Der Brief an die Epheser

Kapitel 2

Der Brief an die Epheser

Die Kirche ist noch nicht vollendet, und die Gläubigen sind hier in Schwachheit, aber unser Haupt ist durch die unvergleichliche Größe göttlicher Kraft weit über alle erhoben. Und das zeigt, wie groß die Kraft ist, die im Blick auf uns lebensspendend wirkt. Deshalb beginnt Kapitel 2 einfach mit den Worten: „auch euch, die ihr tot wart in euren Vergehungen und Sünden.“ Gottes Kraft hat gewirkt „in dem Christus ... [und] auch euch.“ Sie wirkte in Christus, als Er tot war wegen unserer Vergehungen und Sünden. Sie wirkte in uns, als wir tot waren in unseren eigenen Vergehungen und Sünden. Seine lebendig machende Kraft in uns entspricht jener höchsten Kraftentfaltung, die sich an Christus zeigte.

In den Versen 2 und 3 begegnen wir wieder der Unterscheidung zwischen dem „ihr“ der Nationen und dem „wir“ der Juden. Doch handelten beide durch und durch böse. Die Lebensführung der Nationen (Heiden) wurde besonders durch die Welt und den Teufel bestimmt, weil sie falschen Göttern folgten, hinter denen sich die Macht der Dämonen verbarg. Die Lebensführung der Juden wurde eher durch die Lüste des Fleisches gekennzeichnet, wie Vers 3 zeigt. Sie beteten keine Dämonen an, sondern waren von Natur Kinder des Zorns, genau wie die übrigen. Die gleichen Anklagen könnten heute gegen Menschen vorgebracht werden, die offen unreligiös und gottlos sind, und gegen Menschen, die zwar der Form nach gottselig sind, aber einfach dem „Willen des Fleisches und der Gedanken“ folgen. Der Wille der Gedanken mag oft sehr anziehend und sogar geistig hochstehend erscheinen, doch er führt völlig von Gott weg.

So war es auch um uns bestellt, ob Juden oder Heiden. Zugleich tot in Vergehungen und Sünden und doch aktiv in allem möglichen Bösen. Springlebendig für alles Falsche, doch durch und durch tot für Gott. Als wir Gott gegenüber tot waren, waren wir ohne jede Hoffnung auf Besserung aus eigener Kraft. Unsere einzige Hoffnung lag in Ihm. Deshalb die großartigen Worte, mit denen Vers 4 beginnt: „Gott aber ...“

Was hat Gott getan? Wir waren voller Sünden und dem Zorn ausgeliefert, den die Sünden verdienen. Gott ist reich an Barmherzigkeit, und Er war voll Liebe zu uns. Deshalb hat Er uns mit Christus lebendig gemacht. Und wir sind nicht nur lebendig gemacht, sondern wir sind mitauferweckt, und Er hat uns mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus. Drei Dinge wollen wir in Verbindung mit diesem bemerkenswerten Abschnitt ins Auge fassen.

Erstens beobachten wir, daß, weil es so völlig um Gott geht, um Seinen Plan und Sein Handeln, wir außerhalb der Zeit geführt werden. Was für uns nicht sichtbar ist, existiert für Ihn. Deshalb ist unser Mitsitzen in den himmlischen Örtern für Ihn eine vollendete Tatsache und wird hier als solche betrachtet.

Zweitens beobachten wir, wie das Wort „mit“ auftaucht. Ob Jude oder Heide, wir waren in unserem unbekehrten Zustand sehr unterschiedlich und gegensätzlich. Alles, was nun geschah, geschah im Blick auf uns alle. Alle Unterschiede sind beseitigt.

Drittens: Alles, was Gott getan hat, hat Er in Verbindung mit Christus getan. Sind wir lebendig gemacht, so geschah dies mit Christus. Sind wir auferweckt und versetzt in die himmlischen Örtern, so geschah dies in Christus. Zwei Präpositionen werden gebraucht: mit und in. Tatsächlich sind wir schon lebendig gemacht im Sinn von Johannes 5,25, obwohl wir auf das Lebendigwerden unserer sterblichen Leiber noch warten. Als Lebendiggemachte leben wir in Verbindung mit Christus, weil wir durch Sein Leben leben. Wir sind noch nicht tatsächlich auferweckt und sitzen noch nicht in den Himmeln, wohl aber ist Christus auferweckt, und Er ist unser erhöhtes Haupt. Wir sind in Ihm, folglich hat Gott uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in Ihm. Bald werden wir tatsächlich auferweckt werden und mit Ihm dort sitzen.

