Die symbolische Lehre der Stiftshütte

Die rote junge Kuh

Es hat eine besondere Bedeutung, dass dieses Kapitel am Ende der Wüstenwanderung der Kinder Israel steht. Wir werden sehen, dass hier ein Mittel beschrieben wird, um Verunreinigungen eines Volkes, das bereits in einer Beziehung mit einem Heiligen Gott steht, zu entfernen. Es möchte uns heute dabei helfen in Bezug auf unsere praktische Lebensführung und Verbindung wachsam zu sein.

Die Kinder Israel mussten Eleasar, dem Priester, eine rote junge Kuh bringen, die ohne Fehl und Gebrechen war. Außerdem durfte kein Joch auf sie gekommen sein. Weiter musste sie dann von Eleasar vor das Lager hinausgeführt werden, um sie vor ihm zu schlachten. Eleasar nahm dann von ihrem Blut mit seinem Finger und sprengte es „siebenmal gegen die Vorderseite des Zeltes der Zusammenkunft hin“, um deutlich zu machen, dass die ganze Gemeinde betroffen war. Die junge Kuh wurde dann vor seinen Augen verbrannt: „Ihre Haut und ihr Fleisch und ihr Blut samt ihrem Mist“. Anschließend nahm der Priester Zedernholz, Ysop und Karmesin und warf es mitten in den Brand der jungen Kuh. Ein „reiner Mann“ sammelte dann die Asche der jungen Kuh und schüttete sie an einen reinen Ort außerhalb des Lagers, um sie so für die Gemeinde der Kinder Israel zum „Wasser der Reinigung“ aufzubewahren. „Es ist eine Entsündigung“ (4. Mo 19,9).  

Die Bedeutung ist offensichtlich. Außerhalb des Erlösungswerks Christi gibt es keine Heiligkeit. Es war auf Golgatha, wo Gott seine völlige Abscheu der Sünde gegenüber zeigte, indem er das volle Gericht über die Sünde dadurch zum Ausdruck brachte, dass er den Sündenträger, seinen einzigen, geliebten Sohn, verließ und ihm mit seinem ganzen Zorn begegnete, der durch die Sünde verursacht worden war. Das Verbrennen der jungen roten Kuh in all ihren Einzelteilen, ob wir die Haut nehmen, die für die Schönheit des Tieres steht oder den Mist, der ein Ausdruck für die Hässlichkeit der Sünde ist, egal ob wir das Beste oder das Schlechteste des Menschen betrachten, alles symbolisiert das schonungslose Gericht Gottes über die Person des Stellvertreters. Unser Herr war ohne Fehl und Tadel. Er kannte keine Sünde, in ihm war keine Sünde und in 1. Petrus 2,22 lesen wir, dass er auch keine Sünde tat. Das ist das Zeugnis der Schrift. Auf ihm hatte auch nie ein Joch gelegen. Er war vollkommen frei von Sünde und ihren Folgen, da er andernfalls sein Leben für uns nicht hätte geben können. 

Wenn wir jetzt zu dem Priester kommen und sehen, wie er das Zedernholz, den Ysop und das Karmesin mitten in den Brand warf, dann erkennen wir, dass jeder menschliche Stolz und Ruhm vergehen musste. Selbst der Ysop musste ins Feuer geworfen werden, was ein Bild von der Gemeinheit des Menschen ist. Kurz alles - von oben bis unten.

Hatte sich ein Mensch durch die Berührung eines Toten verunreinigt, sollte er sieben Tage unrein sein. Am dritten Tag sollte er sich mit Hilfe von fließendem Wasser „entsündigen“, das zusammen mit der Asche der jungen roten Kuh in einem Gefäß war. Die Besprengung musste an diesem Tag und am siebten Tag stattfinden. Am Abend des siebten Tages wurde die verunreinigte Person dann, nachdem sie sich entsündigt, ihre Kleider gewaschen und sich selbst gebadet hatte, für rein erklärt.

