Die symbolische Lehre der Stiftshütte

Aussatz

Der Aussatz ist ein schreckliches Bild der Sünde. Obwohl jede Krankheit das Ergebnis der Sünde ist, ist der unheilbare Charakter des Aussatzes, die schlimme Art und Weise, wie er seine Opfer entstellt, man denke nur daran, wie Gelenke, Finger und Zehen nach und nach zerfressen werden, die Nase zerfällt, Haarausfall etc. bis das arme Opfer ein Gegenstand des Mitleids geworden ist, ja all das macht den Aussatz zu einem erschütternden Bild der Sünde und zeigt ihre beschmutzende, unausrottbare und ansteckende Natur. Diese Folge der Sünde ist sogar so ansteckend, dass der Betroffene von allen Mitmenschen entfernt werden muss.  

Die erste Erwähnung des Aussatzes kommt in der Bibel an der Stelle vor, wo der HERR Mose dazu auffordert, seine Hand in seinen Gewandbausch zu stecken, woraufhin seine Hand aussätzig wie Schnee wird (2. Mo 4,6). Das erinnert uns an den Ausspruch Jesajas in Kapitel 1,6: „Von der Fußsohle bis zum Haupt ist nichts Gesundes an ihm: Wunden und Striemen und frische Schläge; sie sind nicht ausgedrückt und nicht verbunden und nicht mit Öl erweicht worden“.  

In 3. Mose 13 finden wir eine sehr sorgfältige Beurteilung dieser Krankheit, um es dem Priester zu ermöglichen zu entscheiden, ob ein Mensch ein Aussätziger war oder nicht. Trug ein Fleck bestimmte Eigenschaften, bestätigte es die Entscheidung, dass ein Mensch vom Aussatz befallen war. Ein Fleck offenbart so eine innere Erkrankung ebenso wie eine einzige Sünde auf eine sündige Natur schließen lässt. Wie zeigt sich die Güte Gottes, uns eine solch plastische Beschreibung von dem zu geben, was die Sünde in seiner Gegenwart wirklich bedeutet. Konnte es eine einzige Stelle sein, die den Aussätzigen verriet, so war es auf der anderen Seite so, dass ein vollständig bedeckter Körper, den der Priester besah, wie folgt behandelt werden sollte: „und der Priester besieht ihn, und siehe, der Aussatz hat sein ganzes Fleisch bedeckt, so soll er den, der das Übel hat, für rein erklären; hat es sich ganz in Weiß verwandelt, so ist er rein“ (3. Mo 13,13). Diese Anweisung scheint darauf schließen zu lassen, dass es, wenn ein Sünder seine Sündhaftigkeit vollständig anerkannte, die Barmherzigkeit Gottes war, die eintrat, um ihn zu segnen. Wir können in diesem Zusammenhang an Hiob im Alten und Saulus von Tarsus von Neuen Testament denken.  

Hiob war ein hervorragender Mann. Er war aufrichtig, vollkommen in seiner Lebensführung, großzügig und Alte sowie Junge schauten mit großem Respekt zu ihm auf. Als der Zeitpunkt kam, wo Satan ihn versuchte, erlaubte es der HERR, dass er all seinen Reichtum und seine ganze Familie an einem einzigen Tag verlor. Doch das war noch nicht alles, denn sein ganzer Körper wurde durch Geschwüre gepeinigt und seine drei Freunde verschärften seinen Zustand noch durch bissige Bemerkungen, indem sie ihm Heuchelei unterstellten, was sicherlich nicht zutreffend war. Als schließlich Gott zu ihm spricht, kommt er überraschenderweise zu der richtigen Einschätzung seiner selbst in der Gegenwart Gottes. „Mit dem Gehör des Ohres hatte ich von dir gehört, aber nun hat mein Auge dich gesehen. Darum verabscheue ich mich und bereue in Staub und Asche“ (Hiob 42,5–6). Würde Hiob diesen Tag je vergessen? Es war zweifellos der beste seines Lebens. Der Aussatz hatte ihn vollständig bedeckt. Alles wurde weiß wie Schnee. Er war rein. Der Aussatz hatte solange im Fleisch gewirkt, bis kein Fleisch mehr übrig war, wo eine Wirkung möglich gewesen wäre, und deshalb war er rein. 

