Die christliche Gemeinschaft

1. Gemeinschaft mit Gott

Gemeinschaft bedeutet, die gleichen Interessen und Ziele gemeinsam zu verfolgen. Auch innere Verbundenheit und äußeres Zusammensein gehören dazu. Mit anderen Worten: Eine ideale Gemeinschaft beruht auf gedanklicher oder gefühlsmäßiger Übereinstimmung, kommt jedoch auch im sichtbaren harmonischen Miteinander zum Ausdruck. Sie wird also auf verschiedenen Ebenen verwirklicht und kann daher schon im zwischenmenschlichen Bereich sehr komplexe und vielfältige Beziehungen beinhalten.

1. Gemeinschaft mit Gott

Die Gemeinschaft, die im Neuen Testament entfaltet wird, steht jedoch weit über jeder irdischen Gemeinschaft. Sie ist die höchste denkbare Form der Gemeinschaft. Als erlöste Menschen werden wir durch sie mit Gott und miteinander in die innigste Verbindung gebracht. Obwohl diese Gemeinschaft schon auf der Erde unser Teil ist, hat sie einen himmlischen und geistlichen Charakter. Das ist einer der Gründe dafür, daß der Begriff im Alten Testament, wo uns mehr die irdischen Segnungen eines irdischen Volkes Gottes vorgestellt werden, nicht vorkommt. Zwar dürfen wir sicher sein, daß Gläubige wie Abraham, der vor Gottes Angesicht wandelte und ein „Freund Gottes“ war, in praktischer Hinsicht Gemeinschaft mit Gott kannten. Aber das Vorrecht, ein bleibendes gemeinsames Teil mit Gott haben zu können, wurde erst durch das Kommen Seines Sohnes ermöglicht, der alle, die an Ihn glauben, in die Gemeinschaft mit sich selbst und mit Seinem Vater einführt.

Beim Herrn Jesus sehen wir daher auch die schönste und vollkommenste Gemeinschaft mit Gott, dem Vater. Obwohl Er selbst den Ausdruck nie gebrauchte, lebte Er doch als Mensch in steter Gemeinschaft mit dem, der Ihn gesandt hatte. In Wesen und Natur eins mit dem Vater (Joh 10,30), genoß Er auf Seinem Erdenweg ununterbrochene Gemeinschaft mit Ihm. Ob wir den zwölfjährigen Jesus im Tempel sehen, wo Er Seine Mutter erstaunt fragt: „Wußtet ihr nicht, daß ich in dem sein muß, was meines Vaters ist?“ (Lk 2,49), ob es die vielen Gelegenheiten sind, wo Er betet (allein im Lukasevangelium zehn Mal), oder ob es Sein letzter Weg ist, auf dem Ihn alle allein ließen, und von dem Er doch zuversichtlich sagen konnte: „Und ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir“ (Joh 16,32), alles zeugt von ständiger, inniger Gemeinschaft des Sohnes mit dem Vater.

Auch die Gläubigen sind zur Gemeinschaft mit dem Vater und mit Seinem Sohn berufen, wie der Apostel Johannes schreibt: „Und zwar ist unsere Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. Und dies schreiben wir euch, damit eure Freude völlig sei“ (1. Joh 1,3.4). Es sind einfache, aber doch unendlich tiefe Worte. Sind wir uns der Tragweite der Wahrheit, die sie enthalten, bewußt? Gott, der Vater, hat uns dazu ausersehen, ein gemeinsames Teil mit Ihm selbst und mit Seinem Sohn, unserem Erlöser und Herrn, zu besitzen!

Es ist ja schon etwas Großes, Vergebung der Sünden zu kennen und vollkommene Ruhe des Gewissens zu genießen. Doch Gott ist nicht damit zufrieden, uns nur diese an sich schon herrlichen Segnungen zu schenken. Er will die, die Er für einen hohen Preis erkauft hat, so nahe, wie es für sie als Geschöpfe möglich ist, bei sich haben. Aber auch das ist noch nicht alles. Ein Sklave oder ein Knecht kann sich in nächster Nähe seines Herrn aufhalten, ohne die geringste Gemeinschaft mit ihm zu haben. Gott aber suchte nicht nur Knechte, sondern Kinder, mit denen Er jetzt und in Ewigkeit innige und herzliche Gemeinschaft haben kann. Durch das Werk des Herrn Jesus hat Er alles getan, was dazu erforderlich ist. Nun ist es an uns, diesen Reichtum des Segens im Glauben anzunehmen.

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