Betrachtung über Epheser (Synopsis)

Kapitel 4

Betrachtung über Epheser (Synopsis)

Der Apostel kehrt jetzt zu dem zurück, was er am Ende des zweiten Kapitels ausgesprochen hat, nämlich: Gott wohnt durch den Geist in der Versammlung, und die Christen, ob Juden oder Heiden, sind in eins vereinigt. Er wünscht, dass die Gläubigen in Ephesus (und wir alle) dieser Berufung würdig wandeln möchten. Ihre Berufung war, eins zu sein, der Leib Christi, aber dieser Leib, wie er tatsächlich auf Erden in seiner wahren Einheit geoffenbart war durch die Gegenwart des Heiligen Geistes. Wir haben im ersten Kapitel die Einführung des Christen in die Gegenwart Gottes Selbst gesehen; aber die Tatsache, dass die Christen den Leib Christi bilden, und dass sie die Wohnung Gottes hienieden, die Behausung Gottes auf der Erde sind – mit einem Wort, ihre ganze Stellung wird hier zusammen gefasst in dem Ausdruck: „die Berufung, mit welcher ihr berufen worden seid“ (V. 1). Das erste Kapitel zeigt uns die Heiligen vor Gott, das Gebet im 3. Kapitel Christum in ihnen.

Der Apostel war im Gefängnis um des Zeugnisses willen, das er von dieser Wahrheit abgelegt hatte, indem er gewissenhaft die Vorrechte verkündigte, die Gott den Heiden geschenkt hatte, und insbesondere das eine, dass sie durch den Glauben mit den gläubigen Juden einen mit Christo vereinigten Leib bildeten. In seiner Ermahnung benutzt er diese Tatsache als einen kräftigen Beweggrund; sie musste das Herz der Christen aus den Nationen rühren. Das erste, was er nunmehr von seinen geliebten Kindern im Glauben erwartete, war der Geist der Demut und Sanftmut, indem sie einander ertrugen in Liebe, da dies jener Einheit geziemte und zugleich das Mittel war, um sie praktisch aufrechtzuerhalten. Dieser persönliche Zustand, dessen Verwirklichung Paulus bei den Ephesern wünschte, ist die wahre Frucht der Nähe Gottes sowie des Besitzes der Vorrechte, vorausgesetzt, dass sie in Seiner Gegenwart genossen werden.

Am Ende des zweiten Kapitels hatte der Apostel das Ergebnis des Werkes Christi entfaltet: Juden und Heiden waren vereinigt; es war Frieden gemacht und also die Wohnstätte Gottes auf Erden gebildet worden (in dem Juden und Heiden durch einen Geist, durch die Vermittlung Christi, Zugang hatten zu Gott und beide in einem Leibe mit Gott versöhnt waren). Zugang zu Gott zu haben, die Wohnstätte Gottes zu sein durch Seine Gegenwart im Heiligen Geiste, ein Leib zu sein, der mit Gott versöhnt ist – das ist die Berufung der Christen. Das dritte Kapitel hatte dies in seiner ganzen Ausdehnung entwickelt, und der Apostel macht jetzt im vierten die Anwendung davon. Die Gläubigen sollten sich befleißigen, in den eben erwähnten Verhältnissen diese Einheit des Geistes zu bewahren in dem Bande des Friedens. Es gibt dreierlei in dieser Ermahnung zu beachten: erstens die Aufforderung, dass sie ihrer Berufung würdig wandeln möchten; zweitens der Geist, in welchem sie das tun sollten; und drittens der Fleiß, die Einheit des Geistes in dem Bande des Friedens zu bewahren. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Einheit des Geistes nicht eine Gleichartigkeit der Gefühle ist, sondern die durch den Heiligen Geist hergestellte Einheit der Glieder des Leibes Christi, die durch den Wandel nach dem Geiste der Gnade praktisch bewahrt wird. Es ist klar, dass der zur Bewahrung der Einheit des Geistes nötige Fleiß sich auf die Erde und auf die Offenbarung dieser Einheit hienieden bezieht.

Nunmehr gründet der Apostel seine Ermahnung auf die verschiedenen Gesichtspunkte, unter denen diese Einheit betrachtet werden kann: zunächst die Verbindung mit dem Heiligen Geist, dann mit dem Herrn und endlich mit Gott.

Da ist ein Leib und ein Geist; nicht nur eine Wirkung, die in dem Herzen der einzelnen hervorgebracht worden ist, damit sie sich untereinander verstehen möchten, sondern ein Leib. Die Hoffnung, deren Quelle und Kraft dieser Geist ist, ist eine. Das ist die wesentliche, wirkliche und bleibende Einheit.

Da ist auch ein Herr. Mit Ihm steht „ein Glaube und eine Taufe“ in Verbindung. Das ist die öffentliche Anerkennung und das öffentliche Bekenntnis von Christo als dem Herrn. Vergleiche die Anrede in 1. Korinther 1.

Endlich gibt es einen Gott und Vater aller, der da ist über allen (od. allem) und durch alle (od. überall) und in uns allen.