Wir brauchen nur einen Augenblick über diese wunderbaren Dinge nachzudenken, um sicher zu sein, daß nichts von alledem unserem Bedürfnis gemäß zustande kam, sondern gemäß dem Willen, dem Herzen und dem Plan Gottes. Deshalb wird die wunderbare Güte, die uns in Christus Jesus erwiesen worden ist, die überströmenden Reichtümer der Gnade Gottes an den Tag bringen, wenn in den kommenden Zeitaltern alles zur vollen Entfaltung gebracht ist. Gott ist in der Tat der Gott aller Gnade. Sein Handeln mit Israel, die Tatsache, daß Er sie schließlich trotz all ihrer Untreue segnen wird, wird zum Preis Seiner Gnade gereichen. Aber wenn wir daran denken, was und wo wir waren (nach den Versen 1-3) und dann die Höhen betrachten, zu denen wir erhoben worden sind (nach den Versen 4-6), können wir sehen, daß Sein Handeln mit uns einen Reichtum an Gnade offenbart, der alles übersteigt, was in Israel oder irgendwo sonst zu sehen ist.

Diese Betrachtung führt den Apostel dazu, wieder die Tatsache zu betonen, daß unsere Errettung nur auf Gnade beruht. Er hatte das in Vers 5 bereits beiläufig erwähnt. In Vers 8 führt er diesen wichtigen Gedanken weiter aus und fügt hinzu, daß das auch durch Glauben so ist. Die Gnade ist Gottes Sache, der Glaube ist unsere. Trotzdem ist sogar der Glaube nicht aus uns. Glaube ist kein natürliches Produkt des menschlichen Herzens. Das Unkraut, das von Natur aus im Menschenherzen wächst, wird uns in Römer 3,9-19 in Einzelheiten beschrieben. Der Glaube ist keine wilde Pflanze, sondern eine erlesene Blume, die, einmal von dem himmlischen Vater gepflanzt, nicht mehr ausgerissen werden kann. Er ist die Gabe Gottes.

Nun schließt das Werke unbedingt aus; d. h. Werke, die getan werden, um Leben und Segen zu erlangen. Die einzigen Werke, zu denen wir fähig waren, waren die, die in den Versen 2 und 3 genannt werden, und darin waren wir geistlich tot. Gott selbst ist es, der alles wirkt, und wir sind Sein Werk. Das ist etwas ganz anderes. Zudem war nichts Geringeres nötig als eine Schöpfung. Es ist also ganz offensichtlich, daß menschliche Werke ausgeschlossen sein müssen.

Wir sehen, daß Gott uns in Christus Jesus geschaffen hat. Das heißt eine „neue Schöpfung“. In Adam gehörten wir zur alten Schöpfung, aber das adamitische Leben ist völlig verdorben. Jetzt sind wir in Christus Jesus geschaffen mit der Absicht, daß wir in guten Werken wandeln inmitten einer Welt der Sünde.

Das bringt uns zurück zu dem Punkt, mit dem wir angefangen haben. Die unvergleichliche Größe der Kraft Gottes, die in der Auferweckung des Herrn Jesus wirkte, war nötig, um ein so mächtiges Werk in uns zu tun.

Wir sind neugeschaffen in Christus Jesus, wie in Vers 10 festgestellt wird. Das ist das Werk Gottes in uns. Aber es darf nicht von dem Werk Gottes getrennt werden, das für uns durch das Blut und das Kreuz Christi gewirkt worden ist. Von Vers 11 bis zum Ende des Kapitels werden wir aufgefordert, drei Dinge zu bedenken:

  • die Tiefen, aus denen wir Heiden geholt worden sind;
  • die Höhen, in die wir eingeführt worden sind;
  • die Grundlage, auf der diese gewaltige Veränderung beruht – den Tod Christi.

Es ist ein düsteres Bild, das der Apostel in den Versen 11 und 12 von dem natürlichen Zustand der Nationen (Heiden) zeichnet. Es wird auch für uns heute kein bißchen heller dadurch, daß wir in einer Zivilisation leben, die oberflächlich christianisiert ist. Zwar zählt es wenig, daß wir von den Juden Unbeschnittene genannt werden, aber die anderen sechs Punkte in der Liste gegen uns zählen sehr wohl.

