Kinder lieben, mit Kindern leben
Christliche Familie im Alltag

2. Kinder – eine Gabe Gottes

Kinder lieben, mit Kindern leben

Kinder zu zeugen und Kinder zu haben, ist nicht allein ein Akt des Willens von Mann und Frau. Kinder sind zuerst ein Geschenk Gottes. Natürlich tragen Mann und Frau dabei eine Verantwortung. Wir sollten trotzdem nicht vergessen, dass es nicht nur auf uns ankommt, sondern dass Kinder immer aus der Hand des Schöpfers kommen. Ohne das aktive Eingreifen Gottes wird es keine Kinder geben. Der menschliche Erfindergeist hat Hervorragendes geleistet und Dinge entwickelt, über die wir staunen. Aber eins schafft selbst der genialste Erfindergeist nicht: Leben aus dem Nichts hervorzubringen. Der Psalmdichter bringt das mit folgenden Worten auf den Punkt: „Du wobst mich im Leib meiner Mutter. Ich preise dich dafür, dass ich auf eine erstaunliche, ausgezeichnete Weise gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele weiß es sehr wohl“ (Ps 139,13.14). Wenn wir als Eltern ein neugeborenes Kind in den Armen halten, sollten wir Gott von Herzen dankbar sein, dass Er uns ein solches Geschenk gegeben hat. Jedes Kind ist ein „Wunderwerk“ und eine einzigartige Gabe Gottes.

Als Gott Mann und Frau schuf und sie in der Ehe zusammenführte, forderte Er sie auf: „Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde“ (1. Mose 1,28). Diese Aufforderung geht auf die Schöpfungsordnung Gottes zurück. Vielleicht ist es eines der wenigen Gebote, das wir Menschen – zumindest in vielen Fällen und über viele Jahrhunderte hinweg – erfüllt haben. Leider haben wir heute vielfach den Eindruck, dass selbst dieser Auftrag Gottes zunehmend ignoriert wird. Die sinkende Geburtenrate zeigt das klar.

Segen und Verantwortung

Kinder zu haben, ist erstens ein großer Segen und eine große Freude. Aber mit dieser Gabe ist zweitens eine große Verantwortung verbunden. Dieser Verantwortung können und wollen wir uns als Eltern nicht entziehen. So handelt Gott übrigens immer, wenn Er uns etwas zur Freude schenkt. Gott möchte, dass wir mit seinen Gaben verantwortungsbewusst und zu seiner Ehre umgehen – und nicht diese Gaben missbrauchen. Als Christen haben wir die großartige Aufgabe, unsere Kinder für den Herrn zu erziehen.

Die Aussage: „Seid fruchtbar und mehrt euch“ wird im Neuen Testament nicht wiederholt. Trotzdem ist es normal, dass Menschen, die Gott in der Ehe miteinander verbindet, Kinder haben. Das ist einer der Gründe, warum Gott uns die Ehe gegeben hat. Dabei ist klar, dass wir nicht ausschließlich heiraten, um Kinder zu zeugen. Die Ehe darauf zu reduzieren, wäre viel zu wenig. Wir heiraten auch, um als Ehepaar für unseren Herrn zu leben und Freude und Leid miteinander zu teilen. Die Ehe ist eine Liebes-, Lebens- und Dienstgemeinschaft. Sie umfasst den ganzen Menschen, d. h. Geist, Seele und Leib. Selbst die körperliche (sexuelle) Einheit von Mann und Frau ist nicht ausschließlich dazu da, Kinder zu zeugen.