Welch mächtige Bande der Einheit! Der Geist Gottes, Christus als Herr, die Allgegenwart Gottes, des Vaters, – alles zielt darauf hin, die, welche mit jedem der Genannten als einem göttlichen Mittelpunkt verbunden sind, in eins zu vereinigen. Alle gottseligen Beziehungen der Seele, alle die Punkte, durch die wir mit Gott in Berührung stehen, vereinigen sich, um alle Gläubigen in dieser Welt in eins zusammenzubringen, und zwar in einer solchen Weise, dass keiner ein Christ sein kann, ohne zugleich mit allen denen, die es auch sind, eins zu sein. Wir können weder den Glauben betätigen, noch die Hoffnung genießen, noch das christliche Leben in irgendeiner Weise zum Ausdruck bringen, ohne denselben Glauben und dieselbe Hoffnung zu haben wie die übrigen Gläubigen, ohne zugleich dem, was in den übrigen vorhanden ist, Ausdruck zu geben. Nur sind wir berufen, dies praktisch aufrecht zu halten.

Lasst uns beachten, dass die drei Einheits-Kreise oder -Bereiche, die sich in diesen drei Versen dargestellt finden, nicht die gleiche Ausdehnung haben. Der Einheitskreis erweitert sich jedes Mal. Mit dem Geiste finden wir die Einheit des Leibes verbunden (V. 4), die wesentliche und wirkliche Einheit, die durch diese Kraft des Geistes hervorgebracht ist, der alle Glieder Christi mit Ihm vereinigt. Mit dem Herrn verbindet sich die Einheit des Glaubens und der Taufe (V. 5). Hier hat ein jeder denselben Glauben, dieselbe Taufe. Es ist das äußere Bekenntnis, vielleicht wahr und echt, aber ein Bekenntnis hinsichtlich Dessen, der Rechte hat über alle, die sich nach Seinem Namen nennen. Der dritte Charakter der Einheit weist auf Rechte hin, die sich auf alle Dinge erstrecken, obwohl das Band dieser Einheit für den Gläubigen enger ist, weil Derjenige, der ein Recht über alle Dinge hat, in dem Gläubigen wohnt 1.

Beachten wir also, dass die Einheit, von welcher der Apostel spricht, nicht nur eine Einheit der Gefühle, der Wünsche und des Herzens ist. Zu einer solchen Einheit wird eindringlich ermahnt, aber zu dem Zweck, um hienieden die Verwirklichung und die Offenbarung einer Einheit aufrecht zu halten, die zum Bestehen und zur ewigen Stellung der Versammlung in Christo gehört. Da ist ein Geist, aber auch ein Leib. Das Einssein der Herzen im Bande des Friedens, das der Apostel wünscht, dient zur öffentlichen Aufrechterhaltung dieser Einheit. Man soll nicht, falls diese verschwunden ist, miteinander Geduld haben und sich mit ihrem Nichtvorhandensein zufrieden geben. Man nimmt nicht etwas an, das gegen das Wort ist, obwohl man in gewissen Fällen solche, die sich in einer schriftwidrigen Stellung befinden, ertragen muss. Die Betrachtung des gemeinsamen Besitzes der Stellung und der Vorrechte, die alle Kinder Gottes in den Beziehungen, von denen wir soeben gesprochen haben, genießen, diente dazu, sie in dem süßen Genuss dieser köstlichen Stellung miteinander zu vereinigen und zugleich jeden einzelnen dahin zu führen, dass er sich in Liebe des Anteils freute, den alle anderen Glieder des Leibes an diesem Glück hatten.

Andererseits aber führte die Tatsache, dass Christus erhöht worden war, um im Himmel das Haupt über alles zu sein, einen Unterschied unter den Gläubigen herbei, der mit dieser Oberherrschaft Christi in Verbindung stand, einer Oberherrschaft, die mit göttlicher Unumschränktheit und Weisheit ausgeübt wird. Wir lesen: „Jedem einzelnen aber von uns ist die Gnade gegeben worden nach dem Maße der Gabe des Christus“ (V. 7), d. h. so wie Christus es für gut findet zu geben. Hinsichtlich unserer Freuden- und Segensstellung in Christo sind wir eins. Wenn es sich aber um unseren Dienst handelt, so hat ein jeder von uns einen Platz nach der göttlichen Weisheit des Herrn und nach Seinen unumschränkten Rechten in dem Werke. Das Recht Christi, diese Gaben auszuteilen, wie Er will, was auch die Macht Gottes, die in denselben ausgeübt wird, sein mag, ist auf folgendes gegründet: Der Mensch war unter der Gewalt Satans – ein elender Zustand, die Frucht seiner Sünde; ein Zustand, in den sein eigener Wille ihn gebracht hatte, aber in dem er nach dem Gericht Gottes, der das Todesurteil über ihn ausgesprochen, nach Leib und Seele ein Sklave des Feindes war, der die Gewalt des Todes hatte (vorbehaltlich der unumschränkten Rechte und der unumschränkten Gnade Gottes; vgl. Eph 2,2). Nun war Christus freiwillig Mensch geworden und hatte als Mensch, geleitet durch den Geist, Seine Laufbahn damit begonnen, Satan zu begegnen. Er besiegte ihn. Was Seine persönliche Macht betrifft, so war Er imstande, ihn überall auszutreiben und den Menschen zu befreien. Aber der Mensch wollte Gott nicht bei sich haben; auch war es für die Menschen nicht möglich, in ihrem sündigen Zustand mit Christo vereinigt zu werden ohne Erlösung. Der Herr aber setzte Sein vollkommenes Werk der Liebe fort, erlitt den Tod und besiegte Satan in dieser seiner letzten Festung, die das gerechte Gericht Gottes gegen den sündigen Menschen in Kraft behauptete. Diesem Gericht unterzog Sich Christus und vollbrachte so eine Erlösung, die vollkommen, endgültig und in ihrem Wert ewig ist, so dass weder Satan, der Fürst des Todes und der Ankläger der Kinder Gottes auf Erden, noch auch das Gericht Gottes irgend etwas mehr gegen die Erlösten zu sagen haben. Satan wurde sein Reich genommen, das gerechte Gericht Gottes wurde erduldet und die Gerechtigkeit völlig befriedigt. Alles Gericht ist jetzt dem Sohne übergeben, auch die Gewalt über alle Menschen, weil Er des Menschen Sohn ist. Diese zwei Ergebnisse sind noch nicht geoffenbart, obgleich der Herr alle Gewalt im Himmel und auf Erden besitzt. Die Sache, von welcher der Apostel hier spricht, ist ein weiteres Ergebnis, das inzwischen in Erfüllung gegangen ist. Der Sieg des Herrn ist vollkommen. Er hat den Widersacher gefangen geführt. Indem Er in den Himmel hin aufstieg, hat Er den siegreichen Menschen über alles gesetzt und alle Gewalt, die zuvor den Menschen beherrschte, gefangen geführt.

