gebracht sind, essen wir im allgemeinen, was der Familie gehört (wie es die Töchter gleicherweise mit den Söhnen taten), das Opfer der heiligen Dinge, die Erstlingsfrüchte eines guten Landes, usw.

Neben jener heiligen Speise gab es auch, wie hier, das eingeschränktere Vorrecht, an dem allein die Männlichen teilnahmen. Das Gegenbild finden wir heute in denen, die des Christus sind, sich im Heiligtum von Ihm nähren und ihr Recht der Aneignung wahrnehmen in dem Maß, wie der Gläubige seine Nähe zu Gott verwirklicht. Je mehr wir unseren eigenen Platz in seiner Gegenwart durch Christi Werk einnehmen, desto mehr genießen wir Ihn auch als die Speise unserer Seelen, jetzt nicht bloß als unerlässlich, um Leben zu haben, sondern im Sinn der Gemeinschaft und der durch den Geist gewirkten Wertschätzung all der Vollkommenheit, die Gott in Ihm fand, als Er auf seinem irdischen Pfad bis zum äußersten erprobt wurde. Deshalb gewähren die Berichte der Evangelien über das Leben Christi auf der Erde für das geistliche Herz einen besonderen Genuss und göttliche Freude. Andere wieder, die nicht in die gegenwärtige Nähe zu Gott durch das Sühnungswerk Christi eingehen, wenden sich, Trost suchend, lieber zu den Briefen, besonders solchen wie die an die Römer, Galater und Hebräer, neben dem ersten Petrusbrief. Das ist gut und von Gott; doch als Priester haben wir ein weit größeres Anrecht an Christus.

Vers 9 enthält die Vorschrift, dass das Speisopfer ungesäuert gegessen werden musste, und zwar an heiligem Ort, im Vorhof des Zeltes der Zusammenkunft, also ausschließlich in einem Bereich, der für den Dienst des HERRN bestimmt war. Der letzte Satz bringt dies deutlich zum Ausdruck.

In Vers 10 wird sorgfältig wiederholt, dass alles Verdorbene, woran Sauerteig erinnert, gänzlich auszuschließen ist, wie es der ursprünglichen Einsetzung in Kapitel 2 entsprach. So stellt auch das geschriebene Wort von Christus fest, dass in Ihm nicht nur keine Sünde war, sondern dass Er auch keine kannte. Welch ein Gegensatz zu jedem anderen Menschen! Und doch kam Er uns so nahe und kannte den Menschen unvergleichlich besser als der erste Mensch (der voll erwachsen erschaffen wurde, statt wie der Zweite aus einer Frau zu kommen): ein kleines Kind, ein Jugendlicher, ein Mann, erprobt wie kein anderer je wurde, am wenigsten von allen Adam vor dem Sündenfall. Doch als Der, der im Fleisch kam und in dieser bösen Welt über alles hinaus erprobt wurde, ist Er der Heilige Gottes, wie es Dämonen ausriefen, und die Stimme des Vaters sagte: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe“. Wenn das Brandopfer die Vollkommenheit seines Werkes im Tod bezeugte, zeigt uns das Speisopfer die nicht geringere Vollkommenheit dessen, was Er auf der Erde in allen erdenklichen Prüfungen war. Was für ein Vorrecht, sich von Ihm zu nähren, den Gott uns als unser Teil von seinen Feueropfern gegeben hat! Gewiss ist es „hochheilig“, wie das Sündopfer und das Schuldopfer absolut ohne Fehl sein mussten. Wie könnte es sonst Sühnung vor Gott geben? Wie Vergebung für den Übertreter? Kein anderer als Christus konnte es sein, den der Unglaube gern erniedrigen möchte, um das elende eigene Ich aufzuwerten und Gott zu verunehren. Er würde dadurch seine Verherrlichung ebenso unmöglich machen wie die Rettung des Menschen durch den Trümmerhaufen, der von Christi Person und Werk übrig bliebe.

Der letzte Vers (V. 11) stellt noch einmal feierlich das außerordentliche Vorrecht heraus, das der HERR „allen Männlichen unter den Kindern Aarons“ für immer sicherstellt, indem sie an dem Speisopfer teilhaben (gemeinsam mit Ihm selbst an Christus). Als Mensch war Er die Wonne Gottes auf der Erde, was aber nur solche Menschen würdigen konnten, die in seiner Gegenwart befreit worden waren. Selbst das bekehrte Israel wird als schlimmste Sünde anerkennen müssen, dass, als sie Ihn sahen, Er für sie kein Ansehen hatte, dass sie seiner begehrt hätten. Von den Menschen war er verachtet und verlassen, und das nicht, weil sie auch nur einen Flecken an Ihm, dem göttlich Vollkommenen, wahrgenommen hätten, sondern weil der Mensch ebenso blind wie böse, ja, ein Feind Gottes war. Da aber Christus ist, was Er war, und zu unserer Sühnung gelitten hat, ist für den Gläubigen jetzt alles verändert. „Alles, was sie (diese Feueropfer des HERRN) anrührt, wird heilig sein“. Nicht nur war das Speisopfer hochheilig, sondern auch alles, was damit in Berührung kam, war von dem gewöhnlichen Gebrauch für den HERRN abgesondert.

Das Gesetz des Speisopfers für Aaron und seine Söhne – 3. Mose 6,12–16

„Und der HERR redete zu Mose und sprach: Dies ist die Opfergabe Aarons und seiner Söhne, die sie dem HERRN darbringen sollen an dem Tag, an dem er gesalbt wird: ein zehntel Epha Feinmehl als beständiges Speisopfer, die Hälfte davon am Morgen und die Hälfte davon am Abend. Es soll in der Pfanne mit Öl bereitet werden, eingerührt mit Öl sollst du es bringen; gebackene Speisopferstücke sollst du darbringen als einen lieblichen Geruch dem HERRN. Und der Priester, der unter seinen Söhnen an seiner statt gesalbt wird, soll es opfern; eine ewige Satzung: Es soll dem HERRN ganz geräuchert werden. Und jedes Speisopfer des Priesters soll ein Ganzopfer sein; es soll nicht gegessen werden“ (3. Mo 6,12–16).

Für dieses nächste Gesetz erfolgt eine neue göttliche Mitteilung. Es galt in der Tat einem besonderen Fall, eben Aaron und seinen Söhnen, und beschränkte sich auf den Tag seiner Salbung. Die allgemeine Anordnung über das Speisopfer dagegen fiel unter die des Brandopfers, zu dem es als regelmäßige Ergänzung gehörte. Weil es keine davon getrennte Anwendung hatte, gab es dort auch kein eigenes Gesetz, ebenso wenig wie bei der Einsetzung in 3. Mose 1 und 2. Im großen Ganzen waren Brandopfer und Speisopfer eng verbunden. So sollten auch wir den Herrn Jesus in unserem Glauben ehren, indem wir nicht nur auf Ihn als das Opfer in seiner Hingabe in den Tod sehen, sondern auch auf sein ganzes heiliges und gehorsames Handeln in seinem Leben. In Ihm fand der Vater sein Wohlgefallen, wie es seine Stimme kundtat. Aber liegt nicht eine tiefe Belehrung darin, dass, wenn diese göttlichen Abbilder enthüllt werden, das Brandopfer an erster Stelle steht, und nicht das Speisopfer? Letzteres folgt einfach und immer als eine Zugabe, obwohl damit die Reihenfolge, verglichen mit dem Leben und dem Werk Christi, umgedreht wird. Wie ganz anders sprechen solche, die die Fleischwerdung betonen, aber die Sühnung herabsetzen! Gott setzt beiseite, was wir für die natürliche Ordnung halten würden, und das sogar bei Christus selbst und seinem Werk.

Beim Speisopfer, das der Israelit dem HERRN als seine Gabe darbrachte, nahm gewöhnlich der opfernde Priester dessen Gedächtnisteil ab, um es auf dem Altar zu räuchern, und das übrige war für Aaron und seine Söhne. Es stellte Christus dar in seiner Hingabe an Gott alle seine Tage hier auf der Erde, gänzlich abgesondert für den Willen und die Verherrlichung Gottes. Niemand außer jenen, die Gott nahten, die priesterliche Klasse, vermochten Christus in dieser Weise wertzuschätzen. Ein Israelit einfach als solcher konnte das nicht, wohl aber solche, die frei und berechtigt waren, das Heiligtum zu betreten. Ihr Vorrecht war es, sich von einem Christus zu nähren, der des Vaters wegen lebte. So werden im ersten Johannesbrief die Väter in der christlichen Familie im Unterschied zu den Jünglingen und den Kindlein beschrieben als solche, die Den erkannt haben, der von Anfang ist, das heißt Christus, wie Er hier auf der Erde Gott kundtat und den Vater offenbarte.

