Auf dass Er uns zu Gott führe

Befreiung und Errettung

Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir mittels des Glaubens auch den Zugang haben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes.

Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Trübsale, da wir wissen, dass die Trübsal Ausharren bewirkt, das Ausharren aber Bewährung, die Bewährung aber Hoffnung; die Hoffnung aber beschämt nicht, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist. Denn Christus ist, da wir noch kraftlos waren, zur bestimmten Zeit für Gottlose gestorben. Denn kaum wird jemand für einen Gerechten sterben; denn für den Gütigen könnte vielleicht noch jemand zu sterben wagen. Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, da wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist. Viel mehr nun, da wir jetzt durch sein Blut gerechtfertigt° sind, werden wir durch ihn gerettet werden vom Zorn. Denn wenn wir, da wir Feinde waren, mit Gott versöhnt wurden durch den Tod seines Sohnes, so werden wir viel mehr, da wir versöhnt sind, durch sein Leben gerettet werden.

Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch Gottes durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir jetzt die Versöhnung empfangen haben.

Darum, so wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod und so der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben (denn bis zu dem Gesetz war Sünde in der Welt; Sünde aber wird nicht zugerechnet, wenn kein Gesetz da ist. Aber der Tod herrschte von Adam bis auf Mose, selbst über die, die nicht gesündigt hatten in der Gleichheit der Übertretung Adams, der ein Vorbild des Zukünftigen ist. Ist nicht aber wie die Übertretung so auch die Gnadengabe? Denn wenn durch die Übertretung des einen die vielen gestorben sind, so ist viel mehr die Gnade Gottes und die Gabe in Gnade, die durch den einen Menschen, Jesus Christus, ist, zu den vielen überströmend geworden. Und ist nicht wie durch einen, der gesündigt hat, so auch die Gabe? Denn das Urteil war von einem zur Verdammnis, die Gnadengabe aber von vielen Übertretungen zur Gerechtigkeit. Denn wenn durch die Übertretung des einen der Tod durch den einen geherrscht hat, so werden viel mehr die, welche die Überfülle der Gnade und der Gabe der Gerechtigkeit empfangen, im Leben herrschen durch den einen, Jesus Christus): also nun, wie es durch eine Übertretung gegen alle Menschen zur Verdammnis gereichte, so auch durch eine Gerechtigkeit gegen alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens. Denn so wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die vielen in die Stellung von Sündern gesetzt worden sind, so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen in die Stellung von Gerechten gesetzt werden. Das Gesetz aber kam daneben ein, damit die Übertretung überströmend würde. Wo aber die Sünde überströmend geworden ist, ist die Gnade noch überreichlicher geworden, damit, wie die Sünde geherrscht hat im Tod, so auch die Gnade herrsche durch Gerechtigkeit zu ewigem Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn.(Röm 5,1–21)

Das sei ferne! Wir, die wir der Sünde gestorben sind, wie sollten wir noch darin leben? Oder wisst ihr nicht, dass wir, so viele auf Christus Jesus getauft worden sind, auf seinen Tod getauft worden sind? So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe auf den Tod, damit, so wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln. Denn wenn wir mit ihm einsgemacht worden sind in der Gleichheit seines Todes, so werden wir es auch in der seiner Auferstehung sein, da wir dieses wissen, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde abgetan sei, dass wir der Sünde nicht mehr dienen. Denn wer gestorben ist, ist freigesprochen° von der Sünde. Wenn wir aber mit Christus gestorben sind, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden, da wir wissen, dass Christus, aus den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod herrscht nicht mehr über ihn.  Denn was er gestorben ist, ist er ein für alle Mal der Sünde gestorben; was er aber lebt, lebt er Gott.  So auch ihr, haltet dafür, dass ihr der Sünde tot seid, Gott aber lebend in Christus Jesus.

Also herrsche nicht die Sünde in eurem sterblichen Leib, um seinen Begierden zu gehorchen; stellt auch nicht eure Glieder der Sünde dar zu Werkzeugen der Ungerechtigkeit, sondern stellt euch selbst Gott dar als Lebende aus den Toten und eure Glieder Gott zu Werkzeugen der Gerechtigkeit. Denn die Sünde wird nicht über euch herrschen, denn ihr seid nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade. (Röm 6,2–14)

Wir haben gestern Abend in Römer 4 und den ersten Versen des fünften Kapitels gesehen, dass das Werk des Herrn Jesus für die Vergebung der Sünden der Menschen völlig ausreicht. Jeder, der an Ihn glaubt und an Gott als Denjenigen, der Christus aus den Toten auferweckt hat und dadurch bewiesen hat, dass Er durch das Werk Christi vollkommen befriedigt ist, hat Frieden mit Gott und weiß, dass er in der Gunst Gottes steht und dass die Herrlichkeit ihn erwartet.

Daneben gibt es aber noch ein anderes Problem, also nicht nur das der Sünde«, d. h. der sündigen Taten, sondern auch der Sünde, d. i. der sündigen Natur des Menschen. Wir haben vorgestern Abend in Johannes 3 etwas darüber gelesen, wo der Herr dem Nikodemus klarmacht, dass er nur dann, wenn er von neuem, also auf eine ganz neue Art und Weise und aus einer neuen Quelle geboren werden würde, in das Reich Gottes eingehen könnte. Er spricht von dem Reich, das Er in Israel errichten würde, und sagt, dass der Mensch eine neue Natur haben muss, um in dieses Reich, in diesen Bereich des Segens, hineinzugelangen. Das ist eigentlich auch gut zu verstehen. Gott ist Licht, und gar keine Finsternis ist in Ihm (1. Joh 1,5). Wir haben uns schon mehrfach daran erinnert, dass Gott vor der Flut von dem Menschen sagt, dass alles Gebilde der Gedanken seines Herzens nur böse ist den ganzen Tag. Und in Epheser 5,8 wird zu den Gläubigen gesagt, dass sie vor ihrer Bekehrung Finsternis waren. Wie könnte nun Gott, der Licht ist, solche Menschen in seiner Gegenwart dulden? Gott muss in denen, die zu Ihm kommen, geheiligt werden (vgl. 3. Mo 10,3). Außerdem wäre der Himmel, die Gegenwart Gottes, für einen Menschen mit einer solchen Natur der schrecklichste Ort, den man sich denken kann. Stellen wir uns einmal vor, dass ein Mensch, dessen Gedanken immer nur böse sind, da sein müsste, wo es nichts Böses gibt, wo alles nur Licht ist, wo das Licht alles Böse unmittelbar bloßlegen und richten würde und wo alles nur gut ist und von der Herrlichkeit Gottes spricht. Für einen Menschen, der nicht nur das Böse liebt, nicht nur ein Feind Gottes ist, sondern zudem keinen einzigen guten Gedanken hat, wäre der Himmel eine Hölle. Das hat nichts mit den Taten zu tun, die er getan hat. Gott kann böse Taten vergeben aufgrund des Werkes des Herrn Jesus, der sich selbst hingegeben hat als Lösegeld für alle (1. Tim 2,6). Gott kann die Sünden eines jeden, der mit dem Bekenntnis seiner Schuld zu Ihm kommt, vergeben, denn für jeden, der so kommt, hat der Herr Jesus die Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen (1. Petr 2,24). Gott hat sie also schon dort am Kreuz gerichtet. „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit“ (1.Joh 1,9).