Gott hat uns die Sexualität – die übrigens nur in der Ehe ausgelebt werden soll – aus mindestens zwei Gründen gegeben:

  • Erstens sollen wir im körperlichen Eins-Sein in der Ehe Freude an- und miteinander haben. Gott spricht ganz natürlich darüber. Salomo schreibt in Sprüche 5,15–19: „Trink Wasser aus deiner Zisterne und Fließendes aus deinem Brunnen. Mögen nach außen sich ergießen deine Quellen, deine Wasserbäche auf die Straßen. Dir allein sollen sie gehören, und nicht Fremden mit dir. Deine Quelle sei gesegnet, und erfreue dich an der Frau deiner Jugend, der lieblichen Hirschkuh und anmutigen Gämse – ihre Brüste mögen dich berauschen zu aller Zeit, taumle stets in ihrer Liebe.“ Wir staunen vielleicht, wie unverkrampft die Bibel an dieser wie auch an anderen Stellen über die Freude an der Sexualität in der Ehe spricht. Sexualität ist durchaus kein Tabu-Thema in der Bibel.
  • Zweitens kommen Mann und Frau in der Ehe geschlechtlich zusammen, um dem Auftrag Gottes zu entsprechen, fruchtbar zu sein und die Erde zu füllen. Als Christen fügen wir dabei gerne hinzu, dass wir nicht nur die Erde füllen möchten. Wir wollen darüber hinaus dazu beitragen, dass einmal der Himmel mit Menschen gefüllt ist, die Jesus als ihren Herrn und Heiland angenommen haben.

Zur Ehe gehören also Freude an der Sexualität und die Bereitschaft, Kinder zu haben. Es ist nicht richtig, wenn wir das eine – die Freude – wollen und das andere – die Kinder – verhindern wollen. Wer eine Ehe eingeht und dabei ganz bewusst keine Kinder haben will, geht an einem wesentlichen Ziel Gottes für die Ehe vorbei. Es bleibt wahr, dass es Gott ist, der Kinder schenkt oder eben nicht. Im Alten Testament lesen wir mehrfach, dass Gott den Mutterleib einer Frau „verschloss“ oder „öffnete“. Das nimmt allerdings nichts von unserer Verantwortung weg. Es ist jedenfalls nicht nach Gottes Gedanken, bewusst keine Kinder haben zu wollen. Dass es darüber hinaus auch Ehen gibt, in denen Gott den Wunsch nach Kindern nicht erfüllt, bleibt davon unbenommen.

Jean-Claude und Mireille sind seit einigen Jahren verheiratet. Beide stammen aus einer christlichen Familie mit mehreren Kindern und sind in einem nicht-europäischen Land aufgewachsen. Sie haben früh geheiratet. Kurz nach der Eheschließung zogen sie in eine europäische Großstadt, um dort zu arbeiten und – wie sie selbst sagen – das Leben zu genießen. Beide sind im Beruf sehr erfolgreich. Beide haben über den zweiten Bildungsweg ein berufsbegleitendes Studium gestartet. Für Kinder ist keine Zeit. „Vielleicht später – vielleicht gar nicht“, so ihr knapper Kommentar. „Jetzt geht der Beruf vor, und außerdem wollen wir endlich das Leben genießen.“ Mit dieser inneren Einstellung gehen die beiden leider am Plan Gottes für ihre Ehe vorbei.

Kinderlose Ehepaare

Es gibt Ehepaare, denen Gott keine Kinder schenkt. Für viele dieser Paare ist das eine große geistliche Übung. Vor einiger Zeit sprach ich mit einem solchen Ehepaar. Die beiden sind seit über 20 Jahren verheiratet und haben keine Kinder. Sie erzählten, dass es lange gedauert habe, bis sie verstanden hätten, dass sie eigentlich nicht „kinderlos“, sondern „kinderfrei“ seien. Frei, ihre Kinderlosigkeit im Dienst für den Herrn zu benutzen. Genau das tun die beiden im großen Segen für andere Menschen in verschiedenen Ländern dieser Welt.

