Einführung in Matthäus 13
Das Reich der Himmel
Das öffentliche Reich verschoben, aber nicht verdrängt
Der Herr hat vorausgesagt, dass das Reich eine geheimnisvolle Form annehmen würde – dass es in dieser Welt als ein Bereich existieren würde, in der Christus bekannt gemacht wird (und in dem es einige gibt, die Ihm gehorchen). Und Er hat gezeigt, wie sich dieses Reich entwickeln würde, während Er abwesend im Himmel ist.
Daraus ergibt sich eine sehr wichtige Frage, die viele Gläubige beschäftigt und bewegt hat: Ist dies die endgültige Erfüllung der alttestamentlichen Prophezeiungen in Bezug auf das Reich? Anders ausgedrückt: Steht das buchstäbliche Reich noch bevor, oder wurde es „abgesagt“ oder möglicherweise durch das Reich der Himmel ersetzt?
Offensichtlich ist das im Alten Testament versprochene Königreich noch nicht angekommen, denn dieses hat folgende Eigenschaften (siehe den Abschnitt „Das Königreicht“ und die dort angegebenen Bibelstellen):
- Es ist ein buchstäbliches Königreich.
- Das Zentrum dieses Reiches wird in Jerusalem liegen.
- Dieses Reich wird sich auf die Nationen erstrecken.
- Es wird durch die Ausübung von Gericht eingeführt werden.
- Es wird durch Gerechtigkeit und Frieden gekennzeichnet sein.
Für jeden, der Gott und seinen Zusagen vertraut, ist die Schlussfolgerung so unvermeidlich wie glücklich: Das buchstäbliche Königreich steht noch bevor.
Genauer gesagt: die Phase, in der das Königreich die im Alten Testament vorhergesagte buchstäbliche Form annimmt, steht noch bevor. Es ist das gleiche Königreich, aber dies sind zwei sehr unterschiedliche Phasen. Die eine ist durch die Abwesenheit und die andere durch die Anwesenheit des Königs gekennzeichnet.
Dies entspricht vollkommen der Lehre Christi in und nach Matthäus 13. Nirgendwo gibt er die geringste Andeutung, dass das im Alten Testament zugesagte Reich annuliert oder durch etwas anderes ersetzt werden würde. Im Gegenteil:
Im Matthäus 19,28 prophezeit Er, dass eine Zeit kommen wird, in der „der Sohn des Menschen auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzen wird, ihr werdet auch auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten“.
In Matthäus 23 macht der Herr deutlich, dass dies erst nach ihrer Buße geschehen würde.
„Denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: „Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!““ (Mt 23,39).
In Matthäus 24 kündigt Er Sein zukünftiges Kommen mit den Wolken, in Kraft und Herrlichkeit an.
„Und dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen am Himmel erscheinen; und dann werden alle Stämme des Landes wehklagen, und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit“ (Mt 24,30).
In Matthäus 25 verbindet Er Sein Kommen in Kraft mit dem Gericht der Nationen und dem Erben des Reiches.
„Wenn aber der Sohn des Menschen kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen; und alle Nationen werden vor ihm versammelt werden, und er wird sie voneinander scheiden, so wie der Hirte die Schafe von den Böcken scheidet. Und er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zur Linken. Dann wird der König zu denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, Gesegnete meines Vaters, erbt das Reich, das euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an“ (Mt 25,31-34).
In Apostelgeschichte 1,6 fragten ihn die Jünger kurz vor seiner Himmelfahrt: „Herr, ist es zu dieser Zeit, dass du das Reich Israel wiederherstellst?“ Mit dieser Frage bezogen sie sich auf die Erwartung eines buchstäblichen Königreichs. Die Antwort des Herrn auf diese Frage ist äußerst interessant. Wenn es falsch wäre, dieses buchstäbliche Reich zu erwarten, wäre jetzt der Zeitpunkt gekommen, es den Jüngern zu sagen. Aber die Antwort des Herrn deutete in irgendeiner Weise darauf hin, dass die Erwartung der Jünger falsch gewesen wäre. Er sagte nicht: „Dieses Reich kommt nicht mehr, es ist abgesagt“, noch sagte Er: „Dieses Reich ist durch die geheimnisvolle Form des Reiches (der Himmel) ersetzt worden“. Nein, der Herr wies lediglich darauf hin, dass es nicht ihre Sache war, den Zeitpunkt zu kennen. Sie konnten nicht wissen, wann dies geschehen würde.
Nach der Auferstehung des Herrn bestätigten die Verfasser des Neuen Testaments die Aussicht auf seine Machtentfaltung, gefolgt von dem Gericht über seine Feinde und dem Aufbau des buchstäblichen zukünftigen Reiches (z.B. Apg 3,21; 17,31; Röm 8,19-22; Kol 3,4; 2. Thes 1,7-8; Heb 1,13; 10,13; usw.).
Das Buch der Offenbarung bestätigt, dass die 1000-jährige Herrschaft noch zukünftig ist (“nach diesen Dingen“ – Off 1,19; 4,1) und vorausgeht: das Erscheinen Christi, das Gericht über die Feinde Gottes, das Binden Satans und die erste Auferstehung (19,11–20,5).
Wenn diese Aussicht zur Zeit der Abfassung des Neuen Testaments (bis zum Ende des ersten Jahrhunderts n. Chr.) noch bestanden hat, dann konnte das buchstäbliche Reich offensichtlich nicht durch das Reich der Himmel ersetzt worden sein:
„Denn die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar“ (Röm 11,29).