Biblische Betrachtungen über das Buch Ruth

Kapitel 3

Auf der Tenne des Boas (Ruth 3,1-3)

Wie schön, dass Noomi sagt: „Sollte ich dir nicht Ruhe suchen, dass es dir wohl gehe?“ Im Genuss dieser Ruhe geht es uns wohl. Bei der Frage „Wie geht es dir?“ denkt man gewöhnlich an das äußere Wohlergehen. Viel wichtiger aber ist das Wohlergehen der Seele, des inneren Menschen. Gewiss müssen wir uns eingestehen, dass es um die Ruhe unserer Seele inmitten all der Unruhe des irdischen Lebens nicht immer gut bestellt ist. Vielleicht trifft es gerade mit dem Lesen dieser Zeilen zusammen, dass wir sie seit längerer Zeit kaum genießen konnten. Da ist die ganze Hektik des Alltags, die Arbeit, das Geschäft, vielerlei Sorgen und Verpflichtungen. Es gibt kein Entrinnen! Die Frage stellt sich: Lässt sich trotzdem die hier gemeinte Ruhe der Seele bewahren und genießen? Ich antworte aus tiefer Überzeugung: Jawohl, das kann und das sollte so sein!

Es geht hier um die Grundausrichtung unseres Lebens, um den Herzenskontakt mit dem Herrn. Ist unser Wille dem Seinen unterworfen und ist es unser Begehren, in allen Verrichtungen des täglichen Lebens mit Ihm in Seinem Joch zu gehen, dann wird nichts und niemand uns hindern können, allenthalben die Ruhe für unsere Seelen zu genießen. Darum wird uns in der Geschichte Ruths gezeigt, wie Boas der Mittelpunkt ihres ferneren Lebens wird, um sie diese Seine Ruhe finden zu lassen.

Noomi spricht nun zu Ruth über Boas. Das ist der große Augenblick in der Geschichte unserer Seelen, wenn unser wahrer Boas, der Herr Jesus, der alles beherrschende Mittelpunkt unseres Lebens wird. Ja, das ist auch in dieser Zeit der Hetze, des Jagens und Gejagtwerdens, wie es bei den hohen Anforderungen im Berufsleben der meisten Menschen der Fall ist, eine durchaus gegebene Möglichkeit. Ist Christus der Gegenstand unserer Herzen, dann kann es gar nicht anders sein, als dass Er auch der Inhalt unseres Lebens auf dieser Erde wird. „Das Leben ist für mich Christus“, sagt der Apostel Paulus (Phil 1,21).

Noomi war eine Zurückgekehrte, eine Wiederhergestellte. Aber was wusste sie nicht alles über Boas zu berichten! „Ist nicht Boas, bei dessen Mägden du gewesen bist, unser Verwandter?“ So konnte sie jetzt reden, nachdem sie an ihren Platz inmitten des Volkes Gottes zurückgekehrt war. Es ist eine ernste Tatsache, jeder, der sich längere Zeit außerhalb des „Landes“ aufhält, geht seines Lichtes verlustig. Allen, die das Feld des Boas verließen, ging das Licht über göttliche Grundsätze verloren. Man stößt sich an den Bergen der Dämmerung, man erwartet dort Licht, aber der Herr macht es zur Dunkelheit (Jer 13,16). Erst nach der Rückkehr in das Land und auf das Feld des Boas schenkt der Herr wieder Licht. So konnte auch Noomi jetzt von Boas als ihrem Verwandten sprechen. Der Herr Jesus hat sich Seinen Erlösten zum Verwandten gemacht. In Ihm ist „Stärke“ und „gewaltiger Reichtum“, „aus Seiner Fülle haben wir alle empfangen, und zwar Gnade um Gnade“ (Joh 1,16). Er schämt sich nicht, uns Seine Brüder zu nennen, für uns aber geziemt es sich nicht, von Ihm als unserem Bruder zu reden, es wäre unehrerbietig.

Lasst uns nie unsere wahren Beziehungen zu Ihm verleugnen, indem wir Sein Feld und das Land verlassen. Es ist fraglich, ob wir je wieder zurückkehren. Möchten wir uns bewahren lassen, damit wir nicht nur im Lande, sondern auch auf dem Feld des Boas bleiben. Er ist unser Heiland, unser Retter und Herr, Der uns geliebt und Sich selbst für uns am Kreuz auf Golgatha dahingegeben hat - unser Boas!

