Siehe, dein König kommt
Eine Auslegung zum Propheten Sacharja

Einleitung

Siehe, dein König kommt

Christus im Propheten Sacharja

Christus ist das eigentliche Thema der biblischen Prophetie. In der Tat: „Diesem geben alle Propheten Zeugnis“ (Apg 10,43). Natürlich handeln weite Teile des prophetischen Wortes von zukünftigen Ereignissen, von Königreichen, Schlachten usw. Aber man wird den eigentlichen Sinn der biblischen Prophetie nur erfassen, wenn man erkennt, dass es um Jesus Christus geht: seine Leiden und die Herrlichkeiten danach (1. Pet 1,11). Es ist auch richtig, dass Prophetie sich mit der Erde und ihrer Zukunft befasst. Aber auch hier ist das eigentliche Thema Christus, denn es geht darum, welche Rolle Er einmal einnehmen wird und dass Er schließlich genau dort geehrt werden wird, wo Er bei seinem ersten Kommen abgelehnt und verworfen wurde.

Im Propheten Sacharja stoßen wir besonders häufig auf Aussagen über Christus. In den ersten Kapiteln sind es eher versteckte Hinweise. Dann, im Verlauf des Buches, tritt der verheißene Messias immer wieder und immer deutlicher hervor. Sacharja teilt uns mehr über Ihn mit als alle anderen kleinen Propheten zusammen. Die wichtigsten messianischen Aussagen Sacharjas sind in der umseitigen Tabelle zusammengefasst.

Wer war Sacharja?

Sacharja lebte und wirkte nach der babylonischen Gefangenschaft. Kores, der persische König, hatte 538 v. Chr. dazu aufgerufen, dass Freiwillige unter den Juden nach Jerusalem zurückkehrten, um den Tempel Gottes wiederaufzubauen. Eine kleine Minderheit von etwa 43 000 Juden war diesem Aufruf gefolgt und hatte bereits mit dem Bau begonnen, dann aber über mehrere Jahre ihre Arbeit niedergelegt – bis zum zweiten Jahr des medo-persischen Königs Darius (Esra 4,24). Das war das Jahr, in dem Sacharja seine erste uns überlieferte Botschaft aussprach (Sach 1,1).

Sacharja muss zu diesem Zeitpunkt (etwa 522 v. Chr., also etwa 16 Jahre nach Ende der babylonischen Gefangenschaft) noch ein relativ junger Mann gewesen sein, denn er wird als „dieser Jüngling“ bezeichnet (Sach 2,8). Wir können also davon ausgehen, dass er in Babylon geboren worden war und dann als junger Mann – vielleicht mit seinen Eltern – an der in Esra 2 erwähnten Reise zurück nach Jerusalem teilgenommen hatte.

Jedenfalls wissen wir aus Esra 5, dass Sacharja – gemeinsam mit dem Propheten Haggai – unter den zurückgekehrten Juden wirkte (V. 1). Offensichtlich geschah das mit guter Auswirkung: Die Arbeit am Haus Gottes wurde wieder aufgenommen, und sie gelang auch, und zwar gerade durch den Dienst Sacharjas und seines Zeitgenossen Haggai (Esra 5,1.2; 6,14). Es ist schön zu sehen, dass diese beiden Propheten so erfolgreich zusammenarbeiteten, obwohl ihr Stil so verschieden war:

  • Haggai sprach das Gewissen des Überrests an. Er nahm kein Blatt vor den Mund. Er wollte aufrütteln. Mit klaren und sehr direkten Ermahnungen weckte er sie aus ihrer Lethargie: „Richtet euer Herz auf eure Wege“, etc. Darüber hinaus ermutigte er sie, indem er auf die zukünftige Herrlichkeit des Hauses hinwies, an dem sie bauten (Hag 2,9).
  • Sacharjas Dienst hatte einen ganz anderen Charakter. Er sah Nachtgesichte und schilderte – oft in symbolischer Sprache –, wie Gott sich wieder über Jerusalem erbarmen würde. Dazu sprach er immer wieder von Christus, von seinem Kommen (z.B. Sach 9,9) und Leiden (Sach 11–13) und von seiner heute noch zukünftigen Erscheinung und Herrschaft (Sach 13 und 14).

Die Zeit Sacharjas: kein Mangel an Herausforderungen

Die Art und Weise, in der Propheten über den Herrn Jesus sprachen, hängt oft mit den Umständen derer zusammen, unter denen sie wirkten (denn Prophezeiung soll ja gerade auf den jeweiligen Herzenszustand der Empfänger einwirken). Daher sollten wir uns kurz die Situation des Volkes Gottes zur Zeit Sacharjas vergegenwärtigen.

Zur Zeit Sacharjas gab es viele noch ungelöste Probleme:

  • Gott erkannte Israel nicht mehr als sein Volk an.
  • Sie waren Lo-Ammi (Hos 1,9) und hatten keinen König mehr.
  • Der Thron Gottes stand nicht mehr in Jerusalem. Die „Zeiten der Nationen“ waren angebrochen. Daher richteten Zeitangaben sich nach den Königen der Nationen.
  • Auch die politische und wirtschaftliche Macht lag nicht in Israel sondern bei den Nationen (zur Zeit bei den Persern).
  • Die zurückgekehrten Juden waren nur wenige und ihre Geschichte war traurig: Gott hatte sie bestrafen müssen (vgl. Sacharjas erste Botschaft in Kapitel 1,2–6). Zehn Stämme waren in Assyrien und die große Mehrheit der zwei Stämme war in Babylon geblieben.
  • Auch hatten sie keinen sichtbaren Beweis der Gegenwart Gottes.
  • Gott hielt zwar immer noch alles in seiner Hand, bewegte sich aber hinter den Kulissen.

