Ährenlese im Alten Testament (Hosea)

Hosea 8-14

Ährenlese im Alten Testament (Hosea)

Hosea 8,1–14

Durch Posaunen angekündigt, werden sich die Gerichte über das schuldige Volk ergießen (vgl. Mt 24,28.31; Off 8,6ff.). Es wird sich mit schönen Worten dagegen wehren: „Mein Gott, wir kennen dich, wir, Israel!... „ (V. 2). Doch wird ihm das nur jene unerbittliche Antwort einbringen: „Ich sage euch, ich kenne euch nicht“ (Lk 13,27). In Matthäus 7,21 rufen die falschen Christen: „Herr, Herr!“, ohne sich je um den göttlichen Willen gekümmert zu haben. So wird auch hier in den Versen 2–4 der Widerspruch zwischen dem Ausdruck „mein Gott“ und dem Geist gänzlicher Unabhängigkeit, den das Volk offenbarte, hervorgehoben. Während es einst Gott war, der die Könige bestimmte und alle Anordnungen für den Gottesdienst gab, hatte Israel selbst Fürsten eingesetzt und die Grundlagen zu einer götzendienerischen Religion geschaffen (Verse 4,5,11; 1. Kön 12,20.28–33). In der Christenheit glaubt heute jeder, selbst die Art und Weise seines Gottesdienstes bestimmen zu können, und man findet in den Sekten und Kirchen alles, um den verschiedensten Ansichten entgegenzukommen.

Die Kinder Israel werden „wie ein Gefäß sein, an welchem man kein Gefallen hat (V. 8; Jes 30,14). „Jehova hat kein Wohlgefallen an denselben“ (V. 13). Möchte jeder von uns „ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werk bereitet“. Vergessen wir aber die Verpflichtungen nicht, die für „jeden, der den Namen des Herrn nennt“, gelten (2. Tim 2,19–22).

Hosea 9,1–17

Von den historischen Ereignissen, die diesen Weissagungen entsprechen, wird in 2. Könige 15,8–17,18 berichtet. Die letzten Herrscher Israels hielten es für eine kluge Politik, sich abwechslungsweise auf Ägypten und auf Assyrien zu stützen (Vers 3; vergleiche Kapitel 7,11 und 2. Könige 17,4). Gerade das wurde ihnen zum Verhängnis. Auch die Entronnenen aus Jerusalem und Juda suchten in Ägypten Zuflucht (in Noph oder Moph), statt im Lande Jehovas zu bleiben, wie Jeremia sie flehentlich gebeten hatte (Vers 6; Jeremia 42,10.19). Aber gleichen wir ihnen nicht? Wie oft suchen wir angesichts einer Schwierigkeit Hilfe bei den Menschen, statt beim Herrn (Psalm 60,11). Ephraim wurde seiner Söhne beraubt, blieb kinderlos und ohne Frucht für Gott, wie der Feigenbaum, den der Herr verflucht hat (Vers 16; Markus 11,12–14). Diese Prophetie hat sich durch die gegenwärtige Zerstreuung der zehn Stämme erfüllt und dauert fort bis zu ihrer Wiederherstellung für das Tausendjährige Reich. Was die Juden im eigentlichen Sinn betrifft (Juda und Benjamin), so ist ihr Los seit der Verwerfung des Messias „Flüchtlinge unter den Nationen zu sein“ (Vers 17; 5. Mose 28,64.65). Weil sie die Zeit ihrer „Heimsuchung“ in Gnade nicht erkannt hatten (Lukas 19,44b), mussten sie durch das Gericht heimgesucht werden (Vers 7).

Hosea 10,1–15

„Für ihren Hunger (für sie selbst: siehe Fußnote) wird ihre Speise sein“, wurde in Kapitel 9,4 festgestellt. Und im 1. Vers unseres Kapitels sehen wir, was Israel mit seiner Frucht tat. Liebe Freunde, welchen Gebrauch machen wir von dem, was der Herr uns anvertraut hat: Kraft, Verstand, Gedächtnis, Freizeit, materielle Güter usw.? Stellen wir sie in seinen Dienst oder brauchen wir sie zur Befriedigung unserer eigenen Lüste?