Eine Natur aber kann nicht vergeben werden. Nein, der Mensch braucht eine neue Natur, wie wir in Johannes 3 gesehen haben, die völlig anders ist als die ererbte Natur des natürlichen Menschen. Er braucht eine Natur, die aus Wasser und Geist geboren ist. Wir sahen aus Stellen wie z. B. Jakobus 1,18 und 1. Petrus 1,23, dass das Wort Gottes der Same ist, aus dem das neue Leben in dem Menschen gebildet wird durch den Heiligen Geist, der das Wort auf Herz und Gewissen anwendet. Der Mensch erhält also ein neues Leben, das den Charakter dessen trägt, der es bewirkt hat, nämlich des Heiligen Geistes. Dieses Leben ist für uns, wie der Herr Jesus in Johannes 3,14.16 sagt, das ewige Leben, und das bedeutet, dass es das Leben des Herrn Jesus selbst ist, der der wahrhaftige Gott und das ewige Leben ist (1. Joh 5,20).

Doch kann ein Mensch, der neues Leben, eine neue Natur besitzt und von daher also an sich fähig wäre, in den Himmel zu kommen, dorthin gelangen, solange er außerdem noch die alte Natur hat? Das ist unmöglich. Es reicht nicht aus, dass Gott ihm seine Sünden vergibt und ihm eine neue Natur gibt. Die alte Natur muss auch entfernt werden, sonst kann ein Mensch immer noch nicht in die Gegenwart Gottes treten. Das ist das Thema, das hier ab Römer 5,12 behandelt wird.

Aus 1. Mose 1,26+27 wissen wir, dass Adam im Bild und nach dem Gleichnis Gottes erschaffen worden war: „Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen in unserem Bild, nach unserem Gleichnis.“ Und in 1.Mose 5,1.2 heißt es: „An dem Tag, da Gott Adam schuf, machte er ihn im Gleichnis Gottes. Mann und Frau schuf er sie, und er segnete sie und gab ihnen den Namen Mensch, an dem Tag, da sie geschaffen wurden.“ In Vers 3 lesen wir weiter: „Adam lebte 130 Jahre und zeugte einen Sohn in seinem Gleichnis, nach seinem Bild, und gab ihm den Namen Seth.“ Wenn man oberflächlich liest, könnte man den Eindruck bekommen, als wäre dieser Sohn nach dem Bild und Gleichnis Gottes gewesen. Denn wenn Adam nach dem Bild und Gleichnis Gottes war und sein Sohn nach seinem Bild und Gleichnis, dann musste der Sohn ebenfalls nach dem Bild und Gleichnis Gottes sein. Doch wer Gottes Wort ein wenig kennt, weiß, dass zwischen der Erschaffung Adams und der Geburt seines Sohnes der Sündenfall stattgefunden hat, wobei Adam dem Gebot Gottes ungehorsam war und ein Sünder wurde. Er hatte jetzt, als Folge davon, dass er ungehorsam gewesen war und sich gegen Gott aufgelehnt hatte, die Sünde kennen gelernt. Er hatte keine Gemeinschaft mehr mit Gott. Er war ein Sklave Satans geworden, in dessen Dienst er sich freiwillig begeben hatte. Danach nun bekam er einen Sohn nach seinem Bild und Gleichnis, nach dem Bild eines verlorenen Sünders, der eine sündige Natur besaß, das Gericht Gottes verdient hatte und ein Sklave Satans geworden war. Zugleich hatte diese eine Tat Adams, der Sündenfall, wie wir in Römer 5,18 gelesen haben, eine Folge für alle seine Nachkommen: „Wie es durch eine Übertretung gegen alle Menschen zur Verdammnis gereichte ... denn gleichwie durch des einen Menschen Ungehorsam die Vielen in die Stellung von Sündern gesetzt worden sind ...“ Alle Nachkommen Adams sind also in die Stellung von Sündern vor Gott gesetzt worden. Das geht noch weit darüber hinaus, dass sie schuldig sind. Wenn es auch so ist, wie wir in Offenbarung 20,12 von den Toten vor dem großen weißen Thron lesen, dass sie nach ihren Werken (und nicht nach ihrem Zustand) gerichtet werden, dass also ihre Taten den Ort ausmachen, wohin sie kommen – nämlich in den Feuersee –, so macht doch bereits ihr Zustand sie völlig unfähig, in die Nähe Gottes zu kommen. Was den Zustand der Nachkommen Adams angeht, so kann nicht einmal ein eben geborenes Kind in die Gegenwart Gottes kommen, weil auch dieses Kind bereits die sündige Natur hat, wie wir schon in Hiob lesen: „Wie könnte ein Reiner aus einem Unreinen kommen?“ (Hi 14,4).

Wo bleibt nun die alte Natur, wenn Gott sie nicht vergeben kann? Ja, Gott hat auch dieses Problem durch das Werk des Herrn Jesus auf Golgatha gelöst. Dort wurden alle Fragen über das Verhältnis zwischen Gott und Menschen geordnet: die Fragen der Schuld, der Sünden, aber auch die Fragen im Blick auf die Stellung, auf die Natur des Menschen. Wir haben gelesen, dass wir, die Gläubigen, alle diejenigen, die teilhaben an dem Werk des Herrn Jesus, mit Christus gekreuzigt und gestorben sind, so dass in Gottes Augen die alte Natur zu Tode gebracht ist. So wie Christus gestorben ist, sind auch wir durch Gott gerichtet. In Römer 8,3 lesen wir: „Denn das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war, tat Gott, indem er, seinen eigenen Sohn in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und für die Sünde sendend, die Sünde im Fleisch verurteilte.“ Dasselbe finden wir auch in 2. Korinther 5,21: „Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm.“ Dort steht nicht: „Den, der Sünden nicht kannte ...“, sondern: „Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht.“ Das sind zwei völlig verschiedene Dinge. Der Herr Jesus ist für unsere Sünden gestorben. Aber Gott hat auch unsere böse Natur in dem Herrn Jesus gerichtet und zu Tode gebracht, und als solche stehen wir jetzt vor Gott.

Wir lesen In Hebräer 10,14: „Denn mit einem Opfer hat er auf immerdar vollkommen gemacht, die geheiligt werden“, d. h. dass Gott solche ununterbrochen ohne irgendeine Sünde sieht. Als wir uns bekehrten und Teil bekamen an dem Werk Christi, sah Gott von da an nicht nur die Sünden, die wir bis dahin getan hatten, nicht mehr, sondern Er sah auch seit der Zeit niemals mehr eine Sünde an uns; denn auch die Sünden, die wir nach unserer Bekehrung getan haben, hat der Herr Jesus bereits vor 1900 Jahren an seinem Leib getragen. Gott hat sie alle hinter seinen Rücken in ein Meer der Vergessenheit geworfen, so dass Er ihrer niemals mehr gedenkt und sie niemals mehr sieht (vgl. Ps 103,12). Wir stehen ohne Schuld, ohne Sünden vor Ihm. Außerdem sieht Gott, dass die böse Natur, die wir hatten und aus der alle diese Sünden hervorkamen, in dem Herrn Jesus getötet ist. Gott hat das Gericht über diese Natur an Ihm ausgeführt.

Wir sind mit Christus gekreuzigt und haben das Recht, uns für tot zu halten, weil Gott uns für tot hält. Wir sind, was unsere alte Natur betrifft, das, was wir als natürliche Menschen waren, mit Christus gestorben, indem wir den Herrn Jesus angenommen haben. Gott sieht uns so, und wir werden aufgefordert, uns ebenfalls so zu sehen. Wir sollen uns der Sünde für tot halten (Röm 6,11). Das drücken wir durch die Taufe aus. Wir sind auf seinen Tod hin getauft worden (6,4). Dort steht nicht, dass wir getauft sind, weil wir gestorben sind; sondern in der Taufe sind wir mit dem gestorbenen Heiland einsgemacht worden. Wir sind auf (wörtlich: in) Seinen Tod getauft, also dorthin, wo Er als Gestorbener war, und sind so mit Ihm begraben worden. Wir dürfen diesen Platz hier auf der Erde in der Taufe öffentlich einnehmen: gestorben zu sein mit Christus. Durch die Taufe drücken wir zugleich aus, dass wir Fremdlinge auf dieser Erde sind, denn das Leben, das wir empfangen haben, ist ein himmlisches Leben. Nun, inwieweit sind diese Dinge Wirklichkeit für uns?

