Einleitende Bemerkungen über die Notwendigkeit der Opfer

Die Opfer

„Dies ist das Buch von Adams Geschlechtern. An dem Tag, als Gott Adam schuf, machte er ihn im Gleichnis Gottes. Mann und Frau schuf er sie, und er segnete sie und gab ihnen den Namen Mensch, an dem Tag, als sie geschaffen wurden. Und Adam lebte 130 Jahre und zeugte einen Sohn in seinem Gleichnis, nach seinem Bild, und gab ihm den Namen Seth“ (1. Mo 5,1–3).

„Und der Mensch erkannte Eva, seine Frau, und sie wurde schwanger und gebar Kain; und sie sprach: Ich habe einen Mann erworben mit dem HERRN. Und sie gebar ferner seinen Bruder, den Abel. Und Abel wurde ein Schafhirte, und Kain wurde ein Ackerbauer. Und es geschah nach Verlauf einer Zeit, da brachte Kain dem HERRN eine Opfergabe von der Frucht des Erdbodens; und Abel, auch er brachte von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett. Und der HERR blickte auf Abel und seine Opfergabe; aber auf Kain und auf seine Opfergabe blickte er nicht“ (1. Mo 4,1–5a).

„Und Gott der HERR machte Adam und seiner Frau Kleider aus Fell und bekleidete sie“ (1. Mo 3,21).

Bevor wir mit dem 3. Buch Mose anfangen, in dem das meiste über die Opfer gesagt wird, dachte ich, in Verbindung mit diesen Stellen kurz einige einleitende Bemerkungen über die Opfer zu machen. Ich habe auch den Anfang von Kapitel 5 gelesen, nicht, weil da etwa über Opfer gesprochen wird, sondern weil wir da den großen Grundsatz finden, der das Verhältnis des Menschen zu Gott regelt. Wir lesen hier: „An dem Tag, als Gott Adam schuf, machte er ihn im Gleichnis Gottes“. Und wir wissen jedenfalls etwas davon, was das bedeutet, nämlich, dass der Mensch keine Sünde kannte. Er war moralisch Gottes Ebenbild.

Die Geschichte von Kapitel 3 wird uns allen wohl bekannt sein. Sie berichtet, wie der erste Mensch sündigte und wie er damit zu Aufruhr gegen Gott kam – eine Tatsache, die ihren Einfluss auf das Leben jedes einzelnen Menschen ausübt. Wir werden das nachher noch sehen. An dieser Stelle nun kam die Sünde in die Welt, und das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen wurde damit grundsätzlich anders.

In 1. Mose 1 lesen wir, dass Gott den Menschen schuf: „Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen in unserem Bild, nach unserem Gleichnis; und sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das sich auf der Erde regt! Und Gott schuf den Menschen in seinem Bild, im Bild Gottes schuf er ihn; Mann und Frau schuf er sie“. Gott schuf den Menschen also in Seinem Bild (als Seinen Stellvertreter hier auf Erden) und nach Seinem Gleichnis (als Reinen, der die Sünde nicht kannte). Der Mensch konnte als einziges irdisches Geschöpf Verbindung mit Gott haben, und Gott konnte mit ihm sprechen, denn es gab kein Hindernis zwischen Gott und ihm.

Aber dann tritt in Kapitel 3 das Ereignis ein, von dem wir gelesen haben. Gott hatte dem Menschen den höchsten Platz unter allen irdischen Geschöpfen gegeben: er sollte über die Erde und über alles, was darauf war, herrschen. Die Engel waren davon ausgenommen, denn sie wohnen ja nicht auf dieser Erde. Auf der Erde aber sollte der Mensch Gottes Verwalter sein, der gegenüber allen Geschöpfen dort – eben als Gottes Vertreter – souverän war. Dabei musste es jedoch ein Zeichen geben, an dem sichtbar wurde, dass der Mensch lediglich Verwalter Gottes war und nicht kraft eigener Autorität herrschte. Dieses Zeichen nun war der eine Baum, von dem Gott gesagt hatte: Ihr sollt nicht davon essen. Nur ein einziger Baum unter all den vielen Bäumen, die es im Garten Eden gab! Er war der Beweis dafür und die Erinnerung daran, dass der Mensch Gott zu dienen hatte und dass es Gott war, der den Menschen zum Herrscher über die Erde gemacht hat, dass der Mensch darum Ihm gehorsam sein musste und Ihm verantwortlich war.

Und dann finden wir hier in Kapitel 3 eines der ersten Dinge, die der Mensch tat. Als Erstes hatte er vorher in Kapitel 2 mit der Einsicht, die Gott ihm verliehen hatte, den Tieren ihre Namen gegeben. Jetzt haben wir hier das nächste Ereignis. Die Schlange kommt zu Eva und fängt an, mit ihr zu sprechen. Wir kennen alle das Ergebnis: Eva nahm und aß und gab auch Adam; so wurden die Menschen Sünder. Daran allein denkt man gewöhnlich, wenn man an diese Geschichte erinnert wird.

Und doch ist dies nicht das wichtigste Ergebnis. Viel inhaltsschwerer und furchtbarer ist das, was für Gott hiermit geschehen ist. Wenn ein Mensch sich selbst im Licht Gottes so sieht, wie er wirklich ist, ein verlorener Sünder, dann denkt er nur an seine Sünden, und er wünscht sich nichts so sehr, wie Vergebung zu empfangen von Gott, der ihn richten muss. Aber es gibt noch etwas anderes, das erst geklärt werden muss, bevor Gott dem Sünder vergeben kann. Das ist das, worum es uns jetzt auch hier zuerst einmal gehen soll: um die Art und Weise, in der Eva und Adam gegen Gott gesündigt haben.

Um dieses bedeutsame Ergebnis des Sündenfalls zu verstehen, müssen wir uns den Bericht, den die Bibel darüber gibt, noch einmal ansehen. Die Schlange sagt zu Eva: „Hat Gott wirklich gesagt: Ihr sollt nicht essen von jedem Baum des Gartens?“ Und Eva antwortete: „Von der Frucht des Baumes, der in der Mitte des Gartens ist, hat Gott gesagt: Davon sollt ihr nicht essen und sie nicht anrühren, damit ihr nicht sterbt“. Das entsprach aber nicht genau dem, was Gott gesagt hatte! Sie fügt hinzu, dass sie die Früchte dieses Baumes nicht anrühren dürften, und davon finden wir nichts in Gottes Wort! Gott hatte lediglich gesagt, dass sie sterben würden, wenn sie davon äßen. Und dann hat die Schlange Erfolg: Sie verführt nicht nur Eva, sondern sie leugnet zuerst alles, was Gott ist, und lästert Ihn. Sinngemäß sagt sie: „Gott hat gesagt: Wenn du davon isst, wirst du sterben. Aber das ist nicht wahr.“ Sie behauptet also, dass Gott lügt, ja, mehr noch, dass er zu den Menschen nicht gut und nicht gerecht ist. „Wenn ihr Herrscher seid über die ganze Erde, dann habt ihr ein Recht, von den Früchten aller Bäume zu essen; sonst seid ihr eben nicht die Herrscher der Erde. Es ist unrecht, dass Gott euch verbietet, von dieser Frucht zu essen!“ So leugnet die Schlange Gottes Gerechtigkeit.

