Botschafter des Heils in Christo 1864

"Unsere Augen sehen nach dir"

Aus dem Leben Joschafats, des Königs Juda, wird uns eine Erfahrung mitgeteilt, die für jedes gläubige Herz höchst anziehend, trostreich, belehrend und nachahmungswürdig sein muss. Sie zeigt uns auf eine ganz schlagende Weise, die Zuflucht und den Triumph des Glaubens, und wie Gott dem Glauben antwortet.

Die Kinder Moab, Ammon und andere – „eine große Menge“ hatten sich aufgemacht, wider Joschafat zu streiten. „Joschafat aber fürchtete sich.“ Das war der, erste Eindruck, den jene Botschaft auf ihn machte. Er war überzeugt, dass er jenen Völkern nicht zu begegnen vermochte, und darum war nichts natürlicher als diese Furcht. Das Bewusstsein der eigenen Schwachheit und der List und Macht des Feindes kann nur Furcht erwecken. Dies lehrt die tägliche Erfahrung. Und wenn es sich um den Kampf des Christen handelt, so sind es nicht irdische Feinde, wie bei Israel, gegen welche er zu streiten hat – es ist „nicht wider Fleisch und Blut“, wie der Apostel sagt, „sondern wider die Fürstentümer, wider die Gewalten, wider die Weltbeherrscher dieser Finsternis, wider die geistlichen (Mächte) der Bosheit in den himmlischen (Örtern)“ (Eph 6,12). Nur das Selbstvertrauen, die Täuschung über seine Ohnmacht und über die List und Gewalt des Feindes kann ein Herz ohne Furcht lassen; und der Fall wird umso sicherer sein. Sobald wir uns aber in Wahrheit in Gemeinschaft und unter dem Schutz dessen wissen, der stärker ist, als der Starke, wird alle Furcht verschwinden. Es ist der Herr Himmels und der Erde. Und zu Ihm findet der Glaube stets seinen Weg. So sehen wir es bei Joschafat. „Er stellte sein Angesicht zu suchen den Herrn, und ließ ein Fasten ausrufen über ganz Juda. Und Juda kam zusammen, es von dem Herrn zu suchen“ (V 3–4).

Der Herr war Joschafats erste Zuflucht. Er richtete sein Antlitz weder zur Rechten noch zur Linken; er suchte seine Hilfe weder bei Israel noch bei den heidnischen Völkern, sondern allein beim Herrn. Und er tat es in Gemeinschaft mit seinem Volk – so viele ihrer Glauben genug hatten, mit ihm den Herrn zu suchen, und von Ihm ihre Hilfe zu erwarten. Sicher kann auch niemand helfen, wie der Herr; und Er wird es in all unseren Umständen und Versuchungen tun, wenn wir einzig und allein unsere Blicke mit Vertrauen zu Ihm erheben. Er will und kann sein Volk nimmer versäumen, noch vergessen. Und konnte Er damals sein irdisches Volk nicht versäumen, wie wird Er jetzt seine geliebten Kinder versäumen können, die da rufen: „Abba, Vater“? – „Der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat; wie wird Er uns mit ihm nicht auch alles schenken?“ (Röm 8,32) Auch gibt es keine Versuchung, die Er nicht weiß, kein Leid, das Er nicht mitfühlt, keine Not, worin Er nicht zu helfen, und keine Schwierigkeit, die Er nicht zu überwinden vermag. Keiner steht auch den Seinen so nahe, wie Er; Keiner kann in all ihren Umständen solch trostreiche zusagen geben, wie Er sie gegeben hat. Und Er ist treu und wahrhaftig. Welch eine Unehre ist es deshalb für Ihn, und wie beschämend für uns, wenn wir in unseren Umständen zuerst unsere Augen zur Rechten und zur Linken wenden, – zur Kreatur hin, und erst dann zu Ihm kommen, wenn wir an alle Türen vergeblich angeklopft haben, oder uns sofort von Ihm abwenden, sobald wir auf den ersten Ruf nicht die gewünschte Hilfe sehen! Da mag wohl ein Schrei der Not, aber sicher nicht ein Schrei des Glaubens gehört werden. Der Glaube kennt den Herrn; er weiß, zu wem er sich wendet, und ist gewiss, dass er sich nicht vergeblich an Ihn wendet.

