Geistesgaben oder Schwärmerei?

3. Das so genannte „Zungenreden“

Geistesgaben oder Schwärmerei?

Die Charismatiker behaupten im Allgemeinen, dass die unmittelbare Folge der so genannten „Geistestaufe“, die wir im vorigen Kapitel behandelt haben, das so genannte „Zungenreden“ ist. Auch hier müssen wir leider gleich zu Anfang feststellen, dass dieses „Zungenreden“ der Charismatiker in der Heiligen Schrift nicht gelehrt wird.

Eine sprachliche Erklärung

Unter den Gaben, die der erhöhte Christus Seiner Versammlung gegeben hat, werden auch „Arten von Sprachen“ oder „Reden in Sprachen” erwähnt (1. Kor 12,10.28.30 usw.). Das im Griechischen für „Sprache“ gebrauchte Wort glossa bedeutet zunächst „Zunge“ als Körperteil (Mk 7,33; Lk 1,64 usw.). Wie wir sahen, wird dasselbe Wort glossa auch in Apostelgeschichte 2,3 für die zerteilten Zungen gebraucht, die sich auf die Jünger setzten. Gewöhnlich ist es nun keine Schwierigkeit, zu unterscheiden, ob im Text des Neuen Testamentes die Zunge als Körperteil oder eine Sprache gemeint ist; dementsprechend muss übersetzt werden.

Für den deutschen Bibelleser kommt eine Schwierigkeit hinzu. Als Martin Luther die Bibel ins Deutsche übersetzte, bedeutete auch das Wort Zunge noch beides, „Körperteil“ und „Sprache“. Wenn wir eine alte Ausgabe der Luther-Bibel aufschlagen, liest sich Apostelgeschichte 2,4.6.11 folgendermaßen: „ …und fingen an zu predigen mit anderen Zungen, nach dem der Geist jnen gab aus zu sprechen … Da nu diese Stimme geschach, kam die Menge zusamen, und wurden verstörzt, Denn es höret ein jgliches das sie mit seiner Sprache redten … Wir hören sie mit unseren Zungen die grossen Thaten Gottes reden“ (Lutherbibel von 1545. Hervorhebungen vom Verfasser). Man sieht also, dass Luther wahlweise die Worte Zunge und Sprache benutzte, wenn es darum ging, den Begriff der Sprache wiederzugeben.

Heute ist das anders. Im modernen Deutsch bezeichnet Zunge nur noch einen Körperteil. In dem anderen Fall muss das Wort „Sprache“ verwendet werden. – So viel zur Bedeutung des griechischen Wortes glossa und des deutschen Wortes „Zunge“.

In fast jedem griechisch-deutschen Wörterbuch zum Neuen Testament findet man nun unter dem Stichwort glossa neben der Bedeutung „Zunge“ und „Sprache“ auch den Begriff „Zungenreden“. Diese dritte Bedeutung wird überall da im Neuen Testament angenommen, wo von der Gabe des Redens in Sprachen die Rede ist.

Was versteht man unter dem so genannten „Zungenreden“?

Die Charismatiker sind leider nicht die einzigen, die bestimmte klare Aussagen des Wortes Gottes missverstehen und missdeuten. Auch die Theologen wissen seit langem nichts Besseres zu sagen. Der folgende Auszug aus einem modernen Bibellexikon zeigt, wie wenig Aussagen des Wortes Gottes verstanden werden, oder anders gesagt, wie viel man hineinzulegen versucht:

„‚Zungenreden’ (Glossolalie, von griechisch glossa ‚Zunge’, ‚Sprache’), ekstatisches Reden in unverständlicher, stammelnder Sprache … Die Neuheitserfahrung der ersten Christen äußerte sich vielfach in einem Ausbruch ekstatischen Zungenredens (Apg 10,46; 19,6), der zu den Erscheinungsformen des der Gemeinde gegebenen Geistes der Endzeit gerechnet wurde (1. Kor 14,39). Paulus ist allerdings dem Zungenreden gegenüber sehr skeptisch und wertet es betont gegenüber der auch für Außenstehende verständlichen prophetischen Rede ab (1. Kor 13,1; 14,1–12).

Besondere Probleme bietet der Pfingstbericht (Apg 2,1–13).

Eine ältere Fassung der Erzählung scheint von einem Hör-Wunder berichtet zu haben: Die Anwesenden verstehen das Z. je in ihrer Sprache (Vers 8). Lukas macht daraus ein Sprachen-Wunder: Die Apostel reden, gleichsam die weltweite Mission vorwegnehmend, in verschiedenen Sprachen (Vers 4).“ (Reclams Bibellexikon)

Wesentlich vorsichtiger beurteilt das Lexikon zur Bibel (Brockhaus-Verlag) das so genannte „Zungenreden“, gibt aber auch keine plausible Erklärung für diese Gabe.

