Die Zukunft der Christenheit

Die Zukunft

Jesaja 11 redet von einer Zeit, da „die Erde voll sein wird der Erkenntnis des Herrn, wie die Wasser den Meeresgrund bedecken“; ein wunderbarer Trost für alle die, die jetzt den Unglauben und den Abfall von Gott überall auf der Erde sehen. Damit ergibt sich die Frage, wie dieser Zustand erreicht werden wird.

Viele meinen, dass dies ein Beweis dafür ist, dass das Evangelium über die Sünde und die Mächte der Finsternis triumphieren wird. Sie glauben, dass das Evangelium der Gnade noch überall gepredigt werden wird, bevor der Herr kommt, und dass sich infolgedessen die ganze Welt zu Gott bekehren wird. Auf diese Weise würde dann eine christliche Welt entstehen, die sich der Hand Gottes unterwirft.

Wenn wir jedoch die Schrift genau lesen, finden wir etwas völlig anderes. Durch die Verkündigung des Evangeliums wird die Welt nicht Gerechtigkeit lernen. „Denn wenn deine Gerichte die Erde treffen, so lernen die Bewohner des Erdkreises Gerechtigkeit. Wird dem Gottlosen Gnade erwiesen, so lernt er nicht Gerechtigkeit: Im Land der Geradheit handelt er unrecht und sieht nicht die Majestät des Herrn“ (Jes 26,9–10). In Jesaja 11 heißt es dann auch, dass der Herr „die Erde schlagen wird mit der Rute seines Mundes, und mit dem Hauch seiner Lippen den Gesetzlosen töten“ wird. „Und Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Lenden sein, und die Treue der Gurt seiner Hüften.“ Das ist der Weg, auf dem dieser gesegnete Zustand kommen wird.

Auch das Neue Testament belehrt uns ausdrücklich darüber, dass das Evangelium die Welt nicht umformen wird. Im Gegenteil sehen wir, dass das Böse sich stets mehr und mehr ausbreiten und schließlich im Abfall von Gott und im offenen Aufruhr gegen Ihn seinen Höhepunkt erreichen wird. Das Furchtbare dabei ist, dass dies nicht nur in der gottlosen Welt geschehen wird. Auch bei der Christenheit sehen wir, dass der Verfall enden wird in dem großen Abfall von Gott.

Das Reich der Himmel

In Matthäus 13 finden wir die prophetische Geschichte dieses Reiches in seiner verborgenen Gestalt. Nicht so, wie die Propheten des Alten Testaments es geschaut und davon geweissagt haben, sondern vielmehr in der Gestalt, die es nun infolge der Verwerfung des Königs angenommen hat. Es ist das Reich, wie es vom Tag der Pfingsten an besteht bis zu jenem Augenblick, da der Herr auf die Erde herniederkommen wird, um das Reich in Macht und Herrlichkeit aufzurichten. Es wird durch die Tatsache gekennzeichnet, dass der König selbst abwesend ist. Nachdem Er durch sein Volk verworfen und getötet wurde, sitzt Er nun auf dem Thron seines Vaters im Himmel und nicht auf seinem Thron auf der Erde.

Die ersten vier Gleichnisse lassen uns die äußere Gestalt des Reiches erkennen. In dem ersten Gleichnis zeigt uns der Herr, dass das Evangelium nicht von allen in einem redlichen und guten Herzen bewahrt wird (Lk 8,15), sondern dass es bei vielen nur eine äußerliche Sache ist. In dem zweiten sehen wir, dass der Anfang des Reiches wohl gut war, dass aber schon bald durch den Feind Unkraut unter den Weizen gesät wurde. Der Herr selbst nennt den Weizen „die Söhne des Reiches“ und das Unkraut „die Söhne des Bösen“. Die Ungläubigen würden mitten unter den Gläubigen verbleiben, und äußerlich würden sie auch den Gläubigen ähnlich sein, denn es handelt sich um ein Unkraut, das mit dem Weizen eine sehr große Ähnlichkeit hat. Das wird auch bis zur Zeit der Ernte so bestehen bleiben, bis sowohl der Weizen wie auch das Unkraut zur Reife gelangt sein werden. Erst dann wird das Unkraut durch Gericht entfernt werden. Die Zeit der Ernte ist die Vollendung des Zeitalters (Vers 39), das Ende des jetzigen Zeithaushaltes.