In diese Situation hinein spricht Sacharja. Seine Botschaften weisen hin auf die unveränderte Liebe Gottes zu seinem Volk, auf seine Absicht, das Volk zu segnen, und vor allem auf Christus, den Messias. Er wird in diesem Buch unter zahlreichen Bildern vorgestellt. Sacharjas Prophezeiungen machen klar, dass Christus die einzige Hoffnung und die einzige Grundlage für Segen ist.

Einteilung des Buches

Das Buch Sacharja lässt sich leicht in zwei Teile einteilen:

  • Teil 1: Die Kapitel 1–6 enthalten die acht „Nachtgesichte“. In diesen Visionen war dem jungen Propheten in bildhafter Form etwas von der Herrlichkeit des kommenden Messias und seiner Herrschaft vermittelt worden.
  • Teil 2: Die Kapitel 7–14 beginnen mit einem einleitenden Teil (Kap. 7 und 8), gefolgt von dem Hauptteil, der zahlreiche und sehr direkte Vorhersagen über Christus enthält: sein Kommen als Mensch, seine Verwerfung, seine Leiden, seinen Sühnungstod und schließlich seine Erscheinung in Macht und Herrlichkeit und sein Friedensreich.
Kapitel Hinweis auf Christus Bibelstelle
1 Mann zwischen den Myrten Sach 1,8.10
2 Ich komme und werde in deiner Mitte wohnen Sach 2,14
3 Der wahre Hohepriester Sach 3,8
  Mein Knecht, Spross genannt Sach 3,8
  Der Stein – mit sieben Augen Sach 3,9
4 Der Leuchter Sach 4,2
  Serubbabel Sach 4,7–10
  Der Schlussstein des Tempels Sach 4,7
5 Die Rolle des Fluches und die Rolle des Gehorsams Sach 5,1
  Bevor Christus seine Herrschaft antritt … Sach 5,10.11
6 Ein Mann, sein Name ist Spross Sach 6,12
  Er wird den Tempel des Herrn bauen Sach 6,12
  Er wird Herrlichkeit tragen Sach 6,13
  Der Priester auf dem Thron Sach 6,13
  Der Rat des Friedens wird zwischen ihnen beiden sein Sach 6,13
7 Der Segen kommt nicht durch Verdienst (sondern Christus) Sach 7
8 Das Fasten wird zur Freude Sach 8,19
9 Frohlocke laut, dein König wird zu dir kommen Sach 9,9
  Gerecht und ein Retter Sach 9,9
  Demütig und auf einem Esel reitend Sach 9,9
10 Der Eckstein Sach 10,4
  Der Pflock Sach 10,4
11 Der Hirte kommt und weidet seine Herde Sach 11,7
  Der Hirte wird abgelehnt Sach 11,8
  Verkauft für 30 Sekel Silber Sach 11,12
  Wirf das Geld dem Töpfer hin Sach 11,13
12 Und sie werden auf mich blicken Sach 12,10
  Den sie durchstochen haben Sach 12,10
  Christus ist der Herr! Sach 12,10
  Christus der Erstgeborene Sach 12,10
13 Ein Mann, der das Land bebaut Sach 13,5
  Wunden in den Händen Sach 13,6
  Schwert, erwache gegen meinen Hirten! Sach 13,7
  Der Mann, der Gottes Genosse ist Sach 13,7
14 Seine Füße werden auf dem Ölberg stehen Sach 14,4
  Kommen wird der Herr, mein Gott Sach 14,5
  Der Herr wird König sein Sach 14,9.16

Kapitel Thema
  Teil I
1 Nachtgesicht 1: Mann zwischen den Myrten
2 Nachtgesicht 2: Vier Hörner und vier Schmiede
  Nachtgesicht 3: Der Mann mit der Mess-Schnur
3 Nachtgesicht 4: Der Hohepriester Josua bekommt saubere Kleider und den Kopfbund
4 Nachtgesicht 5: Der Leuchter und die beiden Olivenbäume
5 Nachtgesicht 6: Die fliegende Rolle und der Fluch
  Nachtgesicht 7: Die Frau in dem Hohlmaß
6 Nachtgesicht 8: Vier Wagen zwischen Bergen aus Erz
  Teil II
7 Die Frage mit dem Fasten: Der Zustand des Volkes war schlecht, aber Gottes Segensabsichten stehen fest Einleitung

zu Teil II

8
9 Christus kommt als König zur Tochter Zion
10 Christus der Eckstein
11 Christus der Hirte – und der Antichrist
12 Christus, der durchbohrt wurde, wird von ihnen gesehen werden
13 Christus und seine Leiden von den Menschen und unter der Vorsehung Gottes
14 Christus – seine Erscheinung in Herrlichkeit und sein Reich
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