Betrachtung über 2. Korinther (Synopsis)

Kapitel 5

Betrachtung über 2. Korinther (Synopsis)

Indes gibt es nicht nur unsichtbare und herrliche Dinge, sondern die Christen haben auch teil daran. Wir wissen, sagt der Apostel in ihrem Namen, dass, wenn dieses irdische, vergängliche Haus zerstört wird (und wenig fehlte, so wäre dies bei Paulus der Fall gewesen), wir einen Bau von Gott haben, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, ein ewiges, in den Himmeln. Köstliche Gewissheit! Paulus wusste es, die Christen wissen es als einen Teil ihres Glaubens. „Wir wissen1 – eine Gewissheit, die diese Herrlichkeit, von der Paulus wusste, dass sie ihm gehörte, durch die Kraft des Heiligen Geistes zu einer wirklichen und in seinem Herzen wirksamen Hoffnung machte – zu einer gegenwärtigen Wirklichkeit durch den Glauben. Er sah diese Herrlichkeit als eine Herrlichkeit, die ihm gehörte, und mit der er bekleidet werden sollte. Und deswegen seufzte er auch in seiner Hütte, nicht (wie so viele) weil die Wünsche seines Fleisches nicht in Erfüllung gehen konnten oder weil der Mensch, selbst wenn diese Wünsche erfüllt werden, dennoch keine Befriedigung für sein Herz findet, noch auch weil er unsicher gewesen wäre, ob er angenommen sei und die Herrlichkeit ihm gehöre oder nicht; nein, er seufzte, weil der Leib ein Hindernis war, geeignet, das göttliche Leben niederzudrücken und ihn des vollen Genusses jener Herrlichkeit zu berauben, die das neue Leben sah und begehrte und die Paulus vor Augen hatte und als seine eigene bewunderte. Diese irdische, menschliche Natur war eine Bürde. Es war kein Schmerz für ihn, dass er ihre Wünsche nicht befriedigen konnte; sein Schmerz bestand darin, dass er sich noch in dieser sterblichen Natur befand, während er etwas Besseres vor Augen hatte.

Indessen wünschte er nicht entkleidet zu werden, weil er in dem verherrlichten Christus eine Macht des Lebens erblickte, die imstande war, jede Spur von Sterblichkeit zu verschlingen und zu beseitigen; denn die Tatsache, dass Christus droben in der Herrlichkeit war, war das Ergebnis dieser Macht und zugleich die Offenbarung des himmlischen Teiles, das denen, die sein waren, gehörte. Deshalb wünschte der Apostel nicht entkleidet, sondern überkleidet zu werden; er wünschte, dass das, was an ihm sterblich war, verschlungen würde vom Leben, dass die Sterblichkeit, die seine menschliche Natur kennzeichnete, verschwinden möchte vor der Kraft des Lebens, das er in Jesus sah und das sein Leben war. Diese Kraft war eine solche, dass es nicht nötig war zu sterben. Und diese Hoffnung hatte noch eine andere Grundlage als die, die das durch den Anblick der Herrlichkeit erweckte Sehnen hervorbringen mochte: Gott hatte die Christen gerade hierzu bereitet. Wer ein Christ war, war hierzu und nicht zu irgendetwas anderem bereitet worden. Gott selbst hatte ihn für diese Herrlichkeit, in der Christus, der letzte Adam, zur Rechten Gottes war, bereitet. Köstliche Gewissheit! Seliges Vertrauen auf die Gnade und das mächtige Werk Gottes! Welch eine unaussprechliche Freude, alles Gott selbst zuschreiben zu dürfen, in solcher Weise seiner Liebe versichert zu sein, Ihn zu verherrlichen als den Gott der Liebe, als unseren Wohltäter, zu wissen, dass das Werk sein Werk ist, und dass wir auf einem vollendeten Werk, dem Werk Gottes selbst, ruhen! Es handelt sich hier indes nicht um ein Ruhen auf einem für uns geschehenen Werke, sondern um das köstliche Bewusstsein, dass Gott uns hierzu bereitet hat: „Wir sind sein Werk.“

Doch um dies genießen zu können, war noch etwas anderes nötig, da wir ja noch nicht tatsächlich verherrlicht sind, und dieses andere hat Gott uns gegeben, nämlich das Unterpfand des Geistes. So haben wir die Herrlichkeit vor uns, wir sind durch Gott selbst dafür bereitet und haben das Unterpfand des Geistes bis wir dorthin gelangen; wir wissen außerdem, dass Christus so völlig den Tod überwunden hat, dass wir, wenn die Zeit gekommen wäre, verwandelt und in die Herrlichkeit versetzt werden würden, ohne überhaupt zu sterben; das Sterbliche würde verschlungen werden vom Leben. Das ist durch Gnade unser Teil in dem letzten Adam, durch die Macht des Lebens, in der Christus auferweckt worden ist.

Aber dann beschäftigt sich der Apostel mit den Folgen hinsichtlich des natürlichen Teiles des ersten gefallenen Menschen, welches Tod und Gericht ist; denn das Zeugnis ist hier sehr vollständig.