Betrachten wir jetzt das Gebet Joschafats. „Und Joschafat trat unter die Gemeinde Juda und Jerusalem, im Haus des Herrn, vor dem neuen Hofe. Und sprach: Herr, unserer Väter Gott, bist du nicht im Himmel, und du nicht Herrscher in allen Königreichen der Heiden? Und in deiner Hand ist Kraft und Macht; und ist niemand, der Wider dich stehen möge“ (V 5–6). Joschafat war in einer misslichen Lage. Hab und Gut, Freiheit und Leben stand in Gefahr. Seine Furcht bewies, dass er sich über seine Lage nicht täuschte, und die Gefahr wohl kannte. Aber mit welch einer Ruhe tritt er vor den Herrn hin! Er beginnt nicht damit, von sich und seiner traurigen Lage zu sprechen; sein erster Schrei ist nicht: „Herr hilf, wir verderben!“ Nein, sein Herz kennt noch etwas Höheres und Wichtigeres. Er spricht in ruhiger Anbetung von der Macht und Gewalt dessen, zu dem er seine Zuflucht nimmt. „Bist du nicht Gott im Himmel und du nicht Herrscher in allen Königreichen der Heiden? Und in deiner Hand ist Kraft und Macht; und ist niemand, der wider dich stehen möge.“ Das ist die Sprache des Glaubens, der Trost und die Gewissheit eines Gott suchenden Herzens. Es weih, dass Er der Allmächtige ist, dass es dem naht, in dessen Gegenwart alles andere in sein Nichts zurücksinkt. Er kann helfen, wo alle menschliche Hilfe zu Ende ist; Er schafft einen Ausweg, wo keiner mehr ist; „Er spricht und es geschieht; er gebietet, und es steht da.“

Und weiter betet Joschafat: „Hast du, unser Gott, nicht die Einwohner dieses Landes vertrieben vor deinem Volk Israel, und hast es gegeben deinem Samen Abraham, deines Liebhabers, ewiglich“ (V 7). – Mit diesen Worten erinnert Joschafat den Herrn an seine Beziehungen zu dem verheißenen Land und zu seinem Volk – eine Beziehung, die er nie verleugnen, nie aufgeben konnte. Er war der Gott der Väter, und seine Gaben und Berufung konnten Ihn nie gereuen. Es war das Land der Verheißung, was Er dem Samen Abrahams gegeben – dem Samen dessen, den Er liebte. Und Er hatte die heidnischen Völker jenes Landes vertrieben und es seinem Volk eingegeben; und sie hatten Ihm ein Heiligtum darin erbaut zum Gedächtnis seines Namens. An dies alles erinnert Joschafat den Herrn und auch an Salomos Gebet bei Einweihung dieses Hauses: „Wenn über uns ein Unglück, Schwert, Strafe, Pestilenz oder Teuerung kommt so wollen wir stehen vor diesem Haus und vor dir (denn dein Name ist in diesem Haus) und schreien zu dir aus unserer Not“ (V 8–9). Der Glaube Joschafats verstand die rechte Saite vor dem Herrn anzuschlagen. Er nahm seinen Platz da, wo der Name des Herrn war – da, wo seine Ehre in Betracht kam. Es handelte sich um seine Beziehung zu dem Land der Verheißung und zu seinem Volk – konnte Er diese aufgeben? Es handelte sich um die Gebete der Väter – konnte Er sie unerhört lassen? Es handelte sich um seine Ehre – konnte Er zugeben, dass sie angetastet würde? Es handelte sich um seinen Namen – konnte Er dessen Verherrlichung hintenansetzen? Welch eine mächtige Waffe gegen den Feind! Wohl uns, wenn wir in all unseren Gebeten vor Gott stets dieselbe Saite anzuschlagen verstehen. Auch wir haben einen Platz der Anbetung – weit erhabener als jener war – wo wir für immer sicher und für immer willkommen sind. Es ist in Christus Jesus, in der Kraft seines kostbaren Blutes. Das Blut Christi lässt uns stets, als gereinigte Anbeter in der Gegenwart Gottes erscheinen, und der Name Christi ist über alles köstlich vor Ihm; ja, in seinem Namen ist uns jede Segnung zugesichert. Der Herr selbst sagt: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Alles, was ihr irgend in meinem Namen von dem Vater bitten werdet, wird Er euch geben“ (Joh 16,23). „Was immer ihr in meinem Namen bitten werdet, das werde ich tun, auf dass der Vater in dem Sohn verherrlicht werde.“ Auch können wir Ihn stets an alles das erinnern, was Er uns durch den Mund seiner Apostel und Propheten zugesagt hat; Er wird es treu erfüllen. Seine Ehre ist aufs innigste mit seinem Wort verbunden. Und unser Verheißungsland ist droben in den himmlischen Örtern. Als Kinder sind wir Erben Gottes und Miterben Christi. Dem himmlischen Volk ist ein himmlisches Erbteil verheißen; und sicher werden auch in Bezug auf uns Ihn nie seine Gaben und Berufung gereuen. O möchten darum auch wir allezeit im Bewusstsein unseres innigen Verhältnisses zu Ihm, als Kinder, im Vertrauen auf seine Treue und Gnade, in der wahren Würdigung seiner Ehre und in dem über alles gesegneten Jesusnamen Ihm nahen!

