Familie nach Gottes Plan
Studien über Ehen und Familien in der Bibel

1. Adam und Eva und ihre Kinder

Familie nach Gottes Plan

(1. Mose 3 und 4)

Die erste Familie, die in der Bibel erwähnt wird, ist die von Adam und Eva. Sie hatten eine unbekannte Anzahl von Söhnen und Töchtern, von denen drei Söhne mit Namen genannt werden: Kain, Abel und Seth.

Zuerst schuf Gott die Erde und bereitete sie als Wohnort für den Menschen zu. Als Abschluss und Krönung Seines Werkes schuf Er Adam. Gott bildete Adam aus dem Staub der Erde. Danach blies Er ihm den Lebensodem ein, und so wurde der Mensch eine lebendige Seele. Gott ließ ihn in einer wunderschönen Gegend, dem Garten Eden, wohnen. Diesen Garten sollte er bebauen und bewahren. Gott gab ihm die Herrschaft über alles, was Er erschaffen hatte. Adam gab den Tieren Namen. Damit brachte er seine ihm von Gott gegebene Autorität über die Tiere zum Ausdruck. Er beobachtete die Tiere in ihrem Verhalten als Männchen und Weibchen, wie Gott sie geschaffen hatte. Dabei entstand bei ihm ein Gefühl großer Einsamkeit: Für sich selbst fand er keine Hilfe, die zu ihm passte.

Doch schon bevor Adam dieses Bedürfnis bei sich selbst feststellte, hatte der HERR Gott gesagt: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Ich will ihm eine Hilfe machen, ihm entsprechend.“ Der Schöpfer-Gott selbst hatte dieses Verlangen in Adams Herz gelegt, und Er selbst wollte diesem Verlangen entsprechen.

Nachdem Er Adam in einen tiefen Schlaf hatte fallen lassen, entnahm Er ihm eine Rippe, formte sie zu einer Frau und brachte sie zu Adam. Welch eine Entzückung wird seine Seele erfüllt haben, als er diese Frau aus Gottes Hand empfangen durfte! Es ist eine Freude, die sich seitdem in den Herzen Abertausender Paare wiederholt hat, als sie sich in gegenseitiger Liebe von Gott zusammengeführt wussten.

Adam wusste, dass Gott seine Frau aus ihm genommen hatte. Es war wirklich seine „leibliche“ Frau. Dass Gott eine Rippe Adams nahm, ist nicht ohne Bedeutung. Der jüdische Talmud bemerkt hierzu: Gott machte die Frau nicht aus Adams Kopf, dass sie über ihn herrsche, auch nicht aus seinen Füßen, dass er auf ihr herumtrete, sondern aus einer Rippe in der Nähe seines Herzens, damit er sie liebe. So wurden Adam und Eva Mann und Frau, zusammen: der Mensch.

Hierin liegt gleichzeitig eine tiefe prophetische Belehrung verborgen, die Paulus später enthüllte. „Ihr Männer, liebet eure Weiber, gleichwie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat, auf dass er sie heiligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort, auf dass er die Versammlung sich selbst verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern dass sie heilig und tadellos sei. Also sind auch die Männer schuldig, ihre Weiber zu lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer sein Weib liebt, liebt sich selbst. Denn niemand hat jemals sein eigenes Fleisch gehasst, sondern er nährt und pflegt es, gleichwie auch der Christus die Versammlung. Denn wir sind Glieder seines Leibes, von seinem Fleische und von seinen Gebeinen., Deswegen wird ein Mensch seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weib anhangen, und die zwei werden ein Fleisch sein'“ (Eph 5,25–32).

Im Licht dieser Schriftstelle sehen wir deutlich, dass jede Ehe ein Bild von dem Verhältnis zwischen Christus und der Versammlung sein soll. Jeder Gedanke an Polygamie, eheliche Untreue und Scheidung ist im Widerspruch zu Gottes Schöpfungsordnung. Wir kommen später noch darauf zurück.

Das erste Ehepaar lebte in vollkommener Harmonie miteinander. Scham voreinander kannten sie nicht. Furcht vor Gott war ihnen fremd, als sie Gottes Gegenwart in dem Garten wahrnahmen. Die Frage, wer von ihnen beiden die Führung hatte, kam gar nicht auf. Das Autoritätsverhältnis wurde von Gott erst ausdrücklich angesprochen, als der Sündenfall dies nötig machte. Die Aufgabe, Herrschaft auszuüben, konnte Adam mit seiner Frau teilen. Zusammen führten sie diesen Auftrag aus. „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan“ (1. Mo 1,28). Die Aufgabe, den Garten Eden zu bebauen und zu bewahren, durften sie ebenfalls gemeinsam ausführen.