Was ist denn die Folge des Besitzes des Lebens in Christus im Blick auf Tod und Gericht, die beiden natürlichen Gegenstände der Befürchtungen der Menschen, die Frucht der Sünde? Wenn auch unsere Leiber noch nicht verwandelt sind und das Sterbliche noch nicht verschlungen ist vom Leben, so sind wir doch voll Vertrauen; denn da wir für die Herrlichkeit bereitet sind und da Christus (der die siegreiche Kraft, die Ihm den Weg zum Himmel öffnete, offenbart hat) unser Leben ist, so bleibt dieses Leben unberührt, mögen wir auch diese Hütte verlassen und ausheimisch von dem Leib sein, bevor wir mit der Herrlichkeit überkleidet werden. Dieses Leben hat in Jesus schon über alle Wirkungen der Macht des Todes triumphiert. Wir würden in jenem Fall einheimisch bei dem Herrn sein; denn wir wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen, wir sehen diese herrlichen Dinge noch nicht, darum möchten wir lieber ausheimisch von dem Leib und einheimisch bei dem Herrn sein. Aus diesem Grund suchen wir auch Ihm wohlgefällig zu sein, sei es, dass wir ausheimisch von dem Leib oder noch einheimisch in demselben erfunden werden, wenn Jesus kommt, um uns zu sich zu nehmen und uns seiner Herrlichkeit teilhaftig zu machen.

Dies führt uns zu dem zweiten Punkt, dem Gericht. Denn wir müssen alle offenbart werden vor dem Richterstuhl des Christus, damit ein jeder empfange, was er in dem Leib getan hat, es sei Gutes oder Böses. Ein seliger und köstlicher Gedanke, so ernst er andererseits auch sein mag! Denn wenn wir die Gnade wirklich verstanden haben, wenn wir in der Gnade stehen, wenn wir wissen, was Gott ist, ganz Liebe für uns, ganz Licht für uns, so werden wir begehren, voll und ganz im Licht zu sein. Es ist eine gesegnete Befreiung, sich in diesem Licht zu befinden. Es ist eine Last, eine Bürde für das Herz, wenn etwas verborgen ist, und wenn wir uns auch im Inneren Dinge haben zuschulden kommen lassen, die vielleicht niemand weiß, wenn wir selbst Sünden begangen haben, die zu wissen niemand von Nutzen wäre, so ist es, wenn wir anders die vollkommene Liebe Gottes kennen, doch ein Trost, zu wissen, dass alles in vollkommenem Licht ist, weil Er dort ist. Das ist durch den Glauben und für den Glauben immer da der Fall, wo wahrer Friede ist: wir sind vor Gott, wie Er ist und wie wir sind – in uns selbst, ach! nichts als Sünde, ausgenommen das, was Gott selbst in uns gewirkt hat, indem Er uns lebendig machte, und Gott ist ganz Liebe in jenem Licht, in das wir gestellt sind, denn Gott ist Licht, und Er offenbart sich. Ohne die Erkenntnis der Gnade fürchten wir das Licht, und es kann nicht anders sein. Wenn wir aber die Gnade kennen und wissen, dass die Sünde hinweg getan ist, was die Herrlichkeit Gottes betrifft, und dass die Missetat nicht mehr vor seinen Augen steht, so lieben wir es, im Licht zu sein. Es ist Freude für uns, es ist das, was das Herz begehrt, ohne dass es nicht befriedigt sein kann, wenn anders das Leben des neuen Menschen vorhanden ist. Es ist die Natur dieses neuen Lebens, das Licht zu lieben, die Reinheit zu lieben in ihrer ganzen Vollendung, die das Böse der Finsternis nicht gestattet und alles ausschließt, was nicht sie selbst ist. Nun, so im Licht sein und „offenbart werden“ ist ein und dasselbe, denn das Licht macht alles offenbar.

Wir befinden uns durch den Glauben im Licht, wenn unser Gewissen in der Gegenwart Gottes ist. Wir werden der Vollkommenheit dieses Lichtes entsprechend sein, wenn wir dereinst vor dem Richterstuhl Christi erscheinen werden. Ich habe oben gesagt, dass dies eine feierliche Sache sei, und so ist es in der Tat, denn alles wird diesem Licht gemäß beurteilt werden; aber das Herz liebt das, weil wir, Gott sei Dank! Licht sind in Christus.

