Der Brief an die Römer

Kapitel 15,14–16,27: Persönliche Appelle und Grüße

Der Brief an die Römer

Im fünften Teil des Briefes appelliert der Apostel im Blick auf seinen persönlichen Dienst an die Gläubigen in Rom. Er erklärt, warum er es wagte, ihnen zu schreiben, obwohl er sie noch nie gesehen hatte. Nachdem er sie gebeten hat, für ihn zu beten, schließt er diesen Brief mit Grüßen ab.

Der Dienste des Apostels in geistlicher Hinsicht (Kapitel 15,14–24)

Anerkennen ihrer Gütigkeit und Erkenntnis (Vers 14)

„Ich bin aber auch selbst, meine Brüder, im Blick auf euch überzeugt, dass auch ihr selbst voll Gütigkeit seid, erfüllt mit aller Erkenntnis und fähig, auch einander zu ermahnen.“ (Vers 14)

Paulus führt das Thema seines Dienstes ein mit der christlichen Liebe und Demut, die sich darüber freut, die Güte und Erkenntnis in anderen anzuerkennen. Wenn er die Gläubigen im Laufe des Briefes ermahnt und gewarnt hat, dann bedeutete das nicht, dass sie unfähig wären, auch einander zu ermahnen.

Die Nationen als ein Gott wohlangenehmes Opfer (Vers 15.16)

„Ich habe euch aber teilweise freimütiger geschrieben, Brüder, um euch zu erinnern, wegen der Gnade, die mir von Gott gegeben ist, um ein Diener Christi Jesu zu sein für die Nationen, priesterlich dienend an dem Evangelium Gottes, damit das Opfer der Nationen wohlangenehm werde, geheiligt durch den Heiligen Geist“ (Vers 15.16).

Er hatte ihnen nicht so sehr ermahnend geschrieben. Vielmehr wollte er sie an Wahrheiten erinnern, mit denen sie bereits bekannt waren. Dienst zielt somit nicht nur darauf ab, mit der Wahrheit zu erleuchten, sondern hat oft auch damit zu tun, Dinge neu auf unsere Seelen zu legen und die Wahrheit auf unsere besonderen Umstände zu beziehen, die wir schon kennengelernt haben.

Zudem handelte der Apostel dadurch, dass er sich an Gläubige aus den Nationen wandte, gemäß der speziellen Gnade, die ihm gegeben worden war, um das Evangelium den Nationen zu predigen. Das Ziel dieses besonderen Dienstes war, dass die Nationen zum Glauben kamen und durch den Heiligen Geist von der Welt getrennt würden, um ein Gott wohlangenehmes Opfer zu sein.

Rühmen in Christus (Vers 17)

„Ich habe also etwas zum Rühmen in Christus in den Dingen, die Gott angehen.“ (Vers 17)

Wo auch immer dieses gesegnete Ergebnis durch den Dienst des Apostels hervorgebracht wurde, besaß er etwas, dessen er sich in Jesus Christus rühmen konnte. Aber sein Rühmen war in den Dingen, die Gott angehen, nicht in Dingen, die ihm im Fleisch Gewinn versprachen.

Verkündigung des Evangeliums (Verse 18–21)

„Denn ich werde nicht wagen, etwas von dem zu reden, was Christus nicht durch mich gewirkt hat zum Gehorsam der Nationen durch Wort und Werk, in der Kraft von Zeichen und Wundern, in der Kraft des Geistes Gottes, so dass ich von Jerusalem an und ringsumher bis nach Illyrien das Evangelium des Christus völlig verkündigt habe, mich aber so beeifere, das Evangelium zu predigen, nicht da, wo Christus genannt worden ist, damit ich nicht auf fremden Grund baue; sondern wie geschrieben steht: ‚Denen nicht von ihm verkündigt wurde, die sollen sehen, und die nicht gehört haben, sollen verstehen.'“ (Verse 18–21)