Bevor Er nun in Person die Macht offenbart, die Er als Mensch erworben hat, indem Er Satan band, und bevor Er sie in der Segnung des Menschen auf der Erde entfaltet, stellt Er sie dar in der Versammlung, Seinem Leibe, indem Er, gemäß Seiner Verheißung, den von der Herrschaft des Feindes befreiten Menschen Gaben mitteilt, die der Beweis jener Macht sind.

Hat uns das erste Kapitel die Gedanken Gottes geoffenbart, das zweite die machtvolle Ausführung dieser Gedanken hinsichtlich der Erlösten (Juden und Heiden) mitgeteilt, enthält das dritte Kapitel die besondere Entfaltung des göttlichen Geheimnisses hinsichtlich der Heiden, und zwar in der dem Apostel Paulus anvertrauten Verwaltung desselben, so wird hier, im vierten Kapitel, die Versammlung in ihrer Einheit, als ein Leib, und in den verschiedenen Verrichtungen ihrer Glieder dargestellt, d. h. wir schauen das wirkliche Ergebnis, die Ausführung der Ratschlüsse Gottes in der Versammlung hienieden. Aber das ist begründet auf die Erhöhung Christi, der als Besieger des Feindes, als Mensch in den Himmel hinaufgestiegen ist. Also erhöht, hat Er „im Menschen“, d. h. in Seinem Charakter als Mensch, Gaben empfangen (vgl. Apg 2,33). So wird es auch in Psalm 68 ausgedrückt, aus dem die Stelle angeführt ist. Nachdem Christus diese Gaben als Haupt des Leibes empfangen hat, ist Er hier der Kanal ihrer Mitteilung an andere; es sind Gaben für die Menschen.

Dreierlei kennzeichnet Ihn hier: als Mensch ist Er hinaufgestiegen in die Höhe; als Mensch hat Er den gefangen geführt, der den Menschen in Gefangenschaft hielt; als Mensch hat Er für die Menschen, die von jenem Feinde erlöst sind, die Gaben von Gott empfangen, die von dieser Erhöhung des Menschen in Christo Zeugnis ablegen und als Mittel zur Befreiung anderer dienen. Denn dieses Kapitel spricht nicht mehr von den mehr unmittelbaren Zeichen der Ausübung der Macht des Geistes, von Sprachen, Wundern und dergleichen, von Gaben also, die gewöhnlich Wundergaben genannt werden. Indem es sich hier um das handelt, was der Herr als Haupt den einzelnen verleiht, sind diese selbst die Gaben, als Seine Diener, zur Bildung der Heiligen, damit sie bei Ihm seien, und zur Auferbauung des Leibes; es ist die Frucht Seiner Sorge für sie. Daher wird, wie bereits bemerkt, ihre Fortdauer (bis wir alle, einer nach dem anderen, heranwachsen zu dem Haupte hin), was die Kraft betrifft, durch den Geist zugesichert. In 1. Korinther 12 ist das nicht der Fall.

Doch verweilen wir hier noch einen Augenblick, um die Wichtigkeit dessen, was wir betrachtet haben, näher ins Auge zu fassen.

Welch ein vollkommenes und herrliches Werk ist es doch, das der Herr für uns vollbracht hat und das durch die Mitteilung dieser Gaben so köstlich bezeugt wird! Als wir Sklaven Satans und folglich des Todes, sowie Sklaven der Sünde waren, hat es Christo wohlgefallen, zur Verherrlichung Gottes das Gericht zu erdulden, das über unserem Haupte schwebte. Er stieg hinab bis in den Tod, dessen Gewalt Satan hatte. Und so vollkommen war der Sieg des Menschen in Ihm, so völlig unsere Befreiung, dass Er (indem Er Selbst als Mensch, der unter dem Tode gewesen, zur Rechten des Thrones Gottes erhöht worden ist) uns von dem Joche des Feindes frei gemacht hat und von dem Vorrecht Gebrauch macht, das Seine Stellung und Seine Herrlichkeit Ihm gibt, nämlich diejenigen, welche vorher gefangen waren, zu Gefäßen Seiner Macht zu bilden, damit sie so auch zur Befreiung anderer dienen. Er gibt uns, als Ihm angehörend und unter Sein Banner gestellt, das Recht, in Seinem heiligen Kriege tätig zu sein, gedrungen von denselben Grundsätzen der Liebe wie Er Selbst. Ja, so vollständig ist unsere Befreiung, dass wir die Werkzeuge Seiner Macht wider den Feind sind, Seine Mitarbeiter in Liebe durch Seine Kraft. Daher die Verbindung zwischen praktischer Gottseligkeit, völliger Unterjochung des Fleisches und der Fähigkeit, Christo zu dienen als Werkzeuge in der Hand des Heiligen Geistes und als die Gefäße Seiner Kraft.

