Betrachtung über das erste Buch Samuel (Synopsis)

Kapitel 13

Betrachtung über das erste Buch Samuel (Synopsis)

Saul regiert zwei Jahre. Dann erwählt er dreitausend Mann: zweitausend sind bei ihm, und tausend bei Jonathan. Jonathan, ein Mann des Glaubens, geht gegen die Feinde des Volkes Gottes energisch vor und schlägt die Philister; aber die Energie des Glaubens, die mitten in der Festung des Feindes wirkte (wie sie es immer tut), ruft natürlich ihre Feindseligkeit hervor. Die Philister hören es; Saul wird zum Handeln aufgerufen und beruft nicht Israel, sondern die „Hebräer“.

Laßt uns hier bemerken, daß bei Jonathan Glauben vorhanden ist. Wenn dem Fleische die Stellung der Führung des Volkes Gottes gegeben wird, folgt es tatsächlich dem durch den Glauben gegebenen Antrieb, jedoch besitzt er ihn nicht; und das Wort Hebräer, der Name, mit dem ein Philister das Volk berufen haben würde, weist darauf hin, daß Saul sich auf das Versammeln der Nation als einer ernannten Körperschaft stützte, und daß er das Verhältnis zwischen einem auserwählten Volke und Gott nicht besser verstand als ein Philister es verstanden hätte. Dies ist nun die Lage, die uns in der Lebensgeschichte Sauls vor Augen gestellt wird. Es war nicht ein vorher überlegter Widerstand gegen Gott, sondern das Fleisch, das auf einen Platz der, Zeugnisses gestellt und zum Vollenden des Werkes Gottes gebraucht wurde. Wir sehen darin einen Menschen, der mit den Interessen des wahren Volkes Gottes verbunden ist und das Werk Gottes nach der Auffassung des Volkes von seiner Not tut - übrigens eine richtige Auffassung bezüglich ihrer tatsächlichen Not. Er ist aber einer, der seine Hilfsquellen in der Energie des Menschen sucht, einer Energie, der Gott Seine Hilfe nicht vorenthält, wenn man Seinem Willen gehorcht, denn Er liebt Sein Volk; sie kann aber grundsätzlich ihrem moralischen und inneren Beweggrund nach niemals das Fleisch übersteigen, dem sie entspringt. Inmitten alles dessen kann der Glaube handeln, und zwar aufrichtig, und das ist Jonathans Fall. Gott wird diesen Glauben segnen, und Er tut es immer, weil er Ihn anerkennt, und in diesem Falle (und es ist Seine Gabe), weil er aufrichtig um das Wohl des Volkes Gottes besorgt ist.

Dem Grundsatz nach ist alles dieses eine Art Bild der bekennenden Kirche, was von diesem Standpunkt aus die wahre Herrschaft Christi vorwegnimmt und in dieser Stellung sogar in ihrer Treue Gott gegenüber versagt. Inmitten eines solchen Systems erhebt sich der wahre Glaube niemals so hoch wie die Herrlichkeit des Kommenden, des wahren verworfenen David, er liebt Ihn aber, und er hängt Ihm an. Wenn die Kirche nur bekennt, so verfolgt sie Christum; das aber in ihr, was durch den Glauben handelt, liebt Ihn und erkennt Ihn an, sogar wenn Er wie ein Rebhuhn auf den Bergen gejagt wird.

Indem Jonathan also im Glauben die Philister angriff, wird Saul, der angeblich das Volk vor Gott anführt, auf die Probe gestellt. Wird er sich als fähig erweisen? Wird er sich des wahren Grundsatzes erinnern, auf dem die Segnung des Volkes beruht? Wird er als ein königlicher Priester handeln, oder wird er den Propheten als das wahre Bindeglied des Glaubens zwischen dem Volke und Gott anerkennen - ein Bindeglied, dessen Bedeutung und Notwendigkeit er hätte anerkennen sollen, seitdem er ihm seine gegenwärtige Stellung und Macht verdankte, und da er seine eigene Mission und prophetische Autorität dadurch bewies, daß er die seinige festgesetzt hatte? Als der kritische Augenblick herankommt, versagt Saul.

