Unterredungen über den ersten Brief an die Korinther

Kapitel 15,35-58 und Kapitel 16

Unterredungen über den ersten Brief an die Korinther

Wie wir bereits sahen, ist die Auferstehung unserer Leiber eine Wahrheit von allergrößter Bedeutung.  Denn wenn es keine Auferstehung des Leibes gibt, so gibt es auch keine Auferstehung Christi, und damit wären wir noch in unseren Sünden.  Es ist nötig, dies mit aller Entschiedenheit zu betonen, für solche, welche dieser Wahrheit einen untergeordneten Platz einräumen möchten.  Andere Briefe reden mehr allgemein von der Auferstehung.  Als Christen besitzen wir diese schon heute.  Wir sind mit Christo auferweckt.  In Ihm besitzen wir ein Auferstehungsleben; aber unsere Leiber sind noch nicht auferstanden, und darum allein handelt es sich in dem vorliegenden Kapitel.  Es gab solche, die, um ihren Verstand zu befriedigen, zu wissen wünschten: „Wie werden die Toten auferweckt? und mit was für einem Leibe kommen sie?“ Der Apostel gibt auf diese Frage keine unmittelbare Antwort, denn das Wort Gottes ist nicht dazu da, die menschliche Neugierde zu befriedigen.  „Tor!“ ruft er aus.  Die gestellte Frage, die so sehr der Luft menschlicher Weisheit entsprach, welche die Korinther atmeten, war nichts als Torheit.  Der Schreiber erinnert an das Wort des Herrn, daß das Weizenkorn, das in die Erde fällt, sterben muß, um viel Frucht zu bringen.  Wie es nun mit Christo war in bezug auf die Auferstehung, so auch mit den Christen.  Wir können also darauf rechnen, daß, wenn unser Leib, dem Weizenkorn gleich, in die Erde gelegt wird, auch wir auferstehen werden, wie Er.  Es wird in der Auferstehung dasselbe Korn sein und dennoch nicht dasselbe.  Was uns angeht, muß das Korn verwesen, um unverweslich aus seinem Grabe hervorzugehen. Das war bei Christo nicht der Fall, denn Er hat die Verwesung nicht gesehen.  Du sagst: Es ist also nicht dasselbe Korn.  Der Apostel sagt: „Was du säst, du säst nicht den Leib, der werden soll, sondern ein nacktes Korn es sei von Weizen oder von einem der anderen Samen.  Gott aber gibt ihm einen Leib, wie er gewollt hat, und einem jeden der Samen seinen eigenen Leib.“ Hierfür liefert er dann Beispiele, indem er zeigt, daß es in der natürlichen Schöpfung verschiedene Arten Fleisch gibt.  Zum Beweise führt er die vier Arten von Geschöpfen dieser Schöpfung an: Menschen, Vieh, Vögel und Fische, von denen im 1. Kapitel des 1. Buches Mose die Rede ist. Aber weiter: Wenn es in der Schöpfung irdische Leiber gibt, so gibt es auch himmlische: Sonne, Mond und Sterne.  Alle sind herrlich, aber in ihrer Herrlichkeit sind sie voneinander verschieden.  Wie uns nun die alte Schöpfung über diese Verschiedenheiten belehrt - in der Auferstehung, in der neuen Schöpfung, wird es dasselbe sein.  Was in Verwesung gesät wird, wird auferweckt werden in Unverweslichkeit; aber niemals wird „die Verwesung die Unverweslichkeit ererben“.  Der natürliche Leib ist nicht derselbe wie der geistige Leib.  Wir haben in dem auferstandenen Herrn, der in allem den Vorrang einnimmt, das Beispiel eines geistigen Leibes: Er kann durch den das Grab verschließenden Stein gehen, kann bei verschlossener Tür in das Zimmer eintreten, wo die Jünger versammelt sind, auch kann Er sich in einem Augenblick von Emmaus nach Jerusalem versetzen, in einem durchaus wirklichen Leib. Er ißt und trägt die Male des Speeres und der Nägel an sich, wie Er sie immer tragen wird.  Wie der Himmlische ist, so werden auch die Himmlischen sein, wenn sie Ihm einmal gleich sind, mit demselben Leib bekleidet wie der Herr Jesus, den Er, der Erstling, besitzt, um ihn auf ewig in der Herrlichkeit zu behalten.