Dennoch hat es auch Stimmen gegeben, die sich nicht fortreißen ließen durch Unwissenheit oder Voreingenommenheit hinsichtlich dieser im Neuen Testament bezeugten Gabe. So zum Beispiel der bekannte Bibel-Ausleger J. A. Bengel (1687–1752), der zu 1. Korinther 14,4 in seinem Bibelwerk „Gnomon“ schreibt: „Durchweg ist in diesem Kapitel unter Zunge Sprache zu verstehen.“ Dass dies die einfache und einleuchtende Erklärung der Gabe des Redens in Sprachen ist, wollen wir nun anhand der Textstellen im Neuen Testament nachweisen.

Das Zeugnis des Neuen Testamentes

Nach dieser etwas längeren Einführung wollen wir zu unserem eigentlichen Anliegen kommen und untersuchen, was die einzelnen Stellen des Neuen Testaments, in denen das Reden in Sprachen erwähnt wird, wirklich aussagen.

Markus 16,17

„Diese Zeichen aber werden denen folgen, die glauben: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden und werden Schlangen aufnehmen, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nicht schaden; Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie werden sich wohl befinden“ (Mk 16,17.18). In diesem Abschnitt haben wir den „großen Auftrag“ des auferstandenen Herrn an Seine Jünger (vergleiche auch Mt 28,18–20). Er berief sie dazu, der ganzen Welt das Evangelium zu predigen. Christus war ja in die Welt gekommen, um Sünder zu erretten. Deshalb starb Er und wurde Er auferweckt (Röm 4,25). Alle, die glauben und getauft werden, werden errettet werden, wer aber nicht glaubt, geht ewig verloren.

Die dann erwähnten Dinge, die Austreibung von Dämonen (vergleiche hierzu Apg 16,18), das Reden in neuen Sprachen (Apg 2,4), das Aufnehmen von Schlangen (Apg 28,3–6), das Auflegen der Hände (Apg 3,7; 5,12) usw., alles dies ging tatsächlich im Leben der Apostel in Erfüllung. Sie hatten als Erste geglaubt und waren von dem Wunsch erfüllt, Seelen zu gewinnen. Aber diese Verheißung ist nicht allgemein gültig, so dass sie jeder Christ auf sich beziehen kann. Sie galt in erster Linie denen, die den großen Auftrag des Herrn erfüllten. Wenn heute ein Gläubiger eine Schlange aufnehmen würde, erginge es ihm wohl nicht so wie dem Apostel Paulus in Apostelgeschichte 28.

Außerdem ist es wichtig, den Unterschied zu den Worten des Herrn am Schluss des Matthäus-Evangeliums zu sehen. Dort spricht Er davon, dass Ihm alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben ist und dass Er bei uns sein will bis zur Vollendung des Zeitalters (Mt 28,18–20). Im Evangelium nach Markus lesen wir jedoch nichts davon, dass der Herr durch die Zeichen so lange wirken würde. Wie wir sahen, gingen die Voraussagen des Herrn bei den Aposteln fast wörtlich in Erfüllung – und zwar alle, nicht nur eine oder zwei! Deshalb ist es merkwürdig, dass heute nur bestimmte dieser Dinge als besondere „Gaben“ herausgestellt werden.

Es handelt sich hier um Zeichen, mit denen Gott am Anfang der christlichen Epoche oder Haushaltung bestätigte, dass die Verkündigung des Evangeliums in Seinem Auftrag geschah. So hatte Er einst Mose durch Wunder und Zeichen vor dem Pharao als Seinen Diener legitimiert. Der Schreiber des Hebräer-Briefes erinnert sich um das Jahr 60 an diese Zeichen mit den Worten: „Wie werden wir entfliehen, wenn wir eine so große Errettung vernachlässigen? – die den Anfang ihrer Verkündigung durch den Herrn empfangen hat und uns von denen bestätigt worden ist, die es gehört haben, wobei Gott außerdem mitzeugte, sowohl durch Zeichen als durch Wunder und mancherlei Wunderwerke und Austeilungen des Heiligen Geistes“ (Heb 2,3–4).

Die „neuen Sprachen“, die der Herr in Markus 16 erwähnt, sind nicht neu in dem Sinne, dass sie noch nie zuvor gehört wurden, oder dass sie den Hörern neu waren, sondern es waren Sprachen, die den Sprechern neu waren. Es waren andere Sprachen als die, die sie bisher kannten. Das kommt auch in dem griechischen Wort für „neu“ (kainos) zum Ausdruck. Es bedeutet etwas Neues, sofern es noch nicht da gewesen ist, oder im Gegensatz zu dem bisherigen an dessen Stelle tritt. Es gibt im Griechischen ein anderes Wort, neos, das ebenfalls „neu“ bedeutet, aber in dem Sinn von „jung, frisch, noch nicht alt“. Das ist hier jedoch nicht gemeint.

