Der ewige „ICH BIN“

Das Brot des Lebens (Joh. 6,22-59)

Der ewige „ICH BIN“

Die Volksmengen folgten dem Herrn Jesus am nächsten Tag in Schiffen auf die andere Seite des Sees, nachdem sie ihn nicht gefunden hatten. Sie kamen in Kapernaum an und machten sich auf die Suche nach ihm. Als sie ihn in der Synagoge zu Kapernaum finden, fragen sie ihn, wann er dorthin gekommen sei. An sich scheint es so, als sei das doch sehr gut. Und gewiss: Es ist sicherlich schön und von Nutzen, wenn Menschen sich aufmachen, den Herrn Jesus zu suchen.

Doch es kommt immer auf den Beweggrund an. So musste der Herr Jesus auch dieser Volksmenge sofort zeigen, was ihre wahren Gründe für die Suche waren. Sie waren ihm nicht einmal gefolgt, um, wie so oft, ein Zeichen zu sehen, sondern allein deshalb, weil sie von den Broten gegessen hatten und satt geworden waren (Vers 26). Ihre Herzen waren auf irdisches Wohlergehen gerichtet und dazu wollten sie den Herrn Jesus gebrauchen. Doch er, der wahre Herzenskenner, offenbart ihnen, was in ihren Herzen war.

So müssen auch heute die Tätigkeiten der Menschen beurteilt werden. Suchen sie „christliche Orte“ auf, weil sie dort etwas für sich selbst erwarten– Besucht man zum Beispiel ein Konzert, auf dem ein Musikstück christlichen Inhalts etwa von dem großen Komponisten Johann Sebastian Bach zu hören ist, nur um einen „Musikgenuss“ zu haben– Das würde allein das Fleisch befriedigen und darum ist dieses Suchen nur eitler Schein. Und doch: Ist das nicht der Wunsch der Menschen heute– Wer hört sich schon ein solches Werk an, mit dem Gedanken, durch die Musik und den Inhalt etwas von Christus zu sehen– Wer denkt schon daran, dass der Komponist selbst bei der Komposition mit Christus beschäftigt war und erst dadurch die Wirkung so überwältigend werden konnte–

Doch wie schön ist das folgende. Der Herr Jesus findet sofort wieder einen Anknüpfungspunkt, um den Menschen sich selbst vorzustellen. Zunächst versucht er ihre Neugierde zu wecken, indem er sie ermahnt, nicht für vergängliche, sondern für unvergängliche Speise zu wirken: „Wirkt nicht für die Speise, die vergeht, sondern für die Speise, die bleibt ins ewige Leben…“ (Vers 27).

Zu der Frau am Jakobsbrunnen hatte er von dem Wasser gesprochen, das ins ewige Leben quillt (Joh 4,14), ein Bild des Heiligen Geistes. Der Volksmenge stellt er nun eine Speise vor, die ins ewige Leben bleibt. Beides ist wichtig. Wir brauchen den Heiligen Geist, der uns unterweist, der die Triebfeder dieses neuen ewigen Lebens ist, und wir brauchen die Speise, die ins ewige Leben bleibt. Diese Speise ist die Grundlage. Ohne Speise vermag der Mensch nicht zu leben. So ist es auch geistlicherweise. Um ewiges Leben zu erlangen, muss der Mensch diese Speise essen und auch dann, wenn er ewiges Leben erlangt hat, bleibt diese Speise die Nahrung für den Gläubigen bis in Ewigkeit. Wie erhält man diese Speise– Nun, die Antwort gibt der Herr Jesus sofort: „…die der Sohn des Menschen euch geben wird …“ (Vers 27). Er selbst ist der Geber dieser Speise, ja er ist selbst, wie wir später sehen werden, diese Speise.