Jeder Platz des Segens, den Gott jemals Menschen gegeben hat, ist stets mit Verantwortlichkeit verbunden. Das war auch der Fall bei Adam und Eva. Sie sollten nicht nur den Garten zur weiteren Entwicklung bringen, sondern ihn auch bewahren. Das konnte nur auf dem Weg des Gehorsams Gott gegenüber geschehen, indem sie nicht von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen aßen, weil sie sonst sterben würden. Wir wissen, wie es Satan gelungen ist, Eva zu verführen und sie zum Ungehorsam zu bewegen. In ihrem Fall riss sie ihren Mann mit sich.

Sie hatten den Garten nicht bewahrt. Sie konnten ihn auch nicht weiter bearbeiten, sondern wurden daraus vertrieben. Das Paradies ging ihnen für immer verloren. Und mit ihrem Ungehorsam brachten sie die ganze Schöpfung in den Machtbereich und unter die Gewalt Satans, der Sünde und des Todes.

Was für weitreichende Veränderungen hat doch der Sündenfall für dieses Menschenpaar mit sich gebracht, und sie haben sich auf die gesamte Menschheit erstreckt. An die Stelle eines freudigen Lebens in Gemeinschaft mit Gott und untereinander traten Furcht und Scham. Als sie sich ihrer Nacktheit bewusst wurden, fertigten sie sich Kleider von Feigenblättern an. Gott ersetzte diese durch Tierfelle. Zweifellos weist das hin auf die Versöhnung: Hier schon wollte Gott im Vorbild eines unschuldigen Opfertieres sichtbar machen, dass Menschen vor Ihm nur aufgrund des Todes eines Stellvertreters bestehen können.

Im Paradies war Arbeit ein freudevoller Segen. Der Erdboden außerhalb des Gartens brachte jedoch Dornen und Disteln hervor. In mühevoller Arbeit musste Adam ihn bearbeiten und im Schweiß sein Brot essen. Alle, die an dem Sündenfall tätig beteiligt waren, wurden von Gott einzeln zur Verantwortung gerufen. Jeder empfing sein eigenes Urteil: Satan, die Schlange, Eva und Adam.

Auch sehen wir, dass eine große Veränderung im Verhältnis dieses Menschenpaares zueinander eintrat. Zwar weisen 1. Timotheus 2,13 und 1. Korinther 11,8.9 im Zusammenhang mit der Stellung von Mann und Frau darauf hin, dass Adam schon nach der göttlichen Schöpfungsordnung der erste Platz, der Platz als Haupt, zukommt, aber erst nach dem Sündenfall wurde zu Eva gesagt: „Nach deinem Manne wird dein Verlangen sein, er aber wird über dich herrschen“ (1. Mo 3,16). So war das Verhältnis zwischen ihnen vor dem Sündenfall nicht. Adam wurde glücklicherweise (lasst uns das gut beachten!) nicht der Befehl gegeben, über seine Frau zu herrschen. Doch Eva wurde deutlich zu erkennen gegeben, dass sie einen untergeordneten Platz gegenüber ihrem Mann einnehmen würde.

Oft wird behauptet, dass dieses Verhältnis der Unterordnung in der Zeit des Evangeliums aufgehoben sei und nun keine Gültigkeit mehr habe. Männer und Frauen seien jetzt völlig gleichgestellt in der Gesellschaft, auch in der Familie und in der christlichen Gemeinde. „Da ist nicht Mann und Weib“ – so zitiert man gerne Galater 3,28. Wer diesem Emanzipationsgedanken nicht huldigt, der verübt Diskrimination und damit anscheinend die schlimmste Sünde, die in den Augen vieler Menschen begangen werden kann.