Wir haben an den letzten Abenden, besonders gestern, gesehen, dass wir erst dann Frieden mit Gott haben, wenn wir auch wirklich glauben, was Gottes Wort sagt. Ich kann überzeugt sein, dass die Bibel Gottes Wort ist und alles, was darin steht, Wahrheit ist. Doch wenn ich es nicht für mich selbst glaube, hilft es mir nichts. Jahrelang (ich war noch jung) wusste ich, dass ich verloren war, und rief zu Gott: O Gott, rette mich, denn wenn ich sterbe, gehe ich für ewig verloren. Wenn mich damals jemand gefragt hätte, ob Gottes Wort glaubwürdig sei, hätte ich das aus ganzem Herzen bejaht. Und wenn mich jemand gefragt hätte: Ist der Herr Jesus für Sünder gestorben? wäre meine Antwort gewesen: Ja sicher, ich zweifle keinen Augenblick daran. Hätte man mich gefragt, ob das, was in 1. Johannes 1,9 steht, wahr sei, nämlich, dass Er, wenn wir unsere Sünden bekennen, treu und gerecht ist, dass Er uns die Sünden vergibt, hätte ich diese Frage ebenfalls voll bejaht.

Und doch hatte ich keinen Frieden und dachte, ich sei verloren. Ich glaubte nicht, dass all das für mich galt, ich nahm es nicht für mich persönlich an. Dieser Zustand hielt jahrelang an, bis ich eines Abends wieder auf dem Rand meines Bettes saß und darüber nachdachte, dass ich verloren sei. Ich meinte, dass alles Beten nichts geholfen habe. Hunderte Male, sagte ich mir, hast du jetzt zu Gott gerufen, Er möge dir deine Sünden vergeben; hunderte Male Ihn gebeten, dich zu erretten und doch ist alles beim alten geblieben. In diesem Augenblick wirkte der Heilige Geist in mir, dass mir der Vers aus 1. Johannes 1,9 klar wurde und ich diese Wahrheit im Glauben annahm. Mir wurde bewusst, dass meine Sünden vergeben waren und auch, dass sie nicht erst in diesem Augenblick vergeben wurden, sondern dass sie bereits vor Jahren vergeben worden waren. Als ich das erste Mal meine Schuld vor Gott bekannte, hatte Er sie mir vergeben. Doch ich hatte nicht geglaubt, was Gottes Wort sagt, und so keine Ruhe gefunden und wusste auch nicht, dass ich schon längst bekehrt war.

So ist es auch mit der Wahrheit, über die wir heute Abend sprechen. Doch diese Wahrheit praktisch für sich persönlich anzunehmen, ist noch weitaus schwieriger, weil mir meine tägliche Erfahrung das Gegenteil sagt. Selbst von dem Zeitpunkt an, als ich wusste, dass meine Sünden vergeben waren, habe ich in den folgenden zwei Jahren keine glückliche Minute gekannt, weil ich immer meinte, mich bessern zu müssen. Ich meinte, dass ein Bekehrter doch nicht so sein dürfe wie ein Unbekehrter, sondern dass das Leben ganz und gar verändert sein müsse. Nie zuvor hatte ich so viele Sünden in meinem Leben gesehen wie seit der Zeit, als ich wusste, dass meine Sünden vergeben waren. Ich glaube nicht, dass ich mehr Sünden tat als vorher, doch ich hatte sie früher meist nicht so gesehen, wie sie mir jetzt auffielen. Meine Augen waren nun geöffnet. Durch das neue Leben, das ich in der neuen Geburt empfangen hatte, konnte ich besser erkennen, was Sünde war. Ich war tief unglücklich und meinte, durch die Bekehrung ärmer geworden zu sein, bis ich endlich nach zwei Jahren lernte, was wir heute Abend in Gottes Wort gelesen haben. Gott hat nämlich nicht versucht, mich, das ist meine alte Natur, zu verbessern, sondern hat sie in Christus am Kreuz gerichtet. Was meine alte Natur betrifft, so ist sie jetzt in den Augen Gottes tot, und ich habe das Vorrecht, sie ebenfalls als tot zu betrachten. Wenn meine praktischen Erfahrungen mit meinem Fleisch mir auch das Gegenteil beweisen wollen, so bleibt doch für mich die Frage: Glaube ich Gott, oder glaube ich meiner praktischen Erfahrung? Glaube ich dem, was Gottes Wort mir sagt, oder vertraue ich auf meine eigene Erfahrung? Sobald ich lernte, Gottes Wort bedingungslos anzunehmen und zu glauben, wurde ich glücklich. Nun begriff ich, dass Gott mich, was meine böse Natur betrifft, als Gestorbenen sah und dass meine Sünden, weil ich an das Werk des Herrn Jesus glaubte, vergeben waren. Mir wurde klar, dass Gott mich nur noch in dem neuen Leben sah, das ich in der neuen Geburt empfangen hatte. Sobald ich auch selbst lernte, mich so zu sehen, wurde ich glücklich.

Jetzt wusste ich auch, wie ich mich nach Gottes Wort zu verhalten hatte. Gott hatte ja dem Menschen viertausend Jahre lang Gelegenheit gegeben, zu zeigen, ob irgendetwas Gutes in ihm war und er sich bessern konnte. Als Gott in 2. Mose 19 Seinem Volk sagen ließ, dass Er es segnen würde, wenn es Ihm gehorchen würde, antwortete das Volk: „Alles was der HERR geredet hat, wollen wir tun!“ (V. 8). Sie hatten vergessen, dass sie in den vorangegangenen Wochen und Monaten immer wieder gegen Gott gemurrt hatten und Ihm ungehorsam gewesen waren. Trotzdem glaubten sie, alles tun zu können, was der HERR geredet hatte. Daraufhin gab Gott ihnen das Gesetz, um ihnen zu zeigen, dass sie das nicht konnten. Sie mussten lernen, dass ihre Natur böse war, dass sie hoffnungslos verloren waren und nur durch die Gnade Gottes gerettet werden konnten. Auch nach der Gesetzgebung gab Gott ihnen noch zweitausend Jahre lang Gelegenheit zu zeigen, ob wirklich etwas Gutes in ihnen wäre. Doch bei dem Kreuz stellte sich endgültig heraus, dass in dem Menschen, selbst wenn er die größtmögliche Segensstellung innehat, nichts Gutes ist: Der Mann, der als Hoherpriester von Gott eingesetzt war, der für Ihn abgesondert und der Mittler zwischen Mensch und Gott sein sollte, dieser Mann verleugnete seinen Herrn und Schöpfer und sagte: Kreuzige ihn! Dieser Mann ließ Ihn durch seine Diener schlagen. Hier wurde klar, dass wirklich nichts Gutes im Menschen ist. Gott wusste das schon immer. Bereits in 1. Mose 6 hatte Gott darüber gesprochen, dass all das Gebilde der Gedanken des Herzens des Menschen nur böse ist den ganzen Tag. Tausend Jahre später wiederholte Gott in Psalm 14, dass es keinen Menschen gab, der Gutes tat, dass auch nicht einer da war. Alle waren abgewichen. Und wieder tausend Jahre später lesen wir in Römer 3,12 dasselbe: „Da ist keiner, der Gutes tue, da ist auch nicht einer.“ Beim Kreuz wurde vollkommen offenbar, was der Zustand des Menschen war.