Beachten wir auch den Charakter, in dem er diese Speise gibt. Er ist der Sohn des Menschen. Im vierten Kapitel hatte er sich als der Christus, als der für Israel gesandte Messias vorgestellt (Joh 4,26). Im fünften Kapitel hatte er sich als der Sohn Gottes geoffenbart (Joh 5,17.18) und jetzt, nachdem sein Volk ihn deswegen der Gotteslästerung für schuldig erklärt hat, stellt er sich als der Sohn des Menschen vor. In diesem Charakter steht er mit der Gnade in Verbindung. Als der Christus war er für Israel gekommen, als Sohn Gottes war er Gott und damit zu heilig, um Sünde zu sehen. Er hätte Gericht üben müssen. Doch er war auch als der Sohn des Menschen gekommen und damit hat Gott einen Weg geöffnet, auf dem er Gnade üben kann, wenn der Mensch die angebotene Speise annimmt.

Diese Gnade ist sicher, denn „diesen hat der Vater, Gott, versiegelt“ (Vers 27). Gott, der zu rein ist von Augen, um Sünde zu sehen, blickt jetzt mit Wohlgefallen auf seinen Sohn. Er hatte keinen Menschen gefunden, der von Natur aus rein war, ohne Sünde. Doch hier war der Sohn des Menschen, vollkommener Mensch und doch ohne Sünde. Er tat vollkommen den Willen des Vaters und befriedigte so die Ansprüche Gottes in seiner Heiligkeit. Deshalb ist er versiegelt von Gott, von dem Vater. Es ist gleichsam eine Unterschrift, die dafür garantiert, dass jeder, der diese Speise annimmt, ewiges Leben erhalten wird. Welch eine Sicherheit!

Die Volksmengen, bloßgestellt in ihrem Inneren, fragen ihn nun: „Was sollen wir tun, damit wir die Werke Gottes wirken–“ (Vers 28) Auch dies ist wieder eine Frage, die scheinbar Interesse zeigt und gut ist. Und wenn sie aus wahrhaftigem Herzen kommt, dann ist eine solche Frage auch gut.

Doch stellt der Mensch meistens ähnliche Fragen, um nicht erkennen zu müssen, dass in ihm nichts Gutes ist. Die Volksmengen fragen ihn wohl nach den „Werken Gottes“, doch sie wollen selbst etwas wirken. Das ist unmöglich! Der Mensch ist durch und durch verderbt und kann nichts, gar nichts zu seiner Errettung hinzutun. Das einzusehen, fällt dem natürlichen Menschen schwer, denn es widerstrebt seiner stolzen Natur. Auch der Kerkermeister von Philippi stellte eine ähnliche Frage: „Ihr Herren, was muss ich tun, um errettet zu werden–“ (Apg 16,30) Und doch ist ein Unterschied zu bemerken. Der Kerkermeister hatte seine ganze Unfähigkeit erkannt und fragt, was er tun muss, um errettet zu werden. Für ihn war es eine Notwendigkeit geworden, errettet zu werden. Diese Menschen jedoch fragen noch danach, was sie tun sollen, um die Werke Gottes zu wirken. Sie hatten noch nicht erkannt, dass sie unfähig waren, überhaupt etwas Gottwohlgefälliges hervorzubringen.

Ist das nicht auch die Frage vieler Menschen heute– Sie wollen etwas tun, sie meinen aus eigener Kraft die „Werke Gottes“ wirken zu können. Das ist völlig unmöglich. Der Mensch ist von Natur aus vollkommen verdorben und gar nicht in der Lage, auch nur etwas Gutes zu tun. Den vielzitierten „guten Kern“ im Menschen gibt es nach Gottes Gedanken nicht, wohl aber in der menschlichen Philosophie. Hier bildet er eines der Grundelemente und deshalb ist jede menschliche Philosophie dazu verurteilt, auf der Suche nach Wahrheit zu scheitern. Dieser „gute Kern“ ist eine Vorspiegelung Satans. Das zeigt auch deutlich die Antwort des Herrn Jesus auf diese Frage der Menschen.

„Dies ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat“ (Vers 29). Der Herr Jesus kannte ihre Herzen genau und hatte ihnen ja bereits gesagt, dass der Beweggrund ihres Kommens nicht seine Person, sondern viel mehr das Essen der Brote war. Nun sagt er ihnen ganz klar, dass sie nichts zu tun vermögen, um Gott gefallen zu können außer einer Sache, nämlich an ihn zu glauben als an den von Gott Gesandten.