Die Himmelfahrt des Herrn hat eine unermessliche Bedeutung in Verbindung mit Seiner Person und Seinem Werke. Er stieg zwar hinauf als Mensch, aber Er stieg vorher hinab als Mensch, sogar in die Macht des Grabes und des Todes; und von da aus nahm Er (als Sieger über die Macht des Feindes, der die Gewalt des Todes hatte, und nachdem Er die Sünden Seiner Erlösten getilgt und die Verherrlichung Gottes im Gehorsam vollbracht hatte) Seinen Platz als Mensch über alle Himmel, auf dass Er alles erfüllte, und zwar nicht nur weil Er Gott war, sondern gemäß der Herrlichkeit und der Macht einer Stellung, in die Er durch die Erfüllung des Erlösungswerkes versetzt wurde – eines Werkes, das Ihn in die Tiefen der Gewalt des Feindes führte und dann auf den Thron Gottes erhob. Und diese Stellung nimmt Er nicht nur ein nach Seinen Rechten als Schöpfer, die Er bereits besaß, sondern nach denen des Erlösers, der alles, was sich innerhalb des Bereiches der mächtigen Wirkungskraft Seines Werkes befindet, vor dem Bösen sicherstellt, da wo alles erfüllt ist mit Segnung, mit Gnade, ja, mit Ihm Selbst. Herrliche Wahrheit, die zugleich mit der Vereinigung der göttlichen und menschlichen Natur in der Person Christi sowie mit dem Werkzeuge der Erlösung, das durch das Leiden auf dem Kreuze erfüllt wurde, in Verbindung steht!

Die Liebe brachte Ihn von dem Throne Gottes hernieder, und, als Mensch erfunden 2, führte sie Ihn durch dieselbe Gnade in die Finsternis des Todes. Nachdem Er gestorben ist und unsere Sünden getragen hat, ist Er als Mensch auf jenen Thron wieder hinaufgestiegen, indem Er alles erfüllt. Er erniedrigte Sich unter das Geschöpf bis in den Tod und ist über dasselbe hinaufgestiegen.

Indem Er aber kraft Seiner herrlichen Person und in Verbindung mit Seinem vollbrachten Werke alle Dinge erfüllt, steht Er auch in unmittelbarer Beziehung zu dem, was in den Ratschlüssen Gottes mit Ihm, der so alle Dinge erfüllt, eng verbunden ist – mit dem, was der besondere Gegenstand Seines Erlösungswerkes war. Dieser Gegenstand ist Sein Leib, Seine Versammlung, die mit Ihm durch das Band des Heiligen Geistes verbunden ist, um diesen geheimnisvollen Menschen zu vervollständigen, um die Braut dieses zweiten Menschen zu sein, der alles in allem erfüllt; ein Leib, der, als geoffenbart hienieden, seinen Platz hat inmitten einer noch nicht befreiten Schöpfung und in der Gegenwart von Feinden, die in den himmlischen Örtern sind, bis Christus im Auftrage Gottes, Seines Vaters, die Gewalt ausüben wird, die Ihm als Mensch übertragen worden ist. Wenn Christus in dieser Weise Seine Macht ausüben wird, so wird Er Rache nehmen an denen, die Seine Schöpfung verderbt haben, indem sie den Menschen verführten, der hienieden das Haupt der Schöpfung sowie das Bild Dessen war, der das Haupt über alle Werke sein sollte. Er wird auch die Schöpfung von der Herrschaft des Bösen befreien. Inzwischen, da Er persönlich als der verherrlichte Mensch erhöht und zur Rechten Gottes gesetzt ist, bis Gott Seine Feinde zum Schemel Seiner Füße legen wird, teilt Er die Gaben aus, die nötig sind, um diejenigen zu sammeln, die die Genossen Seiner Herrlichkeit sein und, als die Glieder Seines Leibes, mit Ihm geoffenbart werden sollen, wenn Seine Herrlichkeit in dieser finsteren Welt aufleuchten wird.

Der Apostel zeigt uns somit eine Versammlung, die bereits befreit ist und die Kraft des Geistes ausübt, welche einerseits Seelen befreit und andererseits sie auferbaut in Christo, damit sie heranwachsen mögen zu dem Maße ihres Hauptes, trotz aller Gewalt Satans, die noch vorhanden ist.

