Ährenlese im Neuen Testament (Apostelgeschichte)

Kapitel 17-20

Ährenlese im Neuen Testament (Apostelgeschichte)

Apostelgeschichte 17,1–15

Von Philippi aus begeben sich Paulus und seine Begleiter nach Thessalonich, einer anderen Stadt in Macedonien. Einige Juden und zahlreiche Griechen – unter ihnen auch vornehme Frauen – nehmen das Wort auf, das ihnen verkündigt wird (1. Thessalonicher 1,5). Die meisten Juden aber, von Satan angetrieben, hetzen das Volk gegen die Evangelisten auf. Ohne zögern bedienen sie sich dafür böser Männer aus dem Gassenpöbel, obwohl sie diese verachteten; und vor den Obersten der Stadt bringen sie wieder die gleiche Begründung wie seinerzeit vor Pilatus: «Wir haben keinen König, als nur den Kaiser» (Vers 7; Johannes 19,15).

Der Aufenthalt des Paulus in Thessalonich war also kurz, etwa 3 Wochen. Aber Gott hat es zu unserem Nutzen so gelenkt; denn nun sah sich der Apostel gezwungen, seine Belehrung durch zwei Briefe zu ergänzen, die für uns alle reich an Unterweisungen sind.

In Beröa sind die Juden edler und aufrichtiger. Statt durch Neid verblendet zu sein (vergleiche Vers 5), suchen sle ihren Glauben zu befestigen, indem sie täglich das Wort untersuchen, das sie als höchste Autorität anerkennen (Vers 11; vergleiche Johannes 5,39). Wir möchten jeden unserer Leser sehr ermuntern, diesem Beispiel zu folgen (vor allem durch das Nachschlagen der Stellen, die wir anführen). Das ist das Ziel dieser kurzen täglichen Betrachtungen.

Apostelgeschichte 17, 16–34

Während Paulus allein in Athen weilt, wird er nicht durch die Bauten und Skulpturen dieser Stadt abgelenkt. Es schnürt ihm das Herz zusammen und er ist entrüstet, als er sieht, wie diese durch ihre Kultur berühmte Stadt voll von Götzenbildern und abscheulichem Götzendienst ist. Auf dem Marktplatz begegnet er Philosophen verschiedener Richtungen. Sie sind für ihre Weisheit weltbekannt. Der Verstand wurde dem Menschen gegeben, damit er die ewige Kraft und die Göttlichkeit seines Schöpfers erkenne (Römer 1,20). Aber die Unwissenheit dieser berühmten Geister bestätigt, dass «die Welt durch die Weisheit Gott nicht erkannte» (1. Korinther 1,21). Er ist in ihrer Mitte ein «unbekannter Gott». Paulus beginnt mit dem Anfang und spricht zu ihnen vom «Herrn des Himmels und der Erde» (Vers 24), der sich aber nicht nur in der Schöpfung, sondern auch in der Erlösung geoffenbart hat. Dieser allmächtige Gott «gebietet jetzt den Menschen, dass sie alle allenthalben Busse tun sollen» (Vers 30). So kann niemand – auch du nicht – behaupten, dieser göttliche Befehl gelte ihm nicht.

Die intellektuelle Neugier hat mit den wahren Bedürfnissen der Seele nichts gemeinsam. Einige der Zuhörer des Paulus zeigen offen ihren Spott; die anderen verschieben ihre Stellungnahme auf später. Aber es gibt auch solche, die glauben. Das ist noch heute die dreifache Wirkung der Predigt des Evangeliums.

Apostelgeschichte 18,1–11

In Korinth macht Paulus die glückliche Bekanntschaft eines jüdischen Ehepaares: Aquila und Priscilla. Nachdem sie Christus kennenlernten, setzten sie in einer nicht näher beschriebenen Situation für den Apostel ihr Leben aufs Spiel (Römer 16,4). Er fühlte sich darum mit ihnen besonders verbunden. Die Stadt Korinth war für ihren Sittenverfall und ihren Luxus bekannt. Der Apostel und seine Freunde wollen nicht von diesem Reichtum abhängig sein und geben dafür ein Beispiel, indem sie mit ihren eigenen Händen arbeiten (1. Korinther 9,15 und 18; 2. Korinther 11,8.9).