Und zweitens redet sie Eva indirekt ein: „Gott liebt euch nicht und hat nicht das Gute mit euch vor. Er hat euch verboten, von den Früchten dieses Baumes zu essen, denn er weiß: „dass an dem Tag, da ihr davon esst, eure Augen aufgetan werden, und ihr sein werdet wie Gott, erkennend Gutes und Böses.“ Die schreckliche Anklage der Schlange lautete also mit anderen Worten: „Gott weiß, dass ihr Ihm gleich sein werdet, wenn ihr davon esst, und das will Er nicht. Er will euch niedrig halten. Ihr sollt nicht so hoch hinaufsteigen. Aber ihr habt sehr wohl ein Recht darauf, denn es ist ein Baum auf dieser Erde, über die ihr Herr seid.“ So leugnete die Schlange alles, was Gott ist: Seine Wahrheit (sie sagte, dass Er ein Lügner sei), Seine Gerechtigkeit (sie sagte, dass Er ungerecht sei), Seine Güte und Liebe (sie sagte: Gott liebt euch nicht, Er gibt euch das nicht, worauf ihr ein Recht habt).

Eva glaubte, was die Schlange sagte, aß von der Frucht, gab Adam davon, und er aß auch. So gaben sie diesen Lügen über Gott recht und entehrten Ihn. Das ist das Schrecklichste, das bei dieser Begebenheit geschehen ist. Es ist wahr: Adam und Eva wurden Sünder, und wir sehen die Ergebnisse – sie, die Menschen, flohen vor Gott. Nicht Gott begann, sie zu verjagen; sie waren es, die flohen. Sie verstanden, dass sie vor Ihm nicht bestehen konnten. Aber das Schrecklichste war doch dieses: das Geschöpf hatte Gott entehrt – und gerade jenes Geschöpf, das die höchsten Beweise von Seiner Güte, von Seiner Liebe empfangen hatte: der Mensch.

War der Staub, aus dem der Mensch geschaffen worden war, besser als der Staub, aus dem Gott die Tiere gemacht hatte? Waren es nicht nur Seine Güte und Seine Liebe, dass Er dem Menschen einen besonderen Platz gegeben hatte, dass Er ihn nach Seinem Bild und in Seinem Gleichnis gemacht und ihn als Haupt über die irdische Schöpfung gesetzt hatte? Und nun war Gott gerade durch diese Menschen entehrt worden: Sie hatten alle Seine heiligen Eigenschaften geleugnet. Das ist das Schrecklichste.

Diese Seite muss erst klargestellt werden, bevor Gott Sünden vergeben kann. Aber wir sehen schon hier, dass Gott, wenn Er auch richten muss, doch gleich andeutet, dass Er gnädig ist und liebt. Oh, Er hätte leicht beweisen können, dass Er gerecht und heilig ist! Wenn Er Adam und Eva sofort getötet und in die Hölle geworfen hätte, dann wäre in alle Ewigkeit erwiesen gewesen, dass das Wort Gottes immer wahr und dass Gott immer gerecht und heilig ist und keine Gemeinschaft mit Sündern haben kann. Aber wie stände es dann mit der Frage: „Ist Gott Liebe? Liebt Er den Menschen oder nicht?“ Diese Frage wäre ewig unbeantwortet geblieben. Und was Gott Selbst betrifft: Wenn Seine Gerechtigkeit und Seine Wahrheit auch befriedigt worden wären – Seine Liebe wäre damit unbefriedigt geblieben. Denn Seine Liebe will nicht Menschen verloren gehen lassen. Aus 1. Timotheus 2 wissen wir, dass Gott, unser Heiland, will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (Vers 3 f.). „Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe“ (Joh 3,16).

Hier kommen wir nun zu der Notwendigkeit der Opfer für Gott und den Sünder. Auf der einen Seite stand Gott, der durch die Menschen entehrt worden war, auf der anderen standen die Menschen, die verlorene Sünder geworden waren. Wie konnte Gott Seine Liebe befriedigen, wie beweisen, dass Er Liebe ist, und zu gleicher Zeit Seine Wahrheit, Heiligkeit und Gerechtigkeit offenbaren? Dafür war ein Weg notwendig, der es Ihm möglich machte, diesen Sündern, die Ihn entehrt hatten, Gnade zu erzeigen und so auch der ganzen Schöpfung zu beweisen, dass Er den Menschen wirklich liebte. Aber das konnte niemals im Widerspruch zu Seiner Gerechtigkeit und zu Seiner Wahrheit geschehen. Gott ist Liebe, aber Gott ist auch Licht. Niemals kann Er Seiner Liebe gemäß handeln, wenn Er dadurch Seine Gerechtigkeit, Heiligkeit und Wahrheit verleugnen würde. Das war die Bedingung, welcher der Weg, über den Menschen mit Gott in Verbindung kommen konnten, entsprechen musste. Und hier haben wir die Notwendigkeit der Opfer für Gott und für den Sünder.

Und dann finden wir, dass Adam nach dem Sündenfall hundertdreißig Jahre lebte und „einen Sohn in seinem Gleichnis zeugte, nach seinem Bild“. Das heißt, der Sohn, den Adam empfing, war nach dem Gleichnis und dem Bild eines gefallenen Menschen, der ein Sünder war und unter dem Gericht Gottes stand – eines Menschen, der ursprünglich in Verbindung mit Gott gestanden hatte, aber diese Stellung verlassen hatte. Er hatte sich vor Gott versteckt. Der Mensch, der Sohn Adams, war ein Sünder, weil sein Vater ein Sünder war; denn das ist der große Grundsatz, den wir in Gottes Wort haben, dass der Mensch eine Natur hat, die in Übereinstimmung mit der Familie ist, zu der er gehört. Und wie Apostelgeschichte 17,26 uns sagt, ist das ganze Menschengeschlecht aus einer Familie, Mann und Frau, entstanden; das bedeutet also, dass alle zu dieser Familie gehören, der Familie Adams.

Aber ich denke, wir alle kennen die Stellen im Neuen Testament, wo Gottes Wort über einen zweiten Adam, den letzten Adam, spricht. Wenn wir diese Stellen lesen, z. B. Römer 5,12 ff und 1. Korinther 15, dann erkennen wir, dass das, was wir hier von der Familie des ersten Adam gesehen haben, auch für alle zutrifft, die mit dem zweiten Adam, dem zweiten Menschen vom Himmel in Verbindung stehen und zu Seiner Familie gehören, die an dem Charakter teilhaben, den Er, dieser zweite Adam, hat. Ich sage hier zweiter Adam, aber Gottes Wort nennt Ihn letzter Adam, weil es keinen dritten mehr geben kann. Gottes Wort kennt nur zwei Arten von Menschen, Menschen, die in Verbindung mit Gott stehen, und Menschen, die ihre Natur von dem gefallenen Adam haben. Und so spricht Gottes Wort von der Familie des ersten Adam und der Familie des letzten Adam.

Wenn wir die Abschnitte in Gottes Wort lesen, die über diese beiden Familien sprechen, dann sehen wir, wie groß der Unterschied ist, der zwischen ihnen besteht. Keiner, der mit dem ersten Adam in Verbindung steht, kann in der Gegenwart Gottes sein. Sie alle haben den Charakter von Übertretern, die aus der Gegenwart Gottes geflüchtet sind, und das einzige Gute, was sie noch haben, ihr Gewissen, ist nicht etwas, was sie zu Gott hinzieht, sondern was gerade bewirkt, dass sie aus der Gegenwart Gottes flüchten, dass sie sich vor Ihm verbergen. Das ist ihr Charakter, und Gott kann keine Gemeinschaft mit ihnen haben und kann sie auch nicht segnen.

Aber dann ist ein zweiter Adam da, Derjenige, von Dem Gott sagt, dass Er Wohlgefallen an Ihm gefunden habe. Und alle, die Ihm angehören, teilen Seinen Platz mit Ihm, den Platz des Wohlgefallens Gottes.

Fragen wir, wann diese beiden Familien ihren Anfang genommen haben, dann haben wir das, was den ersten Adam betrifft, hier gesehen. Und so wie der erste Adam das Haupt einer Familie wurde, nachdem er eine Tat getan hatte, eine Tat des Ungehorsams gegen Gott, so ist auch der letzte Adam das Haupt einer Familie geworden, nachdem Er eine Tat vollbracht hat; und wir wissen, was für eine Tat, was für ein Werk dies war. Es sprach von vollkommenem Gehorsam gegen Gott und vollkommener Verherrlichung Gottes. Die Resultate dieses Werkes werden Ihm zugerechnet, und, in Verbindung mit diesem Grundsatz, den wir gefunden haben, allen, die mit Ihm verbunden sind.