In dem dritten Gleichnis wird uns vorgestellt, dass das Reich eine große, irdische Macht werden wird (vgl. Dan 4), obwohl das nicht in Übereinstimmung mit seiner ursprünglichen Art ist (Samen vom Senfkorn). Solange der König verworfen ist, wird diese Macht auf der Erde herrschen. Die Vögel würden „in seinen Zweigen nisten“ (Off 18,2), unreine Lehren würden in ihr festen Fuß fassen.

In dem vierten Gleichnis sehen wir das innere Verderben. Das reine Mehl wird durch den darin verborgenen Sauerteig völlig verdorben. Falsche Lehren und sittliches Verderben (Mt 16,12; 1. Kor 5) werden hineingebracht und geben ihm schließlich ihr volles Gepräge.

Der Verfall in der Versammlung

Auch in den Briefen finden wir dieselben Hinweise. So herrlich es zu Anfang war, so schnell trat auch das Böse schon in Erscheinung. Es wird auch kein Zweifel darüber gelassen, dass das Böse sich weiter entwickeln wird. „Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten einige von dem Glauben abfallen werden, indem sie achten auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen, durch die Heuchelei von Lügenrednern, die betreffs des eigenen Gewissens wie mit einem Brenneisen gehärtet sind“ (1. Tim 4,1–2). „Dies aber wisse, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten eintreten werden; denn die Menschen werden selbstsüchtig sein, geldliebend, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, unheilig, ohne natürliche Liebe, unversöhnlich, Verleumder, unenthaltsam, grausam, das Gute nicht liebend, Verräter, verwegen, aufgeblasen, mehr das Vergnügen liebend als Gott, die eine Form der Gottseligkeit haben, deren Kraft aber verleugnen“ (2. Tim 3,1–5). Das sind dieselben Dinge, die in Römer 1 genannt werden zum Beweis dafür, wie tief die Heiden gesunken waren. Hier aber ist von der Christenheit die Rede, von solchen, die sich Christen nennen, „die eine Form der Gottseligkeit haben“.

„Denn es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen …, und sie werden die Ohren von der Wahrheit abkehren, sich aber zu den Fabeln hinwenden“ (2. Tim 4,3.4). In dem gleichen Kapitel muss sich der Apostel darüber beklagen, dass sie ihn alle verlassen hatten, wie auch in Kap. 1,15, dass alle, die in Asien sind, sich von ihm abgewandt hatten. Denken wir dabei nicht auch an Apostelgeschichte 20,29–30?

Gott ließ es zu, dass sich das Unkraut damals schon als solches offenbarte, damit wir in dieser Hinsicht göttlich unterrichtet werden und wissen können, wie wir uns in der Zeit des Verfalls zu verhalten haben.

„Denn die Zeit ist gekommen, dass das Gericht anfange bei dem Haus Gottes“ (1. Pet 4,17). „Wie auch unter euch falsche Lehrer sein werden, die Verderben bringende Sekten nebeneinführen werden“ (2. Pet 2,1).

Johannes schreibt davon, dass die letzte Stunde durch das Kommen des Antichristen gekennzeichnet sein wird und nicht etwa dadurch, dass man dem Evangelium glaubt oder dass es in der ganzen Welt verkündigt werden wird (1. Joh 2,18).

Und Judas beschreibt den Abfall in seinem dreifachen Charakter: in Kain den natürlichen Abfall, in Bileam den geistlichen Abfall (das Verkündigen verderblicher Lehren um Lohn) und in Korah die Auflehnung gegen die priesterlichen und königlichen Rechte des Herrn, die in Aaron und Mose dargestellt waren. Dieser Abfall aber wird sein Urteil empfangen, wenn der Herr aus dem Himmel herniederkommt, um die Gerichte auszuführen.

