Ährenlese im Alten Testament (Sacharja)

Kapitel 9-14

Ährenlese im Alten Testament (Sacharja)

Sacharja 9,1-17

Dieser Ausspruch betrifft die Nachbarvölker Israels. Ihr Benehmen war ohne ihr Wissen beobachtet worden, „denn Jehova hat ein Auge auf die Menschen“ (V. 1,8). Ja, wie viele vergessen diesen heiligen Blick und verhalten sich, wie wenn der Herr sie nicht sähe.

Gott schickt sich hier an, die menschliche Weisheit und die Stärke von Tyrus, die falsche Zuversicht Ekrons, sowie den Hochmut und die Gräuel der Philister auszurotten. So wird dem Messias der Weg geöffnet werden, Frieden zu verkündigen und bis an die Enden der Erde zu herrschen. Er ist tatsächlich gekommen, dieser König, „auf einem Esel reitend“ (V 9; Joh 12,15). Aber sein Volk hat Ihn nicht aufgenommen, und seit bald zweitausend Jahren hat die Prophetie gewissermaßen zwischen dem 9. und 10. Vers Halt gemacht. Sie wird ihren Lauf bald wieder aufnehmen. Nach schrecklichen Gerichten wird der König in seiner ganzen Majestät wieder erscheinen. Seine Anmut (Vortrefflichkeit) und seine Schönheit werden miteinander bewundert werden. „Du bist schöner als die Menschensöhne, Holdseligkeit ist ausgegossen über deine Lippen“, wird in dem Lied verkündet, das dem König gewidmet ist (Ps 45,2). Wie unendlich ergreifend ist es, dass seine Erlösten dann wie kostbare Steine in seiner Krone sein werden (V. 16): sie werden zu dieser wunderbaren Schönheit des Königs beitragen (Jes 62,3). Gleichzeitig wird schon allein die Tatsache ihrer Vereinigung mit Ihm seiner unaussprechlichen Güte Zeugnis geben (Ps 31,19.21).

Sacharja 10,1-12

Das von seinen Götzen enttäuschte und durch seine bösen Führer betrogene und unterdrückte jüdische Volk wird lange Zeit wie eine Herde ohne Hirte sein (Vers 2; vergleiche Matthäus 9,36). Aber Gott: wird dieses „Haus Juda“, aus dem Christus, „der Eckstein“, hervorgegangen ist, heimsuchen (Vers 4). Er wird sie stärken und sie im Kampf unterstützen. Er wird auch das Haus Josephs, die aus Ephraim (d. h. die noch zerstreuten zehn Stämme), nicht vergessen. Und Er wird sie retten, wird sie wohnen lassen und ihnen antworten (Vers 6). Welche Freude wird ihr Herz erfüllen (Vers 7) nach so vielen nichtigen Tröstungen (Vers 2).

Lieber gläubiger Freund, der Herr hat dir gegenüber ein noch viel größeres Erbarmen gezeigt. Ist das für dich ein Gegenstand fortwährender Freude?

Wie der verlorene Sohn im „fernen Land“ zu sich selbst kam, indem er sich an das Haus seines Vaters erinnerte, so werden die Entronnenen Israels „in den fernen Ländern“ ihres Gottes gedenken, und sie werden „leben und zurückkehren“ (Vers 9; Lukas 15,17). „Ich will sie sammeln, denn ich habe sie erlöst-, verheißt Jehova (Verse 8,10; Johannes 11,52). Die Liebe des Herrn Jesus wird erst durch die Gegenwart der Seinen bei Ihm völlig befriedigt sein. Bevor Er sein irdisches Volk vollzählig in sein Land zurückführt, wird Er seine geliebten Erlösten in das Haus seines Vaters einführen, wo Er ihnen eine Stätte bereitet hat (vergleiche Johannes 14,2).

Sacharja 11,1-17

Die Feuersbrunst der Verse 1-3 verkündet den Zorn gegen das Land und gegen das Volk wegen des Verbrechens, dessen sie sich am Kreuz schuldig machen würden.

Im 4. Vers wird der Prophet aufgefordert, nacheinander den guten Hirten (Christus) und den törichten Hirten, d. h. den Antichrist (Verse 15-17), zu verkörpern. Bis zum 14. Vers werden wir in die Zeit der Evangelien versetzt. Diese Käufer, diese Verkäufer und diese bösen Hirten des 5. Verses entsprechen den Römern und den politischen oder religiösen Führern der Juden. Der Herr Jesus bezeichnet sie als Diebe und Räuber, als Mietlinge und räuberische Wölfe (Johannes 10,8.12; Hesekiel 34). Er, der gute Hirte, kam, um ihre Stelle einzunehmen und das Volk zu weiden, indem Er ihm Wohlgefallen und nationale Einheit brachte (die zwei Hirtenstäbe, Huld und Bande genannt). Aber mit Ausnahme von einigen „Elenden der Herde“ (Vers 11; Lukas 14,21), hat dieses Volk seine Liebesabsichten nicht verstanden. Die Verse 12 und 13, die sich so genau erfüllten, sagen uns, welchen Spottpreis man Jehova beimaß (Matthäus 26,15). Wie hoch schätzen wir den Herrn Jesus ein? Dann wird in den Versen 15-17 ohne Übergang die noch zukünftige Herrschaft des „nichtigen Hirten“ eingeführt (Johannes 5,43). Denn diese satanische Persönlichkeit wird zum Gericht über „die Herde des Würgens“ erweckt, d. h. über das Volk, das sich durch die Verwerfung seines wahren Führers schuldig gemacht hat.

