Botschafter des Heils in Christo 1864

Betrachtungen über die Opfer im dritten Buch Mose - Teil 4/6

Kapitel 3

Je näher wir die Opfer betrachten, desto völliger sehen wir, dass kein einziges Opfer, für sich allein betrachtet, ein vollständiges Bild von Christus liefert. Nur dadurch, dass wir alle zusammenstellen, können wir zu einer richtigen Vorstellung gelangen. Wie zu erwarten steht, hat jedes Opfer seine besonderen Züge. Das Dankopfer ist in vielen Punkten vom Brandopfer verschieden; und ein klares Verständnis dieser Punkte, in denen die Vorbilder voneinander abweichen, wird sehr dazu dienen, ihre besondere Wichtigkeit zu verstehen.

Wenn wir nun das Dankopfer mit dem Brandopfer vergleichen, so finden wir, dass die dreifache Handlung – „das Hautabziehen“, das „in Stücke zerhauen“ und „das Waschen der Eingeweide und der Schenkel“ – völlig ausgelassen ist; und dies ist ganz seinem Charakter gemäß. In dem Brandopfer, wie wir gesehen haben, finden wir Christus sich selbst Gott opfernd und von Gott angenommen; und daher musste die Vollkommenheit seiner Selbstübergabe, sowie der erforschende Prozess, dem Er sich unterwarf, vorgebildet werden. In dem Dankopfer ist die Gemeinschaft des Anbeters der leitende Gedanke. Es ist nicht Christus, ausschließlich von Gott genossen, sondern Christus, genossen von dem Anbeter in Gemeinschaft mit Gott. Darum nimmt auch die ganze Art der Handlung nicht diesen Grad von Höhe ein. Kein Herz, sei auch dessen Liebe noch so erhaben, könnte sich möglicher Weise zu der Höhe der Hingabe Christi an Gott, noch zu Gottes Annahme des Christus erheben. Keiner, außer Gott, konnte die Puls schlage jenes Herzens, das in der Brust Jesu schlug, genau wahrnehmen; und darum war ein Vorbild nötig, um jenen Zug des Todes Christi, nämlich seine vollkommene Hingebung an Gott, darzustellen. Dieses Vorbild haben wir im Brandopfer, in welchem allein wir die oben erwähnte dreifache Handlung bemerken. – Ebenso in Bezug auf den Charakter des Opfers. Im Brandopfer sollte es „ein Männlein“ ohne Fehl sein, Wogegen es im Dankopfer „männlich oder weiblich“, obgleich ebenfalls „ohne Fehl“, sein durfte. Die Natur des Christus, betrachten wir Ihn als ausschließlich von Gott oder vom Anbeter in Gemeinschaft mit Gott genossen, muss immer ein und dieselbe sein. Hierin kann keine Veränderung stattfinden. Es war nur aus dem Grund „ein Weibliches“ erlaubt, weil es sich um des Anbeters Fähigkeit, den Heiligen zu genießen, der in sich selbst „gestern, heute und in Ewigkeit derselbe ist“, handelte (Heb 13).

Wiederum lesen wir in Betreff des Brandopfers: „Der Priester soll alles anzünden;“ wogegen beim Dankopfer nur ein Teil verbrannt wurde, nämlich: „das Fett, die Nieren und das Herz.“ Dies macht es außerordentlich einfach. Der vorzüglichste Teil des Opfers wurde auf den Altar gelegt. Die inneren Teile, die verborgene Energie, die zartesten Gefühle des gesegneten Jesus wurden Gott gewidmet, als dem einen, der sie vollkommen genießen konnte. Aaron und seine Söhne nährten sich von „der Webebrust und der Hebeschulter“. 1 (Siehe 3. Mo 7,28–36) alle Glieder der priesterlichen Familie hatten in Gemeinschaft mit ihrem Haupt ihr eigenes Teil am Dankopfer. Und jetzt können sich alle wahren Gläubigen, die durch die Gnade zu Priestern Gottes eingesetzt worden sind, von den Neigungen und der Kraft des wahren Dankopfers ernähren – können die glückliche Zuversicht genießen, dass sie beständig sein liebendes Herz und seine starke Schulter zum Trost und zur Stütze haben werden. 2 „Dies ist die Salbung Aarons und seiner Söhne von den Feuern des Herrn, des Tages, da sie dargebracht wurden, Priester zu sein dem Herrn; das der Herr gebot am Tag, da Er sie salbte, dass ihnen gegeben werden sollte von den Kindern Israel, zum ewigen Recht allen ihren Nachkommen“ (3. Mo 7,35–36).

Dies alles sind wichtige Unterscheidungspunkte zwischen dem Brandopfer und dem Dankopfer, und stellen, wenn zusammen betrachtet, die beiden Opfer mit großer Klarheit vor die Seele. Im Dankopfer ist etwas mehr als die abstrakte Hingebung Christi in den Willen Gottes. Der Anbeter ist eingeführt, und zwar nicht nur als Zuschauer, sondern als Teilnehmer – nicht nur um anzustaunen, sondern um zu genießen. Dies gibt diesem Opfer einen sehr bemerkenswerten Charakter. Sehe ich den Herrn Jesus im Brandopfer, so sehe ich Ihn als den, dessen Herz dem einen Gegenstand gewidmet war, Gott zu verherrlichen und seinen Willen zu erfüllen. Aber wenn ich Ihn im Dankopfer sehe, so finde ich Ihn als den der in seinem liebenden Herzen und auf seiner mächtigen Schulter einen Platz für den wertlosen, hilflosen Sünder hat. Bei dem Brandopfer wurden Brust und Schulter, Beine und Eingeweide, Kopf und Fett auf dem Altar verbrannt – alles stieg als ein lieblicher Wohlgeruch zu Gott empor. Aber im Dankopfer bleibt mir gerade das Teil, das für mich passt. Auch brauche ich nicht in Einsamkeit mich von dem zu ernähren, was meiner besonderen Notdurft entspricht. Keineswegs; ich genieße es in Gemeinschaft – in Gemeinschaft mit Gott und in Gemeinschaft mit meinen Mitpriestern. Ich genieße es mit der vollen und glücklichen Einsicht, dass dasselbe Opfer, welches meine Seele ernährt, schon das Herz Gottes erquickt hat, und zugleich, dass dasselbe Teil, welches mich ernährt, auch meine Mitanbeter ernährt. Hier ist von Gemeinschaft die Rede – von Gemeinschaft mit Gott – von Gemeinschaft der Heiligen. Die Vereinzelung war beim Dankopfer ausgeschlossen. Gott hatte sein Teil und ebenso hatte es die priesterliche Familie.

