Botschafter des Heils in Christo 1864

Betrachtungen über die Opfer im dritten Buch Mose - Teil 2/6

Ehe wir in die Einzelheiten des vor uns liegenden Kapitels näher eingehen, fordern zwei Dinge unsere aufmerksame Betrachtung, nämlich erstens: die Stellung Jehovas, und zweitens, die Ordnung, in welcher die Opfer dargestellt sind.

„Und der Herr rief Mose, und redete mit ihm aus der Hütte des Stifts“ (V 1). Dies war die Stellung, von wo aus Jehova die Mitteilungen machte, die in diesem Buch enthalten sind. Er hatte vom Berg Sinai ausgesprochen, und seine Stellung dort gab jener Mitteilung einen besonderen Charakter. Von dem feurigen Berge ging ein feuriges Gesetz aus; aber hier spricht Er aus „der Hütte des Stifts.“ Dies war eine ganz verschiedene Stellung. Wir sehen diese Hütte am Ende des vorhergehenden Buches. „Und er richtete den Vorhof auf, um die Wohnung, und um den Altar her, und hing das Tuch in das Tor des Vorhofs. Also vollendete Mose das ganze Werk. Da bedeckte die Wolke die Hütte des Stifts, und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte die Wohnung. Denn die Wolke des Herrn war des Tags auf der Wohnung, und des Nachts war sie feurig vor den Augen des ganzen Hauses Israel, solange sie reisten“ (2. Mo 40,33–38).

Die Stiftshütte war die Wohnung Gottes in Gnade. Er konnte dort seine Wohnung nehmen, weil Er von allen Seiten von dem umringt war, was den Grund seiner Beziehungen zu dem Volk lebendig darstellte. Würde Er in der vollen Entfaltung jenes, auf dem Berg Sinai offenbarten Charakters in ihre Mitte gekommen sein, so hätte Erste nur als „ein halsstarriges Volk“ in einem Augenblick vernichten können. Aber Er zog sich hinter den Vorhang – ein Vorbild des Fleisches Christi – zurück (Heb 10,20), und nahm seinen Platz auf dem Gnadenstuhl, wo das Blut der Versöhnung und nicht die Halsstarrigkeit Israels seinem Blick begegnete und die Forderungen seiner Natur befriedigte. Das Blut, welches durch den Hohepriester ins Heiligtum gebracht wurde, war das Vorbild jenes kostbaren Blutes, Welches von aller Sünde reinigt; und obgleich das Israel nach dem Fleisch hiervon nichts sah, so rechtfertigte es dennoch Gott in seinem Wohnen unter ihnen – es „heiligte die Unreinen zur Reinigung des Fleisches“ (Heb 9,13).

Soviel in Betreff der Stellung Jehovas in diesem Buch, welche wohl beachtet werden muss, um zu einem richtigen Verständnis der darin enthaltenen Mitteilungen zu gelangen. Wir werden darin die unveränderliche Heiligkeit mit der reinsten Gnade vereinigt finden. Gott ist heilig, von woher Er auch reden mag. Er war heilig auf dem Berg Sinai und war heilig über dem Gnadenstuhl; aber in dem ersten Fall war seine Heiligkeit mit „einem verzehrenden Feuer“ verbunden, in letzterem mit duldsamer Gnade. Jetzt haben wir die Verbindung der vollkommenen Heiligkeit mit der vollkommenen Gnade, welches die Erlösung, die in Christus Jesus ist, charakterisiert, welche Erlösung auf verschiedene Weise im 3. Buch Mose vorbildlich dargestellt wird. Gott muss heilig sein, selbst wenn Er es in der ewigen Verdammnis unbußfertiger Sünder sein sollte; aber die völlige Entfaltung seiner Heiligkeit in der Erlösung der Sünder ruft des Himmels lauteste und erhabenste Lobgesänge hervor. „Herrlichkeit Gott in der Höhe, und Friede auf der Erde, an den Menschen Wohlgefallen“ (Lk 2,14). Diese Lobpreisung konnte aber nicht mit dem feurigen Gesetz in Verbindung sein. Dort war, ohne Zweifel, „Herrlichkeit Gott in der Höhe“; aber da war kein „Friede auf der Erde“ und kein „Wohlgefallen an den Menschen“, weil das Gesetz erklärte, was die Menschen sein mussten, ehe Gott sein Wohlgefallen an ihnen haben konnte. Doch als „der Sohn“, als Mensch, seinen Platz auf der Erde nahm, da konnten die Gefühle des Himmels ihre ganze Wonne ausdrücken über Ihn, dessen Person und Werk die göttliche Herrlichkeit mit der menschlichen Segnung auf die vollkommenste Weise verbinden konnte.

Jetzt noch ein Wort in Betreff der Ordnung der Opfer in den ersten Kapiteln des 3. Buchs Mose. Der Herr beginnt mit dem Brandopfer und endet mit dem Schuldopfer. Er endet also da, wo wir beginnen. Diese Ordnung ist bemerkenswert und sehr belehrend. Wann zuerst der Pfeil der Überführung in die Seele hineingedrungen ist, so entstehen tiefe Untersuchungen des Gewissens in Betreff wirklich begangener Sünden. Das Gedächtnis wirft sein erleuchtetes Auge über das vergangene Leben, und sieht es mit zahllosen Vergehungen gegen Gott und Menschen besteckt. Bei dieser Betrachtung der Geschichte der Seele, handelt es sich nicht so sehr um die Wurzel, aus welcher jene Vergehungen entsprungen sind, als vielmehr um die ernste und bestimmte Tatsache, dass diese und jene Sünden begangen worden sind; und deshalb ist es nötig zu wissen, dass Gott ein Opfer vorgesehen hat, durch welches „alle Vergehungen völlig vergeben“ werden können. Dies wird uns im Schuldopfer dargestellt.

Wenn aber jemand im göttlichen Leben Fortschritte macht, so wird er sich bewusst, dass jene Sünden, die er begangen, nur Zweige einer Wurzel, Ströme einer Quelle sind; und weiter, dass die Sünde in ihrer Natur jene Quelle – jene Wurzel ist. Dies führt zu einer weit tieferen Selbsterkenntnis welcher man nur mit einer tieferen Einsicht in das Werk des Kreuzes begegnen kann. Da muss mit einem Wort das Kreuz als das ergriffen werden, worin Gott selbst „die Sünde im Fleisch verurteilte“ (Röm 8,3). Es heißt nicht: „die Sünden in dem Leben“, sondern „die Sünde im Fleisch“ – die Wurzel, aus welcher jene entsprungen sind. Dies ist eine Wahrheit von unendlicher Wichtigkeit. Christus „starb“ nicht nur „für unsere Sünden, nach den Schriften“, sondern Er wurde auch „für uns zur Sünde gemacht“ (2. Kor 5,21). Dies ist die Lehre des Sündopfers.

Sobald nun aber Herz und Gewissen durch die Erkenntnis des Werkes Christi zur Ruhe gebracht sind, dann ernähren wir uns von Ihm selbst, als dem Grund unseres Friedens und unserer Freude in der Gegenwart Gottes. Es kann weder Friede noch Freude vorhanden sein, bis wir alle unsere Vergehungen vergeben und unsere Sünde gerichtet sehen. Das Schuldopfer, wie auch das Sündopfer müssen zuerst von uns erkannt sein, ehe wir das Lob– oder Dankopfer zu würdigen wissen. Daher ist die Ordnung, in welcher das Dankopfer steht, in Übereinstimmung mit unserem geistlichen Verständnis von Christus.