Boas worfelt diese Nacht auf der Gerstentenne. Worfeln befreit das Getreide von der Spreu. Der Herr Jesus, unser Boas, beschäftigt sich zu diesem Zweck auch mit uns. Er will uns von allem reinigen, was für Ihn wertlos ist. Der Wind, hier ein Bild vom Heiligen Geist, treibt die Spreu hinweg. Satan begehrt auch die Gläubigen zu sichten, doch nicht, um die Spreu zu entfernen, sondern um uns alles zu nehmen, was in unseren Seelen von Gott ist, damit nur wertlose Spreu übrigbleibt, die das Feuer verbrennen wird. Das Liebesbemühen des Herrn Jesus mit uns geht dahin, dass wir unseren Wandel in der Kraft der Auferstehung führen, wovon die Gerste redet. Die Nacht ist bald vorbei, auch die Ernte und jede Arbeit. Dann folgt die Sabbathruhe des Volkes Gottes, da ruhen wir mit dem Sieger von Golgatha in alle Ewigkeit.

„So bade dich und salbe dich.“ Unser Wunsch, dem Herrn Jesus wohlgefällig zu wandeln, setzt die Bereitschaft voraus, uns von Ihm „worfeln“ zu lassen. Wir müssen Gottes Wort unter der Leitung des Heiligen Geistes lesen und überdenken, es auf Herz und Gewissen anwenden, dann übt es eine reinigende Wirkung aus und führt zum Selbstgericht. „Verirrungen, wer sieht sie ein? Von verborgenen Sünden reinige mich! Lass die Reden meines Mundes und das Sinnen meines Herzens wohlgefällig vor dir sein, Herr, mein Fels und mein Erlöser!“ (Ps 19,12+14) „Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne meine Gedanken! Und sieh, ob ein Weg der Mühsal bei mir ist, und leite mich auf ewigem Wege!“ (Ps 139,23-24) Die Hoffnung auf das Kommen des Herrn Jesus bewirkt in unseren Herzen, dass wir uns selbst reinigen: „Und jeder, der diese Hoffnung zu ihm hat, reinigt sich selbst, gleichwie er rein ist“ (1. Joh 3,3). „...so lasst uns uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes, indem wir die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes“ (2. Kor 7,1).

Nach dem Baden kommt das Salben, was von der Leitung des Heiligen Geistes auf unserem persönlichen Pfad redet: „Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes“ (Röm 8,14). Das macht uns praktischerweise passend für die Gegenwart des Boas. Wie klar beleuchtet in diesem Zusammenhang Gottes Wort auch die Beziehung der Geschlechter. Ohne Heirat kann keine Ehe sein! In der heutigen Zeit werden leider die Verirrungen des Menschen im Verhalten vor und in der Ehe verharmlost oder als normal betrachtet. Sogar in den Schulen werden im sogenannten Aufklärungsunterricht Kindern und Jugendlichen Kenntnisse als Sexualerziehung vermittelt, die vielfach das gesunde Empfinden über Reinheit und Keuschheit zerstören. „Du bist zu rein von Augen, um Böses zu sehen“ (Hab 1,13).

Erst im Kapitel 4 wird Ruth das Weib des Boas, nicht früher. Das muss klar herausgestellt werden. Ihr lieben, jungen Geschwister, lasst Euch nicht verführen durch die Schlagworte der heutigen Zeit, durch ihre bösen, verderbten, satanischen Grundsätze. Möge es bei Euch, als Menschen Gottes, ein Herzensentschluss sein, nach Gottes Gedanken rein in die Ehe zu gehen. Wir haben, wie Johannes schreibt, die Salbung des Heiligen Geistes und können darum die Dinge um uns her nach Gottes Gedanken beurteilen. Wir können aber auch den Heiligen Geist betrüben, Ihn dämpfen, ja sogar auslöschen. Wenn wir nicht nahe bei dem Herrn Jesus bleiben, kann es so bei uns geschehen. Der Heilige Geist will in uns wirken und das Gute hervorbringen. Galater 5 beschreibt die Frucht des Geistes, bestehend aus neun Tugenden, die aber als eine Frucht bezeichnet werden. „Salbe dich!“ Es ist unsere Verantwortlichkeit. Wir besitzen den Geist schon seit der Wiedergeburt; hier geht es aber um die äußere Darstellung der inneren Tatsache.