Also ist es auch in Verbindung mit dem Gegenbild des Dankopfers. Derselbe Jesus, welcher der Gegenstand der Wonne des Himmels ist, ist die. Quelle der Freude, der Kraft und des Trostes für ein jedes gläubige Herz; und nicht nur für ein jedes Herz im Einzelnen, sondern auch für die ganze Kirche Gottes in Gemeinschaft. Gott hat in seiner außerordentlichen Gnade seinem Volk denselben Gegenstand gegeben, den Er selbst hat. „Und zwar ist unsere Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus“ (Joh 1,3). Freilich können sich unsere Gedanken über Jesus nie zu der Höhe der Gedanken Gottes erheben. Unsere Wertschätzung eines solchen Gegenstandes kann die seinige nimmer erreichen; und darum konnte in dem Vorbild das Haus Aaron kein Teil an „dem Fett“ haben. Aber obwohl wir uns nimmer zu dem Standpunkt der göttlichen Wertschätzung der Person und des Opfers Christi erheben können, so sind wir nichtsdestoweniger mit demselben Gegenstand beschäftigt; und darum hatte das Haus Aaron „die Webebrust und die Hebeschulter.“ Dies alles ist voll von Trost und Freude für das Herz. Der Herr Jesus Christus – „Der, welcher tot war, der aber lebt in die Zeitalter der Zeitalter“ – ist jetzt der ausschließliche Gegenstand vor dem Auge und den Gedanken Gottes; und in vollkommener Gnade gab Er auch uns ein Teil in derselben gesegneten und über alles herrlichen Person. Christus ist auch unser Gegenstand – der Gegenstand unserer Herzen und der Gegenstand unseres Lobes. „Nachdem Er durch das Blut seines Kreuzes Frieden gemacht hatte“, fuhr Er auf gen Himmel und sandte den Heiligen Geist hernieder, jenen „anderen Sachwalter“, durch dessen kraftvolle Mitwirkung wir uns von der „Brust“ und der „Schulter“ unseres göttlichen Dankopfers ernähren. Er ist in Wahrheit unser Friede; und es ist unsere höchste Freude, zu wissen, dass Gottes Wohlgefallen an der Feststellung unseres Friedens so groß ist, dass der süße Geruch unseres Dankopfers sein Herz erquickt hat. Dies verleiht diesem Vorbild einen besonderen Reiz. Christus, als Brandopfer, fordert die Bewunderung des Herzens; Christus, als Dankopfer, stellt den Frieden des Gewissens fest und begegnet den tiefen und mannigfachen Bedürfnissen der Seele. Die Söhne Aarons konnten um den Altar des Brandopfers herumstehen; sie konnten die Flamme jenes Opfers zu dem Gott Israels aufsteigen sehen; sie konnten sehen, wie das Opfer selbst in Asche verwandelt wurde; sie konnten bei diesem ganzen Anblick ihre Häupter neigen und anbeten; – aber sie konnten für sich selbst nichts mit fortnehmen. Nicht so war es bei dem Dankopfer. Sie sahen darin nicht nur das, was fähig war, als ein süßer Wohlgeruch zu Gott aufzusteigen, sondern auch das, was ihnen ein höchst wesentliches Teil gab, wovon sie sich in glücklicher und heiliger Gemeinschaft ernähren konnten.

Es erhöht gewiss den Genuss eines jeden wahren Priesters, zu wissen, dass Gott (um die Sprache unseres Vorbildes zu gebrauchen) sein Teil gehabt hat, ehe er die Brust und die Schulter erhält. Dieser Gedanke gibt der Anbetung und der Gemeinschaft Ausdruck und Energie, Salbung und Erhabenheit. Er entfaltet die wunderbare Gnade dessen, der uns mit sich denselben Gegenstand, dieselbe Freude gegeben hat. Nichts niedrigeres – nichts weniger als dieses konnte Ihn befriedigen. Der Vater will haben, dass der verlorene Sohn in Gemeinschaft mit Ihm das gemästete Kalb genieße. Er will ihm keinen geringeren Platz, als an seinem eigenen Tische anweisen, auch kein anderes Teil, als was Er selbst genießt. Die Sprache des Dankopfers ist: „Es ziemt sich, fröhlich zu sein und sich zu freuen.“ – „Lasst uns essen und fröhlich sein.“ So ist die köstliche Gnade Gottes! Ohne Zweifel haben wir, die Teilhaber einer solchen Gnade, Ursache, fröhlich zu sein; aber wenn wir den heiligen Gott können sagen hören: „Lasst uns essen und fröhlich sein“, so sollte dies ans unseren Herzen einen immerwährenden Strom von Lob und Danksagung hervorrufen. Gottes Freude am Heil der Sünder, und seine Freude an der Gemeinschaft der Heiligen mag wohl die Bewunderung der Menschen und Engel die ganze Ewigkeit hindurch hervorbringen.

Nachdem wir nun das Dankopfer mit dem Brandopfer verglichen haben, können wir es auch in aller Kürze in Verbindung mit dem Speisopfer betrachten. Der Hauptunterscheidungspunkt ist, dass bei dem Dankopfer Blut vergossen wurde, was bei dem Speisopfer nicht der Fall war. Beide waren Opfer eines „süßen Geruchs;“ und wie wir aus Kapitel 7,12 lernen, sind die beiden Opfer nahe verwandt. Aber beides, Verwandtschaft und Gegensatz, sind voll von Bedeutung und Belehrung.

Es ist nur in der Gemeinschaft mit Gott, dass sich die Seele in der Betrachtung der vollkommenen Menschheit des Herrn Jesus Christus erfreuen kann. Gott, der Heilige Geist, muss das Auge, womit wir „den Menschen Christus Jesus“ anblicken können, sowohl mitteilen als auch durch das Wort leiten. Er hätte in „der Gleichheit des Fleisches der Sünde“ offenbart werden können – Er hätte auf dieser Erde leben und arbeiten konnten – Er hätte in der Finsternis dieser Welt in all dem himmlischen Glanz und der himmlischen Schönheit, die seiner Person angehörte, leuchten können – Er hätte gleich einem glänzenden Stern am Horizont dieser Welt rasch vorübergehen können, und dennoch die ganze Zeit über außer dem Bereich des Sünders bleiben können.

Der Mensch konnte mit diesem allem nicht in die tiefe Freude der Gemeinschaft eintreten, und zwar deshalb nicht, weil kein Grund gelegt war, worauf diese Gemeinschaft ruhen konnte. In dem Dankopfer wird dieser notwendige Grund völlig und klar festgestellt. „Und soll seine Hand auf seines Opfers Haupt legen, und es schlachten vor der Tür der Hütte des Stifts. Und die Priester, Aarons Söhne, sollen das Blut an den Altar umhersprengen“ (3. Mo 3,2). Hier haben wir das, was das Speisopfer nicht liefert, nämlich: einen festen Grund für die Gemeinschaft des Anbeters, mit all der Fülle, Köstlichkeit und Schönheit Christi, soweit jener durch die gnadenvolle Energie des Heiligen Geistes befähigt wird, darin einzudringen. Auf dem Standpunkt stehend, den das „kostbare Blut Christi“ uns gibt, können wir mit beruhigtem Herzen und anbetendem Geist bei all den wundervollen Szenen des Mannesalters unseres Herrn Jesus Christus verweilen. Könnten wir Christus nur als Speisopfer sehen, so würden wir des Anspruchs ermangeln, durch den und auf dessen Grund wir Ihn darin betrachten und genesen können. Wenn kein Blutvergießen stattgefunden hätte, so würde da kein Anspruch, kein Standpunkt für den Sünder sein. Aber 3. Mose 7,12 verbindet das Speisopfer mit dem Dankopfer und belehrt uns auf diese Weise, dass, wenn unsere Seelen Frieden gefunden haben, wir uns an dem erfreuen können, der „Frieden gemacht“ hat und der „unser Friede“ ist.