Apostelgeschichte 2,4–13

Das wird in dem nächsten Vorkommen des Wortes „Sprache“ bestätigt. Nach der Ausgießung des Heiligen Geistes, die wir in Kapitel 2 behandelt haben, fingen die Jünger an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab auszusprechen. Diese anderen Sprachen, die in den Versen 8–11 aufgezählt werden, sind doch wohl die „neuen Sprachen“, von denen der Herr in Markus 16,17 gesprochen hatte. Die Jünger, die von Hause aus aramäisch und wohl auch griechisch (Koine) sprachen, redeten jetzt in der Kraft des Heiligen Geistes in ungefähr 16 Sprachen und Mundarten.

Oft hört man die Auffassung: Die Jünger sprachen in ihrer eigenen Sprache, aber die Zuhörer hörten jeweils ihre Sprache. Dabei wird auf die Verse 6,8 und 11 hingewiesen, wo von dem Hören die Rede ist. Erstens steht jedoch in den Versen 6 und 11 ausdrücklich dabei, dass sie sie in ihren Sprachen reden hörten. Zweitens haben wir in Vers 4 gelesen, dass sie in anderen Sprachen redeten. Es war also kein „Hör-Wunder“, sondern ein echtes Sprach- Wunder.

Aus dieser Stelle wird zweierlei deutlich: Erstens, dass die neuen und anderen Sprachen tatsächliche, auf der Erde gesprochene Sprachen waren, ferner aber für die Jünger Fremdsprachen, die sie nicht gelernt und bis dahin noch nie gesprochen hatten. Es kann daher keine Zweifel geben, dass wir hier den wahren Ursprung und Zweck der Gabe des Redens in Sprachen finden.

Zweitens wird deutlich, dass diese Gabe von Gott durch den Heiligen Geist gegeben wurde, um „die großen Taten Gottes“, das heißt das Werk Christi und die segensreichen Folgen für diejenigen, die glauben, zu verkündigen. Das Resultat dieser wundersamen Predigt finden wir in Vers 41: „Es wurden an jenem Tage etwa dreitausend Seelen hinzugetan.“

Gott gab also auf übernatürliche, geistliche Weise diesen ungelehrten Männern die Fähigkeit, in Sprachen zu reden, die sie nicht gelernt hatten.

In diesen Sprachen verkündigten sie die großen Taten Gottes, das heißt das Evangelium.

Sie wurden von den Anwesenden, die ungläubig waren, verstanden, da sie in deren eigenen Sprachen predigten.

Was der Herr in Markus 16,17 angekündigt hatte, wurde am Pfingsttag schon Wirklichkeit. Dabei wird auch die Absicht Gottes, die Er mit der Gabe des Redens in Sprachen hatte, ganz deutlich. Es ist daher falsch und unverantwortlich, diese Stelle in Apostelgeschichte 2 als eine einmalige Besonderheit aufzufassen und alle folgenden Stellen anders zu erklären. Nein, gerade diese Stelle ist die Erklärung für alle folgenden.

Apostelgeschichte 10, 46 und 19, 6

Auch in dem Bericht von der Errettung des Kornelius und der Seinen wird erwähnt, dass sie in Sprachen redeten und Gott erhoben. Kornelius war ohne Zweifel bereits ein bekehrter und wiedergeborener Mann, bevor Petrus zu ihm kam. Aber ihm fehlte noch die Kenntnis des vollbrachten Werkes Christi und somit des Evangeliums des Heils. In Epheser 1,13 steht deutlich, dass derjenige mit dem Heiligen Geist versiegelt wird, der dieses „Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils“ geglaubt hat.

Bis dahin waren Heiden nicht in den Genuss der von Gott für Israel bestimmten Segnungen gekommen.

Jetzt verkündigte Petrus, der selbst erst in dieser Hinsicht belehrt werden musste (Apg 10,9–17), Kornelius und seinem Haus, „dass jeder, der an ihn glaubt, Vergebung der Sünden empfängt durch seinen Namen“ (Apg 10,43). Kornelius und die anderen nahmen dies im Glauben für sich an, und sogleich fiel der Heilige Geist auf alle, die das Wort hörten. Jetzt waren auch Menschen aus den Heidenvölkern, den Nationen, „offiziell“ zum christlichen Glauben und in den Bereich des Segens Gottes gekommen. (Die Samariter in Apostelgeschichte 8 waren freilich auch keine Juden im strengen Sinne des Wortes, ebenso wenig der Kämmerer). Als Beweis davon hörte man sie nun in Sprachen reden und Gott erheben. Gott bezeugte dadurch, dass Juden und Nationen gleicherweise gesegnet werden in Christus. Kornelius und die Seinen, die das Wort aufgenommen hatten, empfingen den Heiligen Geist ebenso wie die Juden am Tag der Pfingsten. Das bestätigt Petrus ausdrücklich in seinem Bericht hiervon in Kapitel 11,15–16: „Als ich aber zu reden begann, fiel der Heilige Geist auf sie, so wie auch auf uns im Anfang. Ich dachte aber an das Wort des Herrn, wie er sagte: Johannes taufte zwar mit Wasser, ihr aber werdet mit Heiligem Geist getauft werden.“

Das Reden in Sprachen war daher keine notwendige Begleiterscheinung des Empfangs des Heiligen Geistes, sonst hätten die Samariter (Apg 8) ebenfalls in Sprachen reden müssen. Nein, es war ein Zeichen, dass Gott die Nationen auf die gleiche Weise an dem gleichen Segen teilhaben ließ wie die Juden.