Menschen, denen Gott Kinder geschenkt hat, können die Not kinderloser Ehepaare nur schwer nachvollziehen. Wahrscheinlich haben diese oft und lange Zeit darüber gebetet. Im Alten Testament finden wir dafür ein treffendes Beispiel. Isaak und Rebekka waren über viele Jahre ohne Kinder. Was haben die beiden getan? Wir lesen in 1. Mose 25,21, dass Isaak den Herrn für seine Frau bat, weil sie unfruchtbar war. Isaak sah seine Verantwortung als Ehemann, mit dieser Sache ins Gebet zu gehen. Aber der wesentliche Punkt ist, dass kinderlose Ehepaare ihre Not im Gebet vor den Herrn bringen. Und es ist gut und nützlich, wenn andere, die um das Problem wissen, sich im Gebet mit ihnen verbinden. Vor allen Dingen sollten Ehepaare, denen Gott Kinder gegeben hat, feinfühlig sein, wenn sie mit Ehepaaren zu tun haben, die keine Kinder haben. Es ist z. B. nicht sehr sensibel, wenn wir in Gegenwart solcher Ehepaare ausschließlich über unsere Kinder oder Enkelkinder sprechen.

Kinder adoptieren

Immer wieder wird gefragt, ob eine Adoption unter biblischen Gesichtspunkten möglich ist. Sollten christliche Ehepaare – nicht nur solche, die keine eigenen Kinder haben – Kinder adoptieren, die ohne Eltern groß werden oder von ihren eigenen Eltern nicht gewollt sind? Es ist schwierig, auf diese Frage eine eindeutige – und vor allem biblisch fundierte – Antwort zu geben. Jedes fragende Ehepaar wird im Gebet vor seinem Herrn eine Antwort finden. Die Bibel gibt dazu meines Wissens keine direkten Anhaltspunkte. Ehepaare mit eigenen Kindern sollten sich jedenfalls hüten, in der einen oder anderen Weise ein – vielleicht sogar liebloses – Urteil zu fällen. Persönlich habe ich große Hochachtung vor Ehepaaren, die sich für eine Adoption entscheiden. Andererseits wird sich jedes kinderlose Ehepaar die Frage stellen, warum der Herr es so geführt hat und nicht anders.

Die Zahl der Kinder

Wie viele Kinder sollte ein Ehepaar haben? Es ist nicht ganz einfach, darüber etwas zu sagen, obwohl es eine Frage ist, die viele Ehepaare sehr beschäftigt. Gott sagt uns dazu in seinem Wort nichts Konkretes. Er gibt uns aber Beispiele von großen und von kleinen Familien. Es gibt in der Bibel Ehepaare, die viele Kinder hatten, und es gibt solche, die nur ein einziges Kind hatten. Es ist – soweit es um unsere Verantwortung geht – in erster Linie die persönliche Angelegenheit eines jeden Ehepaares vor dem Herrn. Auf zwei Punkte möchte ich dabei hinweisen:

  1. Auf der einen Seite steht der Auftrag Gottes, dass wir fruchtbar sein sollen. Grundsätzlich keine Kinder zeugen zu wollen, geht – wie wir gesehen haben – eindeutig an Gottes Plan für die Ehe vorbei. Oft spielen dabei egoistische Motive eine Rolle. Das zitierte Beispiel von Jean-Claude und Mireille macht das deutlich.
  2. Auf der anderen Seite sagt die Bibel uns Männern, dass wir mit Einsicht bei unseren Frauen wohnen sollen (1. Pet 3,7). Bei der Anzahl der Kinder triff t uns Männer daher eine besondere Verantwortung. Johannes 1,13 spricht ausdrücklich von dem „Willen des Mannes“ bei der Zeugung von Kindern. Dass sich Mann und Frau in dieser Frage vor dem Herrn austauschen, sollte selbstverständlich sein. Es ist gut, wenn ein junges Paar schon in der Verlobungszeit den Herrn Jesus im Gebet dazu fragt. Aber es nimmt nichts von der besonderen Verantwortung des Mannes weg. Wir Ehemänner dürfen unsere Frauen in dieser Frage nicht überfordern. Die physische und psychische Kraft unserer Frauen ist oft begrenzt. Dem gilt es Rechnung zu tragen.