Doch beachten wir zudem: wenn der Christ so offenbart wird, ist er schon verherrlicht, und vollkommen Christus gleich, hat er dann keine Überbleibsel der bösen Natur mehr, in der er einst sündigte. Er kann dann auf den ganzen Weg zurückblicken, den Gott ihn in Gnaden geleitet hat, auf dem Er ihm half, ihn aufrichtete, ihn vor Straucheln bewahrte und sein Auge nicht abwandte von dem Gerechten. Er erkennt, wie er erkannt ist. Wie laut redet alles das von Liebe und Gnade! Wenn ich jetzt zurückblicke, so lasten meine Sünden nicht mehr auf meinem Gewissen; obwohl ich sie verabscheuen muss, sind sie doch hinter Gottes Rücken geworfen. Ich bin Gottes Gerechtigkeit in Christus; welch eine Fülle von Liebe und Geduld, von Güte und Gnade! Doch wie viel größer noch wird das Bewusstsein hiervon sein, wenn einmal alles vor mir steht! Gewiss liegt darin, dass wir Gott über uns Rechenschaft geben werden, ein großer Gewinn in Bezug auf Licht und Liebe, und von dem Bösen in uns bleibt nicht eine Spur übrig. Wir sind Christus gleich. Wenn sich jemand fürchtet, so völlig aufgedeckt vor Gott zu stehen, so glaube ich, dass er in seinem Herzen nicht frei ist hinsichtlich der Gerechtigkeit – hinsichtlich der Tatsache, dass wir die Gerechtigkeit Gottes in Christus geworden sind; ich glaube, dass er nicht völlig im Licht ist. Auch müssen wir dort nicht für irgendetwas gerichtet werden. Christus hat alles hinweg getan.

Aber es gibt in dieser Stelle noch einen anderen Gedanken, nämlich den der Vergeltung. Der Apostel spricht hier nicht von einem Gericht über Personen, weil die Heiligen mit eingeschlossen sind und Christus für alles das, was das Gericht ihrer Personen betrifft, ihren Platz eingenommen hat. „Es ist keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind“, sie kommen „nicht ins Gericht“; aber sie werden vor dem Richterstuhl Christi offenbart werden und empfangen, was sie in ihrem Leib getan haben. Das Gute hat nichts verdient: sie haben das, wodurch sie Gutes getan haben, selbst empfangen, die Gnade hat es in ihnen hervorgebracht, dennoch werden sie dafür Lohn empfangen. Was sie getan haben, wird angesehen, als ob es von ihnen wäre. Wenn sie die Gnade und das Zeugnis des Geistes in ihnen vernachlässigt und so die Früchte, die Er hervorgebracht haben würde, verhindert haben, so werden sie die Folgen davon tragen. Nicht dass Gott sie in einem solchen Fall aufgeben würde, nicht als ob der Heilige Geist in ihnen nicht wirkte in Bezug auf den Zustand, in dem sie sich befinden; aber diese Wirkung wird sich in ihrem Gewissen in der Weise äußern, dass sie das Fleisch richtet, das den Gläubigen gehindert hat, die naturgemäße Frucht der Gegenwart des Heiligen Geistes und seiner Wirksamkeit in dem neuen Menschen zu bringen. Der Heilige Geist wird also alles getan haben, was hinsichtlich des Herzenszustandes, in dem sich ein solcher befand, nötig war. Und der vollkommene Ratschluss Gottes betreffs der Person selbst wird erfüllt sein und seine Geduld offenbart samt seiner Weisheit, seinen Regierungswegen und der Sorgfalt, die Er auf jeden einzelnen in seiner herablassenden Liebe verwendet. Ein jeder wird seinen Platz haben, wie er ihm vom Vater bereitet war. Aber die naturgemäße Frucht der Gegenwart und Wirksamkeit des Heiligen Geistes in einer Seele, die ein gewisses Maß von Licht hat (oder bei den Vorzügen, die sie genossen hat, doch hätte haben sollen), diese Frucht, sage ich, wird nicht hervorgebracht worden sein. Die Seele wird erkennen, was dieses Hervorbringen verhindert hat. Sie wird alles, was gut und böse in ihr war, dem Urteil Gottes gemäß verurteilen, mit einer feierlichen Ehrfurcht vor dem, was Gott ist, und in brünstiger Anbetung dessen, was Er für uns gewesen ist. Das vollkommene Licht wird geschätzt werden; die Wege Gottes werden in all ihrer Vollkommenheit erkannt und verstanden werden, indem das vollkommene Licht auf unser ganzes Leben und auf all sein Tun mit uns fällt – ein Licht, in dem wir erkennen werden, dass eine vollkommene, über alles erhabene Liebe geherrscht hat, verbunden mit einer unaussprechlichen Gnade.

So wird die Majestät Gottes durch sein Gericht aufrecht gehalten werden, während zu gleicher Zeit die Vollkommenheit und zärtliche Liebe, die sich in seinen Wegen mit uns kundgegeben haben, unseren Seelen in ewiger Erinnerung bleiben. Das Licht ohne Wolke oder Finsternis wird in seiner eigenen Vollkommenheit verstanden werden, und dieses Licht verstehen heißt: darin sein und es genießen, und das Licht ist Gott selbst.