Es lohnt sich, die Zeichen des Unglaubens des Fleisches hier zurückzuverfolgen.

Die Philister sind geschlagen. Voller Tatendrang und Energie hört es das Volk; nichts könnte natürlicher sein. Saul hat nur dieselbe Hilfsquelle - Gott wird nicht angerufen, es wird nicht zu Jehova, dem Gott Israels, geschrien; Samuel fällt seinem Glauben nicht ein, obwohl er sich daran erinnert, was Samuel ihm gesagt hat. Wenn die Philister es gehört haben, so müssen die Hebräer es auch hören. Israel fürchtet sich; Gott gibt dem Unglauben keine Antwort, wenn die Erprobung des Glaubens Sein Ziel ist. Saul beruft das Volk sich nach Gilgal nach, sie zerstreuen sich aber bald von ihm, sobald sie hören, daß sich die Philister zum Streit versammelt haben. Saul ist in Gilgal, und Samuel kommt ihm wieder in den Sinn. Es war nicht mehr so, als wo das Königtum erneuert wurde. Die Umstände wiesen natürlich auf Samuel als auf eine Hilfsquelle hin. Gemäß seinem Worte wartet Saul sieben Tage auf ihn. Er wartet lange genug auf ihn, um den Erfordernissen des Gewissens zu genügen. Nach diesem Grundsatz kann das Natürliche recht weit gehen, es hat aber nicht jenes Empfinden von reiner eigener Schwachheit, und daß alles von Gott abhängt, was es dazu zwingt, auf Gott als die alleinige Hilfsquelle und den allein Wirkenden zu harren. Wie das Volk einst die Lade ins Lager brachte, so bringt er dann ein Brandopfer dar. Wenn er aber auf Gott vertraut hätte, hätte er verstanden, daß er, wie das Ergebnis auch sein mochte, auf Ihn harren sollte, und daß es nutzlos war, irgend etwas ohne Ihn zu tun, und daß er dabei nichts riskierte, wenn er auf Ihn harrte. Ein treuer Gott würde ihn nicht im Stich lassen. Er hatte an Samuel gedacht und daran, daß er ihm zu warten befohlen hatte, so daß er ohne Entschuldigung war; er erinnerte sich daran, daß die Führung und der Segen Gottes beim Propheten gefunden wurden. Er schaut aber auf die Umstände: das Volk ist zerstreut, und Saul versucht, Gott durch ein frommes Handeln ohne Glauben einzuschalten. Es war der entscheidende Augenblick; Gott hätte sein Königtum über Israel bestätigt, Er hätte seine Dynastie festgesetzt. Nun aber hatte Er einen anderen erwählt.

Man merke sich hier, daß Saul den Thron nicht dadurch verlor, daß die Philister ihn besiegten. Der Fehler lag zwischen ihm und Gott. Die Philister greifen ihn nicht an. Es genügt Satan, wenn es ihm gelingt, uns vom lauteren und einfachen Pfad des Glaubens wegzuscheuchen. Samuel geht weg, nachdem er Saul den Sinn Gottes kundgemacht hatte. Die Philister plündern das Land, das schutzlos ist. Übrigens besaß das Volk weder Schwert noch Speer.

Welches Bild vom Zustande des Volkes Gottes! Wie oft finden wir, daß diejenigen, die bekennen, Kinder Gottes zu sein, die Wahrheit zu besitzen und Erben der Verheißung zu sein, vor den sie plündernden Feinden unbewaffnet dastehen!

Der Glaube an Gott wird aber immer gesegnet, und wenn Gott die Wirkung des Unglaubens gezeigt hat, so hat Er auch auf seine Torheit hingewiesen, da überall da, wo sich Glaube findet, Seine ganze Macht entfaltet wird; und dann ist es der Feind, der schutzlos ist.

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