Dieselbe vollkommene Ordnung ist in Bezug auf das Speisopfer bemerkbar. Wenn die Seele dahin gebracht ist, die Süßigkeit der geistlichen Gemeinschaft mit Christus zu kosten – sich von Ihm im Frieden und mit Dankbarkeit in der göttlichen Gegenwart zu ernähren, so entsteht in ihr das ernstliche Verlangen, noch mehr zu wissen von dem wunderbaren Geheimnis seiner Person; und diesem Verlangen wird auf eine höchst gesegnete Weise in dem Speisopfer begegnet, welches das Vorbild von der vollkommenen Menschheit Christi ist.

Endlich sind wir in dem Brandopfer zu einer Sache geführt, über welche wir unmöglich hinweggehen können. Es stellt das Werk des Kreuzes dar, als erfüllt unter dem unmittelbaren Auge Gottes, und als den Ausdruck der unwandelbaren Ergebenheit des Herzens Christi. Alle diese Dinge werden beim Weitergehen in ihrer Schönheit einzeln vor uns kommen. Hier betrachten wir nur die Ordnung der Opfer, die wahrhaft wunderbar ist, welchen Weg wir auch einschlagen mögen, ob äußerlich von Gott zu uns, oder innerlich von uns zu Gott. In jedem Fall beginnen wir mit dem Kreuz und enden auch mit dem Kreuz. Wenn wir mit dem Brandopfer anfangen, so sehen wir Christus auf dem Kreuz, den Willen Gottes erfüllend – die Versöhnung, bewirkend, und zwar nach dem Maß der vollkommenen Hingebung seiner selbst an Gott. Fangen wir mit dem Schuldopfer an, so sehen wir Christus auf dem Kreuz, unsere Sünden tragend, indem Er sie nach der Vollkommenheit seines versöhnenden Opfers hinweg tut; und in jedem und allen erblicken wir die Vortrefflichkeit seiner göttlichen und anbetungswürdigen Person. Dies alles ist gewiss hinreichend, um in unseren Herzen das tiefste Interesse für das Studium jener köstlichen Vorbilder zu erwecken, die wir jetzt einzeln zu betrachten gedenken. Und möge Gott der Heilige Geist, welcher das 3. Buch Mose geschrieben hat, dessen Inhalt in lebendiger Kraft unseren Herzen auslegen, auf dass wir, wenn wir zum Schluss desselben gelangt sind, überschwängliche Ursache haben mögen, seinen Namen zu preisen für viele tiefeindringende und herzbelebende Blicke in die Person und das Werk unseres hochgelobten Herrn Jesus Christus, welchem sei die Herrlichkeit, jetzt, ferner und für immerdar! Amen.

In dem Brandopfer, mit welchem unser Buch beginnt, haben wir ein Vorbild von Christus als dem, „der sich selbst ohne Flecken Gott opferte.“ Hieraus erkennen wir die Stellung, welche der Heilige Geist demselben anweist. Als der Herr Jesus Christus kam, um das glorreiche Werk der Versöhnung zu erfüllen, war in der Vollbringung desselben sein höchster und teuerster Zweck die Herrlichkeit Gottes. „Siehe, ich komme, zu tun, o Gott, deinen Willen“ war der große Wahlspruch in jeder Handlung und in allen Umständen seines Lebens, und nirgends bemerklicher als in dem Werte des Kreuzes. Was der Wille Gottes auch sein mochte. Er kam, um ihn zu tun. Wir wissen, gepriesen sei Gott! was unser Teil in der Erfüllung dieses „Willens“ ist; denn durch denselben „sind wir geheiligt, durch das ein für alle Mal (geschehene) Opfer des Leibes Jesu Christi“ (Heb 10,10). Doch war die erste und vornehmste Richtung des Werkes Christi zu Gott hin. Es war eine unaussprechliche Wonne für Ihn, den Willen Gottes auf dieser Erde zu erfüllen. Niemand hatte dies je zuvor getan. Wohl hatten Ewige durch die Gnade das getan, „was vor dem Angesicht Gottes Recht war.“ Keiner aber hatte je vollkommen, unveränderlich, von Anfang bis zu Ende, ohne Rückhalt und ohne Abweichung den Willen Gottes erfüllt. Doch dies war es gerade, was der Herr Jesus tat. Er war „gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz“ (Phil 2,8). „Er stellte sein Angesicht fest, nach Jerusalem zu gehen.“ Und als Er aus dem Garten Gethsemane nach dem Kreuz auf Golgatha ging, sprach sich die gänzliche Ergebenheit seines Herzens in jenen Worten aus: „Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?“

In all dieser selbstverleugnenden Hingebung an Gott war sicher ein süßer Geruch. Ein vollkommener Mensch auf Erden, der den Willen Gottes sogar bis zum Tod erfüllte, war für den Himmel ein Gegenstand von erstaunlichem Interesse. Wer war im Stande, die tiefen Tiefen jenes sich hingebenden Herzens zu ergründen, welches sich unter dem Auge Gottes auf dem Kreuz entfaltete? Sicherlich keiner als Gott; denn in diesem, wie in allem anderen, bleibt es wahr, dass niemand kann irgendetwas von Ihm erkennen, als der, dem der Vater Ihn offenbart. Der Geist des Menschen kann nach einem gewissen Maße irgendeinen Gegenstand des Wissens „unter der Sonne“ ergreifen; die menschliche Wissenschaft kann vom menschlichen Verstande erfasst werden; aber niemand erkennt den Sohn, wenn nicht der Vater durch die Kraft des Heiligen Geistes, durch das geschriebene Wort Ihn offenbart. Der Heilige Geist erfreut sich, den Sohn zu offenbaren – von dem seinen zu empfangen, und uns zu verkündigen. Dies alles haben wir in seiner ganzen Fülle und Schönheit in dem Wort. Da kann keine neue Offenbarung sein, weil der Heilige Geist „alle Dinge“ den Aposteln ins Gedächtnis brachte, und sie in „alle Wahrheit“ leitete. Über „alle Wahrheit“ hinaus gibt es nichts, und daher ist jeder Anspruch auf eine neue Offenbarung und die Enthüllung einer neuen Wahrheit – d. i. einer Wahrheit, die nicht in der heiligen Schrift enthalten ist – eine Anstrengung von menschlicher Seite, noch etwas zu dem hinzu zu fügen, was Gott „alle Wahrheit“ nennt. Ohne Zweifel kann der Heilige Geist eine in dem Wort enthaltene Wahrheit mit neuer und außerordentlicher Kraft entfalten und anwenden; aber das ist offenbar etwas ganz anders, als außerhalb der Grenze der göttlichen Offenbarung Grundsätze, Ideen und Lehrsätze entdecken zu wollen welche das Gewissen beherrschen sollten. Letzteres kann nur als gottlose Vermessenheit betrachtet werden.