Angesichts des Widerstandes der Juden entledigt sich Paulus der Verantwortung ihnen gegenüber und erklärt ihnen, dass er sich an die Nationen wenden werde (Vers 6). Aber nach Römer 9,2–5 spüren wir, wieviel Schmerz es ihm bereitet, ihnen das sagen zu müssen. Darum ermutigt der Herr seinen geliebten Diener. Er offenbart ihm, dass, wenn auch sein irdisches Volk seiner Erwartung nicht entspricht, Er «ein grosses Volk in dieser Stadt» für den Himmel habe (Vers 10). Ja, es gefällt Gott, in dieser zügellosen Stadt eine grosse Zahl von Gläubigen zu versammeln. Die beiden Briefe an diese Versammlung bestätigen es. Diese Stadt, wo äusserlich nichts fehlte, beweist uns, dass weder Reichtümer noch Vergnügen die wahren Bedürfnisse des menschlichen Herzens befriedigen können.

Apostelgeschichte 18, 12–28

Die Anschläge der Juden und ihre Anklagen vor Gallion.hindern Paulus nicht daran, sein Werk in Korinth fortzusetzen. Der Herr hat ja verheissen, ihn zu beschützen. (Vers 10).

Dann macht er sich wieder auf den Weg, reist durch Ephesus, wo er Aquila und Priscilla zurücklässt, geht durch Cäsarea nach Jerusalem hinauf und beendigt seine zweite Missionsreise schliesslich in Antiochien. (Diese Reise kann auf einer biblischen Landkarte verfolgt werden). Mit dem 23. Vers beginnt die dritte Reise des unermüdlichen Apostels. Er durchzieht wiederum Phrygien und die galatische Landschaft (siehe Kapitel 16,6), wo sich Versammlungen gebildet hatten, die ihm viel Sorge bereiteten (Galater 1,2; 4,11).

Inzwischen ist ein anderer Diener Gottes in Ephesus angekommen. Es ist Apollos, der durch seine Redegewandtheit und Kraft auffällt, mit der er das Wort verkündigt. Es sind die Folgen seines Eifers (Vers 25), «denn aus der Fülle des Herzens redet der Mund» (Matthäus 12,34.35). Überdies lehrt er sorgfältig und freimütig «die Dinge von Jesus» (Vers 25). Aber diese Gaben hindern Apollos nicht daran, sich demütig von Aquila und Priscilla die Wahrheiten, die er noch nicht kennt, erklären zu lassen. Er ist bereit, zuzuhören, und sein Dienst in Achaja, wohin er sich nachher begibt, ist dadurch nur noch nützlicher.

Apostelgeschichte 19,1–22

Seinem Versprechen treu (Kapitel 18,21), kommt der Apostel nach Ephesus, der Hauptstadt der Provinz Asien. Er bleibt drei Jahre lang dort (Kapitel 20, 31), wo vor ihm Apollos gewesen ist, während dieser sich in Korinth aufhält und da «begiesst», wo Paulus «gepflanzt» hat (Kapitel 18,27.28; 1. Korinther 3,6). Wir sehen unter diesen Dienern Gottes weder Neid, noch ein Ansprucherheben auf ein besonderes Arbeitsfeld.

Die Epheser kannten bis dahin nur die Taufe Johannes; die die bussfertigen Juden auf den Empfang des Messias vorbereitete, der auf der Erde herrschen sollte. Der Christ dagegen hat eine himmlische Stellung; durch den Heiligen Geist ist er mit einem gestorbenen und auferstandenen Christus in Verbindung gebracht. Diese Wahrheit kennzeichnet besonders den Epheserbrief!

Das Wort des Herrn wuchs mit Macht (Vers 20), nicht nur durch die Wunder; die die Apostel taten, sondern durch seine Autorität über die Herzen. Es führte diese Gläubigen dazu, ihre Taten zu bekennen und sich öffentlich von ihren Zauberkünsten loszusagen. Von der «ersten Liebe» erfüllt (Offenbarung 2,4), wollten diese Epheser nichts mehr «mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis» zu tun haben (Epheser 5,11).

Liebe Freunde, zeigt das Wort des Herrn der Welt seine Macht durch Früchte, die in unserem Leben sichtbar sind?

Apostelgeschichte 19, 23–41

Es gab in Ephesus einen grossartigen Tempel, welcher der Göttin Diana (Artemis) geweiht war. (Der frühere zählte zu den sieben Wundern der alten Welt). Seine Besucher brachten den Künstlern der Stadt grossen Gewinn, indem sie Miniatur-Tempel aus Silber zum Andenken kauften. Die Predigt des Evangeliums konnte ihrem blühenden Handel nur schaden. Deshalb schliessen sie sich zusammen, um ihre Interessen zu wahren, indem sie für ihre Klage heuchlerischerweise einen religiösen Grund als Vorwand nehmen (vergleiche Offenbarung 18,11). Aber werden nicht auch heute viele Leute durch materielle Überlegungen, die ihren «Wohlstand» (Vers 25) betreffen, oder durch die Meinung anderer, davon abgehalten, mit Eifer die Wahrheit zu suchen?