„Im Fleisch“ zu sein bedeutet, daß die gefallene Natur Adams unseren Zustand kennzeichnete und uns folglich beherrschte. Das allein würde bereits all das grobe Böse erklären, das die heidnische Welt erfüllt.

Zudem aber waren wir „ohne Christus“, d. h. ohne den, der überhaupt einen Weg aus unserem verlorenen Zustand finden konnte.

Außerdem hatte Gott zu einem früheren Zeitpunkt gewisse sehr klare Vorrechte eingeführt. Er gründete das Reich Israel und machte es zum Verwalter der Bündnisse der Verheißung, obwohl Er es vorläufig unter den Bund des Gesetzes stellte. Und da es die Bündnisse der Verheißung hatte, war es auch das einzige Volk mit eindeutigen Hoffnungen, die sicher auf das Wort Gottes gegründet waren. Was all das betrifft, waren die Nationen (Heiden) „entfremdet“ und „Fremdlinge“ und „ohne Hoffnung“. Kein Silberstreif erschien an ihrem dunklen Horizont.

Schließlich waren sie „ohne Gott in der Welt“. Götter hatten sie ohne Zahl, und die moderne Welt hat sie auch, nur in einer anderen Form. Gott war und ist unbekannt.

Zusammenfassend sehen wir: Sie hatten das Fleisch und die Welt, aber sie hatten keinen Christus, kein Vorrecht, keine Hoffnung und keinen Gott. Auch wir befanden uns in genau der gleichen Misere.

Wir wollen uns nun ansehen, wohin wir gebracht worden sind, so wie es uns die Verse 13 bis 22 beschreiben. Zuallererst sind wir in Christus Jesus „nahe geworden“. Nahe geworden zu sein bedeutet, daß wir jetzt Gott haben. Das Blut Christi hat uns einen gerechten Platz in Seiner Gegenwart gegeben, und das Wunderbare ist, daß wir nahe gebracht worden sind, indem wir in eine völlig neue Beziehung eingeführt sind. Das sagt uns Vers 18. Wir haben Zugang zu Ihm, und zwar nicht nur als Gott, sondern auch als Vater.

In welcher Weise sind wir nahe geworden? Israel hatte unter dem alten Bund eine gewisse Nähe. Sind wir eine Art Kopie davon? Nein, denn nach Vers 14 sind beide zu einem gemacht. Das Wort „beide“ bezeichnet gläubig gewordene Juden auf der einen und gläubig gewordene Heiden auf der anderen Seite. Diese Einheit wurde durch Christus zustande gebracht. Er hat die trennende Wand abgebrochen und zwischen den streitenden Parteien Frieden gestiftet. Er hat in Seinem Fleisch die Feindschaft beseitigt, indem Er nämlich Seinen Leib in den Tod gab.

Die Feindschaft war mit dem „Gesetz der Gebote in Satzungen“ verbunden. Das Gesetz Moses enthielt große moralische Verordnungen, die nie außer Kraft gesetzt werden, aber es gab darin auch viele Satzungen zeremonieller Natur. Diese zeremoniellen Regeln trennten Israel von den Völkern und machten es wegen seiner Gewohnheiten zu einem besonderen Volk. So sollte es ja auch sein. Solche Satzungen wurden für Gläubige im Tod Christi aufgehoben, und damit war sofort diese große Ursache der Feindschaft beseitigt. Apostelgeschichte 21,20-26 zeigt, wie wenig das von den frühen Gläubigen in Jerusalem verstanden wurde und wie sogar Paulus selbst einen Augenblick lang von dem abgewichen zu sein scheint, was er hier niederlegt. In diesem Abschnitt sehen wir auch, wie groß die Feindschaft auf Seiten der Juden war; eine Feindschaft, die von den Heiden voll erwidert wurde.

Indem Christus auf diese Weise die Feindschaft beseitigt hat, hat Er die zwei in sich selbst zu einem gemacht. Es ist nicht so, daß der Heide nun mit dem Juden eins wäre, sondern der Jude in Christus ist völlig eins mit dem Heiden in Christus. Beide befinden sich in einer Stellung und einem Zustand vor Gott, der völlig neu und einzigartig ist. Es sind nicht mehr zwei Menschen, sondern einer, und der ist ganz und gar neu. Das ist eine vollkommene Lösung für das Problem der Feindschaft – „Frieden stiftend“. Zwei Menschen können miteinander streiten. Einer allein kann das nicht gut tun. Der neue Mensch hat keine Neigung dazu, weil er eine neue Art Mensch ist. Bei alledem betrachten wir das, was Gott zustande gebracht hat, natürlich abstrakt, d. h. seinem grundsätzlichen Wesen entsprechend. Dabei gehen wir nicht auf die Abweichungen ein, die wir in unserer Praxis finden, bedingt durch das Fleisch, das immer noch in uns ist.