Der Apostel hatte von der besonderen Gnade gesprochen, die ihm gegeben worden war. Er hatte auch das Ziel dieser Gnade vorgestellt. Nun bezieht sich Paulus mit angemessener Bescheidenheit auf den Weg, auf dem er diesen Dienst ausgeführt hat. Christus hatte andere Diener, die vom Herrn zum Segen der Seelen benutzt wurden. Aber der Apostel wollte ihr Werk nicht beurteilen. Er bezieht sich nur auf das, was Christus durch ihn selbst gewirkt hatte, durch seine Predigt, die von mächtigen Zeichen und Wundern in der Kraft des Heiligen Geists begleitet worden war.

Der Apostel hatte versucht, die Plätze zu vermeiden, wo Christus bereits bekannt gemacht worden war, damit er nicht auf dem Fundament anderer Menschen baute. Sein Ziel war es, denen zu predigen, die das Evangelium noch nicht gehört hatten nach dem Wort aus Jesaja 52,15: „Denn sie werden sehen, was ihnen nicht erzählt worden war; und was sie nicht gehört hatten, werden sie wahrnehmen.“

Seine Sehnsucht nach den Gläubigen in Rom (Verse 22–24)

„Deshalb bin ich auch oftmals verhindert worden, zu euch zu kommen. Jetzt aber, da ich keinen Raum mehr habe in diesen Gegenden, seit vielen Jahren aber großes Verlangen, zu euch zu kommen, wenn ich nach Spanien reise -; denn ich hoffe, euch auf der Durchreise zu sehen und von euch dorthin geleitet zu werden, wenn ich mich zuvor ein wenig an euch erquickt habe“ (Verse 22–24).

Dieses Werk des Evangeliums hatte Paulus gehindert, nach Rom zu kommen. Aber nun hatte er dieses Werk in den verschiedenen Regionen von Jerusalem bis nach Illyrien beendet. Da er eine große Sehnsucht nach den Heiligen in Rom hatte, beabsichtigte er, auf seinem Weg nach Spanien zu ihnen zu kommen.

Der Dienst des Apostels in zeitlichen Dingen (Verse 25–29)

„Jetzt aber reise ich nach Jerusalem im Dienst für die Heiligen. Denn es hat Mazedonien und Achaja wohlgefallen, einen gewissen Beitrag zu leisten für die Bedürftigen unter den Heiligen, die in Jerusalem sind. Es hat ihnen nämlich wohlgefallen, auch sind sie ihre Schuldner. Denn wenn die Nationen ihrer geistlichen Güter teilhaftig geworden sind, so sind sie schuldig, ihnen auch in den leiblichen zu dienen. Wenn ich dies nun vollbracht und ihnen diese Frucht versiegelt habe, so will ich über euch nach Spanien abreisen. Ich weiß aber, dass ich, wenn ich zu euch komme, in der Fülle des Segens Christi kommen werde“ (Verse 25–29).

In der Zwischenzeit nahm der Apostel eine andere Art von Dienst wahr. Es gab in Jerusalem Gläubige, die arm waren. Und es hatte den Geschwistern in Mazedonien und Achaja wohlgefallen, einen gewissen Beitrag für diese zu leisten. Paulus nun war es wichtig, diese Gabe nach Jerusalem zu bringen.

Die Gläubigen in Mazedonien waren willig, an den Bedürfnissen ihre Geschwister in Jerusalem teilzunehmen. Zugleich waren sie deren Schuldner, da sie geistlichen Segen von den Gläubigen aus Jerusalem erhalten hatten. Nachdem Paulus diesen Dienst beendet hätte, wollte er die Gläubigen in Rom besuchen.

Die Bitte des Apostels um die Gebete der Heiligen (Verse 30–33)

„Ich bitte euch aber, Brüder, durch unseren Herrn Jesus Christus und durch die Liebe des Geistes, mit mir zu kämpfen in den Gebeten für mich zu Gott, damit ich vor den Ungläubigen in Judäa gerettet werde und mein Dienst für Jerusalem den Heiligen wohlangenehm sei; damit ich durch Gottes Willen mit Freuden zu euch komme und mich mit euch erquicke. Der Gott des Friedens aber sei mit euch allen! Amen“ (Verse 30–33).