Die Verse 5–8 berichten mit spöttischen Bemerkungen vom Verschwinden des goldenen Kalbes von Beth-Awen (Bethel), von der Aufregung der Götzenpriester und des Volkes, von der Zerstörung Samarias und dem Ende seines letzten Königs, der auch den Namen Hosea trug. Aber wir finden darin auch eine Anspielung auf die höchste Not Israels, wenn es durch die schreckliche Drangsal der Endzeit gehen wird. Als der Herr zum Kreuz ging, richtete Er den Schluss des 8. Verses an die Töchter Jerusalems (Lukas 23,30). „Tage kommen... „. War es nicht Zeit, noch zur Gerechtigkeit zu säen, der Güte gemäss zu ernten, einen Neubruch zu pflügen, ein neues Leben zu beginnen, hervorgebracht durch eine neue Geburt? Der 12. Vers ist ein ernster Aufruf an alle, die die Frage ihres Heils auf später verschieben: „Es ist Zeit, Jehova zu suchen“. Vielleicht lässt Er sich morgen nicht mehr finden (lies Jesaja 55,6.7).

Hosea 11,1–11

Anlässlich der Reise des Kindleins Jesu nach Ägypten, wird der 1. Vers in Matthäus 2,15 angeführt. Weil Israel gänzlich versagt hat, stellt Gott seinen Sohn an dessen Stelle (vergleiche Jesaja 49,3). Er begann von neuem mit der Geschichte des Volkes, und diesmal zur völligen Verherrlichung Gottes.

Nachdem Gott so auf geheimnisvolle Weise Den bezeichnet hat, der seine Gedanken der Gnade und des Heils ausführen würde, kann Er seinem Herzen freien Lauf lassen. Das Gericht, das Er gezwungen war auszuüben, war für Ihn selbst noch schmerzlicher als für das Volk. Seine Vatergefühle sind gegenüber dem widerspenstigen Kind erregt worden. Er denkt daran, wie Er Ephraim laufen lehrte, es auf die Arme nahm, ihm sanft zu essen gab (Kapitel 2,8). Er hatte es von seiner Knechtschaft befreit und es an sich selbst gebunden, aber mit Seilen der Liebe. Wie traurig ist es, zu sehen, dass Ephraim sich weder seines sittlichen Verfalls (Kapitel 7,9), noch der Fürsorge der göttlichen Liebe bewusst war. „Aber sie erkannten nicht, dass ich sie heilte“ (Vers 3).

Freund, vielleicht hast du dich seit kürzerer oder längerer Zeit vom Herrn entfernt. Denke daran, dass Er sich seit dieser Zeit um deine Wiederherstellung bemüht. Sein Erbarmen kommt deinem Elend entgegen. Berührt es dich nicht? Lass dich von den Seilen seiner Liebe anziehen, zurückführen!

Hosea 12,1–15

Ephraim befindet sich im gleichen Zustand, wie später die Versammlung von Laodicäa. Es spricht das gleiche, selbstzufriedene Wort aus: „Ich bin reich geworden...“ (Vers 9; Offenbarung 3,17). Aber Gott sieht nicht auf den äußeren Erfolg. In geistlicher Hinsicht ist dieses Volk elend und jämmerlich, arm und blind und bloß, wie es heute die bekennende Christenheit für Gott ist. Durch seine Lügen, seinen Betrug, seine Weltförmigkeit und sein Vertrauen auf Menschen hat Ephraim alles getan, um den Zorn Gottes zu reizen, und Jehova wird ihm seine Schmähung vergelten (Vers 15; 5. Mose 28,37). Um jedoch zu zeigen, dass der Weg zur Umkehr noch offen ist, bedient sich Gott der Geschichte Jakobs, der mit listiger Berechnung seinen Bruder von dessen Stellung verdrängte. Aber der Patriarch war eines Tages in Pniel Gott begegnet, hatte mit Ihm gekämpft und obgesiegt, aber nicht durch „seine Manneskraft“, sondern durch sein Weinen und Flehen. Später, nachdem er sein Haus gereinigt hatte, lernte er Ihn in Bethel als „Gott, den Allmächtigen“ kennen (1. Mose 32,24ff. und Kapitel 35). Zum Herrn rufen, sich demütigen, die fremden Götter hinwegtun, das ist es, was Jakob getan hat und was Ephraim nicht tat. Das ist es, was wir nicht versäumen dürfen, indem wir den 7. Vers auf uns anwenden: „Du denn, kehre um zu deinem Gott; bewahre Güte und Recht, und hoffe beständig auf deinen Gott“ (vergleiche Jesaja 31,6).