In den Evangelien finden wir Christus in den verschiedenen Phasen seines Charakters, seiner Person und seines Werkes dargestellt. Zu diesen köstlichen Dokumenten hat sich in jedem Zeitalter das Volk Gottes freudig hingewandt, um die himmlischen Offenbarungen des Gegenstandes ihrer Liebe und ihres Vertrauens – dessen, dem sie alles in Zeit und in Ewigkeit zu verdanken haben, in sich aufzunehmen. Aber vergleichsweise sind doch sehr wenige dazu gekommen, die Gebräuche und Zeremonien der levitischen Haushaltung, die eine so reiche, selbst in die kleinsten Einzelheiten eingehende Belehrung über diesen beachtenswerten Gegenstand darbietet, zu beachten. Die Opfer des 3, Buchs Mose z. B. hat man bisher zu sehr als gewisse veraltete Urkunden jüdischer Gebräuche betrachtet, die unseren Ohren keine verständliche Sprache und unserem Verständnis kein geistliches Licht zuführen. Dennoch muss es zugegeben werden, dass die scheinbar dunklen Urkunden des 3. Buchs Mose eben sowohl als die erhabenen Gesänge Jesajas ihren Platz einnehmen unter den „Dingen, die zuvor geschrieben waren“, und dass sie deshalb „zu unserer Belehrung“ sind. Es ist wahr, wir haben nötig jene Urkunden, sowie die ganze Schrift, mit einem demütigen, sich selbst, verleugnenden Geist zu betrachten – mit ehrerbietiger Abhängigkeit von der Unterweisung dessen, der sie gnädig für uns hat aufzeichnen lassen – mit eifriger Aufmerksamkeit auf den allgemeinen Zweck, Stellung und Übereinstimmung der ganzen Summe der göttlichen Offenbarung – mit ernster Zügelung der eigenen Einbildungskraft, damit sie uns nicht zu einer unheiligen Schwärmerei führe. Wenn wir aber also durch die Gnade in das Studium der Vorbilder des 3. Buchs Mose eintreten, so werden wir in denselben eine Ader des reinsten und feinsten Goldes finden.

Wir werden nun fortfahren, das Brandopfer zu betrachten, welches, wie wir bereits bemerkt haben, Christus darstellt als den, der „sich selbst, ohne Flecken Gott opferte.“

„Will er sein Brandopfer tun von Rindern, so opfere er ein Männlein, das ohne Fehl ist“ (V 3). Die Herrlichkeit und Würde der Person Christi bilden die Grundlage des Christentums. Er teilte jene Würde und Herrlichkeit allem mit, was Er hat, und jedem Dienst? oder Amt, das Er verwaltete. Kein Amt konnte irgendwie die Herrlichkeit dessen erhöhen, welcher „Gott ist über alles, gesegnet in du Zeitalter“ – „Gott offenbart im Fleisch“ – der glorreiche „Emmanuel“ – „Gott mit uns“ – das ewige Wort – der Schöpfer und Erhalter des Weltalls. Welches Amt könnte der Würde eines solchen irgendetwas hinzufügen. Wir wissen, dass seine Ämter mit seiner Menschheit verbunden sind; und indem Er die Menschheit annahm, kam Er hernieder von jener Herrlichkeit, die Er bei dem Vater hatte, ehe die Welt war. Er erniedrigte sich also, um Gott vollkommen zu verherrlichen, inmitten einer Szene, wo alles feindlich gegen Ihn war. Er kam, um „verzehrt“ zu werden durch einen heiligen unauslöschlichen Eifer für die Herrlichkeit Gottes, und die Ausführung seiner ewigen Ratschlüsse.

Das „fehlerlose Männliche des ersten Jahres“ war ein Vorbild von dem Herrn Jesus Christus als dem, der sich selbst opferte für die vollkommene Erfüllung des Willens Gottes. Da sollte nichts sein das Schwachheit oder Unvollkommenheit ausdrückte. „Ein Männlein des ersten Jahres“ wurde erfordert. Wir werden sehen, wann wir zur Betrachtung der anderen Opfer kommen, dass in einigen Fällen „ein weibliches Tier“ erlaubt war; aber dies war nur ein Ausdruck der Unvollkommenheit in Bezug auf das Verständnis des Anbeters, und keineswegs irgendein Mangel in dem Opfer selbst, weil es in dem einen, wie in dem anderen Fall „ohne Fehl“ war. Aber hier war es ein Opfer von der höchsten Ordnung, weil es Christus war als der, welcher sich selbst Gott opferte. Im Brandopfer war Christus ausschließlich für das Auge und das Herz Gottes. Dieser Punkt sollte gut verstanden werden. Gott allein konnte die Person und das Werk Christi wahrhaft schätzen. Er allein konnte das Kreuz als den Ausdruck der vollkommenen Ergebenheit Christi würdigen. Das Kreuz, wie es durch das Brandopfer vorgebildet ist, hatte ein Element in sich, welches nur der göttliche Geist zu fassen vermochte. Es hatte so unendliche Tiefen, dass weder ein Sterblicher, noch ein Engel sie ergründen konnte. Es war eine Sprache darin, die ausschließlich für das Ohr des Vaters bestimmt war, und auch dorthin direkt seine Richtung nahm. Es gaben Mitteilungen zwischen dem Kreuz auf Golgatha und dem Thron Gottes, welche weit, weit hinter dem höchsten Bereich des geschaffenen Geistes liegen.

„Vor der Tür der Hütte des Stifts bringe er es freiwillig vor den Herrn.“ Der hier gebrauchte Ausdruck „freiwillig“ bringt mit großer Klarheit die erhabene Idee in dem Brandopfer ans Licht. Es leitet uns, das Kreuz von einer Seite zu betrachten, die nicht genügsam erfasst worden ist. Wir sind zu sehr geneigt, das Kreuz nur als die Stätte anzusehen, wo zwischen dem ewigen Gerechten und dem fleckenlosen Opfer die große Frage der Sünde behandelt und geordnet wurde – als die Stätte, wo unsere Schuld getilgt und Satan glorreich überwunden wurde. Dank, ewiger und allgemeiner Dank der erlösenden Liebe! Das Kreuz war alles dieses. Aber es war mehr als dieses. Es war die Stätte, wo die Liebe Christi zum Vater in einer Sprache ausgedrückt wurde, die nur der Vater hören und verstehen konnte. Und in dieser letzteren Beziehung ist es in dem Brandopfer vorgebildet, und deshalb finden wir hier das Wörtchen „freiwillig“. Wäre es nur eine Frage der Zurechnung der Sünde und des Ertragens des Zornes Gottes der Sünde wegen, so würde ein solcher Ausdruck nicht in seiner moralischen Ordnung sein. Unser teurer Herr Jesus konnte in einem gewissen Sinne nicht willig, „zur Sünde gemacht“ zu werden – „willig“, den Zorn Gottes und das Verbergen seines Angesichts zu ertragen, dargestellt werden; und in dieser einen Tatsache lernen wir auf die deutlichste Weise, dass das Brandopfer nicht Christus auf dem Kreuz, als die Sünde tragend, vorbildete, sondern Christus auf dem Kreuz, den Willen Gottes erfüllend. Dass Christus selbst das Kreuz in diesen beiden Beziehungen betrachtete, geht klar aus seinen eigenen Worten hervor. Als Er auf das Kreuz als die Stätte des Sündentragens schaute – als Er die Schrecken vorempfand, mit welchen es, von dieser Seite betrachtet, heimgesucht wurde, rief Er: „Vater, wenn du diesen Kelch an mir vorüber führen willst. ..“ (Lk 22,42). Er zitterte vor dem, was sein Werk, als Sündenträger, in sich schloss. Sein reiner und heiliger Sinn schauderte bei dem Gedanken an die Berührung mit der Sünde und sein liebendes Herz erbebte bei dem Gedanken, auch nur auf einen Augenblick das Licht des Antlitzes Gottes zu verlieren.