Welch eine wunderbare Sache, so offenbart zu werden! Welch eine Liebe, die, in ihrer vollkommenen Weisheit und in ihren bewunderungswürdigen Wegen alles Böse überwindend, solche Wesen, wie wir sind, dahin bringen konnte, sich dieses wolkenlosen Lichtes zu erfreuen – Wesen, die Gutes und Böses erkennen (das natürliche und alleinige Vorrecht derer, von welchen Gott sagen konnte: „Unser einer“), die unter der Knechtschaft des Bösen standen, das sie erkannten und durch ein böses Gewissen aus der Gegenwart Gottes, dem diese Erkenntnis angehörte, vertrieben waren – Wesen, deren Gewissen in Betreff des Gerichts Gottes Zeugnis genug gab, um sie vor Ihm fliehen zu lassen und elend zu sein, in denen aber nichts war, was sie zu Ihm hingezogen hätte, der allein ein Heilmittel finden konnte! Welch eine Liebe und heilige Weisheit ist es, die solche Geschöpfe zur Quelle des Guten, des reinen Glückes zu bringen vermochte, wo die Macht des Guten das durch die Heiligkeit verurteilte Böse bedingungslos zurückweist!

Was die Ungerechten betrifft, so werden sie am Tag des Gerichts persönlich für ihre Sünden unter einer Verantwortlichkeit Rechenschaft zu geben haben, die ganz und gar auf ihnen selbst lastet.

Doch wie groß auch das Glück ist, sich in dem vollkommenen Licht zu befinden (und dieses Glück ist vollkommen und göttlich in seinem Charakter), so wird doch dieser Gegenstand hier von der Seite des Gewissens aus betrachtet. Gott hält seine Majestät durch das Gericht, das Er ausübt, aufrecht, wie geschrieben steht: „Der HERR ist bekannt geworden: er hat Gericht ausgeübt“ – dort in seiner Regierung über die Welt, hier in seinem endgültigen, ewigen und persönlichen Gericht. Ich für mein Teil glaube, dass es für die Seele von großem Nutzen ist, wenn wir uns das Gericht Gottes in unseren Gedanken stets vergegenwärtigen, und wenn das Bewusstsein von der unveränderlichen Majestät Gottes hierdurch in unseren Gewissen lebendig erhalten bleibt. Wenn wir nicht unter der Gnade ständen, würde und müsste das unerträglich sein, aber die Erhaltung jenes Bewusstseins steht nicht im Widerspruch zu der Gnade. Im Gegenteil, unter der Gnade allein kann es wahrhaft lebendig erhalten werden; denn wer könnte sonst einen Augenblick den Gedanken ertragen, zu „empfangen, was er in dem Leib getan hat“? Niemand, er müsste denn vollständig blind sein.

Aber die Autorität, die heilige Autorität Gottes, die sich im Gericht geltend macht, bildet einen Teil unserer Beziehungen zu Ihm, und die Erhaltung des Bewusstseins, von dem wir sprechen, verbunden mit dem vollen Genuss der Gnade, einen Teil unserer heiligen geistlichen Gefühle. Es ist dies die Furcht des Herrn, und in diesem Sinn ist derjenige „glücklich, der sich immer fürchtet“. Wenn der Gedanke an das Gericht das Bewusstsein schwächt, dass die Liebe Gottes völlig und ewig auf uns ruht, so verlassen wir den einzigen Boden, auf dem irgendeine Beziehung zu Gott möglich ist, es sei denn, dass man die Verdammnis eine Beziehung nennen könnte. Aber in der lieblichen und friedlichen Atmosphäre der Gnade hält das Gewissen seine Rechte und seine Autorität gegenüber den listigen Eingriffen des Fleisches aufrecht, und zwar durch das Bewusstsein von dem Gericht Gottes, das ausgeübt wird kraft einer Heiligkeit, die von dem Charakter Gottes nicht getrennt werden kann, ohne das Dasein Gottes zu leugnen; denn wenn es einen Gott gibt, so ist Er heilig. Das Bewusstsein, dass wir alle vor dem Richterstuhl Christi offenbart werden müssen, ermuntert das Herz des von Gott angenommenen Gläubigen, dem Herrn in jeder Hinsicht zu gefallen zu suchen, und bei dem Gedanken daran, wie ernst es für einen Sünder ist, vor Gott zu erscheinen, drängt die Liebe, die notwendigerweise diesen Gedanken im Herzen des Gläubigen begleitet, diesen, die Menschen hinsichtlich ihres Heils zu überreden, während er zugleich sein eigenes Gewissen im Licht erhält. Und derjenige, der jetzt im Licht wandelt, dessen Gewissen dieses Licht zurückstrahlen lässt, wird es nicht fürchten für den Tag, wo es in seiner Herrlichkeit erscheinen wird. Wir müssen offenbart werden; aber wenn wir im Licht wandeln, im Gefühl der Furcht Gottes, indem wir sein Gericht über das Böse verwirklichen, so sind wir Gott schon jetzt offenbar: nichts hält dann das liebliche und sichere Ausströmen seiner Liebe zurück. Der Wandel eines solchen Gläubigen rechtfertigt sich schließlich auch vor dem Gewissen anderer; er wird offenbar als einer, der im Licht wandelt.