Alle Jünger glaubten, dass Er der Christus war, und sie waren aus Gott geboren (1. Joh 5,1); doch nur die Väter kannten Ihn als Den, der von Anfang war; nur sie fanden ihre Freude und ihre Nahrung in seiner Person, wie Er auf der Erde wandelte, vollkommen Gott und Mensch in einer Person, alle Tag für Tag aufkommenden Fragen löste, wie nur Gott es tun konnte, als im Fleisch offenbart, und das im Verhalten nicht weniger als in Worten. Es scheint nicht, dass irgendjemand, auch keiner von den Zwölfen, so charakterisiert werden konnte, während Er auf der Erde war. Da waren sogar sie noch keine „Väter“. Erst als der Heilige Geist gegeben wurde, begann eine solche Klasse zu entstehen. Und Gott sei Dank, sie beschränkte sich nicht auf Apostel oder Propheten, auf Evangelisten oder Hirten und Lehrer, die solche Väter sein oder nicht sein könnten. Das hängt in keiner Weise von solchen Gaben ab, sondern von einem vom Geist gelehrten Eintreten in Christus, wie hier offenbart und wie Er in den Evangelien vorgestellt wird. Väter haben dann und dort Gemeinschaft mit Ihm. Wie scheinen es zu allen Zeiten nur verhältnismäßig wenige gewesen zu sein! Lebensbeschreibungen und Autobiographien, Schriften und Briefe, selbst von den geschätztesten Dienern des Herrn, beweisen das reichlich, ebenso wie vielfache Lebenserfahrungen.

Doch der Hauptunterschied im hier betrachteten Speisopfer war der, dass es dem HERRN vollständig geräuchert wurde. Von dem vorgeschriebenen Zehntel eines Ephas, das entspricht einem Ghomer, dem Maß an Manna für einen Israeliten (2. Mose 16,16.38), durfte kein Anteil als priesterliche Nahrung zurückbehalten werden. Als beständiges Speisopfer sollte es zur einen Hälfte morgens und zur anderen abends dargebracht werden. Kein Bissen durfte davon gegessen, sondern das Ganze musste auf dem Altar geräuchert werden. Der Grund ist einsichtig. Es war für die Priester, und darum sollte es gänzlich zu dem HERRN aufsteigen. Was ein Israelit für sich selbst opferte, das waren sie bevorrechtigt zu essen, alle Männlichen an heiligem Ort; aber ihr Opfer am Tag der Salbung war als Ganzopfer für den HERRN bestimmt, wie das Brandopfer. Es war keine Frage der Gemeinschaft mit anderen, sondern allein Christus als Der, der dem HERRN ihretwegen zu einem lieblichen Wohlgeruch ganz geopfert wurde.

Das Gesetz des Sündopfers – 3. Mose 6,17–23

„Und der HERR redete zu Mose und sprach: Rede zu Aaron und zu seinen Söhnen und sprich: Dies ist das Gesetz des Sündopfers. An dem Ort, wo das Brandopfer geschlachtet wird, soll das Sündopfer geschlachtet werden vor dem HERRN: Hochheilig ist es. Der Priester, der es als Sündopfer opfert, soll es essen; an heiligem Ort soll es gegessen werden, im Vorhof des Zeltes der Zusammenkunft. Alles, was sein Fleisch anrührt, wird heilig sein; und wenn von seinem Blut auf ein Kleid spritzt – das, worauf es spritzt, sollst du waschen an heiligem Ort. Und das irdene Gefäß, in dem es gekocht wird, soll zerbrochen werden, und wenn es in einem kupfernen Gefäß gekocht wird, so soll dieses gescheuert und mit Wasser gespült werden. Alles Männliche unter den Priestern soll es essen: Hochheilig ist es. Aber alles Sündopfer, von dessen Blut in das Zelt der Zusammenkunft gebracht wird, um im Heiligtum Sühnung zu tun, soll nicht gegessen werden; es soll mit Feuer verbrannt werden“ (3. Mo 6,17–23).

Beim Sündopfer konnte auch nicht der leiseste Anschein einer Geringschätzung geduldet werden. Seinem Charakter nach war es ohne Zweifel weit vom Brandopfer entfernt, da dieses Annahme verlieh, jenes jedoch von eindeutiger Sünde befreien sollte. Doch das Sündopfer musste vor dem HERRN an dem Ort geschlachtet werden, wo auch das Brandopfer geschlachtet wurde. So war Christus in der Tat in seinem Tod am Kreuz allein die angemessene Erfüllung jener beiden Opfer. Von Ihm hätte man es im ganzen Universum am wenigsten erwartet. Nur Gnade gab Ihn, der mit dem Vater eins und von Ewigkeit her sein teuerster Gegenstand war. Auf der Erde wurde Er Fleisch. Er war der Heilige Gottes. Doch nie war Heiligkeit so erwiesen und offenbart worden wie dort, als Gott den zur Sünde machte, der keine Sünde kannte. Immer war Er für Gott von allem Bösen abgesondert; Er tat nur das, was seinem Vater wohl gefiel; auf dem Kreuz gab Er sich selbst rückhaltlos für Gott und seine Herrlichkeit hin, um das Gericht über die Sünde zu erleiden, koste es, was es wolle; und es kostete Ihn alles, setzte Ihn den furchtbarsten Schrecknissen aus, Ihn, den geliebten Sohn, der sein gerechter Knecht wurde, der treue und wahrhaftige Zeuge. Was war es für Ihn, als Er, von den Jüngern verlassen, von Israel verworfen, von den Heiden gekreuzigt, ausrief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Er wurde für uns zur Sünde gemacht. Dies hat Er uns hinterlassen, die wir glauben und Ihm im Bekenntnis unserer Sünde die Antwort darauf geben. Kein Wunder, dass sogar das Abbild als „hochheilig“ beschrieben wird (V. 18 und 22).

„Der Priester, der es als Sündopfer opfert, soll es essen.“ Auf diese Weise herausgehoben, weist dieses Opfer auf niemand anders als auf Christus hin. Und hier in seinem Essen des Sündopfers wird natürlich nicht sein Werk in seinem Leiden für die Sünde angedeutet, sondern seine Einsmachung mit dem, für den das Opfer gebracht wurde. Wenn Heiligkeit in dem Opfer und Gerechtigkeit in dem ausgeführten Gericht deutlich sichtbar war, welche Gnade enthüllt sich dann in Christus, der in dieser Weise die Sünde des Darbringenden zu seiner eigenen machte? So kennen wir es auch von seiner Sachwalterschaft bei dem Vater, „wenn jemand gesündigt hat“ (1. Joh 2,1). Sein Sühnungstod war nicht alles. Als immerdar lebend verwirklicht Christus das Essen des Sündopfers, das dem „Priester, der es opfert“, zukam; hier war angeordnet, es an heiligem Ort zu essen, „im Vorhof des Zeltes der Zusammenkunft“ (V. 19).

Die heiligende Kraft dieses Opfers wurde eindrucksvoll in den Versen 20 und 21 bezeugt. „Alles, was sein Fleisch anrührt, wird heilig sein; und wenn von seinem Blut auf ein Kleid spritzt – das, worauf es spritzt, sollst du waschen an heiligem Ort. Und das irdene Gefäß, in welchem es gekocht wird, soll zerbrochen werden, und wenn es in einem ehernen Gefäß gekocht wird, so soll dieses gescheuert und mit Wasser gespült werden.“ Es war für Gott um der Sünder willen. Keinem anderen gewöhnlichen Zweck konnte es noch dienen. An dem irdenen oder ehernen Gefäß durfte keine Spur zurückbleiben. Dem Opfernden brachte es Vergebung der Sünde.