Wenn der Apostel nach Rom kommen würde, war er zuversichtlich, dass dies in der Fülle des Segens Christi sein würde. Daher erbat er die Gebete dieser Heiligen, aber nicht nur die Gebete der einzelnen Gläubigen. Sie sollten gemeinsam in den Gebeten für ihn kämpfen. Der Apostel schien zu empfinden, dass er in Jerusalem die Feindschaft der Juden, die ungläubig waren, erfahren würde. Zudem hielt er es offenbar für möglich, dass die gläubigen Juden mit ihren starken Vorurteilen die Hilfe vonseiten der Gläubigen aus den Nationen zurückweisen könnten. Er wünschte daher, dass sein Dienst in dieser Hinsicht wohlangenehm sei.

Schließlich wünschte er, dass er durch den Willen Gottes mit Freuden zu den Gläubigen nach Rom kommen könnte. Es war seine Bitte, dass dieser Besuch zu gegenseitiger Erquickung diente. In der Zwischenzeit befiehlt er sie Gott an. Er hatte sie schon dem Gott des Ausharrens und der Ermunterung anbefohlen (Vers 5). Dasselbe hatte er im Blick auf den Gott der Hoffnung getan (Vers 13). Nun betet er, dass der Gott des Friedens mit ihnen allen sei.

Empfehlungen und Grüße (Kapitel 16)

Auch wenn der Apostel die Heiligen in Rom nie besuchen konnte, waren ihm viele der Gläubigen dort bekannt. Gerne erinnerte er sich an sie. In den Grüßen kann man seine Liebe zu den Gläubigen in Rom erkennen, auch wenn es sich um eine unterscheidende, beurteilende Liebe handelt. Paulus war als Apostel in besonderer Weise mit einer Gabe ausgestattet worden. In der Weite seines Herzens freute er sich aber darüber, dass auch andere dem Herrn dienten. Nach seiner Beurteilung gab es keine unwichtigen Dienste. Er hatte keinen Geist der Eifersucht, indem er sich selbst etwa zu erhöhen suchte, während er andere herabsetzte. Zudem dachte er nicht so hoch von sich, dass er glaubte, die anderen wären schuldig, ihm gegenüber freundlich zu sein. Das Gegenteil war der Fall. Mit Dankbarkeit spricht er von jedem kleinsten Dienst, der ihm gegenüber getan worden war (Verse 2–4).

Phöbe (Verse 1.2)

„Ich empfehle euch aber Phöbe, unsere Schwester, die auch eine Dienerin der Versammlung in Kenchreä ist, damit ihr sie in dem Herrn, der Heiligen würdig, aufnehmt und ihr beisteht, in welcher Sache irgend sie euch nötig hat; denn auch sie ist vielen ein Beistand gewesen, auch mir selbst“ (Verse 1.2).

Zuerst empfiehlt er Phöbe. Er beschreibt sie nicht einfach als eine Schwester, sondern als „unsere Schwester“. Sie hatte der Versammlung in Kenchreä gedient. Sie hatte viele unterstützt, und der Apostel fügt hinzu: „auch mir selbst“.

Die Geschwister in Rom werden daher aufgefordert, sie aufzunehmen und ihr zu helfen. Sie sollten wissen, dass Phöbe in dieser Weise anderen geholfen hatte. In all diesem sollten sie im Namen des Herrn handeln, wie es Heiligen geziemt.

Priska und Aquila sowie Epänetus (Verse 3–5)

„Grüßt Priska und Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus (die für mein Leben ihren eigenen Hals preisgegeben haben, denen nicht allein ich danke, sondern auch alle Versammlungen der Nationen) und die Versammlung in ihrem Haus. Grüßt Epänetus, meinen Geliebten, der der Erstling Asiens ist für Christus“ (Verse 3–5).