Ähnlich steht es mit den etwa zwölf Jüngern zu Ephesus (Apg 19,1–7). Nur ist hier nicht Petrus oder ein anderer der zwölf vom Herrn auf Erden berufenen Apostel das Werkzeug der Gnade, sondern Paulus, der von dem verherrlichten Herrn berufene Apostel der Nationen. Der Verkündiger des Evangeliums der Herrlichkeit stand nicht hinter den übrigen Aposteln zurück, sondern auf dem gleichen Boden wie sie.

Die Jünger in Apostelgeschichte 19 hatten den Heiligen Geist noch nicht empfangen, weil sie überhaupt noch nicht wussten, dass Er gekommen war! Sie kannten wohl nur die Predigt des Täufers Johannes und waren mit seiner Taufe getauft. Ein Christ ist jedoch nur derjenige, der den Heiligen Geist besitzt, durch den er ein Glied am Leib Christi ist. Diese Gläubigen aber – denn das waren sie – befanden sich sozusagen noch auf alttestamentlichem Boden. Dass sie geglaubt hatten, besagt nicht, dass sie Christen waren. Auch Johannes der Täufer war kein Christ, ebenso David, Abraham und Noah usw. Sie waren von neuem geboren, aber das allein macht noch keinen Christen aus! Ein Christ ist nicht nur von neuem, das heißt aus dem Geist geboren, sondern er hat an das Werk des Herrn am Kreuz geglaubt und besitzt auch den Heiligen Geist (vergleiche Joh 3,3.5; Eph 1,13; Röm 8,9b).

Nun wurde Paulus das Werkzeug, diese Wiedergeborenen in die Stellung von Christen zu bringen. Als Paulus ihnen die Hände auflegte, kam der Heilige Geist auf sie, und sie redeten in Sprachen und weissagten, ähnlich, wie es im Haus des Kornelius geschehen war.

Aus diesen Geschehnissen sehen wir, dass sowohl Juden wie Heiden, Ungläubige und bereits Glaubende durch den Glauben an das jetzt verkündigte Evangelium von Jesus den Heiligen Geist empfingen. Das äußere Zeichen des Redens in Sprachen bewies, dass sie alle auf gleichem Boden standen, als solche, die nun zum Leib Christi auf Erden, zu Seiner Versammlung gehörten.

Nicht jeder, der den Heiligen Geist empfing, redete auch in Sprachen! Bei den Samaritern, bei dem Kämmerer und bei dem Kerkermeister in Philippi wird nichts dergleichen erwähnt. Nach dem inspirierten Bericht der Apostelgeschichte sind die genannten Stellen die einzigen, sehr verständlichen Fälle, in denen in Sprachen geredet wurde.

Es ist daher ganz unverständlich, dass fast alle Ausleger in der Apostelgeschichte zwischen den Geschehnissen in Kapitel 2 und denen in Kapitel 10 und 19 einen Unterschied machen. Es wird von kaum einem Ausleger bestritten, dass in Kapitel 2 wirklich in nicht erlernten Fremdsprachen geredet wurde; aber in Kapitel 10 und 19 soll das gleiche Wort (glossa) plötzlich ein „ekstatisches Reden zur Verherrlichung Gottes“ (A. C. Gaebelein), oder ein „verzücktes Reden in Zungen“ (W. Barclay) sein! Wir haben keinen Grund zu bezweifeln, dass es sich in allen drei Fällen um ein vom Geist bewirktes Reden in fremden Sprachen gehandelt hat.

1. Korinther 12–14

In 1. Korinther 12 bis 14 – besonders aber in Kapitel 14 – wird sehr ausführlich über die Gabe des Redens in Sprachen geschrieben. Die Versammlung in Korinth bestand hauptsächlich aus bekehrten Heiden, und der Apostel konnte ihnen bezeugen, dass sie in Christus in allem reich gemacht worden waren, in allem Wort und aller Erkenntnis, so dass sie an keiner Gnadengabe Mangel hatten (1. Kor 1,5–7). Aber obwohl sie von Gott so reich gesegnet waren, waren sie geistlich in einem armseligen Zustand. Sie waren in Gruppen zerfallen (Kap. 1,11–13; 3,3–4), sie duldeten außerehelichen Geschlechtsverkehr (Kap. 5,1–2; 6,13–17), sie zogen gegeneinander vor Gericht (Kap. 6,1–7); und noch manches andere wird von dem Apostel in diesem Brief strafend erwähnt.