Der Platz zu Boas Füßen (Ruth 3,3-10)

„...lege deine Kleider an und gehe zur Tenne hinab.“

Kleider stellen unsere Gewohnheiten, unsere ganze Lebenserhaltung als Christen dar. Gott hat uns in Christo herrlich bekleidet, Seiner Selbst würdig in dem Geliebten. Er stellt uns aber auch Kleider zur Verfügung, die wir anziehen sollen: „Ziehet nun an, als Auserwählte Gottes, als Heilige und Geliebte: herzliches Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Langmut' usw. (Kol 3,12). Diese Kleider geziemen sich für Christen. Gottes Wort beschreibt aber auch Kleider, die wir nicht tragen sollen: Männerzeug auf einer Frau, Frauenzeug auf einem Manne, sowie Kleider aus zweierlei Stoff (5. Mose 22,5+11). Wolle und Leinen gemischt weist hin auf einen Wandel nach teils christlichen und teils weltlichen Grundsätzen. Unsere Kleider, das äußere Erscheinungsbild unseres persönlichen Christentums, können wohl besudelt und befleckt sein, aber davon sehr verschieden ist doch ein Kleid aus zweierlei Stoff. Ein solches sehen wir bei Lot, während der Wandel bei Abraham und selbst bei Jakob wohl befleckt, aber nicht durch gemischte Grundsätze gekennzeichnet war.

Eine Braut schmückt sich, um dem Bräutigam zu gefallen. So sollten wir uns für den Herrn Jesus schmücken, zu Seinem Ruhm und zur Ehre und Verherrlichung seines Namens. Wenn das unsere Herzensfreude ist, dann werden wir Seine Anerkennung haben, werden Ihm wohlgefällig sein.

„Und decke auf zu seinen Füßen und lege dich hin; er aber wird dir kundtun, was du tun sollst.“ Zu den Füßen des Herrn Jesus ist ein gesegneter Platz. Die Frau in Lukas 7,38 stand weinend hinten zu Seinen Füßen. Maria saß zu Seinen Füßen (Lk 10,39). Ruth sollte sich zu den Füßen Boas niederlegen. Lieber Leser, kennst du den Platz zu den Füßen des Herrn Jesus nach diesen drei Bedeutungen? Hast Du schon „hinten zu seinen Füßen stehend“ Deiner Reue und Buße Ausdruck gegeben, indem Du Deine Sünden beweint hast, die Ihm so unsagbar viel Leiden und Schmerzen, das Verlassensein von Gott und den Tod am Kreuz auf Golgatha eingebracht haben? Dann kannst Du Dich auch, wie Maria, zu Seinen Füßen setzen und Seinem Wort lauschen. Zu Seinen Füßen sitzend, können wir Ihn genießen, indem wir Seine Worte aufnehmen. Das Liegen zu den Füßen des Boas bedeutet Schutz in der Nacht, Sicherheit und Geborgenheit, wie Er schon im vorigen Kapitel zu Ruth sagte: „Der Gott Israels, unter dessen Flügeln Zuflucht zu suchen Du gekommen bist.“ Kinder Gottes kennen die Zuflucht unter dem Schatten Seiner Flügel. Dort ist Glückseligkeit.

„Er aber wird dir kundtun, was du tun sollst.“ In Psalm 32,8 heißt es: „Ich will dich unterweisen und dich lehren den Weg, den du wandeln sollst; mein Auge auf dich richtend, will ich dir raten.“ Dazu bedarf es unserer Abhängigkeit von Ihm. Jakobus lehrt uns, dass wir zu allen Vorhaben auf den Willen des Herrn achten sollen. „...statt dass ihr saget: Wenn der Herr will und wir leben, so werden wir auch dieses oder jenes tun“ (Jak 4,15). Wir sollten alles mit dem Herrn Jesus tun, vor allem, wenn es sich um einen Dienst für Ihn handelt. Da ist der Weg in Seinem Wort klar und deutlich aufgezeichnet. Bei jeder Entscheidung dürfen wir auf die Knie gehen und bitten: „Herr Jesus, zeige Du mir Deinen Weg, den ich gehen soll.“

Auch unsere jungen Geschwister können und sollten geistlich sein. Das heißt, sich in allem vom Herrn durch den Geist, nicht aber von ihrer Natur leiten lassen; selbst in den natürlichen Dingen nicht. Dann ist jeder Weg einfach und klar. Unsere eigene Erfahrung lehrt uns aber, dass der Feind gerade da seine Listen ansetzt, um uns aus der Abhängigkeit vom Herrn herauszubringen.