Der Apostel sendet Priska und ihrem Ehemann Aquila Grüße. Sie waren wie der Apostel Zeltmacher und halfen Paulus daher bei diesem Geschäft möglicherweise (Apg 18,3). Aber an dieser Stelle bezieht sich der Apostel auf die Tatsache, dass sie ihm in Christus Jesus geholfen hatten. Sie hatten sogar ihren eigenen Hals riskiert, um sein Leben zu retten. Daher dankt nicht nur er ihnen, sondern alle Versammlungen der Nationen machen sich mit diesem Dank eins. Offensichtlich fanden in Phöbes Haus die örtlichen Zusammenkünfte statt. Daher sendet Paulus den Gläubigen, die sich dort versammelten, ebenfalls Grüße.

Im Anschluss beschreibt Paulus Epänetus als seinen Geliebten. Hier wie in vielen anderen Fällen sehen wir, dass der Apostel nicht abwartet, bis ein Bruder heimgeht, um seine Zuneigung ihm gegenüber auszudrücken. Wenn er einen Bruder liebte, teilte er es ihm auch mit.

Daraus lernen wir für uns. Wenn du einen Freund hast, der es wert ist, geliebt zu werden, dann habe ihn lieb. Ja, und lass ihn wissen, dass du ihn lieb hast, bevor sein Leben auf der Erde zu Ende gegangen ist. Warum sollten gute Worte von einem Freund nie gesagt werden, bevor er tot ist?

Maria (Vers 6)

„Grüßt Maria, die viel für euch gearbeitet hat“ (Vers 6).

Dann werden Grüße an Maria ausgesprochen. Der Apostel erinnert die Gläubigen in Rom daran, dass sie viel für die Gläubigen in dieser Stadt gearbeitet hat.

Mitgefangene (Vers 7)

„Grüßt Andronikus und Junias, meine Verwandten und meine Mitgefangenen, die unter den Aposteln ausgezeichnet sind, die auch vor mir in Christus waren“ (Vers 7).

Verwandtschaftliche Beziehungen übergeht der Apostel nicht. Aber das höhere Anrecht, an das sich Paulus erinnert im Fall von Andronikus und Junias ist ein anderes. Sie hatten mit dem Apostel mitgelitten, denn sie waren seine Mitgefangenen gewesen.

Der Apostel hält sich an seine eigene Ermahnung: „In Ehrerbietung geht einer dem anderen voran“ (Röm 12,10). Er weist darauf hin, dass sie unter den Aposteln ausgezeichnet sind und sogar vor ihm an den Herrn Jesus geglaubt hatten.

Geliebte (Verse 8.9)

„Grüßt Ampliatus meinen Geliebten im Herrn. Grüßt Urbanus, unseren Mitarbeiter in Christus, und Stachys, meinen Geliebten“ (Verse 8.9).

Ampliatus und Stachys werden nicht nur als Geliebte gegrüßt, sondern als „meine“ Geliebten. Urban wiederum ist für den Apostel ein Mitarbeiter in Christus gewesen.

Bewährte (Verse 10.11)

„Grüßt Apelles, den Bewährten in Christus. Grüßt die vom Haus des Aristobulus. Grüßt Herodion, meinen Verwandten. Grüßt die vom Haus des Narzissus, die im Herrn sind“ (Vers 6).

Apelles ist vermutlich durch besonders prüfende Umstände gegangen. Vielleicht wird er deshalb als ein Bewährter in Christus bezeichnet. Diejenigen, die zu Aristobulus und Narzissus gehörten, werden besonders gegrüßt.

Im Blick auf die Familie von Narzissus wird allerdings hinzugefügt, „die im Herrn sind“. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass nicht alle Kinder an den Herrn Jesus glaubten. Herodion wird als ein weiterer Verwandter genannt.

Zwei Schwestern (Vers 12)

„Grüßt Tryphäna und Tryphosa, die im Herrn arbeiten. Grüßt Persis, die Geliebte, die viel gearbeitet hat im Herrn“ (Vers 12).