Wenn man darauf hinweist, was Paulus an anderer Stelle im NT hierüber gesagt hat, bekommt man eine abweisende Antwort: Das ist ein „paulinischer“ Standpunkt, vielleicht gut und annehmbar für seine Zeit, aber in unserer Zeit sind diese Gedanken völlig veraltet und nicht mehr anwendbar. Geistlich gesinnte Christen, die ihre Bibel kennen und lieben, wissen jedoch, dass die Vorschriften des Apostels Paulus die Gebote des Herrn sind (1. Kor 14,34–37). Was sagt Paulus über die Stellung der Frau in der Familie? Ich zitiere wieder Epheser 5, jetzt die Verse 22–24: „Ihr Weiber, seid unterwürfig euren eigenen Männern, als dem Herrn. Denn der Mann ist das Haupt des Weibes, wie auch der Christus das Haupt der Versammlung ist; er ist des Leibes Heiland. Aber gleichwie die Versammlung dem Christus unterworfen ist, also auch die Weiber ihren Männern in allem.“ Diese Verse sind „Lektüre“ für Frauen, nicht für Männer. Ich rate unseren Schwestern, die mit diesem Gehorsam Mühe haben, diese Verse immer wieder zu lesen. Männer haben das nicht nötig. Die sind von dieser Wahrheit häufig zu gut überzeugt. Sie kennen die Ermahnung: „Ihr Weiber, seid euren Männern unterwürfig.“ Aber das gibt dem Mann nicht das Recht, zu lesen, als stünde da: Männer, haltet eure Frauen in Unterwürfigkeit. Was zu den Männern gesagt wird, steht in dem folgenden Abschnitt, den ich bereits zitiert habe. Seine Frau zu lieben ist etwas ganz anderes, als über seine Frau zu herrschen!

Ich besuchte einmal ein Ehepaar, dessen eheliches Verhältnis alles andere als ideal war. Die Frau war allein zu Hause. Nach einiger Zeit wurde ich überschüttet mit einer ganzen Litanei von Klagen über ihren Mann, die nicht so schnell beendet war. Ich ließ alles eine Weile über mich ergehen. Dann machte ich die Bemerkung, dass sie anscheinend einen Mann habe, der dem Wort Gottes ungehorsam sei. „Das kann man sagen“, war ihre Antwort. „Nie höre ich ein Wort der Liebe oder Wertschätzung von ihm.“ Ich nahm meine Bibel und schlug das 3. Kapitel des ersten Petrusbriefes auf und las: „Gleicherweise ihr Weiber, seid euren eigenen Männern unterwürfig, auf dass, wenn auch etliche dem Worte nicht gehorchen, sie durch den Wandel der Weiber ohne Wort mögen gewonnen werden, indem sie euren in Furcht keuschen Wandel angeschaut haben“ (1. Pet 3,1.2). Sie kannte diesen Abschnitt gut. Auf meine Frage, ob sie den Rat des Petrus befolgt habe, gab sie ehrlich eine verneinende Antwort: „Ich muss sagen, dass ich meinem Mann oft mit harten Worten sein ungebührliches Verhalten vorgestellt habe.“ Sie gab zu, dass dies wahrscheinlich die Ursache war, dass sie keinen guten Einfluss auf ihren Mann ausüben konnte.

In diesem Augenblick wurde unser Gespräch unterbrochen, da der Mann nach Hause kam. Er sah die geöffnete Bibel und das verweinte Gesicht seiner Frau und begriff, was vorging. Ja, das Verhältnis war nicht, wie es zwischen Mann und Frau sein sollte. Er gab das ohne weiteres zu.

Wir lasen im weiteren Verlauf den 7 Vers dieses Kapitels: „Ihr Männer gleicherweise, wohnet bei ihnen nach Erkenntnis, als bei einem schwächeren Gefäße, dem weiblichen, ihnen Ehre gebend, als die auch Miterben der Gnade des Lebens sind, auf dass eure Gebete nicht verhindert werden.“ Der Mann klagte: „Wie kann man denn eine Frau lieben, die von Unterwürfigkeit nichts wissen will, die immer widerspenstig ist und den Chef spielen will?“ Und die Frau reagierte: „Wie kann man einem Mann unterwürfig sein, der nie Liebe und Wertschätzung zeigt? Das hält niemand aus.“

Ich gab ihnen zum Schluss den dringenden Rat, die Bibeltexte zu wechseln. Sie musste lernen, zu Herzen zu nehmen, was für sie geschrieben stand, und er, was für ihn bestimmt war.

Ist dieses „Achthaben auf das, was für den anderen bestimmt ist“, nicht allgemein ein Problem unter Christen? Es liegt uns meist mehr, auf andere zu achten und sie zu kritisieren, als das Wort auf uns selbst anzuwenden. Obige Schriftstellen lassen ein deutliches Licht auf das Verhältnis zwischen Mann und Frau in Ehe und Familie scheinen. Genauso wenig sind der Platz von Mann und Frau im Gemeindeleben gleich.