Wir finden also hier die beiden großen praktischen Grundsätze des Dienstes: 1. man wandelt im Licht, in dem Bewusstsein des feierlichen Gerichts Gottes über einen jeden; und 2. indem das Gewissen sich auf diese Weise rein im Licht befindet, wird durch den Gedanken an das Gericht (das die Seele in einem solchen Fall für sich selbst nicht beunruhigen noch den Blick auf die Liebe Gottes verdecken kann) das Herz angetrieben, solche in Liebe aufzusuchen, die in Gefahr stehen, jenem Gericht anheim zu fallen. Dies tritt dann in Verbindung mit der Lehre von Christus, der durch den Tod am Kreuz ein Heiland geworden ist, und die Liebe Christi drängt uns; denn wir sehen wohl, dass, wenn einer für alle gestorben ist, somit alle tot waren. Das war der allgemeine Zustand der Seelen, und der Apostel geht ihnen nach, damit sie durch Christus Gott leben möchten.

Doch das ist nicht alles. Zunächst ist, was das Los des gefallenen Menschen betrifft, der Tod Gewinn. Der Heilige ist, wenn er ausheimisch von dem Leib ist, einheimisch bei dem Herrn. Was das Gericht betrifft, so kennt er wohl den Ernst desselben, aber es macht ihn nicht mehr zittern. Er ist in Christus und wird Christus gleich sein, und Christus, vor dem er erscheinen muss, hat alle Sünden, für die er hätte gerichtet werden müssen, hinweg getan. Die Folge davon ist Heiligung, indem der Gläubige jetzt schon, völlig offenbar, in die Gegenwart Gottes gebracht wird. Seine Liebe zu anderen wird angespornt; nicht nur die Furcht, dass das Gericht über andere kommen wird, sondern die Liebe Christi drängt ihn – die Liebe, die sich im Tod offenbart hat. Doch dies beweist mehr als die Tatsünden, die das Gericht herbeiführen werden. Christus starb, weil alle tot waren. Der Geist Gottes geht bis zu der Quelle, dem Ursprung der ganzen Lage und Stellung des Menschen zurück, nicht nur zu den Früchten einer bösen Natur: alle waren tot. Dieselbe wichtige Belehrung finden wir in Johannes 5,24. „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht (das sich mit den Sünden beschäftigt), sondern er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen“; er ist aus dem ganzen Zustand und der Stellung eines schon Verlorenen heraus und in eine andere, ganz verschiedene Stellung in Christus hineingekommen. Das ist eine sehr wichtige Seite der Wahrheit, und der Unterschied, der im Römerbrief eine ausführliche Darstellung gefunden hat, kommt in vielen Stellen zum Ausdruck.

Das Offenbarwerden vor Gott in dem Licht ist schon zur Wahrheit geworden, insoweit wir das Licht verwirklicht haben. Kann ich nicht, da ich jetzt Frieden habe, auf das, was ich vor meiner Bekehrung war, und auf alle meine Fehltritte seit meiner Bekehrung zurückblicken, in Demut und zugleich mit anbetendem Herzen die Gnade Gottes preisend, die sich in allem, was Er für mich getan, offenbart hat, ohne aber einen Gedanken an Furcht oder an Zurechnung der Sünde zu haben? Erweckt nicht gerade das ein sehr tiefes Gefühl von alledem, was Gott in seiner heiligen Gnade und Liebe ist, in seiner unendlichen Geduld gegen mich, indem Er mich behütet, mir hilft und mich wiederherstellt? Dieses Gefühl wird vollkommen vorhanden sein, wenn wir einmal offenbart sind, wenn wir erkennen werden, wie wir erkannt sind.

Damit dieser Punkt noch klarer werde (denn er ist sehr wichtig), möchte ich noch einige weitere Bemerkungen hinzufügen. Was wir in dieser Stelle finden, ist das völlige Offenbarwerden von allem, was jemand ist und gewesen ist, und zwar vor einem Thron, dessen Charakter Gericht ist, aber ohne Gericht bezüglich der Schuldfrage der betreffenden Person. Ohne Zweifel wird der Gottlose verdammt werden, wenn er empfängt, was er in dem Leib getan hat. Aber es heißt hier nicht: wir müssen alle gerichtet werden, denn dann müssten alle verdammt werden. Dieses Offenbarwerden besteht vielmehr darin, dass alles innerlich vor das Herz gebracht wird, wenn dieses fähig ist, das Böse für sich selbst zu verurteilen; stände es unter dem Gericht, so wäre es dazu nicht fähig. Wenn wir, befreit von aller Furcht, in dem vollkommenen Licht und mit dem tröstlichen Bewusstsein der vollkommenen Liebe dastehen (denn wenn wir das Bewusstsein der Sünde haben, aber zugleich wissen, dass sie nicht zugerechnet wird, so haben wir, obwohl in einer demütigenden Weise, das Gefühl der vollkommenen Liebe), und wenn zugleich das Bewusstsein der Autorität und der Regierung Gottes in der Seele völlig vorhanden ist, so beurteilt diese selbst alles so, wie Gott es beurteilt, und tritt in die Gemeinschaft mit Ihm ein. Das ist außerordentlich köstlich.