Zwei Schwestern werden als solche gegrüßt, die „im Herrn arbeiten“. Hinzu kommt eine weitere Schwester, die viel gearbeitet hat im Herrn. Anscheinend bezieht sich der Apostel auf Tätigkeiten, die in der Vergangenheit lagen.

Rufus (Vers 13)

„Grüßt Rufus, den Auserwählten im Herrn, und seine und meine Mutter“ (Vers 13).

Aus Markus 15,21 können wir ableiten, dass der Vater von Rufus das Kreuz Christi auf dem Weg nach Golgatha getragen hat. Das war ein Dienst, der seinen Lohn bekommen hat, denn der Sohn ist auserwählt in dem Herrn. Auch seine Mutter wird nicht vergessen. Offenbar war sie bei einer Gelegenheit wie eine Mutter für den Apostel tätig geworden.

Weitere Grüße (Verse 14.15)

„Grüßt Asynkritus, Phlegon, Hermes, Patrobas, Hermas und die Brüder bei ihnen. Grüßt Philologus und Julias, Nereus und seine Schwester und Olympas und alle Heiligen bei ihnen“ (Verse 14.15).

Einige Brüder werden nun nur mit ihrem Namen erwähnt. Auch ihnen sendet der Apostel Grüße sowie denen, die bei ihnen waren. Das könnte andeuten, dass es sich um verschiedene Gruppen von Heiligen handelte, die in verschiedenen Teilen der Stadt zusammenkamen.

Art der Grüße (Vers 16)

„Grüßt einander mit heiligem Kuss. Es grüßen euch alle Versammlungen des Christus“ (Vers 16).

Alle werden ermahnt, ihre Liebe zueinander mit einem heiligen Kuss auszudrücken. Die normale Gewohnheit eines Landes, in der man seine Zuneigung ausdrückt, kann auch unter Gläubigen benutzt werden. Aber im Fall von Christen soll es auf eine ungeheuchelte und heilige Weise getan werden.

Zwiespalt und Ärgernis (Verse 17.18)

„Ich ermahne euch aber, Brüder, auf die zu achten, die Zwiespalt und Ärgernis anrichten, entgegen der Lehre, die ihr gelernt habt, und wendet euch von ihnen ab. Denn solche dienen nicht unserem Herrn Christus, sondern ihrem eigenen Bauch, und durch süße Worte und schöne Reden verführen sie die Herzen der Arglosen“ (Verse 17.18).

Der Apostel hatte seine Freude an allem Schönen ausgedrückt, worüber er sich im Lebenswandel der Heiligen in Rom erfreuen konnte. Bevor er seinen Brief abschließt, muss er jedoch ein Wort der Warnung aussprechen. Er hat solche im Blick, die Anlass zu echten Sorgen waren. Bereits in diesen frühen Zeiten gab es inmitten der Gläubigen einige, die nicht ihr Augenmerk darauf richteten, die Heiligen in Liebe miteinander zu verbinden und sie aufzuerbauen in der Wahrheit. Stattdessen waren sie der Grund für Spaltung und ein Anlass für Ärgernisse. Der Prüfstein, um solche zu testen und zu entlarven ist die „Lehre, die ihr gelernt habt“. Sowohl das Lehren als auch das Verwirklichen derer, die spalten und Ärgernisse anrichten, steht im Widerspruch zu der gesunden Lehre.

Was auch immer solche als Motiv und Begründung vorgeben: Sie dienen nicht dem Herrn Jesus Christus. Sie dienen „ihrem eigenen Bauch“, sagt der Apostel. Er drückt sich bewusst scharf aus, um über ihre persönliche Selbstwichtigkeit Verachtung auszudrücken. Mit ihrem eigenen Ich erfüllt waren diese Menschen nicht bereit, sich dem Herrn unterzuordnen. Sie mochten sich mit süßen Worten ausdrücken und schönen Reden halten, denn ein aufgeblasener Mensch versucht, sich gut mit anderen zu stehen. Aber in Wirklichkeit ist er ein Schmeichler und Heuchler. Schöne Reden mögen die Herzen der Arglosen verführen. Aber Treue zum Herrn und Liebe zu seinem Volk wird uns dazu bringen, diese Menschen zu meiden.