Möchte es aber recht klar verstanden werden, dass, während wir in dem Dankopfer das Vergießen und das Besprengen des Blutes haben, dennoch darin vom Sündentragen keine Rede ist. Betrachten wir Christus im Dankopfer, so steht Er nicht vor uns als der Träger unserer Sünden, wie in den Sünd– und Schuldopfern, sondern indem (Er sie getragen hat) als der Grund unserer friedlichen und glücklichen Gemeinschaft mit Gott. Wenn vom Sündentragen die Rede wäre, so könnte nicht gesagt werden: „Es ist ein Feuer zum süßen Geruch dem Herrn“ (vgl. Kap 3,5 mit Kap 4,10–12). Doch obgleich vom Sündentragen keine Rede ist, so ist da eine reichliche Vorsorge für den, der sich als Sünder kennt; anders könnte er nicht irgendwelchen Teil daran haben. Um Gemeinschaft mit Gott zu haben, müssen wir „im Licht“ sein; und wie können wir dort sein? Nur auf dem Grund jener köstlichen Wahrheit: „Das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde“ (1. Joh 1,7). Je mehr wir in dem Licht bleiben, desto tiefer wird unser Gefühl über alles sein, was dem Licht zuwider ist; und auch desto tiefer unser Gefühl von dem Wert jenes Blutes, welches uns berechtigt, dort zu sein. Je inniger wir mit Gott wandeln, desto mehr werden wir die „unausforschlichen Reichtümer Christi“ kennen.

Es ist sehr notwendig, in dieser Wahrheit befestigt zu sein, dass wir nur als Teilhaber der göttlichen Natur und als in der göttlichen Gerechtigkeit stehend in der Gegenwart Gottes sind. Der Vater konnte den verlorenen Sohn nicht anders an seinem Tisch haben, als bekleidet mit dem „vornehmsten Kleid“ und in der ganzen Vollständigkeit jener Verwandtschaft, in der Er ihn betrachtete. Wäre der Sohn in seinen Lumpen geblieben, oder hätte er als ein Tagelöhner im Haus seinen Platz genommen, so Würden wir nie die herrlichen Worte gehört haben: „Lasst uns essen und fröhlich sein; denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden, und war verloren und ist gefunden.“ Also ist es mit allen wahren Gläubigen. Ihre alte Natur wird vor Gott nicht als bestehend anerkannt. Er hält sie für tot, und dasselbe sollten auch sie tun. Sie ist tot für Gott – tot für den Glauben. Sie muss auf dem Platz des Todes gehalten werden. Es ist nicht durch Verbesserung unserer alten Natur, dass wir in die göttliche Gegenwart kommen, sondern als die Besitzer einer neuen Natur. Der verlorene Sohn erhielt nicht dadurch einen Platz am Tisch seines Vaters, dass er die Lumpen seines früheren Zustandes ausbesserte, sondern dadurch, dass er mit einem Kleid bekleidet wurde, das er zuvor nicht gesehen, und woran er nicht gedacht hatte. Er brachte dieses Kleid nicht mit aus dem „fernen Land“, noch besorgte er es sich ans der Reise, sondern der Vater hatte es für ihn im Haus. Der Sohn machte es nicht, noch half er es machen; sondern der Vater gab es ihm, und freute sich, es an ihm zu sehen. Also setzten sie sich zusammen nieder, um in glücklicher Gemeinschaft das gemästete Kalb zu genießen.

Ich will jetzt „das Gesetz des Dankopfers“ in seiner ganzen Länge anführen, und wir werden darin einige Punkte von großem Interesse finden – Punkte, die ihm besonders eigen sind: „Und dies ist das Gesetz des Dankopfers, das man dem Herrn opfert. Will jemand es mit Lobopfer bringen: so soll er zum Lobopfer ungesäuerten Kuchen opfern mit Öl gemengt, und ungesäuerten Fladen mit Öl bestrichen, und geröstete Semmelkuchen mit Öl gemengt. Er soll sein Opfer tun auf Kuchen von gesäuertem Brot, zu dem Lobopfer seiner Danksagung. Und soll einen von denen allen dem Herrn zur Hebe opfern; und soll des Priesters sein, der das Blut des Dankopfers sprengt. Und, das Fleisch des Lobopfers seiner Danksagung soll desselben Tages gegessen werden, da es geopfert ist, und nichts davon übriggelassen werden bis an den Morgen. Ist es aber ein Gelübde oder freiwilliges Opfer, so soll es desselben Tages, da es geopfert ist, gegessen werden; so aber etwas überbleibt auf den anderen Tag, soll man es doch essen. Aber was vom Fleisch des Opfers überbleibt am brüten Tage, soll mit Feuer verbrannt werden. Und wo jemand am dritten Tage wird essen von dem geopferten Fleisch seines Dankopfers, so wird der nicht angenehm sein, der es geopfert hat; es wird ihm auch nicht zugerechnet werden, sondern es wird ein Gräuel sein; und welche Seele davon essen wird, die hat eine Missetat auf sich. Und das Fleisch, das etwas Unreines anrührt, soll nicht gegessen, sondern mit Feuer verbrannt werden. Wer reines Leibes ist, soll das Fleisch essen. Und welche Seele essen wird von dem Fleisch des Dankopfers, das dem Herrn zugehört, und hat eine Unreinigkeit auf sich, die wird ausgerottet werden von ihrem Volk. Und wenn eine Seele etwas Unreines anrührt, es sei ein unreiner Mensch, unreines Vieh, oder was sonst gräulich und unrein ist, und vom Fleisch des Dankopfers isst, das dem Herrn zugehört, die wird ausgerottet werden von ihrem Volk“ (3. Mo 7,11–21).

Es ist von der allergrößten Wichtigkeit, dass wir zwischen der Sünde im Fleisch und der Sünde auf dem Gewissen klar und deutlich unterscheiden. Wenn wir diese zwei Dinge verwechseln, so muss unsere Seele notwendigerweise verwirrt und unsere Anbetung gestört werden. Eine aufmerksame Betrachtung von 1. Johannes 1,8–10 wird viel Licht über diesen Gegenstand geben, dessen Verständnis so wesentlich ist zu einer wahren Wertschätzung der ganzen Lehre des Dankopfers, besonders von jenem Teil desselben, wohin wir bis jetzt gelangt sind. Kein Mensch wird mehr von der innewohnenden Sünde überzeugt sein, als der, welcher im Licht wandelt. „Wenn wir sagen, dass wir nicht Sünde haben, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.“ Im vorhergehenden Verse lesen wir: „Das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde.“ Hier wird der Unterschied der Sünde in uns und der Sünde auf uns völlig hervorgebracht und festgestellt. Zu sagen, dass der Gläubige in der Gegenwart Gottes Sünde auf sich habe, heißt die reinigende Wirkung des Blutes Jesu in Frage stellen und die Wahrheit des göttlichen Zeugnisses leugnen. Wenn das Blut Jesu vollkommen reinigen kann, dann ist das Gewissen des Gläubigen vollkommen gereinigt. So spricht das Wort Gottes über diesen Gegenstand; und wir müssen nie vergessen, dass wir von Gott allein die wahre Stellung des Gläubigen vor Ihm zu lernen haben. Wir sind mehr geneigt und beschäftigt, Gott zu sagen, was wir in uns selbst sind, als Ihm zu erlauben, uns zu sagen, was wir in Christus sind; mit anderen Worten, wir sind mehr mit unserem selbstwissen, als mit Gottes Offenbarung seiner selbst beschäftigt. Gott spricht zu uns auf Grund dessen, was Er in sich selbst ist und was Er in Christus vollendet hat. Das ist die Natur und der Charakter seiner Offenbarung, woran der Glaube sich hält, und also die Seele mit vollkommenem Frieden erfüllt wird. Die Offenbarung Gottes und mein Wissen sind zwei ganz verschiedene Dinge.