Paulus hat an Timotheus geschrieben, damit dieser wisse, wie man sich in der Versammlung als dem Haus Gottes verhalten sollte. Darin sagt er über den Platz der Frau: „Ein Weib lerne in der Stille in aller Unterwürfigkeit. Ich erlaube aber einem Weibe nicht, zu lehren, noch über den Mann zu herrschen, sondern still zu sein“ (1. Tim 2,11.12).

An einer anderen Stelle sagt er: „Eure Weiber sollen schweigen in den Versammlungen, denn es ist ihnen nicht erlaubt, zu reden, sondern unterwürfig zu sein, wie auch das Gesetz sagt“ (1. Kor 14,34). Was Paulus schreibt, ist ein Gebot des Herrn, des Hauptes der Versammlung.

Die Frage, ob eine Frau ein kirchliches Amt ausüben darf, war früher keine Frage. Obenstehende Schriftstellen waren deutlich genug und wurden als maßgebend betrachtet. Gegenwärtig ist es leider auch keine Frage mehr, doch nun im umgekehrten Sinn: Ganz allgemein wird es der Frau erlaubt. Hat man eine bessere Erklärung für diese Schriftstellen gefunden? Das ist nicht der Fall. Sie sind nicht auf zweierlei Weise auszulegen. Nein, man hat einfach argumentiert, dass diese Gedanken nicht mehr zeitgemäß seien. Es sind nur „paulinische“ Ansichten, zeitgebunden und für seine Tage passend. Mit dieser Argumentation werden diese Vorschriften einfach ihrer Kraft beraubt und beiseitegesetzt. Das ist übrigens mit zahlreichen biblischen Wahrheiten geschehen, doch darauf wollen wir hier nicht näher eingehen.

Was den Platz der Frau in der Versammlung betrifft, müssen diese Schriftworte für jede Frau, die sich der Autorität der Schrift unterwerfen will, ausreichen. Für den öffentlichen Dienst in der Versammlung hat der Herr, als Haupt der Versammlung, den Mann berufen. Es gibt zahlreiche Anweisungen, wie er den Dienst ausüben soll.

Dass die Frau zu anderen Aufgaben berufen ist, bedeutet sicher nicht, dass sie vor dem Herrn einen minderwertigen Platz einnimmt. Es waren Frauen, die dem Herrn mit ihren Gütern dienten. Es waren Frauen, denen Er sich nach Seiner Auferstehung zuerst zeigte. Es waren Frauen, denen Er den Auftrag gab, den Brüdern die große Neuigkeit Seiner Auferstehung zu verkünden. Es waren auch Frauen, die zusammen mit Paulus am Evangelium gekämpft haben. Mann und Frau haben jeder ihren eigenen Platz in der Familie und in der Versammlung Gottes.

Das vierte Kapitel des ersten Buches Mose beginnt mit der Mitteilung, dass Adam und Eva Gemeinschaft miteinander hatten. Geschlechtlicher Verkehr zwischen Mann und Frau ist ein außergewöhnlicher Segen Gottes und nichts Sündiges oder Minderwertiges. Gott hat dieses Vorrecht und diese Freude mit der Ehe verbunden. Das zeigt sich schon bei der Einsetzung der Ehe: „Sie werden ein Fleisch sein.“ Den Tieren hat Gott, der Schöpfer, den Geschlechtstrieb eingepflanzt als Mittel, die Art zu erhalten. Das ist Gottes Absicht auch bei dem Menschen. Gott sprach zu Adam und Eva: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde ...“ (1. Mo 1,28). Kindersegen in der Ehe ist eine Quelle großer Freude. Und Kinder zu zeugen, ist auch heutzutage noch ein Auftrag.

