Was von Anfang war
Eine Auslegung der Johannesbriefe

1.Johannes 2,14-27

Was von Anfang war

In diesen Versen haben wir deutlich erkennbar wieder die verschiedenen Stufen des geistlichen Wachstums, die die Familie Gottes kennzeichnen; sie werden hier ausführlicher behandelt. Doch gleich zu Beginn stellen wir eine bemerkenswerte Tatsache fest. Zu den „Vätern“, von denen wir annehmen könnten, dass über sie noch weit mehr zu sagen ist, weil sie mehr als alle anderen die Wahrheit Gottes genießen, werden genau dieselben Worte geredet wie beim ersten Mal. Das ist umso auffälliger, als Wiederholungen in der Heiligen Schrift keineswegs üblich sind. Es gibt einige Fälle, wo gleiche oder ähnliche Worte wiederholt werden; doch das sind Ausnahmen, und hier haben wir eine solche.

Der Grund für diese Wiederholung ist sehr bedeutsam für unsere Herzen. In Vers 13 lesen wir: „Ich schreibe euch, Väter, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang ist“; – es ist Christus, wie Er hier auf der Erde offenbart wurde. Johannes geht nicht auf den göttlichen Ratschluss ein, wie er von Ewigkeit her bestand, blickt auch nicht voraus auf die zukünftigen Herrlichkeiten Christi, erwähnt selbst nicht, dass Er jetzt zur Rechten Gottes sitzt, welches die zentrale Wahrheit für den Apostel Paulus ist. Der geliebte Jünger wurde geleitet, dem bereits einsetzenden Verfall entgegenzutreten und den „Vätern“, die die höchsten geistlichen Fortschritte erzielt hatten, am besten zu dienen, indem er einfach wiederholt: „Ich (schreibe, oder) habe euch, Väter, geschrieben, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang ist. „Kein Wort unterscheidet sich vom anderen, es ist Wort für Wort derselbe Text. In Vers 13 sagt er „ich schreibe“ und in Vers 14 „ich habe euch geschrieben“ und bezieht sich somit auf das, was er ihnen bereits mitgeteilt hatte. Und warum hat er ihnen nicht mehr zu sagen? Weil es sich nicht um Ausströmungen Gottes handelte, wie einige denken, sondern die Fülle der Gottheit Selbst leibhaftig in Ihm wohnte. Jetzt hatte Gott in Ihm, einem Menschen, die Fülle Seiner Gnade und Wahrheit verkörpert und offenbart, wie es nie zuvor geschehen war und auch nie wieder notwendig sein wird. Die Vorstellung allein, dass die in Ihm verkörperte Fülle noch erweitert werden könnte, würde diese Fülle leugnen und wäre daher eine Lüge Satans.

In Ihm schauen wir das, was unendlich ist. Und dass dieses Unendliche nicht allein in der erhabenen Natur der Gottheit, sondern in der göttlichen Person des Mensch gewordenen Sohnes zur Darstellung kommt, ist das größte Wunder. Es ist Sein Menschsein, das diesem Wunder die unerforschliche Tiefe verleiht. Ohne die Beteiligung der Gottheit hätten wir in der Tat nur etwas Geringes vor uns. Aber indem Gott Sich Selbst im Menschen und als Mensch offenbarte, tat Er das, was alle anderen Wunder übersteigt, wenn wir von dem Sühnungstode Christi absehen. In Ihm war das, worin die „Väter“ ihr alles fanden. Einst waren auch sie „Kindlein“ gewesen, die den Vater erkannt hatten. Als „Jünglinge“ hatten sie ein neues, innigeres und gesegnetes Vorrecht kennen gelernt, indem sie in Tatkraft und geistlicher Energie wandelten; durch diese Erfahrungen erwarben sie sich eine Segnung, die nie wieder verloren geht.

Aber nachdem sie durch Schwierigkeiten und Gefahren aller Art gegangen waren und einen reichen Gewinn durch das Wachstum in der wahren Erkenntnis Gottes erworben hatten, wurde der Herr nun ihr stärkster Anziehungspunkt; Er gewann alle ihre Zuneigungen für immer. Es war der Herr, wie Er hier umherwandelte, sprach und wirkte, indem Er Gott und Seinen Vater in jedem Beweggrund, jedem Wort und jeder Tat Seines Lebens hienieden offenbarte. Das ist die wahre Bedeutung davon, Den erkannt zu haben, „der von Anfang ist“. Außerhalb des auf diese Weise beglaubigten Christus können wir nichts finden, was so tief greifend und wahr ist, und auch nichts von solcher Höhe, Heiligkeit und Unmittelbarkeit erfahren. Es geht nicht um den zu himmlischer Herrlichkeit erhöhten Menschen, dem für die geistliche Energie des Gläubigen so grundlegend wichtigen Gegenstand der besonderen Lehre des Apostels Paulus. Hier ist es Gott, auf der Erde offenbart im Fleische, d. h. Jesus, der inmitten des Bösen voller Gnade und Wahrheit wandelte, um uns von dem Bösen abzusondern und durch die Kraft des Heiligen Geistes in uns nach Seinen Gedanken wirken zu können.

Wir kommen dann zur nächsten Stufe – den „Jünglingen“ –, und hier wird der Geist Gottes etwas ausführlicher: „Ich habe euch, Jünglinge, geschrieben, weil ihr stark seid und das Wort Gottes in euch bleibt und ihr den Bösen überwunden habt.“ Beachten wir zuerst, dass hier ein Zusatz steht, der in Vers 13 fehlt und der das wahre Geheimnis ihrer Stärke bezeichnet. Das Wort Gottes bleibt in ihnen! Das ist eine sehr bedeutsame Wahrheit, die unermesslichen Mut und geistliche Kraft verleiht. Es bedeutet nicht nur, zu dem Wort seine Zuflucht zu nehmen, um Hilfe zu empfangen, wenn man sich unter Druck oder in Schwierigkeiten und Versuchungen befindet, sondern die Offenbarung Seiner Person in dem Wort stets und ständig in sich zu haben. Das finden wir in vollkommener Weise bei dem Herrn Jesus. Was die Menschen einst aus Seinem Munde hörten, war das Wort Gottes; dabei spielte es keine Rolle, ob sie Freunde oder Feinde waren, ob sie von hoher oder niederer Herkunft waren. Selbst als der Teufel Ihn versuchte, antwortete Er mit dem Wort, und als der Feind es in böser Absicht zitierte, erwiderte der Herr ihm ebenfalls mit der Schrift, aber der Wahrheit gemäß. Wenn es nötig war, die Jünger darüber zu belehren, was sie erwartete, dann redete Er durch das Wort Gottes zu ihnen. Die Vollkommenheit, in der das Wort Gottes zu aller Zeit, unter allen Umständen und allen Personen gegenüber in dem Herrn Jesus wohnte, ist ohne Beispiel unter den Menschen. Nicht einmal bei den Aposteln finden wir das gleiche, obwohl sie als Apostel, wie ein Johannes selbst, das Wort zutiefst wertschätzten und ein Petrus den Herrn überschwänglich und mit Inbrunst liebte. Keiner war darin dem Herrn gleich, selbst der Apostel Paulus nicht, von dem wir überzeugt sein dürfen, dass er wie kein anderer Mensch dem Worte Gottes Ehre erwies. Trotz all dieser Vorzüge reichte in dieser, wie übrigens in jeder anderen Hinsicht, keiner an den Herrn Jesus heran. Was Ihn insbesondere kennzeichnete, war die völlige Unterwerfung unter das Wort Seines Vaters. Daher können wir auch aus den Evangelien, die den Herrn in Seinem täglichen Leben zeigen, so reichen Nutzen ziehen und lernen, selber demütig zu werden. Sie werden jedoch von den meisten Kindern Gottes wegen ihres niedrigen praktischen Zustandes nicht voll erfasst.

Die meisten Christen neigen nach ihrer Bekehrung dazu, sich den Briefen an die Römer und Galater zuzuwenden, doch kommen manche von ihnen selbst im Römerbrief nicht sehr weit. Die sicheren Heilsgrundlagen, die Gott in den ersten Kapiteln gegeben hat, fesseln ihre Aufmerksamkeit und erfreuen sie. Sie sind erstaunt herauszufinden, dass dort nicht nur von Seiner Gnade, sondern auch von Seiner Gerechtigkeit die Rede ist. Sie stehen auf dem Boden der Gerechtigkeit, die Christus zustande gebracht hat, und haben Ihn als ihre Gerechtigkeit im Glauben ergriffen. Sie sind belehrt worden, dass dies ihre Stellung ist, im Unterschied zu der Gerechtigkeit oder Heiligkeit in ihrem Wandel. Diese Heiligkeit bewirkt der Geist Gottes in uns, weil wir Christus angehören. Gerechtigkeit ist aber dasjenige, was der ungerechte Sünder benötigt, ebenso wie die Barmherzigkeit, die ihm die Gewissheit über die Vergebung seiner Sünden schenkt. In Christus ist das alles für ihn in der ganzen Fülle vorhanden. Er muss sich nur als ein verlorener Sünder sehen und sich sozusagen ganz auf den Herrn Jesus werfen, der seine Gerechtigkeit geworden ist. Damit vermag er sogar vor den Thron Gottes hinzutreten und fortan im Glauben völlig sicher, d. h. ohne Furcht, dort zu weilen. Indem er sich wegen seiner Sünden radikal verurteilt, besitzt er in Ihm eine Gerechtigkeit, die Gott befriedigt und verherrlicht. Es ist ja Gottes eigene Gerechtigkeit, die ihn freispricht aufgrund dessen, was Christus für den verworfensten unter den Sündern getan und erlitten hat, zu denen auch er ja gehört. Vielleicht sagt er wie der Zöllner: „O Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig!“ So, als wollte er sagen: „Wenn es je einen Sünder gab, dann bin ich Sünder.“ Doch selbst der Apostel Paulus sagte von sich selbst, dass er der größte Sünder sei, und das war wahr. Gerade die Tatsache seiner Gerechtigkeit aus dem Gesetz machte ihn zu einem maßlosen Feind des Herrn und zu einem Hasser all derer, die Seinen Namen anriefen. Er besaß nichts weiter als die Religion des Menschen im Fleische, um seine eigene Ausdrucksweise zu gebrauchen. Es war bei ihm der „Hebräer von Hebräern“, der sich anmaßte, diese Gerechtigkeit aufrechterhalten zu können. Er wandelte äußerst gewissenhaft, aber gemäß der Finsternis, in der er sich befand, die ihn auch so bitter gegen den Herrn Jesus und all die Seinigen machte. Es gibt nichts, was in stärkerem Widerspruch zu der Gerechtigkeit Gottes in Christus steht, als die „Gerechtigkeit“ des Menschen im Fleische.