Dasselbe Wort aber, das uns sagt, dass wir keine Sünde auf uns haben, sagt uns mit derselben Kraft und Klarheit, dass wir Sünde in uns haben. „Wenn wir sagen, dass wir nicht Sünde haben, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns“ (1. Joh 1,8). Ein jeder, in welchem die Wahrheit ist weiß, dass die Sünde in ihm ist; denn die Wahrheit offenbart alles, wie es ist. Was haben wir nun zu tun? Es ist unser Vorrecht, also in der Kraft der neuen Natur zu wandeln, dass die „Sünde“, die in uns wohnt, sich nicht in der Form von „Sünden“ offenbaren möge. Die Stellung des Christen ist die des Sieges und der Freiheit. Er ist nicht nur von der Schuld der Sünde befreit, sondern auch von der Sünde als herrschender Grundsatz in seinem Leben. „Dieses wissend, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt ist, auf dass der Leib der Sünde abgetan sei, so dass wir der Sünde nicht mehr dienen. Denn der gestorben ist, ist von der Sünde freigesprochen So herrsche denn nicht die Sünde in unserem sterblichen Leib in seinen Lüsten ihr zu gehorchen. Denn die Sünde wird nicht über euch herrschen; denn ihr seid nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade“ (Röm 6,6–14). Die Sünde ist in ihrer ganzen natürlichen Hässlichkeit vorhanden; aber der Gläubige ist der Sünde tot. Wie? Er starb in Christus. Von Natur war er tot in der Sünde; (Eph 2,1) durch die Gnade aber ist er tot der Sünde. Welche Forderungen kann irgendetwas oder irgendjemand an einen tobten Menschen stellen? Gar keine. „Christus starb der Sünde einmal“, und der Gläubige starb in Ihm. „Wenn wir aber mit Christus gestorben sind, so glauben wir, dass wir auch mit Ihm leben werden, wissend dass Christus, aus den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; – der Tod herrscht nicht mehr über Ihn. Denn dass Er gestorben ist, – Er ist ein für alle Mal der Sünde gestorben; dass Er aber lebt, – Er lebt Gott“ (Röm 6,8–10). Was ist das Resultat hiervon in Bezug auf die Gläubigen? „Also auch ihr, haltet euch der Sünde für tot, Gott aber lebend in Christus Jesus.“ Dies ist die unwandelbare Stellung des Gläubigen vor Gott, so dass es sein heiliges Vorrecht ist, eine gänzliche Freiheit von der Sünde, als Herrscher über ihn, zu genießen, obwohl sie in ihm wohnt.

Wenn aber jemand sündigt, was ist zu tun? Der Heilige Geist gibt uns durch den Apostel eine völlige und sehr gesegnete Antwort. „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist Er treu und gerecht, dass Er uns die Sünden vergibt, und uns von aller Ungerechtigkeit reinigt“ (1. Joh 1,9). das Bekenntnis ist der Weg wodurch das Gewissen frei erhalten wird. Der Apostel sagt nicht: „Wenn wir um Vergebung bitten, so ist Er gnädig und barmherzig, uns zu vergeben.“ Ohne Zweifel ist es immer glücklich für ein Kind, das Gefühl der Not vor dem Vater aussprechen zu dürfen, Ihm von Schwachheit zu erzählen, Ihm seine Torheit, seine Mängel und Gebrechen zu bekennen. Dies alles ist sehr wahr; und ebenso wahr ist es, dass unser Vater sehr gnädig und barmherzig ist und seinen Kindern in all ihrer Schwachheit und Unwissenheit entgegenkommt; aber während dies alles wahr ist, so erklärt der Heilige Geist durch den Apostel, dass, wenn wir bekennen, Gott „treu und gerecht“ ist, sie zu vergeben. Darum ist das Bekennen der göttliche Weg. Ein Christ, nachdem er in Gedanken, Worten oder Werken geirrt hat, könnte Tage und Monate lang um Vergebung bitten, ohne aus 1. Johannes 1,9 die Zuversicht zu haben, dass ihm vergeben sei; aber sobald er in Wahrheit seine Sünde vor Gott bekennt, so ist es eine einfache Sache des Glaubens, zu wissen, dass er vollkommene Vergebung und Reinigung hat.

Es ist ein großer moralischer Unterschied zwischen dem „um Vergebung bitten“ und dem „Bekennen unserer Sünden“, ob wir es nun in Beziehung zu dem Charakter Gottes, zu dem Opfer Christi oder in Beziehung zu dem Zustand der Seele betrachten. Es ist sehr möglich, dass das Gebet eines Menschen, das Bekenntnis; seiner Sünde enthalten mag, und also die Sache auf eins herauskommt. Aber es ist immer gut, wenn wir in allen Dingen, in dem, was wir denken, sagen oder tun, uns nahe an dem Wort Gottes halten. Es ist augenscheinlich, dass, wenn der Heilige Geist vom Bekennen spricht, Er nicht Bitten meint. Und es ist ebenso augenscheinlich, dass Er weiß, dass in dem Bekenntnis moralische Elemente sind, und praktische Resultate aus demselben hervorkommen, die nicht zu dem Bitten um Vergebung gehören. Man findet oft eine Gewohnheit, Gott um Vergebung der Sünden anzugehen, welche die größte Unwissenheit kundgibt in Betreff des Weges, in welchem Gott sich in der Person und dem Werk Christi offenbart hat, in Betreff der Beziehung, in welche das Opfer Christi den Gläubigen versetzt hat, und in Betreff der göttlichen Art, das Gewissen von der Last und Befleckung der Sünde zu befreien und zu reinigen.

Was die Sünde der Gläubigen betrifft, so ist Gott auf dem Kreuz Christi vollkommen befriedigt worden. Auf jenem Kreuz wurde für jede, für die geringste wie für die größte Sünde des Gläubigen, sowohl für die in seiner Natur als auch für die auf seinem Gewissen, eine vollkommene Versöhnung dargestellt. Gott bedarf daher keiner weiteren Sühne. Er bedarf nicht irgendetwas, um sein Herz zu dem Gläubigen hinzuneigen. Wir haben nicht nötig, Ihn anzuflehen, „treu und gerecht“ zu sein, da seine Treue und Gerechtigkeit durch den Tod Christi so herrlich entfaltet, behauptet und befriedigt worden sind. Unsere Sünden können nie in die Gegenwart Gottes kommen, weil Christus, der sie alle trug und hinwegtat, an ihrer statt dort ist. Wenn wir aber sündigen, so wird unser Gewissen es fühlen – muss es fühlen; ja, der Heilige Geist wird machen, dass wir es fühlen. Er kann nicht erlauben, dass ein einziger leichtsinniger Gedanke ungerichtet vorbeigehe. Was aber dann? Hat sich unsere Sünde einen Weg in die Gegenwart Gottes gebahnt? Hat sie ihren Platz im ungetrübten Licht des inneren Heiligtums gefunden? O nein; der „Sachwalter“ ist da – „Jesus Christus, der Gerechte“ – um die Beziehung, in der wir stehen, in ununterbrochener Vollständigkeit zu erhalten. Aber obwohl die Sünde die Gedanken Gottes in Bezug auf uns nicht entkräften kann, so kann sie wohl unsere Gedanken in Bezug auf Ihn entkräften. 3 Obwohl die Sünde des Gläubigen sich keinen Weg in die Gegenwart Gottes bahnen kann, so kann sie sich doch auf eine höchst betrübende und demütigende Weise in die Gegenwart des Gläubigen eindrängen. Obwohl sie den Sachwalter dem Auge Gottes nicht verbergen kann, so kann sie Ihn doch unserem Auge verbergen. Sie sammelt sich gleich einer dunklen, dicken Wolke vor unseren geistlichen Horizont, so dass sich unsere Seelen nicht mehr in den gesegneten Strahlen des Angesichts Gottes, unseres Vaters, sonnen können. Sie kann unsere Beziehung zu Gott nicht antasten; aber sie kann unseren Genuss derselben auf eine höchst merkliche Weise stören. Was haben wir also zu tun? Gottes Wort antwortet: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist Er treu und gerecht, dass Er uns die Sünden vergibt, und uns von aller Ungerechtigkeit reinigt.“ Durch das Bekenntnis vor Gott wird unser Gewissen gereinigt, der süße Genuss unserer Gemeinschaft mit Gott wiederhergestellt, die dunkle Wolke wieder erhellt, der mutlos und schwach machende Einfluss zerstört, unsere Gedanken über Gott zurechtgebracht. Das ist die göttliche Methode; und wir können in Wahrheit sagen, dass ein Herz, welches weiß was es heißt, auf dem Platz des Bekenntnisses zu sein, die göttliche Kraft folgender Worte des Apostels fühlen wird: „Meine Kinder ich schreibe euch dieses, auf dass ihr nicht sündigt“ (1. Joh 2,1).

