Das Leben Abrahams

1. Mose 23

Das Leben Abrahams

Wie in 1. Mose 22 müssen wir auch hier unterscheiden zwischen der vorbildlichen (typologischen) und prophetischen Bedeutung und anderseits der Bedeutung im Glaubensleben Abrahams und damit auch für unser Glaubensleben. Das Geschriebene dient uns als Vorbild und gibt uns sittliche Unterweisungen.

Wir sehen hier das Lebensende Saras. Sara wird uns auch im NT mehrmals vorgestellt, was für uns von besonderer Bedeutung ist. „Das waren die Lebensjahre Saras“. Gott zählt und wiegt (vgl. Belsazar). Bisher haben wir uns hauptsächlich mit Abraham, der, wunderbaren Personifizierung des Begriffes „Glauben“, beschäftigt. Wir sind leicht geneigt, Sara nur im Schatten der großen Gestalt Abrahams zu sehen. Das wäre jedoch falsch. Gott gibt dem Mann zwar die Frau und umgekehrt, als Stütze für das geistliche Leben, aber dennoch muß jeder für sich vor Gott Rechenschaft ablegen.

In Hebräer 11 sehen wir neben den Hauptpersonen Abraham und Mose auch Sara. Durch Glauben hat Abraham über die Umstände hinweggesehen, die Stadt erwartet, welche Grundlagen hat, und Isaak geopfert. Aber in Hebräer 11,11 finden wir einen besonderen Vers über Sara. Gott schenkt dem persönlichen Glauben dieser Frau die volle Aufmerksamkeit. Sara konnte nicht von dem Glauben Abrahams leben. Es ist eine Lektion für die Schwestern, hier die Kraft des eigenen Glaubens zu sehen.

Wir sollen lernen, unsere Tage zu zählen (Ps 90,12). Wir sehen auch, was Sara für das Leben Abrahams bedeutet hat (V. 2). Abraham hat nicht geweint, als er aus Ur zog oder bei anderen Gelegenheiten, wo man es hätte erwarten können (z.B. Kapitel 22). Hier lesen wir es zum ersten Mal. Die natürlichen Gefühle des Menschen werden durch den Glauben nicht beiseitegestellt. Trauer und Betrübnis ist nicht verkehrt, aber sie sollten nicht so sein wie bei denen, die keine Hoffnung haben. Das Sterben ist Gewinn, und bei Christus zu sein ist weit besser. Dennoch entsteht durch den Tod eine Wunde, wird ein Band zerschnitten, und die Heilung ist schwer. Auch beim Herrn finden wir, daß Er am Grabe weint (Joh 11). Er wußte doch besser, welches die Kraft der Auferstehung ist als wir. Dennoch weinte Er, und auch jetzt sind die Gefühle bei Ihm noch die gleichen. Er ist voll innigen Mitgefühls und barmherzig (Jak 5,11).

1. Mose 23 handelt von Tod und Begräbnis. Von Vers 3 bis zum Ende wird immer von „seiner Toten“ gesprochen. Es ist dies das erste Mal, daß in 1. Mose über ein Begräbnis gesprochen wird, deshalb ist es besonders bedeutungsvoll. Es geht um ein Grab im Lande der Fremdlingschaft, um einen Platz im verheißenen Lande. Das bedeutet, daß Glaube an die Auferstehung vorhanden ist.

In dar Bibel finden wir nirgends ein Gebot zu begraben, oder ein Verbot zu verbrennen. Dennoch ist es gut, hierüber etwas zu sagen. Ebenso wenig finden wir ein Gebot zur Einehe oder ein Verbot der Vielehe. Aber der Herr weist die Pharisäer auf das Beispiel der Schöpfung hin (Mt 19,4–6). Das Handeln Gottes in der Schöpfung ist das Vorbild; daraus kann man Gottes Handeln über Ehe und eheliche Treue kennen lernen. So ist es auch mit den Begräbnis. Wir müssen uns fragen, welchen Sinn etwas hat. Jakob und Joseph wollten im Lande begraben werden. Gott Selbst hat Mose begraben. Das Begraben ist sowohl eine christliche als auch eine vorchristliche Gewohnheit, die im Zusammenhang mit der Auferstehung steht. Das betrifft auch den symbolischen Sinn, vgl. 1. Korinther 15,35: „Du Tor!...“.  An und für sich spielt es keine Rolle, wie der Leib zum Staub zurückkehrt. Gott kann in beiden Fällen handeln, wie Er will. Aber nach der Schrift ist das Begraben das „Säen.“, das in dieser Handlung zum Ausdruck kommt. Vgl. 1. Korinther 15,4.: „..und daß er begraben wurde, und daß er auferweckt worden ist am dritten Tage, nach den Schriften.“ Hier wird Begräbnis und Auferweckung als eins gesehen, nicht das Sterben und Begraben! Das Begraben ist ein Beginn, nicht ein Ende.

