Die christliche Taufe
Was bedeutet sie?

Die Taufe – keine Sache der Versammlung

Die christliche Taufe

Darf ich noch einmal aufzeigen, womit die Taufe nichts zu tun hat?

Sie führt nicht zum ewigen Leben, sie ist nicht einmal ein Bild davon.

  • Sie gibt keine Vergebung der Sünden, sie ge schieht nur im Blick darauf.
  • Sie ändert nicht meine Stellung in Bezug auf den Himmel und die Ewigkeit, sie tut das nur im Blick auf die Erde und diese Zeit.

Noch ein weiterer wichtiger Punkt kommt hinzu:

Die Taufe ist nicht eine Angelegenheit der Versammlung Gottes, sondern eine persönliche Sache zwischen dem Täufer und dem Täufling.

Anders als bei der Zulassung zum Brotbrechen ist es nicht Aufgabe und Sache der örtlichen Versammlung, jemand zu taufen und ihn so in das Reich der Himmel beziehungsweise in das Haus Gottes auf der Erde aufzunehmen. Es ist ein durchaus irriger Gedanke anzunehmen, die Taufe führe in die Versammlung als den Leib Christi. Das wird vielmehr durch die Versiegelung mit dem Heiligen Geist bewirkt. Paulus war der „Diener der Versammlung“ (Kol 1,24–25), aber Christus hatte ihn nicht ausgesandt zu taufen (1. Kor 1,17). Die Verwechslung und Verquickung von Reich Gottes und Versammlung Gottes hat sich überaus unheilvoll ausgewirkt. Sie mochten zu Anfang „deckungsgleich“ gewesen sein (es waren dieselben Jünger, die das eine wie die andere bildeten), aber sie bedeuten einfach nicht dasselbe.

Wer diesen Unterschied erfasst hat, wird leicht verstehen, dass die Taufe nicht die Berechtigung zur Teilnahme am Tisch des Herrn gibt, wenn auch kein Ungetaufter daran teilnehmen sollte. Simon, der Zauberer, war getauft worden, aber er hatte kein Anrecht, am Tisch des Herrn teilzunehmen: Er war kein gläubiges Kind Gottes.

Nein, die Versammlung tauft nicht, einzelne Diener des Herrn tun das. Überall in der Apostelgeschichte können wir das sehen. Petrus taufte, Philippus taufte, Ananias taufte. Philippus taufte den Kämmerer, der gerade erst an den Herrn Jesus gläubig geworden war. Er beriet sich nicht mit jemand darüber, er konnte es gar nicht. Er fragte auch nicht erst die Versammlung oder die Apostel in Jerusalem, ob er das tun dürfe. Es heißt einfach: „Und er taufte ihn“ (Apg 8,38). Ein „einfacher“ Jünger, Ananias, taufte den späteren Apostel der Nationen. Und es war erst drei Tage her gewesen, dass dieser zum lebendigen Glauben an den verherrlichten Jesus von Nazareth gekommen war! Aus beiden Begebenheiten lernen wir daher auch, dass die Taufe am Anfang des christlichen Weges liegt. Man sollte deswegen dem, der getauft werden möchte, nicht alle möglichen sittlichen und geistlichen Tugenden abverlangen.

Dass die Taufe, wenn irgend möglich, in Verbindung mit der örtlichen Versammlung geschehen sollte, ist indes eine andere Sache und sicherlich zu bejahen. Wie schön und angemessen, wenn die Geschwister der örtlichen Versammlung als Zeugen zugegen sind! Gerade in unseren Tagen der Schwachheit und der Verwirrung wird sich der Diener des Herrn vor allzu selbstsicheren Alleingängen zu bewahren wissen. Dass übrigens auch die Durchführung der Taufe in der privaten Sphäre eines Hauses völlig genügt und vor Gott durchaus einen öffentlichen Charakter trägt, belegen die Beispiele der Purpurkrämerin und des Kerkermeisters in Philippi (Apg 16,15.33). Großangelegte Tauffestlichkeiten mit feierlichen Zeremonien und Taufkleidern waren den Christen zur Zeit der Apostel völlig fremd. Wir können in diesem allen nicht einfach genug sein.

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