Es gibt eine gewisse Art, um Vergebung zu bitten, welche beweist, dass man den vollkommenen Grund der Vergebung, der in dem Opfer ans dem Kreuz gelegt ist, aus den Augen verloren hat. Wenn Gott Sünden vergibt, so muss Er, indem Er es tut, „treu und gerecht“ sein. Es ist aber ganz klar, dass unsere Gebete, so aufrichtig und ernst sie auch sein mögen, niemals einen Grund zu Gottes Treue und Gerechtigkeit, in Betreff der Vergebung unserer Sünden, bilden können. Nur das Werk auf dem Kreuz vermochte dies zu tun. Dort fanden die Treue und Gerechtigkeit Gottes ihre vollste Bestätigung, und dies in unmittelbarer Beziehung, sowohl zu unseren wirklichen Sünden, als auch zu deren Wurzel in unserer Natur. Gott hat schon unsere Sünden in der Person unseres Vertreters „auf dem Holz“ gerichtet; und indem wir bekennen, richten wir uns selbst. Dies ist zu der göttlichen Vergebung und Wiederherstellung von der größten Wichtigkeit. Die allerkleinste nicht bekannte, nicht gerichtete Sünde auf dem Gewissen muss unsere Gemeinschaft mit Gott gänzlich zerstören. Die Sünde in uns braucht dies nicht zu tun; wenn wir aber die Sünde auf unserem Gewissen erlauben, so können wir keine Gemeinschaft mit Gott haben. Er hat in einer solchen Weise unsere Sünden hinweggetan, dass Er uns in seiner Gegenwart haben kann; und solange wir in seiner Gegenwart bleiben, wird die Sünde uns nicht stören oder beunruhigen. Aber wenn wir uns aus seiner Gegenwart entfernen lind Sünde begehen, sei es auch nur in Gedanken, so muss notwendiger Weise unsere Gemeinschaft unterbrochen werden, bis wir durch Bekenntnis von der Sünde befreit worden sind. Dies alles ist ausschließlich auf das vollkommene Opfer und auf die gerechte Fürsprache des Herrn Jesus gegründet.

Endlich kann, in Betreff des Zustandes des Herzens vor Gott und dessen moralischen Gefühls von der Hässlichkeit der Sünde, der Unterschied zwischen dem Bitten und dem Bekennen unmöglich überschätzt werden. Es ist viel leichter, im Allgemeinen um Vergebung unserer Sünden zu bitten, als jene Sünden zu bekennen. Das Bekenntnis erfordert Selbstgericht; das Bitten um Vergebung tut dies an und für sich nicht. Dies allein würde hinreichend sein, den Unterschied zu bezeichnen. Das Selbstgericht ist eine der wertvollsten und gesündesten Übungen des christlichen Lebens, und darum muss das, was geeignet ist, es hervorzubringen, von jedem ernsten Christen hochgeschätzt werden.

Der Unterschied zwischen dem „Bitten um Vergebung“ und dem „Bekennen der Sünde“ ist sehr deutlich bei der Erziehung der Kinder wahrzunehmen. Wenn ein Kind etwas Unrechtes getan hat, so wird es ihm weit leichter werden, seinen Vater um Vergebung zu bitten, als offen und unumwunden das Unrecht zu bekennen. Beim Bitten um Vergebung mag das Kind allerlei in seinem Sinn haben, wodurch das Gefühl des Unrechts bei ihm vermindert wird – es mag heimlich denken, dass es zwar nicht so schuldig sei, aber es gezieme sich, den Vater um Vergebung zu bitten; wohingegen im Bekennen des Unrechts, die eine Sache ist – das Selbstgericht. Ferner kann das Kind beim Bitten um Vergebung auch sehr durch den Wunsch bestimmt werden, den Folgen seines Unrechts zu entgehen. Verständige Eltern aber werden stets ein wahres Gefühl von dem moralischen Übel hervorzubringen suchen, und dies kann nur in Verbindung mit dem völligen Bekenntnis des Fehlers – in Verbindung mit dem Selbstgericht vorhanden sein.

Also geht es auch in Betreff der Handlungen Gottes mit seinen Kindern, wenn sie Unrecht tun. Er will die ganze Sache ans Licht gebracht und völlig gerichtet haben. Er will uns nicht nur dahin bringen, dass wir die Folgen der Sünde – die unaussprechlich sind – fürchten,– sondern dass wir die Sache selbst hassen, wegen ihrer Hässlichkeit vor Ihm. Wäre es möglich für uns, dass wir, wenn wir sündigen, die Vergebung nur durch Bitten erlangten, so würde unser Gefühl über die Sünde und unsere Scheu vor derselben bei Weitem nicht so groß, und als Folge davon, unsere Wertschätzung der Gemeinschaft, mit welcher wir gesegnet sind, bei Weitem nicht so tief sein. Die moralische Wirkung davon auf den allgemeinen Ton unserer geistigen Natur sowie auf unseren ganzen Charakter und praktischen Wandel muss für jeden erfahrenen Christen einleuchtend sein. 4

Dieser ganze Gedankengang ist mit zwei leitenden Grundsätzen, die in dem Gesetz des Dankopfers niedergelegt sind, innig verbunden und durch dieselben klar dargestellt.