Wir dürfen nicht vergessen, dass wir bei unserem Erscheinen vor dem Richterstuhl Christi bereits verherrlicht sind. Christus ist selbst in vollkommener Liebe gekommen, um uns heimzuholen, und hat unseren Leib der Niedrigkeit umgestaltet zur Gleichförmigkeit mit seinem herrlichen Leib. Wir sind verherrlicht und Christus gleich, ehe das Gericht stattfindet. Und welche Wirkung übte dies auf Paulus aus? Erweckte der Gedanke an jenes Offenbarwerden Angst oder Furcht in ihm? Nicht im Geringsten. Er ist von dem ganzen Ernst der Sache durchdrungen, er kennt den Schrecken des Herrn, er hat denselben vor Augen. Und was ist die Folge? Er beeifert sich, andere zu überreden, die dessen bedürftig sind.

Es gibt sozusagen zwei Teile in der Natur und dem Charakter Gottes: Seine Gerechtigkeit, die alles richtet, und seine vollkommene Liebe. Beide sind eins für uns in Christus, sind unser in Ihm. Wenn wir davon durchdrungen sind, was Gott ist, so werden beide ihren Platz haben. Aber der an Christus Glaubende ist die Gerechtigkeit, die Gott, gerade seiner Natur wegen, auf seinem Thron vor sich haben muss, wenn wir anders bei Ihm sein und uns seiner erfreuen sollen. Und der Christus, der auf dem Richterstuhl sitzt und vor dem wir stehen, ist unsere Gerechtigkeit. Er richtet durch die Gerechtigkeit, die Er ist, doch wir sind diese Gerechtigkeit, die Gerechtigkeit Gottes in Ihm. Daher kann der Gedanke an das Offenbarwerden vor dem Richterstuhl keine ängstliche Frage in der Seele erwecken; vielmehr wird er uns zur Anbetung einer so wunderbaren Gnade anleiten, er wird das Bewusstsein, welches wir von der Gnade haben, erhöhen, sie uns mehr verstehen lassen und uns zeigen, wie sehr sie dem Menschen, wie er ist, angemessen ist; er wird uns außerdem (weil es eben ein solches Gericht gibt) die ernsten und schrecklichen Folgen für diejenigen fühlen lassen, die keinen Teil an dieser Gnade haben. Infolgedessen wird dann auch jener andere und in der Tat wesentliche Teil der göttlichen Natur, die Liebe, in uns anderen gegenüber, wirksam sein, den Schrecken des Herrn kennend, werden wir die Menschen überreden. So stand Paulus im Blick auf jenen höchst ernsten Augenblick in dem bewussten Besitz der Gerechtigkeit, die er in dem Richter sah; denn das, was richtete, war die Gerechtigkeit des Richters. Und infolge davon ging er ernstlich und eifrig anderen nach, dem Werk entsprechend, das auch ihn in die Nähe Gottes gebracht hatte. Doch dieser Hinblick auf das Gericht und auf unser völliges Offenbarwerden an jenem Tag hat eine gegenwärtige Wirkung auf den Heiligen, der Natur jenes Offenbarwerdens entsprechend. Er verwirklicht es durch den Glauben, er ist bereits offenbar. Er fürchtet nicht das Offenbarwerden. Letzteres wird alle Wege, die Gott ihn hienieden gehen ließ, vor ihm völlig enthüllen, wenn er einmal in der Herrlichkeit ist; aber er ist jetzt schon Gott offenbar geworden, sein Gewissen ist in dem Licht geübt. So hat der Gedanke an den Richterstuhl eine heiligende Kraft für die Gegenwart.

Beachten wir die Häufung mächtiger Beweggründe und äußerst wichtiger Grundsätze in dieser Stelle; anscheinend widersprechen sie einander, aber für eine Seele, die im Licht wandelt, verleihen sie, anstatt einander zu widerstreiten und sich gegenseitig aufzuheben, in ihrem Verein dem christlichen Diener und Dienst seinen wahren und vollständigen Charakter. Im Vordergrund steht die Herrlichkeit, und zwar in einer solchen Kraft des Lebens, dass der, der sie verwirklicht, den Tod nicht wünscht, weil er in der Kraft des Lebens in Christus das sieht, was alles Sterbliche in ihm zu verschlingen vermag, und er sieht es in der Gewissheit, dass er sich jener Herrlichkeit erfreuen wird. Zudem ist der Christ sich des Besitzes dieses Lebens so völlig bewusst (indem Gott ihn dafür bereitet und ihm das Unterpfand des Geistes gegeben hat), dass, falls er sterben sollte, der Tod für ihn nichts anderes ist als ein glückliches Ausheimischwerden von dem Leib, um einheimisch bei dem Herrn zu sein.