Ach nein, es ist nicht das Evangelium, sondern das Böse, das den Zusammenschluss der Welt bewirken wird: „Und ich sah aus dem Mund des Drachen und aus dem Mund des Tieres und aus dem Mund des falschen Propheten drei unreine Geister kommen, wie Frösche; denn es sind Geister von Dämonen, die Zeichen tun, die zu den Königen des ganzen Erdkreises ausgehen, sie zu versammeln zu dem Krieg jenes großen Tages Gottes, des Allmächtigen“ (Off 16,13–14).

Die Kirchengeschichte

In Offenbarung 2 und 3 finden wir eine prophetische Darstellung der Geschichte der Kirche. Nicht so, wie die Menschen sie sehen und beurteilen, sondern so, wie Er sie sieht, der Augen hat wie eine Feuerflamme. Wir werden in einem besonderen Kapitel darauf noch zurückkommen.

Hier nun werden uns der sittliche Verfall und die Ursachen des Verderbens deutlich beschrieben. In Ephesus (dem apostolischen Zeitalter) ist scheinbar alles noch gut. Doch die erste Liebe ist nicht mehr vorhanden. In Smyrna (zweites und drittes Jahrhundert) ist von keinerlei Tadel die Rede. Durch das Feuer der Verfolgungen sind die Herzen eng mit dem Herrn verbunden.

Nachdem Konstantin die christliche Religion angenommen und zur Staatsreligion erhoben hatte (Pergamus), findet eine große Veränderung in der Stellung der Versammlung statt. Sie geht nicht mehr als der leidende Pilger durch diese Welt, die ihren Herrn verworfen und gekreuzigt hat. Sie wohnt dort, wo der Thron Satans ist. Sie ist dort, wo Satan herrscht, zur Ruhe gelangt.

In Thyatira (Papsttum) nimmt diese Veränderung weiteren Fortgang. Thyatira hat eine herrschende Stellung auf der Erde eingenommen. Es maßt sich die Oberherrschaft über die Welt an. Hurerei (Verbindung mit der Welt) und Götzendienst sind nunmehr die Kennzeichen der Versammlung geworden. Der Herr muss ihren Leuchter wegnehmen. Thyatira selbst aber muss bleiben bis nach dem Kommen des Herrn, um dann gerichtet zu werden.

In Sardes (Protestantismus) haben wir einen neuen Anfang, ohne die groben Irrtümer Roms. Aber es ist kein Leben da, nur der Name, dass es lebt. Der Herr muss mit Sardes in der gleichen Weise handeln, wie Er auch mit der Welt handelt, denn es ist der Welt gleichförmig geworden (1. Thes 5,1–5).

In Philadelphia wird uns das große Wirken des Heiligen Geistes im vorigen Jahrhundert vorgestellt. Tausende verließen die toten protestantischen Staatskirchen, um zu dem Wort und zu dem Namen des Herrn Jesus zurückzukehren; ein herrliches Wiederaufleben.

Aber leider war es nicht von Dauer, und in Laodicäa finden wir das, was aus Philadelphia hervorgegangen ist, obwohl ein kleiner Überrest aus Philadelphia bis zum Kommen des Herrn bleiben wird. In Laodicäa steht der Herr draußen, vor der Tür. Seine Autorität wird nicht mehr anerkannt. Die Menschen selbst aber meinen, dass alles in bester Ordnung ist. Sie sind „reich“ und „reich geworden“, und da ist nichts mehr, dessen sie noch bedürften. [Zu den hier und im folgenden Kapitel über Laodicäa gemachten Ausführungen vgl. die Aufsätze in „Ermunterung und Ermahnung“, 1977, Seite 161; 1979, Seite 177–181, sowie die Auslegung von W. Kelly „Remarks on the Revelation“ in „The Bible Treasury“, Vol. 2, Seite 54–57. Anm. der Herausgeber.]

So sind wir der Kirchengeschichte, wie der Herr Jesus sie sieht, gefolgt. Und in diesen letzten Tagen sehen wir die letzten vier Versammlungen noch bestehen:

Thyatira die römisch-katholische Kirche, Sardes, die protestantischen Staatskirchen, Philadelphia, den schwachen Überrest, Laodicäa, das laue Christentum in den Freikirchen und Gruppen außerhalb der ersten beiden.