Aber das macht uns klar, dass Seine Tat, das Werk von Golgatha, der Mittelpunkt der ganzen Geschichte der Menschheit ist und dass diese Geschichte von der Schöpfung an auf das Kreuz hinwies. Ich spreche hier von der Geschichte der Menschheit, so wie Gott sie uns beschreibt: was ihr Zustand ist und wie Er damit beschäftigt ist, einzugreifen, um Sünder, diese verlorenen Menschen, zu Ihm zurückzuführen und Selbst die Mittel darzureichen, durch die sie zu Ihm zurückkommen können. Wenn also das Kreuz, das Werk, das der Herr Jesus getan hat, das einzige Mittel ist, durch das Menschen zu Gott kommen können, dann verstehen wir, dass das ganze Alte Testament durch das Kreuz sein Gepräge erhält. Alles weist auf das Kreuz hin, so wie der Herr Jesus auch in Johannes 5,46 sagt, dass Moses über Ihn geschrieben habe. In Lukas 24 erklärt der Herr den Emmausjüngern von Moses und allen Propheten in allen Schriften das, was Sein Leiden betraf. „Musste nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit eingehen?“

Ja, das ist wirklich das Kennzeichen der ganzen Geschichte der Menschheit. Von Anfang, vom Garten Eden an, richtete Gott den Blick der Menschen auf das Kreuz, das 4000 Jahre später da sein würde, und – man kann zwar keine Zeit nennen, aber in alle Ewigkeit werden die Blicke der Menschen zurückgerichtet sein nach Golgatha, auf das Kreuz – aufgrund dessen wir alle diese Segnungen empfangen haben.

Nun finden wir in dem aus 1. Mose 4 gelesenen Abschnitt die erste Andeutung von einem Opfer. Wenn Gottes Wort eine neue Wahrheit mitteilt, dann finden wir bei den ersten Malen immer wichtige Grundsätze, die uns klarmachen, was die Bedeutung dieser neuen Wahrheit ist.

In Kapitel 3 haben wir gesehen, wie Gott den Menschen bekleidet. Diesen Menschen, der vor Ihm geflohen war, weil er wusste, dass er nackt ist und nicht vor Gott bestehen kann, richtete Gott nicht sofort. Die Liebe Gottes erlaubte es nicht. Und so finden wir hier, dass Gott den Menschen mit Fellen von Tieren bekleidete, und dass auf diese Weise der Mensch vor Ihm bestehen konnte und nicht unmittelbar gerichtet werden musste.

Wir sehen in Kapitel 4, dass Kain und Abel zu Gott kommen wollten, um eine Opfergabe darzubringen. Wir finden hier nur, was diese Männer äußerlich taten. Aber in Hebräer 11 teilt der Heilige Geist uns auch mit, was in ihren Herzen vorging. Und wenn man eine Sache richtig beurteilen und daraus lernen will, ist es immer wichtig, nicht nur Zuschauer zu sein, sondern sich auch in den anderen hineinzuversetzen. Dabei hilft uns Hebräer 11. Es ist eine wunderbare Geschichte. Das, was in 1. Mose 4 stattfand, wurde erst 2500 Jahre später niedergeschrieben, und noch wieder 1500 Jahre später – insgesamt also 4000 Jahre, nachdem diese Geschichte stattfand – schreibt Gott uns durch Offenbarung, was in den Herzen dieser Männer vorging, so dass Abel, der nur kurze Zeit lebte – der zweite Mensch, der geboren wurde, der erste Mensch, der starb – jetzt zu uns spricht und uns und jedem Menschen auf Erden wichtige Wahrheiten offenbart, weil Gott sie uns gegeben hat.

Hebräer 11 sagt uns: „Durch Glauben brachte Abel Gott ein vorzüglicheres Opfer dar als Kain, durch das er Zeugnis erlangte, dass er gerecht war, wobei Gott Zeugnis gab zu seinen Gaben; und durch diesen redet er noch, obgleich er gestorben ist“ (Heb 11,4). Wunderbare Tatsachen! Lasst uns gut bedenken: Abel hatte das Wort Gottes nicht, wie wir es haben. Es war im Anfang. Aber hier steht, dass er durch Glauben sein Opfer brachte, und das finden wir nicht in 1. Mose 4, wo uns auch nicht gesagt wird, dass Abel als Erster dieses Opfer brachte – nein, Kain zuerst; es scheint, als ob zuerst bei Kain der Gedanke entstanden ist, Gott ein Opfer zu bringen; und Kain brachte dieses Opfer und Abel jenes Opfer. „Und der HERR blickte auf Abel und seine Opfergabe; aber auf Kain und auf seine Opfergabe blickte er nicht“. Man könnte fragen, wie es so viele Menschen getan haben: War das nicht ungerecht von Gott?

War, mit menschlichem Maßstab gemessen, das Opfer Kains nicht viel mehr wert als das von Abel? Kain brachte von der Frucht des Ackers. Er hatte das Land bebaut, hatte schwer gearbeitet, um diese Frucht hervorzubringen. Er war bereit, einen Teil davon – und zweifellos den besten Teil – Gott zu geben. Abel dagegen hatte einfach ein paar Tiere genommen. Er hat wahrscheinlich gar nicht so schwer gearbeitet wie Kain. War es da nicht ungerecht, dass Gott Kains Opfer nicht annahm, Abel und sein Opfer aber wohl?

Hier sehen wir, dass es falsch ist, wenn heute oft gesagt wird, es mache gar nichts aus, auf welche Weise man zu Gott kommt; wenn man es nur ehrlich meine, sei es schon gut. Gott ist es, der hier etwas vorzuschreiben hat; nicht der Mensch kann bestimmen, auf welche Weise er zu Gott kommen kann. Wo doch Gott der Beleidigte ist, Der, Dessen Ehre angetastet wurde durch den Menschen, der als Geschöpf eigentlich verpflichtet wäre, Ihm zu dienen, der aber stattdessen Ihm keineswegs dient, sondern Ihn entehrt – wir verstehen, dass da Gott allein zu bestimmen hat, auf welche Weise der Mensch zu Ihm kommen kann. Und wir werden später sehen, dass Gott diese Bestimmungen so einrichten muss und einrichtet, dass nicht nur Seiner Liebe, sondern auch Seiner Gerechtigkeit entsprochen wird, damit Er den Menschen annehmen kann, ohne ungerecht zu sein. Und wir verstehen, dass das notwendig ist.

Warum nahm Gott das Opfer Kains nicht an, das von Abel aber wohl? Kain hatte nicht beachtet, dass Gott gesagt hat, die Erde sei verflucht und der Mensch sei ein Sünder geworden. Er glaubte, die Früchte eigener Arbeit, der Arbeit eines sündigen Menschen, der nicht vor Gott bestehen konnte, – die Früchte einer Erde, die von Gott verflucht war, – er glaubte, dass diese Früchte gut genug waren, Gott gebracht zu werden.

Aber in Hebräer 11 sehen wir, was in den Herzen dieser Männer war: „Durch Glauben brachte Abel Gott ein vorzüglicheres Opfer dar als Kain“. Es war nicht nur so, dass das Opfer Abels besser war als das von Kain. Sondern hier lernen wir, auf welche Weise allein man Gott etwas bringen kann, was Ihm wohlannehmlich ist. Denn es ist ein Grundsatz in Gottes Wort, wie es im Gesetz Moses wiederholt gesagt wird, dass, wenn ein Mensch zu Gott kommt, er nicht ohne Gabe kommen darf. Er muss etwas haben, was er Gott anbieten kann, wenn er, das Geschöpf, dem Schöpfer naht. Nun sehen wir, dass beide kommen, aber dass das Opfer, das Abel bringt, auf seinem Glauben gegründet und ausgesucht ist durch Glauben an das, was Gott gesagt hatte und durch sein Vertrauen, dass Gott allein sagen kann, wie man zu Ihm kommen kann und Gott allein uns mitteilen kann, was wohlannehmlich für Ihn ist.