Man kann wohl sagen, dass dieses das einzige Gebot ist, das die Menschen überall willig befolgt haben. Das ist eine Folge des angeborenen Geschlechtstriebes. Gott hat jedoch dem Menschen mit der Sexualität viel mehr geschenkt als dem Tier: durch den Willen kontrollierte Liebe und Verstand. Wo diese Kontrolle fehlt, erniedrigt sich der Mensch auf das Niveau des Auslebens tierischer Instinkte. Deutliche Hinweise bezüglich des Erlebens der Sexualität in der Ehe finden wir in 1. Korinther 7,3–5. „Der Mann leiste dem Weibe die eheliche Pflicht, gleicherweise aber auch das Weib dem Manne. Das Weib hat nicht Macht über ihren eigenen Leib, sondern der Mann; gleicherweise aber hat auch der Mann nicht Macht über seinen eigenen Leib, sondern das Weib. Entziehet euch einander nicht, es sei denn etwa nach Übereinkunft eine Zeitlang, auf dass ihr zum Beten Muße habet; und kommet wieder zusammen, auf dass der Satan euch nicht versuche wegen eurer Unenthaltsamkeit.“

Wir haben schon darauf hingewiesen, dass Gott in bestimmten Bereichen des Lebens dem Mann und der Frau deutlich einen unterschiedlichen Platz angewiesen hat. Das finden wir auch in den Briefen des Apostels Paulus. Darum ist es umso auffallender, dass hier beide Partner als völlig gleichwertig und gleichberechtigt betrachtet werden. Das ist im Blick auf die Sexualität sehr wichtig. Ein zweiter wichtiger Punkt ist, dass beide Partner darauf hingewiesen werden, dass sie nicht darauf bedacht sein sollten, für sich selbst Befriedigung zu suchen, sondern das Glück des anderen im Auge zu haben. Es sollte nicht darum gehen, soviel wie möglich aus der Ehe herauszuholen, sondern jeder sollte darauf bedacht sein, soviel wie möglich zu geben. Wo diese Grundsätze angewandt werden, ist es möglich, sich jahrelang einer glücklichen, harmonischen Ehe zu erfreuen, auch in sexueller Hinsicht. Das Band der Liebe wird dadurch gekräftigt. Das Nichtbeachten dieser Grundsätze lässt eine Klippe entstehen, an der viele Ehen scheitern. Die Beziehung erkaltet, man entfremdet sich schließlich einander mit allen hässlichen Folgen.

Man hat häufig angenommen, dass das Unterdrücken der Sexualität und der Verzicht auf die Ehe bei Gläubigen einen höheren Grad an Geistlichkeit offenbare, als wenn sie heiraten würden. Das ist ein Irrtum. Der Herr Jesus selbst hat es anders gelehrt und das auch dadurch gezeigt, dass Er verheiratete Männer als Apostel berief (1. Kor 9,5).

Nur wenn des Reiches Gottes wegen freiwillig auf die Ehe verzichtet wird, kann Er das gutheißen. Es gibt nur wenige, denen diese besondere Gnadengabe geschenkt ist. Den gleichen Gedanken hat Paulus auch in seinem Brief an die Korinther dargelegt. Doch er wandte sich scharf gegen solche, die die Ehe verboten (1. Tim 4,3). Dass später in der röm.-katholischen Kirche die Priester zur Ehelosigkeit verpflichtet wurden, entbehrt jeder Grundlage in der Schrift. Das Gleiche gilt für verschiedene Klosterorden, wo diese Vorschrift für Mönche und Nonnen eingeführt wurde. Es hat sich wiederholt gezeigt, dass Menschen die Verpflichtung, ein keusches Leben zu führen, nicht erfüllen konnten. Die Kirchengeschichte lehrt, wie viele Geistliche bis zu den höchsten Rängen schwer gesündigt haben. Und es ist zur Genüge bekannt, dass viele Klöster Brutstätten sittlichen Verderbens waren. Möge sich niemand selbst überschätzen, auch nicht in dieser Hinsicht. Nicht das Sich-nicht-enthalten-Können nennt Paulus Sünde, wohl aber das Suchen von sexueller Befriedigung außerhalb der Ehe.

Bei den vielen Fragen, die die Korinther Paulus stellten, hatten verschiedene Bezug auf die Ehe. Aus seiner Antwort geht hervor, dass sexuelle Triebe einen von Gott gegebenen Platz innerhalb der Begrenzung der Ehe haben. Was darüber hinausgeht, wird „Hurerei“ genannt und als Sünde verurteilt. Für Christen ist es gut und eine unbedingte Notwendigkeit, an dieser Norm festzuhalten. Bei der Gesetzgebung in den „christlichen Ländern“ hat man in den vorigen Generationen mehr oder weniger darauf Rücksicht genommen. Gegenwärtig jedoch wollen viele nichts mehr von dieser göttlichen Norm wissen. Geschlechtlicher Verkehr außerhalb der Ehe wird gutgeheißen und manchmal sogar öffentlich propagiert.