Doch am Kreuz geschah noch etwas anderes. Dort hat Gott den Menschen in dem Herrn Jesus gerichtet. Er hat Ihn, den Heiligen, der die Sünde nicht kannte (2. Kor 5,21), zu Tode gebracht. Gott hat Ihn für uns zur Sünde gemacht und Ihn so behandelt, als wäre Er die Quelle gewesen, aus der alle unsere sündigen Taten hervorgekommen sind. Gott hat dort auf dem Kreuz die Sünde gerichtet, das ist die böse Natur all derer, die teil an seinem Werk haben würden. Das ist der Grundsatz, den wir hier in Römer 5 von Vers 12 ab gefunden haben.

Ich denke, dass wir alle die Verse aus 1. Korinther 15 kennen, wo von dem ersten und dem letzten Adam und von dem ersten und dem zweiten Menschen die Rede ist. Dort wird gesagt, dass Adam der erste Mensch ist und der Herr Jesus der zweite Mensch. Gab es nicht Hunderte Millionen von Menschen zwischen Adam und dem Herrn Jesus? In Römer 5 wird uns gezeigt, dass alle Menschen – mit Ausnahme des Herrn Jesus – als Sünder geboren worden sind und dasselbe Wesen und dieselbe Stellung haben wie Adam, nachdem er diese Tat des Ungehorsams gegen Gott begangen hatte, die ihn zu einem Sünder machte. Dabei geht es nicht nur um die Menschen, die von Adam an bis auf den Herrn Jesus gelebt haben, sondern auch um die Menschen, die bis zum Ende des 1000-jährigen Reiches leben werden. Gott sieht alle Menschen als zu der Familie dieses ersten Adam gehörend.

Doch viertausend Jahre nach Adam kam ein anderer Mensch auf diese Erde, ein Mensch, der kein Nachkomme Adams war: Er war zwar von einer Frau geboren, doch gezeugt durch den Heiligen Geist. Gottes Wort sagt von Ihm, dass Er keine Sünde tat (1. Petr 2,22) und dass Er Sünde nicht kannte (2. Kor 5,21). Der Engel sagte in Lukas 1,35 zu Maria: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden.“ Diesen nennt Gottes Wort den zweiten Menschen und den letzten Adam. Beachte, dass es nicht heißt, der,zweite' Adam, sondern der ‚letzte' Adam, d. h. es wird keinen dritten Adam geben. Gott sieht nur zwei Menschengeschlechter, zwei Familien auf der Erde: die Familie des ersten Adam, der ein Sünder geworden ist und in dessen Stellung und Zustand auch wir uns befanden, denn wir waren nach seinem Bild und seinem Gleichnis; und die Familie des letzten Adam, der ebenfalls das Haupt einer Familie geworden ist, nachdem Er das Werk am Kreuz vollbracht hatte. Adam wurde das Haupt seiner Familie nach seiner Tat des Ungehorsams, der Herr Jesus wurde das Haupt der anderen Familie nach seiner Tat des Gehorsams. Philipper 2,8 sagt, dass Er „gehorsam ward bis zum Tode, ja, zum Tode am Kreuz.“

So wie alle Menschen im Bild und Gleichnis des ersten Adam waren, sind auch alle, die aus dem letzten Adam sind und Ihn selbst als ihr Leben empfangen haben, nach seinem Bild und Gleichnis. Wir haben gesehen, dass diejenigen, die den Herrn Jesus als Heiland angenommen haben, von neuem geboren sind und Ihn als ihr Leben, als das neue Leben, empfangen haben. Kolosser 3,3 sagt, dass wir mit Ihm gestorben sind, aber dass Er auch unser Leben ist. Wir sind aus Ihm geboren oder, wie der 1.Johannesbrief sagt, aus Gott geboren und gehören zu seiner Familie, sind also nach seinem Bild und nach seinem Gleichnis. Unsere Stellung ist dieselbe wie die des Hauptes dieser Familie, des letzten Adam, also des Herrn Jesus, nachdem Er das Werk auf dem Kreuz vollbracht hat und die Sünden aller derer, die zu dieser Familie gehören würden, im Gericht trug und Gottes Gerechtigkeit vollkommen befriedigte. Gleichzeitig hat Er auch das Gericht über ihre sündige Natur getragen: „Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm“ (2. Kor 5,21). Er ist der Sünde gestorben (Röm 6,10) und lebt jetzt als der Mensch, der Gott im Blick auf die Sünden und die Sünde vollkommen befriedigt hat. Er ist durch den Tod hindurchgegangen und lebt jetzt auf der anderen Seite des Todes, dort, wo es keine Sünde mehr gibt. Er ist der Sünde gestorben, und alle, die mit Ihm verbunden sind und zu seiner Familie gehören, haben dieselbe Stellung wie auch Er: „Wie es durch eine Übertretung gegen alle Menschen zur Verdammnis gereichte, so auch durch eine Gerechtigkeit gegen alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens. Denn gleichwie durch des einen Menschen Ungehorsam die Vielen in die Stellung von Sündern gesetzt worden sind, so werden auch durch den Gehorsam des Einen die Vielen in die Stellung von Gerechten gesetzt werden“ (Röm 5, 18.19), das sind alle die, die teilhaben an dem Herrn Jesus.

Ich komme nun noch einmal auf meine eigenen Erfahrungen zurück. Es gab eine Zeit in meinem Leben, wo ich mich als verlorener Sünder erkannt hatte, wo ich wusste, dass ich so nicht vor Gott bestehen konnte und das Gericht Gottes verdient hatte. Mir war auch klar, dass jemand, der bekehrt ist, sich anders verhalten muss als jemand, der nicht bekehrt ist. Ich versuchte deshalb jahrelang, mich zu bessern. Lange, bevor ich wusste, dass meine Sünden vergeben waren, und auch noch zwei Jahre, nachdem ich wusste, dass ich bekehrt war, versuchte ich, als Christ zu leben, kämpfte gegen die Sünde an, aber unterlag. Meine Mutter ermahnte mich während dieser zwei Jahre öfters, dass ich mich bekehren müsste, weil ich sonst verloren gehen würde. Auch Brüder haben mich ermahnt. Ich hatte aber nicht den Mut, zu sagen, dass ich bekehrt war, weil ich wusste, dass mein Verhalten damit nicht in Übereinstimmung war, und ich mir nicht vorstellen konnte, dass sie mir daher glauben würden, dass ich bekehrt sei. Zweimal habe ich es in diesen zwei Jahren doch zugeben müssen, nämlich einmal, als ein Bruder mich plötzlich fragte, ob ich bekehrt sei, und ich dieser Frage nicht ausweichen konnte, und ein anderes Mal, als ich neunzehn Jahre alt war und mich ebenfalls ein Bruder fragte, ob ich bekehrt sei. Ich begann zu weinen und bejahte die Frage. Der Bruder meinte, das sei doch kein Grund zu weinen, doch ich war so unglücklich.