Im Vers 13 heißt es: „Er soll aber sein Opfer tun auf Kuchen von gesäuertem Brot;“ und doch lesen wir im Vers 20: „Welche Seele essen wird von dem Fleisch des Dankopfers, das dem Herrn zugehört, und hat eine Unreinigkeit auf sich, die wird ausgerottet werden von ihrem Volk.“ Hier werden zwei Dinge klar vor uns hingestellt, nämlich, die Sünde in unserem Fleisch und die Sünde auf unserem Gewissen. Der „Sauerteig“ war erlaubt, weil in der Natur des Anbeters Sünde war. „Unreinigkeit“ aber war verboten weil keine Sünde auf dem Gewissen des Anbeters sein sollte. Wenn Sünde vorhanden ist, so ist die Gemeinschaft unmöglich. Gott weiß, dass die Sünde in uns ist; und Er ist ihr begegnet und hat durch das Blut der Versöhnung für sie gesorgt; darum lesen wir von dem gesäuerten Brot im Dankopfer: „Und soll einen voll denen allen dem Herrn zur Hebe opfern: und soll des Priesters sein, der das Blut des Dankopfers sprengt“ (V 14). Mit anderen Worten, dem „Sauerteig“ in der Natur des Anbeters war durch das Blut des Opfers vollkommen begegnet. Der Priester, der das gesäuerte Brot empfängt, muss der Sprenger des Blutes sein. Gott hat für immer unsere Sünde aus seiner Gegenwart entfernt. Obwohl sie in uns ist, so ist sie doch nicht der Gegenstand, auf dem sein Auge ruht. Er sieht nur das Blut; und darum kann Er mit uns gehen und uns die ungehindertste Gemeinschaft mit Ihm erlauben. Aber wenn wir der „Sünde“, die in uns ist, gestatten, sich in der Form von „Sünden“ zu enthüllen, so muss Bekenntnis, Vergebung und Reinigung stattfinden, ehe wir wieder von dem Fleisch des Dankopfers essen können. Das Ausrotten des Anbeters, wegen zeremonieller Unreinigkeit, bezieht sich auf die einstweilige Aufhebung der gegenwärtigen Gemeinschaft des Gläubigen, wegen nicht gerichteter Sünde. Wenn wir versuchen wollten, in unseren Sünden mit Gott Gemeinschaft zu haben, so würden wir die gotteslästerliche Möglichkeit voraussetzen, dass Gott in der Gemeinschaft mit der Sünde sein könnte. „Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit Ihm haben, und in der Finsternis wandeln, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit“ (1. Joh 1,6).

Im Licht der vorhergehenden Wahrheit können wir leicht erkennen, wie sehr wir im Irrtum sind, falls wir uns einbilden, dass es ein Zeichen von Geistlichkeit sei, wenn wir mit unseren Sünden beschäftigt sind. Könnten je die Sünde oder die Sünden der Grund oder der Gegenstand unserer Gemeinschaft mit Gott sein? Gewiss nicht. Wir haben eben gesehen, dass, solange die Sünde der Gegenstand vor uns ist, die Gemeinschaft gestört sein muss. Die Gemeinschaft kann nur „im Licht“ sein, und ohne Zweifel ist im Richte keine Sünde. Dort ist nichts zu sehen, ausgenommen das Blut, welches unsere Sünden hinweggetan und uns nahegebracht hat, und der Sachwalter, der uns nahe behält. Die Sünde ist für immer von jener Stelle vertilgt, wo Gott und der Anbeter in geheiligter Gemeinschaft stehen. Was war es, das den Gegenstand der Gemeinschaft zwischen dem Vater und dem verlorenen Sohn ausmachte? Waren es die Lumpen des Letzteren? Waren es die Traber des „fernen Landes?“ Keineswegs; es war nicht irgendetwas, das der verlorene Sohn mitbrachte. Es war die reiche Vorsorge der väterlichen Liebe – „das gemästete Kalb.“ Also ist es mit Gott und jedem wahren Anbeter. Sie genießen beide, in heiliger und erhabener Gemeinschaft, von dem, dessen kostbares Blut sie in eine ewige Verbindung gebracht, in jenem Licht, dem sich keine Sünde je nahen kann.

Wir dürfen auch keinen Augenblick voraussetzen, dass die wahre Demut durch das Schauen auf unsere Sünden, oder das Verweilen dabei erwiesen oder gefördert wird. Eine unheilige und melancholische Kopfhängern mag dadurch entstehen; aber die tiefste Demut entspringt aus einer ganz anderen Quelle. Wann war der verlorene Sohn am demütigsten? Als er im „fernen Land“ zu sich selbst kam, oder als er in die Arme des Vaters und zum Haus des Vaters gelangte? Ist es nicht augenscheinlich, dass die Gnade, die uns zu den höchsten Höhen der Gemeinschaft mit Gott erhebt, allein es ist, die uns zu den tiefsten Tiefen einer wahren Demut fuhrt? Die Demut, welche aus der Tilgung unserer Sünden entspringt, wird immer tiefer sein als jene, welche durch die Entdeckung derselben hervorgebracht wird. Ersteres verbindet uns mit Gott, Letzteres hat es mit dem ich zu tun. Der Weg, wahrhaft demütig zu sein, ist mit Gott zu wandeln in der Erkenntnis und Kraft der Verwandtschaft, in welche Er uns versetzt hat. Er hat uns zu seinen Kindern gemacht, und wenn wir nur als solche wandeln, so werden wir demütig sein.

Ehe wir diesen Teil unseres Gegenstandes verlassen, möchte ich eine Bemerkung in Betreff des Abendmahls des Herrn machen, welches, indem es einen hervorragenden Akt der Gemeinschaft der Kirche oder Versammlung einnimmt, mit allem Recht in Verbindung mit der Lehre des Dankopfers betrachtet werden kann. Die einsichtsvolle Feier des Abendmahls des Herrn muss immer von der Anerkennung des rein danksagenden Charakters desselben abhängen. Es ist ganz besonders cm Fest der Danksagung – der Danksagung für eine vollbrachte Erlösung. „Der Kelch der Segnung, welchen wir segnen, – ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes des Christus? Das Brot, welches wir brechen, – ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes des Christus?“ (1. Kor 10,16) Deshalb kann eine Seele, niedergebeugt unter der schweren Bürde der Sünde, das Mahl des Herrn nicht mit geistlicher Einsicht feiern, da jenes Fest der Ausdruck der vollständigen Tilgung der Sünde durch den Tod Christi ist. „Ihr verkündigt den Tod des Herrn, bis Er kommt“ (1. Kor 11,26). – In dem Tod Christi sieht der Glaube das Ende von allem, was zu unserer Stellung, als Nachkommen Adams, gehörte; und da das Mahl des Herrn jenen Tod verkündigt, so soll es betrachtet werden als das Gedächtnis der herrlichen Tatsache, dass die Sündenbürde des Gläubigen durch den getragen wurde, der sie für immer hinwegtat. Es erklärt, dass die Kette unserer Sünden, die uns einst band und fesselte, durch den Tod Christi auf ewig zersprengt worden ist, und uns nimmer wieder binden und fesseln kann. Wir versammeln uns um den Tisch des Herrn in all der Freude der Überwinder. Wir blicken zurück auf das Kreuz, wo der Kampf gekämpft und der Sieg errungen wurde; und wir schauen vorwärts zu der Herrlichkeit, wo wir in die vollen und ewigen Resultate des Sieges eintreten werden.