Doch hatte das Kreuz noch eine andere Seite. Es stand vor dem Auge Christi als eine Szene, auf welchem Er alle die tiefen Geheimnisse seiner Liebe zum Vater völlig ausdrücken konnte – als ein Platz, wo Er „freiwillig“ den Kelch, den Ihm sein Vater gegeben hatte, nehmen, und bis auf die Hefen leeren konnte. Es ist wahr, das ganze Leben Christi strömte einen lieblichen Wohlgeruch aus, der allezeit zu dem Thron des Vaters emporstieg. – Er tat immer, was dem Vater wohlgefiel – Er tat immer den Willen Gottes; aber das Brandopfer stellt Ihn nicht vorbildlich in seinem Leben dar – so köstlich und über alle Begriffe auch jede Handlung seines Lebens war – sondern in seinem Tod, und in demselben nicht als den, der für uns „ein Fluch geworden ist“, sondern als den, der dem Herzen des Vaters einen unvergleichlichen Wohlgeruch darbringt.

Diese Wahrheit bekleidet für das geistliche Gemüt das Kreuz mit einer ganz besonderen Schönheit. Sie teilt den Leiden unseres teuren Herrn ein Interesse von ganz überwältigendem Charakter mit. Der schuldbeladene Sünder findet ohne Zweifel in dem Kreuz eine göttliche Antwort auf das tiefste und ernstlichste Sehnen seines Herzens und Gewissens; der wahre Gläubige findet in dem Kreuz das, was jede Zuneigung seines Herzens gefangen nimmt und sein ganzes moralisches Wesen fesselt; die Engel finden in dem Kreuz einen Gegenstand endloser Bewunderung. Dies alles ist wahr; aber in dem Kreuz ist noch etwas, das über die höchsten Begriffe der Heiligen oder der Engel weit hinausgeht, nämlich die tiefe Ergebenheit des Herzens des Sohnes dargebracht dem Herzen des Vaters und gewürdigt durch dasselbe. Dies ist die erhabene Seite des Kreuzes, welche so schlagend im Brandopfer vorbildlich dargestellt ist.

Hier möchte ich bemerken, dass die unterscheidende Schönheit des Brandopfers gänzlich aufgegeben werden muss, wenn wir die Idee zugeben, dass Christus sein ganzes Leben hindurch ein Sündenträger gewesen sei. In dem Wort „freiwillig“ würde alsdann keine Kraft, kein Wert, keine Bedeutung sein. Es könnte kein Raum für eine freiwillige Handlung bei jemand sein, der durch die Notwendigkeit seiner eigenen Stellung gezwungen wäre, sein Leben hinzugeben. Wenn Christus während seines Lebens ein Sündenträger war, dann wäre gewiss sein Tod eine notwendige und nicht eine freiwillige Handlung gewesen. Es kann in der Tat mit Sicherheit behauptet werden, dass da nicht ein einziges Opfer ist, dessen Schönheit durch die Theorie von einem Leben des Sündentragens nicht zerstört, und dessen Reinheit und Vollständigkeit dadurch nicht preisgegeben würde. Im Brandopfer ist dies besonders der Fall, weil es sich darin nicht um das Sündentragen handelt, noch um das Ertragen des Zornes Gottes, sondern! allein um die freiwillige Hingebung, die sich im Tod auf dem Kreuz offenbarte. Im Brandopfer erkennen wir ein Vorbild von Gott, dem Sohn, als dem, der durch Gott, den Heiligen Geist, den Willen Gottes, des Vaters, erfüllte. Dies tat Er „freiwillig.“ „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, auf dass ich es wiedernehme“ (Joh 10,17). Hier haben wir das Brandopfer im Tod Christi dargestellt. Auf der anderen Seite sagt der Prophet, indem er Ihn als das Sündopfer betrachtet: „Sein Leben ist von der Erde weggenommen“ (Apg 8,33). Wiederum sagt Christus: „Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selber.“ War Er ein Sündenträger, als Er dies sagte? Beachte Wohl, es ist „Niemand“ – nicht Mensch, nicht Engel, nicht Teufel, noch sonst jemand. Es war seine eigene, freiwillige Handlung, sein Leben zu lassen, dass Er es wieder nehmen möchte. „Deinen Willen, o mein Gott, tue ich gern.“ Das war die Sprache des göttlichen Brandopfers – dessen, der seine unaussprechliche Freude darin fand, sich selbst ohne Flecken Gott zu opfern.

Es ist nun von der äußersten Wichtigkeit, den vornehmsten Zweck des Herzens Christi in dem Werk der Erlösung mit aller Klarheit zu erfassen. Es dient zur Befestigung des Friedens des Gläubigen. Die Erfüllung des Willens Gottes, die Bestätigung der Ratschlüsse und die Entfaltung der Herrlichkeit Gottes nahmen den vollständigsten Platz in jenem ergebenen Herzen ein, welches alles in Beziehung zu Gott betrachtete und schätzte. Der Herr Jesus stand nicht einmal still, um zu fragen, in wie weit irgendeine Handlung oder ein Umstand Ihn selbst treffen würde. „Er erniedrigte sich selbst“ – „Er machte sich selbst zu nichts“ – Er gab alles auf. Und darum, als Er an das Ende seiner Laufbahn gekommen war, konnte Er auf alles zurückblicken und mit gen Himmel erhobenen Augen sagen: „Ich habe dich verherrlicht auf der Erde, das Werk habe ich vollbracht, welches du mir gegeben hast, dass ich (es) tun sollte“ (Joh 17,4). Es ist unmöglich, das Werk Christi von dieser Seite zu betrachten, ohne das Herz mit der süßesten Zuneigung gegen seine Person erfüllt zu haben. Zu wissen, dass Er Gott zu seinem vornehmsten Gegenstand im Werk des Kreuzes machte, kann unsere Überzeugung von seiner Liebe zu uns nicht im Geringsten beeinträchtigen. Ganz das Gegenteil; seine Liebe zu uns und unsere Errettung in Ihm konnte nur auf die durch Ihn bestätigte Herrlichkeit Gottes gegründet werden. Jene Herrlichkeit muss die solide Grundlage von allem bilden. „So wahr, wie ich lebe, so soll alle Welt der Herrlichkeit des Herrn voll werden“ (4. Mo 14,21). Doch wir wissen, dass die ewige Herrlichkeit Gottes und die ewige Segnung der Kreatur in den göttlichen Ratschlüssen unzertrennbar mit einander verbunden sind, so dass, wenn Erstere gesichert ist, auch notwendiger Weise Letztere es sein muss.

