Betrachtung über das erste Buch Samuel (Synopsis)

Kapitel 11-12

Betrachtung über das erste Buch Samuel (Synopsis)

Noch geht alles gut mit Saul; er rächt sich nicht an denen, die sich ihm widersetzen. Bevor sein Glaube erprobt wird, gewinnt ihm sein natürlicher Charakter Gunst bei den Menschen. In jenen Dingen, welche die fleischliche Bewegung verursacht und dazu geführt hatte, daß das Volk einen König begehrte, gedeiht nun alles augenscheinlich ihren Wünschen gemäß. Die Ammoniter erleiden eine so gründliche Niederlage, es blieben unter ihnen nicht zwei beisammen. Hier handelt Saul auch klug und großzügig. Er läßt nicht zu, daß die Begierde des Volkes nach Rache ausgeführt werde. In der dem Volke gewährten Segnung erkennt er den Herrn an. Gott war wahrhaftig mit ihnen, indem Er dem Fleische alle nötigen Mittel und alle Hilfe gewährte, um mit Ihm zu wandeln, wenn das möglich gewesen wäre. Auf der Seite Gottes ist Samuel da und unterstützt durch seine Autorität den von Gott gesetzten König. Von Samuel aufgefordert, versammelt sich das Volk nach Gilgal (an einem denkwürdigen Orte wegen der Segnung des Volkes und ihrer Verbindung mit Jehova, indem das Fleisch beim Einzug in das Land gerichtet wurde), um dort ihr Königtum zu erneuern und wiederum einen Thron anzuerkennen, dessen Autorität soeben durch erfolgreiche Bemühungen für die Errettung des Volkes Gottes bestätigt worden war.

Samuel (Kap. 12) empfängt das Zeugnis des Volkes wegen seiner Treue. Er stellt ihnen die Wege Gottes vor, wie auch ihre Undankbarkeit und Torheit, indem sie um einen König bäten und Gott verwarfen. Während er ein Zeichen von Gott gab, das das Gewicht des Zeugnisses Gottes seinen Worten hinzufügte, erklärt er nichtsdestoweniger dem Volke, daß, wenn sie von nun an Jehova gehorchen würden, sowohl das Volk als auch der König fortfahren würden, Jehova nachzufolgen (d. h. daß sie unter Seinem Segen und Seiner Führung wandeln würden); wenn aber nicht, so würde Jehova wider sie sein. Denn Jehova würde sie nicht verlassen, und er selbst (Samuel) würde sicherlich nicht aufhören für sie zu beten, und er würde sie den guten und rechten Weg lehren; d. h. er stellt das Volk in bezug auf ihr öffentliches Benehmen in die von ihnen gewählte Stellung, und er stellt sie als selbst verantwortlich vor Jehova hin; gleichzeitig aber, voller Liebe zu ihnen als dem Volke Gottes, kommt ihm infolgedessen, daß sie ihn verworfen hatten, nicht einen Augenblick der Gedanke, seine Fürbitte oder sein Zeugnis zugunsten ihres Wohlergehens aufzugeben. Ein holdseliges Bild eines dem Herrn nahestehenden Herzens, das in Selbstvergessenheit Sein Volk wie sein eigenes lieben kann! Darin zu versagen wäre wider den Herrn gesündigt (Vgl. 2.Kor 12, 15).

Hier wird also Saul an seinen Platz gesetzt, und seine Autorität wird durch den Segen Gottes bestätigt. Samuel zieht sich zurück, indem er sich auf sein prophetisches Amt beschränkt, und nun ist Saul berufen, sich in seiner gegenwärtigen Stellung als treu und gehorsam zu erweisen, indem er von allen Vorteilen umgeben ist, die der Segen Gottes und die feierliche Handlung Seines Propheten ihm verleihen konnten.

Laßt uns nun kurz die von uns betrachtete Geschichte wiederholen.

Israel, das, untreu ist, hält die Beziehung zu Gott unter dem Priestertum nicht aufrecht. Die Lade wird genommen, der Priester stirbt, und Ikabod wird über den Zustand des Volkes geschrieben. Gott erweckt einen Propheten, der zum Mittler des Umgangs zwischen Ihm und dem Volk wird; durch die Ammoniter aber bedroht, verlangt schließlich das Volk einen König. Gott gewährt ihnen ihre Bitte, indem Er gleichzeitig Sein Mißfallen zum Ausdruck bringt, da Er Selbst ihr König war. Nichtsdestoweniger bleibt der Geist der Weissagung weiterhin das Mittel, um göttliche Mitteilungen dem Volk zukommen zu lassen. Saul, dem erwählten und gesalbten König, werden Zeichen gegeben, die auf den Zustand des Volkes hinweisen: zu allererst einige Getreue, die den Gott von Bethel anerkennen - d. h. den treuen Gott Jakobs, der ihm verheißen hatte, ihn nicht zu verlassen, bis Er alle ihm gegebenen Verheißungen ausgeführt hatte; und als nächstes der Berg Gottes - der Sitz der Autorität unter dem Volk - im Besitz der Philister: die Macht des Feindes im Lande der Verheißung.

Der Geist der Weissagung gerät über Saul und zeigt ihm wo Gott unter diesen Umständen war; Samuel sagt ihm, er soll auf ihn in Gilgal warten. Unterdessen, wie wir gesehen haben, wird er durch den Segen Gottes, der auf seinen Unternehmungen ruht, gestärkt.

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