Ab Kapitel 12 belehrt er sie dann über die Aufgaben der Glieder des Leibes Christi. Dort zählt er in den Versen 8–10 und in Vers 28 verschiedene Gaben auf. Es ist bemerkenswert, dass in beiden Fällen die Gnadengaben des Redens in Sprachen und der Auslegung der Sprachen ganz am Schluss der Aufzählung stehen. Das Reden in fremden Sprachen war nicht so eine hohe Gabe, wie das Wort der Weisheit zu reden, oder wie die Apostel, die als Grundleger der Versammlung an erster Stelle stehen. Das Reden in Sprachen war eine Zeichengabe wie die der Heilung von Kranken. Es bedurfte keiner großen Erkenntnis der Gedanken Gottes, um sie auszuüben. Sie war auch nicht zur Auferbauung der Gläubigen gegeben, sondern als Zeichen für Ungläubige, die diese fremden Sprachen verstanden.

Es ist weiterhin auffällig und wichtig, dass Paulus in 1. Korinther 12,29–30 die Frage stellt: „Sind etwa alle Apostel, alle Propheten, alle Lehrer? Haben alle Wunderkräfte? Haben alle Gnadengaben der Heilungen? Reden alle in Sprachen? Legen alle aus?“ Auf jede dieser Fragen muss die Antwort lauten: Nein! Paulus hat in diesem Kapitel gezeigt, dass nicht alle Glieder dieselbe Aufgabe und Gabe haben. Deshalb ist es schriftwidrig, wenn heute gesagt wird, jeder könne oder müsse sogar die Gabe des so genannten „Zungenredens“ besitzen!

Einer Erklärung bedarf noch die Gabe der Auslegung der Sprache (1. Kor 12,10.30). Man könnte gegen die Erklärung der Gabe des Redens in Sprachen einwenden: Wenn es sich nur um Fremdsprachen handelt, die der Sprecher nicht gelernt hat, aber durch Gottes Geist sprechen kann, dann wäre die Auslegung ja eine bloße Übersetzer- oder Dolmetscher-Tätigkeit. Diese kann aber von jedem Sprachkundigen erlernt und ausgeübt werden. Dazu braucht man keine Gnadengabe. – Hierbei wird übersehen, dass das Reden in Sprachen plus Auslegung etwas Ähnliches ist wie Weissagung (darüber mehr in Kapitel 4). Die Botschaft, die in der fremden Sprache verkündet wurde, musste nicht nur übersetzt, sondern auch ausgelegt werden. Das Wort Gottes war ja noch nicht vollendet, so dass damals noch neue Wahrheiten offenbart wurden. Wenn dies in einer fremden Sprache geschah, das heißt durch das Reden in Sprachen, musste sowohl übersetzt als ausgelegt werden. Dazu diente die Gnadengabe der Auslegung der Sprachen.

In 1. Korinther 13,1 schreibt Paulus: „Wenn ich mit den Sprachen der Menschen und der Engel rede, aber nicht Liebe habe, so bin ich ein tönendes Erz geworden oder eine schallende Zimbel.“ Wie wir gesehen haben, sind die Sprachen, in denen die Gläubigen redeten, menschliche Fremdsprachen. Was aber meint Paulus mit den „Sprachen … der Engel“? Wir können hieraus nicht ableiten, dass er selbst in solchen Sprachen gesprochen habe! Paulus hatte die Gewohnheit, sich selbst als Beispiel hinzustellen, wenn er etwas erklären wollte (vergleiche 1. Kor 4,6; Röm 7,7–25). Hier in 1. Korinther 13 fügt er in Vers 2 hinzu: „Und wenn ich Weissagung habe und alle Geheimnisse und alle Erkenntnis weiß, und wenn ich allen Glauben habe …“ In Vers 9 sagt er dann aber: „Denn wir erkennen stückweise und wir weissagen stückweise.“ Paulus nimmt hier also eindeutig einen hypothetischen Fall an, mit dessen Hilfe er den Korinthern erklären will, was Mangel an Liebe bedeutet. Deshalb kann aus seinen Worten keinesfalls abgeleitet werden, dass er oder andere wirklich in Engelssprachen redeten oder gar, dass das „Zungenreden“ gleichbedeutend mit „Engelssprachen“ oder „Engelszungen“ ist. Wenn wir zugestehen, dass Paulus nicht alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und allen Glauben besaß, sondern hier den nicht eingetretenen Fall annimmt, dann ist auch der erste Satz eine derartige Hypothese. – Auf die Frage, was diese Sprachen der Engel sind, können wir hier nicht weiter eingehen. Klar ist jedoch, dass auch diese Geist-Wesen über die Sprache als Kommunikationsmittel verfügen müssen (vergleiche Jes 6,3; Sach 3,4; Judas 9).