Mit dem 51. Vers kommen wir dann zu einer Wahrheit, die deshalb so wichtig ist, weil sie den in diesem Kapitel behandelten Gegenstand vervollständigt.  Diese Wahrheit leitet unsere Gedanken über zum 4. Kapitel des ersten Thessalonicherbriefes, wo wir Ähnliches, aber nicht das gleiche finden.  Die Thessalonicher erwarteten seit ihrer Bekehrung den Herrn (Kap. 1,10), und die Verwandlung war offenbar kein Geheimnis für sie.  Wohl waren ihnen die Einzelheiten der Ankunft des Herrn nur unvollkommen bekannt, und der Apostel befleißigt sich deshalb, sie mit ihnen vertraut zu machen.  Wenn sie auch Jesum erwarteten, daß Er sie lebend zu sich entrücke, so wußten sie nicht, daß die Auferstehung der entschlafenen Heiligen ebenfalls bei der Ankunft des Herrn stattfinden würde, daß im gleichen Augenblick die Gläubigen aus ihren Gräbern hervorkommen und in einem Nu zu Ihm hin entrückt werden würden, zusammen mit ihnen, den Lebenden, die noch nicht durch den Tod gegangen waren.  Die Korinther hingegen, die anderseits nötig hatten, in bezug auf die Wahrheit von der Auferstehung der Toten befestigt zu werden, wußten von der Verwandlung der Lebenden, welche den Thessalonichern vertraut war, überhaupt noch nichts, und der Apostel belehrt sie darüber, daß diese unauflöslich mit der Auferstehung verbunden sei.  Diese Verwandlung der Lebenden war eine solche Wirklichkeit für den Apostel, daß er, wiewohl er sich für den Märtyrertod bestimmt wußte, sagt: „Wir werden zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden.“ Um einen dem verherrlichten Leibe Christi gleichförmigen Leib zu erhalten, ist es nicht nötig, aus den Toten auferweckt zu werden; man kann auch verwandelt werden.  Wir haben hier zwei verschiedene Ausdrücke: „Denn dieses Verwesliche muß Unverweslichkeit anziehen, und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen“ (V. 53.) Der erste Ausdruck bezieht sich auf die Toten, der zweite auf die Lebenden.  Nur die Toten haben die Verwesung gesehen, während die Lebenden sterblich sind.  Kraft des Sieges Christi wird dieser sterbliche Leib in einen unsterblichen verwandelt werden, wird dieser verwesliche Leib in die Unverweslichkeit eingehen.  „Verschlungen ist der Tod in Sieg.“ Der Prophet Jesaja, dem diese Anführung entnommen ist, rief einst aus: „Den Tod verschlingt er auf ewig“, jetzt aber heißt es als Folge der Auferstehung Christi: „Verschlungen ist der Tod in Sieg“, obwohl dieses Wort für uns noch nicht erfüllt ist.  Auch kann der Apostel sagen: „Wo ist, o Tod, dein Stachel? wo ist, o Tod, dein Sieg?“ (V.55).  Um den Tod darzustellen, spielt er auf den Skorpion (den Tod) und seinen Stachel (die Sünde) an.  Der Tod hatte den Sieg über uns davongetragen und herrschte über uns, nachdem er uns durch die Sünde vergiftet hatte. Jetzt aber haben wir schon Teil an dem Siege Christi.  Aus diesem Grunde fügt der Apostel hinzu: „Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt (nicht geben wird) durch unseren Herrn Jesus Christus!“ Der durch Ihn davongetragene Sieg ist ein Sieg für uns. Wir haben ihn.  Er ist unser.  Seit dem Kreuz ist Satan ein besiegter Feind.  Das beweist die Auferstehung.  Der Tod ist zunichte gemacht, und die Sünde gesühnt und hinweggetan vor Gott. Obwohl nun der Sieg errungen ist, haben wir dennoch als das Heer des Herrn unsere Stellung zu wahren bis zu Seiner Ankunft.  Daher die Ermahnung: „Seid fest, unbeweglich!“ Die Seelen, welche ihren Grund in Christi Sieg gefunden haben, die das Leben des letzten Adam besitzen, der ein „lebendigmachender Geist“ ist (V. 45), sind imstande, fest zu stehen.  Aber wir müssen uns gegenseitig dazu anspornen, „allezeit überströmend zu sein in dem Werke des Herrn“, in der Überzeugung, daß Er von allem Kenntnis nimmt, was für Ihn geschieht, und daß unsere „Mühe nicht vergeblich ist im Herrn“.  Gott führt gleichsam ein Gedächtnisbuch, in das Er alles einträgt, was für Christum getan wird, während von dem, was wir für uns selbst getan haben, nichts darin zu finden sein wird.