Es ist wahr, wir haben Sauerteig in uns; aber wir haben keine „Unreinigkeit“ auf uns. Wir sollen nicht auf unsere Sünden, sondern auf Ihn schauen, der sie auf dem Kreuz getragen und sie für immer hinweggetan hat. Wir sollen uns nicht „selbst verführen“ mit der törichten Einbildung, dass „wir keine Sünde in uns haben“, noch sollen wir die Wahrheit des Wortes Gottes und die Wirksamkeit des Blutes Christi leugnen, indem wir uns weigern, uns in der köstlichen Wahrheit zu erfreuen, dass wir keine Sünde auf uns haben; denn „das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde.“ Es ist wirklich beklagenswert, zu bemerken, welch eine dichte Wolke das Mahl des Herrn, durch das Urteil so vieler bekennenden Christen, umgibt. Es verrät, mehr wie irgend sonst etwas, die unermessliche Größe der Unwissenheit, die in Betreff der elementaren Grundwahrheiten des Evangeliums obwaltet. Wir sind in der Tat überzeugt, dass, wenn das Mahl des Herrn auf irgendeinen Grund gestellt wird, ausgenommen auf den der gekannten Erlösung, der genossenen Vergebung, der bewussten Befreiung, die Seele mehr als je in einen dichten und dunklen Nebel eingehüllt werden wird. Das, was nur ein Gedächtnis von Christus ist, wird gebraucht, Ihn zu ersetzen. Das, was eine vollendete Erlösung darstellt, wird gebraucht, als ein Schrittstein dorthin. Auf diese Weise geschieht es, dass die Anordnungen Gottes missbraucht und die Seelen in Finsternis, Verwirrung und Irrtum versenkt werden.

Wie verschieden davon ist die schöne Anordnung des Dankopfers! Betrachten wir dasselbe in seiner vorbildlichen Bedeutung, so sehen wir, dass, sobald das Blut vergossen war, Gott und der Anbeter in glücklicher, friedlicher Gemeinschaft von jenem Opfer genießen konnten. Nichts mehr war nötig. Der Friede war durch das Blut hergestellt; und ans diesem Grund konnte die Gemeinschaft stattfinden. Eine einzige Frage in Betreff der Feststellung des Friedens würde der Gemeinschaft den Todesstoß geben. Wenn wir mit dem eitlen Versuch beschäftigt sind, Frieden mit Gott zu machen, so muss die Gemeinschaft oder Anbetung uns ganz fremd bleiben. Wenn das Blut des Dankopfers nicht vergossen worden ist, so ist es unmöglich, dass wir uns von der „Webebrust“ oder der „Hebeschulter“ ernähren. Wenn aber wirklich das Blut vergossen worden ist, dann ist der Friede schon gemacht. Gott selbst hat ihn gemacht, und dies ist für den Glauben genug; und darum haben wir durch Glauben Gemeinschaft mit Gott, in der Erkenntnis und Freude der vollendeten Erlösung. Wir kosten die Frische von Gottes eigener Freude in dem, was Er getan hat. Wir ernähren uns von Christus in all der Fülle und Segnung der Gegenwart Gottes.

Dieser letztere Punkt ist mit einer anderen Hauptwahrheit verbunden und auf dieselbe gegründet, welche im „Gesetz des Dankopfers“ niedergelegt ist. „Und das Fleisch des Lobopfers seiner Danksagung soll desselben Tages gegessen werden, da es geopfert ist, und nichts davon übriggelassen werden bis an den Morgen“ (V 15). das heißt, die Gemeinschaft des Anbeters darf nie von dem Opfer getrennt sein, worauf sie gegründet ist. Solange jemand geistliche Energie hat, die Verbindung zu bewahren, so werden auch Anbetung und Gemeinschaft in Frische und Annehmlichkeit erhalten werden, aber nicht länger. Wir müssen nahe beim Opfer bleiben im Geist unseres Gemüts, in den Neigungen unseres Herzens, in der Erfahrung unserer Seele. Dies wird unserer Anbetung Kraft und Ausdauer verleihen. Unsere Herzen mögen beim Beginn unserer Anbetung in unmittelbarer Beschäftigung mit Christus sein; aber ehe wir das Ende erreichen, können wir uns mit dem beschäftigen, was wir tun oder sagen, oder mit den Personen, die uns zuhören, und können auf diese Weise in das fallen, was „Sünde in unseren heiligen Handlungen“ genannt werden kann. Dies ist höchst ernst, und sollte uns sehr wachsam machen. Wir können unsere Anbetung im Geist anfangen und im Fleisch vollenden. Es sollte stets unsere Sorge sein, uns nicht zu erlauben, einen Augenblick länger fortzufahren, als die Energie des Geistes währt; denn der Geist wird uns immer unmittelbar mit Christus beschäftigt halten. Wenn der Heilige Geist „fünf Worte“ der Anbetung oder der Danksagung hervorbringt, so lasst uns diese fünf Worte aussprechen, und nicht mehr. Wenn wir weiter fortfahren, so essen wir über die Zeit das Fleisch unseres Opfers; und es ist so weit davon entfernt „angenehm“ zu sein, dass es wirklich „ein Gräuel“ ist. Lasst uns daran denken und wachsam sein. Es braucht uns nicht zu erschrecken. Gott will, dass wir durch den Geist geleitet werden, und also in unserer ganzen Anbetung mit Christus erfüllt sein sollen. Er kann nur annehmen, was göttlich ist; und darum will Er, dass wir auch nur das darbringen, was göttlich ist.

„Ist es aber ein Gelübde oder freiwilliges Opfer, so soll es desselben Tages, da es geopfert ist, gegessen werden; so aber etwas überbleibt auf den anderen Tag, soll man es doch essen“ (V 16). Wenn die Seele in einem freiwilligen Akt der Anbetung zu Gott naht, so wird eine solche Anbetung das Resultat eines größeren Maßes geistlicher Energie sein, als wenn sie bloß aus einer speziellen Gnade entspringt, die zurzeit erfahren wurde. Wenn jemand mit einer besonderen Gunst aus der Hand des Herrn erfreut worden ist, so steigt die Seele gleich in Danksagung empor. In diesem Fall ist die Anbetung durch jene Gunst oder Gnade worin sie auch bestehen möge, erweckt und mit derselben verbunden, und endet auch damit. Wo aber das Herz durch den Heiligen Geist zu einer freiwilligen und einsichtsvollen Darbringung der Lobpreisung geführt wird, da wird sie von dauerndem Charakter sein. Die geistliche Anbetung aber wird sich immer mit dem kostbaren Opfer Christi verbinden.

„Aber was vom Fleisch des Opfers übrigbleibt am dritten Tage, soll mit Feuer verbrannt werden. Und wo jemand am dritten Tage wird essen von dem geopferten Fleisch seines Dankopfers, so wird der nicht angenehm sein, der es geopfert hat; es wird ihm auch nicht zugerechnet werden, sondern es wird ein Gräuel sein; und welche Seele davon essen wird, die hat eine Missetat auf sich“ (V 17–18). Nichts ist nach dem Urteil Gottes von irgendwelchem Wert, was nicht unmittelbar mit Christus verbunden ist. Es mag viel vorhanden sein, was einer wahren Anbetung ähnlichsieht, was aber nach allem bloße Aufregung und natürliches Gefühl ist. Da mag viel scheinbare Andacht sein, was doch nur fleischliche Frömmigkeit ist. Eine Menge Dinge wirken auf eine religiöse Weise auf die Natur, z. B. der äußere Glanz, die Zeremonien, das Gepränge, Töne und Stellungen, Ornate und Gewänder, eine beredte Liturgie und alle die mannigfachen Reize eines glänzenden Ritus während die geistliche Anbetung gänzlich fehlen mag. Ja, es ist nicht selten, dass die nämlichen Wünsche und Tendenzen, die durch die reizenden Formen des so genannten Gottesdienstes hervorgerufen und befriedigt werden, eine passendere Nahrung bei der Oper oder im Konzertsaal finden würden.