Ein überaus grosses Geschrei erhebt sich zugunsten der Göttin – was nur zeigt, wie unfähig sie war, ihre «Grösse» selber zu verteidigen (vergleiche 1. Könige 18,26–29.

Obwohl die Welt glaubt, besser aufgeklärt und fortgeschrittener zu sein als früher, hat sie doch nur ihre Götter gewechselt, die Herzen aber haben sich nicht geändert. Ob ihre Idole nun Sportler, Schauspieler oder Sänger seien -die Menge von heute huldigt ihnen und folgt denen, die ihr vom Fürsten dieser Welt vorgeschlagen werden. Er ist ein Meister in der Kunst, Seelen zu verführen.

Apostelgeschichte 20,1–6

Die feindliche Haltung der Epheser hat Paulus veranlasst, diese Stadt zu verlassen (vergleiche Matthäus 10,23). Er reist durch Macedonien nach Griechenland, kehrt auf dem gleichen Weg zurück, und segelt nach Troas. Der Bericht in den Versen 7–12 bestätigt uns, dass das Abendmahl am ersten Tag der Woche gefeiert wurde, wie wir dies heute tun. Wir nehmen Anstoß am Schlaf des Eutychus während der Predigt des Apostels. Aber spricht dieser Diener des Herrn nicht heute noch zu uns, wenn wir seine Briefe lesen? Welche Aufmerksamkeit schenken wir ihnen? Dieser schreckliche Unfall zeigt uns bildlich, wohin die Gleichgültigkeit gegenüber dem Wort führen kann: zu einem Fall und einem Zustand des Todes. Aber die Gnade Gottes tut hier ein tröstendes Wunder.

Diese Szene erinnert uns auch an die Geschichte der verantwortlichen Kirche. Ihr Schlaf, ihr Zerfall, ihr scheinbarer Tod -alles Folgen aus Mangel an Aufmerksamkeit gegenüber den Belehrungen des Apostels. Doch hat der Herr eine Erweckung geschenkt, verbunden mit Nahrung und Tröstung für die Seinen, indem wir den Anbruch des grossen Tages erwarten, an dem wir diese Erde verlassen werden.

Paulus legt die Strecke von Troas nach Assos zu Fuss zurück (Vers 13; schätzen wir die Wohltat eines Wandels mit dem Herrn allein?). Er trifft in Assos wieder mit seinen Begleitern zusammen, und von dort segeln sie weiter in Richtung Jerusalem..

Apostelgeschichte 20,17–38

In Milet ruft Paulus die Ältesten von Ephesus zu sich, um sie zu ermahnen und von ihnen Abschied zu nehmen. Er erinnert sie an seinen Dienst unter ihnen und an das Beispiel, das er bestrebt war, ihnen zu geben. Er warnt sie vor den Gefahren, die der Versammlung von aussen (Vers 29) und von innen (Vers 30) drohen. Wie sollten sie diesen begegnen? Er ermahnt sie zur Wachsamkeit (Vers 31), befiehlt sie aber vor allem der Gnade Gottes an (Vers 32). Was ihn selbst betrifft, hat der Apostel nur einen Gedanken: seinen Lauf (das, was ihn persönlich betraf, vergleiche 2. Timotheus 4,7), sowie «den Dienst» (den er vom Herrn Jesus empfangen hatte) treu zu vollenden (Vers 24). Sein Leben hat keinen anderen Sinn und er ist bereit, es für diese Versammlung, die ihn schon viele Tränen gekostet hat, zu opfern (Verse 19 und 31; Kolosser 1,24). Aber was war das im Vergleich zu dem unendlichen Wert der Versammlung für Gott? Sie hat Ihn nichts weniger gekostet als «das Blut seines eigenen Sohnes» (Vers 28; 1. Petrus 1,19). Der Apostel findet in diesem unermesslich hohen Preis den Beweggrund seiner Hingabe und erinnert die Ältesten von Ephesus daran, um ihre Verantwortung zu betonen.

Zum Schluss ruft Paulus ihnen ein kostbares Wort des Herrn Jesus in Erinnerung: «Geben ist seliger als Nehmen» (Vers 35). Möchten auch wir es erfahren, indem wir Den nachahmen, der uns alles gegeben hat.