Vers 22 eröffnet uns eine Wahrheit, die weitergeht als Vers 19, auch wenn sie mit dessen Tiefe nicht verglichen werden kann: „Alles Männliche unter den Priestern soll es essen.“ Das Essen war nicht auf den opfernden Priester beschränkt. Alle Männer unter den Priestern sollten davon essen. Alle, die Zugang zu Gott haben, sind berufen, sich mit der Sünde eines Bruders eins zu machen; wie Christus es in hervorragender Weise tut, so sollen auch sie Ihm folgen, stark in der Gnade, die in Ihm ist, um die Sünde eines anderen als ihre eigene zu bekennen. Denn wenn Er sie liebt – tat Er nicht beides, hat Er sie nicht von ihren Sünden in seinem Blut gewaschen und sie zu einem Königtum gemacht, zu Priestern seinem Gott und Vater? Hier mögen wir beachten, dass der Ausdruck „hochheilig ist es“ wiederholt wird. Wie weise und passend ist dies. Denn wie mancher Mann unter den Priestern mochte auf der einen Seite vergessen, es zu essen, wie sogar Eleasar und Ithamar (Kapitel 10,16–18); und andere, die noch unheiliger sind, konnten bei ihrem Essen schwer übertreten wie die Söhne Elis (1. Sam 2,12–17), so dass die Leute die Opfergabe des HERRN verachteten. „Hochheilig ist es“ in der Tat und soll nur an heiligem Ort gegessen werden.

Vers 23 trennt diese gewöhnlichen Sündopfer, an denen die Priester ihren Anteil hatten, von jenen ernsteren Fällen, bei denen die Tiere an einem reinen Ort außerhalb des Lagers verbrannt wurden und ihr Blut zur Sühnung in das Heiligtum getragen wurde. So war es vorgeschrieben, wenn entweder der gesalbte Priester oder die ganze Gemeinde gesündigt hatten (3. Mo 4,1–21). In keinem dieser beiden Fälle durften die Priester davon essen; die Gemeinschaft war für alle unterbrochen und musste wiederhergestellt werden. Der Gegensatz tritt noch deutlicher am Sühnungstag hervor, wenn die Grundlage für alle gelegt wurde, für Priester und Volk, und zwar für ein ganzes Jahr. An jenem Tag fasteten alle, niemand aß. Es gab noch eine Ausnahme, die für die Wüstenreise charakteristisch war und die deshalb nur im 4. Buch Mose beschrieben wird, nämlich die Anordnung bezüglich der roten jungen Kuh (4. Mo 19). Sie ist zu einem besonderen Ärgernis für die Rationalisten geworden, die sich durch sie in große Verlegenheit gestürzt sehen und sie zu erbitterten Übergriffen auf Gottes Wort veranlasst. Denn ihr Prinzip der ungläubigen oder, wie sie sagen, wissenschaftlichen Kritik macht sie blind, so dass sie weder die innere Wahrheit erkennen noch den passenden Ort, an dem sie aufgezeichnet ist. Doch eben dort, in 4. Mose 19, findet sich die Anordnung über die rote junge Kuh, die außerhalb des Lagers vollständig verbrannt wurde (außer etwas von dem Blut, das vorher siebenmal gegen die Vorderseite des Zeltes der Zusammenkunft gesprengt worden war), und deren Asche zur Reinigung von Sünde aufbewahrt wurde. Die Anordnung trägt ihre eigenen deutlichen Charakterzüge; sie ist voller geistlicher Belehrung für uns, die wir einer himmlischen Berufung folgen und dabei den Verunreinigungen durch diese Welt und Wüste ausgesetzt sind, die wir noch durchschreiten, der Ruhe Gottes entgegen.

Wenn also etwas von dem Sühnungsblut in das Heiligtum gebracht wurde, dann durften die Priester von dem Opfertier nichts essen, es wurde außerhalb des Lagers verbrannt. Wie wunderbar und nach beiden Seiten hin wurde das in Christus erfüllt, der innerhalb verherrlicht und außerhalb gekreuzigt wurde! Unser Platz ist mit Ihm in beiderlei Hinsicht. Ging es nur um die Wiederherstellung eines einzelnen Israeliten, so waren die Priester berufen, von dem Sündopfer zu essen, so wie wir heute in liebender Fürbitte für andere eintreten.

Das Gesetz des Schuldopfers – 3. Mose 7,1–7

„Und dies ist das Gesetz des Schuldopfers; es ist hochheilig. An dem Ort, wo man das Brandopfer schlachtet, soll man das Schuldopfer schlachten; und sein Blut soll er an den Altar sprengen ringsum. Und alles Fett soll er davon darbringen, den Fettschwanz und das Fett, das das Eingeweide bedeckt, und die beiden Nieren und das Fett, das an ihnen, das an den Lenden ist, und das Netz über der Leber, samt den Nieren soll er es abtrennen. Und der Priester soll es auf dem Altar räuchern als ein Feueropfer dem HERRN: Es ist ein Schuldopfer. Alles Männliche unter den Priestern soll es essen; an heiligem Ort soll es gegessen werden: Hochheilig ist es. Wie das Sündopfer, so das Schuldopfer: Ein Gesetz soll für sie sein. Der Priester, der damit Sühnung tut, ihm soll es gehören“ (3. Mo 7,1–7).

Es braucht uns nicht zu überraschen, dass das Wort des HERRN über das Gesetz des Sündopfers auch das Gesetz des Schuldopfers mit einschließt, da die beiden Opfer eng miteinander in Verbindung stehen. Indessen enthält das Gesetz des Schuldopfers weitergehende Bestimmungen, wie wir sehen werden.

Jemand, der einst vielen wohlbekannt war und dessen Schriften weithin gelesen wurden, hat die Meinung vertreten, das Sündopfer beziehe sich auf Sünde im Fleisch und das Schuldopfer auf böse Taten. Aber diese Auffassung ist absolut unhaltbar. Eine solche Unterscheidung war zu alttestamentlicher Zeit nicht beabsichtigt und konnte es auch nicht sein. Erst Christus machte diesen Unterschied offenbar. In dem einen Fall ging es allgemein um moralisch Böses, wie wir gesehen haben; im anderen ging es um Unrecht, das der HERR in den heiligen Dingen zugefügt worden war oder auch einem Nächsten, ein Unrecht, das allerdings durch eine Verletzung des Vertrauens auch gegen den HERRN gerichtet war; der Übertreter schuldete eine entsprechende Wiedergutmachung.

In seinem Gesetz hier wird das Schuldopfer für „hochheilig“ erklärt. Dabei war es sein Zweck, besondere Vergehen zu sühnen, ob sie gegen Gott oder gegen Menschen begangen waren, und nicht einfach etwas moralisch Böses, sondern ein Vergehen in ihrer Beziehung zu dem HERRN. Umso mehr war es geboten, dass das Schuldopfer hochheilig sein sollte. Selbst in rein menschlichen Dingen waren solche Vergehen zugleich eine Untreue „gegen den HERRN“, die in beiderlei Hinsicht eine angemessene Genugtuung oder Sühne erforderte. Sie wird vollkommen und allein in Jesus Christus gefunden, und zwar in Ihm als gekreuzigt; und sie zeitigt Früchte auch heute sowohl den Menschen als Gott gegenüber. Denken wir daran, wie aus dem Verfolger Saulus der Dulder Paulus wurde; wie dieser stolze, verkehrte Mann sich in einen demütigen Diener Gottes und der Menschen um Jesu willen wandelte. Und nie trat Gottes Heiligkeit so deutlich hervor und empfing ein so gewaltiges Zeugnis wie da, wo Gott Ihn, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde machte, ja, zu einem Fluch für die Verfluchten, damit solche, die an Ihn glauben, für immer davon frei sein könnten.