Und nicht nur das. Wir finden hier: „durch das er Zeugnis erlangte, dass er gerecht war, wobei Gott Zeugnis gab zu seinen Gaben; und durch diesen (oder dieses) redet er noch, obgleich er gestorben ist“. Da sehen wir einen Mann, den vierten Menschen, der gelebt hat, und er kommt zu Gott und weiß, dass er angenehm ist vor Gott. Er hat das Bewusstsein, dass er gerecht ist; Gott gibt ihm dies Bewusstsein. Aufgrund seiner Gabe gibt Gott ihm Zeugnis, dass er gerecht ist. Da haben wir also gleich im Anfang schon das ganze Geheimnis, wie ein Mensch gerecht sein kann vor Gott. „Wie könnte ein Mensch gerecht sein vor Gott?“, fragte Hiob, und er meinte, keiner könne es; aber hier sehen wir, wie es doch möglich ist.

Abel hatte Glauben. Er hatte nicht ein geschriebenes Wort von Gott, in dem stand, was er zu bringen hatte; aber er hatte Glauben. Wir lesen nicht, dass Abel und Kain viele böse Dinge getan haben. Wir finden nicht eine einzige Sünde, die sie vor dieser Begebenheit begangen haben. Es ist also klar, dass Gottes Wort unsere Gedanken hier nicht auf Sünden, auf Vergebung von Sünden, richten will, sondern auf die Stellung eines Menschen und das, was er von Natur ist. Wenn es um die Sünden gegangen wäre, dann hätte Gottes Wort wohl besser über ein Opfer, das Adam gebracht hätte, schreiben können; denn Adam und Eva hatten gesündigt. Aber wenn Adam und Eva ein Opfer gebracht hätten, dann hätten wir sagen können: ja, aber wir sind nicht in derselben Stellung. Wir waren nicht unschuldig und haben nicht als solche bewusst doch Gottes Gebot übertreten. Hier finden wir jedoch Menschen, von denen wir nicht wissen, dass sie jemals eine böse Tat getan haben – wir können es zwar annehmen, aber Gottes Wort sagt es uns nicht. Und doch bekommt einer von Gott das Zeugnis, dass er gerecht war. Und der andere bekommt das Zeugnis, dass er nicht gerecht war. In Hebräer 11 sagt Gottes Wort uns, warum dieser eine gerecht ist: weil er aus Glauben handelte und mit dieser Gabe kam, mit dieser Opfergabe, und dadurch Gott wohlannehmlich war.

Es ist hier also so, dass Abel zu Gott kommt mit etwas, was von Tod spricht. Er kommt zu Gott und stellt den Tod zwischen Gott und sich. Und das ist die Lehre des ganzen Wortes Gottes, dass nur der Tod das Ende einer Natur sein kann, und dass also nur der Tod einen Menschen, einen Nachkommen von Adam, aus seiner Stellung herausbringen kann. Und wir wissen es alle: Nur der Tod bringt uns aus diesem Platz weg, auf dem der Fluch Gottes ruht, der beschmutzt ist durch die Sünde, weg aus dieser Welt an einen anderen Ort.

Gleichzeitig lesen wir, dass Abel von den Erstlingen seiner Herde brachte. Das ist ein Bild von dem Vorzüglichsten, das es gibt. Wenn wir das Neue Testament kennen, ist es für uns ein Hinweis auf den Herrn Jesus, den erstgeborenen Sohn Gottes (Er ist auch der eingeborene Sohn, aber als Mensch ist Er der erstgeborene Sohn Gottes), und als solcher hat Er das Werk auf Golgatha vollbracht. – Abel also brachte Gott von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett. Im 3. Buch Mose finden wir, dass das Fett das Vorzüglichste an einem Tier ist. Es spricht von der Qualität des Tieres, zeigt, dass es gesund ist, und beweist die Fülle des Guten in ihm.

Aber nicht nur das – das Fett des Tieres ist auch ein Bild von der Energie des Willens im Menschen. Abel erkennt mit seinem Opfer an, dass Gott das, was Er von der Gesinnung des Menschen Ihm gegenüber verlangt, zu Recht verlangt. Er erkennt an, dass Gott ein Anrecht hat auf den Willen Seines Geschöpfes und dass folglich Derjenige, der ein Stellvertreter für verlorene Sünder sein und den Weg frei machen sollte, auf dem ein Sünder zu Gott kommen konnte, – dass Dessen Wille ganz Gott ergeben sein müsste, sodass Gott wirklich Wohlgefallen an Ihm finden konnte.

Das ist die erste Lektion, die Gottes Wort uns hier gibt. Das ist das Licht, das Abels Glaube hier hatte; er wusste, was Gott Selbst getan hatte. Wir finden nicht, dass Gott Adam und Eva eine Erklärung gab, als Er ihnen Röcke von Fell machte und sie damit bekleidete. Aber der Glaube Abels fühlte und verstand, was die Gedanken Gottes waren. Das ist das Wunderbare, was ein natürlicher Mensch nicht verstehen kann, wohl aber ein Gläubiger. Ist es nicht eine wunderbare Tatsache, wenn in 1. Johannes 2 steht, dass „Babys“ in Christus, kleine Kinder – natürlich kleine Kinder im Glauben, aber buchstäblich heißt es „Babys“ – die Salbung von dem Heiligen haben (Vers 20) und alles wissen und nicht nötig haben, dass jemand sie unterrichtet (Vers 27)? Aber Gottes Wort sagt uns das. Es ist natürlich ein Unterschied zwischen Abel und diesen „Kindlein“, denn in 1. Johannes 2 geht es auch um das Innewohnen des Heiligen Geistes, und das hatte Abel nicht. Aber einer, der Glauben hat, hat eine neue Natur empfangen, eine göttliche Natur, die ein Empfinden für das hat, was nach Gottes Gedanken ist. Und so kann einer, wenn er wiedergeboren ist, wenn er wirklich Glauben hat – und das ist der Beweis, dass er wiedergeboren ist – fühlen, was die Gedanken Gottes sind, wenn es keine Hindernisse in seinem Leben gibt, durch die dieses Gefühl abgestumpft wird und die Verbindung zu Gott unterbrochen wird.

Abel hatte es wohl von seinen Eltern gehört und fühlte es – zumindest verstand es sein Glaube, dass Gott Selbst den Tod hineingebracht hatte, um schuldige, sündige Menschen in einen Zustand zu bringen, dass sie vor Ihm sein konnten, – Menschen, die vor Ihm geflüchtet waren und die erkannt hatten, dass sie nackt waren und nicht vor Gott bestehen konnten. Und Gott hatte den Tod dazu gebraucht, sie zu bekleiden, und das ist das Erste, was ein Mensch zu lernen hat. Dann verstehen wir, dass selbst ein kleines Kind in sich selbst in dem Augenblick, wo es geboren ist, nicht vor Gott bestehen kann, weil es eine sündige Natur hat, und dass nur der Tod – der Tod eines anderen – einen Menschen aus der Stellung, in der er ist, herausbringen kann in eine andere Stellung, eine Stellung, in der er vor Gott bestehen kann.