Die Gefahr, durch unsere Natur fehlgeleitet zu werden, droht in besonderer Weise in Verbindung mit der Wahl des Ehepartners. Auch abgesehen von einem ungleichen Joch nach 2. Korinther 6, ist jede reinnatürliche Entscheidung, die nach äußerlichen oder materiellen Gesichtspunkten getroffen wird, fleischlich. „Die Anmut ist Trug, und die Schönheit Eitelkeit; eine Frau, die den Herrn fürchtet, sie wird gepriesen werden“ (Spr 31,30). Das gilt in jeder Hinsicht. Vor allem aber: Gott führt nie unreife Menschen zusammen! Wie in der Natur alles zur Reife kommen muss, so muss auch im Leben eine gewisse Reife da sein. Ihr lieben jungen Geschwister, wartet in allem auf den Herrn. Erst recht, wenn ihr noch jung seid, wartet. Wartezeit wird manches abklären. Stilles Warten vor dem Herrn wird nie zum Schaden sein. Die „Verhältnisse“, wie sie in der Welt, und leider auch öfter unter den Gläubigen, üblich sind, führen meist zur Verunehrung des Herrn und sind oft die Ursache lebenslanger Nöte in der Ehe.

Der Platz zu den Füßen Jesu ist kein Platz für unsere Natur. Er kann nur von denen recht geschätzt werden, die bereit sind, ihr „Mitgestorbensein“ mit dem Herrn Jesus zu verwirklichen. Es ist aber ein gesegneter Platz. Gerade deshalb wünscht unser wahrer Boas, dass wir ihn immerzu einnehmen möchten.

Mit den Worten: „Alles was du sagst, will ich tun“, ging Ruth zur Tenne hinab und tat nach allem, was ihre Schwiegermutter ihr geboten hatte. Noomi, die Zurückgekehrte, ist eine „Lehrerin des Guten“ geworden. Sie war fähig, ihrer Schwiegertochter Anweisungen für ihren weiteren Weg in Verbindung mit Boas zu geben, um ihr Ruhe zu suchen. Es ist ein großes Vorrecht, wenn alte Brüder und auch Schwestern vorhanden sind, die die jüngeren unterweisen können. Wie lieblich aber auch der Gehorsam der Ruth, der jungen Geschwistern zum Vorbild dienen kann.

Dann kommt der Augenblick, wo Boas die Ruth entdeckt. Da das Weibliche in der Schrift ein Bild des praktischen Zustandes ist, so können wir gut verstehen, was es für das Herz des Herrn Jesus ist, unter Seinem Volke die zu erkennen, die bereit sind, hinsichtlich ihrer Verantwortlichkeit den Platz zu Seinen Füßen einzunehmen. Mit einem solchen Zustand kann Er Sich völlig einsmachen. „Und er sprach: Wer bist du?“ Der Herr Jesus fragt auch uns zu Zeiten: „Wer bist du?“ Er kennt uns zwar ganz und gar. Er will aber, dass auch wir selbst uns dessen bewusst sind, was wir „in Ihm“ und für Sein Herz sind. Wie lieblich ist Ruths Antwort: „Ich bin Ruth, deine Magd; so breite deine Flügel aus über deine Magd, denn du bist ein Blutsverwandter.“ Sie nennt sich Magd des Boas. Sie erinnert ihn auch an die Verwandtschaftsbeziehungen, woran für sie Verheißungen Gottes geknüpft waren, aufgrund deren ihre Witwenschaft beendet werden sollte. Auf Ruths Seite ist alles Vertrauen - auf Boas' Seite überströmende Gnade.

