Einführung in das Studium der Prophetie

Dritter Teil

Von der Entrückung der Versammlung bis zur Erscheinung des Herrn in Herrlichkeit

Einleitung

Die Entrückung der Gläubigen kennzeichnet das Ende des Zeitraumes der Versammlung und öffnet aufs neue die jüdische Zeitperiode, das heisst jenen Abschnitt, während welchem Gott den Lauf Seiner Wege zur Segnung Israels und zur Erscheinung Christi als König in Zion wieder aufnimmt. Wiewohl diese Periode verhältnismässig kurz ist, nimmt sie doch einen wichtigen Platz ein, wie dies aus zahlreichen Prophezeiungen hervorgeht. Wir werden nun diese Weissagungen in diesem dritten Teil unserer Studie näher betrachten und sie dabei in drei Gruppen unterteilen:

– die Prophezeiungen in Bezug auf Israel

– jene, die sich auf die Nationen beziehen

– jene, die die Erscheinung Christi in Herrlichkeit mit Seinen Heiligen ankündigen.

Gewisse Ereignisse, von denen uns im Worte Gottes berichtet wird, haben manchmal sowohl mit Israel als auch mit den Nationen zu tun, so dass es nicht immer möglich ist, zwischen den Gegenständen der Prophetie eine absolute Trennung zu machen. Es scheint uns daher angebracht, wenn wir in dieser Einleitung die Tatsachen skizzieren, die sich während dieser Zeitperiode abwickeln werden, damit der Leser den Zusammen= hang des Ganzen besser versteht.

Von den siebzig Jahrwochen (490 Jahre), die in dem Gesicht von Daniel 9,20–27 erwähnt werden, sind 69 bereits verflossen. Am Ende der neunundsechzigsten Woche wurde der Messias verworfen und weggetan (V. 26). Die gegenwärtige Zeit, während welcher die Versammlung gebildet wird, ist in diesen siebzig Wochen nicht eingeschlossen. Die siebzigste Jahrwoche liegt also im Zwischenraum zwischen der Entrückung der Gläubigen und der Erscheinung des Herrn in Herrlichkeit. Sie beginnt, wenn das Haupt des Römischen Reiches mit der vom Glauben abgefallenen Masse des jüdischen Volkes einen Bund schliesst (Dan 9,27). Man kann also daraus folgern, dass eine gewisse Zeit vergehen wird, bevor diese Jahrwoche beginnt, und dass daher die Periode, die sich von der Entrückung der Versammlung bis zur Erscheinung des Herrn in Herrlichkeit erstreckt, etwas länger als sieben Jahre dauern wird.

Zuallererst werden die Juden 1 in ihr Land zurückgebracht werden; sie haben aber noch nicht Busse getan. Die vom Glauben Abgefallenen, die zwei Drittel der Nation ausmachen, werden vernichtet werden, während der letzte Drittel, der den gläubigen Überrest des Volkes darstellt, durch verschiedene Gerichte (die grosse Drangsal) geläutert werden wird, «wie man Gold läutert», mit dem Ziele, dass sie Busse tun und Den als Messias anerkennen, Den sie gekreuzigt haben: Jesus Christus.

Die Nationen werden dem Irrtum anheim fallen und öffentlich den Namen Christi verwerfen. Das Römische Reich wird wieder erstehen, unter der Autorität eines Hauptes, das seine Macht von Satan empfängt und gegen Gott und Sein Volk von Hass erfüllt ist. Dieses Haupt wird am Ende sogar versuchen, gegen Gott und Christum Krieg zu führen, aber es wird ergriffen und lebendig in den Feuer– und Schwefelsee geworfen werden.

Noch eine weitere satanische Persönlichkeit wird unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen: Der Antichrist, der zwar eher ein religiöses Haupt sein wird, aber doch auch eine politische Macht über die Juden ausüben und seinen Sitz in Jerusalem haben wird. Er wird in engem Bündnis mit dem Haupt des Römischen Reiches handeln. Satan, der dann vom Himmel auf die Erde herab geworfen ist, wird aus ihm seinen Vertreter machen und ihm Gewalt zur Ausübung von erstaunlichen Wundern verleihen. So lässt der Antichrist Feuer vom Himmel herabkommen, und nachdem er seinem Verbündeten, dem Haupt des Römischen Reiches, ein Bild gemacht hat, gibt er ihm Odem. Er wird dieses Bild in den Tempel zu Jerusalem stellen und alle die töten, die sich weigern, das Bild anzubeten. Er wird sich in den Tempel setzen und sich selbst darstellen, dass er Gott sei, so dass die vom Glauben abgefallenen luden ihm als ihrem Messias zujauchzen werden. Gott wird diese grossartige Kundgebung satanischer Macht zulassen, als ein Gericht über die Juden und die so genannten christlichen Nationen, weil beide Christum und die Wahrheit verworfen haben. Wenn der Antichrist den Höhepunkt seiner Gesetzlosigkeit erreicht hat, wird er durch den Herrn Jesus persönlich bei Dessen Erscheinen in Herrlichkeit vernichtet werden. Er wird das Los seines Verbündeten von Rom teilen und lebendig in «den Feuersee geworfen, der mit Schwefel brennt».