Hier haben wir diesen Grundsatz. Ein Mensch kann nur Gott nahen, ohne gerichtet zu werden, wenn er mit dem kommt, was von dem Tod spricht, und wenn er das tut, weil er nur fragt, was die Gedanken Gottes sind – und der Glaube wird sie verstehen. Dann empfängt der Mensch Zeugnis, dass er und seine Gabe angenehm sind bei Gott und dass er vor Gott bestehen kann, wie wir gelesen haben: „Und der HERR blickte auf Abel und seine Opfergabe“.

Lasst uns dann Kapitel 8,20 bis 9,3 lesen, wo wir eine zweite Lektion haben. „Und Noah baute dem HERRN einen Altar; und er nahm von allem reinen Vieh und von allen reinen Vögeln und opferte Brandopfer auf dem Altar. Und der HERR roch den lieblichen Geruch, und der HERR sprach in seinem Herzen: Nicht mehr will ich fortan den Erdboden verfluchen um des Menschen willen; denn das Sinnen des menschlichen Herzens ist böse von seiner Jugend an; und nicht mehr will ich fortan alles Lebende schlagen, wie ich getan habe. Fortan, alle Tage der Erde, sollen nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. Und Gott segnete Noah und seine Söhne und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch, und füllt die Erde; und die Furcht und der Schrecken vor euch sei auf allen Tieren der Erde und auf allen Vögeln des Himmels! Alles was sich auf dem Erdboden regt, und alle Fische des Meeres, in eure Hand sind sie gegeben. Alles, was sich regt, was da lebt, soll euch zur Speise sein; wie das grüne Kraut gebe ich es euch alles“.

In Kapitel 6 sehen wir, dass die Menschen so geworden waren, dass Gott sagte, alles Gebilde der Gedanken ihres Herzens sei nur böse den ganzen Tag, und dass es Gott reute, dass Er den Menschen gemacht hatte (V. 5 f.). Und dann kam die Flut. Was konnte Gott mit einem Geschöpf, an dem und in dem nichts Gutes ist, anderes tun als es zu vertilgen? Sein Gericht muss über alles kommen, was im Widerspruch zu Ihm ist. In Kolosser 1,16 lesen wir, dass der Herr Jesus alle Dinge, „die in den Himmeln und die auf der Erde“, erschaffen hat. Der hier im Griechischen gebrauchte Ausdruck besagt, dass Er es einmal durch Seine eigene Kraft und zweitens persönlich ausgeführt hat. Als drittes wird in dem genannten Vers noch gesagt, dass Er alles für Sich Selbst geschaffen hat. Das bedeutet, dass alles, dass jedes Geschöpf für Ihn da sein, Ihm nützen, Ihm dienen soll. Aber was wird jemand tun, wenn er etwas für sich selbst macht, das sich dann aber als nutzlos erweist? In Römer 3,12 und 19 wird gesagt, dass die Menschen allesamt untauglich sind, ja, dass die ganze Welt dem Gericht Gottes verfallen ist.

Wenn jemand ein Gerät angefertigt hat und sieht, dass er es zu gar nichts gebrauchen kann, dann wirft er es weg. Was muss Gott mit Menschen machen, die nicht das tun, wozu sie geschaffen sind, die Ihm nicht dienen? In 5. Mose 6,5 sehen wir, dass Gott den Menschen gebietet, Ihn zu lieben mit ihrem ganzen Herzen und mit ihrer ganzen Seele und mit ihrer ganzen Kraft, ja, wie der Herr es erweiternd in Markus 12 und Lukas 10 sagt: mit allen ihren Fähigkeiten. Wir fühlen, dass das wirklich die Pflicht eines Geschöpfes ist. Und was muss Gott nun tun mit Menschen, von denen Er sagen musste, dass all das Gebilde der Gedanken ihres Herzens nur böse ist den ganzen Tag? Wenn es Ihn in Sein Herz hinein schmerzte, dass Er den Menschen gemacht hatte? (1. Mo 6,5 f.) Er konnte nur Gericht über die Menschen bringen. Die Flut brachte sie alle um, mit Ausnahme dieses einen Mannes, der Gnade gesucht und gefunden hatte und der dann auf wunderbare Weise gerettet wurde: Er ging in die Arche, und in ihr ging er durch das Wasser. Die Gewalt der Wellen des Gerichts Gottes kam über die Arche, aber er war sicher darin. So kam er gewissermaßen auf eine neue Erde, auf eine Erde, die gereinigt war durch Gericht. Und was tat er dort? In Kapitel 6 lesen wir, dass Noah die Arche baut. Seine Gedanken waren mit dem Gericht beschäftigt, von dem er gehört hatte, dass es über den sündigen Menschen kommen musste und kommen würde. Er suchte nach einem Weg, um gerettet zu werden, und fand ihn in Gottes Augen. Die Gnade Gottes sagte ihm, wie diese Rettung möglich war: in der Arche. Hier in Kapitel 8 nun steht Noah auf der anderen Seite des Gerichts, auf der neuen, der gereinigten Erde.

Und was tut Noah jetzt? Er baut einen Altar, den ersten Altar, von dem Gottes Wort spricht, und er nimmt von allem reinen Vieh und von allen reinen Vögeln und opfert Brandopfer. Das sind wunderbare Dinge! Wir merken: Noah opferte nicht, um noch gerettet zu werden, sondern weil sein Herz voller Dankbarkeit war dafür, dass er jetzt gerettet war. Deshalb wollte er ein Brandopfer bringen, und zwar bringt er es auf einem Altar. Wir denken im Allgemeinen, das Opfer sei das Wichtigste, dagegen sei der Altar unwichtig. Aber der Herr Jesus sagt in Matthäus 23,19, dass der Altar mehr ist als das Opfer, weil die Gabe geheiligt wird durch den Altar. Das ist für uns wichtig genug, um darüber nachzudenken.

Wenn wir im 2. Buch Mose in den Kapiteln 25 bis 27 etwas über die Stiftshütte lesen, so sehen wir, dass der Altar dort ein Bild des Herrn Jesus ist (wie das Opfer auch eines ist), und zwar ist er ein Bild von Ihm als dem wahrhaftigen Menschen. Der Altar wurde aus Holz gefertigt, aber mit Erz überzogen. In 4. Mose 16,36–40 erfahren wir, dass Erz das Bild einer Gerechtigkeit ist, die so groß ist, dass sie durch das Gericht Gottes gehen kann, ohne verzehrt zu werden. Davon also spricht der kupferne Altar, und wir verstehen, dass er bedeutungsvoll ist.

Wenn wir den Herrn Jesus in Seinem Werk am Kreuz sehen, dann begreifen wir, dass das Werk darum besonders herrlich war, weil gerade diese Seine Person es tat. Es macht einen Unterschied, wer etwas tut. Das Werk am Kreuz war in der Tat wunderbar. Aber warum war es so über alle Maßen wunderbar? Weil der geliebte Sohn Gottes es tat! Weil Er, Der dort das Gericht Gottes über meine Sünde trug, Selbst der Heilige, der Wahrhaftige war, Der Sünde nicht kannte. Er war Der, von Dem Gott Selbst sagte: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe“ (Mt 3,17; s. a. Mk 1,11; Lk 3,22), und der Selbst von Sich sagen konnte, dass Er stets das tue, was Gott wohlgefällt. Oh ja, das Werk war in sich selbst herrlich! Aber für Gott war es ganz besonders herrlich, weil diese eine Person es tat; weil Der es tat, Der keine Sünde kannte und Der als Mensch auf der Erde Ihn immer nur verherrlicht hatte. Er ging in das Gericht Gottes, und Er tat es aus Gehorsam. Er wurde gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz (Phil 2).