So wird auch sexueller Verkehr zwischen Männern untereinander und Frauen untereinander befürwortet. Viele wollen dieser Form des Zusammenlebens sogar eine gesetzliche Grundlage geben. Und wer vor diesen Praktiken öffentlich zu warnen wagt, wird als hoffnungslos altertümlich und beschränkt angesehen. Manche gehen sogar so weit zu behaupten, dass diese Menschen die anderen diskriminieren und dafür bestraft werden müssten.

Man meint, dass die Menschen sich ohne biblische Norm besser entfalten könnten und glücklicher leben würden. Dieser Gedanke ist nicht so neu, wie er scheint. Es ist die alte Lüge der Schlange im Paradies. Wenn du von dieser verbotenen Frucht isst, wirst du sein wie Gott und erkennen, was gut und böse ist. Eine halbe Wahrheit, die schlimmer ist als eine ganze Lüge. Der Teufel hat nicht hinzugefügt, dass der Mensch mit dieser Erkenntnis nicht imstande sein würde, das Böse zu lassen, noch, das Gute zu tun. Die Abschaffung göttlicher Normen hat den Menschen noch nie glücklicher gemacht und wird es auch nie tun. Welch eine arme Gesellschaft ist es doch, in der dieser Prozess auf so sehr schreckliche Weise stattfindet, wie es heutzutage der Fall ist.

Der erste Sohn, den Adam und Eva bekamen, war Kain. Danach wurde Abel geboren. Sie hatten keine Kinder „gemacht“, wie man es heute bisweilen ausgedrückt hört. Eva erkennt den Segen Gottes in dieser Geburt. So sollten auch jetzt noch Eltern ihre Kinder als ein Geschenk des Herrn ansehen und sie deshalb für den Herrn erziehen. Bei dieser Erziehung erfahren die Eltern oft viel Freude, oft aber auch Sorge und Schmerz. Diese Erfahrung machte auch das erste Elternpaar.

Der Philosoph Rousseau meinte, Kinder seien ein unbeschriebenes Blatt Papier. Wenn der Erzieher nur die schädlichen Einflüsse von außen abzuwehren wisse, könne er darauf schreiben, was er wolle. Aus dem Bericht über die erste Familie lernen wir etwas anderes. Einflüsse von außen spielten bei der Erziehung dieser Kinder gar keine Rolle. Bei Kain sprach die sündige Natur, die er von Geburt an mitbekommen hatte, eine deutliche Sprache. Durch ihn haben die Eltern wohl besonders viel Kummer gehabt. In ihrer hochgespannten Erwartung ist Eva sehr enttäuscht worden.

Kain hatte durchaus auch religiöse Charakterzüge. Er war der Erste, der Gott ein Opfer brachte. Doch von der Grundlage, auf der ein Sünder vor Gott bestehen und Ihm nahen kann, hat er, im Gegensatz zu seinem Bruder, nichts verstanden. Abel opferte ebenfalls; aber die beiden Opfer waren sehr verschieden. Beim oberflächlichen Lesen der Schrift könnte man meinen, die Ursache läge in der Verschiedenheit ihrer Berufe. Kain, ein Landwirt, brachte dem HERRN ein Opfer von den Früchten der Erde. Abel, ein Hirte, brachte einen Erstling seiner Schafe. Das scheint eigentlich selbstverständlich.

Wenn man diese Schlussfolgerung daraus zieht, verfehlt man die große Belehrung über die Versöhnung, die in dieser Begebenheit enthalten ist. In dem Brief an die Hebräer lesen wir hierzu: „Durch Glauben brachte Abel Gott ein vorzüglicheres Opfer dar als Kain, durch welches er Zeugnis erlangte, dass er gerecht war, indem Gott Zeugnis gab zu seinen Gaben; und durch diesen, obgleich er gestorben ist, redet er noch“ (Heb 11,4).

Es besteht ein großer Unterschied zwischen diesen beiden Männern. Erstens glaubte Abel und brachte aufgrund dieses Glaubens ein Opfer dar. Kain zeigte nur eigenwilligen Gottesdienst, genauso wie seine Eltern nach ihrem Sündenfall. Sie meinten, sich vor Gott mit Feigenblättern bekleiden zu können, die eine verfluchte Erde hervorgebracht hatte. Die Felle, mit denen Gott sie bekleidete, belehrten sie im Vorbild, dass der Sünder vor Gott nur aufgrund des Todes eines Stellvertreters bestehen kann, der an seiner Stelle sterben musste. Diese Lektion mussten Adam und Eva lernen, und sie werden sie zweifellos ihren Kindern weitergegeben haben, aber Kain hat davon nichts begriffen. Darum lesen wir auch, dass Gott auf Kain und seine Opfergabe nicht blickte.