Erst jetzt, nachdem Joschafat in seinem Gebet den Herrn verherrlicht und den wahren Platz der Anbetung eingenommen hatte spricht er von seiner eigenen Sache, von seiner misslichen Lage, worin er war. „Nun siehe, die Kinder Ammon und Moab und die vom Gebirge Seir ... kommen, uns auszustoßen aus deinem Erbe das du uns Haft eingegeben. Unser Gott, willst du sie nicht richten?“ – Konnte Gott, der ihr Gott war, nein sagen? Konnte Er sich weigern, da es sich um seine Verheißung, seine Treue, seine Ehre und seinen Namen handelte? Nimmermehr. Joschafat sagte: „Dein Erbe“, und „Du hast es ihnen gegeben;“ nimmermehr konnte der Herr nach einem solchen Gebet dem Feind erlauben, sein Volk auszustoßen – ein Volk, das sein Erbe hochschätzte und als die Gabe Gottes erkannte. Zudem waren auch jene Völker nicht nur Feinde seines Volkes, sondern auch seine eigenen Feinde, die Ihn verachteten; wie konnte Er sie ungerichtet lassen?

Jetzt folgt noch ein Bekenntnis des Joschafat, was Gott in seiner erbarmenden Liebe und Gnade unmöglich Überhören konnte. „Denn in uns ist nicht Kraft vor diesem großen Haufen der wider uns kommt, und wir, wir wissen nicht, was wir tun sollen, sondern unsere Augen sehen nach dir.“ Wie hätte Gott da länger widerstehen können! Er müsste nicht der gnadenreiche Gott sein, um ein solches Bekenntnis überhören zu können. Nein, er kann es nicht und tut es auch nicht. Er sagt zu Paulus: „Meine Kraft wird in der Schwachheit vollbracht.“ Und der Apostel nennt Ihn „den Gott, der die Niedrigen tröstet“ (2. Kor 7,6). Nur „den Hoffärtigen widersteht Er, aber den Demütigen gibt Er Gnade.“ Jeder, der sich seiner Ohnmacht bewusst ist und es vor Ihm bekennt und allein seine Augen auf Ihn richtet, darf sich in allen Umständen seiner Hilfe versichert halten. Er darf alsdann kühn sagen: „Der Herr ist mein Helfer, und ich will mich nicht fürchten; was wird mir ein Mensch tun?“ (Heb 13,6) Es ist stets seine Freude, sich auf eine wunderbare Weise an denen zu verherrlichen, die auf Ihn allein ihr Vertrauen setzen, und in Wahrheit bekennen: „In uns ist keine Kraft ... wir wissen nicht, was wir tun sollen, sondern unsere Augen sehen nach dir.