Dieser Grundsatz hat sich bis heute nicht geändert. Das Werk des Herrn Jesus am Kreuz ist vollkommen getan; es ist nichts zu tun übriggeblieben. Der Mensch muss nur an ihn glauben. Das ist das Werk Gottes. Darin liegt aber auch eine wunderbare Tatsache verborgen. Wer wahrhaft sucht, der bekommt den Glauben von Gott geschenkt. Selbst der Glaube an seinen Sohn ist nicht unser eigener Verdienst, er ist das Werk Gottes. So kann jeder, der errettet werden will, diesen Glauben erhalten. Das ist auf der anderen Seite aber auch sehr ernst.

Oft hört man die Bemerkung „Ich kann nicht glauben“ und man meint, damit Gott die Schuld an seinem Unglauben geben zu können. Das ist eine Selbsttäuschung. Gott wirkt den Glauben und darum kann jeder Mensch glauben, wenn er will. Das ist der wahre Grund für Unglauben. Man will nicht glauben und damit begeht man eine große Sünde. Man befolgt den Befehl Gottes nicht, der gebietet, dass der Mensch Buße tue (Apg 17,30). Hätte ein Mensch keine einzige Sünde begangen und hätte er diesem Befehl Gottes nicht Folge geleistet, so wäre er ewig verloren.

Anstelle dieser Aufforderung Folge zu leisten, offenbaren sie nun ihre wahren Gedanken. Sie machen, wie der Mensch es so oft tut, etwas Sichtbares zur Bedingung ihres Glaubens, als ob Gott mit sich handeln ließe: „Was tust du nun für ein Zeichen, damit wir sehen und glauben– Was wirkst du–“ (Vers 30) Hier bestätigt sich, was der Herr Jesus ihnen bereits gesagt hatte: „Ihr sucht mich, …weil ihr von den Broten gegessen habt und gesättigt worden seid“ (Vers 26). Denn sie schließen an ihre Frage oder Forderung eine Bemerkung an, die man als „Wink mit dem Zaunpfahl“ bezeichnen könnte. Sie spielen darauf an, dass Israel in der Wüste das Manna aß und sie führen zum Beleg auch noch eine Stelle aus dem Propheten Nehemia an.

So oder ähnlich handelt auch der religiöse Mensch heute. Er will nicht glauben, sondern will etwas sehen. Und um nicht an den Herrn Jesus glauben zu müssen, weil das die Selbstbeugung und Selbstaufgabe des „Ich“ bedeuten würde, geht man her und führt noch Bibelstellen an, um seine Weigerung zu belegen. Das geschieht manchmal auf äußerst geschickte Weise. Da gilt es für den Gläubigen, wachsam zu sein, um die rechten Worte zu finden. Der Herr Jesus gibt uns hier ein schönes Beispiel, wie er auf den Einwand der Volksmenge eingeht, aber doch den Gegenstand des Gespräches nicht aus dem Auge verliert. Er knüpft an die zitierte Stelle an und zeigt anhand dieser Schriftstelle, was die Bedeutung dieses Mannas geistlicherweise ist.

Doch nicht nur der Ungläubige wirft solche Einwände auf. Auch der Gläubige steht in Gefahr zu versuchen, die eine oder andere Stelle der Schrift, die seinem Fleisch nicht gefällt, mit einer anderen Stelle zu entkräften. Da gilt es wachsam zu sein und solchen Geschwistern die Gedanken Gottes klar zu machen, indem man auch die von ihnen zitierte Stelle einbezieht und damit ihren Einwand kraftlos macht.

Der Herr Jesus geht kurz auf ihren Hinweis ein, indem er ihnen sehr deutlich macht, dass nicht Mose ihnen das Manna gegeben hatte. Man meint, der folgende Teil des Satzes wäre leicht abzuleiten. Es sollte heißen, so würden wir wohl fortgefahren haben, „sondern mein Vater gab es ihnen“. Doch der Herr Jesus stellt sofort wieder den Bezug her zu der Speise, von der er gesagt hatte, dass sie ins ewige Leben bleibe. Er fährt fort: „…sondern mein Vater gibt euch das wahrhaftige Brot aus dem Himmel“ (Vers 32). Das ganze leitet er mit den Worten „wahrlich, wahrlich“ ein, sodass die ganze Aufmerksamkeit auf das folgende gerichtet sein muss. Der Herr Jesus sagt der Volksmenge und damit jedem Menschen heute gleichsam: „Nicht nur eure Väter damals in der Wüste bekamen das Manna, das Brot aus dem Himmel, sondern auch ihr könnt heute noch dasgleiche haben.“

