Jesaja 53 - Ein Dialog

Erinnerung an die Verkündigung durch den Herrn Jesus

Wir haben in diesem Kapitel noch einmal eine wunderbare Einteilung.

  • In Vers 1 wird eine gewisse rhetorische Frage gestellt, die auch nicht beantwortet wird, weil die Antwort in dieser Frage enthalten ist.
  • Die Verse 2 bis 4 schildern uns die Leiden des Herrn vor dem Kreuz um der Gerechtigkeit willen.
  • In den Versen 5 bis 10 leidet der Herr in den drei Stunden der Finsternis auf dem Kreuz um der Sünde willen.
  • In den Versen 11 und 12 gibt Gott die Antwort auf dieses Tun seines Sohnes.

Erinnerung an die Verkündigung durch den Herrn Jesus

Die rhetorische Frage in Vers 1 könnte Jesaja selbst gestellt haben. In den Versen 1 bis 6 spricht zwar der Überrest. Aber Jesaja kann die Sprache des Überrestes sprechen. Er kann stellvertretend reden, gleichsam das sagen, was der Überrest zum Ausdruck bringt.

Zwei Stellen lassen uns vermuten, dass Jesaja die Frage selbst gestellt hat. Denn dieser Vers wird zwei Mal im Neuen Testament zitiert. In Johannes 12,38 „Viele glaubten nicht an ihn, damit das Wort des Propheten Jesajas erfüllt würde, das er sprach: Herr, wer hat unserer Verkündigung geglaubt, und wem ist der Arm des Herrn offenbart worden?“ und in Römer 10,16 „Aber nicht alle haben dem Evangelium gehorcht. Denn Jesajas sagt: Herr, wer hat unserer Verkündigung geglaubt?“ Der Heilige Geist legt Wert darauf, dass es Jesaja sagt.

Was meint dieser Vers an dieser Stelle? Nicht der Überrest verkündigt etwas, sondern es ist, wie die Anmerkung sagt, die uns betreffende Kunde. Sie geht also nicht von dem Volk aus, sondern sie ist an dieses Volk gerichtet. Der zukünftige, gläubige Überrest erinnert sich jetzt an die damalige Verkündigung durch den Herrn Jesus und fragt: Wer hat damals der Verkündigung geglaubt, die an uns gerichtet wurde? Die Antwort lautet: Wir haben ihr nicht geglaubt. Sie wird nicht ausgesprochen, aber sie liegt in der Frage. Diesen Unglauben bedauern sie jetzt zutiefst. Jetzt erkennen sie, dass sie die damalige Botschaft Gottes an sie durch den Messias, der zu ihnen gekommen war, nicht angenommen hatten.

Der Arm des HERRN

„Und wem ist der Arm des HERRN offenbar geworden?“ Wer oder was ist der Arm des HERRN? Einige Stellen aus dem Propheten Jesaja können uns bei der Beantwortung der Frage behilflich sein.

  • In Jesaja 40,10 finden wir eine Aussage über den Arm des HERRN: „Siehe, der Herr, HERR, kommt mit Kraft, und sein Arm übt Herrschaft für ihn aus.“ Er kommt mit Kraft und sein Arm übt Herrschaft aus.
  • Jesaja 51,5: „… und meine Arme werden die Völker richten. … sie werden harren auf meinen Arm.“ Wieder ist es ein Ausdruck der Kraft.
  • Jesaja 52,10: „Der HERR hat seinen heiligen Arm entblößt vor den Augen aller Nationen.“ Also in der Regel ist der Arm des HERRN der Ausdruck seiner Kraftentfaltung.

Hier ist es aber nicht der Ausdruck der Kraft. Hier ist der Arm des HERRN ein Hinweis auf Jesus von Nazareth, auf den Mann von Golgatha. Gott hat seinen Arm, den Herrn Jesus, zu diesem Volk gesandt. Er hat gleichsam seinen Arm ausgestreckt zu diesem Volk. Gott hat seinen Sohn diesem Volk offenbar gemacht. Aber einen solchen Arm wollte man nicht (siehe Kapitel 52,14), Jesus von Nazareth, diesen Verachteten, der nach 2. Korinther 13,4 in Schwachheit gekreuzigt wurde. Ihn hat man nicht erkannt als die Offenbarung Gottes für dieses Volk. Der Überrest klagt jetzt rückschauend: Ja, der Arm des HERRN ist uns doch offenbar geworden und wir haben es nicht erkannt. Diese Wehklage verbindet dieses Volk mit dieser Erkenntnis.

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