Hat sich also ein Gläubiger in seinem Leben durch Sünde oder Versagen verunreinigt, muss er, um gereinigt zu werden, unter den Eindruck der Heiligkeit Gottes kommen, wie sie im Schlachten und Verbrennen der roten jungen Kuh vorgeschattet wird. Wird das nicht dadurch bestätigt, dass es sich um eine rote junge Kuh handelte? Die Asche spricht von dem ausgeübten Gericht über die Sünde. Die Erinnerung daran und die Anwendung des Wortes in seiner reinigenden Kraft durch den Heiligen Geist Gottes, vorgebildet durch das „fließende Wasser“, das mit der Asche vermischt wurde (ein Bild von dem, wodurch unser Herr am Kreuz gehen musste), beide haben einen demütigenden und reinigenden Einfluss auf das Herz des Gläubigen. 

Weiter mussten die Kleider gewaschen und die Person gebadet werden. Darin können wir die Bemühungen der verunreinigten Person sehen, sein Leben von schmutzigen Wegen und Gedanken zu befreien. Es zeigt auch die Notwendigkeit der persönlichen moralischen Reinheit vor Gott.  

Beachten wir auch, dass die Reinigung des Sünders nicht durch Blut, sondern durch das Wasser des Wortes geschah, um das Herz mit dem ganzen Ernst der Sünde, wie wir sie vorbildlich in dem Verbrennen des Opfers und in der Asche sehen können, zu beschäftigen und um das Herz des Gläubigen dahin zu führen, sich selbst in der Gegenwart Gottes zu richten.  

Es ist interessant die Anweisungen über den dritten und siebten Tag zu betrachten. Um die Gemeinschaft mit Gott wiederherstellen zu können, musste eine gewisse Zeit für den abgewichenen Heiligen vergehen. Es wäre beispielsweise für einen Prediger nicht angemessen, seinen Dienst öffentlich fortzusetzen, ohne Zeit für eine völlige Wiederherstellung genommen zu haben, nachdem sich bei ihm eine schlimme Sünde gezeigt hätte und er wiederhergestellt worden wäre.  

Ein Beispiel dafür könnte der Apostel Petrus sein. Nach seinem Fall, als er seinen Herrn mit Schwüren und Flüchen verleugnet hatte, schaute unser Herrn ihn mit einem Blick aus Betrübnis und vergebender Liebe an, der Petrus dahin führte, hinauszugehen und bitterlich zu weinen. Doch es war noch etwas anderes notwendig. Der Herr hatte noch eine besondere Begegnung mit ihm, nachdem er auferstanden war. Etwas später prüfte ihn der Herr dann durch und durch, bis Petrus sein Herz in der Gegenwart Gottes öffnete und ausrief: „Herr, du weißt alles, du weißt, dass ich dich lieb habe“ (Joh 21,17). Die Antwort des Herrn ist der Auftrag: „Weide meine Schafe“. Später sehen wir dann, wie Petrus am Pfingsttag der Hauptsprecher ist. 

Wir tun gut daran über das Opfer der roten jungen Kuh nachzudenken, welches uns lehrt zu erkennen, was die Verunreinigung durch Sünde wirklich ist und wie nötig es ist, dass wir uns in einem angemessenen Zustand in Gottes heiliger Gegenwart aufhalten. Es zeigt uns auch, dass ein Gläubiger nicht ausschließlich durch eine eigene Handlung verunreinigt wird, sondern auch durch eine Berührung mit etwas Verunreinigtem. Das kann selbst unwissentlich geschehen und zu einer Verunreinigung führen, die durch das „Wasser der Entsündigung“ entfernt werden muss. Es mag sein, dass eine Sünde in der Versammlung gerichtet werden muss und die Gedanken durch die Mitteilungen über die schmutzige Angelegenheit verunreinigt worden sind. Auch dann ist eine Reinigung nötig. Die Schrift schreibt in Verbindung mit der Asche, die mit dem fließenden Wasser gemischt wurde, von einem „Wasser der Absonderung“. Wie notwendig ist doch die Absonderung vom Bösen, um das Herz in der glücklichen Gemeinschaft mit Gott zu erhalten.

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