„Und er lege seine Hand auf des Brandopfers Haupt, so wird es für ihn angenehm sein, ihn zu versöhnen“ (V 4). Die Handlung des Handauflegens drückte die vollständigste Einsmachung aus. Durch diese bezeichnende Handlung wurden der Opfernde und das Opfer eins; und diese Einheit bei dem Brandopfer sicherten dem Opfernden die ganze Annehmlichkeit seines Opfers. Die Anwendung hiervon auf Christus und den Gläubigen stellt eine Wahrheit der köstlichsten Natur dar – eine Wahrheit, die im Neuen Testament ausführlich entwickelt ist, nämlich die ewige Einsmachung des Gläubigen mit Christus in seiner Annahme in Ihm. „Wie Er ist, so sind auch wir in dieser Welt.“ „Wir sind in dem Wahrhaftigen“ (1. Joh 4,17; 5,20). etwas weniger als dieses, und wäre es das Geringste, könnte nichts helfen. Der Mensch, der nicht in Christus ist, ist in seinen Sünden. Da ist kein Mittelweg. Du musst entweder in Christus, oder außer Ihm sein. Es ist unmöglich teilweise in Christus zu sein. Wenn da nur eines Haares Breite zwischen dir und Ihm ist, so bist du wirklich unter dem Zorn und der Verdammnis. Aber auf der anderen Seite, wenn du in Ihm bist, so bist du „wie Er ist“ vor Gott, und bist in der Gegenwart seiner unendlichen Heiligkeit also betrachtet. Dies ist die einfache Lehre des Wortes Gottes. „Ihr seid vollendet in Ihm“ – „begnadigt in dem Geliebten“ – „Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und von seinem Bein.“ – „Wer aber dem Herrn anhängt, ist ein Geist (mit Ihm)“ (Kol 2,10; Eph 1,6; 1. Kor 6,17). Es ist nicht möglich, dass das Haupt in diesem Grad der Annahme sein kann, und die Glieder in einem anderen. Nein; das Haupt und die Glieder sind eins. Gott betrachtet sie als eins, und deshalb sind sie eins. Diese Wahrheit ist Zugleich der Grund des höchsten Vertrauens und der tiefsten Demut. Sie gibt die völligste Versicherung der „Freimütigkeit am Tag des Gerichts“, weil es unmöglich ist, dass uns irgendetwas von dem zur Last gelegt werden kann, mit dem wir vereinigt sind. Sie gibt uns ein tiefes Gefühl unseres eigenen Nichts, weil unsere Einheit mit Christus auf den Tod der eigenen Natur und auf die gänzliche Abschaffung aller ihrer Forderungen und Ansprüche gegründet ist.

Da nun also das Haupt und die Glieder in derselben Stellung unendlicher Gunst und Annahme vor Gott betrachtet werden, so ist es vollkommen klar, dass alle Glieder in einer Annahme, in einer Errettung, in einem Leben und in einer Gerechtigkeit stehen. Es gibt keine Gerade in der Rechtfertigung. Das Kind in Christus steht in derselben Rechtfertigung wie der Heilige von einer fünfzigjährigen Bewährung. Der eine ist in Christus, und so der andere; und wie dies der einzige Grund des Lebens ist, so ist es auch der einzige Grund der Rechtfertigung. Es gibt keine zwei Arten des Lebens, noch gibt es zwei Arten der Rechtfertigung. Ohne Zweifel gibt es verschiedene Gerade des Genusses dieser Rechtfertigung – verschiedene Gerade in der Erkenntnis ihrer Fülle und Tragweite – verschiedene Gerade der Fähigkeit, ihre Kraft auf Herz und Leben zu beweisen; und diese Dinge werden oft mit der Rechtfertigung selbst verwechselt, welche, da sie göttlich ist, notwendiger Weise ewig, unbedingt und unveränderlich ist, und durch die Unbeständigkeit der menschlichen Gefühle und Erfahrungen durchaus nicht angetastet wird.

Es gibt aber auch ferner keinen Fortschritt in der Rechtfertigung. Der Gläubige ist heute nicht mehr gerechtfertigt, als er es gestern war; noch wird er es morgen mehr sein, als er es heute ist; ja, wenn jemand „in Christus Jesus“ ist, so ist er so vollkommen gerechtfertigt, als wenn er vor dem Thron Gottes wäre. Er ist „vollendet in Christus“; er ist „wie“ Christus. Er ist nach der eigenen Aussage des Herrn selbst, „ganz rein“ (Joh 13,10). Was könnte er, diesseits der Herrlichkeit, mehr sein? Er kann, und – wenn er im Geist wandelt – wird er in dem Gefühl und dem Genuss dieser herrlichen Wirklichkeit Fortschritte machen; aber was die Sache selbst betrifft, so ging er in demselben Augenblicke, wo er durch die Macht des Heiligen Geistes das Evangelium glaubte, aus dem gewissen Zustand der Ungerechtigkeit und der Verdammnis in einen gewissen Zustand der Gerechtigkeit und Annahme über. Dies alles ist auf die göttliche Vollkommenheit des Werkes Christi gegründet; gerade wie beim Brandopfer des Anbeters Annahme auf die Annehmlichkeit seines Opfers gegründet war. Es handelte sich nicht um das, was er war, sondern einfach um das, was sein Opfer war. „So wird es für ihn angenehm sein, ihn zu versöhnen.“

„Und er soll das junge Rind schlachten vor dem Herrn; und die Priester, Aarons Söhne, sollen das Blut herzubringen, und auf den Altar umhersprengen, der vor der Hütte des Stifts ist“ (V 5). Beim Studium der Lehre des Brandopfers ist es höchst nötig, sich stets zu erinnern, dass der darin vorgestellte große Gegenstand nicht der ist, dem Bedürfnis des Sünders zu begegnen, sondern, um Gott das darzubringen, was Ihm unendlich annehmlich war. Christus, wie Er durch das Brandopfer vorgebildet ist, ist nicht für das Gewissen des Sünders, sondern für das Herz Gottes. Ferner ist das Kreuz im Brandopfer nicht die Darstellung der außerordentlichen Hässlichkeit der Sünde, sondern der unerschütterlichen und unwandelbaren Hingebung Christi an den Vater. Auch ist es nicht die Szene des ausgegossenen Zornes Gottes auf Christus, als Sündenträger, sondern des unvermischten Wohlgefallens des Vaters an Christus, als dem freiwilligen und wohlriechendsten Opfer. Endlich ist die „Versöhnung“, wie wir sie im Brandopfer sehen, nicht nur den Ansprüchen des menschlichen Gewissens angemessen, sondern auch dem innigsten Verlangen des Herzens Christi, den Willen Gottes zu erfüllen und seine Ratschlüsse zu bestätigen – ein Verlangen, welches bei der Hingebung seines fleckenlosen, teuren Lebens, als ein „freiwilliges Opfer“ des „süßen Geruchs“, nicht stockte. Keine Macht der Erde oder der Hölle, der Menschen oder der Teufel konnte Ihn von der Ausführung dieses Verlangens zurückschrecken. Als Petrus in seiner Unwissenheit Ihm durch Worte falscher Zärtlichkeit abzuraten suchte, der Schande und der Erniedrigung des Kreuzes entgegen zu gehen, indem er sagte: „Ei, behüte Herr! dieses wird dir nicht widerfahren;“ – was war seine Antwort? „Weiche hinter mich, Satan! du bist mir ein Ärgernis; denn du sinnst nicht auf das, was Gottes, sondern was der Menschen ist“ (Mt 16,22–23). – Ebenso sagt Er bei einer anderen Gelegenheit zu seinen Jüngern: „Ich werde nicht mehr vieles mit euch reden; denn es kommt der Fürst der Welt, und hat Nichts an mir, sondern auf dass die Welt erkenne, dass ich den Vater liebe, und dass ich also tue, wie mir der Vater geboten hat“ (Joh 14,30–31). Diese und viele andere verwandte Schriftstellen stellen das Werk Christi im Licht des Brandopfers dar, in welchem augenscheinlich der vornehmste Gedanke der ist, dass Er „Sich selbst ohne Flecken Gott opferte.“