Wenn wir zu Saulus von Tarsus kommen, haben wir ein Beispiel dafür, wie gut das Fleisch nach außen hin aussehen konnte. Er war so ernsthaft, wie ein Mann nur sein kann. „Was die Gerechtigkeit betrifft, die im Gesetz ist, tadellos erfunden“ (Phil 3,6). Doch es kam der Tag, wo er eine Offenbarung Christi empfing. Er sah „ein Licht, das den Glanz der Sonne übertraf“ (Apg 26,13). Er wurde zu Boden geworfen und erfuhr in einem Augenblick, dass derjenige, den er dadurch verfolgte, dass er dessen demütige Jünger brutal ins Gefängnis werfen ließ und sie selbst bis in den Tod verfolgte, nichts anderes war als der Sohn Gottes, der herrliche Erretter, der nach seiner Auferstehung jetzt zur Rechten Gottes thront. Und so nahm er seine Feder in die Hand und schrieb: „Das Wort ist gewiss und aller Annahme wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, Sünder zu erretten, von welchen ich der erste bin“ (1. Tim 1,15). Der Aussatz bedeckte ihn vollständig, er war rein.  

Natürlich müssen wir hierbei vorsichtig sein. Das Fleisch, die gefallene böse Natur, mit der wir geboren werden, wird immer Fleisch bleiben. Dafür wird es kein Heilmittel geben. „Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns“ (1. Joh 1,8), und das, obwohl wir im vorhergehenden Vers lesen, dass uns „das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, [...] von aller Sünde [...] reinigt“ (1. Joh 1,7).

Das Gegenbild ist also beschränkt auf die Betrachtung eines Sünders, der seine Sündhaftigkeit und seinen wahren Zustanden vor Gott völlig anerkennt, und als rein in den heiligen Augen Gottes angesehen wird, obwohl wir natürlich wissen, dass es nur das sühnende Opfer Christi war, dass das Heilmittel stellen konnte.  

Wie bemitleidenswert war der Zustand eines Menschen, der als Aussätziger deklariert wurde! In 3. Mose 13,45–46 lesen wir: „Und der Aussätzige, an dem das Übel ist – seine Kleider sollen zerrissen, und sein Haupt soll entblößt sein, und er soll seinen Lippenbart verhüllen und ausrufen: Unrein, unrein! Alle Tage, da das Übel an ihm ist, soll er unrein sein; er ist unrein: Allein soll er wohnen, außerhalb des Lagers soll seine Wohnung sein“.  

Es war nicht nur so, dass der Aussätzige als Einzelperson ausgesondert wurde, nein er wurde auch aus der Gemeinde ausgeschlossen. Ist das nicht ein treffendes Bild von dem, was Sünde bewirkt? Es unterbricht die Gemeinschaft der Seele mit Gott. Es kann sein, dass die Sünde eines Gläubigen eine Form angenommen hat, dass sie die Trennung von der Gemeinschaft der Gläubigen auf der Erde nach sich zieht, wie wir das bei dem Mann in 1. Korinther 5 sehen, der in eine inzestuöse Verbindung eingetreten war. Es gibt ein „drinnen“ und „draußen“ in Verbindung mit der Versammlung Gottes, die ein Platz der Heiligkeit ist, wo das Böse, wenn es auftritt, gerichtet und behandelt werden muss, genauso wie es ein drinnen und draußen im Lager der Israeliten gab.  

In 3. Mose 14 lesen wir von einem Haus, das von dem Übel des Aussatzes befallen wird. War der Fall erwiesen, musste das Haus geräumt und abgekratzt werden, um dann den abgeschabten Lehm an einen unreinen Ort zu bringen. Andere Steine und anderer Lehm musste dann verwendet werden. Brach der Aussatz allerdings zum zweiten Mal aus, handelte es sich um einen „fressenden Aussatz“, der nicht mehr geheilt werden konnte. Das Haus musste niedergerissen und die Steine, das Holz und der Lehm an einen unreinen Ort gebracht werden.  

Kennen wir heute auch noch etwas davon? Wenn wir uns bestimmte christliche Körperschaften ansehen, die unschriftgemäße Lehren über die Person unseres Herrn und über seinen Sühnungstod angenommen haben, können wir dann nicht sagen, dass es sich dort um einen „fressenden Aussatz“ handelt? Beispiele für solche vom Aussatz befallenen Häuser sind, wenn sie auch nicht alle in demselben Zustand sind, die Mormonen, die Zeugen Jehovas, die christliche Wissenschaft und andere. Das einzige, was in solchen Fällen zu tun ist, ist eine völlige Distanzierung von diesen gotteslästerlichen antichristlichen Systemen. Es ist ein „fressender Aussatz“.  