In 1. Korinther 14 geht Paulus dann im Einzelnen auf das Reden in Sprachen ein. Aus diesem Kapitel bekommen wir den Eindruck, dass die Korinther über die Gnadengaben, die Gott ihnen geschenkt hatte, so entzückt waren, wie Kinder über ein neues Spielzeug. Besonders stark trat dies bei dem Reden in Sprachen hervor. Der Apostel musste sie deshalb ernstlich zurechtweisen. Dieses Kapitel ist also keine Unterweisung im „Zungenreden“, sondern eine ernste Ermahnung, die Gnadengaben, die Gott Seiner Versammlung gegeben hat, in der rechten Weise zu gebrauchen.

Wie wir gesehen haben, war die Gabe des Redens in fremden Sprachen von Gott als Zeichen für die Ungläubigen gegeben worden. Menschen, die die „großen Taten Gottes“ in ihren eigenen Sprachen hörten, sollten dadurch überführt und zur Umkehr gebracht werden. Das wird in 1. Korinther 14,22 bestätigt: „Daher sind die Sprachen zu einem Zeichen, nicht den Glaubenden, sondern den Ungläubigen.“

Dieser Abschnitt enthält noch eine weitere wichtige Belehrung. In Vers 21 zitiert Paulus frei aus Jesaja 28,11–12: „Ich will in anderen Sprachen und durch andere Lippen zu diesem Volk reden, und auch so werden sie nicht auf mich hören, spricht der Herr.“ Aus dem Zusammenhang in Jesaja 28 geht hervor, dass Israel nicht auf die von Gott gesandten Propheten gehört hatte. Deshalb warnte Gott Sein Volk und kündigte ein Strafgericht durch die Assyrer an, die für Israel mit „stammelnden Lippen und durch eine fremde Sprache“ redeten. Dadurch sollte Israel gedemütigt werden. Paulus zitiert diese Worte scheinbar in einem völlig anderen Zusammenhang. Aber hatten die Juden jetzt nicht einen Größeren als die Propheten, nämlich ihren Messias, verworfen? Deshalb setzte Gott durch die Gabe der Sprachen ein Zeichen des Gerichts über Sein irdisches Volk, das nun für eine Zeit beiseite gesetzt wurde. Gleichzeitig wurde jedoch deutlich, dass das Evangelium der Gnade, das in den Sprachen der heidnischen Nationen verkündigt wurde, für alle Völker der Erde bestimmt ist. Aber wie zur Zeit Jesajas würde das jüdische Volk als Ganzes auch jetzt nicht auf die Stimme Gottes hören.

Anstatt zum Beispiel in den Hafen von Korinth zu gehen, um dort den Seeleuten aus aller Herren Länder unter Benutzung der Gabe des Redens in Sprachen das Evangelium zu bringen, ergötzten die Korinther sich in ihren Zusammenkünften an dieser spektakulären Gabe. Aber hier wurden sie von niemandem verstanden. Deshalb weist Paulus sie zurecht. Das ganze Kapitel 14 handelt von den Zusammenkünften der Versammlung in Korinth, wie aus den Versen 4.5.12.19.23–35 eindeutig hervorgeht.

So ist es zu verstehen, dass derjenige, der in einer Versammlung in einer Sprache redet, nicht den Menschen, sondern Gott redet. Niemand versteht es ja, obwohl er eine von Gott gegebene Gnadengabe ausübt und vielleicht sogar im Geist Geheimnisse ausspricht, das heißt Dinge, die bis dahin nicht offenbart waren (1. Kor 14,2). Die Geheimnisse im Neuen Testament sind immer Dinge, die bis dahin nicht bekannt, jetzt aber offenbart sind, jedoch nur von dem geistlich gesinnten Christen verstanden werden (vergleiche besonders 1. Kor 15,51; Eph 3,3–5).

Wer in einer Zusammenkunft von Gläubigen in einer Sprache redete, erbaute nur sich selbst. Ist das jedoch der Zweck des Sprechens in einer Versammlung? Paulus fordert deshalb, dass jemand das Gesagte auch auslegen muss, damit die Versammlung Erbauung empfängt (Verse 4.5.6.9.13). Ebenso ist es mit dem Beten und dem Preisen in einer Sprache, die niemand versteht (Verse 14–17).

Ein weiteres Argument des Apostels ist der Hinweis auf den Eindruck, den das Reden in Sprachen in einer Versammlung auf Ungläubige und Unkundige macht.