In Johannes 16 wird gezeigt, dass es jetzt nicht darum geht, den Fragen der Sünde, der Gerechtigkeit und des Gerichtes vom Gesetz her zu begegnen. Durch die Anwesenheit des Herrn auf der Erde und Seine Verwerfung ist eine so grundlegende Änderung eingetreten, dass nun der Geist nach Seinem Herniederkommen die Welt von Sünde, Gerechtigkeit und Gericht überführt. Der Herr sagt: „ Und wenn er gekommen ist, wird er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und von Gericht. Von Sünde, weil sie nicht an mich glauben; von Gerechtigkeit aber, weil ich zu meinem Vater gehe und ihr mich nicht mehr sehet; von Gericht aber, weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist“ (Joh 16,8–11). Das Überführen von Gericht besteht nicht in einer äußerlich in Erscheinung tretenden Vergeltungsmaßnahme Gottes, wie im Falle Ägyptens, Kanaans, Babylons oder Roms. Der Herr meint das Gericht, das dem Fürsten dieser Welt angekündigt wurde, der die Welt dazu anstiftete, den Herrn der Herrlichkeit zu kreuzigen. Diese Kreuzigung war zugleich sein Gericht; die Vollstreckung des Urteils steht zwar noch aus, aber die Sache ist endgültig entschieden. Die große Sünde besteht darin, nicht an Christus zu glauben; die wahre Gerechtigkeit in der Rückkehr des Verworfenen zu Seinem Vater. Die Welt hat Jesus verloren. Er kam in die Welt und trachtete danach, wo Er sich auch aufhielt, Sünder zu erretten. Aber sie wollten Ihn nicht annehmen, und Sein eigenes Volk trieb es mit Seiner Verwerfung am schlimmsten; sie schlugen Ihn ans Kreuz. Doch aufgrund des Kreuzes ist nicht nur Gott verherrlicht worden; es hat auch bewirkt, dass die Aufnahme Christi in die Herrlichkeit die wahre Gerechtigkeit gegenüber dem Menschen, Satan und der Welt, einschließlich Israels, darstellt.

Gott hat Seine Gerechtigkeit sodann kundgetan, indem Er dem verlorenen Sünder die Frohe Botschaft des Heils anbietet. Sie wird im Namen Jesu verkündet, dem einzigen Namen unter dem Himmel, der unter den Menschen gegeben ist, in welchem wir errettet werden müssen. Darin ist Gottes Gerechtigkeit offenbart worden durch Glauben an Jesus Christus gegen alle und auf alle, die da glauben. Nach der Rechtfertigung beginnt zwangsläufig die praktische Heiligkeit. Denn in Seinem Namen haben wir nicht nur die Vergebung der Sünden empfangen, sondern auch Leben, und dieses neue Leben bringt gute Frucht hervor. Das ist allerdings eine Frage der Heiligkeit. Was uns als Sündern begegnet ist und uns gerettet hat, ist Christus und Sein Werk für uns vor Gott. Was jetzt unsere Seelen dahin bringt, Selbstgericht zu üben und Gott durch schonungsloses Bekennen unserer Sünden zu ehren, ist Bestandteil der Heiligkeit dessen, der nun in Christus und um Seinetwillen gerechtfertigt ist.

Hier wird uns das Geheimnis dieser durch ihre Tatkraft gekennzeichneten „Jünglinge“ vorgestellt. Sie hatten keine natürliche Energie, denn die kann nichts enthalten, was der Gnade entspricht, sondern sie hatten geistliche Kraft und geistlichen Mut, und das in ihnen bleibende Wort wirkte erhaltend und regulierend auf ihren Wandel. Ihre Liebe zum Wort war so groß, dass sie es nicht nur stets bei sich, sondern bleibend in sich hatten. Es erging ihnen nicht so, wie man von manchen lieben Brüdern sagen hört, dass sie „täglich ein oder zwei Stunden über dem Wort sitzen“. Bei den „Jünglingen“ stand das Wort stets über ihnen. So muss es auch sein; nicht, dass wir über dem Wort sitzen, denn das endet meistens damit, dass wir nur viel darüber reden. Steht das Wort aber über uns, dann macht es unseren eigenen Gedanken ein Ende. Es stärkt uns, aber beherrscht uns auch und verurteilt jede Eigenwilligkeit. So war es bei den „Jünglingen“, die das Wort bleibend in sich hatten. Allein das Forschen in der Schrift genügte ihnen nicht. Sie lasen sie auch nicht, um neugierige Fragen zu beantworten oder Dinge zu ergründen, die wir nach Gottes Willen vielleicht im Augenblick oder überhaupt in dieser Zeit noch nicht wissen sollen. Nein, sie unterwarfen sich dem ganzen Wort. Wir können überzeugt sein, dass sie über die Schriften, soweit sie ihnen zur Verfügung standen, von Anfang bis zu Ende unter Gebet nachsannen, und das war damals etwas viel Schwierigeres als in unseren Tagen. Schaut man dagegen heutzutage in die Bibel eines Christen, so findet man meist nur an wenigen Stellen einige Notizen, viele andere Teile der Bibel sind fast neu und unberührt. Heißt das, das Wort bleibend in sich zu haben? In diesem Fall müssen wir das ganze Wort schätzen und fleißig untersuchen, denn wir wissen nie, welchen Teil des Wortes wir als nächsten brauchen werden. Lasst uns bedenken, dass es Gott wohlgefällig, weise und notwendig für uns ist, das Wort bleibend in uns zu haben.

Doch es geht noch weiter: „Liebet nicht die Welt!“ Warum werden gerade die „Jünglinge“ davor gewarnt und nicht die „Väter“ oder die „Kindlein“? Wie wir noch sehen werden, empfangen die Kindlein viele andere Unterweisungen; den Vätern gegenüber wiederholt Johannes dagegen nur das, was er ihnen bereits schrieb. Das Teil, das sie besonders kennzeichnete, war, wie Maria zu den Füßen des Herrn zu sitzen und auf Sein Wort zu lauschen! Bedeutet das nicht, Christus in sich aufgenommen zu haben und von Ihm erfüllt zu sein? Das Wort des Christus wohnte reichlich in ihnen in aller Weisheit und geistlichem Verständnis. Aber das war nicht alles. Christus Selbst, als hier auf der Erde offenbart, war ständig vor ihnen als der Hauptgegenstand ihrer Freude und Gemeinschaft mit dem Vater. Diese jungen Männer aber werden gewarnt mit den Worten: „Liebet nicht die Welt!“ Ist das nicht eine merkwürdige Sprache gegenüber Gläubigen, die solche geistliche Energie aufweisen? Keineswegs, denn gerade diese Energie, und sei sie auch geistlicher Art, birgt eine Gefahr in sich. Sie waren mit dem ernsthaften Wunsch ausgegangen, die Wahrheit zu verkündigen, und zeugten furchtlos von Christus durch Sein Wort, das bleibend in ihnen war, und in der Kraft des Heiligen Geistes, der durch sie wirkte. Gerade die errungenen Siege erweisen sich als eine Gefahr, und durch den Umgang mit Weltmenschen kann sich der Weltgeist ins Herz einschleichen, ehe man etwas davon gewahr wird. Wir müssen bedenken, dass die Liebe zur Welt nicht lediglich darin besteht, Geschmack an ihren Dingen zu finden, wie Schaustellungen und Vergnügungen, Musik und Theater, Jagen, Schießen, Pferderennen, Glücksspiel und noch gröberen Dingen der weltlichen Lust.

Die Welt ist eine heimtückische Falle und viel gefährlicher als das Fleisch. Denn man verabscheut sicher die fleischlichen Lüste, und selbst Menschen, die der Welt ergeben sind, würden sich ihrer schämen. Die Weltlust ist aber etwas ganz anderes. Sie sieht so ehrbar aus. Finden wir sie nicht auch bei den angesehenen Persönlichkeiten? Weltlust bedeutet, das zu begehren, was der Gesellschaft gefällt und was die Aufgeklärten, die Führenden und Verfechter des „angenehmen Lebens“ in dieser Welt für den eigentlichen Lebenszweck aller Menschen halten. Sie übt einen gewaltigen Einfluss aus, besonders auf die Jüngeren und auch auf diejenigen unter ihnen, die voller Tatkraft sind, den Herrn kennen und sich redlich bemühen, die Kenntnis der Wahrheit auszubreiten Dieses Bemühen verleitet sie zu manchem kühnen Wagnis, und sie sind oft der Meinung, sie könnten sich überall hinwenden, weil sie doch eine so frohe Botschaft anzubieten haben. Sie kennen ja den Retter, den andere nicht kennen; gibt es also einen Ort, an den sie mit ihrer Botschaft nicht gehen dürften? Bei diesem Eifer bedürfen sie jedoch ganz besonders der Bewahrung vor der Welt und ihrem Wesen.