“ – Ist dies auch dein Bekenntnis, geliebter Leser? Wohin richten sich deine Augen, wenn allerlei Versuchungen und Schwierigkeiten kommen? Sagst du auch zu jeder Zeit: „Meine Augen sehen nach dir?“ O es ist ein gesegnetes Wort; möchte es stets in allen Herzen der Seinen in derselben Aufrichtigkeit gefunden werden, wie bei Joschafat! Hören wir jetzt die wunderbar gnädige Antwort des Herrn: „Aber auf Jehasiel, den Sohn Zacharia ... kam der Geist des Herrn mitten in der Gemeinde, und sprach: Merkt auf, ganz Juda, und ihr Einwohner Jerusalems, und du König Joschafat. So spricht der Herr zu euch: Ihr sollt euch nicht fürchten, noch zagen vor diesem großen Haufen; denn euer ist der Streit nicht, sondern Gottes. Morgen sollt ihr zu ihnen hinab ziehen; siehe, sie ziehen an der Höhe Ziz herauf, und ihr werdet an sie treffen am Ende des Tales, vor der Wüste Jeruel. Es ist nicht an euch zu streiten in dieser Sache. Tretet nur hin und steht, und seht das Heil des Herrn mit euch Juda und Jerusalem. Fürchtet euch nicht, und zagt nicht, morgen zieht aus wider sie; der Herr ist mit euch!“ (V 15–17)

Welch eine Antwort! „Euer ist der Streit nicht, sondern Gottes.“ Wie völlig kam der Herr dem Glauben Joschafats entgegen! Er hatte Gottes Ehre und Macht in diese Sache hineingebracht, und Gott wollte ihm jetzt auf eine schlagende Weise kundtun, dass es nicht vergeblich geschehen war. Gott machte diesen Streit ganz zu seiner Sache. Sie sollten nicht streiten, sondern nur hintreten und das Heil des Herrn sehen – sehen, welch wunderbare Taten Er zu ihrer Errettung zu vollbringen vermochte. O wie wunderbar gütig ist der Herr, wie herrlich ist sein Name! Der Glaube kann nie seine Saiten zu hoch spannen, nie zu viel erwarten, weil er seine Augen allein zum Herrn erhebt. Seine Erwartungen werden stets übertroffen werden. Und je mehr wir Ihm zutrauen, desto mehr verherrlichen wir Ihn. Der Unglaube aber verunehrt ihn; die Selbsthilfe setzt Ihn bei Seite. Und was vermögen wir? Ach, „nicht ein Haar weiß oder schwarz zumachen.“ Was aber vermag Er nicht? Welche Sache ist Ihm zu groß oder zu verwickelt? Und es ist sein Wohlgefallen, stets sein inniges Mitgefühl, seine Liebe und Macht an uns zu beweisen. Er will streiten und wir sollen stille sein, und die Wunder seiner Macht sehen.

