Das Manna in der Wüste
Gedanken zu 2. Mose 16

Verse 31–36: Das Manna im Krug

„Und das Haus Israel gab ihm den Namen Man; und es war wie Koriandersamen, weiß, und sein Geschmack wie Kuchen mit Honig. Und Mose sprach: Dies ist das Wort, das der Herr geboten hat: Ein Gomer voll davon sei zur Aufbewahrung für eure Geschlechter, damit sie das Brot sehen, womit ich euch in der Wüste gespeist habe, als ich euch aus dem Land Ägypten herausführte. Und Mose sprach zu Aaron: Nimm einen Krug und tu Man hinein, einen Gomer voll, und lege es vor dem Herrn nieder zur Aufbewahrung für eure Geschlechter. So wie der Herr Mose geboten hatte, legte Aaron es vor das Zeugnis nieder zur Aufbewahrung. Und die Kinder Israel aßen das Man vierzig Jahre, bis sie in ein bewohntes Land kamen; sie aßen das Man, bis sie an die Grenze des Landes Kanaan kamen. Der Gomer aber ist ein Zehntel vom Epha“.

Das verborgene Manna

Der letzte Absatz enthält zunächst eine abschließende Vorschrift Gottes. Das Volk sollte einen Gomer1 Manna für die nachfolgenden Generationen aufbewahren. Diese Anweisung führt uns zu dem Vers im Neuen Testament, in dem das Manna zum letzten Mal erwähnt wird. Dem Überwinder der Versammlung in Pergamus wird zugesagt: „Dem, der überwindet, dem werde ich von dem verborgenen Manna geben“ (Off 2,17). Diesen auf den ersten Blick nicht ganz verständlichen Hinweis auf das „verborgene Manna“ verstehen wir im Licht von 2. Mose 16 besser:

In Hebräer 9,4 lesen wir, dass sich in der Bundeslade der Stab Aarons, die Gesetzestafeln und der goldene Krug mit dem Manna befanden. Niemand war befugt, in die Lade hineinzusehen. Was die Augen der Kinder Israel nicht sahen, sah Gott. Das macht uns deutlich, dass es in dem Leben des Herrn Jesus als Mensch auf dieser Erde – davon spricht die Bundeslade – etwas gab, das nur Gott ermessen und wertschätzen konnte. Wir verstehen von dem, was die Evangelien über Ihn berichten, nur relativ wenig, und außerdem gibt es vieles, das nicht einmal berichtet worden ist, weil es unmöglich war, alles aufzuschreiben (vgl. Joh 21,25). Wenn wir allerdings einmal in die Ruhe Gottes eingegangen sein werden, werden wir die Gedanken Gottes über seinen Sohn teilen. Dann werden wir ungetrübte Gemeinschaft und Freude mit dem Vater an seinem Sohn haben. Wir werden in das hineinschauen, was Er schon immer an Ihm gesehen und wertgeschätzt hat, als Er auf dieser Erde lebte. Wenn wir einmal im Himmel sind, werden wir uns mit Freude daran erinnern, was der Herr Jesus hier auf der Erde für Gott und für uns gewesen ist. Dann werden wir Ihn mit den „Augen des Himmels“ bewundern und so auf eine ganz andere Weise auf unseren Weg auf dieser Erde zurücksehen und auf das, was Er hier war.

40 Jahre Manna

Das Ende des Kapitels gibt einen Vorausblick auf die ganze Zeit der Wüstenreise. Das Manna war die Speise des Volkes Gottes bis sie in das Land kamen. Als sie später in Kanaan waren, aßen sie etwas anderes: „Und sie aßen am nächsten Tag nach dem Passah vom Erzeugnis des Landes, ungesäuertes Brot und geröstete Körner, an ebendiesem Tag. Und das Man hörte auf am nächsten Tag, als sie vom Erzeugnis des Landes aßen, und es gab für die Kinder Israel kein Man mehr; und sie aßen vom Ertrag des Landes Kanaan in jenem Jahr“ (Jos 5,11.12). Das Manna spricht – wie wir gesehen haben – von unserem Herrn, der sich erniedrigt hat, um zu uns zu kommen, hier auf der Erde zu leben und zu sterben. Er ist die Speise in der Wüste. Er ist das Brot, das wir brauchen, um alles in der Wüste zu überstehen.

Die gerösteten Körner sprechen ebenfalls von unserem Herrn, jedoch nicht von Ihm als dem Menschen auf der Erde, sondern von dem Auferstandenen und im Himmel hoch Erhobenen. Er ist jetzt „jenseits“ von Tod und Gericht (angedeutet in dem Röstvorgang der Körner, die durch Feuer geröstet wurden). Er ist jetzt in den himmlischen Örtern. Wenn wir unsere himmlischen Segnungen genießen wollen, geht das nur in Verbindung mit dem verherrlichten Herrn im Himmel.

Das Volk Israel aß beide Speisen, allerdings nur nacheinander. Zuerst das Manna in der Wüste und dann die Körner im Land. Auf uns übertragen und angewandt ist es anders. Wir genießen unseren Herrn gleichzeitig als „Nahrung in der Wüste“ und als „Nahrung im Land“. Während wir uns physisch (mit unserem Körper) noch auf dieser Erde befinden, sind wir unserer Stellung nach (geistlich) in Christus bereits in himmlische Örter versetzt (Eph 2,6). Beide Seiten sind wichtig. Für unsere Erfahrung in der Welt (Wüste) brauchen wir Ihn als „Manna“. Für die Beschäftigung mit unseren geistlichen Segnungen brauchen wir Ihn im Charakter der „gerösteten Körner“.2

Fußnoten

  • 1 Ein Gomer entspricht etwa einem Volumen von 4 Litern.
  • 2 Mit Recht ist darauf hingewiesen worden, dass wir beides allerdings kaum zum gleichen Zeitpunkt tun können. Das liegt an unserer menschlichen Beschränkung. Wir erkennen stückweise (d. h. Stück für Stück) und nie alles auf einmal. Entweder sind wir mit Ihm als Mensch auf der Erde beschäftigt, oder wir sehen Ihn als den Auferstandenen im Himmel.
« Vorheriges Kapitel