Wir leben in den letzten Tagen. Bald wird der Herr Jesus kommen, um seine Braut von dieser Erde zu holen. Das haben wir in dem vorigen Kapitel bereits gesehen.

Dann wird Er alle wahrhaft Gläubigen aus diesen vier Versammlungen zu sich nehmen, und nur das Namen-Christentum, das kein Leben aus Gott hat, wird noch übrig bleiben.

Nach der Entrückung der Versammlung

In Offenbarung 17 finden wir das Namen-Christentum wieder, und zwar dargestellt in dem Bild der großen Hure. Diese trägt die Kennzeichen der Frau Jesabel (Off 2,18–19), und in Offenbarung 17,9 haben wir eine deutliche Anspielung auf Rom.

Die Übereinstimmung zwischen den ersten Versen des 17. Kapitels und Kap. 21,9ff. ist auffallend. Die Einleitung ist beinahe wörtlich dieselbe. In den Kap. 17 und 18 wird uns jedoch die Beschreibung der falschen Braut, der großen Hure, in dem Bild einer Stadt wiedergegeben. Und nach den Gerichten wird uns die Beschreibung der wahren Braut, der Frau des Lammes, ebenfalls in dem Bild einer Stadt gezeigt.

Dass die große Hure ein Bild des Namen-Christentums ist, ist ohne weiteres klar. Sie trägt aber im Besonderen die Kennzeichen von Thyatira. Die Führung wird in den Händen von Rom liegen.

Die Hure nimmt auf der Erde eine führende Stellung ein. Sie ist bekleidet mit Purpur und Scharlach und übergoldet mit Gold und Edelgestein und Perlen: Das ist die kaiserliche Würde und das Beste, was die Welt zu bieten hat. Scheinbar ist es derselbe Schmuck wie bei der Braut (Kap. 21,18–21), aber der Becher in ihrer Hand ist voller Gräuel und Unreinigkeit ihrer Hurerei. Hesekiel 16,25–29 zeigt uns, dass Hurerei in der Schrift ein Bild ist von der Vermischung und der Gemeinschaft mit der Welt, und aus Hesekiel 16,36 sehen wir, dass die Gräuel ein Bild vom Götzendienst sind.

Sie sitzt auf einem scharlachroten Tier, ein Bild von dem wiedererstandenen römischen Weltreich (17,7–8; 11–13). Der politische Einfluss Roms wird zunehmen und schließlich ganz West-Europa beherrschen. Aber es ist ein Christentum ohne Christus, eine Religion ohne Gott.

Dann aber, auf dem Höhepunkt ihrer Macht, wird sie vernichtet werden. Gott wird in den Herzen der politischen Führer West-Europas Einheit des Willens bewirken, eine Einheit in Hass wegen ihrer Tyrannei. Sie „werden die Hure hassen und werden sie öde und nackt machen und werden ihr Fleisch fressen und sie mit Feuer verbrennen. Denn Gott hat in ihre Herzen gegeben, seinen Sinn zu tun und in einem Sinn zu handeln“ (Vers 16). In Kap. 18 wird von dem Gericht und den sich daraus für die Welt ergebenden Folgen eine ausführliche Beschreibung gegeben.

Bevor die Hochzeit des Lammes im Himmel stattfindet, muss erst die Hure gerichtet werden.

Leser, wem gehörst du an? Gehörst du mit zur Braut? Hast du Leben aus Gott, weil du mit wahrhaftigem Herzen deine Sünden vor Gott bekannt und an die Person und das Werk des Herrn Jesus geglaubt hast?

Oder ist es bei dir auch nur eine äußere Form, ohne eigentlichen Inhalt? Eine Form, die dir noch von deiner Erziehung her geblieben ist und in der du dich infolge der Gewohnheit wohlfühlst? Dann wird das Gericht aus Offenbarung 18 auch dein Gericht sein!

Möge Gott schenken, dass du dich dann jetzt noch bekehrst. Jetzt ist noch der Tag des Heils, jetzt ist noch die wohlangenehme Zeit.

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