Daher werden hier Einzelheiten in Bezug auf das Schlachten und Sprengen des Blutes rings um den Altar mitgeteilt. Bei der Einsetzung (Kap. 5,15) wird der Widder benannt, nach der Schätzung des Mittlers an Silbersekeln, nach dem Sekel des Heiligtums; bei der Wiedergutmachung war ein Fünftel hinzuzufügen und dem Priester zu geben, doch diese Dinge werden jetzt nicht vorgestellt. „Das Gesetz“ verweilt bei dem, was in Verbindung mit dem eigentlichen Opfer und bis ins Kleinste genau direkt den HERRN betraf; ob es sich um Sünde oder Schuld handelte, das Opfer war „hochheilig“. Wenn Jesus der Heilige Gottes war, so wurde das nirgends so klar bewiesen wie in seinem Verlassensein von Gott am Kreuz; nirgends geschah Gottes Verherrlichung offenkundiger, vollkommener, absoluter. Und darum verherrlichte Gott Ihn in sich selbst, und zwar sogleich. Das Brandopfer bezeugte die vollkommene Annahme seines Todes; aber dort, wo es geschlachtet wurde, wurden auch das Sünd- und das Schuldopfer geschlachtet. Und wieder finden wir hier und nicht in den ursprünglichen Anweisungen zum Schuldopfer, dass sehr sorgfältig und klar der Anspruch des HERRN deutlich gemacht wird, alles Fett Ihm zu opfern, den Fettschwanz, das Fett an dem Eingeweide, die beiden Nieren und das Fett an ihnen. Das Fett spricht nicht von hingegebenem Leben, sondern von der inneren Kraft oder Energie, die Gott so wohl gefiel und die nur duftenden Wohlgeruch hervorbrachte, als Er sie durch sein Gericht prüfte. Denn der Priester, so wird uns hier gesagt, sollte alles Fett auf dem Altar räuchern, ein Feueropfer dem HERRN, statt das Tier als Ganzes fort zu tragen und außerhalb des Lagers zu verbrennen, wie wir das in den besonderen Fällen sehen können.

Eine weitere Verordnung wird hier mit Sorgfalt festgelegt: „Alles Männliche unter den Priestern soll es essen; an heiligem Ort soll es gegessen werden.“ Zu diesem Punkt war in 3. Mose 5,14–19 nichts gesagt worden. Es liegt also wirklich kein Grund vor, bei diesen zusätzlichen Anweisungen von sinnlosen Wiederholungen zu sprechen. Nur die Familie Aarons konnte von diesen Sünd- und Schuldopfern essen. Jeder Männliche war berufen, davon zu essen, aber nur an heiligem Ort. Wieder wird das Opfer hier als „hochheilig“ bezeichnet; dennoch war man damals geneigt zu vergessen, dass dieses Essen eine kultische Handlung und ein Gebot des Herrn war, und in der geistlichen Anwendung scheint diese Neigung heute noch größer zu sein. Denn sind nicht „heilige Brüder, Genossen der himmlischen Berufung“ das Gegenbild der Söhne Aarons? Sind wir dann nicht bevorrechtigt und verantwortlich, nicht nur das Speisopfer und den uns gegebenen Anteil des Friedensopfers zu essen, sondern auch von den Sünd- und den Schuldopfern?

Aber ebenso wie Eleasar und Ithamar den Bock des Sündopfers verbrannten (3. Mose 10), statt ihn an heiligem Ort zu essen, so mögen wir darin versagen, die Sünden eines Bruders zu unseren eigenen zu machen und die Sünde und die Beschämung vor Gott zu tragen, als ob wir selbst schuldig geworden wären. Es ist leicht und natürlich, ihn zu verurteilen; dass wir uns selbst mit ihm eins machen im Bekennen und Trauern über die Verfehlung, ist das klare Vorrecht der priesterlichen Familie, zumindest „jedes Männlichen“, das heißt, eines jeden, der stark ist im Glauben, ob Mann oder Frau, denn eine Unterscheidung dieser natürlichen oder fleischlichen Art kann es in Christus Jesus nicht geben (Gal 3,28).

Das übliche Teil des Priesters – 3. Mose 7,8–10

„Und der Priester, der jemandes Brandopfer darbringt: Ihm, dem Priester, soll die Haut des Brandopfers gehören, das er dargebracht hat. Und alles Speisopfer, das im Ofen gebacken wird, und alles, was im Napf oder in der Pfanne bereitet wird: Dem Priester, der es darbringt, ihm soll es gehören. Und alles Speisopfer, das mit Öl gemengt oder trocken ist, soll allen Söhnen Aarons gehören, dem einen wie dem anderen“ (3. Mo 7,8–10).

Hier folgen ergänzende Vorschriften zu dem Teil des Priesters beim Brandopfer und beim Speisopfer. Es hat dem HERRN gefallen, sie an dieser Stelle einzufügen, bevor das Gesetz des Friedensopfers mitgeteilt wird, an dem der opfernde Priester seinen vorgeschriebenen Anteil hatte, wie auch der Hohepriester und seine Söhne den ihren, wobei auch noch andere in ungewöhnlichem Umfang mit einbezogen wurden; darauf werden wir dort noch eingehen.

Es ist allgemein bekannt, dass Bibelausleger hier bemerkenswert schweigsam sind; oder, wenn sie sich äußern, so sprechen sie von dem HERRN Elohim, der Adam und Eva mit Röcken von Fell bekleidete, die Er für sie machte (1. Mo 3,21). Einige von ihnen erwähnen Jakob, als er sich für Esau ausgab, indem er sich, der List Rebekkas folgend, Fell von Ziegenböcklein um Hände und Nacken legte, um seinen schwachsichtigen Vater zu täuschen (1. Mo 27). Solche Anwendungen können nicht standhalten, besonders weil es hier nicht darum geht, der Nacktheit oder einem Bedürfnis des Opfernden zu begegnen, vielmehr geht es um den opfernden Priester, der wie sonst Christus in seiner amtlichen Stellung vorstellt, wenn wir im Deuten konsequent bleiben, was wir sicher sollten.

In welchem Sinn nun können wir, übereinstimmend mit dem ganzen Glaubenszeugnis, Christus als den Priester sehen, der die Haut des Brandopfers bekommt, das Er selbst dargebracht hat? Es würde keinem gut anstehen, da eine kühne Sprache zu führen, wo die neutestamentlichen Schriften diese Frage einfach unserem geistlichen Urteil überlassen. Aber zu vermuten ist, dass der Priester – Christus – für sich selbst das Gedächtnis und sichtbare Zeichen dessen empfängt, was mehr als alle anderen Opfer seine rückhaltlose Selbsthingabe für uns an Gott darstellt. Deshalb wurde dem Brandopfer dieses bedeutsame Zeichen hier hinzugefügt. Es konnte in diesem Fall kein Essen des Opfers geben, wie bei dem Speisopfer und den Friedensopfern und wie bei den allgemeinen oder geringeren Opfern für Sünde oder Schuld. Und die Haut des Brandopfers scheint dem Priester nur bei Gelegenheit von „jemandes Brandopfer“, d. h. in den gewöhnlichen Fällen, vorbehalten gewesen zu sein. Aber es gibt keine Andeutung, dass der Priester sich selber damit bekleidet hätte; sicherlich war er nicht nackt. Aber es war sein persönliches Vorrecht, als bleibendes Zeichen und Erinnerung an Ihn und sein Opfer und seine Hingabe an Gott zu einem duftenden Wohlgeruch.

Aber das Speisopfer bildete Christus ab in seinem Leben, nicht in seinem Blutvergießen oder in seinem Tod, doch um nichts weniger durch das höchste Gottesgericht in verzehrendem Feuer geprüft, das nichts anderes als einen Wohlgeruch der Ruhe hervorbrachte. Hier sollte dem opfernden Priester jede Opfergabe gehören, die im Ofen gebacken war, und ebenso alles, was in der Pfanne oder im Napf bereitet war. Christus, als in jeder Weise hier auf der Erde erprobt, entspricht diesem Abbild, das nicht bloß verwahrt, sondern gegessen wurde. Es gab Prüfungen für Christus, in die nur Er allein eintreten und die nur Er ermessen konnte. Sogar von der großen Versuchung in der Wüste werden uns keine Einzelheiten enthüllt. Aber wie gut kennt Er sie! Und was wussten, um noch ein anderes Beispiel zu nehmen, die schlafenden Apostel von der Erprobung im Garten Gethsemane?

Doch die abschließenden Versuche Satans, nachdem die vierzig Tage in der Wüste vollendet waren, werden uns sorgfältig in Matthäus 4 und Lukas 4 mitgeteilt. Dementsprechend hören wir in 3. Mose 7,10: „Und alles Speisopfer, das mit Öl gemengt oder trocken ist, soll allen Söhnen Aarons gehören, dem einen wie dem anderen“. Christus und die Seinen genießen so zusammen sein ganzes Leben hier auf der Erde als eine Opfergabe an den HERRN.