Der Gedanke, zu Christus zu kommen, bewirkt das Verlangen, Ihm wohlgefällig zu sein, und führt Christus vor die Seele als den Richter, der einem jeden vergelten wird, nach dem er gehandelt hat, und das ist der zweite Beweggrund oder Grundsatz, der dem Dienst seinen Charakter aufprägt. Der ernste Gedanke, wie sehr dieses Gericht zu fürchten ist, nimmt von dem Herzen des Apostels Besitz. Welch ein Unterschied zwischen diesem Gedanken und dem „Bau von Gott“, den er mit Gewissheit erwartete! Jener Gedanke beunruhigt ihn jedoch nicht, sondern in dem feierlichen Gefühl von der Wirklichkeit dieses Gerichts treibt er ihn an, andere zu überreden. Und hier tritt ein dritter Grundsatz hinzu, nämlich die Liebe Christi im Hinblick auf den Zustand derer, die Paulus zu überreden versuchte. Weil diese Liebe Christi sich in seinem Tod offenbart hat, so liegt darin das Zeugnis, dass alle schon tot und verloren waren.

So finden wir also in dieser Stelle die Herrlichkeit mit der persönlichen Gewissheit, sie dereinst zu genießen, und den Tod als das Mittel, einheimisch bei dem Herrn zu sein, dann den Richterstuhl Christi und die Notwendigkeit, vor diesem

 offenbart zu werden, und endlich die Liebe Christi in seinem Tod, da alle bereits tot waren.

Wie sind nun solch verschiedene Grundsätze im Herzen zu versöhnen und zu vereinigen? Dadurch, dass der Apostel Gott offenbar war. Daher brachte der Gedanke, vor dem Richterstuhl Christi offenbart zu werden, bei ihm keine andere Wirkung hervor als die einer gegenwärtigen Heiligung und eines tiefen Ernstes, denn er sollte nicht ins Gericht kommen; aber zugleich wurde er zu einem starken Beweggrund für ihn, anderen zu predigen gemäß der Liebe, die Christus in seinem Tod offenbart hatte. Die Vorstellung des Richterstuhls schwächte nicht im Geringsten seine Gewissheit bezüglich der Herrlichkeit 2. Seine im vollen Licht Gottes stehende Seele strahlte das wieder aus, was in diesem Licht war, nämlich die Herrlichkeit des als Mensch gen Himmel gefahrenen Christus, und die Liebe desselben Jesus wurde in ihrer Tätigkeit in ihm verstärkt durch den Gedanken an den Richterstuhl, der allen Menschen bevorsteht.

Welch eine bewunderungswürdige Vereinigung von Beweggründen für die Bildung eines Dienstes, den die Entfaltung von alledem, worin Gott sich offenbart und wodurch Er auf Herz und Gewissen des Menschen wirkt, kennzeichnet! Nur in einem reinen Gewissen können diese Dinge alle zusammen ihre Kraft haben. Wenn das Gewissen nicht rein ist, wird der Richterstuhl die Herrlichkeit verdunkeln, wenigstens insofern sie einem selbst gehört, und das Gefühl von der Liebe Gottes abschwächen; jedenfalls wird man im Hinblick auf den Richterstuhl mit sich selbst beschäftigt sein, und es ist dann auch notwendig. Aber wenn das Gewissen rein ist vor Gott, so sieht es im Richterstuhl nichts, was ein Gefühl persönlicher Unruhe erwecken könnte, und deshalb übt alles seine wahre sittliche Wirkung aus; der Richterstuhl wird ein Beweggrund mehr zu einem ernsten Wandel und gibt den Aufforderungen, die man, gedrängt von der Liebe Christi, an die Menschen richtet, eine feierliche Kraft.

In Bezug auf die Frage, inwieweit sich unsere eigenen Beziehungen zu Gott in den Dienst einmischen, den wir anderen leisten sollen, fügt der Apostel noch eine andere Sache hinzu, die seinen Wandel kennzeichnete, und das war das Ergebnis des Todes und der Auferstehung Christi. Der Apostel lebte in einem vollständig neuen Bereich, in einer neuen Schöpfung, die alles das, was zu dem natürlichen Bestehen im Fleisch hienieden gehörte, wie in einer anderen Welt zurückgelassen hatte. Die Tatsache, dass Christus für alle gestorben ist, bewies, dass alle gestorben waren (d. h. im Tod lagen), und Er ist für alle gestorben, damit die, die leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern Dem, der für sie gestorben ist und ist wieder auferweckt worden (V. 14+15). Sie stehen mit dieser neuen Ordnung der Dinge in Verbindung, in der Christus als Auferstandener sich befindet. Auf allem anderen ruht der Tod, alles ist unter den Tod beschlossen. Wenn ich lebe, so lebe ich in einer neuen Ordnung der Dinge, in einer neuen Schöpfung, von der Christus Vorbild und Haupt ist. Christus ist, insoweit Er in Verbindung mit der Welt hienieden stand, gestorben. Man konnte Ihn einst als den auf der Erde lebenden Messias und in Verbindung mit den Verheißungen kennen, die den im Fleisch auf der Erde lebenden Menschen gegeben waren; der Apostel kannte Ihn aber nicht mehr also. Tatsächlich war Christus, insofern Er diesen Charakter trug, gestorben, und Er hat jetzt als der Auferstandene einen neuen himmlischen Charakter angenommen.