Und Joschafat zweifelte nicht an der Zusage des Herrn. Keinen Schatten von Unglauben sehen wir in diesem ganzen Gemälde. Von Anfang bis zu Ende ist der Glaube wirksam und Gott verherrlicht. Sobald Er gesprochen hatte, „beugte sich Joschafat mit seinem Antlitz zur Erde und ganz Juda und die Einwohner Jerusalems fielen hin vor dem Herrn, den Herrn anzubeten. Und die Leviten machten sich auf, zu loben den Herrn, den Gott Israels, mit laut erhobener Stimme“ (V 18–19). Diese Anbetung und dieses Lob waren ein lautes Zeugnis, dass sie dem Wort des Herrn vertrauten. „Und sie machten sich des Morgens frühe auf, und zogen aus zu der Wüste Thekoa. Und da sie auszogen, stand Joschafat und sprach: Hört mir zu, Juda und ihr Einwohner Jerusalems: Glaubt an den Herrn, euren Gott, so werdet ihr sicher bleiben; und glaubt seinen Propheten, so werdet ihr Glück haben“ (V 20). Die Lage Joschafats war für das Auge so misslich, wie je: die Gefahr war dieselbe geblieben. Der große Haufen stand noch da und rückte immer näher und näher; aber sein Glaube war des Sieges gewiss und in Folge dessen sein Herz völlig in Ruhe. Gott hatte ja seine Sache in die Hand genommen und mehr bedurfte es nicht. Er wusste gewiss, dass der Herr seinen Namen verherrlichen und einen glücklichen Ausgang verschaffen würde. Deshalb redet er auch nicht zu dem Volk von der Gefahr, sondern ermuntert sie zum Glauben an Gott und sein Wort. Er bezeugt, dass nur der Glaube an Ihn uns sicher stelle, und das Vertrauen auf sein Wort das Herz glücklich mache. Und so ist es in Wahrheit. Unsere Sicherheit kann nie in dem Sichtbaren, nie in der Größe und Kraft der Kreatur bestehen, und nie vermag das Eitle und Vergängliche uns wahrhaft glücklich zu machen. Nur „die Freude am Herrn ist unsere Stärke.“ Der Glaube an Ihn macht das Herz sicher und gewiss.

„Und er fasste einen Rat für das Volk, und stellte Sänger dem Herrn, dass sie lobten im heiligen Schmuck, und vor den Gerüsteten herzögen und sprächen: Dankt dem Herrn, denn seine Güte währt ewiglich“ (V 21). Welch eine schöne Tat des Glaubens! Wie töricht mag es dem Unglauben vorgekommen sein, auf eine solche Weise einem großen und feindlichen Kriegshaufen entgegen zu ziehen! Würde man die Sänger noch hinter die Gerüsteten gestellt haben, um nach vollbrachtem Sieg den Herrn zu loben, das wäre noch begreiflich gewesen; aber man stellte sie vorauf. Mussten nicht zuerst die Sänger getötet werden, sobald die Gerüsteten von ihren Waffen Gebrauch machten? Ja, so urteilt der Unglaube, der den Herrn nicht kennt und seinem Wort nicht vertraut. Joschafats Glaube aber triumphierte. Der Streit war des Herrn, und ihre Sache war, das Lob des Herrn zu besingen. Die Gerüsteten hatten nichts in diesem Streit zu tun, wohl aber die Sänger. Sobald wir unser Anliegen in Wahrheit Gott anheimgestellt haben, haben wir nichts weiter zu tun, als Ihn zu loben und anzubeten. Deshalb sagt auch der Apostel: „Freut euch in dem Herrn allezeit, und wiederum sage ich: Freut euch!“ „Durch Ihn (Jesus) lasst uns Gott stets das Opfer des Lobes, das ist, die Frucht der Lippen, die Seinen Namen bekennen, darbringen.“ Unser Kampf und alle unsere Sorgen sind seine Sache, und sein Lob ist unsere Sache.

„Und da sie anfingen mit Jauchzen und Loben, ließ der Herr einen Hinterhalt kommen über die Kinder Ammon und Moab und die vom Gebirge Seir, die Wider Juda gekommen waren, und sie wurden geschlagen. Und es standen die Kinder Ammon und Moab wider die Einwohner des Gebirges Seir, sie zu verbannen und zu vertilgen. Und da sie die vom Gebirge Seir hatten aufgerieben, half einer dem anderen zum Verderben“ (V 22–23). O wunderbarer Gott! Sobald sie anfingen, Ihn zu loben und zu jauchzen, fing Er an, für sie zu streiten. Das Triumphieren des Glaubens setzt die mächtige Hand Gottes in Tätigkeit. Ja, „der Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“ O wie wenig kennt und verherrlich! Der die Liebe und Macht Gottes, der angesichts der Umstände und Schwierigkeiten stets mit gesenktem Blick und mit unruhigem und bekümmertem Herzen einhergeht! Wie einfach und glücklich ist der Weg dessen, der in allen Lagen vertrauensvoll seine Augen zu dem erhebt, der völlig bereit ist, alle unsere Sorge auf sich zu nehmen! Und was sind alle Umstände und alle Feinde vor Ihm? Sie verschwinden wie ein Nebel; plötzlich sinken sie in den Staub des Todes, und sind nicht mehr.