Das Gesetz des Friedensopfers – 3. Mose 7,11–21

„Und dies ist das Gesetz des Friedensopfers, das man dem HERRN darbringt: Wenn man es zum Dank darbringt, so bringe man zu dem Dankopfer ungesäuerte Kuchen dar, gemengt mit Öl, und ungesäuerte Fladen, gesalbt mit Öl, und Feinmehl, eingerührt mit Öl: Kuchen, gemengt mit Öl. Zu den Kuchen soll man gesäuertes Brot als Opfergabe darbringen, mit seinem Dank-Friedensopfer. Und man soll je eins davon, von der ganzen Opfergabe, dem HERRN als Hebopfer darbringen; dem Priester, der das Blut des Friedensopfers sprengt, ihm soll es gehören. Und das Fleisch seines Dank-Friedensopfers soll am Tag seiner Darbringung gegessen werden; er soll nichts davon liegen lassen bis zum Morgen. Und wenn das Schlachtopfer seiner Opfergabe ein Gelübde oder eine freiwillige Gabe ist, so soll es an dem Tag, an dem er sein Schlachtopfer darbringt, gegessen werden; und am nächsten Tag soll dann das, was davon übrig bleibt, gegessen werden; und was vom Fleisch des Schlachtopfers am dritten Tag übrig bleibt, soll mit Feuer verbrannt werden. Und wenn irgend vom Fleisch seines Friedensopfers am dritten Tag gegessen wird, so wird es nicht wohlgefällig sein; wer es dargebracht hat, dem wird es nicht zugerechnet werden: Ein Gräuel wird es sein; und die Seele, die davon isst, wird ihre Ungerechtigkeit tragen. Und das Fleisch, das irgendetwas Unreines berührt, soll nicht gegessen werden; mit Feuer soll es verbrannt werden. Und was das Fleisch betrifft, jeder Reine darf das Fleisch essen; aber die Seele, die Fleisch von dem Friedensopfer isst, das dem HERRN gehört, und ihre Unreinheit ist an ihr, diese Seele soll ausgerottet werden aus ihren Völkern. Und wenn eine Seele irgendetwas Unreines anrührt, die Unreinheit eines Menschen oder ein unreines Vieh oder irgendein unreines Scheusal, und sie isst vom Fleisch des Friedensopfers, das dem HERRN gehört: Diese Seele soll ausgerottet werden aus ihren Völkern“ (3. Mo 7,11–21).

Bei der Einsetzung des Friedensopfers in Kapitel 3 wurden die Opfertiere genannt, seien es Rinder, Schafe oder Ziegen. Hier erfahren wir weitere lehrreiche und bedeutsame Einzelheiten, besonders hinsichtlich des Essens, des Zeichens der Gemeinschaft.

Als erstes finden wir eine besondere Unterscheidung bei diesen Friedensopfern. Einige waren einfach zur Danksagung bestimmt, andere konnten der Ausdruck eines Gelübdes und damit besonderer Hingabe sein, oder sie mochten eine freiwillige Gabe bedeuten, in der sich Liebe und Freude kundtat, ohne dass ein besonderer Anlass dazu gegeben war. Die beiden letzten Gruppen hatten daher einen tieferen Charakter als die Dankopfer. Doch dies wird uns weiter unten noch beschäftigen.

Als nächstes sehen wir, dass man mit dem Opfer auch ungesäuerte Kuchen, gemengt mit Öl, darzubringen hatte, ferner ungesäuerte Fladen, gesalbt mit Öl, Kuchen gemengt mit Öl, und Feinmehl, eingerührt mit Öl. Es ist im Wesentlichen ein Speisopfer. Christus steht vor dem Herzen, nicht nur als für uns geopfert (ohne ein solches Opfer wäre Gemeinschaft unmöglich), sondern auch in all seiner Vollkommenheit, die Ihn in seinem Erdenleben auszeichnete. Er stand in absoluter Annehmlichkeit vor dem Vater, indem Er allezeit das Ihm Wohlgefällige tat. Sein Tod hatte einen unvergleichlichen Charakter und daher Folgen, die sonst nichts hätte herbeiführen können. Aber Er selbst war der Gegenstand beständiger und höchster Befriedigung Gottes, wie Er sie nie vorher im Menschen auf der Erde gefunden hatte. Nur Er allein stellte sich so Gott dar, indem der Heilige Geist bei Ihm innerlich und äußerlich zu einer vollendeten Auswirkung kam. Doch wir können uns weitere Ergänzungen zu diesem Thema jetzt ersparen, da das Abbild selbst in 3. Mose 2 so klar vor uns stand.

Hier jedoch folgt ein bemerkenswerter Unterschied. „Nebst den Kuchen soll man gesäuertes Brot als Opfergabe darbringen, nebst seinem Dank-Friedensopfer“ (V. 13). Das ist umso auffälliger, weil jeder Israelit das heilige Jahr mit dem Passah begann, bei dem Sauerteig in jeder Form ganz und gar verboten war; und dieses Verbot erstreckte sich ganz eindeutig auch auf das Speisopfer, wie das entsprechende Kapitel klarmacht. Aber bei dem Friedensopfer zur Danksagung und auch in den beiden Webe-Broten beim Fest der Wochen war Sauerteig nicht nur erlaubt, sondern vorgeschrieben. Der Grund war in beiden Fällen derselbe. Göttliche Weisheit sorgte vor für den Menschen und seine Gemeinschaft. Um den gläubigen und geheiligten Menschen ging es. Doch sie trug seiner Natur Rechnung. In ihr gab es das, was in Christus nicht war. In dem, was Ihn darstellte, gab es keinen Sauerteig und konnte es keinen geben. Aber in dem, was die Gläubigen und ihre Gemeinschaft darstellte, musste das vorhanden sein, was das Verderben der Natur andeutete, wenn die Darstellung den Stempel der Wahrheit tragen sollte. Nicht, dass es sich um aktiven Sauerteig gehandelt hätte, sondern um gebackenen: in beiden Fällen lesen wir von „gesäuertem Brot“. Der Sauerteig war noch darin und nur darin. Je eines davon, von der ganzen Opfergabe, war als ein Hebopfer dem HERRN darzubringen, und es fiel als Teil dem Priester zu, der das Blut sprengte. Christus hat sein Teil bei unserer Danksagung, und Er liebt diesen seinen Anteil, Er, ohne den wir kein Teil haben könnten.

Dann lernen wir die überlegene Kraft eines Gelübdes oder einer freiwilligen Opfergabe kennen, die beide die Hingabe im Herzen des Opfernden widerspiegeln und über den einfachen Dank für empfangenen Segen hinausgehen, wie gut und angemessen der immer sein mag. Im letzteren Fall musste das Fleisch an demselben Tag gegessen werden, an dem das Opfer dargebracht wurde. Nur dann war die Gemeinschaft annehmlich und gesund. Doch wenn das Opfer ein Zeichen von Hingabe und Freiwilligkeit war, so barg es die Kraft zu einer längeren Erhaltung. Das Fleisch war auch am selben Tag zu essen, „und am anderen Tag soll dann was davon übrig bleibt gegessen werde“. Danach durfte es nicht mehr gegessen werden. „Was vom Fleisch des Schlachtopfers am dritten Tag übrig bleibt, soll mit Feuer verbrannt werden.“ Die zeitliche Abtrennung von dem Opfer über den zweiten Tag hinaus war nicht zulässig. Gemeinschaft in Freude und Frieden wird belebt, besonders wo Christus das Herz in der Kraft seines Opfers anzieht und erfüllt; aber das Festessen darf nicht zu weit von seiner Quelle losgelöst sein. Um solchem Gräuel vorzubeugen, war das nach dem zweiten Tag Übriggebliebene mit Feuer zu verbrennen; die Vorschrift duldete kein Essen am dritten Tag.

Weil die Gefahr tatsächlich groß war, heilige Gemeinschaft zu missbrauchen, finden wir in den Versen 18–21 ernste Warnungen. Schon der Versuch, den Anschein von Gemeinschaft auszudehnen, ist gefährlich. Eine solche Verlängerung würde dem Opfernden nicht nur „nicht zugerechnet“, sondern „ein Gräuel wird es sein, und die Seele, die davon isst, wird ihre Ungerechtigkeit tragen“. In 1. Korinther 11 lesen wir davon, wie der Herr ähnlich verfährt, wo sein Mahl genommen würde, ohne seinen Leib zu unterscheiden und ohne sich selbst zu prüfen. Seine Hand lag schwer auf den Betreffenden, indem Er solche Unehrerbietigkeit gegenüber seinem Leib und seinem Blut durch Züchtigungen ahndete. Doch geschah das nicht zu ihrer „Verdammung“, wie einige abergläubisch und in Unkenntnis seiner Gnade angenommen haben, sondern diese Züchtigungen waren zeitlicher Natur und führten in einigen Fällen auch zum Tod, doch alles das, damit die Betroffenen „nicht mit der Welt verurteilt“ würden.

