Jesaja 53 - Ein Dialog

Einst verachtet - bald geehrt

In den Versen 14 und 15 wird das Leben des Herrn Jesus in Niedrigkeit seiner Erhöhung in der Zukunft gegenübergestellt. Man könnte es auch so ausdrücken: Dem Entsetzen der Menschen über den in Niedrigkeit auf der Erde lebenden Christus in der Vergangenheit folgt ihr Erstaunen über seine Herrschaft in der Zukunft. „Wie sich viele über dich entsetzt haben“, sagt Gott zu seinem Sohn. Das müssen wir uns einmal vorstellen. Gott spricht vom Himmel und sagt zu Ihm: Über Dich haben sich damals viele entsetzt. Aber es wird anders werden. Dieses Entsetzen wird in Staunen umschlagen. Wer hat sich über Ihn entsetzt? Es war in erster Linie sein Volk, zu dem Er gekommen war. Warum haben sich damals so viele über Ihn entsetzt? Er ist nicht so zu ihnen gekommen, wie sie es sich gedacht und gewünscht hatten. Sie wollten einen anderen, einen heldenhaften Messias, der in Macht und Pracht zu ihnen kam, um sie in einer Machtaktion von der Fremdherrschaft der Römer zu befreien. Aber eines solchen Knechtes, der in einer Krippe geboren und in Schwachheit gekreuzigt wurde, mit dem man sich nicht zeigen konnte, schämte man sich. Sie wollten nicht einen niedrigen Knecht sondern einen König in Macht und Herrlichkeit. Auch weil Er in vollkommener Liebe und in der Offenbarung des Lichtes Gottes ihren sündigen Zustand bloßstellte, wollte man Ihn nicht. Beides verursachte den Hass dieses Volkes. So haben sie sich über Ihn entsetzt.

Sein entstelltes Aussehen

Dann wird hinzugefügt, dass sein Aussehen entstellt war mehr als irgendeines Mannes. In Kapitel 53,2 drückt es der Überrest so aus: „Er hatte keine Gestalt und keine Pracht, und als wir ihn sahen, da hatte er kein Aussehen, dass wir ihn begehrt hätten.“ Einige Beispiele aus der Bibel lassen uns etwas von seinem Aussehen erahnen:

  • In Johannes 8,57 sagen die Juden zu ihm: „Du bist noch nicht 50 Jahre alt und hast Abraham gesehen?“ Wie alt war der Herr Jesus eigentlich? Als Er anfing zu wirken, war Er nach Lukas 3,23 ungefähr 30 Jahre alt. Wenn sie das vielleicht auch ein oder zwei Jahre später zu ihm gesagt haben, so sah Er doch offenbar wesentlich älter aus, als Er tatsächlich war. Der Herr Jesus war auch in seinem Äußeren geprägt durch das Umfeld, dem Er täglich begegnete. Die Sünde und ihre Folgen hatten Spuren in seinem Äußeren hinterlassen.
  • In Johannes 11,33 seufzte Er tief im Geist und erschütterte sich.
  • In Psalm 69,11+12 heißt es: „Als ich weinte, und meine Seele fastete, da wurde es mir zu Schmähungen; als ich mich in Sacktuch kleidete, da wurde ich ihnen zum Sprichwort.“

Einen solchen Knecht wollten sie nicht. Berührt uns das? Geht uns das ein wenig unter die Haut, wenn wir das von dem Herrn Jesus lesen: „So entstellt war sein Aussehen“? Er sah beständig die Folgen der Sünde und hat darüber tief Leid getragen. Das war Der, der keine Sünde kannte, sie war nicht in Ihm, Er tat sie nicht, Er kam aus der Reinheit und Herrlichkeit des Himmels. Jetzt war Er umgeben von Sündern, der Gerechte unter den Ungerechten, der Heilige inmitten der Unheiligen. Er, der Licht war, war umgeben von Finsternis. Der die Offenbarung von Liebe war, war umgeben von Hass. Das hat Ihn gezeichnet.

Aber Gott sagt zu Ihm: Ebenso wie das einmal war, wirst Du viele Nationen in Staunen versetzen. Am Ende der 70. Jahrwoche Daniels, vor der Aufrichtung des Reiches, wird Er nach Matthäus 25,31ff als der Herrscher das Gericht der Lebendigen, der Nationen, ausführen. Dann wird Er die dann noch lebenden Menschen aus den Nationen vor sich versammeln. Dann wird Er die Schafe zu seiner Rechten stellen. Das sind die Menschen, die zwar das Evangelium der Gnade nie gehört haben, denen aber das Evangelium des Reiches verkündigt wurde und die es angenommen haben. Dann wird Er diese „Nationen in Staunen versetzen“ und „über ihn werden Könige ihren Mund verschließen“. Dann wird Er als der Fürst der Fürsten und der König der Könige auftreten und seine Ansprüche an die Erde geltend machen. Offenbarung 19,16 zeigt uns, wie der Herr Jesus dann auftreten wird. Er, über Den man einst so gespottet hat, dessen Aussehen so entstellt war, „trägt auf seinem Gewand und auf seiner Hüfte einen Namen geschrieben: König der Könige und Herr der Herren.“ In Vers 15 wird gesagt: „Und aus seinem Mund geht hervor ein scharfes, zweischneidiges Schwert, damit er die Nationen schlage, und er wird sie weiden mit eiserner Rute.“

Ein wunderschönes Bild von der zukünftigen Herrschaft des Herrn Jesus, die Gott ihm verleiht, finden wir in 1. Könige 10. Bei dem Besuch der Königin von Scheba beim König Salomo bekennt sie in Vers 7: „und ich habe den Worten nicht geglaubt, bis ich gekommen bin und meine Augen es gesehen haben. Und siehe, nicht die Hälfte ist mir berichtet worden; du übertriffst an Weisheit und Gut das Gerücht, das ich gehört habe.“ So werden später die Könige der Erde kommen und genau das zum Ausdruck bringen, was auch hier in Vers 15 steht: „Denn sie werden sehen, was ihnen nicht erzählt worden war; und was sie nicht gehört hatten, werden sie wahrnehmen.“ Sie werden überwältigt sein von der Herrlichkeit des wahren Salomos, der herrschen wird in Gerechtigkeit und Recht. Dann werden auch sie sprechen: „nicht die Hälfte ist mir berichtet worden; du übertriffst an Güte und Weisheit alle meine Vorstellungen“ 1. Welch eine Ehre für den einst so verachteten und geschmähten Jesus von Nazareth!

Anwendung auf uns

Der letzte Satz von Vers 15 wird in Römer 15,21 mit den Worten zitiert: „sondern wie geschrieben steht: Denen nicht von ihm verkündigt wurde, die sollen sehen, und die nicht gehört haben, sollen verstehen“. Der Apostel Paulus sagt dadurch auch uns heute, dass wir zu denen gehörten, die nicht nach Ihm gefragt haben, und auch uns die Dinge, die wir nicht begehrt haben, jetzt erzählt werden. Der Heilige Geist, der Autor der Heiligen Schrift, gibt so der alttestamentlichen Schriftstelle eine andere Bedeutung, wozu Er natürlich ein Recht hat. Es ist eine schöne Anführung, aus der wir entnehmen können, dass alles, was zuvor geschrieben wurde, auch zu unserer Belehrung geschrieben wurde.

Fußnoten

  • 1 Die Gläubigen der jetzigen Gnadenzeit werden später einmal nicht sagen: „Nicht die Hälfte ist mir berichtet worden“.
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