Nun sehen wir hier das zweite Opfer, und es ist wunderbar: Es war nur ein Altar auf der ganzen Erde, und diesen Altar und die Opfer darauf finden wir, nachdem Gott gerade von dem Menschen gesagt hatte: „Alles Gebilde der Gedanken seines Herzens ist nur böse den ganzen Tag.“ „Und es reute den HERRN, dass er den Menschen gemacht hatte auf der Erde, und es schmerzte ihn in sein Herz hinein“; und das Gericht kam in der großen Flut. Gott richtete die ganze Menschheit, weil ihr Zustand so verdorben war. Und dann sehen wir eine neue Erde, und darauf diesen Altar. Einen Altar auf der ganzen Erde, und auf diesem Altar ein Opfer, und der Geruch von diesem Altar – man kann sagen, die Auswirkung dieses Opfers auf diesem Altar ist so groß vor Gott, dass Er gleichsam sagt: Zwar ist der Mensch verderbt. Selbst ein solches Gericht ändert sein Herz nicht. Sein Herz ist ebenso verdorben wie vorher. Und die wenigen Menschen, sie wissen es nicht (ich glaube nicht, dass Noah und seine Frau und seine Söhne gewusst haben, dass ihre Herzen so böse waren, aber Gott wusste es). Aber Gott sagt hier: Wenn das auch so ist, werde ich sie dennoch nicht mehr verderben; denn da kommt von dieser Erde solch ein wohltuender Geruch, ein lieblicher Geruch von diesem Opfer – oder, wie die Fußnote in der Elberfelder Übersetzung sagt: ein Geruch der Beruhigung –: Ich werde die Erde nicht verderben.

Lasst uns etwas zurückgehen. Warum konnte Noah dieses Opfer bringen? Gott hatte in Kapitel 6 gesagt, was der Mensch ist. Und Gott hatte gesagt: Ich will das Gericht über diese Menschen bringen. Aber Noahs Auge war auf Gott gerichtet, und er fand Gnade, so wie jeder, der zu Gott kommt, um Gnade zu finden, sie in den Augen Gottes finden wird. Gott gab Noah den Weg, auf dem er durch den Tod, durch das Gericht Gottes gehen konnte; denn Gott musste Sein Gericht ausüben. Aber Noah konnte hindurchgehen und doch am Leben bleiben; durch den Tod konnte er diesen Platz, wo er war, verlassen, um an einen neuen Ort zu gehen, durch den Tod – aber nicht durch seinen eigenen Tod, sondern in etwas, was von dem Tod eines anderen spricht. Wir wissen, es war die Arche, in die er ging und durch die er auf die andere Seite, die neue Erde, kam. Natürlich ist es noch dieselbe Erde, aber in ihrer geistlichen Bedeutung spricht sie doch von demjenigen, wohin der Mensch gebracht wird, der in der Arche durch das Wasser der Flut geht und so auf die neue Erde kommt, die durch das Gericht Gottes gereinigt ist. Im Bild spricht das, ich zweifle nicht daran, von dem, was wir in 2. Petrus 3 finden, wenn die Erde durch das Gericht Gottes vernichtet, verwüstet werden wird und eine neue Erde, ein neuer Himmel da sein werden (Vers 12 und 13).

Wir sehen dann, dass das Opfer nicht nur imstande ist, Sünder zu retten, sodass ein sündiger Mensch zu Gott kommen kann, wenn er den Tod dieses Opfers zwischen sich und Gott stellt, sondern dass Gott auch imstande ist, aufgrund dieses Opfers die ganze Schöpfung zu reinigen und nach dem Gericht zu segnen, einen neuen Himmel und eine neue Erde zu geben, worin der Mensch wohnen kann, der Mensch, der in sich selbst vollkommen böse ist und dessen Herz nicht besser ist als das der Menschen, die durch das Gericht getroffen waren, aber der in einem anderen durch das Gericht gegangen und so auf dieser neuen Erde angekommen ist.

Hier noch ein Gedanke über das Opfer selbst. In 3. Mose 1 lesen wir über das Brandopfer, dass der Opfernde das Brandopfer in seine Teile zerlegen musste, sodass jedes Teil des Opfers besonders gesehen werden konnte. Nun, das ist eigentlich das, was Gott auch getan hat. Alle Dinge, die von dem Herrn Jesus und der Herrlichkeit Seiner Person und Seines Werkes sprechen – Gott zeigt uns immer nur ein Teil, das wir betrachten können und wieder ein neues Teil und immer wieder ein neues. Wir werden in 3. Mose 1 sehen, dass man Rinder oder Schafe oder Ziegen oder Vögel bringen konnte; und alles spricht von der Person und dem Werk des Herrn Jesus.

Aber jedes dieser Tiere weist auf eine besondere Eigenschaft hin: Ein Vogel z. B. spricht von Ihm als dem Menschen vom Himmel, ein Schaf spricht von Ihm als dem Sanftmütigen (Jesaja 53). Und alle Eigenschaften, die in den Opfertieren zum Ausdruck kamen, waren kostbar in den Augen Gottes, als der Herr Jesus das Werk vollbrachte. – Hier nun lesen wir, dass Noah von allen reinen Tieren Opfer brachte. Wir können sagen, dass hier Gott ein Opfer gebracht wurde, das ein vollständiges Bild von der Person des Herrn Jesus in all seinen wunderbaren Eigenschaften darstellt, wie sie in Seinem Werk am Kreuz offenbar wurden.

Wir finden es hier im Bild zusammengefasst, um gleich im Anfang schon klarzumachen, dass die Person des Opfers, die Gott vor Sich sah, so wunderbar ist, dass Gott aufgrund davon Seine ganze Liebe, Seine ganze Gnade und allen Segen, die ein allmächtiger Gott zu geben vermag, ausgießen kann. Wir finden hier in Kapitel 8: „Noah nahm von allem reinen Vieh und von allen reinen Vögeln und opferte Brandopfer auf dem Altar“. Alles, was ein Bild von dem Herrn Jesus war, alles, was angenehm war für Gott – und wir wissen, nur was in Ihm, dem Herrn Jesus, war, ist angenehm für Gott – wurde hier durch Noah auf der neuen Erde dargebracht. Und was ist das Ergebnis? „Und der HERR roch den lieblichen Geruch“ – eigentlich „den Geruch oder Duft der Beruhigung“, wie wir in der Fußnote lesen – „und der HERR sprach in seinem Herzen: Nicht mehr will ich fortan den Erdboden verfluchen um des Menschen willen; denn das Sinnen des menschlichen Herzens ist böse von seiner Jugend an“. Wunderbarer Ausspruch! Zwei Kapitel vorher lasen wir praktisch dasselbe Urteil über den Zustand der Menschen, und da war das Ergebnis, dass Gott beschloss: Ich will den Menschen vertilgen von der Erde. Hier aber sagt Er: Ich will es nicht mehr tun. Warum nicht? Weil das eine hier hinzugekommen ist: dieses wunderbare Brandopfer. Und der Geruch dieses Brandopfers war ein Geruch der Beruhigung, ein lieblicher Geruch für Gott; daraufhin konnte Er Gnade erweisen, konnte den Sünder ertragen, konnte ihn auch segnen.

Das ist es, was uns hier gelehrt wird. Aufgrund eines so kostbaren Opfers ist es Gott möglich, Sünden zu vergeben und sündige Menschen zu segnen – wieder ein wichtiger Grundsatz, den wir bei den Opfern finden. Und Gott roch den lieblichen Geruch, der Ihm Ruhe gab, und Gott sagte gewissermaßen: Jetzt kann ich einen Zustand beständigen Segens einführen. „… nicht mehr will ich fortan alles Lebende schlagen, wie ich getan habe. Fortan, alle Tage der Erde, sollen nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht“.