Die Freude der Gemeinschaft muss also durch Heiligkeit gemäßigt, behütet und gesteuert werden. „Und das Fleisch, das irgendetwas Unreines berührt, soll nicht gegessen werden; mit Feuer soll es verbrannt werden.“ Ungebührliche Vertraulichkeit ist nicht gut, wenn Lob und Preis und Danksagung zum Ausdruck kommen. Dürfen wir Gott Lieder singen, von denen wir wissen, dass ihre Worte weder wahr noch geziemend sind? Wie ernst verpflichtet uns die Schrift, solche ungeistlichen Beimischungen zu meiden!

An sich konnte jeder Israelit eingeladen werden und an dem Fest teilnehmen, doch es gab eine nicht zu umgehende Bedingung: er musste rein sein! „Und was das Fleisch betrifft, jeder Reine darf das Fleisch essen; aber die Seele, die Fleisch von dem Friedensopfer isst, das dem HERRN gehört, und ihre Unreinigkeit ist an ihr, selbige Seele soll ausgerottet werden aus ihren Völkern. Und wenn eine Seele irgendetwas Unreines anrührt, die Unreinigkeit eines Menschen oder ein unreines Vieh oder irgendein unreines Scheusal, und sie isst von dem Fleisch des Friedensopfers, das dem HERRN gehört: selbige Seele soll ausgerottet werden aus ihren Völkern.“ Wenn wir durch die Gnade frei sind, die Gemeinschaft mit Gott zu genießen, mit Christus als dem Priester, mit seinen Priestern in ihrer Gesamtheit und mit dem allereinfachsten Glied seines Volkes, so sind wir doch verpflichtet, jede Unehrerbietigkeit und jede Ungerechtigkeit zurückzuweisen. Wenn wir uns mit einer Gemeinschaft verbinden, die Gottes Natur und Willen zuwider ist, dann tun wir das auf eigene Gefahr vor Ihm, der seine Heiligkeit und sein Wort sicher aufrechterhalten wird. Ein Christ zu sein, und sei es in aller Wahrhaftigkeit, genügt nicht, auch wenn es unerlässlich ist. Der Apostel spricht in 1. Korinther 11,27 nicht von unwürdigen und unbekehrten Teilnehmern am Mahl des Herrn, sondern davon, dass man bei diesem Mahl „unwürdig“ essen und trinken kann.

Das Verbot von Fett und Blut – 3. Mose 7,22–27

„Und der HERR redete zu Mose und sprach: Rede zu den Kindern Israel und sprich: Kein Fett vom Rindvieh und von Schaf und Ziege sollt ihr essen. Und das Fett vom Aas und das Fett vom Zerrissenen kann zu jedem Werk verwendet werden; aber ihr sollt es durchaus nicht essen. Denn jeder, der Fett isst vom Vieh, wovon man dem HERRN ein Feueropfer darbringt – die Seele, die es isst, soll ausgerottet werden aus ihren Völkern. Und kein Blut sollt ihr essen in allen euren Wohnsitzen, es sei von Vögeln oder vom Vieh. Jede Seele, die irgendwelches Blut isst, diese Seele soll ausgerottet werden aus ihren Völkern“ (3. Mo 7,22–27).

Mit diesem Thema befasst sich eine weitere Rede des HERRN. Blut zu essen war dem Israeliten absolut verboten, ferner auch der Genuss von Fett jener Opferstücke, die als Feueropfer dem HERRN geweiht waren.

Hier ist offensichtlich der passende Platz für die Einfügung dieser Verbote. Sie folgen dem Gesetz des Friedensopfers, in dem die allgemeinen Vorschriften über Essen und Nichtessen sorgfältig niedergelegt waren. In jenem Opfer, wie auch beim Sündopfer, wurde stärkster Nachdruck auf das Fett gelegt, besonders von den Eingeweiden, und die Söhne Aarons mussten es auf dem Altar räuchern; es war die Speise des Feueropfers zu einem lieblichen Geruch dem HERRN. Das Fett stellte die innerliche Vortrefflichkeit und die Energie dessen dar, was in dem Opfer dem HERRN dargebracht wurde. Deshalb konnte es nicht für die Priester sein, sondern war ein Wohlgeruch der Ruhe für Den, der allein es in seinem Gegenbild voll zu würdigen wusste.

Bei festlichen Gelegenheiten, jedenfalls beim Laubhüttenfest, wurde das Volk belehrt, dass der Tag dem HERRN, ihrem Gott, heilig sei und dass sie nicht trauern oder weinen sollten, wie sie es beim Hören der Worte des Gesetzes getan hatten. Freude hat ihre Vorrechte durch Gottes Gnade, ebenso wie Trauer, die bei unserem Zukurzkommen oder noch ernsteren Verfehlungen angemessen ist. Daher lautete das Wort: „Gehet hin, esst Fettes und trinkt Süßes und sendet Teile denen, für die nichts zubereitet ist; denn der Tag ist unserem Herrn heilig; und betrübet euch nicht, denn die Freude an dem HERRN ist eure Stärke“ (Neh 8,10). Doch das Fett, das hier erlaubt wurde, war natürlich nicht das Fett jener Opferstücke, die ausschließlich für Ihn reserviert waren. Es war angebracht, dass Er seine gebührende Freude empfing in dem, was Ihn in Christus verherrlichte. Wunderbare Gnade, dass wir nicht nur Vergebung oder Rechtfertigung haben, sondern Gemeinschaft in demselben Christus ausdrücken sollten, wenn wir sie auch nicht in dem gleichen Maß und der gleichen Weise haben können. Wenn Gott seine Freude an dem Opfer Christi mit uns teilt, sollten wir als die Seinen seinen Aufruf zu Frömmigkeit und Furcht beachten.

Das wird auch bei anderen Gelegenheiten, wo keine Opfer dargebracht werden, nicht vergessen. „Und Fett vom Aas und das Fett vom Zerrissenen kann verwendet werden zu allerlei Werk; aber ihr sollt es durchaus nicht essen.“ Fleisch von Tieren, die mit oder ohne Gewalteinwirkung durch andere Tiere verendet waren, war schon in 2. Mose 22,31 untersagt worden, es sollte den Hunden vorgeworfen werden; umso unzulässiger war für Israeliten das Fett der Opfertiere, da sie dem HERRN heilig waren. Für andere Zwecke konnte es verwendet werden. „Denn jeder, der Fett isst vom Vieh, wovon man ein Feueropfer dem HERRN darbringt – die Seele, die es isst, soll ausgerottet werden aus ihren Völkern.“

Doch Blut zu essen war dem Volk ganz allgemein untersagt. Denn Israel wusste von alters her wie kein anderes Volk, dass das Leben Gott gehört. Dabei spielte die Art des Tieres, ob Gevögel oder Vieh, keine Rolle, alles Blut war absolut verboten. „Und kein Blut sollt ihr essen in allen euren Wohnsitzen, es sei vom Gevögel oder vom Vieh. Jede Seele, die irgend Blut isst, selbige Seele soll ausgerottet werden aus ihren Völkern.“ Blut zu essen hätte bedeutet, die Rechte Gottes als Schöpfer zu verleugnen, und wenn schon der Mensch seine eigenen Rechte durch Sünde verwirkte, so hielt doch der HERR seinen Rechtsanspruch unvermindert aufrecht. Er setzte die Herrschaft durch den Menschen in erster Linie dazu ein, dass er sich im Fall eines Totschlags der Sache annähme. Das Zeichen eines Totschlags ist vergossenes Blut, und das gehört ausschließlich Gott; der Mensch hat kein Recht, es sich anzueignen. So sehen wir, dass, lange nachdem der Heilige Geist gegeben und für Gläubige aus den Nationen die Befreiung von der jüdischen Beschneidung durchgesetzt worden war, das Essen von Blut untersagt blieb und persönliche Reinheit geboten wurde. Ein Christ ist der letzte, der einem „treuen Schöpfer“ gegenüber diese Frage leicht nehmen sollte. Die Grundsätze, die für Noah niedergelegt wurden, sind keine jüdischen Satzungen. Deshalb bestehen sie fort, und so entschieden die Apostel in Apostelgeschichte 15.