In völliger Übereinstimmung mit alle dem, was in Bezug auf den speziellen Punkt in dem Brandopfer gesagt worden ist, ist die Stellung, welche die Söhne Aarons erhielten und die ihnen darin angewiesenen Verrichtungen. Sie „sprengen das Blut“ – sie „tun Feuer auf den Altar“ – sie „legen Holz über das Feuer“ – und „legen die Stücke, den Kopf und das Fett auf das Holz, das über dem Feuer auf dem Altar ist“ (V 5–8). Dies sind sehr hervorragende Handlungen, und bilden einen bemerkenswerten Zug des Brandopfers, im Gegensatz zu dem Sündopfer, in welchem die Söhne Aarons gar nicht erwähnt sind. „Die Söhne Aarons“ stellen die Kirche oder Versammlung dar – nicht als „Einen Leib“, sondern als ein priesterliches Haus. Dies ist leicht zu begreifen. Wenn Aaron ein Vorbild von Christus war, so war das Haus Aarons ein Vorbild von dem Haus Christi, wie wir Hebräer 3,6 lesen: „Christus aber, als Sohn über sein eigenes Haus, welches Haus wir sind ...“ Und wiederum: „Siehe, ich und die Kinder, die Gott mir gegeben hat.“ Es ist nun das Vorrecht der Kirche, als geleitet und gelehrt durch den Heiligen Geist, auf diese Seite von Christus, wie sie uns im ersten Vorbild des 3. Buchs Mose dargestellt ist, hinzuschauen und sich darin zu erfreuen. „Unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater“, der uns gnädig einladet, an seinen Gedanken über Christus mit Ihm Teil zu nehmen. Es ist wahr wir vermögen nimmer zu der Höhe jener Gedanken emporzusteigen, aber durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt, können wir Gemeinschaft darin haben. Es handelt sich hier nicht um die Sache, durch das Blut Christi, als Sündenträger, ein beruhigtes Gewissen zu haben, sondern um die Gemeinschaft mit Gott an Christi vollkommener Hingebung seiner selbst auf dem Kreuz.

„Die Priester, Aarons Söhne, sollen das Blut herzubringen, und auf dem Altar umhersprengen, der vor der Hütte des Stifts ist“ (V 5). Hier haben wir ein Vorbild von der Kirche, indem sie das Gedächtnis eines vollendeten Opfers bringt und es im Weg eines persönlichen Hinzunahens zu Gott darstellt. Doch müssen wir uns erinnern, dass es das Blut des Brandopfers und nicht das des Sündopfers ist. Es ist die Kirche, die in der Kraft des Heiligen Geistes in den erhabenen Gedanken der vollendeten Hingebung Christi an Gott eingeht, und nicht ein überführter Sünder, der in den Wert des Blutes des Sündenträgers eingeht. Ich brauche es kaum zu sagen, dass die Kirche aus Sündern, ja, aus überführten Sündern zusammengesetzt ist; aber „Aarons Söhne“ stellen nicht überführte Sünder, sondern anbetende Heilige dar. Es ist als „Priester“, dass sie mit dem Brandopfer zu tun haben. Viele irren darin. Sie meinen, dass, wenn einer – eingeladen durch die Gnade Gottes, und fähig gemacht durch das Blut Christi –die Stelle eines Anbeters einnehme, er sich dadurch weigere, sich als einen armen, unwürdigen Sünder zu bekennen. Dies ist ein großer Irrtum. Der Gläubige ist in sich selbst, „gar nichts;“ aber in Christus ist er ein gereinigter Anbeter. Er steht nicht, als ein schuldiger Sünder im Heiligtum, sondern als ein anbetender Priester, bekleidet mit „herrlichen und schönen Gewändern.“ In der Gegenwart Gottes mit meiner Schuld beschäftigt zu sein, ist nicht Demut in Bezug auf mich selbst, sondern Unglauben in Bezug auf das Opfer.

Es muss nun meinem Leser ganz augenscheinlich sein, dass die Idee des Sündentragens – der Zurechnung der Sünde – des Zornes Gottes im Brandopfer nicht hervortritt. Wohl lesen wir: „Es wird für ihn angenehm sein, ihn zu versöhnen;“ aber es ist eine Versöhnung, nicht in Rücksicht auf die Tiefe und Größe der menschlichen Schuld, sondern in Rücksicht auf die Vollkommenheit der Hingebung Christi an Gott, und der Größe der Freude Gottes an Christus. Dies gibt uns die höchste Idee der Versöhnung. Wenn ich Christus als das Sündopfer betrachte, so sehe ich eine Versöhnung gemacht, hinsichtlich der Ansprüche der göttlichen Gerechtigkeit, in Bezug auf die Sünde. Sehe ich aber die Versöhnung im Brandopfer, so ist sie nach dem Maß der Bereitwilligkeit und Fähigkeit Christi, den Willen Gottes zu erfüllen, und nach dem Maß des Wohlgefallens Gottes an Christus und seinem Werk. Welch eine vollkommene Versöhnung muss diese sein, welche die Frucht der Hingebung Christi an Gott ist! Könnte es etwas Höheres geben? Gewiss nicht. Der Charakter der Versöhnung beim Brandopfer ist der Art, dass die priesterliche Haushaltung in den Vorhöfen des Hauses Gottes wohl für immer damit beschäftigt sein mag.

„Und man soll dem Brandopfer die Haut abziehen, und es soll in Stücke zerhauen werden“ (V 6). Die zeremonielle Handlung des „Hautabziehens“ war besonders bezeichnend. Sie bestand einfach in der Hinwegnahme der äußerlichen Hülle, damit das, was innerlich war, vollständig offenbart sein möchte. Es war nicht genug, dass das Opfer äußerlich „ohne Tadel“ war, sondern auch die „verborgenen Teile“ sollten alle enthüllt werden, damit jede Sehne und jedes Glied gesehen werden konnte. Nur bei dem Brandopfer ist diese Handlung besonders genannt. Dies ist ganz charakteristisch, und dient dazu, die Tiefe der Hingebung Christi an den Vater darzustellen. Es war bei Ihm kein bloß oberflächliches Werk. Je mehr die Geheimnisse seines inneren Lebens entfaltet und die Tiefen seines Wesens erforscht wurden, desto klarer trat es hervor, dass die reine Ergebung in den Willen seines Vaters und das ernstliche Verlangen nach dessen Verherrlichung die Quellen des Handelns in dem großen Gegenbild des Brandopfers waren. Er war in der Tat ein ganzes Brandopfer.