Das gilt auch den Gläubigen heute. Das Manna war die Speise für die Reise durch die Wüste. Als das Volk das verheißene Land, Kanaan, erreicht hatte, fiel diese Speise fort. Dort gab es geröstete Körner. Auch wir befinden uns heute geistlicherweise auf der Reise durch die Wüste – durch die Welt. Und auch uns ist eine Speise gegeben. Diese Welt kann uns keine Nahrung für den inneren Menschen geben. Doch Gott, der Vater, hat Vorsorge getroffen. Die Speise ist bereitet. Es gibt Brot aus dem Himmel – nicht nur Brot, sondern wahrhaftiges Brot. Es gilt nur, und das wird später noch deutlicher werden, dieses Brot zu essen. Es muss jeden Tag neu gegessen werde, so wie Israel das Maß für jeden einzelnen Tag sammeln musste – nicht mehr, aber auch nicht weniger. So ist es auch bei uns heute. Wir müssen jeden Tag erneut diese Speise zu uns nehmen.

Wer oder was ist denn nun dieses wahrhaftige Brot– Der Herr Jesus fügt die Erklärung direkt hinzu: „Denn das Brot Gottes ist der, der aus dem Himmel herabkommt und der Welt das Leben gibt“ (Vers 33). Dieser eine war der Sohn Gottes selbst, war der Herr Jesus, war Christus selbst. Nur er ist als wahrer Gott und wahrer Mensch in der Lage, Leben zu geben. Er ist der Erhalter des Lebens, sowohl des physischen (körperlichen) Lebens als auch des geistlichen ewigen Lebens. Nur er kann dieses Leben geben. Er ist die Quelle des Lebens. So stellt er sich hier vor. Welch eine wunderbare Person ist er doch!

Doch die Volksmenge versteht ihn noch nicht recht. Sie sprechen eine scheinbar gute Bitte aus und sie ist es auch, wenn sie aus aufrichtigem Herzen kommt: „Herr, gib uns allezeit dieses Brot!“ (Vers 34) Wie die Frau aus Sichar ihn bat, ihr das lebendige Wasser zu geben, von dem er zu ihr gesprochen hatte, in der Meinung, dass sie dann nicht mehr jeden Tag den Gang zum Brunnen machen müsse, so bitten auch diese Menschen um dieses Brot. Doch der Herr Jesus muss noch deutlicher werden, damit sie erkennten, was wirklich in ihrem Herzen war. Er muss ihnen deutlich machen, dass ihr Verlangen nur auf die Speise gerichtet war, die vergeht.

So sagt er ihnen deutlich in ernsten aber auch herrlichen Worten: „Ich bin das Brot des Lebens“ (Vers 35) und er fügt hinzu: „…wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird niemals dürsten“ (Vers 35). Er ist nicht nur die Quelle des Lebens, er ist auch die Nahrung für den Weg durch diese Welt. Er ist wahrhaftig Brot. Zunächst gilt es, ihn im Glauben anzunehmen, das heisst dieses Brot zu essen, Wasser zu trinken. Der Durst ist dann für ewig gestillt; es wird uns niemals dürsten. Der Durst, den die Dinge dieser Welt nicht zu stillen vermögen, den stillt er.

Der Herr Jesus gebraucht hier einen sehr starken Ausdruck der Verneinung, wenn er sich auf das Hungern und Dürsten bezieht. Es gilt auch hier etwas Wichtiges zu beachten. Das Wort „niemals“ bezieht sich im Grundtext sowohl auf das Hungern als auch auf das Dürsten. Die deutsche Übersetzung gibt dies nur unzureichend wieder, indem das Wort „nicht“ schräggestellt gedruckt wurde. Im Griechischen ist es ganz eindeutig.