Gegen dies alles haben jene zu wachen, die daran zu denken wünschen, dass „Gott ein Geist ist und dass, die Ihn anbeten, Ihn im Geist und in Wahrheit anbeten müssen“ (Joh 4). Die so genannte Religion schmückt sich jetzt mit ihren mächtigsten Reizen. Den Aberglauben des Mittelalters abwerfend, ruft sie alle die Hilfsquellen eines verfeinerten Geschmacks und eines gebildeten und erleuchteten Zeitalters zu ihrem Beistand auf. Die Bildhauerkunst, die Musik und die Malerei schütten ihre reichen Schätze in ihren Schoß, damit sie dadurch einen kräftigen Schlaftrunk bereite, um die gedankenlose Menge in einen Schlaf zu lullen, der nur durch die unaussprechlichen Schrecken des Todes, des Gerichts und des feurigen Pfuhles unterbrochen werden wird. Sie kann auch sagen: „Ich war Dankopfer schuldig, ich habe heute bezahlt meine Gelübde. Ich habe mein Bett schön geschmückt mit bunten Teppichen aus Ägypten. Ich habe mein Lager mit Myrrhe, Aloe und Zimt besprengt“ (Spr 7,14.16–17). Also lockt die verdorbene Religion durch ihren mächtigen Einfluss jene, die nicht auf die himmlische Stimme der Weisheit hören wollen.

Geliebter Leser, hüte dich vor diesem allem. Siehe, dass dein Gottesdienst unzertrennlich mit dem Werk auf dem Kreuz verbunden sei. Siehe, dass Christus der Grund, Christus der Gegenstand und der Heilige Geist die Kraft deiner Anbetung sei. Trage Sorge, dass dein äußerer Akt der Anbetung sich nicht weiter erstrecke als die innere Kraft. Es erfordert viel Wachsamkeit, um vor diesem Nebel bewahrt zu bleiben. Ihr anfängliches Wirken ist sehr schwer zu entdecken und zu verhindern. Wir mögen ein Lied in dem wahren Geist der Anbetung anfangen, und können, ehe wir das Ende erreichen, durch Mangel an geistlicher Kraft in das Übel hineinfallen, welches mit der zeremoniellen Handlung des Essens vom Fleisch des Dankopfers am dritten Tage gleichbedeutend ist. Unsere einzige Sicherheit besteht darin, uns nahe bei Jesu zu halten. Wenn wir wegen einer besonderen Gnade unsere Herzen in Danksagung erheben, so lasst es uns in der Kraft des Namens und des Opfers Christi tun. Wenn unsere Seelen in freiwilliger „Anbetung“ nahen, so möge es in der Energie des Heiligen Geistes sein. Auf diese Weise wird unser Gottesdienst jene Frische, jenen Wohlgeruch, jene Tiefe, jene moralische Höhe offenbaren, welche erfolgen muss, wenn der Vater der Gegenstand, der Sohn der Grund und der Heilige Geist die Kraft unserer Anbetung ist.

„Also möge es, o Herr, mit deinem ganzen anbetenden Volk sein, bis wir uns, nach Leib, Seele und Geist, in der Sicherheit deiner ewigen Gegenwart finden, über dem Bereich all der ungeheiligten Einflüsse einer falschen Anbetung und einer verdorbenen Religion, und auch über dem Bereich der verschiedenen Hindernisse, die durch jenen Leib der Sünde und des Todes, den wir mit uns umhertragen, hervorgebracht werden!“ Anmerkung. Es ist interessant, zu beachten, dass, obwohl das Dankopfer das dritte in der Reihenfolge ist, uns doch dessen Gesetz zu allerletzt gegeben wird. Dieser Umstand ist nicht ohne Bedeutung. Da ist keins der Opfer, in welchem die Gemeinschaft des Anbeters so völlig entfaltet ist, als im Dankopfer. In dem Brandopfer ist es Christus, sich selbst Gott opfernd. Im Speisopfer haben wir die vollkommene Menschheit Christi. Dann lernen wir, indem wir weitergehen zum Sündopfer, dass der Sünde in ihrer Wurzel völlig begegnet ist. Im Schuldopfer haben wir die völlige Begegnung der tatsächlichen Sünden im Leben. Doch wird in Keinem die Lehre der Gemeinschaft des Anbeters entfaltet. Dieses Letztere gehört dem „Dankopfer“ an; und daher rührt, glaube ich, die Stellung des Gesetzes dieses Opfers. Es tritt am Schluss von allem ein, und lehrt uns dadurch, dass, wenn es sich darum handelt, dass die Seele sich von Christus ernähre, es ein vollkommener Christus sein muss, gesehen in jeder möglichen Phase seines Lebens, seines Charakters, seiner Person, seines Werkes, seiner Ämter. Und ferner, dass, wenn wir für immer mit der Sünde und den Sünden abgetan haben werden, wir uns durch die ewigen Zeitalter hindurch in Christus erfreuen und uns von Ihm ernähren werden. Es würde, glaube ich, ein großer Mangel in unserer Betrachtung der Opfer sein, wenn wir einen Umstand übersehen würden, der der Aufmerksamkeit so würdig ist, als der obige. Wenn „das Gesetz des Dankopfers“ in der Reihenfolge, in welchem die Opfer selbst vorkommen, gegeben wäre, so würde es unmittelbar nach dem Gesetz des Speisopfers kommen; aber stattdessen folgt das Gesetz des Sündopfers und das Gesetz des Schuldopfers, und dann beschließt das „Gesetz des Dankopfers“ das Ganze (Fortsetzung folgt).

Fußnoten

  • 1 Die „Brust“ und die „Schulter“ sind Sinnbilder der Liebe und Macht – der Zuneigung und Kraft.
  • 2 Es gibt viel Kraft und Schönheit in Kapitel 7,31: „die Brust soll Aarons und seiner Söhne sein.“ Es ist das Vorrecht aller wahren Gläubigen, sich zu ernähren von den Zuneigungen Christi – von der unveränderlichen Liebe jenes Herzens, welches mit einer unsterblichen und unwandelbaren Liebe für sie schlug.
  • 3 Der Leser wolle nicht vergessen, dass es sich hier nicht um die wichtig: und praktische Wahrheit in Johannes 14,21-23 handelt, nämlich um die besondere Liebe des Vaters zu einem gehorsamen Kind, und um die besondere Gemeinschaft eine? solchen Kindes mit dem Vater und dem Sohn. Möge diese Wahrheit durch die Feder des Heiligen Geistes auf alle unsere Herzen geschrieben sein?
  • 4 Der Fall bei Simon, dem Zauberer, in Apostelgeschichte 8 mag dem Leser einige Schwierigkeit darbieten. Aber bei ihm ist es hinreichend, zu sagen, dass einer, der „in Galle der Bitterkeit und in Banden der Ungerechtigkeit war“, nie als ein Muster für die teuren Kinder Gottes aufgestellt werden kann. Sein Fall kann in keiner Weise mit der Lehre in 1. Johannes 1,9 Verbindung gebracht werden. Er stand nicht in der Verwandtschaft eines Kindes, und war folglich nicht ein Gegenstand der Fürsprache. Ich möchte ferner hinzufügen, dass das Gebet des Herrn durchaus nicht in die obige Erklärung miteingeschlossen ist. Ich möchte mich bei dieser Betrachtung auf die Stelle selbst beschränken. Wir sollten es überall vermeiden, eiserne Regeln aufzustellen. Eine Seele mag zu Gott schreien, unter welchen Umständen es auch sei, und um das bitten, was sie bedarf. Er ist immer bereit, zu hören und zu antworten.
Nächstes Kapitel »« Vorheriges Kapitel