Hosea 13,1–16

Es gibt nichts Ergreifenderes, als aus dem Mund Gottes diesen Tadel, verbunden mit Zärtlichkeit, zu vernehmen, diesen Aufruf, zu früheren, glücklicheren Zeiten zurückzukehren. Aber alles war umsonst; Gott musste Gericht üben und zu seiner unumschränkten Gnade Zuflucht nehmen, damit Israel zur Busse und zu Ihm zurückgeführt würde. „Da ist kein Retter als ich“, sagt Jehova. Ephraim musste sich erst noch davon überzeugen, nachdem es seine Befreiung vergeblich von seinen Königen und seinen Richtern erwartet hatte (Vers 10). „Es ist in keinem anderen das Heil“, bestätigt Apostelgeschichte 4,12, indem dieser Vers vom Namen Jesus redet.

Gott hat sein Volk in der Wüste gekannt. Damals wandelte Israel in einem unbesäten Land hinter Ihm her (V. 5; Jer 2,2). Während es, wie jemand sagte, nur Gott und den Sand hatte, musste es wirklich Schritt um Schritt auf Jehova zählen. Dagegen trugen später Wohlstand und Sättigung dazu bei, dass es sich von Gott entfernte und schuldig machte (V. 6; 5. Mose 32,15.18). Leider ist es auch im Leben des Christen oft so. Sobald er meint, für seine täglichen Bedürfnisse nicht mehr auf den Herrn zählen zu müssen, ist er in Gefahr, stolz zu werden und Gott, von dem er abhängig ist, zu vergessen. – 1. Korinther 15,55 ist ein Echo des Siegesrufs im 14. Vers. Nach der Verheißung, die Israels endgültige Befreiung betrifft, lenkt der Geist unsere Blicke auf die Auferstehung und auf Den hin, der den Tod besiegt hat.

Hosea 14,1–9

Als Abschluss des langen Wortwechsels Jehovas mit seinem Volk entspinnt sich ein wunderbares Gespräch. Der Geist diktiert Israel die Worte der Buße: Verse 2 und 3. Gott, der auf die erste Bewegung der Umkehr acht gibt (vergleiche Lukas 15,20), verspricht alsbald: „Ich will ihre Abtrünnigkeit heilen“ (Vers 4). Den Herrn verlassen, ist tatsächlich die schlimmste aller Krankheiten: sie befällt die Seele. „Ich will sie willig lieben“, fügt Jehova hinzu. Seine Zuneigungen werden sich dann ungehindert in den reichsten Segnungen ausdrücken können (Verse 5–7). Und wie wird Ephraim darauf antworten? Indem es jede Verbindung mit den Götzen von sich weist (Vers 8). Die Liebe seines Gottes wird ihm fortan genügen.

Können auch wir das vom Herrn Jesus für uns sagen? „Unser bis du, wir sind dein – Liebe hat uns so verbunden...“ (vergleiche 1. Johannes 4,19). Und wenn wir in seiner Liebe bleiben, wird Er Freude daran finden, durch uns Frucht hervorzubringen (Schluss von Vers 8; Johannes 15,8–10).

So endet diese Prophetie Hoseas, dessen Name selbst eine Verheißung war, denn er bedeutet „Errettung“ oder „Befreiung“. Wenn wir uns mehr als einmal in den Zügen Ephraims erkennen mussten, so lasst uns die ernsten Warnungen, die ihm gegeben wurden, für uns nehmen. „Wer ist weise?... „ Ist es nicht der, der zu aller Zeit Gottes Gedanken versteht und auf seinen Wegen wandelt (Vers 9)?

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