Eine Ergänzung zum Friedensopfer – 3. Mose 7,28–36

„Und der HERR redete zu Mose und sprach: Rede zu den Kindern Israel und sprich: Wer sein Friedensopfer dem HERRN darbringt, soll von seinem Friedensopfer seine Opfergabe dem HERRN bringen. Seine Hände sollen die Feueropfer des HERRN bringen; das Fett samt der Brust soll er bringen: die Brust, um sie als Webopfer vor dem HERRN zu weben. Und der Priester soll das Fett auf dem Altar räuchern, und die Brust soll Aaron und seinen Söhnen gehören. Und den rechten Schenkel sollt ihr als Hebopfer von euren Friedensopfern dem Priester geben. Wer von den Söhnen Aarons das Blut des Friedensopfers und das Fett darbringt, dem soll der rechte Schenkel zuteilwerden. Denn die Brust des Webopfers und den Schenkel des Hebopfers habe ich vonseiten der Kindern Israel genommen, von ihren Friedensopfern, und habe sie Aaron, dem Priester, und seinen Söhnen gegeben als eine ewige Gebühr vonseiten der Kinder Israel. – Das ist das Salbungsteil Aarons und das Salbungsteil seiner Söhne von den Feueropfern des HERRN, an dem Tag, als man sie herzutreten ließ, um dem HERRN den Priesterdienst auszuüben, das der HERR geboten hat, ihnen zu geben vonseiten der Kinder Israel, an dem Tag, als man sie salbte: eine ewige Satzung bei ihren Geschlechtern“ (3. Mo 7,28–36).

Es handelt sich hier keineswegs um eine Wiederholung, wie einige gemeint haben. Der HERR gibt eine neue Mitteilung, die von Bedeutung ist für die gesamte Priesterschaft sowie für den Priester, der bei der jeweiligen Gelegenheit dieses Opfers den Dienst tut. Und die Wahrheit, die wir als Christen hieraus lernen sollen, ist von besonderem Interesse.

Es ist der Beachtung wert, dass „das Gesetz“ des Friedensopfers die Anordnung des HERRN abschloss, die sich mit dem Sünd- und Schuldopfer befasste, während alle drei Opfer lieblichen Geruchs in den Kapiteln 1–3 unter eine einzige Mitteilung des HERRN fielen. Wir können einen klaren Grund für den Wechsel in der Reihenfolge der „Gesetze“ erkennen. Erst hier – noch nicht in der ersten Anordnung der Opfer – erscheint die gewichtige Tatsache, dass es, außer ungesäuerten Kuchen, gemengt mit Öl, und ungesäuerten Fladen, gesalbt mit Öl, – beides Sinnbilder der heiligen, aus dem Geist und seiner Kraft hervorgehenden Menschheit des Herrn – auch gesäuertes Brot gab (Kap. 7,13), und zwar nur hier, abgesehen von dem neuen Speisopfer beim Fest der Wochen. Denn auch dort bestanden die beiden Webebrote nicht nur aus Feinmehl, sondern wurden mit Sauerteig gebacken (Kap. 23,16–19) und erforderten ein begleitendes Sündopfer. Denn in beiden Fällen war der Mensch beteiligt. Zweifellos waren es heilige Menschen, die aber noch die alte Natur hatten; deshalb war Blut nötig, um für die Sünde Sühnung zu tun. In Christus gab es keine Sünde. Aber in uns ist sie, selbst in unserer Danksagung, und selbst dann, wenn sie nicht wirksam wird. Der Glaube fühlt und anerkennt die demütigende Tatsache, dass sie allein durch den Tod Christi hinweg getan wird. In jenem „Gesetz“ wird ferner dem „Gräuel“ Beachtung geschenkt, der darin besteht, das Essen oder die Gemeinschaft des Friedensopfers von dem Opfer zu trennen. Das Fleisch des Dank-Friedensopfers musste am selben Tag gegessen werden. Selbst bei einem Schlachtopfer aufgrund eines Gelübdes oder einer energievolleren freiwilligen Gabe durfte das Fleisch nicht länger als über den Tag danach aufbewahrt werden; was dann noch übrig blieb, musste auf jeden Fall mit Feuer verbrannt werden. So ist unsere geheiligte Gemeinschaft eng mit der Speise des HERRN im Friedensopfer verbunden; es geht nicht nur darum, dass Christus sich für uns Gott geopfert hat. Auch hier bestand bei aller Freiheit die unerlässliche Notwendigkeit der Reinheit. In unreinem Zustand zu essen, war für jeden bei Androhung schwerster Strafe ganz entschieden verboten (V. 19–21).

Diese letzte Wahrheit dürfte auch der Grund für die gesonderte Mitteilung sein, die in Kapitel 7, 22–27 folgt. Von allen Opfern war dem Volk des HERRN einzig und allein das Essen vom Friedensopfer erlaubt. Deshalb war es notwendig, jeden Missbrauch dieses Vorrechts streng zu verbieten. Dieses Verbot bezog sich auf alle ohne Ausnahme. In Kapitel 6,1–2 wurde das Wort an Aaron und seine Söhne gerichtet, und es erstreckt sich bis zu dieser Stelle in Kapitel 7,28.29, wo Mose geboten wird, zu den Kindern Israel zu reden. Kein Fett der Opfertiere durfte gegessen werden, noch das Fett von Aas oder von Zerrissenem. Und jeder Genuss von Blut war absolut verboten: Nicht nur die innere Energie, sondern auch das Leben war dem HERRN heilig, und Er duldete keine Einmischung in seine alleinigen Rechte und Ansprüche.

Nach dem gleichen Grundsatz beanspruchte eine neue Mitteilung des HERRN in den Versen 28–36 von dem Friedensopfer das Brust-Webopfer und das Schenkel-Hebopfer. Die Brust sollte für die ganze priesterliche Familie, Aaron und seine Söhne, sein, der Schenkel für den opfernden Priester, beides als das jeweils für ewig zu leistende bestimmte Teil von Seiten der Kinder Israel. So hatte der HERR seinen Anteil, und der Israelit war frei zu genießen, er selbst, seine Familie und irgendein Israelit, den er zur Teilnahme einladen mochte, vorausgesetzt und nur dann, wenn sie alle rein waren. Nur in dieser letzten Mitteilung finden wir, und zwar in betont feierlich-ernster Sprache, dass der HERR ein besonderes Teil beanspruchte, und das nicht, um die Gemeinschaft zu schwächen, sondern um sie zu vertiefen. Mit Aaron und seinen Söhnen sind, wie wir gesehen haben, Christus und die Seinen gemeint. Eine Gemeinschaft, die nicht das Haupt und den Leib, ja alle Heiligen, vor Augen hat, reicht für uns bei weitem nicht hin. Wenn der Apostel an die Versammlung Gottes schreibt, die zu Korinth ist, an die Geheiligten in Christus Jesus, die berufenen Heiligen, so fügt er hinzu „samt allen, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, sowohl ihres als unseres Herrn“. Und für die Heiligen und Treuen in Christus Jesus, die zu Ephesus waren, betet er, dass Christus durch den Glauben in ihren Herzen wohnen möge, dass sie gewurzelt und gegründet seien in Liebe, um völlig zu erfassen die Breite und Länge und Tiefe und Höhe und zu erkennen die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus, damit sie erfüllt sein möchten zu der ganzen Fülle Gottes.

Das Hebopfer war absoluter als das Webopfer, obwohl dasselbe Opfer fallweise mit dem einen oder dem anderen Namen bezeichnet wurde, entsprechend dem jeweiligen Aspekt. Ersteres war nicht das Ganze, sondern ein Teil dessen, was dem HERRN geopfert wurde. Die Brust als Ganzes wurde gewebt, der rechte Schenkel gehoben, Symbole der völligen Zuneigung und der Stärke, die Lasten am besten tragen konnte. Christus und die Seinen in der Nähe Gottes genießen gemeinsam die Liebe; Er als der Priester, der opfert, findet seine besondere Freude in dem, was die Stütze der Schwachen abbildet. Doch das Fett oder die innerliche Energie, wie das Blut, waren des HERRN Teil. Während alle ihre Gemeinschaft in Christus hatten, hatte jeder auch das, was ihm in besonderer Weise zukam, und zwar auf unveränderlichem Grund und für immer. Die Gemeinschaft der Heiligen war in Israel noch nicht möglich, wie sie in der Versammlung Gottes aufgrund der Erlösung genossen wird; doch dieses Abbild nahm in seinem Maße in schöner Weise die Wirklichkeit vorweg.