„Und es soll in seine Stücke zerhauen werden.“ Diese Handlung stellt eine etwas ähnliche Wahrheit dar, wie die in dem wohlriechenden „zerstoßenen Rauchwerk“ (3. Mo 16). Es ist die Freude des Heiligen Geistes bei der Lieblichkeit und dem Wohlgeruch des Opfers Christi – nicht nur als ein Ganzes, sondern auch in allen seinen Einzelheiten – zu verweilen. Betrachten wir das Brandopfer als ein Ganzes, so sehen wir es ohne Fehl; betrachten wir es in allen seinen einzelnen Teilen, so finden wir dasselbe. So war Christus, und so finden wir Ihn in diesem wichtigen Vorbild dargestellt.

„Und die Söhne Aarons, des Priesters, sollen Feuer auf den Altar tun und Holz über das Feuer legen; und sollen die Stücke, samt dem Kopf und dem Fett, auf das Holz hinlegen, das über dem Feuer auf dem Altar ist“ (V 7–8). das war eine hohe Stellung für die priesterliche Familie. Das Brandopfer wurde ganz und gar Gott geopfert. Es wurde alles auf dem Altar verbrannt. {Es mag bei dieser Gelegenheit gut sein, dem Leser zu sagen, dass das hebräische Wort, welches durch „brennen“ oder „Brand“ übersetzt ist, beim Brandopfer ganz verschieben von dem ist, was beim Sündopfer gebraucht wird. Da nun der Gegenstand von besonderem Interesse ist, so will ich auf einige der Stellen hinweisen, worin jenes Wort sich vorfindet. Wenn es beim Brandopfer gebraucht ist, so bezeichnet es „Weihrauch“ oder „Rauchwerk brennen“, und kommt in folgenden Stellen in der einen oder anderen Ableitung vor. 3. Mose 6,15: „und den ganzen Weihrauch ... und soll es anzünden auf dem Altar.“ 5. Mose 33,10: „Sie werden Räucherwerk vor deine Nase legen, und ganz verbrannte Opfer auf deinen Altar.“ 2. Mose 30,1: „Du sollst auch einen Rauchaltar machen, zu räuchern.“ Psalm 60,15: „mit Räucherwerk von Widdern.“ Jeremia 44,21: „das Räucherwerk, das ihr geräuchert in den Städten Juda.“ Hohelied 3,6: „wie ein Geräuch von Myrrhe und Weihrauch.“ Ähnliche Stellen könnten noch in Menge angeführt werden, aber die obigen werden genügen, um den Gebrauch des Wortes zu zeigen, wenn er in dem Brandopfer vorkommt.

Das hebräische Wort, welches durch „brennen“ in Verbindung mit dem Sündopfer übersetzt ist, bezeichnet nur brennen im Allgemeinen, und kommt in folgenden Stellen vor. 1. Mose 11,3: „Wohlan, aßt uns Ziegel streichen und im Feuer brennen.“ 3. Mose 10,16: „Und Mose suchte den Bock des Sündopfers und fand ihn verbrannt.“ 3.Chronika 16,14: „Und sie machten ihm ein sehr großes Brennen.“

Es wurde also nicht nur das Sündopfer an einem besonderen Platze verbrannt, sondern es ist durch den Heiligen Geist auch ein unterschiedliches Wort gewählt, Auen dies Verbrennen auszudrücken. Wir dürfen keinen Augenblick denken, dass diese Unterscheidung nur eine Abwechslung der Wörter sei, auf deren Anwendung es nicht ankomme. Ich glaube, dass, wie die Weisheit des Heiligen Geistes sich in der Anwendung dieser beiden Wörtchen offenbart hat, dies auch in jedem anderen Unterscheidungspunkt in den beiden Opfern der Fall ist. Der geistliche Leser wird im Stand sein, den eigentlichen Wert der oben gedachten interessanten Verschiedenheit sich zu Nutze zu machen.}

Der Mensch hatte kein Teil daran; aber die Söhne Aarons, des Priesters, die selbst gleicherweise Priester waren, sieht man hier um den Altar Gottes stehen, um die Flamme eines annehmlichen Opfers, als ein süßer Wohlgeruch, zu Ihm aufsteigen zu sehen. Das war eine hohe Stellung – eine hohe Gemeinschaft, eine hohe Ordnung des priesterlichen Dienstes – ein treffendes Vorbild der Kirche, als Gemeinschaft habend mit Gott in Bezug auf die vollkommene Erfüllung seines Willens im Tod Christi. Als überführte Sünder blicken wir auf das Kreuz unseres Herrn Jesus Christus, und sehen darin das, was unserem ganzen Bedürfnis entgegenkommt. Das Kreuz, von dieser Seite betrachtet, gibt dem Gewissen vollkommenen Frieden. Doch als Priester, als gereinigte Anbeter, als Glieder der priesterlichen Familie, können wir das Kreuz in einem anderen Licht betrachten, sogar als die große Vollendung des heiligen Vorsatzes, den Willen des Vaters selbst bis zum Tod zu erfüllen. Als überführte Sünder stehen wir an dem ehernen Altar und finden Frieden durch das Blut der Versöhnung; aber als Priester stehen wir da, um die Vollkommenheit jenes Brandopfers – die vollkommene Hingabe und Darbringung des einen Fleckenlosen an Gott zu betrachten und zu bewundern.

Wir würden ein sehr unvollkommenes Verständnis des Geheimnisses des Kreuzes haben, wenn wir in demselben nur dasjenige erblickten, was dem Bedürfnis des Menschen, als Sünder, entgegenkommt. Es waren Tiefen in jenem Geheimnis, welche nur der Geist Gottes ergründen konnte. Daher ist es von Wichtigkeit, zu sehen, dass, wenn der Heilige Geist uns mit Vorbildern des Kreuzes versehen wollte, Er uns zuerst ein solches gibt, wodurch dasselbe in seiner Richtung zu Gott hin dargestellt ist. Dies allein sollte hinreichend sein, uns zu überzeugen, dass in der Lehre von dem Kreuz Höhen und Tiefen sind, die der Mensch nimmer erreichen kann. Er mag sich jener einzigen Quelle der Wonne nahen und ewiglich trinken – er mag das höchste Sehnen seines Geistes stillen – er mag sie mit der ganzen Macht der erneuerten Natur erforschen, – doch nach allem gibt es in dem Kreuz etwas, das Gott allein erkennen und würdigen kann. Daher kommt es, dass das Brandopfer den ersten Platz einnimmt. Es ist das Vorbild des Todes Christi, wie er von Gott allein geschaut und gewürdigt wird. Und gewiss können wir sagen, dass uns ein Vorbild wie dieses nicht hätte fehlen dürfen; denn nicht nur gibt es uns die höchste Anschauung des Todes Christi, sondern auch einen überaus köstlichen Gedanken in Bezug auf das besondere Interesse Gottes an jenem Tod. Selbst die Tatsache, dass Er dieses Vorbild des Todes Christi, welches ausschließlich für Ihn selbst sein sollte, eingesetzt hat, enthält einen Band von Belehrung für das geistliche Gemüt.

