Botschafter des Heils in Christo 1861

Mitteilungen über das Werk Gottes in unseren Tagen

Irland. Folgender Brief ist einem in London bei Thomas Harrild erschienenen Traktate entnommen.

Elifden, den 28. Nov. 1860

Werter Freund!

Soeben bin ich von einer kurzen Reise hierher zurückgekommen, und nie sah ich die Mission in einem so lieblichen Zustand als jetzt. Die vielen Gebete, die hier zum Thron der Gnade hinaufgestiegen, sind auf eine wunderbare Weise erhört worden. Der Heilige Geist hat in Connemare ein großes Werk angefangen; viele Bekehrungen haben daselbst stattgefunden. Eine dieser Bekehrungen, welche die Aufmerksamkeit der ganzen Gegend auf sich gezogen und vor etwa einem Monat stattgefunden hat, will ich Ihnen hier mitteilen.

Ein Jüngling, der Sohn einer armen katholischen Witwe, wurde in seiner täglichen Beschäftigung auf eine besondere Weise durch die Gnade ergriffen. Er fiel plötzlich nieder und schrie ganz laut, dass er ein verlorener Sünder sei. Dies geschah an einem Markttag, und ohne irgendeine besondere Veranlassung, in einer der vornehmsten Straßen von Elifden. Es verursachte einen großen Auflauf. Man brachte den Jüngling in das Haus seiner Mutter, und hier litt er längere Zeit auf eine schmerzliche Weise sowohl an Körper als an Geist. Seine Anverwandten suchten ihn durch die so genannten Heilsmittel der katholischen Kirche wiederherzustellen. Sie besprengten ihn mit geweihtem Wasser und banden einen Rosenkranz um seinen Hals. Er aber widerstand ihnen in allem, zerriss den Rosenkranz und warf ihn auf den Boden. Danach holten sie die Priester zu ihm; aber seine einzige Antwort war: „Ich habe keinen Priester nötig, als Jesus.“ Zuletzt floh er, um diesen Anfällen zu entgehen, aus dem Haus, aber auf dem Weg fiel er ohnmächtig nieder. Niemand wusste, wo er war. Hunderte suchten ihn. Endlich wurde er durch die Polizei gefunden und in das Haus einer katholischen Familie gebracht. Hier bemerkte man, dass er die Sprache verloren hatte. Auch blieb er mehrere Tage ohne Essen; aber während dieser ganzen Zeit war er im Genuss eines seligen Friedens, und voll von Liebe zum Heiland. Das ging aus den verschiedenen Antworten, die er auf die an ihn gerichteten Fragen niederschrieb, sowie aus seinem fortwährenden Lesen in der Schrift, aus seiner Freude, das Gebet und den Gesang zu hören und aus seiner großen Teilnahme am Heil anderer Seelen ganz deutlich hervor. Eine große Menge Menschen kam, um ihn zu besuchen, denn dieser Vorfall erweckte ein allgemeines Interesse.

Es ist jetzt ein Monat her, wo er zuerst ergriffen worden ist. Er hat seine körperliche Kraft wiederbekommen; aber er kann noch immer nicht sprechen. Es ist sehr interessant, seinen Ernst, seine Schriftkenntnis, seine Liebe zu Jesu und seinen großen Eifer zu sehen. Der Herr scheint ihn zu einem besonderen Zwecke besucht zu haben, weil seine Erfahrung in der Wahrheit in der Tat überraschend ist.

Einige Zeit nachher, als er ergriffen war, fragte ihn Herr D‘Arcy, ob er für ihn beten solle. Er schrieb als Antwort: „Betet für meine Mutter, aber lobsingt für mich.“ Als ich ihn zum ersten Male sah, war er beinahe drei Wochen in diesem Zustand gewesen. Ich fragte ihn: „Sind Sie glücklich?“ Er schrieb: „Ich bin so glücklich, als ich am 2. November war, wo ich dich, o mein Heiland und mein Gott, erwählte.“ Ich fragte weiter: „Weshalb sind Sie glücklich?“ Er antwortete: „Weil ich an meinen Heiland glaube, der am Kreuz sein kostbares Blut für mich vergossen hat. Er war zornig auf mich; aber sein Zorn ist völlig von mir abgewandt. Gepriesen sei sein heiliger Name!“ Weiter fragte ich: „Haben Sie in Betreff der Zukunft keine Furcht mehr?“ Er schrieb: „Nein, denn Jesus ist bei mir; sein Stecken und Stab trösten mich. Ich kann jetzt mit Hiob sagen: „Obwohl Er mich schlägt, will ich doch auf Ihn vertrauen.“ Ich hoffe auch zum Herrn, dass Er mir die Sprache wiedergeben wird, um alle diese herrlichen Dinge armen Sündern zu verkündigen.“ Ich sagte: „Des Herrn Zeit ist die beste,“ und er antwortete: „Ja, Er hat seine weisen Absichten, mich stumm sein zu lassen. Er gab die Sprache, und Er hat sie weggenommen, und wenn Er es für nötig hält, wird Er sie wiedergeben. Ich weiß, dass Er es tun kann; denn Er hat mehr als dieses an mir getan. Er hat mich aus der Gewalt des Satans errettet und hat mir seinen Geist gegeben. Das ist das größte, was Er für mich getan hat, seitdem Er mich auf dieser Erde schuf. Ich glaube, dass das ein größeres Wunder ist, als einen Toten aufzuerwecken.“ – Solche Aussprüche, solch stilles Vertrauen und solch ernste Reden an die Umstehenden machen einen noch tieferen Eindruck, wenn man bedenkt, dass er ein sehr unwissender Jüngling war, auferzogen in einer der ärmsten Hütten und umgeben von bigotten Katholiken. Beim folgenden Besuch fragte ich ihn weshalb er nicht sprechen könne. Er schrieb: „Es kam, weil ich Gott nicht glaubte; ich dachte in meinem Herzen, dass es nutzlos sei, auf Gott zu vertrauen, und in demselben Augenblick nahm Er die Sprache weg.“ – seine Ermahnungen an alle, Gott zu glauben und nicht zu zweifeln, sind sehr ernst.