Aber eine wichtige Wahrheit ist mit dieser Tatsache verbunden. Die geistliche Kraft wird nicht auf eine einfach göttliche Weise ausgeübt. Es ist der hinaufgestiegene Christus (Derselbe indes, der zuvor in die unteren Teile der Erde hinab gestiegen war), der als Mensch diese Gaben der Macht empfangen hat; auf diese Weise redet so wohl Ps 68 als auch Apg 2,33. Die letzte Stelle spricht auch von den Gaben, die Seinen Gliedern mitgeteilt sind. In unserem Kapitel ist nur von diesen Gaben die Rede: „Er hat den Menschen Gaben gegeben.“

Ich möchte wiederholen, dass diese Gaben hier nicht dargestellt werden als Gaben, welche der auf die Erde hernieder gekommene Heilige Geist verleiht und die Er einem jeden nach Seinem Willen austeilt. Ebenso wenig wird von den Gaben gesprochen, die Kennzeichen der geistlichen Macht und geeignet sind, auf die, welche draußen sind, als Zeichen zu wirken, sondern es sind Dienstleistungen zum Sammeln und zum Auferbauen, die Christus als Haupt des Leibes angeordnet hat mittelst der Gaben, mit denen Er Personen nach Seiner Wahl aus stattet. Nachdem Christus hinaufgestiegen ist und als Mensch Seinen Platz zur Rechten Gottes eingenommen hat und nun alles erfüllt, ist es, was auch die Ausdehnung Seiner Herrlichkeit sein mag, Sein erster Zweck, die Wege Gottes in Liebe auszuführen in der Sammlung von Seelen, besonders aber Seine Wege den Heiligen und der Versammlung gegenüber, ferner die Offenbarung der göttlichen Natur zu bringen und der Versammlung all die Reichtümer jener Gnade mitzuteilen, die sich in den Wegen Gottes entfaltet und deren Quelle die göttliche Natur ist. In der Versammlung vereinigen sich die Natur Gottes, die Ratschlüsse der Gnade und das wirksame Werk Christi als in ihrem Gegenstande; und die Mittel, um alles dieses dem Menschen zu seiner Glückseligkeit mitzuteilen, sind jene Gaben: Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer.

Apostel und Propheten liegen da (oder vielmehr sind gelegt worden) als die Grundlagen des himmlischen Baus und wirken als solche, die unmittelbar von dem Herrn kommen, auf außerordentliche Weise. Die zwei anderen Arten von Gaben (wovon die letztere wieder in zwei Gaben eingeteilt ist, die ihrer Natur nach miteinander in Verbindung stehen) gehören zum gewöhnlichen Dienst aller Zeiten. Es ist auch wichtig zu bemerken, dass der Apostel vor der Erhöhung Christi nichts vorhanden sieht, als nur den Menschen als Kind des Zornes, die Macht Satans, ferner die Kraft, die uns mit Christo auferweckt hat (als wir tot in Sünden waren), und endlich die Kraft des Kreuzes, das uns mit Gott versöhnt und den Unterschied zwischen Juden und Heiden in der Versammlung aufgehoben hat, um die zwei in einem Leibe vor Gott zu vereinigen. Auf diesem Kreuze hat Christus den Kelch getrunken und den Fluch getragen, so dass jetzt für den Gläubigen der Zorn vorüber ist; zugleich ist ein Gott der Liebe, ein Gott-Heiland, vollkommen in Ihm geoffenbart worden.

Das Dasein der Apostel wird also hier nur von der auf Jesu Erhöhung folgenden Verleihung der Gaben an gerechnet. Die Zwölfe, als von Jesu auf die Erde ausgesandt, finden in der Unterweisung dieses Briefes keinen Raum. Es handelt sich hier um den Leib Christi, um die Einheit und die Glieder dieses Leibes; und der Leib konnte nicht vorhanden sein, bevor das Haupt da war und seinen Platz als solches eingenommen hatte. Auch haben wir gesehen, dass, wenn Paulus von Aposteln und Propheten spricht, diese für ihn ausschließlich die des Neuen Testaments sind, die Christus nach Seiner Himmelfahrt dazu gemacht hat. Es ist der neue himmlische Mensch, der als das verherrlichte Haupt im Himmel Seinen Leib auf der Erde bildet. Er tut das für den Himmel, indem Er die einzelnen Personen, die diesen Leib ausmachen, geistlich und mit Einsicht mit Sich, dem Haupte, in Verbindung bringt, durch die Kraft des Heiligen Geistes, der in diesem Leibe auf der Erde wirkt, indem die hier besprochenen Gaben als Kanäle dienen, durch die Seine Gnaden mitgeteilt werden, dem Bande gemäß, das der Heilige Geist zwischen dem Haupt und dem Leibe bildet.

Die eigentliche und unmittelbare Wirkung der Ausübung dieser Gaben ist die Vollendung der einzelnen nach der Gnade, die in dem Haupte wohnt. Die Form, die diese göttliche Tätigkeit weiter annimmt, ist das Werk des Dienstes und die Bildung des Leibes Christi, bis alle Glieder herangewachsen sind „zu dem Maße des vollen Wuchses der Fülle des Christus“, ihres Hauptes. Christus ist in Seiner ganzen Fülle geoffenbart worden, und dieser Offenbarung entsprechend sollen die Glieder des Leibes gebildet werden zur Gleichheit mit Christo, der gekannt ist als Derjenige, welcher alles erfüllt, und als das Haupt Seines Leibes, als die Offenbarung der vollkommenen Liebe Gottes, sowie der hohen Würde des Menschen vor Ihm nach Seinen Ratschlüssen, des Menschen als des Gefäßes all Seiner Gnade, all Seiner Macht und all Seiner Gaben. So sollte die Versammlung und ein jedes der Glieder Christi erfüllt werden mit dem Gedanken und den Reichtümern eines wohlbekannten Christus, anstatt hin und her geworfen zu werden von jedem Winde der Lehre, die vom Feinde hervorgebracht wird, um die Seelen zu verführen.