Hat nicht jeder von uns ähnliche Erfahrungen gemacht? Wir lesen von dem Apostel Paulus, dass er drei Tage blind war, nachdem er bekehrt und von neuem geboren war (Apg 9,9). Drei Tage lang sah er Gott nicht, den Herrn Jesus nicht, er sah die Wirklichkeit der Dinge nicht. Erst nach drei Tagen wurden seine Augen geöffnet, empfing er den Heiligen Geist und sah die Dinge klar. Bei mir hat das Jahre gedauert. Ich bin überzeugt, dass jeder von uns eine Zeit kannte, in der er blind war und die Wirklichkeit nicht sah, eine Zeit, in der er nicht begriff, dass Gott ihn nur in dem neuen Leben, das er in der neuen Geburt empfangen hat, ansieht und dass er dem Wort Gottes glauben muss, nämlich dass wir mit Christus gekreuzigt sind und somit der alte Mensch am Kreuz gestorben ist und nicht mehr lebt, so dass vor Gott nur dieser neue Mensch da ist, der wir in der neuen Geburt geworden sind. Es kommt darauf an, dass wir dem Wort Gottes glauben, auch wenn das Fleisch das Gegenteil zu beweisen scheint. Selbst wenn die alte Natur in meinem Leben wirkt und zu herrschen versucht, darf ich trotzdem dem Wort Gottes Glauben schenken.

Damit sind wir bei dem Kern unseres Themas bezüglich der Befreiung und Errettung angekommen. Das Alte Testament zeigt uns in der Geschichte Israels in Ägypten ein klares Bild davon. 2. Mose 12 wird oft zur Verkündigung des Evangeliums gebraucht, und es eignet sich sehr gut dafür. Es ist ein wunderbares Bild von dem Tod des Herrn Jesus. Aber eigentlich geht es an dieser Stelle gar nicht um Sünder, die durch das Blut des Herrn Jesus errettet werden. Bereits ab 2. Mose 1 wird uns gezeigt, dass die Israeliten Gottes Volk sind. In Kapitel 3 sagt Gott, dass Er auf sein Volk herniedergeschaut hat und gekommen ist, es zu erlösen. Sind Sünder, bevor sie von neuem geboren sind, das Volk Gottes? Nein, solange sie nicht bekehrt sind, sind sie ein Teil dieser Welt und gehören zur Familie des ersten Adam. Erst nachdem sie teilhaben an dem Werk des Herrn Jesus, gehören sie zur Familie des letzten Adam, zum Volk Gottes. Wie gesagt, ist das Volk Israel vom Beginn des zweiten Buches Mose an das Volk Gottes. Doch es befindet sich in Ägypten, das ein Bild der gottfeindlichen Welt ist. Die Kinder Israel sind Sklaven unter der Macht Satans, müssen Pharao dienen und hart arbeiten. Doch Gott beschäftigt sich mit ihnen. Er will sie herausführen, sie erretten und an den Platz der Segnungen bringen, die Er für sie bereitet hat.

Die ersten vierzehn Kapitel des zweiten Buches Mose sind eigentlich eine Beschreibung dessen, was wir als Lehre in Römer 7 finden. Wir sehen hier vorbildlich, wie Gott die Seinen aus der Macht der Welt, der Sünde und Satans befreit und sie zur Errettung bringt. Solange jemand lediglich bekehrt und von neuem geboren ist, ist er im Sinn der Schrift noch nicht errettet. Natürlich geht jemand, der von neuem geboren ist, niemals mehr verloren. Nein, Gott wird sein Werk nie und nimmer auf halbem Weg abbrechen (vgl. Phil 1,6). Er wird jemanden, der bekehrt und von neuem geboren ist, zum Ziel bringen – vielleicht erst in der letzten Minute seines Lebens –, aber sein Werk wird Gott in jedem Fall vollenden. Allerdings ist der Betreffende während dieser ganzen Zeit noch unter der Knechtschaft Satans. In all den Jahren, selbst als ich schon wusste, dass meine Sünden vergeben waren, war ich nicht errettet. Ich war noch ein Sklave Satans und rief das aus, was wir am Ende von Römer 7 finden: „Ich elender Mensch! wer wird mich retten von [wörtlich: aus] diesem Leib des Todes?“

Genau das finden wir in den ersten vierzehn Kapiteln des zweiten Buches Mose dargestellt. Im ersten Kapitel lesen wir, wie das Volk in Ägypten ist und Pharao den Auftrag gibt, dass jedes männliche Kind, das geboren werden würde, ermordet werden soll. In den Bildern des Wortes Gottes spricht das Weibliche von der Stellung, genauer: von dem, was der allgemeine Zustand ist, und das so zur Stellung geworden ist. Es spricht also von der Stellung entsprechend dem Zustand. Das Männliche hingegen spricht von der geistlichen Energie, mit der diese Stellung verwirklicht wird. Es kann sein, dass jemand bekehrt und von neuem geboren ist, aber dass das neue Leben sich nur sehr schwach in ihm äußert. Er ist nicht befreit von der Macht der Sünde, was ihn aber nicht weiter stört. Leider gibt es Menschen, die in diesem Zustand sind. Von solchen Personen könnte man sagen, dass sie für den Himmel bekehrt sind, doch nicht für die Erde. Das neue Leben ist so schwach vorhanden, dass man es kaum erkennen kann. Sie sind damit zufrieden, noch Sklaven Satans zu sein, sie nehmen es nicht sehr ernst mit der Sünde. Anders ist es bei solchen Personen, die fühlen, dass sie, wenn sie mit Gott in Verbindung stehen, nicht einen Wandel führen können wie Ungläubige, selbst wenn es sittlich hoch stehende Menschen sind, und sie versuchen in eigener Kraft, sich aus diesem Zustand zu befreien. Sie wollen Gott dienen und nicht mehr leben wie bisher. Ihr Leben soll dem Herrn geweiht sein. Sie setzen ihre ganze Kraft ein, um diesen Zustand zu erreichen. Diese Energie wird in dem Männlichen vorgebildet, und Satan liebt es natürlich nicht, wenn Menschen das Verlangen haben, von diesem Zustand befreit zu werden. Deshalb befiehlt Pharao, dass alle männlichen Kinder getötet werden sollen.

In 2. Mose 3 zeigt Gott dem Mose, dass es nur auf dem Weg von Prüfungen Errettung geben kann und dass das Fleisch durch das Gericht Gottes beseitigt werden muss. Mose kommt dort zu Beginn dieses Kapitels mit seiner Herde zu dem brennenden Busch, dessen Dornen, ein Zeichen der Ergebnisse des Sündenfalls, abgebrannt werden müssen. Gott sagt zu Mose (V. 7): „Gesehen habe ich das Elend meines Volkes, das in Ägypten ist, und sein Geschrei wegen seiner Treiber habe ich gehört; denn ich kenne seine Schmerzen. Und ich bin herabgekommen, um es aus der Hand der Ägypter zu erretten.“ Was ist nun die Folge? Nachdem Mose bei dem Pharao gewesen war, erschwert dieser den Dienst, und die Kinder Israel fühlen mehr als zuvor, dass sie Sklaven sind. Genau das finden wir auch in Römer 7. Je ernster es jemand damit nimmt, für den Herrn zu leben – allerdings bevor er wirklich dem Wort Gottes glaubt und praktisch verwirklicht, dass er gestorben ist –, um so härter wird der Dienst, und um so unglücklicher wird er, weil er fühlt, wie sehr er ein Sklave der Sünde ist. In Vers 19 ruft diese Person aus: „Denn das Gute, das ich will, übe ich nicht aus, sondern das Böse, das ich nicht will, dieses tue ich.“ Das ist es auch, was die Kinder Israel tun: Sie schreien zu Mose und zu Pharao, weil der Dienst härter wird. Schließlich in Kapitel 12 weist Gott das Volk an, ein Lamm zu schlachten und das Blut an die Türpfosten zu streichen. Auf diese Weise würden sie sicher vor dem Gericht Gottes sein. Doch sie hatten in dem Augenblick, als sie das Blut an die Türpfosten strichen (in der Sprache des Neuen Testamentes), noch keinen Frieden mit Gott. Wenn sie an Gott dachten, dachten sie an Ihn als an einen furchtbaren Richter, auch wenn das Gericht sie nicht treffen konnte, weil das Blut zwischen ihnen und Gott stand. Sie fürchteten sich zwar nicht mehr vor dem Gericht, doch sie befanden sich noch in Ägypten, in dem Herrschaftsbereich Pharaos (ein Bild Satans). Das ist der Zustand des Menschen in Römer 7: Er ist sicher vor dem Gericht, befindet sich aber noch unter der Macht der Sünde.