Es ist beachtenswert, welche Mühe Abraham wegen des Platzes für die Tote walten läßt. Daraus lernen wir, daß für Gott in dem Begraben ein Wert liegt.

Auch die Verbrennung hat ja einen tieferen Sinn. Das sehen wir bei Achan (Jos 7,25) und bei den Priestertöchtern (3. Mo 21,9). Verbrennen ist ein Bild das Gerichts.

In 1. Mose 23,2 wird der Ort des Todes Saras erwähnt. Kirjath-Arba war der Name des Ortes, als noch die Nationen dort wohnten. Aber es wird hinzugefügt: „Das ist Hebron“, der Name, der ihm erst Jahrhunderte später gegeben wurde. An der Stelle dieses Grabes begann die Königsherrschaft Davids. Symbolisch gesehen wirft dies ein überraschendes Licht auf dies Begräbnis. Nach Josua 14,15 war Arba, nach dem dieser Ort genannt war, der größte Mann unter den Enakim. Es ist ein Bild des Platzes, wo wir unsere Toten begraben. Jetzt drückt Satan seinen Stempel auf diesen Platz. Aber wir begraben im Blick auf die Zukunft. Das Königtum unseres Herrn wird sichtbar werden, zuerst bei der Auferweckung der Toten. „Wo ist, o Tod, dein Stachel?“ (1. Kor 15,55).

Sara ist gestorben, und Abraham kommt mit Schmerz und Trauer zu diesem Ort. Hebron bedeutet Gemeinschaft, es ist der Ort besonderer Gemeinschaft mit dem Herrn. Auch Maria weinte zu den Füßen Jesu.

62 Jahre früher war Sara mit Abraham ausgezogen. Ohne Hebräer 11 wären wir bezüglich Sara im unklaren, denn 1. Mo 16 und 18 zeigen doch wohl Unglauben. Gott achtet jedoch auf den Glauben; Er sieht in das Herz und was dort vorhanden ist. Dennoch ist es schädlich, wenn der Glaube nicht nach außen gesehen wird. Falsche Wege müssen wir bekennen, was Sara auch getan haben wird. Wir sehen sie als Glaubensheldin, und auch in 1. Petrus 3,5–5 gehört sie zu den gläubigen Frauen. Sie ist im Glauben gestorben (Heb 11,13). Sie begleitete Abraham, und auch sie war 62 Jahre Fremdling und Beiwohnerin. Das einzige, was sie mit Abraham besitzen sollte, war eine Grabstätte, die für einen hohen Preis gekauft worden ist. – Sara ist die einzige Frau, deren Lebensjahre erwähnt werden!

Im Galaterbrief sind Sara und Hagar Vorbilder (Typen). Es ist ein sehr extremes Vorbild, das von Gott Selbst gegeben wird.

In 1. Mose 22 sehen wir Isaak als Vorbild Christi, wobei in Vers 23 auf die Geburt Rebekkas schon im Blick auf Kapitel 24 hingewiesen wird. Sie ist ein Bild der Versammlung, die durch den Heiligen Geist zubereitet wird. Inzwischen stirbt Sara, wobei eine genaue Zeitangabe gegeben wird. Sara wird begraben, aber obwohl sie keine lebende Rolle mehr spielt, ist sie doch nicht abgeschnitten. Es wird wieder eine Zeit des Lebens aus den Toten kommen (vgl. Röm 9–11). Israel ist beiseitegesetzt, aber es kommt die Wiederherstellung. Vorbildlich sehen wir das in 1. Mose 23.