Die Welt in diesem Sinne ist ja nicht das, was Gott geschaffen hat, sondern das System, das der Teufel in moralischer Hinsicht nach dem Sündenfall des Menschen aufrichtete. Die „Welt“ nahm ihren Anfang bei Kain und seiner Nachkommenschaft. Was lesen wir über Kain? Er war dazu verurteilt, unstet und flüchtig auf dieser Erde zu sein. Um dieses Urteil aber unwirksam zu machen, baute er eine Stadt. Es befriedigte ihn nicht, dass der eine hier und der andere dort lebte; er wollte mit allen zusammenleben. Einigkeit macht stark, sagen die Menschen. Hinzu kommt, dass der Tüchtige alles daransetzt, um eine Spitzenposition zu erringen. Die meisten Menschen hoffen, irgendwann und irgendwie zur Spitze aufzusteigen, und sei es auch nur bis zu einem gewissen Grad. Gott sowie die Sünde werden bei solchen Anstrengungen leicht außer Acht gelassen. In dieser Gesinnung baute Kain eine Stadt und benannte sie nach seinem Sohn. Sein Stolz wurde befriedigt, ebenso seine Selbstgefälligkeit und das Bestreben, anderen zu gefallen. An Gott dachte man keinen Augenblick mehr. Ein fortschrittlicher Mann konnte weder an Abel noch an Seth, der an die Stelle Abels trat, etwas Anziehendes finden; aber bei Kain und seinen Nachkommen kam er reichlich auf seine Kosten. Mit ihnen begann die Dichtkunst der Menschheit. So schrieb Lamech in selbstgefälliger Weise ein Gedicht für seine Frauen, derselbe Lamech, der die Polygamie (Vielehe) einführte. In diesem Lied, das er den Gegenständen seiner Zuneigung widmete, rechtfertigte er das Töten zum Zwecke der Selbstverteidigung. Er dachte nicht an Gott, selbst nicht bei einem solch tragischen Ereignis, sondern an seine Frauen. Die Vereinbarung Gottes mit Kain war für ihn nicht nur ein Grund dafür, seine eigene Tat zu verteidigen, sondern sie auch gutzuheißen. Weiterhin finden wir in dieser Familie den Ursprung des verwegenen Nomadenlebens, aber auch der verfeinerten Kultur und der Genüsse für das Ohr, die Blas – und Streichinstrumente bieten. Zu einem so frühen Zeitpunkt war also die „Welt“ bereits tätig. Erkennen wir sie nicht darin? Zweifellos hat die Welt manche Annehmlichkeiten, die auch ein Christ gebrauchen kann. Doch ein dunkler Schatten liegt auf all ihrem Besitz und Wesen – die Abwesenheit eines verschmähten und doch umso mehr geliebten Christus! Nenne mir eine einzige Seite der Welt, die Christus gutheißen könnte! Wo ist das, was Er wertschätzte, worin Er lebte und was Er liebte? Hier haben wir das Kriterium für die Beurteilung der Welt. Es zeigt einerseits mit aller Schärfe, wie viel für den Christen von dieser Welt nicht in frage kommt und abgelehnt werden muss; andererseits macht es klar, dass alles, was nicht von Christus kommt, für das Herz des gefallenen Menschen begehrenswert sein kann. Und darin besteht gerade das Wesen der Welt. Manche Menschen befassen sich mit der Wissenschaft, andere bevorzugen die Literatur oder finden an der Politik Gefallen. Leider ist es sogar möglich, dass Weltmenschen sich der Religion bedienen und das Werk des Herrn sowie den Gottesdienst in weltlichem Geist und selbstsüchtigem Sinn gebrauchen, um sich dadurch Gewinn oder Ruhm zu verschaffen. Auch bietet die Religion den Menschen viele Möglichkeiten, die Gunst des Volkes zu gewinnen. Doch ist nicht auch das die „Welt“? Der Name des Herrn, losgelöst von Seinem Willen und Seiner Herrlichkeit, ist nicht vor Missbrauch geschützt. Einige der gottlosesten Dichter, die je lebten, haben derart gehandelt. Sie schrieben über Gegenstände der Heiligen Schrift ohne irgendeinen Nutzen für sich selbst, denn sie blieben weiterhin fern von Gott und oftmals Feinde Christi.

Es bestand somit für die „Jünglinge“ seitens der Welt ernste Gefahr, wie stark sie auch sein mochten, falls sie sich nicht ein ständig wachsendes Empfinden für ihre Beziehungen zum Vater bewahrten. Diese Kenntnis hatten sie schon als Kindlein gehabt; sie waren dadurch gekennzeichnet gewesen und hatten sich dessen erfreut. Die Gewissheit der Sündenvergebung und darüber hinaus die Erkenntnis des Vaters ist ein überaus kostbares Vorrecht. Wie viele Christen, die sich selbst für geistlich fortgeschritten halten und auch von anderen als solche betrachtet werden, wagen es doch nicht, dieses Vorrecht für sich in Anspruch zu nehmen. Sie sind nicht völlig überzeugt und rufen Gott meistens nicht im vollen Sinn als Vater an, sondern als den Allmächtigen, als Jehova, als den Gott Abrahams usw., als ob sie Juden wären. Wir sollten erkennen, dass das der heutige Zustand der Christenheit ist, besonders innerhalb der Kreise, die auf das Alter und die Mitgliederzahl ihres Religionssystems stolz sind. All das trägt einen ausgesprochen jüdischen Charakter. Christus dagegen bewirkt wahres Christentum, indem Er Menschen aus allen irdischen Verbindungen, seien sie jüdischer oder heidnischer Art, herausnimmt und ihnen vom Beginn ihres Glaubenslebens an auf dem ganzen Weg Sein Wesen aufprägt. Er sagt von denen, die der Vater Ihm gegeben hat, dass sie nicht von der Welt sind, wie Er auch nicht von ihr ist. So waren es insbesondere die „Jünglinge“, die sich vor der Welt hüten mussten, damit sie nicht bei all ihrem Eifer in die Gefahren der Welt verstrickt würden. Sie mochten geltend machen, dass sie nur den Wunsch hatten, die Welt für Christus zu gewinnen, und dass ihr einziger Beweggrund der sei, Christus und Sein Evangelium der Welt zu verkünden. Doch wir müssen stets in der Abhängigkeit von Ihm und unter der Leitung Seines Geistes bleiben, wenn wir in Seinem Dienst ausgehen, auch bezüglich des Ortes und der Ausführung dieses Dienstes. Es genügt nicht, gute Absichten zu haben oder einen guten Zweck zu verfolgen. Die größte Gefahr liegt in der Art und Weise, in welcher wir etwas tun. Wir irren nur zu leicht darin, „wie“ wir etwas tun. Die Sache an sich mag gut sein, doch auch die Mittel müssen mit Gottes Wort und Willen übereinstimmen. Nur Er, dem wir angehören und der durch Sein Wort und Seinen Geist in uns wirkt, kann uns hinsichtlich der anzuwendenden Mittel leiten und bewahren. Nun werden die „Jünglinge“ nicht nur allgemein aufgefordert, auf der Hut zu sein; es folgt noch eine weitere Warnung. Es wird ihnen gesagt, dass sie nicht lieben sollen, „ was in der Welt ist“. Das kann unter Umständen noch gefährlicher und heimtückischer sein als die Welt selbst. Man denke an die Religionen der Welt, an die Menge der bloßen Bekenner, an die so genannten Großen, Edlen, Weisen und Gelehrten. Welcher natürliche Mensch lässt sich nicht durch edle, religiöse Dinge gefangen nehmen, es sei denn, er sei absolut gottlos? Selbst Kain in seiner Finsternis und Gottesferne hatte seine Religion und auch seine Welt. Sind diese Dinge für manchen Gläubigen nicht äußerst verführerisch und ein Anreiz für seinen tatkräftigen Einsatz? Denn mancher Christ könnte sagen: „Ich wage es nicht, die Welt zu lieben; aber dieses Angebot ist durchaus annehmbar und gibt mir Gelegenheit, viel Gutes zu tun und sogar von Christus zu zeugen. Da macht es doch nichts aus, in welcher Gemeinschaft ich mich befinde oder welche Umstände vorliegen!“ Das bedeutet aber immer, Zugeständnisse auf Kosten der Wahrheit zu machen, und gehört zu den Dingen, „die in der Welt sind“ und die wir nicht lieben sollen. Muss noch gesagt werden, wie verkehrt es ist, einer Sache, die einen besonders fesselt, einem Hobby oder Steckenpferd nachzugehen, das keine wahre Verbindung mit Christus hat? Alle derartigen Dinge werden zu Götzen, denn Christus allein hat allen Anspruch auf unsere ganze Liebe und auf die Wahrnehmung unserer Pflichten und Beziehungen zu Ihm.