Doch Gott will nicht, dass ein Mensch in diesem Zustand bleibt. So sehen wir auch in 2. Mose, wie Gott das Volk aus Ägypten herausführen will. Er führt sie zunächst an das Rote Meer, wo sie zu beiden Seiten von Bergen eingeschlossen sind und Pharao sie verfolgt. Sie befinden sich in einer völlig hilflosen Lage. Die ganze Macht Pharaos mit sechshundert Wagen bedroht sie. Vor ihnen Wasser, in dem sie ertrinken würden, wenn sie weiterzögen, zu beiden Seiten Berge und hinter sich den Pharao. Sie sind völlig machtlos, sich aus dieser Lage zu befreien. Genau das ist der Zustand des Menschen in Römer 7, wo wir in Vers 24 den Hilfeschrei hören: „Ich elender Mensch! wer wird mich retten von diesem Leib des Todes?“ Die Person in Römer 7 sieht, dass sie hoffnungslos verloren ist, so wie auch das Volk vor dem Roten Meer keinen Ausweg sieht. Doch dann kommt für das Volk die Antwort Gottes durch Mose: „Fürchtet euch nicht: steht und seht die Rettung des HERRN, die er euch heute schaffen wird ... Der HERR wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein“ (2. Mo 14, 13+14). So endet auch Römer 7. Nachdem der Mensch dort, der von neuem geborene Mensch – ich sage ausdrücklich nicht: der Christ, denn das ist er noch nicht, doch er ist von neuem geboren – ausgerufen hat: „Ich elender Mensch, wer wird mich retten?“, kommt die Antwort: „Ich danke Gott durch Jesum Christum, unseren Herrn!“

In 2. Mose 14 sehen wir dann, wie der Engel Gottes, der vor dem Heer Israels herzog, aufbrach und hinter sie trat; ebenfalls brach die Wolkensäule von vorn auf und stellte sich hinter sie, also zwischen das Volk und das Heer Pharaos. Auf diese Weise war auf der Seite der Kinder Israel Licht, und auf der Seite der Ägypter herrschte Finsternis. Dann muss Mose seine Hand ausstrecken und spaltet der HERR das Rote Meer – ein Bild des Todes des Herrn Jesus als die Folge des Gerichtes Gottes. Weil Christus durch den Tod gegangen ist, kann das Volk trockenen Fußes das andere Ufer erreichen. So müssen auch wir die Wahrheit verwirklichen, dass wir unter dem Gericht Gottes gestorben sind. Doch wir sind mit Christus gestorben, so dass das Gericht uns nicht persönlich trifft. Der Herr Jesus hat das Gericht getragen. Und wenn wir im Glauben annehmen, dass wir mit Christus gekreuzigt sind, bedeutet das, dass es für uns keine Verdammnis mehr gibt. Christus hat das Gericht über unseren Zustand auf sich genommen, so dass wir trockenen Fußes und ohne Kampf durch das Rote Meer gehen können. Wir sehen aber auch, dass Pharao und sein Heer im Roten Meer umkommen. Jeder, der nicht im Glauben an das Werk des Herrn Jesus diesen Schritt tun will, wird in den Wassern des Gerichtes umkommen. Für uns ist der Tod, im Vorbild das Rote Meer, der Weg, auf dem wir aus der Macht Pharaos, aus der Macht Ägyptens befreit werden.

Mose hatte zu dem Volk gesagt: „Seht die Rettung des HERRN!“ Das ist das erste Mal in der Schrift, dass wir dem Ausdruck Rettung oder Errettung begegnen, mit Ausnahme von 1.Mose 49,18, wo dieses Wort aber im Blick auf die Zukunft gebraucht wird. In Kapitel 15 singen die Kinder Israel in der Wüste, außerhalb des Bereiches Ägyptens: „Du hast durch deine Güte geleitet das Volk, das du erlöst“ (V. 13). Dort sind sie nicht mehr unter der Macht Pharaos, des Feindes. Im Vorbild sind sie nun errettet, denn sie sind aus der Sklaverei befreit. Aufgrund wovon? Weil sie durch den Tod hindurchgegangen sind – aber mit Christus. So konnten auch wir im Vorbild trockenen Fußes durch das Rote Meer gehen, weil Christus durch den Tod gegangen ist und das Gericht Gottes für uns getragen hat. Das ist wirklich Befreiung, wie wir sie auch am Ende von Römer 7 finden: Glaube an das, was Gott sagt, dass der Herr Jesus für uns gestorben ist und dass Er an seinem Leib nicht nur unsere Sünden und das Gericht über sie getragen hat, sondern dass Er auch für uns zur Sünde gemacht wurde und dass Gott unseren sündigen Zustand, unsere sündige Natur in dem Herrn Jesus gerichtet hat. Gott sieht uns nun nur noch in dem neuen Leben, das wir in der neuen Geburt empfangen haben. Das geht allerdings schon über die Belehrungen des Römerbriefes hinaus, denn dort wird nicht von diesem Leben gesprochen. Dieser Brief handelt nur davon, dass wir Vergebung der Sünden haben und mit Christus gestorben sind, so dass das Alte vergangen ist. Im Kolosserbrief sehen wir, dass wir auch mit Christus auferstanden sind, und der Epheserbrief schließlich zeigt uns, dass wir in Christus mitversetzt sind in die himmlischen Örter. Das geht noch weit über die Befreiung und die Errettung hinaus, wenn es auch damit in Verbindung steht. Eigentlich brauchten wir gar nicht durch Römer 7 zu gehen, wenn wir, sobald wir zu dem Herrn Jesus gekommen sind, wirklich glauben würden, was Gott sagt, nämlich dass unsere Sünden vergeben und wir mit Christus gestorben sind, wenn wir uns also so betrachten würden, wie Gott uns sieht. Sobald wir als verlorene Sünder zu Gott gehen, um uns dort selbst anzuklagen und unsere Sünden zu bekennen, wir also bekehrt und von neuem geboren sind, sagt Gott zu uns: Sieh zum Kreuz! Ich habe meinen Sohn gesandt, damit Er alles für dich in Ordnung brächte. Wir finden das so schön vorbildlich in 1. Mose 41,55 dargestellt, wie der Pharao zu den Ägyptern sagt: Geht zu Joseph. Joseph wurde auf diese Weise der Retter Ägyptens. Genauso weist Gott einen verlorenen Sünder auf den Herrn Jesus hin und sagt: Nimm Ihn an, Er will dein Heiland sein. Ich habe Ihn hingegeben, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. Wenn nun jemand das alles sofort im Glauben annehmen würde, brauchte er eigentlich gar nicht erst die Erfahrungen von Römer 7 zu machen. Er würde gleich glauben, dass er mit Christus gestorben ist, und sich gleich so sehen, wie Gott ihn sieht. Aber ich weiß, dass keiner von uns das wirklich sofort im Glauben angenommen hat, was Gott gesagt hat. Daher haben wir auch alle die Erfahrungen aus Römer 7 gemacht. Gott gebe, dass wir sie wirklich hinter uns haben und nicht mehr darin leben, so wie Millionen Gläubige auf der ganzen Erde, die vielleicht ihr Leben lang in diesen Erfahrungen stehen.