Eine bedeutende dritte Persönlichkeit wird uns in den Prophezeiungen vorgestellt, die mit dieser Zeitperiode in Verbindung steht: Der Assyrer, der auch «König des Nordens» oder «Gog» genannt wird. Gott wird sich seiner als Zuchtrute für die Juden bedienen, bis zu dem Tage, wo Christus erscheinen und Sein Volk von diesem Feinde befreien wird. Begabt mit ausserordentlichem Verstande, wird der Assyrer seine Macht ausdehnen, indem er sich der Diplomatie und der Waffengewalt bedient. Er wird kurz nach der Erscheinung des Herrn Palästina verwüsten und gegen den Antichrist und das Haupt des Römischen Reiches Krieg führen.

Der Assyrer wird Jerusalem belagern, die Stadt einnehmen und die Hälfte ihrer Einwohner in Gefangenschaft führen. Eine zweite Belagerung wird aber nicht zur Vernichtung der Stadt führen, denn der Herr selbst wird in den Kampf eingreifen und den Assyrer und die Kriegsheere vernichten, welche die Stadt umzingeln. Er wird sich auf dem Ölberg, südlich von Jerusalem, in der Nähe der Stadt aufhalten. Der Berg wird sich in zwei Teile spalten, was die Bewohner mit Schrecken erfüllen wird. Diese Ereignisse werden nach der Vernichtung des Antichrists und des Hauptes des Römischen Reiches stattfinden.

Ein weiteres markantes Ereignis wird sich dann abspielen, nämlich die Rückkehr der zehn Stämme Israels, die, wie wir gesehen haben, unter dem König Hosea im Jahre 721 v. Chr. durch Salmaneser in die Gefangenschaft nach Assyrien weggeführt wurden (2. Kön 17,6). Diese Stämme werden nicht durch die Gerichte der grossen Drangsal gehen, sondern erst nach der zweiten Hälfte der Jahrwoche Daniels nach Palästina zurückgebracht werden. Gott wird in der Mitte der Völker, unter welchen sie sich befinden und während ihrer Rückkehr nach Palästina Sein Gericht an ihnen ausüben. Er wird die Widerspenstigen umkommen lassen und einen Überrest absondern, der zur grossen Freude der Entkommenen aus den zwei Stämmen allein in das Land der Verheissung zurückkehren wird. Nun werden die aus den zwölf Stämmen überlebenden bereit sein, ihren Messias zu empfangen.

Nachdem der Herr Sein Volk befreit hat, wird Er die lebenden Nationen richten entsprechend der Weise, wie sie während den vorhergehenden Verfolgungen und Drangsalen Seine Zeugen behandelt haben. Die, welche jene aufgenommen und das Evangelium des Reiches angenommen haben, werden in die Segnungen des Tausendjährigen Reiches eingeführt werden, während die anderen sogleich in die Hölle geworfen werden, weil sie durch ihre Ablehnung der Diener des Herrn Ihn selbst verworfen haben. Nach diesem Gericht wird Christus Sein Reich antreten. Satan wird gebunden und für tausend Jahre in den Abgrund geworfen werden. In die ganze Welt werden dann Boten ausgesandt, um alle Völker Gerechtigkeit zu lehren. Die Gesetzlosen werden sich unter die Herrschaft des Christus beugen müssen oder werden beseitigt werden, und die ganze Erde wird voll der Erkenntnis Jehovas sein. Dann wird endlich das Gebet, das die Erlösten während jener schrecklichen Jahre so oft an Gott richten werden, in Erfüllung gehen: «Dein Reich komme; dein Wille geschehe, wie im Himmel also auch auf Erden.»

Fußnoten

  • 1 die Nachkommen der Stämme Juda und Benjamin.
Nächstes Kapitel »« Vorheriges Kapitel