Am Anfang des 16.  Kapitels sehen wir dann, in welcher Weise für den Herrn gearbeitet werden kann.  Paulus gab selbst das Beispiel dazu, und andere mit ihm.  Er ging völlig auf in dem Werke des Herrn.  Desgleichen Timotheus (Vers 10), und ebenso Stephanas und sein Haus. (V. 15+16) Sind diese Beispiele nicht ermunternd?  Ein jeder von uns ist dazu berufen, am Werke des Herrn mitzuarbeiten, darin aufzugehen, und die große Hilfe dabei ist die Gewißheit des von Christo davongetragenen Sieges.  Aber es gibt etwas, das oft genug unsere Arbeit unfruchtbar macht, und das ist der Mangel an Liebe.  Das sagt uns deutlich Vers 13 und 14 unseres Kapitels.  „Wachet“, heißt es dort, „stehet fest im Glauben; seid männlich, seid stark!  Alles bei euch geschehe in Liebe.“ Die Liebe ist genau so gut die Triebfeder unserer Tätigkeit nach außen hin, wie sie in Kapitel 13 die Triebfeder unserer Tätigkeit in der Versammlung ist, die Triebfeder eines christlichen Lebens, das für Christum und für Gott Frucht bringt. Die Liebe hat Christum zum Gegenstand: „Wenn jemand den Herrn Jesus Christus nicht lieb hat, der sei Anathema; Maran atha!“ (V. 22).  „Der Herr kommt“, und dann wird Er jedes Werk richten, das nicht aus Liebe zu Ihm geschehen ist.  Wenn wir uns freilich selbst, unserer eigenen Verantwortlichkeit überlassen bleiben, o wie erbärmlich schwach verwirklichen wir dann alle diese Dinge!  Aber wir sind nicht ohne Hilfsquellen.  Wenn die Gnade mit uns ist, wird alles gut werden. Wir bedürfen der Gnade Gottes, um das Werk des Herrn tun zu können, um fest zu stehen, um alles in der Liebe zu tun.  Die Gnade ist das einzige, worauf wir unbedingt rechnen können.  Diese Gnade wird uns nie mangeln, wenn wir sie anrufen, anstatt uns auf unseren guten Willen oder unsere natürliche Tatkraft zu verlassen.

Der Apostel schließt mit den Worten: „Meine Liebe sei mit euch allen in Christo Jesu!“ In dem weiten Herzen des Apostels war die Liebe mit ihnen allen. Auch darin diente er ihnen als Beispiel.  Seine Liebe war ohne Unterschied mit allen Heiligen, denn er kannte die Größe der Liebe Christi gegen sich selbst.

„Amen!“

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