Das also ist Befreiung: Im Glauben annehmen, was Gott sagt, nämlich dass wir gestorben sind. Dann werden wir, wenn Satan zu uns kommt, ihm den Rücken zukehren und sagen: Ich habe nichts mehr mit dir zu tun. Das sündige Fleisch bleibt zwar in mir. Doch es ist gerichtet, und ich darf es im Glauben als gestorben betrachten. Auch wenn das Fleisch noch leben will und sich immer wieder bemerkbar macht, so muss ich mich dennoch im Glauben auf das stützen, was Gott sagt, nämlich dass es tot ist, und darf ihm daher keinen Einfluss in meinem Leben einräumen. Wenn ein Gläubiger daher sündigt, ist das Schreckliche eigentlich nicht so sehr das, was er tut, sondern die Tatsache, dass er das Fleisch nicht im Tod gehalten hat und dass er sich nicht so betrachtet hat, wie Gott ihn sieht, nämlich als mit Christus gestorben. Der alte Mensch ist gestorben, ich habe nichts mehr mit ihm zu tun; ich wende ihm den Rücken zu und höre nicht mehr auf ihn. Dann erhält der neue Mensch die Kraft zur Überwindung, denn über das neue Leben hat Satan keine Macht. Satan hat lediglich Einfluss auf das Fleisch, das noch in uns ist, so wie er über die alte Natur Macht hatte. Doch sobald wir sie als tot betrachten, hat Satan seine Macht über uns verloren. So hat auch die Welt keinen Einfluss auf mein neues Leben, sondern findet lediglich Anknüpfungspunkte in meinem Fleisch. Betrachte ich mich aber als tot, sind diese Anknüpfungspunkte nicht mehr vorhanden und trage ich den Sieg über diese Welt davon. Mein neues Leben kann sich nicht anders offenbaren, als es sich für einen Christen geziemt. Es kann und will nicht sündigen. Die Offenbarung des neuen Lebens gereicht nur zur Verherrlichung Gottes. Wenn ich mich als tot betrachte, als mit Christus gekreuzigt, wird mein ganzes praktisches Leben durch das neue Leben, das ich in der neuen Geburt empfangen habe, gekennzeichnet sein. Es ist das Leben des Herrn Jesus selbst, der das Werk vollbracht hat, der gestorben und auferstanden ist und jetzt in der neuen Welt, der Auferstehungswelt lebt. Wenn ich dann trotzdem sündige, so geschieht das nur, weil ich nicht verwirkliche, dass ich mit Christus gestorben bin, sondern dem Fleisch, das am Kreuz zu Tode gebracht worden ist, einen Einfluss einräume.

Nun kommt noch etwas hinzu, nämlich eine neue Kraft: In dem Augenblick, wenn ich die Erfahrungen von Römer 7 hinter mir habe und sozusagen in Römer 8 ankomme, also praktisch in meinem Herzen verwirkliche, dass ich gestorben und damit errettet bin, kommt der Heilige Geist, um in mir zu wohnen. Gott setzt in diesem Augenblick sein Siegel auf mich (vgl. Eph 1,13), so dass von da an der Heilige Geist die göttliche Kraft in mir ist, die den Kampf gegen das Fleisch aufnimmt. Durch den Heiligen Geist kann das neue Leben sich praktisch verwirklichen, so dass ich von da an tatsächlich in der Lage bin, dem Herrn zu dienen. Jetzt sehe ich mich selbst so, wie Gott mich sieht: Ich stehe vor Gott in der Kraft, in der Herrlichkeit dieses neuen Lebens, und dieses neue Leben ist der Herr Jesus. Das bedeutet also, dass ich in all der Wohlannehmlichkeit stehe, die der Herr Jesus für Gott hat. Er hat am Kreuz das Werk vollbracht, durch das Gott so verherrlicht worden ist, und Er sitzt nun zur Rechten des Vaters auf seinem Thron (Offb 3,21). Wenn ich mir dessen bewusst werde, ist mein Herz voller Glück und sehe ich, dass ich in dem Geliebten angenehm gemacht worden bin (Eph 1,6) und versetzt worden bin in das Reich des Sohnes seiner Liebe (Kol 1,13), so dass Gott meine Sünden und meine alte Natur nicht mehr sieht.

Wenn ich jetzt sündige, liegt das allein daran, dass ich vergessen habe, mich für tot zu halten. Und durch jede Sünde wird die praktische Gemeinschaft mit dem Vater unterbrochen, denn der Vater kann keine Gemeinschaft mit dem Fleisch haben. Diese Gemeinschaft kann nur wiederhergestellt werden, wenn ich vor Ihm bekenne, dass ich gesündigt habe und dem Fleisch einen Platz in meinem Leben eingeräumt habe. Es ist wahr: Wir behalten das Fleisch, solange wir hier auf der Erde sind, und der Besitz des neuen Lebens allein gibt uns noch nicht die Kraft, das Fleisch im Tod zu halten. Die Antwort für unser praktisches Leben finden wir in Galater 5,17: „Das Fleisch gelüstet wider den Geist, der Geist aber wider das Fleisch ... damit ihr nicht das tut, was ihr wollt.“ Es ist also der Heilige Geist, der den Kampf gegen das Fleisch aufnimmt, und wir sollten Ihm diesen Kampf auch überlassen. Wir sind nicht fähig zu diesem Kampf, sondern brauchen nur auf die Stimme des Herrn Jesus zu hören und Ihm zu folgen. Wir werden immer wieder die Erfahrung machen, dass das Fleisch noch in uns ist, und zwar deshalb, weil wir so töricht sind zu glauben, dass in uns selbst Kraft wäre, etwas zu tun. Diese Erfahrungen dienen auch dazu, uns bis zu dem Augenblick, wo der Herr uns heimholen wird, demütig zu halten. Dann, wenn Er uns alle zusammen zu sich nimmt, wird nur das neue Leben mitgehen zu Ihm, und unser Leib wird verwandelt werden. Dieser neue Leib wird nicht mehr durch die Sünde gekennzeichnet sein. Und wenn wir heimgehen, ehe der Herr kommt, und der Leib ins Grab gesenkt wird, gehen unsere Seele und unser Geist, gereinigt durch das Blut des Herrn Jesus, zu Ihm. Unser sündiges Fleisch geht nicht mit dorthin, sondern bleibt hier auf der Erde. Dann werden wir bei Ihm all die Segnungen empfangen, die sein Werk für uns bereitet hat: Wir werden befreit sein von allen Sünden, befreit von der Macht der Sünde, mit Ihm gestorben, und in der Kraft dieses neuen Lebens werden wir bei Ihm sein.