„Da aber Juda zur Bergwarte kam an der Wüste, wandten sie sich gegen den Haufen; und siehe, da lagen die Leichname auf der Erde, dass keiner entronnen war“ (V 24). Die Gerüsteten fanden keine Arbeit mehr. Die Schlacht war beendet; die Feinde völlig besiegt, und der Herr hatte das Feld behalten. Also nicht zu früh hatte Joschafats Glaube triumphiert; nicht zu früh hatten die Sänger gesprochen: „Dankt dem Herrn, denn seine Güte währt ewiglich;“ nicht zu früh hatten sie gejauchzt. Gewiss, es ist nie zu früh, wenn der Glaube es tut. Wir können zu jeder Zeit seines Sieges gewiss sein. Gott bedarf nicht zuerst unsere Hilfe; aber an unserem Lob hat Er sein Wohlgefallen. Sein ist die Arbeit, unser ist der Sieg und die Ernte. „Und Joschafat kam mit seinem Volk, ihren Raub zu beuten, und fanden bei ihnen so viel Güter und Kleider und köstliches Geräte, und entwanden es ihnen, dass es auch nicht zu tragen war; und beuteten drei Tage an dem Raub, denn es war sein viel“ (V 25). Der Sieg war groß; denn der Herr hatte für Juda gestritten. Drei Tage hatten sie zu beuten, und vermochten es kaum wegzubringen. Ja der Sieg wird immer umso herrlicher sein, je völliger wir den Kampf des Glaubens kämpfen, d. i. unsere Sache in die Hand des Herrn gelegt haben. Dann bleibt auch aller Ruhm des Sieges Ihm allein. Dies erkannten auch Joschafat und sein Volk. Die reiche Beute verblendete ihre Augen nicht, noch vergaßen sie im Glück ihres Gottes, wie es ach! so oft unter den Gläubigen geschieht. Sie erfreuen sich an ihrer Freude, und nicht des Herrn, der die Freude bereitet hat. Joschafat und sein Volk „aber kamen am vierten Tage zusammen im Lobtal denn daselbst lobten sie den Herrn. Daher heißt die Stätte Lobetal bis auf diesen Tag. Also kehrte jedermann von Jerusalem wieder um, und Joschafat an ihrer Spitze, dass sie gen Jerusalem zögen. Denn der Herr hatte ihnen eine Freude gegeben an ihren Feinden. Und zogen gen Jerusalem mit Psaltern, Harfen und Trompeten zum Haus des Herrn“ (V 26–28).

Sowie der Herr ihre Zuflucht gewesen war in der Zeit der Drangsal, so war er auch der Gegenstand ihres Lobes in der Zeit der Freude. Ihre Augen blieben unverrückt auf Ihn gerichtet, und ihre Herzen mit Ihm beschäftigt. Mochten auch ihre Umstände sich verändert haben, so blieb doch der Unveränderliche der Gegenstand ihrer Anbetung. O möchte dies auch bei uns stets der Fall sein! Endlich sehen wir noch, wie der Glaube Gott Gelegenheit gibt, sich unter seinen Feinden zu verherrlichen. „Der Schrecken Gottes kam über alle Königreiche der Länder, da sie hörten, dass der Herr wider die Feinde Israels gestritten hatte. Also ward das Königreich Joschafats stille und sein Gott gab ihm Ruhe umher“ (V 29.80). – das war das Ende dieses gesegneten Kampfes und wird das Ende des Kampfes aller Gläubigen sein, die darin im Vertrauen auf seinen Namen ausharren. Bald werben sie, befreit von allem Kampf, ewige Freude und ewige Ruhe in der Herrlichkeit droben finden. Der Schrecken Gottes ist für seine Feinde, die Ruhe Gottes für sein Volk.

Der Herr gebe, dass dies Beispiel des Glaubens bei allen, die es lesen, zum Trost und zur Ermunterung gereiche und eine würdige Nachahmung finde!

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