Wenn wir nun zu der Reinigung des Aussätzigen kommen, finden wir sehr lehrreiche Bilder. Der Priester bestimmte zunächst, dass zwei lebende Vögel sowie Zedernholz, Karmesin und Ysop genommen werden mussten. Einer der Vögel musste dann „in einem irdenem Gefäß über lebendigem Wasser“ geschlachtet werden. Der lebende Vogel sollte dann zusammen mit dem Zedernholz, Ysop und Karmesin in das Blut des geschlachteten Vogels und das lebendige Wasser getaucht werden, um den Aussätzigen dann siebenmal mit dem Blut zu besprengen. Anschließend sollte der lebende Vogel ins freie Feld fliegen gelassen werden. 

Halten wir an dieser Stelle kurz inne. Wie berührend sind diese Vorbilder doch. Der geschlachtete Vogel ist ein Bild unseres Herrn, der starb, um uns durch sein kostbares Blut zu reinigen. Der Vogel musste in einem irdenen Gefäß getötet werden. Unser Herr, welcher Gott ist, ja, der der Sohn des ewigen Gottes ist, wurde Mensch und kam in einem „irdenen Gefäß“. „Einen Leib hast du mir bereitet“ (Heb 10,5). Der Vogel musste „über lebendigem Wasser“ getötet werden. Wasser ist in der Bibel ein Bild von dem Wort Gottes, das durch den Heiligen Geist angewendet wird. Wenn wir hier von „lebendigem“ Wasser lesen, dann spricht das von der Aktivität des Heiligen Geistes. „Christus, der durch den ewigen Geist sich selbst ohne Flecken Gott geopfert hat“ (Heb 9,14).  

Der lebendige Vogel musste mit dem geschlachteten Tier durch das Eintauchen in dessen Blut identifiziert werden. Einmal losgelassen, flog er ins freie Feld, gewissermaßen direkt in den Himmel, und ist damit ein Bild davon, wie unser Herr wegen unserer Sünden in den Tod gehen musste, aus dem er triumphierend auferstand, in den Himmel fuhr, um den Beweis davon zu geben, dass er den Sieg errungen hat. Was für ein Zeugnis! Wenn wir den Vogel vor uns haben, der mit seinen blutbedeckten Flügeln in Richtung Himmel fliegt, denken wir an Christus, der „nicht mit Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blut ein für alle Mal in das Heiligtum eingegangen ist, als er eine ewige Erlösung erfunden hatte“ (Heb 9,12). Es war jedoch nicht nur der lebende Vogel, der in das Blut des geschlachteten Vogels getaucht wurde, sondern auch das Zedernholz, der Ysop und das Karmesin. Zedernholz und Karmesin sind ein Bild der Größe des Menschen. Salomo redete „von der Zeder, die auf dem Libanon ist, bis zum Ysop, der an der Mauer herauswächst“ (1. Kö 5,13). Die tiefe Erniedrigung unseres Herrn von dem Thron Gottes bis zur Krippe Bethlehems und schließlich dem Kreuz setzt der Größe des Menschen ein völliges Ende. Isaac Watt hat das Eintauchen des Zedernholzes und des Karmesins in einem Gedicht einmal so ausgedrückt:

„When we survey the wondrous cross, On which the Prince of glory died, Our richest gain we count but loss, And pour contempt on all our pride” 

Wenn wir annehmen, dass der Ysop in der Natur ein Bild von dem ist, was gering ist, dann hat das viele Menschen dahin geführt zu denken, dass der Arme alleine schon deswegen gesegnet werden müsse, weil er ein so trauriges Los in diesem Leben erhalten hat. Der in Blut getauchte Ysop setzt dieser Vorstellung jedoch ein Ende. Jeder von uns ist ein Sünder. Ich denke, dass wir eine gute Illustration bekommen, wenn wir uns den sterbenden König Edward den Siebten anschauen, der den Pfründner Carlile, den Gründer der Heilsarmee, fragte, wie es um seine Tramper stehen würde. Noch bevor der Pfründner antworten konnte, sagte der König: „Denke immer daran, Carlile, dass sowohl Tramper (Ysop) als auch Könige (Zedernholz, Karmesin) denselben Retter brauchen“. Welch eine wunderbare Lektion hatte dieser große König doch gelernt!  

Als Nächstes kommen genaue Details, die die Reinigung beschreiben und laut und deutlich davon sprechen, dass nicht nur ein äußerliches Werk an dem Sünder geschehen musste, sondern auch ein innerliches, um ihn so von jeder praktischen Verunreinigung zu befreien. Die Heiligkeit musste gewahrt werden. Der Fall sollte völlig klar sein. Es ist der Tod und das Vergießen des Blutes unseres Herrn auf dem Kreuz, die dem Sünder, der zum Glauben kommt, einen Anspruch Gott gegenüber gibt. Es ist ein Anspruch, der sich nicht auf Werke gründet, sondern einzig und allein auf die Gnade Gottes. Die gerechte Grundlage ist der Sühnungstod unseres Herrn, der die große Frage der Sünde für den gläubigen Sünder geregelt hat. Doch es gibt noch eine andere Seite, die erfüllt sein muss, um Gemeinschaft mit Gott haben zu können und das ist die der moralischen Eignung oder Tauglichkeit. 