Doch obgleich weder Mensch, noch Engel die erstaunlichen Tiefen des Geheimnisses des Todes Christi völlig zu ergründen vermögen so können wir doch wenigstens einige Züge desselben erkennen, welche es notwendiger Weise dem Herzen Gottes über alle Maßen köstlich machen müssen. Von dem Kreuz erntet Er die reichsten Früchte der Herrlichkeit. Auf keine andere Weise hätte Er so verherrlicht werden können, wie durch den Tod Christi. In Christi freiwilliger Hingabe seiner selbst in den Tod, strahlt die himmlische Herrlichkeit in ihrem vollsten Glänze. Auch wurde hierin der feste Grund zu allen göttlichen Ratschlüssen gelegt. Das ist eine höchst trostreiche Wahrheit. Die Schöpfung hätte nie eine solche Grundlage darbieten können. Überdies gewährt das Kreuz einen rechtschaffenen Kanal, durch den die göttliche Liebe fließen kann. Und endlich wird durch das Kreuz Satan auf ewig zu Schanden gemacht, und „Fürstentümer und Gewaltige werden öffentlich zur Schau gestellt.“ Das sind die herrlichen Früchte, die durch das Kreuz hervorgebracht worden sind; und wenn wir ihrer gedenken, so können wir die wahre Ursache erkennen, warum ein Vorbild des Kreuzes ausschließlich für Gott selbst sein sollte, und auch eine Ursache, warum jenes Vorbild den ersten Platz, den höchsten Rang einnehmen sollte. Nochmals muss ich es aussprechen, dass unter den Vorbildern eine empfindliche Lücke sein würde, wenn das Brandopfer fehlte, und dass ebenso eine empfindliche Lücke in der göttlichen Urkunde wäre, wenn die Mitteilung dieses Vorbildes uns vorenthalten worden sei.

„Das Eingeweide aber, und die Schenkel soll man mit Wasser waschen; und der Priester soll das alles anzünden auf dem Altar zum Brandopfer, ein Feuer zum süßen Geruch dem Herrn“ (V 9). Diese Handlung machte das Opfer vorbildlich zu dem, was Christus in Wirklichkeit war – rein – sowohl innerlich als äußerlich rein. Zwischen den inneren Motiven Christi, und seinem äußeren Verhalten war die vollkommenste Übereinstimmung. Letzteres war der Ausdruck von Ersterem. Alles zielte auf den einen Punkt, nämlich auf die. Verherrlichung Gottes. Die Glieder seines Leibes gehorchten vollkommen und vollführten die Ratschläge seines ergebenen Herzens – jenes Herzens, welches in der Errettung des Menschen nur für Gott, und für seine Verherrlichung schlug. Wohl mochte der Priester „Alles auf dem Altar anzünden.“ Es war alles vorbildlich rein, und alles nur zur Speise für den Altar Gottes bestimmt. An einigen Opfern nahm der Priester Teil, an anderen der Opfernde; aber beim Brandopfer wurde „Alles“ auf dem Altar verbrannt. Es war ausschließlich für Gott. Die Priester mochten das Holz und das Feuer in Ordnung bringen und die Flamme aufwärtssteigen sehen – und es war ein hohes und heiliges Vorrecht, hierzu berufen zu sein – aber sie aßen nicht von dem Opfer. Gott allein war der Gegenstand Christi in Bezug auf das Brandopfer in seinem Tod. Wir können in unserer Vorstellung darüber nicht zu einfach sein. Von dem Augenblick an, wo „das Männlein ohne Fehl“, freiwillig vor der Tür der Hütte des Stifts dargebracht wurde, bis es durch die Wirkung des Feuers in Asche verwandelt war, entdecken wir in demselben Christus als den, „der sich selbst durch den ewigen Geist ohne Flecken Gott opferte.“

Dies macht das Brandopfer der Seele unaussprechlich köstlich. Es gibt uns die erhabenste Seite, des Werkes Christi. In jenem Werk hat Gott seine eigene, besondere Freude – eine Freude, in welche kein erschaffenes Wesen einzutreten vermag. Dies dürfen wir nie aus den Augen verlieren. Es ist in dem Brandopfer selbst entwickelt, und „durch das Gesetz des Brandopfers“, auf welches wir jetzt kurz hinweisen wollen, bestätigt.

„Und der Herr redete mit Mose und sprach: Gebiete Aaron und seinen Söhnen und sprich: Dies ist das Gesetz des Brandopfers. Das Brandopfer soll brennen auf dem Herd des Altars die ganze Nacht bis an den Morgen; es soll aber allein des Altars Feuer darauf brennen. Und der Priester soll seinen leinenen Rock anziehen und die leinenen Niederkleider an seinen Leib, und soll die Asche aufheben, da das Feuer das Brandopfer auf dem Altar verzehrt hat, und soll sie neben den Altar schütten. Und soll seine Kleider danach ausziehen, und andere Kleider anziehen, und die Asche hinaustragen, außer dem Lager an eine reine Stätte. Das Feuer auf dem Altar soll darauf brennen, und nimmer erlöschen; der Priester soll alle Morgen Holz darauf anbrennen, und oben darauf das Brandopfer zurichten und das Fett der Dankopfer darauf anzünden. Stetiges Feuer soll auf dem Altar brennen und nimmer erlöschen“ (3. Mo 6,8–13). – das Feuer auf dem Altar verzehrte das Brandopfer und das Fett des Dankopfers. Es war der passende Ausdruck der göttlichen Heiligkeit, welche in Christus und seinem vollkommenen Opfer einen geeigneten Nährstoff fand. Das Feuer sollte nie ausgehen. Das, was die Handlung der göttlichen Heiligkeit darstellte, sollte fortwährend unterhalten werden. Durch die dunklen und stillen Nachtwachen hindurch brannte das Feuer auf dem Altar des Herrn.

„Und der Priester soll seinen leinenen Rock anziehen usw.“ Hier nimmt der Priester vorbildlich die Stelle Christi ein, dessen persönliche Gerechtigkeit durch das weiße leinene Gewand vorgestellt wird. Er ist, nachdem Er sich zum Tod am Kreuz hingegeben, um den Willen Gottes zu erfüllen, durch seine eigene ewige Gerechtigkeit in den Himmel eingegangen, indem Er die Denkmale seines vollendeten Werkes mit sich trug. Die Asche bezeugte die Vollendung des Opfers, und Gottes Annahme desselben. Jene Asche, neben den Altar geschüttet, zeigte an, dass das Feuer das Opfer verzehrt hatte – dass es nicht nur ein vollendetes, sondern auch ein angenommenes Opfer war. Die Asche des Brandopfers versicherte die Annahme desselben. Die Asche des Sündopfers bezeugte das Gericht der Sünde.

Bei der weiteren Betrachtung der Opfer werden viele Punkte, die wir unter dem göttlichen Segen berührt haben, mit zunehmender Klarheit, Fülle, Genauigkeit und Kraft vor uns kommen. Jedes Opfer wird dadurch gleichsam hervorgehoben, dass es im Gegensatz zu all den übrigen betrachtet wird. Alle Opfer zusammen genommen geben uns ein vollständiges Bild von Christus. Sie sind gleichsam so viele Spiegel, die also geordnet sind, dass sie das Bild des wahren und allein vollkommenen Opfers in mannigfacher Weise wiederstrahlen lassen. Kein einzelnes Vorbild könnte Ihn völlig darstellen. Wir bedürfen Ihn als Wiederstrahl in seinem Leben wie in seinem Tod – als Mensch und als Opfer – zu Gott hin und zu uns hin, und so haben wir Ihn in den Opfern des 3. Buchs Mose. Gott ist in Gnade unserem Bedürfnis entgegengekommen; und möge Er uns jetzt größere Fähigkeiten geben, in seine Vorsorge einzutreten und sie zu genießen! (Fortsetzung folgt)

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