Christus ist der Gegenstand, den der Vater uns vor Augen stellt, und wenn unser Auge einfältig auf Ihn gerichtet ist, dann können wir sicher sein, dass auch unser ganzer Leib voller Licht sein wird. Unmöglich kann jemand wirklich auf Christus blicken und Ihn zum Gegenstand des täglichen Dienstes und Wandels machen, wenn er gleichzeitig etwas in Angriff nimmt, das der Herr nicht gutheißt. Das Wort Gottes muss in uns wohnen. Sind wir damit zufrieden, nur das zu tun, was Ihm wohl gefällt, dann wird Er uns auch ganz sicher zu Hilfe kommen. Doch der blind machende Einfluss der Welt ist stets vorhanden. So kann es sein, dass der Eifer uns dazu führt, uns selbst wichtig zu nehmen und nach unserem eigenen Wollen zu handeln. Folglich kann selbst aufrichtiger Ernst zu einer Gefahr für uns werden. Die „Jünglinge“ werden daher gewarnt: „Liebet nicht die Welt, noch was in der Welt ist!“ Es wird noch eine äußerst ernste Warnung hinzugefügt: „Wenn jemand die Welt liebt, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm.“ Johannes liebt es, eine Sache ganz absolut und grundsätzlich vorzustellen, ohne auf einschränkende Umstände einzugehen. Bei der Formulierung „wenn jemand die Welt liebt“ führt er keine Abschwächung ein. Der Grundsatz steht da, und wenn du im Prinzip und auch praktisch die Welt liebst, dann kann die Liebe des Vaters keine Wirklichkeit für dich sein.

Wenn man heutzutage mit Christen in Berührung kommt und ihren Wandel betrachtet, findet man oft eine traurige Vermischung der Prinzipien. Sie werden sowohl durch gute als auch durch schlechte Beweggründe geleitet. Doch hier erblicken wir solch ein Bild nicht. Es gibt andere Stellen in Gottes Wort, die sich ebenfalls mit dieser Frage beschäftigen. Hier aber wurde der Schreiber dahin geleitet, in besonderer Weise sowohl den absolut richtigen wie auch den absolut falschen Grundsatz vorzustellen. Es wird daher klar festgelegt, dass die Liebe des Vaters nicht in jemand ist, der die Welt liebt. Das ist gesunde und wahre Lehre; sie geht davon aus, dass dieser Grundsatz nach beiden Seiten hin seine Wirksamkeit ausübt. sodann kommt Johannes auf die besonderen Unterschiede zwischen den Begierden, die in der Welt herrschen zu sprechen: „Denn alles was in der Welt ist, die Lust des Fleisches“ (das ist, was in einem selbst wirkt), „die Lust der Augen“ (das, was außerhalb von mir ist und meine Aufmerksamkeit fesselt) „und der Hochmut des Lebens ...“. Das ist der dritte Fallstrick, der darin bestehen kann, dass man eine Stellung in der Welt mit dem entsprechenden Lebensstil und äußerem Ansehen aufrechtzuerhalten sucht. Man denke z. B. an einen Edelmann, an Angehörige der vornehmen Gesellschaft oder auch an die große Masse, die nach solchen Stellungen strebt, – wo ist da Christus zu finden? Bilden wir uns etwa ein, dass Christus bei Seinen Jüngern den irdischen Rang oder die erworbene Stellung in dieser Welt irgendwie anerkennt? Was meinte denn der Herr, als Er sagte: „Sie sind nicht von der Welt, gleichwie ich nicht von der Welt bin“? Kann der Christ etwas von der Welt als ein wohlgefälliges Opfer vor Ihm darbringen?

Mancher Christ hält sehr an seiner irdischen Würde fest und weiht sie, wie er meint, Christus, als ob der Herr irgendwelchen Wert darauf legte. Hat unser Herr uns etwas Derartiges gelehrt, oder wandelten die Apostel und andere treue Gläubige in solcher Weise? Die Absonderung Christi von der Welt zum Vater hin ist für das einfältige Herz, das durch Glauben gereinigt ist, ein Anreiz, es Ihm gleichzutun. Es ist nur zu bekannt, dass man in vielen Christen leider genau das entgegen gesetzte Bestreben findet, und das war stets ein Grund zu tiefer Sorge und eine Belastung für alle, die Empfindungen für Seinen Namen und Sein Wort haben. Hochmut in einem Christen ist eine Gefühllosigkeit gegenüber den anderen und wird vom Vater verabscheut. Der Herr schaut nicht nach hoch oder niedrig inmitten all der Sünde und Torheit, der Eitelkeit und des Stolzes, wodurch die Menschen beherrscht werden. Auch uns begegnete Er nicht so, sondern kam, um all die Nichtigkeiten auszumerzen und das Urteil des Todes darauf zu schreiben. Ist an Seinem Kreuz irgendetwas von diesen weltlichen Dingen vom Tode verschont geblieben? Darum sagt Sein Diener an dieser Stelle, dass nicht eines davon vom Vater ist, sondern von der Welt, die Ihn und Seinen Sohn gehasst hat. Hat der Vater etwa Freude an diesen Dingen, die den Menschen so viel bedeuten und an denen sie mit solcher Zähigkeit hängen, einander darum beneiden und ihnen nachjagen? Kurz, der Hochmut des Lebens ist nicht vom Vater, sondern – und das sagt noch mehr – ist von Seinem Feind, der Welt.

Was ist denn die Welt? Sie ist das System, das Satan unter den gefallenen Menschen aufgerichtet hat, um die Erinnerung an das verlorene Paradies auszulöschen. Dieses System hat sich seitdem immer mehr ausgebreitet und geschmückt und ist trotz der schrecklichen Katastrophe, die die Sintflut mit sich brachte, immer weiter fortgeschritten, bis es sich gegen den Sohn Gottes empörte und Ihn an das Kreuz schlug. So weit hat es die Welt gebracht mit all ihrer Kunst und Literatur, Religion und Philosophie. Sie bestand damals sowohl aus Juden wie aus Heiden; beide liebten die Welt, und beide vereinigten sich, um den Herrn der Herrlichkeit auf die schändlichste Weise hinauszuwerfen. Kann diese Welt oder irgendetwas in ihr dann ein Gegenstand der Liebe eines Christen sein?

Kann er das lieben, was ihren Stolz und ihre Freude ausmacht? Wäre das nicht ein Verrat an dem Vater und an dem Sohn?

Die Welt trägt aber noch ein weiteres Kennzeichen, auf das hier mit Nachdruck hingewiesen wird. Sie ist im Verschwinden begriffen, da Gottes Todesurteil auf ihr liegt. Sie wird gänzlich vergehen. Die Welt und ihre Lust vergeht, und wer kann das aufhalten? Ob es sich um Reichtum oder Stellung, Vergnügen, Macht oder was auch immer handelt – alles wird zunichte werden; auch ihr Stolz wird vergehen, den man in unserem Zeitalter zuweilen selbst im Armenhaus finden kann. Und um all dieses Vergängliche bemühen sich die Menschen und sind erfüllt von dem Wunsch, mehr zu scheinen, als sie sind. So schwelen unter der Oberfläche ständig Ruhelosigkeit und Elend, und die können auch durch Vergnügungen nicht beseitigt werden.

„Die Welt vergeht und ihre Lust; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit.“ Nicht nur das Wort bleibt in Ewigkeit, sondern auch der, der den Willen Gottes tut. Der Wille Gottes ist von weit größerer Wichtigkeit als alle von Menschen aufgestellten Lehren oder so genannten Glaubensartikel. Es ist ohne Zweifel sehr wichtig, allem zu widerstehen, was falsch und böse ist. Dazu müssen wir aber dem offenbarten Wort und Willen Gottes unterworfen sein. Selbst wenn die besten Männer solche Lehren in ihren Kampf- oder Verteidigungsschriften formulieren, So schleicht sich doch allzu leicht ein Irrtum ein. Hier aber wird uns gesagt, dass der in Ewigkeit bleibt, der den Willen Gottes tut; und das ist nur möglich, wenn man dem Herrn nachfolgt und den Vater liebt. „Der Sohn bleibt in Ewigkeit“; und der Christ, mag er auch entschlafen, bleibt ebenfalls in Ewigkeit. Der Herr wird kommen und ihn aus dem Todesschlaf auferwecken oder, wenn er lebt und übrig bleibt, umgestalten zur Gleichförmigkeit mit Seinem Leibe der Herrlichkeit. Diese Herrlichkeit wird in Ewigkeit an ihm gesehen werden. Doch er ist dazu berufen, diese Tatsache schon jetzt anzuerkennen und täglich danach zu leben. Er soll nicht auf die verunreinigenden Wege der Welt geraten, die so einladend erscheinen und doch, wohin man blickt, voller Verderben und Gottlosigkeit sind.

Nun kommen wir in Vers 18 zu den „Kindlein“. Sie stellen nicht die ganze Familie Gottes dar. Es ist ein unverzeihlicher Irrtum, die ganze Familie mit einer besonderen Gruppe in ihr, den „Jüngsten“, zu verwechseln. Sie sind es, von denen gesagt wird, dass sie den Vater erkannt haben. Ach, wie weit sind die Gläubigen heute von dieser Kenntnis abgekommen! Ist es nicht der Beachtung wert, dass der Geist Gottes den „Kindlein“ so viele weitere Mitteilungen widmet? Den „Vätern“ wurde beim zweiten Mal kein weiteres Wort hinzugefügt, den „Jünglingen“ nur einiges, doch den „Kindlein“ nun am meisten. Spürt man nicht die Schönheit der Gnade darin? Das ist nicht die Weise des Menschen, sondern Gottes, der durch Seinen Geist auf die Bedürfnisse der „Kindlein“ eingeht. Sie benötigten Seine Fürsorge am meisten; so erhalten sie auch die meisten Mitteilungen. Bei ihnen befasst sich der Geist Gottes mit viel mehr Einzelheiten als bei den „Jünglingen“, denn sie waren großen Gefahren ausgesetzt.