Vers 16 enthält einen weiteren Gedanken. Nicht nur bilden die gläubig gewordenen Juden und Heiden einen neuen Menschen – das drückt ihr neues Wesen aus –, sondern sie sind auch zu einem Leib geschaffen und als solche mit Gott versöhnt. Versöhnung war nötig, weil beide sich in einem Zustand der Feindschaft gegenüber Gott und auch gegeneinander befanden. Wieder sehen wir, wie auf den Tod Christi verwiesen wird, diesmal als „das Kreuz“. Dadurch tötete Er die Feindschaft – jene Feindschaft gegen Gott, die in den Herzen beider bestand, und nicht nur die Feindschaft, die sie gegeneinander gehegt hatten.

Nachdem Er das getan und so die umfassende Grundlage für die Versöhnung gelegt hatte, wirkte Er selbst als Verkündiger des Friedens für Heiden und Juden. In der alten Haushaltung waren erstere „ferne“ und letztere „nahe“. Das ist ein bemerkenswerter Satz. Christus wird nach dem Kreuz, d. h. in der Auferstehung als Prediger für Heiden und Juden vorgestellt. Aber soweit uns die Schrift sagt, wurde Er, nachdem Er tot am Kreuz hing, nie von einem unbekehrten Menschen gesehen oder gehört. Er erschien nach der Auferstehung Seinen Jüngern und verkündete ihnen Frieden. Aber wann verkündigte Er Heiden oder Juden Frieden? Die einzige Antwort, die wir geben können, ist – überhaupt nie in Person. Er tat es nur durch die Predigt der Apostel, oder, mit anderen Worten, durch Stellvertreter.

Diese Ausdrucksweise erscheint uns vielleicht seltsam, ist aber auch anderswo in der Bibel zu finden. 1. Petrus 3,19 ist ein bemerkenswertes Beispiel, und Kapitel 1,11 desselben Briefes zeigt uns etwas Ähnliches. Wenn der Vers in 1. Petrus 3 im Licht von Epheser 2,17 gelesen worden wäre, wären uns viele falsche Erklärungen des Abschnitts erspart geblieben, denn es kann keinen Zweifel darüber geben, daß das Predigen, auf das hier angespielt wird, durch die Apostel und andere Diener Christi geschah, die in den ersten Jahren des Christentums die Botschaft des Friedens nah und fern verkündigten.

Das Wort ein taucht in Vers 18 zum vierten Mal auf. Ganz offensichtlich wird auf dieses Wort besonderer Nachdruck gelegt. Vers 14 stellt fest, daß wir eins sind. Vers 15 fügt hinzu, daß wir das sind als ein neuer Mensch. Vers 16 zeigt, daß wir ein Leib sind. Vers 18 rundet die Sache ab und zeigt, daß uns beiden der eine Geist geschenkt wurde, durch den wir Zugang zu dem Vater haben. Es ist also ganz klar, daß im Bereich der Christen alle Unterschiede zwischen Juden und Heiden verschwunden sind.

Nachdem Paulus diese herrlichen Tatsachen festgestellt hat, führt er diese Gläubigen aus den Heiden zum Höhepunkt ihres geistlichen Vorrechts. Sie waren nun nicht mehr Fremdlinge und ohne Bürgerrecht, und auch wir sind es nicht mehr. Wir sind jetzt Mitbürger der Heiligen, gehören zu dem Haushalt Gottes und werden in den Bau eingefügt, den Gott baut. Drei Bilder werden in diesen vier Schlußversen gebraucht: die Stadt, der Haushalt, der Bau. Es scheint, als ob wir Schritt für Schritt in einen zunehmend engeren Kreis geführt werden.

Wir sind Mitbürger der Heiligen. Das ist ein eher allgemeiner Gedanke. Gott hat für die Gläubigen des Alten Testaments eine himmlische Stadt zubereitet; sie sollen sich eines himmlischen Teils erfreuen. So steht es in Hebräer 11,16. An dem gesamten himmlischen Teil sollen die Gläubigen unserer Zeit teilhaben. Seine Vorrechte sind unsere, denn unsere Namen sind im Himmel angeschrieben (Lk 10,20). Wir sind im Register verzeichnet und können deshalb sagen, daß unser Bürgertum dort ist.