Es gibt nicht nur das Blut, sondern auch das Wasser. Das Blut zeigt die richterliche Reinigung, die einen Anspruch auf die Gegenwart Gottes begründet. Das Wasser steht dagegen für die reinigende Wirkung durch Gottes Wort und führt zu einem angemessenen moralischen Zustand. Zuerst kommt die gerichtliche Seite, dann die moralische. Ein Adliger mag das Recht haben in den Hof des Königs zu kommen, es würde ihm aber im Traum nicht einfallen, dort ohne seine Amtstracht zu erscheinen. 

Nachdem der geheilte Aussätzige für rein erklärt wurde, musste er seine Kleider waschen, die symbolisch auf einen Menschen hinweisen, der unter dem Einfluss der Gnade Gottes die Gewohnheiten aufgibt, die einem Nahen zu Gott im Wege stehen. Der Aussätzige musste sich im Wasser baden und „all sein Haar scheren“, ein Bild von dem, was noch eine Stufe weitergeht und weggetan werden musste, weil es vor Gott keinen Bestand hat. Die Vorschrift für den siebten Tag lautete: Und es soll geschehen, am siebten Tag soll er all sein Haar scheren, sein Haupt und seinen Bart und seine Augenbrauen; ja, all sein Haar soll er scheren und seine Kleider waschen und sein Fleisch im Wasser baden; und er ist rein“. Erst danach war er rein. Es ist bemerkenswert, wie deutlich Gott seinem geliebten Volk den Gedanken der Heiligkeit in Gedanken, Wegen und im Verhalten einschärfte.  

Am achten Tag sollte der gereinigte Aussätzige dann zwei Lämmer „ohne Fehl“ nehmen, ein „weibliches Lamm, einjährig, ohne Fehl, und drei Zehntel Feinmehl, gemengt mit Öl, zum Speisopfer, und ein Log Öl“. Das Erste, was jetzt getan werden musste, war ein Lamm zum Schuldopfer zu schlachten, um es vor dem Herrn zu weben. Danach nahm der Priester von dem Blut des Opfers und tat es „auf das rechte Ohrläppchen dessen, der zu reinigen war, und auf den Daumen seiner rechten Hand und auf die große Zehe seines rechten Fußes“. Erstens wurde auf diese Weise klargemacht, dass es keinen Zugang zu Gott außerhalb des sühnenden Opfers unseres Herrn geben kann und zweitens, dass die überwältigende Liebe des Opfers nichts weniger von uns verlangt als eine völlige Hingabe unseres Lebens an ihn, der uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat (Gal 2,20). „Denn die Liebe des Christus drängt uns, indem wir so geurteilt haben, dass einer für alle gestorben ist und somit alle gestorben sind. Und er ist für alle gestorben, damit die, die leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferweckt worden ist“ (2. Kor 5,14–15). Es geht also nicht nur darum, dass wir eine Antwort haben, sondern anzuerkennen, dass es einen Anspruch Gottes an uns gibt.  

Betrachten wir jetzt zu dem Log Öl. Ein Teil des Öls wurde auf die Innenfläche der Hand des Priesters geschüttet, um damit das rechte Ohrläppchen, den Daumen der rechten Hand und die große Zehe des rechten Fußes des Aussätzigen zu salben. Diese Gliedmaße waren allerdings schon mit Blut bedeckt worden. Das Öl wurde also auf das Blut gestrichen. Das Ohr empfängt Informationen, die von der Hand und dem Fuß umgesetzt werden. Das Öl ist ein Bild des Heiligen Geistes und es kann nur die Kraft und Erneuerung des Heiligen Geistes Gottes sein, die den Gläubigen fähig macht, eine angemessene Antwort auf solch eine göttliche Liebe und Gnade zu geben. Der Rest des Öls musste schließlich über den Kopf des gereinigten Aussätzigen gießen, um auf diese Weise den völligen Anspruch Gottes an den Menschen zu zeigen.

„Love so amazing, so divine, Demands my soul, my life, my all”

Am Schluss musste ein Sündopfer dargebracht werden, dem ein Brand- und Friedensopfer folgte. Das geschah gewissermaßen um dem Herzen die verschiedenen Aspekte des Todes Christi klarzumachen, die nötig waren, um seiner großen Not zu begegnen.

Nächstes Kapitel »« Vorheriges Kapitel