„Kindlein, es ist (die) letzte Stunde“ heißt es wörtlich, und das geht augenscheinlich weiter als die „letzten Zeiten“ in 1. Timotheus 4,1 und die „letzten Tage“ in 2. Timotheus 3,1. Ja, es ist „letzte Stunde“; zweifellos eine sehr lange andauernde Stunde, aber nicht, weil Er verzieht, sondern weil Gott langmütig ist und nicht will, dass irgendwelche verloren gehen, sondern alle zur Buße kommen. Es sind noch mehr Seelen da, die Er retten und segnen und zu Gliedern am Leibe Christi machen will, und daher wartet Gott noch. Doch bereits seit den Tagen der Apostel währt die „letzte Stunde“. Wie kam es dazu? Nicht etwa, weil die Kenntnis Christi zugenommen hätte, sondern wegen der „vielen Antichristen“. Die Zeit Seines Kommens wird das „Ende dieser Tage“ genannt. Diese Tage nahmen ihren Anfang, als Gott begann, sich mit Seinem irdischen Volk zu beschäftigen, und endigten in der „Vollendung des Zeitalters“, als Christus kam. So lesen wir in Galater 4,4: „Als die Fülle der Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn.“

Hier nun steht ein bemerkenswert ernster Ausdruck: es ist „letzte Stunde“. Die Zeit ist kurz, der Herr ist nahe. Er steht bereit, Lebendige und Tote zu richten, wie der Apostel Petrus sagt; nicht nur, uns in den Himmel aufzunehmen. Doch gleichzeitig verlängert Gott die Zeit Seiner herrlichen Gnade, um noch mehr Menschen zu retten. Was wird geschehen, wenn das letzte Glied Christi hinzugefügt ist? Der Herr wird kommen und die Seinen zu Sich nehmen. Darauf wird Er beginnen, unter den Juden und auch unter den Heiden (d. h. den nicht-christlichen Völkern) zu wirken, um besonders Sein irdisches Volk für seine Stellung auf der Erde zuzubereiten. Bei Seinem ersten Kommen war Sein Volk nicht bereit; beim zweiten Mal wird der Herr zu seinem Ziel kommen. Dann wird ein für den Herrn und Sein Reich zubereitetes Volk auf Erden vorhanden sein. Was Johannes der Täufer nicht vermochte, wird Er dann vollbringen. Er wird das Herz Israels wenden. Sie werden ihren lange verworfenen Messias aufnehmen, in dem sie zu ihrem Erstaunen und großen Schmerz niemand anders als Den erkennen werden, den sie einst gekreuzigt haben. In jenen Tagen wird Jehova Ihm die Großen zuteil geben, und mit Gewaltigen wird Er die Beute teilen, wohingegen Gott jetzt das Törichte und Schwache und das Unedle der Welt auserwählt hat, um Seine Gnade in Christus groß zu machen. Am Tage Seiner Erscheinung wird Er sich Zions erbarmen, das so lange erniedrigt war; die Nationen werden den Namen Jehovas fürchten, und alle Könige der Erde Seine Herrlichkeit (Ps 102,15). Ein Teil der Juden wird diese Entdeckung vielleicht schon vorher machen, andere werden erst bei Seiner Erscheinung Klarheit empfangen; denn es wird Unterschiede diesbezüglich unter ihnen geben.

Für uns aber ist jetzt die „letzte Stunde“. Weder nimmt das Christentum heute eine beherrschende Stellung ein, noch wird das Evangelium des Reiches allen Nationen verkündet. Die „letzte Stunde“ bedeutet, dass viele Antichristen jetzt in Erscheinung treten. Danach werden bekehrte Juden unter allen Heidenvölkern missionieren, auch dort, wo die Christen nicht hingekommen sind; die Gnade Gottes wird ihnen die Kraft dazu geben. Dann wird das Ende des Zeitalters kommen.

Ist das aber die christliche Hoffnung? Wir warten nicht auf das Ende, sondern auf Christus, damit Er uns dahin entrückt, wo Er jetzt ist. Auch die Juden erwarten den Herrn. Sie erwarten, dass Er herabkommt und die Erde segnet; und das wird Er auch gewisslich tun. Aber das ist etwas ganz anderes und wird sich erst danach ereignen. Zwischen dem himmlischen und dem irdischen Zweck Seines Kommens liegt noch ein gewisser Zeitabschnitt, der aber sicher nur von kurzer Dauer sein wird. Welchen Eindruck muss diese ernste Ankündigung, dass die letzte Stunde da ist, in den Seelen derer hinterlassen haben, an die der Apostel schrieb! Wie erstaunt müssen sie darüber gewesen sein! Viele denken wohl, dass solch eine Wahrheit ganz und gar nicht die richtige Nahrung für ein „Kindlein“ sei. Wie wichtig ist es, dass die Gläubigen ihre Bibel nicht nur lesen, sondern ihr auch in kindlichem Vertrauen glauben! Was sie dort finden, setzt allen menschlichen Gedanken und Theorien ein Ende. „Kindlein, es ist (die) letzte Stunde, und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen geworden. „ Das stempelt diese Zeit zur „letzten Stunde“. Es gibt kein verabscheuungswürdigeres Übel als Antichristentum, die unmittelbar gegen die Person des Herrn gerichtete Feindschaft. Der Antichrist mag den Herrn Jesus nachahmen, doch sein Beweggrund ist nur der Widerstand gegen Ihn. Er wird das für sich beanspruchen, was allein Gott zukommt. Sein Ziel wird sein, sich selbst zu erhöhen und Gott zu verleugnen, und das ist sicher die schlimmste und anmaßendste Form des Bösen, das sich direkt gegen Ihn richtet. „Auch jetzt sind viele Antichristen geworden. „ Es gibt nicht nur in dieser Stadt, sondern in der ganzen Christenheit viele Antichristen. Sie predigen und lehren, und die Massen lauschen ihnen ohne den geringsten Argwohn, dass sie antichristlichen Lehren zuhören. dass auch wahre Christen so leichtfertig darauf eingehen, liegt daran, dass sie so wenig unter der Anleitung des Heiligen Geistes das Wort Gottes erforschen.

Man begreift den Charakter dieses Bösen besser, wenn man an den alten englischen „Deismus“ denkt. Er wurde vor etwa 200 Jahren aus diesem Lande (England) vertrieben, dann von den Deutschen aufgegriffen und ist jetzt, durch deutschen Scharfsinn mit neuem Glanz und einem Schein falscher Gelehrsamkeit versehen, wieder hierher zurückgekehrt. Er macht einen großen Teil der „höheren Bibelkritik“ aus, die von den Menschen begierig als etwas Neues, Großes und Fortschrittliches aufgenommen wird. Leider hat sich dieser Geist sowohl der alten als auch der modernen Lehrstühle auf den Hochschulen bemächtigt und sie zu einem Bollwerk gegen den Herrn Jesus gemacht. Sie sind zu Zentren geworden, von denen aus der Unglaube verbreitet wird. Sie vergiften die jungen Leute, die dazu bestimmt sind, Pastoren Zu werden oder kirchliche Ämter zu übernehmen. Unter den Benennungen gibt es in dieser Hinsicht nur geringe Unterschiede.

Der liberale Teil der englischen Staatskirche ist dadurch ebenso verdorben wie der von ihr unabhängige Protestantismus, und die Zersetzung schreitet bei beiden fort. Auch die anglikanische Hochkirche, bisher standhaft geblieben, fängt jetzt an zu kapitulieren. Die Menschen wollen es nicht glauben, und folglich greift das Verderben auch auf sie über, ganz gleich, welchen Richtungen sie angehören. Selbst Gläubige tragen ernste Schäden davon. Doch der Herr weiß, wie Er die Seinigen daraus befreien kann; Er ist bemüht, ihren getrübten Blick zu erhellen und sie zu befähigen, die Gefahren rechtzeitig zu erkennen. Es ist völlig klar, dass die Gelehrsamkeit sich weder als Kontrollmittel für das Böse noch als Hindernis dagegen eignet. Doch Gott wird die „Kindlein“ in Seiner Gnade behüten. Dazu bietet ihre Erkenntnis des Vaters eine gesegnete Grundlage. Kümmern sich diese modernen Kritiker um eine solche Erkenntnis? Haben sie das Wort Gottes bleibend in sich? Begehren sie von dem Geist Gottes die Kraft, um Seine Wahrheit aufzunehmen und darin zu wandeln? Das kann unmöglich bei denen der Fall sein, die leugnen, dass die Heilige Schrift Gottes Wort ist. Ja, wahrlich – „viele sind Antichristen geworden; daher wissen wir, dass es die letzte Stunde ist“. Welcher einsichtige Christ weiß das heute nicht? Viele können sich noch an die Zeit entsinnen, als dieses Übel noch nicht so überhand genommen hatte wie heute. Der Unglaube nimmt jetzt ungeheuer schnell zu; aber der Keim dieser Entwicklung zeigte sich bereits in den Tagen des Apostels. „Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns.“ Sie tragen das Merkmal der Abtrünnigkeit an sich. Einige führende Persönlichkeiten des Antichristentums waren einst bekennende Christen. Manche von ihnen waren auch unter uns bekannt – tüchtige und gelehrte Männer, die aber nun in diesem religiösen System des Skeptizismus hervorragende Stellungen einnehmen. Einer galt als Vegetarier, Moralist, Abstinenzler und als revolutionär in seinen Ansichten; das machte auf viele Menschen Eindruck; denn sie neigen sehr zu der Annahme, dass in solchen Personen etwas Gutes stecken muss. Und doch handelt es sich um einen Antichristen.