Der Christ sollte heranwachsen im Einklang mit alledem, was in Christo geoffenbart war, und seinem Haupte immer ähnlicher werden; er sollte sich für seine eigene Seele der Liebe und der Wahrheit befleißigen, dieser beiden Dinge, die in Christo ihren vollkommenen Ausdruck finden. Die Wahrheit zeigt die wirklichen Beziehungen aller Dinge zueinander, in Verbindung mit dem Mittelpunkt von allem, mit Gott, der jetzt in Christo geoffenbart ist. Liebe ist das, was Gott ist inmitten von allem diesem. Christus, als das Licht, stellt alles genau an seinen Platz: den Menschen, Satan, die Sünde, die Gerechtigkeit, die Heiligkeit, kurz alles, und zwar in allen Einzelheiten und in Verbindung mit Gott. Christus war zugleich Liebe, der Ausdruck der Liebe Gottes inmitten von diesem allem. Und Er ist unser Muster, und zwar als Der, welcher gesiegt hat und in den Himmel hinaufgefahren ist, als unser Haupt, mit dem wir als die Glieder Seines Leibes vereinigt sind.

Von diesem Haupte fließt mittelst der Glieder die Gnade herab, die nötig ist, um das Werk des Ähnlichmachens Seiner Glieder mit Ihm zu vollenden. Sein Leib, wohl zusammengefügt, wächst durch die Wirksamkeit Seiner Gnade in jedem Gliede und bewirkt seine Selbstauferbauung in Liebe (V. 16) 3. Das ist die Stellung der Versammlung Gott gemäß, bis alle Glieder des Leibes hingelangen zu dem vollen Wuchse des Christus. Die Darstellung dieser Einheit ist leider verdorben; allein die Gnade und die Wirksamkeit der Gnade des Hauptes, um Seine Glieder zu nähren und heranwachsen zu lassen, ist ebenso wenig vermindert wie die Liebe in dem Herzen des Herrn, aus der diese Gnade entspringt. Wir verherrlichen nicht den Herrn, noch genießen wir die Freude, Diener der Freude füreinander zu sein, so wie wir es könnten; aber das Haupt hört nicht auf, zum Wohle Seines Leibes zu wirken. Der Wolf kommt zwar und zerstreut die Schafe, aber er kann sie nicht aus den Händen des Hirten rauben, dessen Treue sich in unserer Untreue verherrlicht, ohne diese je doch zu entschuldigen.

Mit diesem köstlichen Gegenstand, dem Dienst der Gnade (nämlich für das Wachstum jedes einzelnen Gliedes bis zu dem Maße des vollen Wuchses des Hauptes selbst), dem Dienst eines jeden Gliedes an seinem Platze zur Selbstauferbauung des Leibes in Liebe, endigt diese Entfaltung der Ratschlüsse Gottes betreffs der Vereinigung Christi mit der Versammlung in ihrem doppelten Charakter: als Leib Christi im Himmel und als Wohnung des Heiligen Geistes auf der Erde. Diese beiden Wahrheiten können nicht voneinander getrennt werden, haben aber eine jede für sich ihre besondere Wichtigkeit und verbinden die gewissen, unveränderlichen Wirkungen der Gnade des Hauptes mit den Fehlern der auf der Erde verantwortlichen Versammlung.

Hierauf folgen Ermahnungen zu einem dieser Stellung angemessenen Wandel, damit die Herrlichkeit Gottes in uns und durch uns und Seine Gnade gegen uns sich in unserer vollen Segnung verschmelzen. Betrachten wir kurz die Hauptgrundsätze dieser Ermahnungen.

Der Apostel beginnt mit dem Gegensatz 4 zwischen der Unwissenheit eines Menschen, der völlig blind und dem Leben Gottes entfremdet ist und folglich in der Eitelkeit seines eigenen Sinnes wandelt, mit anderen Worten, der da wandelt nach den Begierden eines Herzens, das den Trieben des gottlosen Fleisches übergeben ist, – und dem Zustand eines Menschen, der Christum gelernt hat, „wie die Wahrheit in dem Jesus ist“ (d. i. der Ausdruck des Lebens Gottes im Menschen, Gott Selbst geoffenbart im Fleische), mit anderen Worten, der jenen alten Menschen, der nach den betrügerischen Lüsten verdorben wird, abgelegt und den neuen Menschen, Christum, angezogen hat. Es ist nicht eine Verbesserung des alten Menschen; es ist ein Ablegen desselben und ein Anziehen des Christus. Selbst hier verliert der Apostel die Einheit des Leibes nicht aus dem Auge; wir sollen die Wahrheit reden, weil wir Glieder voneinander sind. „Die Wahrheit“, der Ausdruck der Einfalt und Aufrichtigkeit des Herzens, steht in Verbindung mit der „Wahrheit, wie sie in dem Jesus ist“, dessen Leben durchsichtig ist wie das Licht, so wie die Lüge mit den betrügerischen Lüsten in Verbindung steht.