„Du hast deine letzte Güte noch besser erwiesen als die erste.“ Die erste Güte hatte Ruth an den Verstorbenen und an Noomi erwiesen. Sie hatte ihr Land und Volk verlassen, um der Schwiegermutter in wahrer Liebe und treuer Fürsorge anzuhangen. Schon darin suchte sie den Gott Israels, indem sie Sein Gebot erfüllte, Vater und Mutter zu ehren. Und die letzte, noch bessere Güte lag zweifellos in der Zuwendung zu Boas und in der Erwartung an Ihn, Seine Flügel über sie auszubreiten. Wir sehen, wie beides in schöner Weise aus der Unterwürfigkeit hervorging, mit der Ruth die Weisungen Noomis befolgte.

Eine wackere Frau - Sechs Maß Gerste (Ruth 3,11-18)

Ruth hörte die Worte des Boas: „Und nun, meine Tochter, fürchte dich nicht! Alles was du sagst, werde ich dir tun; denn das ganze Tor meines Volkes weiß, dass du eine wackere Frau bist.“ Welche Gnade! Wahrlich, wahre Herzenstreue kann unmöglich verborgen bleiben. Unser Boas, der Herr Jesus, liebt es, alle unsere Angelegenheiten in Seine mächtigen Hände der Liebe zu nehmen, wie Boas es der Ruth verspricht. Ruth hatte es bewiesen, dass sie „eine wackere Frau“ war. „Eine wackere Frau, wer wird sie finden? Denn ihr Wert steht weit über Korallen“ (Spr 31,10). Das 31. Kapitel des Buches der Sprüche beschreibt den Fleiß und den Wert einer „wackeren Frau“. Sie ist nicht nur im Haushalt fleißig, sondern auch in geistlicher Hinsicht. Aksa war in Gottes Augen „eine wackere Frau“ (Jos 15,13-19). Sie „trieb ihren Mann an“, von ihrem Vater Quellen zu fordern, und „er gab ihr die oberen Quellen und die unteren Quellen“.

Manche Frauen treiben auch ihre Männer an: „Lass dir endlich mal Lohn- oder Gehaltserhöhung geben; besorg dir noch eine Nebenbeschäftigung, wir kommen mit dem Geld nicht aus.“ Das ist auch ein „Antreiben“. Wenn Frauen nicht zufrieden sind, dann können sie einen Mann zur Verzweiflung bringen. Wo aber sind die „Aksas“, die ihre Männer in geistlichen Dingen „antreiben“? Die vielleicht sagen: „Lass uns doch bitte auch mal kranke und alte Geschwister besuchen.“ Oder sie erinnern an dieses und jenes im Sinne der liebenden Bemühung um Gotteskinder. Aksas können wohl auch mal sagen: „Wir sollten doch mehr die Bibel gemeinsam lesen, und da sind im Schrank all die vielen, schönen Betrachtungen über Gottes Wort, sie werden kaum benutzt.“ Eine Aksa kann auch vorschlagen: „Lass uns doch regelmäßig gemeinsam unsere Knie zum Gebet beugen.“ Aksas lassen ihren Männern - wenn nicht besondere Umstände zur Mithilfe im Haushalt drängen - genügend Zeit zum Studium des Wortes Gottes. Gibt es heute noch Aksas? Wo sind sie in den örtlichen Versammlungen? Wo sind solche unter dem Volk Gottes?

Im Blick auf die Zustände in vielen Häusern der Gläubigen ist die Frage am Platze: „Wo ist die Gottesfurcht?“ In der Tat, ihr Fehlen hat verheerende Folgen für die Kinder und die heranwachsende Jugend. Besonders dann, wenn Mütter, die nach Gottes Gedanken doch ihren Platz im Hause haben, ohne durch Notlagen gezwungen zu sein, dem „Geldverdienen“ nachgehen. Für ihre ersten und höchsten Pflichten als Mutter bleibt dann keine Zeit. Wer wundert sich da, wenn die Kinder bei den Nachbarn vor dem Fernseher sitzen, weltlichen Umgang haben, mit Ungläubigen Freundschaften schließen und schließlich alles Empfinden über den Unterschied zwischen Christentum und Welt verlieren? Eines Tages heißt es: „Ich will nicht mehr mit in die Versammlung.“ Wo sind die Aksas? Liebe Schwestern, kann von Euch gesagt werden: „Das ganze Tor - die ganze Versammlung - weiß, dass du eine wackere Frau bist?“ Möchte das von allen Schwestern gesagt werden können! Was glaubt Ihr, welche Auswirkung das auf die Versammlung (Gemeinde) haben würde? Es würde Ströme von Segen für die ganze Versammlung bewirken und ein mächtiges Zeugnis gegenüber der Weit darstellen.

