Betrachtung über das erste Buch Samuel (Synopsis)

Kapitel 1-2

Betrachtung über das erste Buch Samuel (Synopsis)

Wir finden also am Anfang dieses Buches, daß das Priestertum in der von uns erwähnten ursprünglichen Form vor Gott bestand. Eli, der selbst gottselig und gottesfürchtig war, hielt keine Ordnung aufrecht in der priesterlichen Familie. Anstatt das Volk an Gott zu binden, bewirkte das Priestertum seine moralische Entfremdung. Hophni und Pinehas, die Söhne Elis, waren in Silo; ihr Benehmen aber machte die Opfer des Herrn dem Volke zum Greuel. Solcherart war der Zustand der Dinge in Israel. Gleichzeitig aber ging Hanna, von Gott zur Segnung erwählt, in der Familie Elkanas durch eine schwere Prüfung: das Begehren ihres natürlichen Herzens war nicht befriedigt, und der Widersacher kränkte sie mittels der glücklichen Peninna. Er aber, dessen Kraft in Schwachheit vollbracht wird, nachdem Er die Kraftlosigkeit der Natur offenbar gemacht hatte (wie es immer in solch einem Fall geschieht), segnet nach Seinem eigenen Willen wider alle Hoffnung, auf daß das, was von Ihm ist, offenbar durch Seine Macht gewirkt werde. Ihrer Bitte gemäß bekommt Hanna einen Sohn, einen dem Herrn geweihten Sohn. Seine Familie gehörte zum Stamme Levi (1. Chr 6).

In dem schönen Lied von 1. Samuel 2 erkennt Hanna diesen Grundsatz der unumschränkten Gnade und der Macht Gottes an, daß Er die Stolzen und die, die auf das Fleisch vertrauen, erniedrigt und die Schwachen und Elenden erhöht. „Denn Jehovas sind die Säulen der Erde, und auf sie hat Er den Erdkreis gestellt.“ Das war es, was Israel, arm und gefallen, und ein schwacher, auf Jehova harrender Überrest, zu lernen hatten, nämlich, daß alles von Gott und von Gott allein abhing, der keine Kraft beim Menschen sucht, sondern Sein eigenes Wirken darin offenbart, daß Er alle Seine Feinde vernichtet, und der schließlich „Macht verleihen (wird) seinem König und erhöhen das Horn seines Gesalbten“. Es ist die Geschichte des Eingreifens Gottes zugunsten des armen, gefallenen Israels, und zwar durch die Erweisung Seiner Macht, indem Er Seinem König, Seinem Christus, Macht verleiht. Es ist eine Weissagung über die Wege Gottes, über die großen Grundsätze Seiner Regierung betreffs der Stellung Israels von dem Augenblick an, wo sie ausgesprochen wurde, bis zum Aufrichten des Tausendjährigen Reiches in der Person des Herrn Jesus.

Unmittelbar nach diesem Zeugnis Gottes, auf dem der Glaube ruhen konnte, wird der innere Zustand des Volkes geoffenbart, wie auch die Ungerechtigkeit des Priestertums, das das Werkzeug zum Reinigen dieser Ungerechtigkeit des Volkes hätte sein sollen, das aber im Gegenteil Gericht über sie brachte. „Ihr machet das Volk Jehovas übertreten“, sagte Eli. „Wenn ein Mensch gegen einen Menschen sündigt, so entscheidet Gott über ihn; wenn aber ein Mensch gegen Jehova sündigt, wer wird für ihn bitten?“ Solcherart war nach den Worten Elis selbst der Zustand der Dinge. „Aber sie hörten nicht auf die Stimme ihres Vaters, denn Jehova war willens, sie zu töten. Und der Knabe Samuel wurde fort und fort größer und angenehmer, sowohl bei Jehova als auch bei den Menschen“; er hatte das Glück, am Zeugnis über Jesum Selbst teilzuhaben, wie schwach das Abbild auch sein mochte.

Was die Söhne Elis anbelangt, so sind sie ein Beispiel dessen, was nur zu oft geschieht. Wie oft sehen wir leider, daß, wenn das Gericht Gottes auszubrechen im Begriff ist, das Volk sich dessen nicht bewußt ist, weil ihr Wahrnehmungsvermögen durch das Böse verfinstert ist. Die Augen Gottes sind anderswo, wie auch das geistliche Unterscheidungsvermögen, das Er den Seinigen schenkt, wie es auch hier bei Samuel der Fall war. Nichtsdestoweniger warnt Gott Eli mittels eines Mannes Gottes. Sein Urteil über die priesterliche Familie und über das Priestertum wird verkündet, bevor Jehova Sich dem Samuel offenbart.

Dieses Urteil verkündet die Veränderung in der Ordnung der göttlichen Regierung, was durch das Aufrichten eines Königs, eines Gesalbten (eines Christus) stattfinden sollte, und die daraus folgende Stellung des Priestertums, wie wir schon in Vers 35 bemerkt haben. „Und ich werde mir einen treuen Priester erwecken: der wird tun, wie es in meinem Herzen und in meiner Seele ist; und ich werde ihm ein beständiges Haus bauen, und er wird vor meinem Gesalbten 1 wandeln alle Tage.“ Solcherart wird, wie ich es verstehe, die Ordnung des Tausendjährigen Reiches sein.

Fußnoten

  • 1 Josua ging im Gegenteil hierzu unter der Anweisung Eleasars, der Gott befragte, ein und aus.
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