Ferner: der alte Mensch ist ohne Gott, entfremdet dem Leben Gottes. Der neue Mensch ist geschaffen; er ist eine neue Schöpfung, und zwar eine Schöpfung 5 nach dem Bilde dessen, was der Charakter Gottes ist: „wahrhaftige Gerechtigkeit und Heiligkeit“. Der erste Adam war nicht auf diese Weise nach dem Bilde Gottes geschaffen. Durch den Fall kam die Erkenntnis des Guten und Bösen in den Menschen. Er kann nicht mehr unschuldig sein. Als er unschuldig war, kannte er das Böse an und für sich nicht. Jetzt, wo er gefallen ist, ist er in seiner Unwissenheit dem Leben Gottes entfremdet; doch die Erkenntnis des Guten und Bösen, die er erlangt hat, die sittliche Unterscheidung zwischen Gutem und Bösem an und für sich, ist ein göttlicher Grundsatz. „Der Mensch“, sagte Gott, „ist geworden wie unser einer, zu erkennen Gutes und Böses“ (1. Mo 3,22). Aber um bei dieser Erkenntnis in dem, was vor Gott gut ist, zu bleiben, dazu ist göttliche Kraft, göttliches Leben notwendig.

Ein jedes Ding hat vor den Augen Gottes seine wahre Natur, seinen wahren Charakter. Das ist die Wahrheit. Nicht, dass Er die Wahrheit ist; die Wahrheit ist der richtige und vollkommene Ausdruck von dem, was ein Ding ist (und in unumschränkter Weise von dem, was alle Dinge sind), sowie der Ausdruck der Beziehungen, in denen es zu anderen Dingen steht, oder in denen alle Dinge zu einander stehen. In dieser Weise könnte Gott nicht die Wahrheit sein. Er ist nicht der Ausdruck von irgendetwas anderem. Alle Dinge stehen in Beziehung zu Ihm. Er ist der Mittelpunkt jedes wahren Verhältnisses und jeder sittlichen Verpflichtung. Auch ist Gott nicht der Maßstab für alle Dinge, denn Er ist über allem; und nichts anderes kann diesen Platz einnehmen, oder Gott würde ihn nicht haben 6. Der menschgewordene Gott, Christus, ist die Wahrheit und der Maßstab aller Dinge. Jedoch hat alles seinen wahren Charakter in den Augen Gottes, und Er urteilt gerecht über alles, sei es in sittlicher Hinsicht oder in Macht. Er handelt diesem Urteil gemäß. Er ist gerecht. Er kennt auch das Böse vollkommen, indem Er Selbst das Gute ist; das Böse ist Ihm durchaus ein Gräuel, und Er stößt es Seiner Natur gemäß ab. Er ist heilig. Der neue Mensch nun, der geschaffen ist nach der göttlichen Natur, ist das in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit. Welch ein Vorrecht! Welch eine Segnung! Wir sind, wie ein anderer Apostel gesagt hat, „Teilhaber der göttlichen Natur“. Adam besaß nichts hiervon. Der Odem des Lebens in seiner Nase war ihm von Gott eingehaucht worden, und er war verantwortlich, Gott zu gehorchen in einer Sache, in der weder Gutes noch Böses zu erkennen war; es war einfach ein Gebot. Bei seiner Erprobung handelte es sich nur um Gehorsam, nicht um die Erkenntnis des Guten und Bösen an und für sich. Jetzt, in Christo, ist das Teil des Gläubigen ein Teilhaben an der göttlichen Natur selbst, in einem Wesen, das Gutes und Böses kennt, und das auf eine lebendige Weise teilnimmt an dem unumschränkt Guten, an der Natur Gottes Selbst, obwohl es immer darin von Ihm abhängig bleibt. Nur unsere böse Natur ist nicht von Ihm abhängig oder will es wenigstens nicht sein.

Nun gibt es einen Fürsten in der Welt, der Gott fremd ist; und außer der Teilnahme an der göttlichen Natur ist auch der Heilige Geist da, der uns gegeben worden ist. Diese ernsten Wahrheiten werden gleichfalls als Grundsätze in die Ermahnungen des Apostels eingeführt. Einerseits heißt es: „Gebet nicht Raum dem Teufel“, gestattet ihm nicht, einzudringen und auf das Fleisch zu wirken, und andererseits „Betrübet nicht den Heiligen Geist Gottes“, der in euch wohnt. Die Erlösung der Schöpfung ist noch nicht geschehen, aber ihr seid versiegelt worden auf jenen Tag; ehret deshalb diesen mächtigen und heiligen Gast, der in Gnade in euch wohnt, haltet Ihn wert! lasst alle Bitterkeit und Bosheit, sogar in Worten, auf hören, und Sanftmut und Güte in euch herrschen, nach dem Muster, das ihr in den Wegen Gottes in Christo gegen euch besitzet. Seid Nachahmer Gottes. Schönes und herrliches Vorrecht! ein Vorrecht, das aber naturgemäß aus der Wahrheit hervorgeht, dass wir Seiner Natur teilhaftig gemacht worden sind und dass Sein Geist in uns wohnt.