Selbstverständlich ist das in den natürlichen Dingen auf dieser Erde auch wahr. Wir wissen nicht, ob es vorher geregnet hat. Aber von dieser Zeit an ist das so gewesen. Immer ist die Nacht nach dem Tag gekommen, oder, wie hier steht, der Tag nach der Nacht. Immer hat es Saat und Ernte gegeben, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. Und wir wissen, dass es so bleiben wird, so lange die Erde besteht. Aber es deutet alles hin auf diesen wunderbaren Zustand, den ewigen Zustand, wo alles unveränderlich sein wird und alle Gnadengaben Gottes niemals mehr ein Ende finden werden, sondern unendlich bleiben werden, sicher bleiben werden bis in alle Ewigkeit, weil sie gegründet sind auf diesen wunderbaren Geruch, auf das Opfer, das hier gebracht wird – das Opfer, das nicht nur in sich selbst kostbar ist, sondern das so überaus kostbar ist durch die Person, die das Opfer war. Nicht nur das Werk, das Er vollbracht hat, dass Er gestorben ist, ist kostbar, sondern die Person, die dieses tat, der Herr Jesus, der starb, damit Gott befriedigt wurde, Ruhe fand und der Mensch durch Ihn zu Gott nahen konnte.

Niemals war etwas Derartiges zu Adam, niemals war solches vorher überhaupt gesagt worden. Während der Sintflut war es anders gewesen; da waren nicht Saat und Ernte, Frost und Hitze einander gefolgt. Aber von diesem Zeitpunkt an war es wirklich so auf dieser Erde. Im Bild wird uns damit gezeigt, dass ein beständiger Segen das Ergebnis sein würde, wenn ein solches Brandopfer einmal gebracht werden würde, durch das Gott Ruhe findet und das ein lieblicher Geruch für Ihn ist. Vor dem Opfer Noahs ist nie ein Mensch gesegnet worden.1 In 1. Mose 2,3 lesen wir, dass Gott den siebenten Tag segnete, aber von einem Menschen lesen wir nicht, dass Gott ihn segnete. Hier jedoch segnete Gott Noah.

Und dann bekommt Noah etwas, das selbst Adam im Garten Eden nicht gekannt hat. In Eden hatte Gott Adam als Nahrung gegeben „alles samenbringende Kraut, das auf der Fläche der ganzen Erde ist, und jeden Baum, an welchem samenbringende Baumfrucht ist“ (1. Mo 1,29). Nachdem Adam gesündigt hatte, nahm Gott die Baumfrucht fort. Er hatte gesündigt, indem er von der Frucht eines Baumes aß, und von jenem Augenblick an durfte er von den Früchten der Bäume nicht mehr essen. Er hatte nur noch das Kraut des Feldes, das samenbringende Kraut, als Nahrung (Kap. 3,18).

Hier aber gibt Gott dem Menschen unendlich mehr, als er selbst im Garten Eden gehabt hatte. Er darf nicht nur von den samenbringenden Kräutern essen, sondern von allem, was auf der Erde ist – selbst von den Vögeln, den Landtieren und den Fischen. Das war bis dahin nicht erlaubt gewesen. „Wie das grüne Kraut gebe ich es euch alles“ (Kap. 9,3).

Wenn Gott aufgrund eines Opfers, das so lieblich ist, dass es Ihm Ruhe gibt – wenn Gott aufgrund eines solchen Opfers einen Weg findet, auf dem Er wieder mit Sündern, die Ihn entehrt haben, in Verbindung kommen kann, dann möchte Er mehr Segen geben als selbst Adam hatte, als er im Garten Eden war. Gott ist nicht so, wie die Schlange Ihn den Menschen vorstellte; es stimmt nicht, dass Er dem Menschen nicht geben will, worauf er angeblich ein Anrecht hat; es stimmt nicht, dass Er ihn niedrig halten will. Gottes Liebe möchte dem Menschen – dem verlorenen Menschen, von dem Römer 5 sagt, dass er ein Sünder, gottlos, kraftlos und ein Feind Gottes ist – alles geben, was ein allmächtiger Gott geben kann; und das ist weit mehr, als Adam hatte, bevor er sündigte, als er im Garten Eden wohnte! Das finden wir hier bei dem Opfer Noahs.

In dem bekannten Kapitel 22 haben wir dann das dritte Opfer; hier finden wir wieder wichtige Grundsätze. Gott wollte schon im Anfang klarmachen, dass das Opfer nicht nur ein sündloses Opfer sein musste – denn das war klar aus 1. Mose 4 und 8: ein Tier hat nicht gesündigt und nicht übertreten –, sondern dass nur ein Mensch wirklich für Menschen sterben konnte, und dass die Gerechtigkeit Gottes nur befriedigt werden konnte, wenn ein Mensch für einen Menschen starb, so wie Gott zu Adam gesagt hatte, dass der Same der Frau der Schlange den Kopf zertreten würde, wenn ihm dabei auch die Ferse zermalmt werden würde.

Kein Tier, selbst kein Engel konnte in Wirklichkeit für einen sündigen Menschen Stellvertreter sein bei Gott. Wenn es der Mensch ist, der gesündigt hat, dann kann auch nur ein Mensch für ihn sterben. Das ist der erste Grundgedanke, den wir hier finden.

Oh, das ist eine wunderbare Verheißung in 1. Mo 3,15. Wir sehen also, dass die Macht Satans zerstört werden würde, dass der Same der Frau, also ein Mensch, Satan den Kopf zermalmen würde. Er selbst würde auch geschlagen werden, aber nicht endgültig. Einer, dessen Fersen zermalmt werden, ist nicht gestorben, ist nicht tot. Er kann schrecklich leiden müssen, aber es ist nicht das Letzte; und schon gleich nach dem Fall des Menschen ließ Gott erkennen, dass Derjenige, Der das Werk vollbringen sollte, aufgrund dessen Menschen aus der Macht Satans befreit würden, leiden musste, aber dass Er weiterleben würde – ja, wir wissen es, leben würde in Ewigkeit.

Und nun finden wir hier in 1. Mose 22 die Bestätigung dieses Grundsatzes. Nur ein Mensch konnte für einen Menschen sterben. Es musste der Same der Frau sein, der das Werk vollbrachte. Wer konnte das tun? Aber der Grundsatz wurde hier erklärt.

Ein zweiter Gedanke ist folgender: Es ist nicht der Mensch, der für das Opfer sorgen muss. Ja, er muss wohl mit einem Opfer kommen, aber der Ausgangspunkt dabei ist nicht der Mensch. Bei Abel sahen wir: Er kam mit einem Opfer, und ebenso war es bei Noah. Aber der Grund für die Erlösung ist das nicht; den Grund für die Erlösung finden wir hier: Gott Selbst gab das Opfer wie Abraham selbst seinen Sohn hingeben musste – „Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe“ (Joh 3,16). Römer 5,8 bestätigt es uns noch einmal: „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, da wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist“. Wunderbarer Gedanke! Aber wie nötig war das auch! Wie könnte ein Mensch, von dem Gott sagt, dass das Gebilde der Gedanken seines Herzens nur böse ist den ganzen Tag und dass er nichts Gutes tut, wie könnte so ein Mensch mit etwas Gutem zu Gott kommen? Dieser Mensch will ja gar nicht zu Gott kommen und will Ihm gar nicht dienen! Wie könnte ein solcher Mensch überhaupt etwas Gutes haben?

Kann aber dann ein Mensch jemals mit Gott versöhnt werden? Hier finden wir die Antwort: Nur, wenn ein Mensch ohne Sünde für ihn stirbt. Aber einen solchen Menschen gibt es ja nicht! „Sie sind allesamt untauglich geworden; da ist keiner, der Gutes tut, da ist auch nicht einer“ (Röm 3,12). Und Apostelgeschichte 17 zeigt, dass das ganze Geschlecht der Menschen aus einem Blut ist. Kein Mensch konnte also für einen anderen sterben. „Alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes“, sagt Römer 3,23. – Aber die Geschichte von der Opferung Isaaks zeigt uns noch mehr: Das Opfer, das der Mensch braucht, um zu Gott kommen zu können, wurde – wie Isaak von Abraham – von Gott Selbst gegeben. Das Opfer musste ein Mensch sein, der mit Gott in der gleichen Verbindung stehen sollte wie der einzige Sohn zu Seinem Vater als der Gegenstand all Seiner Liebe. „Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast, den Isaak, … und opfere ihn dort“ (1. Mo 22,2).