„Und sie lag zu seinen Füßen bis zum Morgen.“ Boas entließ Ruth nicht, ohne ihr für Noomi reichlich mitzugeben. Er maß sechs Maß Gerste und legte sie ihr auf. Einmal ist 6 die Zahl der Unvollkommenheit, der Mühe und Arbeit. Sie hat noch eine andere Bedeutung in bezug auf Bosheit. Die sechs Maß Gerste lassen uns daran denken, dass unser ganzes Leben aus Mühe und Arbeit besteht, aber auch daran, dass Er uns genug gibt, um damit auszukommen, bis wir bei Ihm sind.

Dann bekommen wir das siebente Maß, das in alle Ewigkeit reicht. Das ist unser Herr selbst. Sechs Maß sind sozusagen die „Anzahlung“, das Unterpfand dafür, dass Er auch alles andere zustande bringen wird. Noomi sagte: „Der Mann wird nicht ruhen, er habe denn die Sache heute zu Ende geführt.“ In Epheser 1,13 heißt es: „... in welchem ihr auch, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geiste der Verheißung, welcher das Unterpfand unseres Erbes ist, zur Erlösung des erworbenen Besitzes, zum Preise seiner Herrlichkeit.“ Das siebente Maß wartet droben beim Herrn. Es ist das „Vollkommene“ - Er Selbst, und Seine Herrlichkeit.

Was wird's sein, führest Du mich droben ein,
wo nicht Sünd' und Weit mehr störet,
nie ein Seufzer wird gehöret.
Ewig werd' ich bei Dir sein.

Der Heilige Geist, mit dem wir versiegelt worden sind, nachdem wir geglaubt haben, ist die „Anzahlung“ auf unser himmlisches Erbteil, das wir buchstäblich erst zukünftig empfangen. Dann werden wir als Miterben Christi in der öffentlichen Entfaltung aller Ergebnisse des Ratschlusses Gottes zum Preise Seiner Herrlichkeit sein. Gegenwärtig dürfen wir Gott dadurch verherrlichen, dass wir unsere himmlische Stellung in der Kraft des Heiligen Geistes auf unserem Pfad auf Erden ausleben.

Die Versiegelung mit dem Heiligen Geist bedeutet auch Sicherheit für den Gläubigen, eine Sicherheit, die man in dieser Welt nicht kennt. Der Ungläubige sucht auch Sicherheit. Er „sichert“ sich in allen Lebensbereichen ab durch entsprechende Versicherungen, die in unseren Tagen ja für alle möglichen Risiken im Leben des Menschen zur Verfügung stehen. Aber das sind keine wirklichen Sicherheiten. Alle Stützen, deren die Welt sich zu ihrer Sicherheit bedient, versagen im Blick auf die Ewigkeit. Allen Besitz und Reichtum muss der Mensch zurücklassen. „Wie schwerlich werden die, welche Güter haben, in das Reich Gottes eingehen“, sagte der Herr Jesus (Lk 18,24). So sind sie ohne Hoffnung im Blick auf die Ewigkeit! Unsicherheit auf der ganzen Linie! Furchtbar!

Kinder Gottes besitzen eine lebendige Hoffnung über den Tod und das Grab hinaus. Sie rühmen sich „der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes“ (Röm 5,2). Diese Hoffnung ist für sie eine feste Überzeugung, ein Wissen des Glaubens. Fundament dieses Wissens ist das Kreuz von Golgatha - der Herr Jesus Selbst. Es ist wunderbar, auf diesem Fundament stehen und sagen zu können: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“ Kostbar, zu wissen: „ich bin aus dem Tode in das Leben hinübergegangen, und wie Paulus in 2. Korinther 5 sagt: „Denn wir wissen, dass, wenn unser irdisches Haus, die Hütte, zerstört wird, wir einen Bau von Gott haben, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, ein ewiges, in den Himmeln.“ Kinder Gottes erhoffen nichts Unbestimmtes. Sie wissen auf Grund des Wortes Gottes zuverlässig um ihre herrliche Zukunft.