Die Fragestellung ist übrigens nicht neu. Schon im Alten Testament haben sich Menschen damit beschäftigt. Dazu noch einmal das Beispiel von Isaak und Rebekka in 1. Mose 25: „Und Isaak bat den HERRN für seine Frau, denn sie war unfruchtbar; und der HERR ließ sich von ihm erbitten, und Rebekka, seine Frau, wurde schwanger. Und die Kinder stießen sich in ihr; und sie sprach: Wenn es so steht, warum geschieht mir dies?“ (V. 21.22). Gott erhörte das Gebet von Isaak. Aber Er schenkte nicht nur ein Kind, sondern gleich zwei: Rebekka sollte Zwillinge bekommen. Rebekka schien mit diesem Gedanken überfordert zu sein. Sie stellte die Frage: „Warum geschieht mir das?“

Die Frage nach der Kinderanzahl wird sich manches christliche Ehepaar (und vielleicht besonders die Frau) stellen, wenn sich ein Kind ankündigt, das vielleicht zu diesem Zeitpunkt nicht unbedingt zu erwarten war. Solch eine Situation kann für ein Ehepaar durchaus eine große Not werden. Gleiches gilt, wenn der Arzt mit der Nachricht kommt, dass es Zwillinge (oder gar Drillinge) sind.

Kinderreiche Familien sind in der Welt heute weitgehend „out“. Selbst als Kinder Gottes stehen wir in Gefahr, lieblos über solche zu urteilen und zu reden, die viele Kinder haben. Das ist jedoch völlig fehl am Platz. Gott möchte nicht, dass wir uns abfällig darüber äußern. In Jesaja 45,10 warnt Gott sein irdisches Volk: „Wehe dem, der zum Vater spricht: Warum zeugst du, und zur Frau: Warum gebierst du?“ Das sollten wir gut bedenken. Umgekehrt sollten Ehepaare, die viele Kinder haben, nicht geringschätzig von solchen reden, die nur ein oder zwei Kinder haben. Die Motive und Gründe zu beurteilen, steht uns nicht zu. Wir überlassen das unserem Herrn.

Wir wollen uns gegenseitig Mut machen und besonders an unsere jungen Ehepaare appellieren, diese Frage zu einem gemeinsamen Gebet zu machen. Wir werden mit Sicherheit erfahren, dass der Herr uns Weisheit und Wegweisung gibt. Er antwortet auf das Gebet des Glaubens. Manchmal erfordert es etwas Zeit, bis man in einer jungen Ehe in dieser Frage zu einer gemeinsamen Haltung vor dem Herrn kommt und miteinander den Willen des Herrn in dieser Sache erkennen kann.

Familienplanung

Das Thema „Familienplanung“ ist vielfach ein „heißes Eisen“. Was ist Gottes Wille in dieser Sache? Die Bibel sagt dazu nichts Konkretes. Es ist ebenso eine Frage, mit der wir ins Gebet gehen müssen. Deshalb möchte ich nicht viel dazu sagen und keine konkreten Ratschläge geben. Wichtig ist, dass wir unsere Motive prüfen, warum wir die Zahl unserer Kinder entweder auf ein bestimmtes Minimum reduzieren oder aber besonders viele Kinder haben möchten. Beide Fälle sind ja denkbar; in beiden Fällen besteht zumindest die Gefahr, dass egoistische Überlegungen eine Rolle spielen:

  1. Die eine Gefahr – und das ist sicher die größere – besteht darin, dass man als Ehepaar ein leichtes Leben haben möchte. Von diesem Wunsch getrieben, hält man die Zahl der Kinder möglichst gering. Es ist wahr, dass die Erziehung von Kindern nicht nur viel Zeit und Geld, sondern vor allem Verzicht für die Eltern bedeutet. In der Welt werden Kinder oft als „Karrierehemmer“ und/oder „Spaßbremse“ angesehen. Das sollte bei uns anders sein. Kinder für den Herrn zu erziehen ist bei aller Mühe, die damit zweifellos verbunden ist, eine schöne Aufgabe, die der Herr uns gibt. Wenn das Motiv des leichten Lebens bei uns vorhanden ist, sollten wir uns ernstlich vor dem Herrn prüfen und korrigieren. Eine junge und beruflich erfolgreiche Ehefrau antwortete auf die Frage ihrer persönlichen Familienplanung in etwa Folgendes: „Ich möchte gern eine Familie haben, aber ich möchte auch gern beruflich weit nach vorn kommen. Karriere ist mir wichtig, und ich finde das nicht schlimm. Ich habe einfach Lust darauf. Für mich ist wichtig, dass ich ein gutes Privatleben und einen Freundeskreis habe, mit dem ich mich gut verstehe. Natürlich möchte ich irgendwann auch mal Kinder haben. Aber es kann sein, dass ich nach einem Kind sage, ich bin bedient, mehr brauche ich nicht“. Wer als Christ – egal ob Mann oder Frau – so argumentiert, hat den Stellenwert der Familie nach Gottes Plan nicht verinnerlicht.
  2. Die andere Gefahr ist gerade das Gegenteil. Man möchte möglichst viele Kinder haben, um damit seinem Leben einen besonderen Inhalt zu geben. Diese Haltung kann ebenso ich-bezogen sein wie die, möglichst wenige Kinder zu haben. Man argumentiert dann, dass nur viele Kinder dem Leben wirkliche Erfüllung geben. Diese Gefahr ist gar nicht so sehr von der Hand zu weisen. Doch uns muss klar sein, dass nicht Kinder der eigentliche Lebensinhalt für einen Christen sind. Der Lebensinhalt des Christen ist Christus (Phil 1, 21). Kinder sind eine „Leihgabe“ Gottes. Sie sind uns für eine Zeit gegeben. Danach entlassen wir sie in die Selbstständigkeit. Das werden wir später noch ausführlicher sehen.

Es können also bei gläubigen Ehepaaren menschliche und egoistische Motive vorhanden sein, dass sie entweder wenige Kinder haben wollen, um ein leichtes Leben führen zu können, oder dass sie viele Kinder haben möchten, um ihr Leben damit zu (er-)füllen. Beides findet nicht die Zustimmung Gottes.

Das Thema „Familienplanung“ hängt eng mit dem Thema „Empfängnisverhütung“ zusammen. Mit aller gebotenen Vorsicht und Zurückhaltung möchte ich auf zwei Punkte hinweisen, die dem Wort Gottes entsprechen:

  1. Es ist falsch, wenn man die Geburt eines Kindes dadurch verhindert, indem bereits entstandenes Leben getötet wird. Heute ist das in der Medizin durch aus üblich. In den meisten christlichen Ländern ist Schwangerschaftsabbruch durch Abtreibung längst legalisiert und in der Gesellschaft kaum noch ein Thema. In den Augen Gottes ist und bleibt Abtreibung Sünde. Aber es geht nicht nur um Abtreibung. Es gibt Methoden der Empfängnisverhütung, die bereits entstandenes Leben – wenn auch im Anfangsstadium – tötet. Solche Methoden müssen für einen Christen tabu sein. Ich erinnere noch einmal an Psalm 139, der mit ergreifenden Worten die Entstehung von Leben im Mutterleib beschreibt. In den Versen 15 und 16 steht: „Mein Gebein war nicht vor dir verborgen, als ich gemacht wurde im Geheimen, gewirkt wie ein Stickwerk in den untersten Örtern der Erde. Meinen Keim (Knäuel, ungeformte Masse) sahen deine Augen, und in dein Buch waren sie alle eingeschrieben.“ Das zeigt, wie Gott bereits im frühesten Stadium von einem „Menschen“ spricht, dessen Leben wir nicht nehmen dürfen.
  2. Ebenso falsch ist es, wenn ein Ehepaar, das keine Kinder (mehr) haben möchte, aus diesem Grund sexuell völlig enthaltsam lebt. Es ist in Ordnung, wenn ein Ehepaar (nach gemeinsamer Abstimmung) eine Zeitlang geschlechtlich nicht zusammenkommt oder nur in solchen Zeiten Geschlechtsverkehr hat, in denen aufgrund des von Gott gegebenen Zyklus eine Befruchtung relativ unwahrscheinlich ist. Für eine Zeitlang kann man eine solche Disziplin durchaus aufbringen. Es kann in einer Ehe immer Phasen geben, in denen Enthaltsamkeit sogar erforderlich ist (z. B. bei Krankheit, Abwesenheit oder unmittelbar nach einer Schwangerschaft). Generelle, d. h. dauerhafte sexuelle Enthaltsamkeit ist jedoch nicht nach den Gedanken Gottes. 1. Korinther 7 macht das sehr klar: „Die Frau hat nicht Macht über ihren eigenen Leib, sondern der Mann; ebenso aber hat auch der Mann nicht Macht über seinen eigenen Leib, sondern die Frau. Entzieht euch einander nicht, es sei denn etwa nach Übereinkunft eine Zeit lang“ (V. 4.5). Völlige sexuelle Abstinenz ist nicht nach Gottes Plan. Damit sind ausdrücklich nicht Fälle gemeint, in denen aus gesundheitlichen Gründen die geschlechtliche Vereinigung von Mann und Frau grundsätzlich nicht (mehr) möglich ist. Der Herr weiß solche Fälle zu beurteilen. Er kennt die Not, die damit in Verbindung stehen kann.