„Denn wenn sie von uns gewesen wären, so würden sie wohl bei uns geblieben sein; aber auf dass sie offenbar würden, dass sie alle nicht von uns sind.“ Die Übersetzung „... dass sie nicht alle von uns sind“ (wie z. B. bei Luther, Anm. d. Üb.) ist eine falsche Wiedergabe des griechischen Textes und muss als ungenaue oder überhaupt ungültige Übersetzung betrachtet werden, da sie keineswegs den richtigen Sinn vermittelt. Der griechische Text lautet: „... dass sie alle nicht von uns sind“, und das bedeutet, dass keiner von ihnen „von uns war.“ Wenn man dagegen sagt, dass „nicht alle von uns sind“, drückt man damit aus, dass einige wohl von uns waren; einige dieser Antichristen sollten demnach von uns gewesen sein! Dem widerspricht der Apostel aber ausdrücklich. Daran erkennt man, dass die gelehrtesten Männer ihre Augen manchmal zu verschließen scheinen, wenn sie sich mit der Bibel beschäftigen. Es wäre vielleicht interessant, die Hintergründe einmal zu erforschen, wie fromme, gelehrte Männer dazu kommen, in einen so abwegigen Irrtum zu verfallen. Doch es genügt festzustellen, dass die Lesart „sie alle sind nicht von uns“ oder „keiner von ihnen ... „ den einzig richtigen Sinn angibt. Der nicht studierte Leser kann versichert sein, damit die wahre Bedeutung dieser Stelle vor sich zu haben, die sich auf die genaueste Anwendung der grammatischen Regeln stützt. Die Gelehrten müssten das ohnehin wissen, doch kommt es immer wieder vor, dass sie Fehler machen, wie auch hier.

„Und ihr habt die Salbung von dem Heiligen.“ Diese Gabe von oben besaßen auch die „Kindlein“, die durch die entschlossenen Angriffe der vielen Antichristen bedroht waren. Sie waren gesalbt mit dem Geist Gottes, der ihnen gegeben worden war, und diese Salbung kam von dem Heiligen, dem Herrn Jesus. Wie steht es damit bei dir, mein Leser? Es ist für dich von großer Wichtigkeit, ob du auf diese Weise gesalbt bist. Denn erst das macht den wahren Christen aus; er muss nicht nur in Christus befestigt sein, sondern auch mit dem Heiligen Geist gesalbt sein, wie wir in 2. Korinther 1,21 lesen. Das war bei den Kindlein der Fall, sowenig sie als solche auch noch entwickelt waren. Ist das so auch bei dir? Verschwende deine Zeit nicht damit, dich um andere zu kümmern, ehe du nicht weißt, dass dieses Vorrecht auch dir von dem Heiligen geschenkt ist. Erst dann hast du das Recht, mit gutem Gewissen und glücklichen Herzen das Wohl der anderen zu suchen. Wenn wir uns unbehindert, treu und eifrig um andere bemühen wollen, dann müssen wir uns zuerst über unsere Stellung vor Gott und über unsere eigenen Bedürfnisse im Klaren sein. Es ist zu beachten, dass in diesem Vers die Betonung auf „ihr“ liegt. Da hier die jüngsten Gläubigen angesprochen werden, wird damit klargestellt, dass dieses Vorrecht auch allen anderen Gläubigen gehört. „ Und ihr habt die Salbung von dem Heiligen und wisset alles.“ Ist das nicht eine sehr bemerkenswerte Aussage über den Zustand der „Kindlein“? Es gibt jedoch keinen Grund, diesbezüglich Zweifel zu hegen, wenn wir bedenken, dass sie Angehörige der Familie Gottes waren. Sie waren Kinder Gottes und hatten bereits mit den übrigen die gesegnete Gewissheit der Vergebung ihrer Sünden empfangen. Dadurch waren Schuld und Furcht und alles, was die Freude und jeden Fortschritt hindern muss, von ihnen hinweg genommen.

Wenn wir noch nicht wüssten, dass unsere Sünden vergeben sind, so könnten wir nur mit einem ungereinigten Gewissen versuchen, in die ganze Wahrheit einzudringen. Selbst die Welt gibt zu, dass ein schlechtes Gewissen uns zu Feiglingen macht. Dagegen verleiht ein einmal göttlich gereinigtes Gewissen Freimütigkeit. Das sehen wir an Petrus, der bekanntlich den Herrn verleugnete. Doch nachdem er wiederhergestellt war und auf dem Boden der Erlösung stand, konnte er den Juden, die kein gereinigtes Gewissen hatten, vorhalten: „... den ihr ... angesichts des Pilatus verleugnet habt, als dieser geurteilt hatte, ihn los zu geben“! Die mit Sünden beladene Seele schreckt vor dem Hören der Wahrheit zurück, weil diese das Ich fortwährend verurteilt. Wir müssen vor Gott ein reines Gewissen haben, erst dann können wir durch die Erkenntnis Seiner Person wachsen und die Kraft empfangen, auch anderen zu dienen.

Wir sehen also, dass dieser Brief an alle Kinder Gottes geschrieben wurde, weil ihre „Sünden vergeben sind um Seines Namens willen“. Dieser Brief hatte nicht den Zweck, sie erstmalig damit bekanntzumachen; sie wussten um die Vergebung bereits, seitdem sie dem Evangelium geglaubt hatten. Christus hatte ihnen die Vergebung durch Sein Blut erworben. Das ist für alle Heiligen eine feststehende Tatsache. Es wäre töricht, behaupten zu wollen, dass nur alle Sünden vor der Bekehrung vergeben seien. Was soll dann mit den Sünden geschehen, die danach begangen worden sind? Soviel ist sicher, dass der Herr nicht noch einmal für Sünden leiden wird; auch litt Er nicht nur für einige unserer Sünden, sondern für alle. Das gibt uns wahre Gewissheit der Sündenvergebung. Das Sühnopfer Christi erstreckt sich nicht nur auf einen bestimmten Teil unserer Sünden, sondern auf ihre Gesamtheit, und die hat der Herr ein für allemal getragen. Darin besteht ja der unermessliche Segen, den Er uns mit dieser Wohltat Seiner göttlichen Gnade geschenkt hat. Wir haben es dabei nicht mit einer Lehre zu tun, die man wie einen Siegespreis erringen muss, auch nicht mit einer Wahrheit außerhalb, die öffentlich vorzutragen und zu bewundern ist, sondern mit einem persönlichen Vorrecht, das wir im Glauben ergreifen und auf das eigene Herz und Gewissen anwenden. Wir haben die Vergebung als eine Unvergleichliche Gunst von Gott empfangen, um damit unseren Glaubenslauf zu beginnen.

Die, „Kindlein“ hatten nun über dieses allen Gläubigen gemeinsame Teil hinaus Fortschritte gemacht, nachdem sie als Seine Kinder den Vater erkannt hatten. Sie kannten Gott nicht nur als Schöpfer oder als den allmächtigen Gott, der sich um die schwachen Pilger hienieden kümmert, oder als den Jehova-Gott, den Herrscher, sondern als Vater. Sie wussten, dass Er ihr Gott und Vater war wie auch der des Herrn Jesus, denn der Auferstandene selbst hatte es ihnen kundgetan. Sein eigenes Wort und der in ihnen wohnende Heilige Geist, durch den sie „Abba, Vater“ riefen, waren die Gewähr dafür. Wie können Christen wohl eine Wahrheit, die sie so unmittelbar angeht und den größten Raum im Neuen Testament einnimmt, übersehen? Sie ist das Kennzeichen wahren Christentums. Am Kreuz Christi ist alles Böse gerichtet worden, und so empfängt der Gläubige vom ersten Augenblick seines Glaubens an die Fähigkeit, Gott als seinen Vater zu erkennen. Selbst die „Kindlein“ wussten, dass sie damit nicht eine vorübergehende Segnung empfangen hatten, wie dem Israeliten Segnungen je nach seinem Gehorsam verheißen waren. Im Evangelium bietet Gott dem Glaubenden eine bleibende Gabe an; das vermochte das Gesetz nicht. Dort wurden Bedingungen gestellt. Wenn ihr dem Gesetz Gottes gehorsam seid, werdet ihr leben und nicht sterben. Das Evangelium dagegen sagt nicht: Wenn du Gott liebst, dann wird Er dir gnädig sein; auf dieser Grundlage könnte kein Sünder errettet werden. Es heißt vielmehr: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“

Dieses große göttliche Angebot wird allen Menschen vorgestellt. Wenn ich Gott bezüglich Seines Sohnes nicht glaube, geht meine Seele ewig verloren und der Zorn Gottes bleibt auf mir. Nehme ich Sein Angebot aber an, dann empfange ich aufgrund des Glaubens an Christus Jesus nicht nur Vergebung meiner Sünden, sondern ewiges Leben und dadurch die Stellung eines Sohnes Gottes. Damit befinde ich mich auf der einzig wahren christlichen Grundlage als Kindlein. Diese Kindlein mussten nun vor den Gefahren gewarnt werden, weil Verführer und Antichristen Überhand nahmen. Weiter unten werden wir etwas über die besonderen Verführungskünste dieser Menschen hören. Zunächst befassen wir uns damit, wie die göttliche Vorsorge die Kindlein rechtzeitig warnt und im Voraus gegen die Widersacher wappnet. „Ich habe euch nicht geschrieben, weil ihr die Wahrheit nicht wisset, sondern weil ihr sie wisset, und dass keine Lüge aus der Wahrheit ist. „Ohne die Salbung von dem Heiligen (d. h. ohne den von dem Heiligen, Christus, gegebenen Heiligen Geist) hätten sie nicht die Fähigkeit gehabt, den gefährlichen und heimtückischen Schlingen zu entgehen. Die Gabe des Heiligen Geistes kennzeichnet den Christen. Der Herr sprach von Ihm als dem „lebendigen Wasser“, das Er dem Gläubigen geben würde. Nicht der Herr selbst ist damit gemeint, sondern der Heilige Geist, welchen der Herr uns als eine unaufhörlich in uns sprudelnde, frische Quelle lebendigen Wassers schenkt. Er ist nicht ein „Brunnen“, sondern eine „Quelle“, ein „Urquell“ Wassers, der ins ewige Leben quillt. So haben wir also am Anfang unseres Glaubensweges nicht nur ewiges Leben empfangen, sondern tragen in uns auch durch Gnade die Kraft des Heiligen Geistes zu einem Leben der Herrlichkeit.