Eine zusammenfassender Rückblick – 3. Mose 7,37.38

„Das ist das Gesetz für das Brandopfer, für das Speisopfer und für das Sündopfer und für das Schuldopfer und für das Einweihungsopfer und für das Friedensopfer, das der HERR Mose geboten hat auf dem Berg Sinai, an dem Tag, als er den Kindern Israel gebot, ihre Opfergaben dem HERRN darzubringen, in der Wüste Sinai“ (3. Mo 7,37.38).

Die Einsetzung, oder genauer „das Gesetz“ der Opfer, schließt mit den Versen 37 und 38 ab.

Christus, das Opfer Christi, ist die Wirklichkeit, in der alle Schattenbilder zusammentreffen. Ihre verschiedenen Farben verschmelzen gleichsam miteinander und bilden jenes vollkommene Licht, an dem Gott seine Wonne fand als der Entfaltung seiner Natur in seinem Sohn, der in Gnade und Wahrheit Mensch wurde für den Menschen, der sonst weder das eine noch das andere gehabt hätte, jetzt aber durch den Glauben beides erlangte. Und dies in einem Opfer, das nicht nur die Sünden des ersten Menschen trug, sondern ihm die Annehmlichkeit des zweiten Menschen verlieh, zu einem Wohlgeruch der Ruhe vor Gott.

Zweifellos hat die reiche Gnade in dem Werk Christi geistlicherweise eine echte und beständige Wirkung auf den Gläubigen – eine Wirkung, die auch entsprechend tief sein sollte. Wir lieben Ihn, weil Er uns zuerst geliebt hat; wir hassen die Sünden, unsere eigenen, aber auch alle anderen. Durch den Glauben sehen wir das schonungslose, die Fassungskraft des Geschöpfes übersteigende Gericht, durch das Gott am Kreuz Christi mit der Sünde abgerechnet hat. Aber es ist ein Irrtum und eine Verkehrung des Wortes, in dem Brandopfer oder dem Speisopfer oder dem so genannten Friedensopfer unsere eigene Hingabe sehen zu wollen, wie gesegnet auch immer die Wahrheit in den Opfern auf unsere Herzen einwirken mag. Vielmehr sind wir berufen, im Glauben nicht nur unseren äußersten Mangel, sondern den radikalen Gegensatz zwischen unserer gefallenen Natur und dem, was wir an Christus im Leben und Sterben gesehen haben, anzuerkennen, als Er in der Tat geprüft wurde durch eine Feuerprobe, wie sie weder Adam noch einer seiner Nachkommen je kennen gelernt hat. Denn in jedem Augenblick seines Lebens war Er ebenso vollkommen wie in der Hingabe seiner selbst in den Tod, und zwar im Gehorsam zu Gottes Verherrlichung nicht weniger als im Tragen unserer Sünden an seinem eigenen Leib auf dem Holz. Und im Ergebnis bringt Er uns in den Genuss der Gemeinschaft mit Gott, mit dem Priester und mit allen Heiligen, ob sie nun in diese heilige Nähe eintreten oder ob bei ihnen alles unklar und verschwommen bleibt, wie es von vielen Gläubigen leider gesagt werden muss.

So haben wir den Christus gelernt, indem wir Ihn gehört haben und in Ihm gelehrt worden sind, wie die Wahrheit in dem Jesus ist, der ja selbst die Wahrheit ist (Eph 4,20.21). Zweifellos konnte der Apostel noch mehr hinzufügen angesichts der Tatsache, dass Er ja nicht nur der Erstgeborene aller Schöpfung ist, sondern auch der Anfang, der Erstgeborene aus den Toten, ja das Haupt des Leibes, der Versammlung. Er konnte darauf hinweisen, dass wir den „alten Menschen“ unserer früheren Lebensweise, der sich in betrügerischen Lüsten verdirbt, ausgezogen haben, dass wir im Geist unserer Gesinnung erneuert werden, dass wir den „neuen Menschen“ angezogen haben, der nach Gott erschaffen wird in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit. Solche Vorrechte übersteigen das, was die Opfer beinhalten, was sich aber, im Licht Christi richtig gedeutet, dem Glauben in leuchtendem Glanz darbietet.

Die Opfer für Sünde und Schuld waren vergleichsweise negativ und befassten sich hauptsächlich mit den mannigfachen traurigen Formen der Sünde im Allgemeinen und den Verschuldungen in der verantwortlichen Beziehung zu dem HERRN. Sie konnten freilich keine vollständige Vergebung verkünden, denn das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, war noch nicht vergossen worden zur Reinigung von aller Sünde. Doch sie reden von Ihm, der voller Mitgefühl und Gnade ist, langsam zum Zorn und groß an Güte und Wahrheit, der Güte bewahrt auf Tausende hin und Ungerechtigkeit, Übertretung und Sünde vergibt. Aber wie die Opfer lieblichen Geruchs die göttliche Liebe in Christus positiv durch überströmende Güte erwiesen, so bezeugten jene Opfer für Sünde und Schuld diese Liebe darin, dass Gott dem Menschen auch in der Abscheulichkeit seiner Sünde, in seinem Elend und seinem Ruin begegnete. Ohne Zweifel werden Glaube und Selbstgericht vorausgesetzt; aber ihre Wirksamkeit liegt einzig und allein in Christus, der durch das Opfer vorgebildet wird. Israeliten, die sich lediglich auf die Form und den Buchstaben stützten, empfingen keine Heiligung, die über die Reinigung des Fleisches hinausging; solche aber, die in ihrem Herzen auf den Messias hinblickten, empfingen geistlichen Segen und wandelten untadelig in allen Geboten und Verordnungen des HERRN.

Die vorherrschende Wahrheit, die überall durchscheint, ganz gleich, wie sich die Schatten der zukünftigen Dinge in ihrer Gestalt unterscheiden, ist die, dass der Körper (oder: das Eigentliche) Christi ist (Kol 2,17). Der Heilige Geist wirkt, und der Vater zieht. Aber den Berufenen, sowohl Juden als Griechen, ist Christus Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Der Welt mag seine Kreuzigung töricht erscheinen; aber das Törichte Gottes ist weiser als die Menschen, und das Schwache Gottes ist stärker als die Menschen. Und aus Ihm sind wir in Christus Jesus, der, weil Er für uns starb, uns geworden ist Weisheit von Gott und Gerechtigkeit und Heiligkeit und Erlösung, so dass nur übrig bleibt, uns seiner allein zu rühmen.

So sieht sich die Seele, die ihre Unwürdigkeit und ihr Versagen tief fühlt, auf Christus und sein Werk geworfen. Dorthin weist uns der Geist, um Frieden zu finden; Christus hat ihn durch das Blut seines Kreuzes gemacht. Darum ist der Gläubige berechtigt, ihn zu genießen. Er ruht auf dem Wert, den Gott diesem Blut beimisst, und weil es darin keine Veränderung gibt, sollte auch der Friede des Gläubigen unveränderlich sein. Der Geist bezeugt nicht nur, dass es ein vergleichbares Werk nicht gibt, dass mithin kein anderes Werk ihm an die Seite gestellt werden kann, sondern dass Gott der Sünden und Ungerechtigkeiten derer, die glauben, nie mehr gedenken wird. Eine Reinigung ihrer Füße, die sich auf den unsauberen Wegen dieser Welt beschmutzen, ist notwendig, und sie geschieht immer wieder, weil der Herr Jesus unser Sachwalter beim Vater ist. Die Sühnung aber behält beständig ihren Wert; und die Waschung mit Wasser durch das Wort findet Anwendung, wann immer sie nötig ist; nicht als ob der Anbeter, einmal gereinigt, seine Beziehung und Nähe zu Gott verlöre, sondern um die Gemeinschaft wiederherzustellen, die durch eine Sünde unterbrochen wurde. Das eine Opfer bleibt in seiner gesegneten Wirkung immer wirksam, aber die Sachwalterschaft vollzieht sich durch das Wort und den Geist Gottes, um das Versagen des Gläubigen mit dieser Norm in Übereinstimmung zu bringen. Gott ist in der Tat treu, und wir haben in Christus einen lebendigen Heiland; wir haben nicht nur seinen Tod, so unermesslich und kostbar dieser ist: Er selbst ist alles und in allen.

« Vorheriges Kapitel