Der zweite Unterschied ist, dass Abel eine andere innere Haltung hatte: Glaube. Er brachte daher auch, wie der Schreiber des Hebräerbriefes sagt, ein „besseres“ Opfer, ein blutiges Opfer dar. Darin anerkannte er seine Schuld vor Gott. Er glaubte Gott, der dieses Opfer an seiner Stelle annehmen würde. Wir bemerken hier auch, dass Gott bei beiden Opfern die Person und das Opfer miteinander verband.

Adam und Eva konnten ihren Kindern von Gottes Taten erzählen. Sie konnten die empfangene Unterweisung weitergeben. Aber sie konnten ihre Kinder weder bekehren noch sie zum Glauben bringen. Das kann Gott allein, und Er bringt es durch das Wirken des Heiligen Geistes zustande. Dasselbe gilt für Eltern in dieser Zeit. Wir müssen zutiefst von unserer großen Verantwortung als Eltern und gleichzeitig von unserer völligen Ohnmacht durchdrungen sein. Das treibt uns ins Gebet. Wir danken Gott für Kinder, die sich bekehren und zum Glauben kommen. Und wir beten weiter für Kinder, die sich bei der Erziehung gleichgültig zeigen.

Als Kain sah, dass Gott sein Opfer verwarf, wurde er wütend auf seinen Bruder, und schließlich ermordete er ihn. Warum? Johannes sagt: „Weil seine Werke böse waren, die seines Bruders aber gerecht“ (1. Joh 3,12).

Und doch liebte Gott auch Kain, so wie Er alle Sünder liebt. Gott will nicht das Verderben des Sünders, sondern Er will, dass er sich bekehre und errettet werde. Darum hat Er Kain gewarnt, bevor es zu dieser schrecklichen Tat kam. Als Gott danach Gericht ankündigte, erkannte Kain die Schwere seiner Missetat. Ob das wirkliche Reue war? Oder sprach er unter dem Eindruck der schrecklichen Folgen seiner Tat? Darüber können wir nur Vermutungen anstellen. Gott machte an Kain, bevor er in die Verbannung zog, ein Zeichen, damit ihn nicht jeder, der ihn fände, töten würde. Auch in diesem Gericht, das Er über Kain aussprechen musste, sehen wir wieder Gottes Barmherzigkeit. Mit „wer irgend ihn fände“ müssen natürlich die anderen Kinder Adams und Evas gemeint sein. Verschiedene von ihnen waren wohl schon mit ihren Schwestern verheiratet. Auch Kain hatte eine seiner Schwestern zur Frau.

Anstelle des ermordeten Abel gab Gott einen Sohn Seth, über den und dessen Nachkommen wir im 5. Kapitel des 1. Buches Mose lesen. Dieses Kapitel endet mit Noah. Auf ihn und seine Familie werden wir später zurückkommen. Über das Geschlecht Kains lesen wir im vierten Kapitel. In dieser Linie ist Lamech und seine Familie hervorgetreten. Hierüber werden wir im nächsten Kapitel mehr erfahren.

Fragen zu Kapitel 1:

  1. Welche Grundsätze über die Ehe finden wir in 1. Mose 2,24?
  2. Wie gelang es Satan, die ersten Menschen zur Sünde zu verleiten? Vergleiche Lukas 4,1–13 und 1. Johannes 2,16.
  3. Wie lautete das Urteil über Satan, die Schlange, Adam und Eva?
  4. In 1. Mose 3,7.21 sehen wir, dass der Mensch sich nicht durch eigene Werke vor Gott angenehm machen kann. Suche andere Schriftstellen, die das bestätigen.
  5. Wie regelt Gott das Verhältnis zwischen Mann und Frau? Siehe auch Maleachi 2,13–16; Epheser 5,22.23 und 1. Petrus 3,1–7.
  6. Welche Bedeutung hat die Sexualität, und worin liegt hierbei der Unterschied zwischen Mensch und Tier?
  7. Worin unterschieden sich Kain und Abel? Siehe auch Hebräer 11,4 und 1. Johannes 3,12.
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