Wenn sie diese Sprachen nicht verstehen, werden sie nicht sagen, dass die Versammelten von Sinnen sind (Vers 23)? Schließlich gibt der Apostel eine Anweisung, die auch heute noch Gültigkeit hat. Der Brief an die Korinther ist ja gerichtet an die „Versammlung Gottes, die in Korinth ist, … samt allen, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen“ (1. Kor 1,2). Diese Anweisung lautet: „Die Frauen sollen schweigen in den Versammlungen, denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt. Wenn sie aber etwas lernen wollen, so sollen sie daheim ihre eigenen Männer fragen; denn es ist schändlich für eine Frau, in der Versammlung zu reden“ (Verse 34–35). Wie leicht setzen sich heute viele christliche Gemeinschaften über dieses Wort hinweg! Gerade wenn es sich um das so genannte „Zungenreden“ handelt, spielen Frauen in den Zusammenkünften oft eine dominierende Rolle, was offensichtlich im klaren Widerspruch zu Gottes Wort steht. Diese Tatsache allein sollte jeden ernsten Christen nachdenklich stimmen. „Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind“ (1. Joh 4,1).

Der Apostel gesteht den Korinthern in ihren Zusammenkünften das Reden in Sprachen zwar zu – es ist ja eine Gnadengabe Gottes –, aber nur unter zwei Bedingungen: Erstens dürfen nur zwei oder höchstens drei nacheinander sprechen, und zweitens muss ein Ausleger da sein. Wenn dieser fehlt, darf nicht laut in Sprachen geredet werden (Verse 27–28).

Wir haben nun einen kurzen Überblick über die Mitteilungen der Heiligen Schrift über die Gnadengabe des Redens in Sprachen gegeben. Sie ist eine von Gott gegebene Gabe, die wie die Gnadengaben der Heilungen zu Seiner Verherrlichung und zu einem Zeichen für die Menschen dienen sollte.

Gibt es heute noch Reden in Sprachen?

Eine klare und eindeutige Angabe, dass es die Zeichengaben wie das Reden in Sprachen und die Gnadengaben der Heilungen zu einer späteren Zeit nicht mehr geben würde, finden wir im Neuen Testament nicht. Aber andererseits steht auch nirgendwo geschrieben, dass sie bis ans Ende der christlichen Epoche erhalten bleiben! Mancher wird vielleicht sagen: Das ist kein Argument! Als Antwort hierauf führen wir eine Stelle an, in der der Heilige Geist ausdrücklich sagt, dass bestimmte Gaben fortdauern werden. „Und er hat die einen gegeben als Apostel und andere als Propheten und andere als Evangelisten und andere als Hirten und Lehrer, zur Vollendung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Auferbauung des Leibes des Christus, bis wir alle hingelangen zu der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zu dem erwachsenen Mann, zu dem Maß des vollen Wuchses der Fülle des Christus“ (Eph 4,11–13).

Der Herr Jesus sieht hier Seine Versammlung als Seinen Leib vor sich, und zwar von dem Augenblick an, als die Apostel und Propheten des Neuen Testamentes am Anfang den Grund dazu legten (Eph 2,20; 3,5), bis zu dem Punkt, an dem das Maß des vollen Wuchses der Fülle des Christus erreicht sein wird. Dies ist das Ziel des Dienstes der Gaben. Aber wird es hier auf der Erde je erreicht werden? Wird es hier je eine Einheit des Glaubens und eine Einheit der Erkenntnis des Sohnes Gottes bei allen Christen geben?

Jeder Leser mag für sich die Antwort finden, wenn er den gegenwärtigen Zustand des Christentums betrachtet. Wenn jedoch vielleicht schon bald die Versammlung verherrlicht, ohne Flecken und Runzel oder etwas dergleichen mit ihrem Haupt im Himmel vereinigt sein wird, dann ist Sein Ziel erreicht! Bis zu jenem Augenblick bemüht sich der Herr als Heiland Seines Leibes durch den Heiligen Geist, durch Sein Wort, aber auch durch die Gaben der Evangelisten, Hirten und Lehrer um die Auferbauung Seines Leibes, und zwar so lange, „bis wir alle hingelangen …“. Kein Wort von Sprachen und Heilungen! Diese Zeichengaben waren nicht für die Auferbauung des Leibes gegeben, sondern als Zeichen der Macht und des Wirkens Gottes. Jeder, der heute die großen Taten Gottes und Sein Heilswirken kennen lernen will, kann das vollendete Wort Gottes aufschlagen. Er wird darin alles finden, was zum Heil seiner Seele und zu einem gottseligen Wandel notwendig ist.

Es gibt außerdem noch einige sehr starke Argumente, die dafür sprechen, dass die Zeichengaben des Redens in Sprachen und der Heilungen ihren Platz nur in der ersten Zeit der Versammlung Gottes hatten.