Die Lehre und Kenntnis der Vorbilder (Typologie) ist wichtig. Paulus macht den Galatern den Vorwurf, daß sie dies noch nicht verstanden hatten. Das ist ein Hinweis, daß sie so auf die Heilige Schrift achten müssen, daß es nicht in Phantasie ausartet. In der Christenheit finden wir das wenig. Bei der Betrachtung der Vorbilder müssen wir uns immer fragen, was die Schrift an anderen Stellen sagt.

Das Leben Saras liegt vor uns. Wir finden in 1. Petrus 3,5 einen ernsten Vers: „Denn also schmückten sich auch einst die heiligen Weiber, die ihre Hoffnung auf Gott setzten, indem sie ihren eigenen Männern unterwürfig waren.“ Wo finden wir das heute noch? Welches ist der Zustand der Versammlung Gottes, auch in bezug auf die vorigen Verse? Es wurde auf Johannes 14,23 hingewiesen. Eine ernste Warnung für uns alle.

Abraham und Sara stehen am Ende ihres Lebens. Sie waren nach den Gedanken Gottes zusammengeblieben; das kommt auch in dem Namen Hebron (Gemeinschaft) zum Ausdruck. Auch dieser Ort wird erwähnt, damit wir das bedenken. Wir brauchen die Gemeinschaft mit Gott und miteinander. Die Schrift warnt uns davor, treulos zu handeln (Mal 2,15). Das sagt die Bibel den Männern nicht ohne Grund. Gott haßt das Verlassen. Sara war 127 Jahre alt. Äußerlich war ein sterblicher, gebrechlicher Leib übriggeblieben, aber darum ist der Leib nicht unwichtig. Aus 1. Petrus 3 ist ersichtlich, daß Sara nicht nur äußerlich eine schöne Frau gewesen war, sondern auch im verborgenen Menschen des Herzens, auch als sie äußerlich nicht mehr schön war. Dieses Unvergängliche war für Gott kostbar. Das hat auch Abraham immer mehr geschätzt. Darin liegt eine Ermahnung für die Männer. Es wird auf die unvergänglichen Eigenschaften, den stillen und sanftmütigen Geist, hingewiesen. Das ist wertvoll für Gott und Abraham. Diese Dinge werden auch im Alter deutlicher.

Dennoch wird großer Wert auf den Leib Saras gelegt. Abraham kauft eine Höhle für 400 Sekel Silber. Der Preis für einen Sklaven war 20 Sekel. Es ist also nicht richtig zu sagen: „Es ist ja nur die tote Hülle“. Die Leiber der Gläubigen sind Tempel des Heiligen Geistes gewesen. Wegen Seines in uns wohnenden Geistes werden die Leiber lebendig gemacht (Röm 8,11). Für Gott war der Wert des Begräbnisses noch viel höher, wenn auch Ephron zu viel gefordert hat: Abraham hat den hohen Preis bezahlt. In Jeremia 32,9 wird ein Feld für 17 Sekel gekauft, das gibt eine ungefähre Vergleichsmöglichkeit. Abraham zahlte den ersten Preis, der gefordert wurde.

Abraham war Fremdling und Beisasse (V. 6). Dadurch hatte er die Achtung erworben, die die Hethiter sagen läßt: „Du bist ein Fürst Gottes unter uns“ (vgl. damit Lot in 1. Mo 19,9). Er wohnte in Sodom, hatte den Fremdlingscharakter aufgegeben und damit die Achtung verloren. Das ist eine wichtige praktische Lektion  und ein eindrucksvolles Zeugnis. Wir sind nicht nur Kinder Gottes, sondern auch aus königlichem Geschlecht, und zwar nicht nur angenommen, sondern wirklich aus Gott geboren. Das sollen wir in der Welt zeigen. „Adel verpflichtet“. Die Thessalonicher hatten ihre Berufung und Auserwählung festgemacht (1. Thes 1; vgl. 2. Pet 1,10; 2. Kor 3,18).

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