Ein Haushalt ist ein Ort größerer Vertrautheit als eine Stadt. Der Bürgermeister von London z. B. erscheint zwar in großem Ornat, wenn er in seiner Eigenschaft als Oberhaupt der Stadt auftritt, doch wenn er seinen Amtsschmuck abgelegt hat und einfach als Vorstand seines eigenen Haushalts handelt, kennt man ihn viel persönlicher. Wir sind nun nicht nur Bürger, sondern gehören zu Gottes Haushalt. Deshalb sind wir nahe gebracht und haben solch freien Zugang. Deshalb sind wir aber auch verantwortlich, den Charakter dessen zu zeigen, zu dessen Haushalt wir gehören.

Wenn wir zum Bild des Baus kommen, müssen wir uns selbst als Steine betrachten, als geeignetes Baumaterial, und Gott selbst einerseits als Baumeister und andererseits als Bewohner der Heiligen Stätte, wenn sie fertig ist. Das Haus des Herrn ist da, wo man die „Lieblichkeit [oder: Huld] des HERRN“ anschauen kann (Ps 27,4). Im Tempel Gottes „spricht alles: Herrlichkeit“ (Ps 29,9); in der Fußnote heißt es: „Sein Alles, d. h. alles was darin ist.“ Daß wir so auf der Grundlage der Apostel und Propheten „zusammengefügt“ sind, Jesus Christus selbst Eckstein ist und alle die Herrlichkeit Gottes rühmen, ist wahrhaftig eine Sache von außerordentlicher Vertrautheit und Nähe. Das Staunen wird noch größer, wenn wir uns daran erinnern, daß wir von Natur aus nur Heiden waren.

Das dritte Bild, das des Baus, kann man unter zwei Blickwinkeln sehen. Erstens ist der Bau als kontinuierliche Arbeit im ganzen jetzigen Zeitalter zu sehen, der seine Vollendung erst in der Herrlichkeit erreicht, obwohl jeder hinzugefügte Stein passend eingesetzt wird. Wenn der Bau fertiggestellt ist, wird er wirklich die Herrlichkeit Gottes verkünden.

Zweitens wird der Bau als eine Behausung Gottes während des ganzen jetzigen Zeitalters gesehen, als etwas zu jedem Zeitpunkt Fertiges, obwohl die Menschen, die ihn bilden, wechseln. Seit dem Pfingsttag wohnt Gott durch den Geist in der Kirche, d. h. der Kirche, die aus allen Gläubigen hier auf der Erde besteht, in denen der Geist wohnt, und das zu jedem Zeitpunkt. Er wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind, aber in diesem Haus wohnt Er durch Seinen Geist.

Wir wollen nicht die beiden Wörter übersehen, mit denen die Verse 21 und 22 jeweils beginnen: „in welchem“ bzw. „in dem“. Als wir über den Segen nachdachten, in den wir als einzelne gebracht wurden, sahen wir, daß alles uns in Christus gehört. Genauso ist es, wenn wir den Segen ansehen, in dem wir gemeinschaftlich stehen. Alles ist in Christus. Die Kirche wird zusammengefügt in Christus, und Gott wohnt darin im Geist.

Das alles sind nicht nur Ideen, sondern es ist großartige Wirklichkeit. Wenn das in unseren Ohren vielleicht fremd klingt, könnte es nicht daran liegen, daß wir mehr mit dem vertraut sind, was Menschen aus der Kirche gemacht haben, weitgehend verzerrt und ihren eigenen Ideen angepaßt, als mit dem, was die Kirche in Gottes Augen wirklich ist? Und denken wir daran, daß alle Verzerrungen und Anpassungen durch Menschen vergehen werden, aber Gottes Werk bestehen bleibt. Deshalb sollten wir uns beeilen, uns mit dem zu beschäftigen, wozu Gott die Kirche bestimmt hat. Sonst könnte allzu viel von unserem Dienst verloren sein, und wir selbst wären leider unvorbereitet auf das, was offenbar wird, wenn der Herr kommt und die Kirche in einem Nu völlig entsprechend dem Werk Gottes und überhaupt nicht menschlicher Organisation entsprechend in Erscheinung tritt.

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