Wie oft zeigt die Erfahrung, dass solche immun sind für jedes biblische Argument und auch für Gegenbeweise, die auf der biblischen Lehre beruhen. Daher ist alles, was wir tun können, uns von ihnen abzuwenden. Es ist keine wahre Liebe, solche aufgeblasenen Menschen, die durch Unabhängigkeit von ihren Brüdern und fehlende Unterordnung unter den Herrn geprägt sind, durch praktische Gemeinschaft zu belohnen. Sie verursachen Spaltungen unter dem Volk Gottes!

Nichts kann uns mehr vor dem Schaden bewahren, den diese Leute anrichten, als das schlichte Ausführen der Ermahnung, sich von ihnen abzuwenden. Viele werden sich nicht in der Lage sehen, solchen mit überzeugenden Argumenten und der Lehre des Wortes Gottes entgegenzutreten. Aber alle, auch die einfachsten Gläubigen, können sich abwenden. Der Unruhestifter, von dem sich das Volk Gottes treu abwendet, wird nicht lange in ihrer Mitte verbleiben.

Die gute Stimme kennen (Verse 19.20)

„Denn euer Gehorsam ist zu allen hingelangt. Daher freue ich mich über euch; ich will aber, dass ihr weise seid zum Guten, aber einfältig zum Bösen. Der Gott des Friedens aber wird in kurzem den Satan unter eure Füße zertreten. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch!“ (Verse 19.20).

Im Gegensatz zu solchen, die „nicht unserem Herrn Christus dienen“, kann der Apostel von den Gläubigen in Rom bezeugen, dass „euer Gehorsam zu allen hingelangt ist“. Wenn es solche gab, die dem Herrn nicht gehorsam sein wollten, führte der große Teil des Volkes Gottes doch seinen Lebenswandel im Gehorsam dem Herrn gegenüber und in der Gesinnung, sich einander unterzuordnen. Daran konnte sich der Apostel erfreuen.

Im Blick auf ihr Verhalten dem Bösen gegenüber ermahnt er sie: „Ich will aber, dass ihr weise seid zum Guten, aber einfältig zum Bösen.“ Jemand hat mit Recht gesagt, dass menschliche Weisheit sich dadurch zu wappnen sucht, dass sie eine umfassende Kenntnis der Welt und all ihrer bösen Wege erwirbt. Die Weisheit von oben aber braucht keine genaue Kenntnis des Bösen, um diesem zu entgehen: „Ich habe mich durch das Wort deiner Lippen bewahrt vor den Wegen des Gewalttätigen“ (Ps 17,4). Nur durch die Kenntnis der Wahrheit können wir dem Bösen entfliehen. Die Schafe folgen dem Hirten, „weil sie seine Stimme kennen. Einem Fremden aber werden sie nicht folgen, sondern werden vor ihm fliehen, weil sie die Stimme der Fremden nicht kennen“ (Joh 10,4.5). Sie entkommen dem Fremden nicht, weil sie seine böse Lehre kennen, sondern weil sie diese „nicht kennen“.

Wenn wir Gottes Weg für sein Volk kennen, brauchen wir uns nicht zur Seite zu wenden, um uns mit dem Bösen jedes Seitenweges des Zerstörers bekannt zu machen. Wie viele haben den Weg verlassen, weil sie versucht haben, einen solchen Seitenweg zu studieren, von dem sie wussten, dass er böse war.

