Die christliche Taufe
Was bedeutet sie?

Die Taufe des Johannes

Die christliche Taufe

Wir finden im Neuen Testament mehrere Wassertaufen: die Taufe des Johannes auf den „nach ihm Kommenden“ (Mt 3,5–15), die Taufe auf Christus als den auf der Erde lebenden Messias (Joh 4,1–2) 1 und die christliche Taufe. Ein Verstehen dessen, was die Taufe durch Johannes bedeutet, stellt eine wichtige Vorstufe zum Erfassen dessen dar, was in der christlichen Taufe vorgestellt wird. Deswegen wenden wir uns kurz der ersten zu.

Die Taufe des Johannes war eine Taufe der Buße. Immer und immer wieder spricht die Schrift so von ihr (Mk 1,4; Lk 3,3; Apg 13,24; 19,4). Johannes forderte das jüdische Volk auf, „der Buße würdige Früchte“ zu bringen (Mt 3,8; Lk 3,8). Diejenigen, die bereit waren, ihre Sünden zu bekennen, taufte Johannes im Jordan (Mt 3,6), und er sagte dem Volk, dass sie an den glauben sollten, der nach ihm käme, das ist an Jesus (Apg 19,4). Der Herr Jesus machte sich mit diesem bußfertigen Überrest dadurch eins, dass auch Er sich von Johannes taufen ließ. Er hatte jedoch keine Sünden zu bekennen (denn Er stieg alsbald aus dem Wasser heraus), sondern Er wollte alle Gerechtigkeit Gottes erfüllen.2

Aus der Tatsache, dass der Herr Jesus inmitten des Volkes Israel einen bußfertigen, durch die Taufe gekennzeichneten Überrest anerkannte und sich mit ihm durch seine eigene Taufe einsmachte, schält sich bereits ein wichtiger Grundsatz der Taufe heraus: Sie verändert die Stellung des Getauften auf der Erde. Der gottesfürchtige Überrest nahm durch die Taufe des Johannes einen von der übrigen Nation getrennten Boden ein: Während das Volk als solches im Unglauben dahinging, warteten jene auf den Messias und bekannten ihre Sünden; sie verurteilten sich selbst und reinigten sich so von dem sündigen Zustand, in dem die Nation war. Dadurch, dass sie mit der Taufe des Johannes getauft wurden, rechtfertigten sie Gott, das heißt, sie anerkannten, dass sein Urteil in Bezug auf sie recht war (Lk 7,29). Dadurch aber waren sie bereit, den kommenden Messias zu empfangen.

Fußnoten

  • 1 Die Unterschiede zwischen der Taufe des Johannes und der Taufe auf den auf der Erde lebenden Messias sind nicht groß, aber sie sind vorhanden. Beiden gemeinsam ist, dass sie jeweils im Hinblick auf Christus als den König Israels geschahen. Doch Johannes taufte zur Buße. Das wird vom Herrn Jesus nicht gesagt. Es heißt nur, „dass Jesus mehr Jünger mache und taufe als Johannes“. Und dann taufte Johannes auf den Kommenden, auf den, der nach ihm käme. Viele Stellen zeigen das: Mt 3,11; Mk 1 7; Lk 3,16; Joh 1,27; Apg 13,25; 19,4. Die Taufe von Johannes 4 dagegen geschah auf den Messias, der bereits in der Mitte seines irdischen Volkes zugegen war. Noch ein weiterer Unterschied: Der Herr hatte sich der Taufe durch Johannes unterzogen (die Gründe dafür werden sogleich angegeben), aber unmöglich konnte der Herr auf sich selbst als den inmitten Israels lebenden Messias getauft werden. Dass die zwölf Apostel des Herrn durch Johannes getauft worden sind, kann man annehmen, aber es wird nicht bezeugt. Überhaupt kann man mehreren Stellen des Neuen Testaments entnehmen, dass nicht nur die Zeit des gleichzeitigen Wirkens des Herrn und seines Vorläufers kurz war, sondern dass auch Johannes und seine Jünger eine von dem Herrn und seinen Jüngern getrennte Stellung einnahmen. Das blieb wohl auch so, nachdem Johannes enthauptet worden war, wie wir aus Apostelgeschichte 19,1 ff. schließen können. Vielleicht ist Matthäus 14,12 ein Hinweis darauf, dass einige von den Jüngern des Johannes nach dessen Tod dem Herrn Jesus nachgefolgt sind.
  • 2 „Alle Gerechtigkeit erfüllen“ (Mt 3,15) bedeutet nicht einfach, das Gesetz Gottes zu erfüllen, sondern den wahren Zustand anzuerkennen, in dem sich selbst der beste Teil des jüdischen Volkes befand. Im Falle des Herrn schloss das in sich, nicht nur in das Wasser der Johannes-Taufe, sondern in das hineinzugehen, wovon dieses Wasser ein Bild war – in den Tod. Und so sagt auch der Herr Jesus zu einem späteren Zeitpunkt: „Ich habe aber eine Taufe, womit ich getauft werden muss, und wie bin ich beengt, bis sie vollbracht ist!“ (Lk 12,50). Er weist damit auf seinen stellvertretenden Opfertod hin, den Er für diesen Überrest, ja, für jeden schuldigen Sünder erdulden wollte, der an Ihn glauben würde. Aber bis Er das Werk vollbracht hatte, war Er „beengt“. Das bedeutet nicht, dass Er „bedrängt“ war, in dem Sinn etwa, dass Er Furcht vor dem Tod gehabt hätte. Nein, aber bevor nicht die Frage der Sünde gottgemäß geklärt war, konnte Er nicht den Strom der Gnade und Liebe Gottes ungehindert fließen lassen, war es ihm nicht möglich, den ganzen Gnadenratschluss Gottes kundzumachen. Das ließ Ihn – aus Liebe und um unseretwillen – „beengt“ sein. Wunderbare Gnade im Herzen des Herrn Jesus! Aber wenn Er nach vollbrachtem Werk in den Himmel gegangen sein würde, dann würde Er den Heiligen Geist senden, und der würde die seinen in die ganze Wahrheit führen (Joh 16,13.14). In dieser gesegneten Zeit leben wir heute.
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