Boas, der Löser und die „Blutsverwandten“ (Ruth 3,18-Ruth 4,1)

Welche Gnade, sagen zu können: „Herr Jesus, Du hast für mich das Werk der Erlösung vollbracht.“ „Seliges Wissen, Jesus ist mein.“ Wenn Du es noch nicht weißt, Ihn noch nicht besitzt, dann schiebe nicht auf. Du bekehrst Dich nur um Deiner selbst willen, nicht für andere. Aber die Liebe des Christus drängt uns, die Menschen zu überreden und an Christi Statt zu bitten: „Lasst euch versöhnen mit Gott.“ Darum komme heute zu dem Herrn Jesus, dem wahren Boas, dem vermögenden Mann, dessen Name bedeutet: In Ihm ist Stärke. Dann bist Du geborgen, besitzt ewige, göttliche Sicherheit.

Wenn Du die Gnade der Errettung angenommen hast, dann Lass Dich weiterführen durch den „Mann mit dem Wasserkrug“ (Lk 22,10), ein Bild vom Heiligen Geist, der das Wort Gottes trägt. Er will Dich auf das Feld des Boas führen, auf das Feld, wo der Herr Jesus nach Seinem Wort der alleinige Mittelpunkt, die alleinige Autorität und die alleinige Segensquelle ist.

Noomi erkennt die Größe des Augenblicks. Sie sagt zu Ruth: „Bleibe, meine Tochter, bis du weißt, wie die Sache ausfällt; denn der Mann wird nicht ruhen, er habe denn die Sache heute zu Ende geführt“ (3,18). Der wahre Boas schiebt nichts auf die lange Bank“. Er steht zu Seinem Wort. Mögen Spötter sagen: „Wo ist die Verheißung Seiner Ankunft?“ (2. Pet 3,4). Wir dürfen uns darauf verlassen, dass Er die Sache eilends zu Ende führen wird. Er wird bald kommen. Auf dem letzten Blatt der Bibel sagt Er dreimal: „Siehe, ich komme bald!“ Sein Kommen ist viel näher, als wir denken.

Boas ging zum Tore hinauf und setzte sich daselbst. Von Lot wissen wir auch, dass er im Tore saß. Aber welch ein Unterschied zwischen diesen beiden Männern. Lot im Tore Sodoms - Boas im Tore Bethlehems. Sodom lag in der Niederung - Bethlehem auf der Höhe. Lot war „hinab“ gegangen - Boas ging „hinauf“. Lot glaubte, an der Verwaltung der Welt teilnehmen zu müssen, und wurde bald von ihren Fängen umgarnt. In Sodoms Verwaltung verstrickt, geriet er in Gefangenschaft. Lot wird im Neuen Testament ein Gerechter genannt, und doch besteht dieser gewaltige Unterschied: Lot in Sodom - Boas in Bethlehem! Wo halten wir uns auf?!

Lieber Leser, wo hältst Du Dich auf? Befindest Du Dich noch in Sodom? Oder bist Du bereits aus dem Tode in das Leben hinübergegangen? Weißt Du, wo Dein Teil in der Ewigkeit sein wird? Oder hoffst Du nur in Ungewissheit, „einmal in den Himmel zu kommen“, wie es viele Menschen ausdrücken? Gott will auch Dir Vergebung Deiner Sünden und Heilsgewissheit schenken. Du kannst heute noch mit Gott versöhnt werden. Komm in aufrichtiger Buße zu dem Herrn Jesus und ergreife im Glauben das Heil in Christo. Glaube an Sein kostbares Blut, das Er auch für Dich hat fließen lassen. Wie schnell kann Dein Leben hier zu Ende sein. Herztod, Unfalltod - das sind nur zwei von vielen Möglichkeiten, gänzlich unerwartet abgerufen zu werden und, wenn man nicht errettet ist, ewig verloren zu sein. Erschreckend viele - und oft junge Menschen - sterben den sogenannten „Verkehrstod“, oder sie sterben an den „Unfallfolgen“. Diese Ausdrücke las und hörte man vor Jahrzehnten selten, während heute die Zeitungen damit angefüllt sind.

Dann wird von zwei Blutsverwandten berichtet. Noomi sagt von Boas: „Der Mann ist uns nahe verwandt“ (2,20). Blutsverwandter bedeutet auch „Löser“ (3. Mo 25,25; 5. Mo 25,5-10). Aber es gab noch einen näheren Blutsverwandten als Boas (3,12). Wir lesen: „Und Boas ging zum Tore hinauf und setzte sich daselbst. Und siehe, der Blutsverwandte ging vorüber, von dem Boas geredet hatte“ (4,1).