Nachdem der Apostel gezeigt hat, dass dieses göttliche Vorrecht bereits unser Teil ist, sagt er den „Kindlein“, dass sie „alles wissen“. Wie kann das von ihnen gesagt werden? Weil sie Christus als ihr Leben haben, der die Kraft und die Weisheit Gottes ist. „Sie werden alle von Gott gelehrt sein“, heißt es in Johannes 6, 45. Christus zu besitzen bedeutet, den Schlüssel zu haben, der alle Türen öffnet. Darüber hinaus befähigt uns die Salbung durch den Heiligen Geist, die Wahrheit zu erkennen und sie uns mit aller Gewissheit und Entschiedenheit anzueignen. Diese Gnade wurde uns gegeben, um uns von der Welt und ihren Gedankengängen sowie von unseren eigenen Überlegungen hinweg und zum Vater hin abzusondern. Denn was sind wir in uns, getrennt von Christus und der Abhängigkeit von Ihm?

„Ich habe euch nicht geschrieben, weil ihr die Wahrheit nicht wisset, sondern weil ihr sie wisset, und dass keine Lüge aus der Wahrheit ist.“ Wie ermunternd und tröstend sind diese Worte! Menschliche Lehren sind stets verschwommen und lassen die Seele in Ungewissheit, auch in der für uns wichtigsten Frage: Wie bekommen wir bleibenden Frieden mit Gott? Wenn aber bei denen, die Christus in Einfalt des Herzens aufgenommen haben und sich Seiner erfreuen, das Begehren nach neuen Wahrheiten entsteht, dann öffnet man so leicht dem Bösen die Tür, und der lässt nicht lange auf sich warten. Die Kindlein müssen daher auf der Hut sein. Keine Lüge ist aus der Wahrheit, und eine einzige offenbare Lüge verrät die Verkehrtheit des gesamten Systems, weil die Wahrheit ein fest in sich gefügtes Ganzes ist. Gott macht selbst die Kindlein mit ihr vertraut. Diese Verführer dagegen leugneten es ab, dass die Kindlein solche Kenntnis hätten; sie allein kennten die Wahrheit. „Wir haben das neue Licht; ihr seid in den Anfängen stecken geblieben, die wir längst hinter uns gelassen haben. Was eure alten Lehrer euch hinterlassen haben, ist weiter nichts als das Klimpern auf ungestimmten Instrumenten, während bei uns bereits das volle Orchester spielt.“ So reden selbstgefällige Menschen stets, die sich dem Betrug des Feindes ausgeliefert haben. „Wer ist der Lügner“ fragt der Apostel aufgebracht, „wenn nicht der, der da leugnet, dass Jesus der Christus ist?“ Die Antichristen versuchten auf verschiedene Weise, Seine Person anzutasten und, wenn möglich, zunichte zu machen. Wie schrecklich, wenn Menschen, die sich einst zu Ihm bekannten, solche Lügen als neue und große Wahrheit hinstellen! Der „Lügner“ ist hier nicht der Satan, sondern der, der einst als Christ galt und jetzt leugnet, dass Jesus der Christus ist.

Aber der Apostel folgt den Spuren der Lüge noch weiter: „Dieser ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet. „ Ein Antichrist geht also darauf aus, mehr Wahrheit preiszugeben, als den Juden bekannt war. Im allgemeinen Sinne konnte auch ein Jude, der von dem Herrn Jesus hörte und Ihn verwarf, „der Lügner“ sein. Das Gesetz, die Psalmen und Propheten wiesen alle auf Jesus hin. Doch der Jude wollte keinen Messias, der, anstatt Sein Weltreich aufzurichten, am Kreuz litt und starb. Er zog daher das vor, was der Teufel anbot, was der Messias aber damals nicht für Sich in Anspruch nahm. Der Scheinchrist mag ein noch raffinierterer Lügner sein, doch am schlimmsten ist der Antichrist. Sein Platz war einst das christliche Bekenntnis; er hatte die Wahrheit über den Vater und den Sohn gehört, doch nun verwarf und leugnete er sie.

Kein Jude als solcher erkennt je etwas über die ewigen Beziehungen der Gottheit; er steht der Wahrheit und den Vorrechten des Christentums stets fremd und sogar feindselig gegenüber. In diesem Teil von Vers 22 ist der christliche Grundsatz enthalten, noch bestimmter aber in den Worten der christlichen Taufe nach Matthäus 28,19. Diese Stelle enthält die einzige, maßgebliche Taufformel und lautet: „Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Ich will damit nicht sagen, dass bei der Taufe der Name des Herrn Jesus wegzulassen ist. Doch die richtige Formel wird durch den Herrn Jesus so deutlich angegeben, dass man an der Gültigkeit einer Taufe zweifeln muss, bei der die drei Personen der Gottheit nicht genannt werden. Man hört zwar alle möglichen diesbezüglichen Meinungen, nur auf die Worte unseres auferstandenen Herrn wird nicht Bezug genommen. Die Argumente, die sich auf die Stellen in der Apostelgeschichte stützen, in denen die Taufe erwähnt wird, sind insofern ohne Bedeutung, weil dort nirgends gesagt wird, das, was dort steht, sei die volle Taufformel gewesen. Die einzige Stelle, die den Anschein erwecken könnte, die in der Apostelzeit gebräuchliche Formel zu enthalten, hat keinerlei Gewicht, da mit Sicherheit allgemein anerkannt wird, dass Apostelgeschichte 8,37 unecht ist. Gemäß diesem Vers soll Philippus den Kämmerer aufgefordert haben, ein Bekenntnis seines Glaubens abzulegen, was dieser auch tat. Doch dieser ganze Vers muss abgelehnt werden, da er in den alten Handschriften nicht vorkommt. (in der Elberf. Bibel fortgelassen! Anm. d. Übers.) Wahrscheinlich war er ursprünglich lediglich eine Randbemerkung, die durch einen späteren Abschreiber in den Text übernommen wurde in der Annahme, er sei Bestandteil des Originals. In der Apostelgeschichte findet sich also tatsächlich keine Taufformel, und daher besteht auch kein Grund, von dem ausdrücklichen Befehl unseres Herrn abzuweichen. Auch die Annahme, diese Weisung des Herrn sei für den künftigen jüdischen Überrest bestimmt, ist nicht haltbar. Sie verträgt sich weder mit der Tatsache, dass der Herr sich unmittelbar davor auf „alle Nationen“ bezieht, noch mit dem geistlichen Zustand jenes Überrestes, über dessen Erkenntnis die Worte des Herrn hinausgehen.

Hier ist nun von jemand die Rede, der zwar Christus bekennt, den Vater und den Sohn aber leugnet (seine Missachtung des Heiligen Geistes war zweifellos so groß, dass darüber kein Wort gesagt zu werden brauchte). Er leugnete den Vater und den Sohn, und das ist für einen geistlich gesinnten Gläubigen das deutlichste Kennzeichen des Antichristen. Mit Ernst wird darauf hingewiesen, dass diese Antichristen von der Gemeinschaft der Christen ausgegangen waren. Niemand sollte sich darüber wundern, dass Menschen von einem Platz der Gnade und der Fülle der Wahrheit, die eine eifrige Verbreitung und praktisches Ausleben bewirkten, ins völlige Gegenteil verfallen können, wenn sie alles preisgeben und sich verderblichen Ideen ausliefern. Es geht dann nach dem bekannten Sprichwort: Das Verderben des Besten ist das Schlimmste. Nichts ist so verwerflich, als der höchsten und umfassendsten Wahrheit untreu zu werden, und das kennzeichnet die Antichristen.

Wenn nun hier auch die Warnung steht: „Jeder, der den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht“, dann folgen doch darauf zur Ermunterung der „Kindlein“ die Worte: „Wer den Sohn bekennt, hat auch den Vater. „ Beide Seiten sind wichtig, sowohl wegen der inneren Bedeutung dieser Worte als auch wegen des Lichtes, das sie auf die Listen des Teufels werfen. Die Unitarier z. B. behaupten, den Vater zu ehren, aber sie leugnen den Sohn. Folglich ist ihr Bekenntnis zum Vater gemäß dieser Schriftstelle völlig wertlos. Nicht der Vater ist der Prüfstein für die Wahrheit, sondern der Sohn. Wenn daher jemand den Sohn anerkennt, dann hat er auch den Vater. Diese beiden göttlichen Personen gehören zusammen, doch der Sohn ist das alleinige Entscheidungsmerkmal und auch der einzige Mittler. Wenn du den Sohn leugnest, so verwirft der Vater dein Bekenntnis zu Ihm gänzlich wegen der Unehre, die du dem Sohn antust. Der Vater verdankt die Tatsache, dass Er gerechtfertigt und verherrlicht wurde, dem Sohn, der sich der Herrlichkeit, die Ihm zukam, entäußerte und Sich Selbst erniedrigte, nicht nur zum Menschen und zum Knecht, sondern zum Tode am Kreuz. Jeder, der den Sohn missachtet, zieht daher ewige Strafe auf sich. Gott hat dies dem Menschen eindrücklich bezeugt, so dass er ohne Entschuldigung ist.

