Das Manna in der Wüste
Gedanken zu 2. Mose 16

Vers 13: Wachteln im Lager

„Und es geschah am Abend, da kamen Wachteln herauf und bedeckten das Lager; und am Morgen war eine Tauschicht rings um das Lager“.

Bevor Gott das Manna gibt, geschieht etwas anderes. Die erste Antwort Gottes auf das Murren des Volkes bestand darin, dass Er Wachteln schickte. Man nimmt an, dass es sich dabei um die gewöhnliche Wachtel handelt, einen zwischen 16 und 30 cm großen Vogel. Wachteln ernähren sich vorwiegend von Samenkörnern und Insekten. Es sind Zugvögel, die nach einer gewissen Flugzeit erschöpft und müde sind und dann sehr gut gefangen werden können. Vor allem können sie nur sehr schlecht gegen den Wind fliegen. In 4. Mose 11,31 lesen wir ausdrücklich, dass sie durch den Wind herbeigetrieben wurden. Es ist gut möglich, dass es hier ebenso war. Den Wind schickte Gott. Auf diese Weise konnten die müden Tiere leicht gefangen werden. Noch heute ist es so, dass bei Gelegenheit tausende von Wachteln an einem Tag leicht gefangen werden können.

Was hier geschah, war ohne Frage ein Eingreifen Gottes. Er sorgte dafür, dass die Tiere gerade zu diesem Zeitpunkt in das Lager des Volkes Israel flogen. Dennoch war es nicht etwas, das an und für sich völlig übernatürlich war. Das unterscheidet die Wachteln deutlich von dem Manna.

Es gibt noch einen zweiten Unterschied. Es fällt auf, dass die Wachteln in unserem Kapitel nur in einem Vers erwähnt werden, während das Manna ausführlich beschrieben wird. Im weiteren Verlauf des Alten Testamentes werden die Wachteln nur noch zweimal erwähnt (4. Mo 11,31.32; Ps 105,40). Im Neuen Testament lesen wir gar nichts mehr davon. Im Gegensatz dazu wird das Manna an mehreren Stellen im Alten wie im Neuen Testament erwähnt.

Die Wachteln waren eine Antwort auf das Verlangen nach den „Fleischtöpfen Ägyptens“. In Vers 12 hatte Gott dieses „Fleisch“ angekündigt. „Sie forderten, und er ließ Wachteln kommen“ (Ps 105,40). Die geistliche Bedeutung ist nicht ganz eindeutig. Einige wenige bibeltreue Ausleger sehen darin – wie im Manna – ein Bild von Christus, während die Mehrzahl einem anderen Gedanken folgt, dem ich mich gerne anschließen möchte. Die Begründung dafür lautet wie folgt:

  • Das „Brot aus dem Himmel“ wird im Neuen Testament ausdrücklich auf Christus angewandt (Joh 6,32ff), während die Wachteln nicht einmal genannt werden.
  • Das Manna wird ausführlich beschrieben, während die Wachteln nur sehr kurz erwähnt werden.
  • Von dem Manna wird zweimal gesagt, dass es eine Nahrung war, die „satt“ machen würde (Verse 8.12). Das wird von den Wachteln nicht gesagt.
  • Das Manna ist ausschließlich eine Speise Gottes vom Himmel, während Wachteln ein natürliches Nahrungsmittel sind.

Der bereits zitierte Psalm 106,13–15 liefert ebenfalls eine Erklärung: „Schnell vergaßen sie seine Taten, warteten nicht auf seinen Rat; und sie wurden lüstern in der Wüste und versuchten Gott in der Einöde. Da gab er ihnen ihr Begehr, aber er sandte Magerkeit in ihre Seelen“. Es scheint, dass die Wachteln eine Antwort Gottes auf das fleischliche Begehren des Volkes waren. Es kommt vor, dass wir Dinge von Gott erbitten, die unseren fleischlichen Neigungen entsprechen. Manchmal erhört Gott solche törichten Bitten tatsächlich, um uns etwas zu lehren; oft tut Er es zu unserem Besten nicht. Mit der Erhörung (dem Empfang des Erbetenen) ist dann kein unmittelbarer Segen verbunden, sondern oft ergeben sich daraus Schwierigkeiten. Der ebenfalls bereits erwähnte Bericht in 4. Mose 11 macht klar, dass es dort weniger um das Manna, sondern vielmehr um das Fleisch geht. Als Gott ihnen dann eine Antwort gibt, lesen wir: „Das Fleisch (der Wachteln) war noch zwischen ihren Zähnen, es war noch nicht zerkaut, da entbrannte der Zorn des Herrn gegen das Volk, und der Herr richtete unter dem Volk eine sehr große Niederlage an“ (4. Mo 11,33). Was für das Volk zunächst wie ein „Erfolg“ aussah, wurde etwa ein Jahr später zu einem „Bumerang“ und fiel auf sie selbst zurück.

Das alles scheint anzudeuten, dass die Wachteln kein Hinweis auf Christus sind.

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