Kinder – für eine Zeit geliehen

Es ist für Eltern wichtig zu erkennen, dass Kinder eine Gabe auf Zeit – also eine Leihgabe Gottes – sind. Der Tag kommt, wo sie das Elternhaus verlassen und auf eigenen Füßen stehen. Wir geben sie in die Selbstständigkeit ab. Die Mehrzahl unserer Kinder gründet dann eine eigene Familie. Natürlich bleiben hier auf der Erde Kinder immer die Kinder ihrer Eltern, und Eltern immer die Eltern ihrer Kinder. Dennoch ändert sich das Verhältnis, wenn die Kinder eigenständig geworden sind. Solange Kinder von den Eltern abhängig sind und im Elternhaus wohnen, tragen Eltern eine Verantwortung für ihre Kinder. Wir sollen sie in der „Zucht und Ermahnung des Herrn“ erziehen (Eph 6,4). Umgekehrt schulden die Kinder in dieser Zeit ihren Eltern Gehorsam (V. 1). Das ändert sich, wenn die Kinder selbstständig geworden sind. Wir werden das später ausführlich sehen.

Aber noch in einem anderen Sinn gehören uns die Kinder nur für eine Zeit. Solange sie klein sind und noch nicht zur Schule gehen müssen, sind sie (fast) vollständig im Einflussbereich der Eltern. Spätestens dann, wenn die Schulzeit beginnt, fangen wir an, unsere Kinder „abzugeben“ und mit anderen „zu teilen“. Es kommen neue Einflüsse auf die Kinder zu. Als Christen sind wir zwar nicht „von der Welt“, aber wir leben „in der Welt“. Das müssen wir ganz nüchtern sehen. Erst kommt die Schule, dann die Ausbildung und dann der Beruf – bis zur kompletten Selbstständigkeit. Sind wir – und vor allem unsere Kinder – auf diesen Augenblick vorbereitet? Haben wir ihnen, was unsere Verantwortung betrifft, eine Grundlage mitgegeben, die für das Leben hält? Nicht umsonst sagt man, dass die entscheidenden Jahre für die Kindererziehung die ersten Lebensjahre sind. Nicht umsonst versucht der Teufel, gerade die kleinen Kinder bereits in seinen Einflussbereich zu bekommen. Das gelingt ihm z. B., wenn die Mutter berufstätig ist und die kleinen Kinder in der Tagesbetreuung sind. Das sollten wir als Christen – wenn es eben geht – vermeiden. Es mag begründete Ausnahmefälle geben, aber im Allgemeinen kann man davon ausgehen, dass der Einfluss, der in solchen Institutionen auf die ganz kleinen Kinder ausgeübt wird, für ihr Leben prägend ist. Selbst beim Besuch des Kindergartens sollten wir Eltern sorgfältig prüfen, welchen Personen wir unsere kleinen Schätze anvertrauen.