Wir kommen nun zu einem sehr interessanten Punkt, über den kurz etwas gesagt werden muss. „Ihr, was ihr von Anfang gehört habt, bleibe bei euch. „ Hier ist es nicht „Er, der von Anfang ist“, sondern „das, was ihr von Anfang gehört habt.“ Johannes bedient sich hier desselben Ausdrucks wie am Anfang seines Briefes. Zwischen den Worten „Der von Anfang ist“ und „was von Anfang ist“ besteht nur ein sehr geringer Unterschied. Beide Aussagen sind natürlich wahr, und jede von ihnen ist an ihrem Platz vollkommen. Auf dem Anfang des 24. Verses liegt ein gewisser Nachdruck, der in einigen Übersetzungen verloren gegangen ist (z. B. bei Luther, Anm. d. Übers.): „Ihr, was ihr von Anfang ...“ Was der Apostel betonen will, ist, dass sie in dem bleiben sollten, was sie von Anfang gehört hatten.

Neue Ergänzungen des Wortes Gottes sind stets abzulehnen. Wenn etwas Neues gebracht wird, ist es keine christliche Wahrheit; Weiterentwicklungen sind das Werk Satans. Alles, was der Offenbarung Gottes in Christus hinzugefügt wird, ist eine Fälschung. Dem natürlichen Menschen ist es zwar verhasst, sich dem Wort Gottes zu unterwerfen. Daher kommen die Anstrengungen, sich der göttlichen Autorität sowohl des Alten wie des Neuen Testaments zu entledigen. Die „höhere Kritik“ ist glatter Unsinn, wenn nicht noch Schlimmeres; sie dient dazu, den Glauben zu vergiften und zu zerstören. Ebenso ist es mit der entgegen gesetzten Auffassung, die behauptet, dass „die Kirche lehrt“. Manche kombinieren auch beide Irrtümer. Wo findet man in der Heiligen Schrift einen Hinweis, dass die Kirche lehrt? Nach Gottes Wort wird sie belehrt durch die Apostel und Propheten, sowie üblicher. weise durch die Gaben der Lehrer usw., die Christus, das Haupt, zu diesem Zweck gegeben hat. Die Kirche wird belehrt, aber niemals lehrt sie selbst. Sie glaubt und erfreut sich der Wahrheit und ist auch verantwortlich, in Wahrheit zu wandeln und anzubeten. In dieser Zeit des Unglaubens wäre es für die Kirche wichtiger, darauf zu achten, dass sie selber in der Wahrheit steht.

Es ist ein gefährlicher Irrtum zu glauben, dass „die Kirche lehrt“. In Zuchtfragen muss zwar auf sie gehört werden (Mt 18,17), doch das Lehren ist etwas ganz anderes. Die Kirche soll die Wahrheit festhalten; aber die Vorstellung, dass die Kirche lehrt, führt nur zu bald dazu, dass Menschen auf Dinge hören, die nicht in der Bibel offenbart sind. Es führt zu eigenwilligen Gedanken und zu der Beschäftigung mit menschlichen Theorien und Legenden, die man der Bibel hinzufügt, wie die Phantasievorstellungen über die Jungfrau Maria, die Heiligen, überirdische Erscheinungen usw. Oder man befasst sich mit den rationalistischen Hypothesen, nach denen die Zweifler leben oder besser gesagt, mit denen sie in den Tod gehen. Gott allein ist der unfehlbare Lehrer. Nach den Worten Seiner Propheten werden alle Seine Kinder, alle, die geglaubt haben, von Gott gelehrt sein, der sich in Seinem Wort kundtut. Dazu brauchen sie nicht die Kirche, die sich anmaßt, selber zu lehren. Bei dem, was wir von „Anfang gehört“ haben, gibt es keine Weiterentwicklung. Alle diese so genannten „Weiterentwicklungen“, die die Menschen unserer Tage auf religiösem wie auf wissenschaftlichem Gebiet in Begeisterung versetzen, sind weiter nichts als Phantasieprodukte, und zwar von übler Art, besonders im religiösen Bereich. Die wissenschaftlichen Behauptungen kommen und gehen, doch religiösen Lügen wohnt eine satanische Macht inne, die nicht nur zum Verderben der Seelen gereicht, sondern einen dauerhaften Schaden anrichtet.

Wo ist nun die Wahrheit zu finden, und worin besteht sie? Christus, wie Er auf der Erde offenbart wurde, ist die Wahrheit. Wie könnte es in Ihm oder dem geschriebenen Wort Gottes, das Ihn offenbart, irgendeine Entwicklung geben? Der Wahrheit ist nichts hinzuzufügen; sie kann nicht vollkommener gemacht werden, als sie es bereits ist. Auch ist die Klarheit der Worte, die der Herr zu den Jüngern redete, als Er auf der Erde war, nicht zu steigern, noch das, was der Heilige Geist später schriftlich hinzufügte, da die Jünger es damals noch nicht verstehen konnten. Das alles wurde verkündet nicht in Worten, gelehrt durch menschliche Weisheit, sondern gelehrt durch den Geist, mitteilend geistliche Dinge durch geistliche Mittel, d. h. die Wahrheiten und die Worte waren vom Heiligen Geist eingegeben. Wie gesegnet ist das Ergebnis davon in praktischer Hinsicht! Es ist dasselbe Wort, das in ihnen bleiben sollte. „Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang gehört habt, so werdet auch ihr in dem Sohne und in dem Vater bleiben. „ Die Wahrheit lässt sich nicht von Christus trennen, und zwar von Christus, wie Gott Ihn in Seinem Wort offenbart hat. „Und dies ist die Verheißung, welche er uns verheißen hat: das ewige Leben. „ Diese Aussage über die Gabe des ewigen Lebens wird ebenso eindringlich formuliert wie die Mitteilung über die Person, die seine Quelle ist (vgl. Kap. 1,1–2).

„Dies habe ich euch betreffs derer geschrieben, die euch verführen.“ Die „Kindlein“ müssen zu äußerster Wachsamkeit gegenüber denen ermahnt werden, die Neuerungen einführen wollen. Sie zerstören die Wahrheit durch Voraussagen, die ebenso falsch sind, wie Gottes Verheißungen wahr sind. Man denke nur an den verwerflichen Irrtum, den so viele von uns in der vergangenen Zeit zu bekämpfen hatten und der von allen aufrichtigen Herzen so schmerzlich empfunden wurde. Ging es dabei nicht gerade um das ewige Leben? Diese jüngsten Verführer versuchten, sich und andere davon zu überzeugen, dass man nicht schon jetzt das ewige Leben in dem Sohne habe, sondern es erst bei der Auferstehung empfangen kann. Doch das bedeutet, das zu vergessen und preiszugeben, was wir von Anfang gehört haben. Es war eine Lüge, und keine Lüge kann aus der Wahrheit sein. Die Schriftstelle, die wir vor uns haben, zeigt deutlich, dass diese und andere neue Ideen unwahr sind. Das Wort des Herrn beweist ihre Verkehrtheit, denn Kapitel 1, Vers 1, sagt: „ Was von Anfang war, was wir“ – die inspirierten Zeugen – „gehört haben ... „ Nichts ist gewisser und von größerer Bedeutung. Wir sehen also, dass die Verführer auch heute sich keineswegs zurückhalten, sondern immer noch fortfahren, die Lüge zu verbreiten, ganz gleich, ob sie sich auf eine apostolische Nachfolge berufen oder nicht (vgl. Off 2,2).

„Und ihr, die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch.“ Auch hier ist das „ihr“ betont, wie in den Versen 20 und 24. Johannes hatte ihnen gesagt, dass das gehörte Wort in ihnen bleiben sollte, da es das einzige und schriftlich niedergelegte Fundament der Wahrheit ist. Nun wiederholt er die andere gesegnete Tatsache: Die heilige Salbung, der ihnen gegebene Heilige Geist, bleibt auch in ihnen. In treuer Fürsorge sagt er ihnen noch einmal: Seine Salbung bleibt in euch, Kindlein; die Salbung mit dem Geist dient dazu, dass ihr in Seiner Kraft die Wahrheit Gottes in Christus versteht und euch ihrer erfreut.

„Und ihr bedürfet nicht, dass euch jemand belehre.“ Sie hatten Christus empfangen, der der Weg und die Wahrheit und das Leben ist. Dieses Wissen hatte ihnen bereits Gott, der Vater, durch den Heiligen Geist mitgeteilt.

„Sondern wie dieselbe Salbung euch über alles belehrt und wahr ist und keine Lüge ist, und wie sie euch belehrt hat, so werdet ihr in ihm bleiben.“ Der Heilige Geist war in ihnen, um sie über das hinaus, was sie schon kannten, zu belehren und sie in alle Einzelheiten des Wortes Gottes und deren Anwendung einzuführen. So sorgte Gott in Seiner Gnade für die „Kindlein“. Wenn sie das beachteten, brauchten sie sich nicht vor den Verführern zu hüten oder zu fürchten. Sie waren nicht auf Menschen angewiesen, die sich selbst predigten und nicht den Herrn Jesus. Welch eine Gewissheit und welch einen Segen haben doch schon die in geistlicher Hinsicht Jüngsten der Familie Gottes empfangen! Sie mussten aber in Christus bleiben, in dem, was Er von Anfang gelehrt hatte.

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