Diese beiden Hauptgrundsätze kennzeichnen also den Christen in subjektivem Sinne: er hat den alten Menschen ausgezogen und den neuen angezogen, und der Heilige Geist wohnt in ihm. Auch kann nichts gesegneter sein, als das Vorbild, das hier dem Christen für sein Leben gegeben wird und sich darauf gründet, dass wir eine neue Schöpfung sind. Es ist vollkommen, sowohl in subjektivem als auch im objektiven Sinne. In ersterem Sinne ist die Wahrheit in Jesu die, dass wir den alten Menschen abgelegt und den neuen angezogen haben, welcher Gott zum Vorbilde hat. Der neue Mensch ist nach Gott geschaffen in der Vollkommenheit Seines Charakters. Das ist jedoch nicht alles. Der Heilige Geist Gottes, durch den wir versiegelt sind auf den Tag der Erlösung, wohnt in uns; wir sollen Ihn nicht betrüben. Das sind die beiden Elemente unseres Christenstandes der nach Gott geschaffene neue Mensch und die Gegenwart des Heiligen Geistes Gottes, der hier ausdrücklich der Geist Gottes genannt wird, weil es sich um die Verbindung mit dem Charakter Gottes handelt.

Fußnoten

  • 1 Fassen wir diese Gedanken noch einmal kurz zusammen. Da ist erstens ein Leib und ein Geist, eine Hoffnung unserer Berufung; zweitens ein Herr, mit dem ein Glaube und eine Taufe verbunden sind; drittens ein Gott und Vater aller, der über allem, überall und in allen Christen ist. Ferner, während der Apostel an diesen drei großen Beziehungen festhält, in welche alle Christen gestellt sind, weil diese Beziehungen ihrer Natur nach die Grundlagen der Einheit und die Beweggründe zur Aufrechterhaltung derselben bilden, nehmen die Beziehungen oder Verhältnisse stufenweise an Ausdehnung zu. Die Beziehung selbst findet eigentlich ihre Anwendung auf dieselben Personen; allein der Charakter Dessen, der die Grundlage der Beziehung bildet, dehnt den Begriff aus, der mit der Beziehung verbunden ist. Was den Geist betrifft, so vereinigt Seine Gegenwart den Leib; Er ist das Band zwischen allen Gliedern des Leibes. Nur die Glieder des Leibes, und zwar als solche, kommen hier in Betracht. Der Herr hat ausgedehntere Rechte. In der Einheit, die mit dem Namen des Herrn in Verbindung steht, ist nicht von den Gliedern des Leibes die Rede: da ist ein Glaube und eine Taufe, ein Bekenntnis in der Welt; es kann unmöglich zwei geben. Aber obwohl diejenigen, welche in dieser äußeren Beziehung zum Herrn stehen, sich auch in den anderen Beziehungen befinden und Glieder des Leibes sein mögen, ist doch das Verhältnis, von dem hier die Rede ist, das eines persönlichen Bekenntnisses. Es ist nicht eine Sache, die ohne lebendige Wirklichkeit in der Seele durchaus nicht bestehen könnte; wenn es sich dagegen um den Leib Christi handelt, so ist man entweder ein Glied desselben, oder man ist es nicht. Gott ist der Vater dieser Glieder, weil sie Seine Kinder sind; aber Er, der diese Beziehung aufrechterhält, ist notwendigerweise und immer über allem - persönlich über allem, aber nach Seiner Gottheit überall.
  • 2 Das Hinabsteigen in die unteren Örter der Erde ist nicht Sein Herniederkommen vom Himmel, um Mensch zu werden, sondern Sein Hinabsteigen als Mensch auf der Erde. Es ist Christus der hinab gestiegen ist.
  • 3 Der 11. Vers redet von besonderen und bleibenden Gaben, der 16. von dem, was jedes Gelenk an seinem Platze beiträgt. Beides hat seinen Platz in der Bildung und dem Wachstum des Leibes.
  • 4 Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass der Gegensatz zwischen dem neuen und dem alten Zustand den Epheserbrief mehr kennzeichnet als den an die Kolosser, in dem wir mehr das Leben dargestellt finden.
  • 5 Im Kolosserbrief heißt es: „Der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Bilde dessen, der ihn erschaffen hat.“
  • 6 In einem Sinne ist Gott in sittlicher Hinsicht der Maßstab anderer Wesen, und wenn wir darüber nachdenken, kommt uns das unermessliche Vorrecht des Kindes Gottes zum Bewusstsein. Dieses Vorrecht ist die Wirkung der Gnade und zeigt sich darin, dass das Kind Gottes, weil es aus Gott geboren ist und Seiner Natur teilhaftig geworden, berufen ist, ein Nachahmer Gottes zu sein, vollkommen zu sein, gleichwie sein Vater voll kommen ist. Wer liebt, ist aus Gott geboren und erkennt Gott, denn Gott ist Liebe. Gott macht uns zu Teilhabern Seiner Heiligkeit; deshalb sind wir berufen, Nachahmer Gottes zu sein als Seine geliebten Kinder. Dies lässt uns die unermesslichen Vorrechte der Gnade erkennen. Es ist die Liebe Gottes inmitten des Bösen, die, über allem Bösen erhaben, in Heiligkeit wandelt und sich zugleich in göttlicher Weise der Einheit derselben Freuden und Gefühle erfreut. Daher sagt Christus (Joh 17,11+21) „gleichwie wir“, und „in uns“.
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