Deshalb, wenn jemand in Christus ist, so gehört er dieser neuen Schöpfung an, er ist von der neuen Schöpfung. Er gehört der alten gar nicht mehr an, das Alte ist vergangen, alles ist neu geworden. Das System, dem er angehört, ist nicht die Frucht der menschlichen Natur und der Sünde, wie alles, was uns hienieden nach dem Fleisch umgibt. Als System betrachtet, das moralisch vor Gottes Augen besteht, ist alles schon von Gott; alles, was sich darin befindet, ist von Ihm, – von Dem, der uns mit Sich selbst durch Jesus Christus versöhnt hat. Wir leben in einer Ordnung der Dinge, in einer Welt, in einer neuen Schöpfung, die ganz von Gott ist; wir sind darin in Frieden, weil Gott, der der Mittelpunkt und die Quelle dieser ganzen Ordnung ist, uns mit Sich selbst versöhnt hat. Wir genießen sie, weil wir neue Geschöpfe in Christus sind, und alles in dieser neuen Welt ist von Ihm und entspricht der neuen Natur, die wir empfangen haben. Auch hatte Gott dem Apostel einen Dienst der Versöhnung anvertraut gemäß der Ordnung der Dinge, in die er selbst eingeführt worden war. Versöhnt und sich dessen bewusst durch die Offenbarung Gottes, der das Werk der Versöhnung für ihn vollbracht hatte, verkündigte Paulus die Versöhnung, deren Ergebnis er genoss.

Alles dieses verdankte seinen Ursprung einer unermesslichen und allgewaltigen Wahrheit, nämlich: Gott war in Christus. Damit der Apostel aber der Diener der Versöhnung sein und andere mit ihm daran teilhaben konnten, war es auch nötig, dass Christus für uns zur Sünde gemacht wurde. Die eine dieser beiden Wahrheiten zeigt den Charakter, in dem Gott uns nahe gekommen ist, die andere die Wirkung dessen, was für den Gläubigen geschehen ist.

Wir begegnen hier, in Verbindung mit dem Dienst des Apostels, der ersten dieser Wahrheiten, die den Gegenstand der vorliegenden Kapitel bilden: Gott war in Christus, d. h. als Christus auf Erden war. Gott war, da der Tag des Gerichts anbrach, in Liebe in die von Ihm entfremdete Welt gekommen, und drei Dinge sind mit dieser großen und wichtigen Wahrheit verbunden: nämlich Gott war in Christus, die Welt versöhnend, die Übertretungen nicht zurechnend und in den Apostel das Wort der Versöhnung niederlegend. Als Ergebnis dieser dritten Folge der Fleischwerdung Christi nimmt der Apostel den Charakter eines Gesandten für Christus an. Als ob Gott durch ihn ermahnte, bat er die Menschen im Namen Christi, sich mit Gott versöhnen zu lassen. Aber eine solche Gesandtschaft setzt die Abwesenheit Christi voraus, sein Gesandter handelte an seiner statt. Sie war in der Tat auf eine andere Wahrheit gegründet, deren Tragweite niemand ermessen kann, nämlich darauf, dass Gott Ihn, der Sünde nicht kannte, für uns zur Sünde gemacht hat, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in Ihm. Das war das wahre Mittel, uns voll und ganz mit Gott zu versöhnen, nach der Vollkommenheit des völlig geoffenbarten Gottes. Denn Gott hatte uns zu Gegenständen seiner Liebe ausersehen, da wo wir waren, indem Er seinen Sohn gab, der ohne Flecken, ohne irgendeine Regung oder einen Grundsatz der Sünde war; und Er hat Ihn (denn der Sohn hat Sich selbst geopfert, um den Willen Gottes zu vollbringen) für uns zur Sünde gemacht, damit Er uns in Ihm (der in diesem Zustand Gott vollkommen verherrlicht hatte) für alle Ewigkeit zum Ausdruck seiner göttlichen Gerechtigkeit vor den himmlischen Mächten, ja, zu seiner Wonne machte, was die Gerechtigkeit betrifft: „Damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in Ihm.“ Der Mensch hatte keine Gerechtigkeit für Gott, Gott hat die Heiligen in Jesus zu Seiner Gerechtigkeit gemacht. An uns wird diese göttliche Gerechtigkeit völlig dargestellt erblickt – natürlich zuerst in Christus, indem Gott Ihn zu seiner Rechten setzte, und dann in uns, da wir in Ihm sind. Wunderbare Wahrheit, die einerseits Dank und Lob aus unseren Herzen aufsteigen lässt, wenn wir auf Jesus blicken, und andererseits die Seele stille macht und in Anbetung niederbeugt, sie mit Staunen erfüllend beim Anblick dieser Wunder göttlicher Gnade!

Fußnoten

  • 1 Dieses „wir wissen“ ist in der Tat ein bezeichnender Ausdruck für das Teil des Christen, das sie als solches kennen. „Wir wissen, dass das Gesetz geistlich ist“, „wir wissen, dass der Sohn Gottes gekommen ist“ usw.
  • 2 Der Richterstuhl stellt in der Tat am meisten unsere Sicherheit vor Gott ans Licht; denn wie Er ist, so sind wir in dieser Welt, und wenn Christus erscheint, so werden wir Ihm gleich sein.
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