Mit dem Bösen beschäftigt zu sein taucht die Seele nur in endlose Kontroversen und Unfrieden ein. In schlichtem Gehorsam seinen Lebenswandel zu führen wird ein Weg des Friedens sein. Auf ihm wird man erkennen, dass der Gott des Friedens Satan unter unsere Füße zertreten und ebenso mit allem Bösen handeln wird. Bis dahin befiehlt der Apostel die Heiligen der „Gnade unseres Herrn Jesus Christus“ an, die sie in ihrem Glaubensleben unterstützt.

Grüße aus Korinth (Verse 21–24)

„Es grüßen euch Timotheus, mein Mitarbeiter, und Luzius und Jason und Sosipater, meine Verwandten. Ich, Tertius, der ich den Brief geschrieben habe, grüße euch im Herrn. Es grüßt euch Gajus, mein und der ganzen Versammlung Wirt. Es grüßen euch Erastus, der Stadtkämmerer, und der Bruder Quartus. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen! Amen“ (Verse 21–24).

Der Apostel sendet nicht nur persönliche Grüße. Er freut sich auch darüber, in der Gemeinschaft der Liebe die Grüße seiner Mitarbeiter weiterzugeben.

Die Liebe des Apostels gibt zudem seinem Sekretär die Gelegenheit, die Brüder zu grüßen. Gajus, dessen Gastfreundschaft sich offensichtlich auch auf den Apostel ausgedehnt hat, sendet ebenfalls Grüße. Die ganze Versammlung in Korinth grüßte die Heiligen in Rom. Erastus, der eine hohe zivile Position einnahm, übersandte ebenfalls Grüße, auch Quartus, ein Bruder.

Noch einmal drückt der Apostel seine Wünsche aus, indem er den Segen wiederholt: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen! Amen.“

Die Offenbarung des Geheimnisses (Verse 25–27)

„Dem aber, der euch zu befestigen vermag nach meinem Evangelium und der Predigt von Jesus Christus, nach der Offenbarung des Geheimnisses, das ewige Zeiten hindurch verschwiegen war, jetzt aber offenbart und durch prophetische Schriften, nach Befehl des ewigen Gottes, zum Glaubensgehorsam an alle Nationen kundgetan worden ist, dem allein weisen Gott, durch Jesus Christus, ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen“ (Verse 25–27).

Der Brief endet damit, dass der Apostel in ein Lob der Herrlichkeit Gottes ausbricht. Zu Beginn des Briefes hat uns der Apostel mitgeteilt, dass er schreibt, um die Heiligen in ihren Beziehungen mit Gott zu befestigen (1,11). Nun zeigt er am Ende des Briefes, dass die Kraft, um die Heiligen zu befestigen, nicht in seinem Brief liegt, sondern in Gott, der allein die Wahrheit des Evangeliums auf die Seele anwenden kann. So nimmt Paulus keine Ehre für sich selbst als Schreiber des Briefes in Anspruch, sondern schreibt alle Herrlichkeit Dem zu, „der euch zu befestigen vermag nach meinem Evangelium“.

Zudem kann Gott uns in die tiefer gehenden Teile der Wahrheit wahren Christentums einführen, für das das Evangelium das notwendige Fundament ist. Daher spricht Paulus nicht nur von seinem Evangelium, sondern auch von „der Predigt von Jesus Christus, nach der Offenbarung des Geheimnisses, das ewige Zeiten hindurch verschwiegen war“.

Der Apostel spielt auf diese himmlischen Vorrechte der Heiligen an, die den Leib Christi bilden, um sie mit einer Ermahnung für die Gläubigen zu verbinden (Röm 12,4.5). Diese Vorrechte werden in diesem Brief aber nicht weiter behandelt. Das Entfalten des Geheimnisses des Christus müssen wir uns im Epheserbrief ansehen. Das, was ewige Zeiten hindurch verschweigen worden war, ist nun durch die prophetischen Schriften des Neuen Testaments offenbart worden. Diese Vorstellung von Christus, die das Geheimnis bekannt macht, geht aus zu allen Nationen zum Glaubensgehorsam.

Dem allein weisen Gott, durch Jesus Christus, ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.

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