Jesaja 53 - Ein Dialog

Er trug unsere Leiden und Schmerzen

Der Überrest zukünftiger Tage sagt jetzt in Vers 4: „Doch er (der Herr Jesus) hat unsere Leiden getragen und unsere Schmerzen hat er auf sich geladen.“ Das hat der Herr Jesus nicht in seinem Tod durch seine Kreuzesleiden getan, sondern in seinem Leben. Der Herr Jesus hat während seines Lebens die Leiden und Schmerzen der damaligen Juden zu seinen eigenen gemacht. So lesen wir in Matthäus 8,16+17: „Als es aber Abend geworden war, brachten sie viele Besessene zu ihm und er trieb die Geister aus mit einem Wort. Und er heilte alle Leidenden, damit erfüllt würde, was durch den Propheten Jesaja geredet ist, der spricht: Er selbst nahm unsere Schwachheiten und trug unsere Krankheiten.“ Das ist ein eindeutiges Zitat von Jesaja 53,4. Wir wollen diesen Vers, weil er sich nicht auf die Leiden des Kreuzes bezieht, als nicht weniger schwerwiegend einstufen. Das hat den Herrn Jesus viel gekostet. Seine Machterweisungen an den damaligen Kranken des Volkes war eben nicht nur die Offenbarung von Kraft und Macht, sondern es war der Ausfluss einer unendlichen Barmherzigkeit und Liebe zu diesen Menschen. Das hat Ihn bis ins Innerste seiner Seele geschmerzt. Das zeigen uns einige Schriftstellen:

  • In Markus 7,34 lesen wir, dass ein Tauber zu Ihm gebracht wurde. Der Herr Jesus rührte seine Ohren „und seine Zunge an; und zum Himmel aufblickend, seufzte er und spricht zu ihm: Ephata! das ist: Werde aufgetan!“ Das war nicht ein Stöhnen oder Seufzen, weil Er körperlich matt war, sondern das war eine innere Ergriffenheit über die Folgen der Sünde, die Er sah.
  • Markus 8,11.12: „Da fingen die Pharisäer an mit ihm zu streiten, indem sie ein Zeichen vom Himmel begehrten, um ihn zu versuchen. Und in seinem Geist tief seufzend, spricht er, was begehrt dieses Geschlecht ein Zeichen.“ Er war berührt von dem Unglauben dieser Obersten des Volkes.
  • In Johannes 11,33 begegnet Er den extremsten Folgen der Sünde. Lazarus war gestorben. Es heißt dort: „Als nun Jesus sie weinen sah und die Juden weinen, die mit ihr gekommen waren, seufzte er tief im Geist und erschütterte sich.“ Nach der Anmerkung kann man auch übersetzen: wurde er heftig bewegt. So heißt es auch noch einmal in Vers 38: „Jesus nun, wieder tief in sich selbst seufzend, kommt zur Gruft.“

So machte Er die Leiden, Schmerzen und Krankheiten des Volkes zu seinen eigenen. In seinem Leben nahm der Herr Jesus also die Folgen der Sünde von den Menschen weg, die Er heilte.

Das Urteil des Volkes damals

Aber das Volk hat das nicht gemerkt. Sie hatten ein ganz anderes Urteil über Ihn. Das sprechen sie jetzt im zweiten Teil von Vers 4 aus. Der Überrest bekennt, obwohl der Herr so unter diesen Leiden als den Folgen der Sünde litt: „Wir hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt“. Der Überrest bekennt also die damalige Fehleinschätzung des Volkes. Die damaligen Juden dachten, der Herr Jesus sei der von göttlicher Strafe Getroffene. So sagt die Anmerkung. Vielleicht haben sie an 2. Könige 5 gedacht, wo Gehasi, der Diener Elisas mit dem Aussatz bestraft wurde. Vielleicht haben sie auch an den König Ussija in 2. Chronika 36 gedacht, der unrechtmäßig im Tempel opferte und ebenfalls mit dem Aussatz bestraft wurde. Natürlich gibt es diese Reaktionen Gottes auf ein Fehlverhalten von Menschen, auch von Gläubigen. In 1. Korinther 11,30 heißt es: „Deshalb sind viele unter euch schwach und krank, und ein gut Teil sind entschlafen.“ Aber im Blick auf den Herrn war das nicht so. Der Herr wurde in seinem Leben nicht wegen seiner eigenen Fehlerhaftigkeit von Gott gestraft.

Er hat also nicht die Schwachheiten und Krankheiten von allen Menschen getragen, sondern nur die der Juden in seinem Leben. Es lässt sich mit dieser Stelle – und auch sonst mit keiner anderen – nicht begründen, dass wir heute als Gläubige nicht mehr krank werden müssten, weil der Herr Jesus die Krankheiten der Gläubigen weggenommen hätte.

Das Schuldopfer

Wir müssen unterscheiden zwischen den Leiden, die Er vonseiten der Menschen erduldet hat, und den Leiden, die Er vonseiten Gottes erduldet hat. Weiter müssen wir unterscheiden zwischen der ungerechten Behandlung, die er vonseiten des Volkes erfahren hat, und der gerechten Beurteilung vonseiten seines Gottes. Deshalb noch einmal der Hinweis, dass wir in den Versen 1 bis einschließlich 4 seine Leiden haben, die Er während seines Lebens vonseiten der Menschen erfahren hat. Da hat Er gelitten als der Gerechte inmitten von Ungerechten. Während wir dann in den Versen 5 und 6 die Leiden haben, die Er in den 3 Stunden der Finsternis auf dem Kreuz vonseiten eines gerechten Gottes erduldet hat.

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