Sacharja 12,1-14

Wer spricht hier? Der, welcher den Himmel ausgespannt, die Erde gegründet und im Innern des Menschen den Verstand gebildet hat, auf den dieser so stolz ist (und den er oft so schlecht gebraucht; vergleiche Jesaja 42,5). Sollte ein solcher Gott nicht die irdischen Ereignisse fest in seinen Händen haben? Sollte Er durch die Anschläge, die von dem Geist ersonnen wurden, den Er selbst erschaffen hat, überrascht werden? Unmöglich! Und wenn sich alle Nationen der Erde, von Hass geblendet, versammeln werden, um Jerusalem zu belagern, wird dieses für sie wie ein Giftbecher, wie ein Stein des Anstoßes sein. Denn „an jenem Tage“ wird Jehova die Führer Judas und die Bewohner Jerusalems siegreich stärken. Er wird durch sie, aber auch in ihnen, wirken. Gott wird über sein demütiges und bußfertiges Volk „den Geist der Gnade und des Flehens“ ausgießen. In Dem, den sie durchstochen haben, werden die Juden endlich ihren treuen Hirten, den Erben des Thrones Davids, den eingeborenen Sohn Gottes, erkennen.

Gläubiger Freund, wenn es wahr ist, dass es dem Herrn gefällt, durch uns zu wirken, dann lasst uns nie das Werk aus den Augen verlieren, das Er in uns zu vollbringen wünscht. Es besteht darin, uns immer neu vor das Kreuz und seine Folgen zu stellen. Und die Verse 11-14 heben hervor, dass jeder persönlich die Angelegenheit seiner Sünde mit Gott ins reine bringen muss.

Sacharja 13,1-14,5

Soeben wurden die Blicke Israels (und unsere Blicke) auf das Kreuz gerichtet (Kap. 12,10). Das Blut Christi sühnt unsere Sünden, aber aus seiner durchstochenen Seite quillt auch eine lebendige Quelle. Sie ist das Bild dieser praktischen Reinigung, die das Wort in unserem Gewissen bewirkt (Ps 51,2.7). An jenem Tage werden die Götzen ausgerottet sein (Hes 36,25); die Stimmen der Lüge werden schweigen. Dann wird der Geliebte seine wunderbare Geschichte erzählen: Als Mensch auf diese Erde gekommen, hat Er Knechtsgestalt angenommen, um seinem Geschöpf zu dienen (vgl. Kap. 11,12 und 2. Mose 21,2-6). Er ist bei seinen eigenen Freunden verwundet worden (vgl. Joh 20,27). Er ist von Jehova selbst geschlagen worden.

„Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben“, fährt Philipper 2,9 fort. Ja, bald wird sich der gleiche Herr im Glanz seiner Macht der Welt vorstellen. Wo wird diese Erscheinung stattfinden? An dem Ort, von dem aus Er die Erde einst verlassen hat, auf diesem ölberg, der sich unter seinen Füssen spalten wird (Kap. 14,4; Apostelg. 1,11.12).

Aber Er wird nicht allein wiederkommen. „Und alle Heiligen mit dir“, wird am Schluss von Vers 5 hinzugefügt. Wie einen königlichen Zug wird Christus die mit sich führen, die Er zuvor zu sich in den Himmel entrückt haben wird. Das Neue Testament bestätigt diese baldige und triumphierende „Ankunft unseres Herrn Jesus mit allen seinen Heiligen“ (1. Thes 3,13).

Sacharja 14,6-21

Das ist der Schluss des Schauspiels. Bei der Eröffnung des letzten Aktes wird sich die Lage durch die plötzliche Erscheinung des Herrn der Herrlichkeit verwandelt haben. Selbst das Bühnenbild wird verändert sein. Ein unerhörter Umsturz wird das Land umgestalten. Die Völker, die dabei überrascht werden, gegen Jerusalem und seinen göttlichen König Krieg zu führen, werden sich plötzlich mit einer schrecklichen Plage geschlagen sehen. Fortan werden die Nationen, statt hinaufzuziehen, um Jerusalem zu belagern, jährliche Wallfahrten dorthin machen müssen, um den König, Jehova, anzubeten (Vers 16). Denen, die nicht gehorchen, wird der Regen versagt sein. Selbst auf den Schellen der Rosse - dieser Rosse, die in der Prophetie Sacharjas einen so großen Platz einnehmen wird diese Inschrift eingeprägt sein: „Heilig dem Jehova“. Denn die ganze Kraft des Menschen, durch das Ross versinnbildlicht, wird fortan für Gott geheiligt sein. Möge der Herr dieses Zeichen der Absonderung und der Hingabe für Ihn auch auf unsere Herzen prägen. Und möge nichts darin eindringen, was nicht mit dieser Losung in Einklang wäre: „Heilig dem Jehova“. So werden wir jetzt schon mit „jenem Tag“ in Übereinstimmung sein, an dem Er öffentlich „in seinen Heiligen verherrlicht und in allen denen, die geglaubt haben, bewundert werden wird“ (2. Thessalonicher 1,10).

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