Ich weiß nicht, wie viel Abraham hiervon verstanden hat. Der Glaube versteht viel. Wir dagegen wissen das alles aus dem Neuen Testament. Wir wissen, dass Gott Selbst Seinen eingeborenen Sohn, an Dem Er Sein Wohlgefallen gefunden hat, gegeben und Ihn Selbst geopfert hat. Abraham brauchte Isaak schließlich nicht zu opfern. Gott forderte von ihm nicht, dass er seinen Sohn gab. Wir wissen, dass Gott ihn im letzten Augenblick zurückhielt und ihm das Schaf gab, das statt des Sohnes sterben sollte.

Aber so war es nicht auf Golgatha. Auf Golgatha gab Gott Seinen eingeborenen Sohn, den Geliebten, von dem Er kurz zuvor auf dem Berg der Verklärung gesagt hatte: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe; ihn hört“ (s. Mt 17,5). Der Herr Jesus Selbst sagt in Johannes 10, dass der Vater Ihn liebt, weil Er, der Sohn, Sein Leben lässt. Und der Vater gab Ihn auf dem Kreuz. Das sehen wir in 1. Mose 22 im Bild. Er Selbst gab Seinen eingeborenen Sohn in den Tod, Er schlug Ihn. „Schwert, erwache gegen meinen Hirten und gegen den Mann, der mein Genosse ist! … Schlage den Hirten …“, sagt Gott in Sacharja 13,7. Und der Herr Jesus klagt in Psalm 22,16 – hier wird es prophetisch gesagt –, nachdem er im zweiten Vers gerufen hatte: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen…?“ – Er klagt: „… in den Staub des Todes legst du mich“. Gott Selbst schlug Ihn.

Warum schlug Gott Ihn? Weil Er uns liebte, weil Er Menschen retten wollte, weil dies der einzige Weg dazu war. Deshalb gab Gott Seinen Sohn, – und deshalb wurde der Herr Jesus Mensch. Denn nur ein Mensch konnte für einen Menschen als Stellvertreter sterben, nur ein Mensch konnte der Mittler sein zwischen Gott und Menschen. Und nur dieser eine Mensch, der so kostbar in den Augen Gottes war, nur Dieser konnte ein so herrliches Werk vollbringen, dass dadurch die Gerechtigkeit Gottes zufriedengestellt wurde. Und Gott konnte dadurch dem Sünder auf eine gerechte Weise Gnade erzeigen und ihn so segnen, wie Sein Herz es verlangte. Schon in 1. Mose 9 sahen wir, dass Gott dem Menschen weit mehr gab, als Adam im Garten Eden gehabt hatte.

Er wollte das Vaterhaus für den Menschen bereiten, die ewige Wohnung Gottes, wo der Vater und der Sohn in Ewigkeit gewohnt haben. Er wollte ihm alle Schätze geben, die im Himmel sind. Epheser 1,3 sagt es uns: Wir sind gesegnet „mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus“. Er wollte nach dem Reichtum Seiner Gnade segnen, und Er wollte den Menschen das geben, was Sein eigenes Herz in alle Ewigkeit mit Wonne füllte: Sie sollten die Kostbarkeit des Werkes Seines Sohnes genießen. Das hatten wir auch schon in 1. Mose 9 angedeutet gefunden: Gott gab den Menschen das Fleisch als Speise, sodass sie auf diese Weise erstens lernten, dass sie nur aufgrund des Todes eines anderen leben konnten, der für sie gestorben war. Das erklärt uns der Herr Jesus auch in Johannes 6. Aber zweitens können wir uns schon jetzt auf Erden nähren von der Kostbarkeit dieser Person, welche Gott Seine Nahrung, Seine Speise nennt (3. Mo 3,11.16) – genau wie nach 1. Mose 9 den Menschen das Gleiche zur Speise gegeben ist, was auch Gott geopfert wurde. Und das ist der wunderbare Gedanke, den der Herr in Johannes 6 ausdrückt, wenn Er sagt, dass wir von Ihm essen können, von Ihm essen sollen, um Leben zu empfangen, ja noch mehr: um uns von Ihm zu nähren und so Gemeinschaft mit Ihm zu haben.

Das ist es, was im Herzen Gottes war. Das aber konnte nur dadurch erfüllt werden, dass der Vater Seinen eingeborenen Sohn gab –„… deinen einzigen, den du lieb hast…“ (1. Mo 22,2). Und Er hat Ihn gegeben auf dem Kreuz von Golgatha. „Hierin ist die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat als Sühnung für unsere Sünden“ (1. Joh 4,10).

Ich hoffe, dass wir etwas davon gesehen haben, warum ein Opfer notwendig war für Gott; dass wir gesehen haben, dass Er allein auf diese Weise nicht nur Seiner Wahrheit, Gerechtigkeit und Heiligkeit, sondern auch Seiner Liebe entsprechen konnte; und dass weiter das Opfer für die Menschen die einzige Möglichkeit war, dem ewigen Gericht zu entfliehen. Dieses Gericht musste der gerechte Gott über den Menschen bringen, weil er in Aufruhr gegen Ihn lebte – nicht nur, weil er sündige Taten tat, sondern weil er auch durch seine Herkunft von sündigen Eltern ein Sünder war, der unmöglich in der Gegenwart Gottes sein konnte. Denn Gott ist Licht, und in Ihm ist gar keine Finsternis (s. 1. Joh 1,5).

Wenn wir die Prinzipien, die wir in diesen Stellen kennengelernt haben, nicht in unsere Herzen aufnehmen, dann werden wir die Opfer nie richtig verstehen und nie die wunderbaren Gedanken Gottes, die darin über die Person und das Werk des Herrn Jesus offenbart sind, wirklich mit unseren Herzen verstehen können. Nur aufgrund des Opfers kann ein Mensch zu Gott kommen, wenn er im Glauben dieses Opfer in Anspruch nimmt und im Glauben den Tod dieses wunderbaren Opfers zwischen Gott und sich bringt, weil er weiß, dass das genug für Gott ist – wenn er weiß, dass dieses wunderbare Opfer so herrlich für Gott ist, dass Gott aufgrund dessen selbst Himmel und Erde reinigen und mit ewigen, unveränderlichen Segnungen segnen wird, und wenn er weiß, dass Gott Selbst dieses Opfer gegeben hat, dass der Vater und der Sohn zusammengehen, so wie Johannes 3,16 uns sagt. „Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe“. Also hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen eingeborenen Sohn gab, und so wie Römer 5,8 uns sagt: „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, da wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist“.

Das ist das volle Evangelium, das leider auch oft von Gläubigen wenig verstanden wird. Das ist das Evangelium, durch das allein ein Mensch Frieden mit Gott empfangen kann: zu wissen, dass Gott das Opfer gegeben hat, das vollkommene Opfer, durch das der Mensch aus dem Zustand, in dem er ist, versetzt wird in einen neuen Zustand, – wir können sagen, aus der Familie des ersten Adam herausgebracht und versetzt wird in die Familie des zweiten, des letzten Adam, wie Kolosser 1,12 und 13 sagt: „… der uns fähig gemacht hat zu dem Anteil am Erbe der Heiligen in dem Licht,… und versetzt hat in das Reich des Sohnes seiner Liebe…“

Fußnoten

  • 1 Anm. der Redaktion: Im Garten Eden segnete Gott Adam und Eva (1. Mo 1,28), als sie noch in Unschuld lebten; ebenso wie seine Werke des 5. Tages (1. Mo 1,22). Allerdings segnete Gott offenbar keinen Menschen nach dem Sündenfall.
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