  1. Wenn in der bereits erwähnten Stelle in Hebräer 2,4 – also Anfang der sechziger Jahre des ersten nachchristlichen Jahrhunderts – der Schreiber von Zeichen, Wundern, mancherlei Wunderwerken und Austeilungen des Heiligen Geistes spricht, so tut er das in der Vergangenheitsform: „ … wobei Gott außerdem mitzeugte …“ Das lässt den Schluss zu, dass diese außergewöhnlichen Dinge, zu denen ja auch das Reden in Sprachen gehörte, damals bereits der Vergangenheit angehörten.
  2. Dieser Gedanke wird bestätigt in 1. Korinther 13,8–10: „Die Liebe vergeht niemals; seien es aber Weissagungen, sie werden weggetan werden; seien es Sprachen, sie werden aufhören; sei es Erkenntnis, sie wird weggetan werden. Denn wir erkennen stückweise, und wir weissagen stückweise; wenn aber das Vollkommene gekommen sein wird, so wird das, was stückweise ist, weggetan werden.“
    Die göttliche Liebe bleibt ewig, denn sie ist Gottes Wesen. Aber es kommt ein Augenblick, da wird keine Weissagung und keine Erkenntnis, nach der man sucht, mehr vonnöten sein, dann nämlich, wenn das Vollkommene mit der Wiederkunft des Herrn zur Heimholung der Seinigen gekommen sein wird. Dann wird es kein Stückwerk mehr geben, es wird weggetan werden. Das hier verwendete griechische Verb katargeo bedeutet auch „vernichten, vertilgen, beseitigen“ usw. Aber im Gegensatz dazu heißt es von den Sprachen, dass sie „aufhören“ werden. Das griechische Verb pauo bedeutet auch „ablassen, abklingen, zur Ruhe kommen“ usw. Weissagung, Erkenntnis, alles was stückweise ist, wird bei der Wiederkunft des Herrn weggetan werden. Aber die Sprachen werden aufhören. Ein weiterer Hinweis also, dass die Sprachen zu einem anderen, was nur bedeuten kann: einem früheren Zeitpunkt, aufhören werden als Erkenntnis und Weissagung, die bei der Entrückung der Braut weggetan werden.
  3. Noch einmal sei die Parallele erwähnt, die zwischen den Wunderwerken besteht, die Mose vor dem Auszug Israels aus Ägypten tat, und den Zeichen, die der Herr in Markus 16 den Seinigen ankündigte, welche alle in der ersten Zeit des Christentums ihre Erfüllung fanden und in der Apostelgeschichte beschrieben werden. Die Zeichen und Wunder in Verbindung mit dem Auszug des Volkes Israel aus Ägypten dauerten auch nicht an. Ähnlich wie in Hebräer 2,4 wird in 5. Mose 26,8 rückblickend gesagt: „Und der HERR führte uns aus Ägypten heraus mit starker Hand und mit ausgestrecktem Arm und mit großem Schrecken und mit Zeichen und mit Wundern.“ Prophetisch betrachtet ist der Auszug der Kinder Israel aus Ägypten ein Bild vom Anfang der christlichen Kirche auf der Erde. Es ist bezeichnend, dass die Parallele sich bis in solche Einzelheiten erstreckt.
  4. In den Schriften der Kirchenväter der ersten drei bis vier Jahrhunderte finden sich keine Hinweise darauf, dass das Reden in Sprachen die ersten Jahrzehnte des Christentums überdauert hätte. Nur Eusebius (ca. 260- 339) macht eine Aussage über das „Zungenreden“, und zwar in seiner Beschreibung der Tätigkeit des Irrlehrers Montanus, der behauptete, der verheißene Paraklet (Sachwalter) zu sein. Damit wird die Wahrheit der Aussage in 1. Korinther 13,8 durch die Kirchengeschichte aufs deutlichste bestätigt.

Zum Schluss eine ernste Frage an unser Herz und Gewissen. Die Christen sind unter sich zerrissen und gespalten. Die Einheit des Geistes ist allgemein nicht bewahrt geblieben. Das ist eine tief demütigende Tatsache. Wenn Gott heute noch durch diese Wunderwirkungen, auch des Redens in Sprachen, „mitzeugen“ würde, wo und in welcher Gruppe von Christen sollte Er es tun? Gibt es eine Gruppe von Gläubigen, die von sich behaupten könnte, dass sie ihre erste Liebe bewahrt, das Wort Gottes gehalten und den Namen des Herrn nicht verleugnet habe (Off 2 und 3)? Das Höchste, was der Herr im Sendschreiben an Philadelphia zugesteht, ist eine kleine Kraft. Wenn heute tatsächlich diese von Gott gewirkten Zeichen noch vorkämen, wäre nicht geistlicher Hochmut die Folge?

In der Tat ist es so, dass die Kreise, in denen das „Zungenreden“ als besondere Geisteswirkung verstanden und erstrebt wird, ständig davon reden, dass anderen etwas Wesentliches im Glaubens- und Gemeindeleben fehle. Was heute jedoch weithin fehlt, ist geistliche Nüchternheit, Besonnenheit und ein Festhalten an dem Wort Gottes.

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