Wir müssen hier kurz eine Bemerkung über die geistliche Bedeutung der Tatsache einfügen, dass es zwei Blutsverwandte gibt. Wenn Boas ein Bild von dem Herrn Jesus als Löser ist, wie kann es da einen geben, der noch nähere Anrechte zum Lösen hat als dieser?

Die Geschichte der Wege Gottes mit Seinem irdischen Volk Israel ist eine Illustration des Heilshandelns Gottes mit den Menschen allgemein und mit dem Einzelnen persönlich. Wenn auch „Nicht-Juden“ nicht unter das Gesetz vom Sinai gestellt waren, so sind doch alle verantwortlich vor Gott, wie im Gesetz geschrieben steht. Wie einst Israel, so ist jeder Mensch von Natur geneigt zu sagen: „Alles was der Herr geredet hat, wollen wir tun“ (2. Mo 19,8).

Alle Gläubigen sollten es wirklich verstehen, dass es auf diesem Boden keine „Erlösung“ gibt. Wir bedurften eines Erlösers, der unserer ganzen Verantwortlichkeit vor dem heiligen Gott zu entsprechen vermochte. In den beiden Blutsverwandten wird uns im Bilde die Belehrung von Römer 7 dargestellt. Dort wird der Zustand einer wiedergeborenen Seele beschrieben, die noch nicht versteht, dass sie vom Gesetz befreit ist, indem sie mit Christus gestorben ist. Sie fühlt den Fluch des Gesetzes in seiner ganzen Schwere und müht sich, ihre Heilsgewissheit durch eigenes Tun auf dem Boden der Verantwortlichkeit zu erwirken. Diese Übungen dauern so lange, bis solch eine Seele den Herrn Jesus nicht nur als ihren Stellvertreter im Gericht über die Sünden erkennt, sondern auch als Den, Der sie aus der Stellung der Verantwortlichkeit vor Gott herausgenommen und in Seine eigene Stellung vor Gott eingeführt hat. Dort wird hinsichtlich unserer Rechtfertigung keine Forderung mehr an uns erhoben.

Wir sehen also zwei Blutsverwandte, die Anspruch hatten, für sich „alles, was Elimelech, und alles was Kiljon und Machlon gehörte“ aus der Hand Noomis zu kaufen. Aber, wer von beiden würde es tun? Boas aber ruhte nicht, bis die Sache entschieden, bis sie zu Ende geführt war (3,18). Auch in dieser Angelegenheit erblicken wir in Boas ein wunderbares Bild von unserem hochgelobten Herrn und Heiland. Er ist in Wahrheit der große „Löser“, der Erlöser. Er hat in überströmender Gnade unsere Angelegenheit bezüglich unseres Verhältnisses zu Gott in wunderbarer Weise zu Ende geführt!

Es ist nun sehr bezeichnend, dass in Römer 7 weniger von „Tatsünden“, sondern vorwiegend von der „Lust“ die Rede ist. Das lehrt uns, dass unsere alte Natur durch und durch verderbt ist. Die Gläubigen - und nur solche - lernen durch die Übungen gemäß Römer 7 zwischen sich als erlöstem Menschen und der im Fleische wohnenden Sünde zu unterscheiden. Sie lernen verstehen, dass durch das Vorhandensein des Bösen im Fleische ihre Stellung vor Gott „in Christus“ nicht berührt, noch verändert wird. Diese Übungen werden vorwiegend durch die Hoffnung im Herzen eines Gläubigen ausgelöst, in seinem Fleisch noch etwas zu entdecken.

Das Ergebnis dieser tiefgreifendsten von allen Übungen ist nicht verbessertes oder berechtigtes Fleisch, keine Zufriedenheit mit sich selbst, sondern die Erkenntnis, dass nur ein Erlöser, wie Er uns von Gott in Jesus Christus gegeben ist, von diesem elenden Fleischeszustand befreien, diesem „Leibe des Todes“ (Röm 7,24) erretten konnte. Gepriesen sei Sein herrlicher Name dafür, „dass er alles erfüllte“ (Eph 4,10). Anstelle düsterer Verzweiflung sind nun tiefer Friede und selige Ruhe das Teil der Erlösten.

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