Ich habe in den wenigen Tagen viele interessante Unterhaltungen mit diesem jungen Mann gehabt. Er besuchte einige Versammlungen, und schrieb immer ein ernstes und nützliches Wort für die Zuhörer nieder; auch war er stets gewiss, dass er wieder bald würde sprechen können. Der Priester hatte zwar gesagt: dies würde nicht eher der Fall sein, bis er ihm die Hände aufgelegt hätte. – Wir unterließen nicht, für ihn zu beten wozu sich ein allgemeines Interesse zeigte. Auch haben wir Ursache, zu glauben, dass während der Zeit vier bis fünf Bekehrungen stattgefunden haben, wodurch unser Eifer noch größer geworden ist.

Ich fing diesen Brief schon vor mehreren Tagen an, und schließe ihn erst heute am 28. November. Ich bin froh, dass ich dadurch im Stande bin, ihnen noch ein interessanten Vorfall mitzuteilen. Man hatte viel für den jungen Mann gebetet, und er zeigte großes Verlangen, eine kleine Gebetsversammlung in der Nähe seiner Wohnung zu besuchen. Dies war gestern Abend; er erwartete, wie er sagte, sehr gesegnet zu werden. Herr D‘Arcy betete sehr ernst. Ich las das 15. Kapitel von Lukas und sprach einige Worte darüber. Der Jüngling schrieb etwas nieder, und kaum hatte er die Worte beendet: „Meine werten Freunde! Ich hoffe, dass ihr nicht an Gott zweifeln werdet,“ als es ihm erging wie dem Zacharias, „dessen Mund augenblicklich geöffnet und dessen Zunge gelöst wurde, dass er sprach und Gott lobte.“

Alle waren sehr ruhig und still; aber plötzlich rief der Jüngling mit einer Stimme, die in jedem Herzen wiederklang: „Meine Freunde, ich bin frei, lobt den Herrn!“ und als er dies gesagt hatte, sank er erschöpft nieder. Sein ganzer Körper zitterte. Es war ein Augenblick, den ich nie in meinem Leben vergessen werde, und den zu beschreiben, ich nicht im Stand bin. Die Gemütsbewegung war groß. Es waren etwa an fünfzig Personen anwesend. Alle weinten und waren ganz erschüttert. Herr D‘Arch brachte darauf den Jüngling nach außen, und wir sangen mit unbeschreiblichen Gefühlen: „Lobt den Herrn für alle seine Segnungen!“ Hierdurch wurden die Gemüter nach und nach etwas ruhiger, und während Herr D‘Arcy mit dem Jüngling, der sehr ergriffen aber völlig bei Sinnen war, sich draußen befand, beteten wir drinnen und dankten Gott für diese unerwartete Gebetserhörung. Der junge Mann kam darauf herein, noch zitternd an seinem Körper, aber ganz klar in seinem Geist. Jetzt kam auch seine arme Mutter herbei und rief auf Irisch: „O, er ist tot!“ „Liebe Mutter,“ sagte der Jüngling in derselben Sprache, „ich bin nicht tot, ich bin in Christus errettet, und meine Sünden sind vergeben. Ich war ein Sünder, ein großer Sünder; aber meine Sünden sind vergeben.“ Dann sagte er auf Englisch: „Lasst uns, meine Freunde, das Lied singen: Ich hörte Jesu Stimme sagen: Komm her, Beladener, komm usw.“

Wir sangen das schöne Lied, und es machte auf alle einen tiefen und gesegneten Eindruck. Darauf bat er uns, auch noch das folgende Lied zu singen: „O schöner Tag, wo ich erwählte, mein Jesu dich, mein höchstes Gut usw.“ Nach Beendigung des Liedes sagte er: „O möchte dies doch in Wahrheit die Sprache aller sein, die an diesem gesegneten Abend gegenwärtig sind!“

Dann beteten wir noch sehr ernst zusammen, und verließen mit einem Gefühl von Lob und Dank über die großen Taten Gottes die Wohnung. Ja, Gott ist reich an Gnade und Erbarmen! Ersuchen Sie alle die Gläubigen dort, für uns zu beten, dass der Herr uns Gnade, Weisheit und Demut geben möge, um Ihn in dieser wunderbaren Zeit zu verherrlichen.

Empfangen Sie die herzlichsten Grüße von Ihrem in Christus verbundenen Bruder Henry Cory Eade

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