Ich möchte nun noch etwas zu dem Ausdruck „errettet“ bemerken. Wir gebrauchen diesen Ausdruck häufig nicht in der Bedeutung, in der das Wort Gottes ihn gebraucht. Wenn wir die Stellen nachschlagen, in denen Gottes Wort über Errettung spricht, bezieht sich das fast ausschließlich auf die Zukunft. Wir haben gestern Abend in Römer 5,9+10 gelesen: „Vielmehr nun, da wir jetzt durch sein Blut gerechtfertigt sind, werden wir durch ihn gerettet werden vom Zorn. Denn wenn wir, da wir Feinde waren, mit Gott versöhnt wurden durch den Tod seines Sohnes, viel mehr werden wir, da wir versöhnt sind, durch sein Leben gerettet werden.“ Die Errettung wird in der Zukunft stattfinden. Das ist der normale Gebrauch des Wortes „Errettung“ in Gottes Wort. Die Errettung liegt am Ende des Weges, wenn der Herr Jesus kommt, um uns heimzuholen. Eine Ausnahme finden wir im Epheserbrief. Dort werden wir bereits jetzt schon im Himmel gesehen, und deshalb lesen wir dort auch: „Denn durch die Gnade seid ihr errettet“ (Kap. 2,8). Dieser Unterschied wird sehr klar, wenn wir 1. Petrus 1 mit Römer 8 vergleichen. Wir lesen in 1. Petrus 1,9: „Indem ihr das Ende eures Glaubens, die Errettung der Seelen, davontragt.“ Die Errettung ist also nicht der Anfang, sondern das Ende des Glaubens. Jemand, der lediglich bekehrt und von neuem geboren ist, hat noch nicht die Errettung der Seele. So hat auch jemand, der noch die Erfahrungen von Römer 7 durchlebt, noch nicht die Errettung der Seele, da er noch nicht das volle Evangelium angenommen hat (vgl. Eph 1,13). Natürlich kommt niemand zur Bekehrung, der nicht glaubt, dass es einen Gott gibt. In dem Augenblick aber, wo sich jemand bekehrt, glaubt er auch, dass der Herr Jesus der Sohn Gottes ist, der Heiland, durch den allein ein Sünder gerettet werden kann. Wir können noch weiter gehen: So jemand wird durchaus nicht daran zweifeln, dass die Bibel Gottes Wort ist – vielleicht sein Intellekt, doch keinesfalls sein Herz und sein Gewissen. Doch das ist etwas völlig anderes, als errettet zu sein in dem Sinn, wie Gottes Wort diesen Ausdruck gebraucht, nämlich alles wirklich für sich persönlich zu glauben und in Besitz genommen zu haben, was Gottes Wort sagt.

Wenn ich, als ich die Erfahrung von Römer 7 durchlebte, gefragt worden wäre: Glaubst du, dass die Bibel Gottes Wort ist? So wäre meine Antwort gewesen: Unbedingt, ich glaube jeden Buchstaben. Aber ich glaubte nicht, dass Gott mir sagte: Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben. Ich glaubte nicht, dass das auch mir galt. Ich glaubte ebenfalls nicht, dass Gottes Wort mir sagte, dass mir die Sünden vergeben waren, nachdem ich sie bekannt hatte. Aber erst das ist das Ende des Glaubens, dass ich bedingungslos Gottes Wort annehme und, nachdem ich mit meiner Sünde und meiner Schuld zu Gott gegangen bin und sie vor Ihm bekannt habe, glaube, dass mir nun das Werk des Herrn Jesus und all die herrlichen Ergebnisse dieses Werkes zugerechnet werden. Dann weiß ich auch, dass meine Sünden vergeben und vor Gottes Angesicht weggetan sind; ich weiß auch, dass ich mit dem Herrn Jesus gestorben bin und jetzt allein in dem neuen Leben, das ich in der neuen Geburt empfangen habe, vor Gott stehe, in all der Annehmlichkeit, die der Herr Jesus vor Gott hat. Ich bin mit Ihm einsgemacht, denn Er hat sich in seinem Werk am Kreuz mit mir einsgemacht, so dass ich in der Gunst Gottes stehe, Frieden mit Gott habe und mich in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes rühmen kann. Das ist das Ende des Glaubens, dann habe ich die Errettung der Seele. Ich bin dann gleichzeitig erfahrungsmäßig sowohl in Römer 5,1 wie auch in Römer 8,1 angelangt.

Es ist sehr wichtig, gut zu verstehen, dass wir, was unsere Erfahrungen betrifft, gleichzeitig in Römer 5,1 und 8,1 ankommen. Es ist durchaus nicht so, wie viele glauben, dass wir, wenn wir einmal in Römer 5,1 angelangt sind, dann noch die Erfahrungen der Kapitel 6 und 7 machen müssten. Der eigentlich lehrmäßige Teil des Römerbriefes wird in den Kapiteln 1–8 behandelt. Diese Kapitel bestehen aus zwei großen Hauptteilen, nämlich Kapitel 1 bis 5,11 und Kapitel 5,12 bis Kapitel 8. Der erste Teil behandelt die Frage der Sünden des Menschen, der sündigen Taten; der zweite Teil behandelt das Problem der Sünde, der sündigen Natur des Menschen. Und wie wir bereits gesehen haben, ist die Lösung des Sündenproblems die Vergebung der Sünden, und die Lösung des Problems der Sünde, der sündigen Natur, ist der Tod. Vergebung unserer Sünden erhalten wir durch den Glauben an das Werk des Herrn Jesus, und befreit von unserer sündigen Natur werden wir, wenn wir sehen, dass wir mit Christus gestorben sind. Ich machte die Erfahrungen von Römer 7, bevor ich wusste, dass meine Sünden vergeben waren, und ich machte sie anfangs auch noch, als ich bereits wusste, dass sie vergeben waren. Aber da hatte ich noch keinen Frieden mit Gott. Frieden mit Gott hat jemand nur, wenn er wirklich glaubt, was Gott sagt, und zwar nicht nur, dass seine Sünden vergeben sind, sondern dass er auch mit Christus gestorben ist. Ich kann daher Römer 5,1 nicht wirklich kennen und genießen, ohne auch gleichzeitig Römer 8,1 zu erfahren. Wer noch in Römer 7 steht und ausruft: „Ich elender Mensch! wer wird mich retten von diesem Leib des Todes?“, kann sich nicht der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes rühmen und hat auch noch keinen Frieden mit Gott. Frieden mit Gott zu haben, geht viel weiter als zu wissen, dass die Sünden vergeben sind. Im Vorbild wussten die Kinder Israel bereits in 2. Mose 12, als sie hinter dem Blut des Lammes vor dem Gericht Gottes geschützt waren und ihnen also kein Gericht mehr drohte, dass ihre Sünden vergeben waren. Doch sie hatten noch keinen Frieden, denn wenn sie an Gott dachten, dachten sie immer noch an einen furchtbaren Richter. Erst in Kapitel 15, als sie das Rote Meer durchzogen hatten, wussten sie, dass Gott für sie war. Er hatte sie aus Ägypten, aus der Macht Pharaos errettet. Sie wussten nun, dass Gott ein furchtbarer Richter ist, doch nicht für sie, sondern für ihre Feinde. Er hatte die Ägypter geschlagen. So konnten sie in Kapitel 15, 13 singen: Du hast uns erlöst. Nun sagen sie nicht mehr, dass das Lamm sie erlöst hat, sondern: Du Gott, hast uns erlöst! Das entspricht genau dem, was wir in Römer 4,24 finden: „Die wir an den glauben, der Jesum, unseren Herrn, aus den Toten auferweckt hat.“ Wir glauben also an Gott als Denjenigen, der uns liebt und der uns nicht mehr richten wird, weil Er seinen Sohn in das Gericht gegeben hat. Gott hat alles getan, was notwendig war, damit wir seine Kinder würden und Er uns alles geben könnte, was in seinem Herzen war. Wenn wir sehen, dass nicht nur der Herr Jesus, sondern Gott für uns ist, und was Er getan hat, dass Er seinen Sohn gegeben hat, dann haben wir Frieden mit Gott. Zugleich erfahren wir auch das, was in Römer 8,1 steht. Nebenbei bemerkt finden wir sowohl in Römer 5,5 wie auch in 8,15, dass wir den Heiligen Geist empfangen haben, doch in dem Abschnitt von Kapitel 5,12 bis Kapitel 7 wird nicht über den Heiligen Geist gesprochen. Auch dieser Hinweis bestätigt uns wieder, dass, wenn wir erfahrungsmäßig in Römer 5,1 angekommen sind, wir uns dann zugleich auch in Römer 8 befinden. So der Herr will, möchte ich an einem der folgenden Abende weiter über den Heiligen Geist sprechen.

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