Die Eltern Moses – ein biblisches Beispiel

Moses Eltern lebten in einer schwierigen Zeit. Als der Pharao befahl: „Jeden Sohn, der geboren wird, sollt ihr in den Strom werfen“ (2. Mo 1,22), hatten sie bereits zwei Kinder. Und dann meldete sich das dritte Kind an. Auch dieses nahmen sie als Gabe Gottes an. Sie argumentierten nicht, dass es viel zu gefährlich sei, noch ein drittes Kind zu bekommen. Amram und Jokebed wussten trotzdem ganz genau, dass sie Mose auf Dauer nicht zu Hause behalten konnten. Was taten sie? Sie bauten ein kleines Schutzkästchen, um ihren jüngsten Sohn darin in den Nil zu setzen (2. Mo 2,3). Der Nil ist ein Bild der Gefahren in der Welt. Der Pharao wollte die neugeborenen männlichen Nachkommen der Kinder Israel dort ertränken lassen. Nun war es völlig klar, dass die Eltern Moses den Nil nicht ausschöpfen konnten, um ihren Sohn auf diese Weise zu schützen. Das wäre ein vergebliches Unterfangen gewesen. Ebenso wenig können wir das Böse in der Welt aufhalten oder verändern. Wir können nicht verhindern, dass unsere Kinder früher oder später mit Personen und Einflüssen in Verbindung kommen, die eine Gefahr für sie darstellen. Die „Wasser des Nil“ laufen immer nach. Und diese Wasser haben verschiedene Quellen. Es gibt moralische Gefahren in einer Welt, die eine ganz andere Moral hat und lehrt als die Bibel und nach ganz anderen Prinzipien funktioniert. Es gibt Einflüsse durch Kultur, Sport, Politik, Wissenschaft, Theologie, Philosophie usw. Das Gefahrenpotential ist riesengroß. Was tun wir dagegen? Wir legen die Kinder sozusagen in ein Schutzkästchen. Was soll das bedeuten? Wir bauen unseren Kindern einen Schutzwall, damit sie in den Fluten und Strömungen des modernen Zeitgeistes nicht den Halt verlieren und umkommen. Dieser „Schutzwall“ ist niemand anderes als der Herr Jesus selbst. Wir machen unsere Kinder früh mit dem Herrn Jesus bekannt, unterweisen sie im Wort Gottes und beten für sie, dass Er sie vor den Gefahren dieser Welt bewahrt.

Von den Eltern Moses wollen wir an dieser Stelle drei Dinge konkret lernen:

  1. Erstens sollten wir unsere Kinder so lange bei uns behalten, wie es eben geht, und sie nicht unnötig früh in die Hände von Menschen geben, die sie negativ und anti-biblisch beeinflussen. Der Kinderhort und die Ganztagsbetreuung sollte keinesfalls der Regelfall, sondern die unumgängliche Ausnahme sein. Die negative Beeinflussung kleiner Kinder nimmt dort ihren Anfang und wird kaum ohne spürbare Folgen bleiben können.
  2. Zweitens dürfen wir den Zeitpunkt nicht verpassen, wo wir unsere Kinder – geschützt in einem Kästchen – ein Stück weit abgeben. Es gibt Eltern, die „behüten“ und „bemuttern“ ihre heranwachsenden Kinder so extrem, dass sie dann einen regelrechten „Kulturschock“ erleben, wenn das Leben sie irgendwann fordert (Schule, Studium und vor allem der Beruf). Daran können Kinder scheitern, wenn sie nicht richtig vorbereitet sind. Amram und Jokebed gaben Mose in den Nil, aber sie beobachteten sehr gut, was mit ihm passierte. Das ist es, was wir spätestens dann tun sollten, wenn die Schulzeit beginnt.
  3. Drittens lernen wir von dem Glaubensvertrauen der beiden, das sie zu ihrem Gott hatten. Was wir nicht können, das kann Er ganz sicher. So wie Gott den kleinen Mose bewahrt hatte, so kann und will Er auch unsere Kinder vor dem Teufel, dem „Menschenmörder von Anfang an“ (Joh 8,44), und seinem Einflussbereich bewahren.
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