Wer zu ihm kommt, wird nie mehr hungern und wer an glaubt, wird nie mehr dürsten. Allerdings wird diese Verheißung an die Bedingung geknüpft, dass man zu ihm kommt und ihm glaubt. Das geschieht natürlich zunächst sicherlich bei der Bekehrung. Da kommt man zu ihm, legt ihm die Sündenlast hin und lässt sie dort liegen. Er gibt dann Speise und stillt, wie wir gesehen haben, den Durst.

Nun liegt es jedoch an uns. Wir müssen immer wieder Speise zu uns nehmen. Wir können nicht bei unserer Bekehrung für unser ganzes zukünftiges Lebens in der Nachfolge des Herrn Nahrung zu uns nehmen. Das geht schrittweise, jeden Tag erneut. Deshalb müssen wir auch immer wieder zu ihm kommen (das heisst nicht: sich immer erneut bekehren; das wäre eine gefährliche Irrlehre). Nur und nur dann wird uns nicht hungern. Bleiben wir ihm jedoch fern, so kann er uns nicht, um mit David zu sprechen, „auf grüne Auen und an stille Wasser“ führen (Ps 23,2). Beachten wir also diese Hinweise des Wortes Gottes sehr genau, um nicht in eine irrige Meinung zu verfallen. Das heisst aber nicht, dass man etwa wieder verloren gehen könnte. Nein, sondern, wie der Herr Jesus später sagt: „…wer dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit“ (Vers 58). Diese Speise bleibt ins ewige Leben (Vers 27). Und die Garantie dafür ist, dass der Vater, Gott, ihn versiegelt hat.

Wie schade ist das, was der Herr Jesus ihnen nun sagen muss: „Aber ich habe euch gesagt, dass ihr mich auch gesehen habt und nicht glaubt“ (Vers 36). Hier offenbart er ihnen wiederholt ihren Herzenszustand. Sie hatten ihn gesehen; das wahrhaftige Brot aus dem Himmel war wahrhaftig mitten unter ihnen, doch sie glaubten nicht. Sie wollten nicht glauben. Das war der Zustand der Masse des Volkes. Einige wenige, wie etwa die drei Geschwister Martha, Maria und Lazarus von Bethanien, seine Jünger außer Judas Iskariot und andere waren da, die ihm glaubten, aber die Masse wollte ihn nicht. Sie hörten ihn, sie folgten ihm und doch wusste er genau, dass sie nicht glaubten. Welch ein Schmerz muss das für ihn gewesen sein! Das waren einige der Leiden, die er während seines Wandels hier auf dieser Erde erdulden musste: „Er war in der Welt … und die Welt kannte ihn nicht. Er kam in das Seine, und die Seinen (eig. das Eigene, die Eigenen; diejenigen, die ihm zu Eigen waren als das auserwählte Volk Gottes) nahmen ihn nicht an“ (Joh 1,10.11).

Aber dabei bleibt er nicht stehen. Er fährt fort: „Alles was (o. was irgend) mir der Vater gibt, wird zu mir kommen, und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen“ (Vers 37). Der Herr Jesus sieht schon hier solche vor sich, die ihm der Vater gibt. Und er weiß im Voraus, dass diese zu ihm kommen werden. Das ist ein Hinweis darauf, dass der Vater ihm Kinder zuvorbestimmt hat. Und aus diesem Zusammenhang wird hier auch deutlich, dass es sich nicht darum handeln kann, dass einige Kinder Gottes werden, weil sie zuvorbestimmt sind und andere Menschen nicht, weil sie eben nicht zuvorbestimmt sind. Diese Vorherbestimmung liegt darin, dass der Vater schon von Ewigkeit her wusste, wer einmal zu seinem Sohn kommen würde, um ihn anzunehmen und damit passend gemacht zu werden für die Gegenwart Gottes. Die Verantwortung liegt also nicht, wie einige behaupten, bei Gott, sondern bei dem Menschen selbst. Man muss persönlich das Angebot Gottes annehmen, man muss persönlich zu dem Herrn Jesus kommen. Die Vorherbestimmung liegt dann ganz einfach darin, dass Gott bereits im Voraus die Gedanken des Menschen weiß und daher auch weiß, ob der einzelne seinem Befehl Folge leistet und an seinen Sohn glaubt oder ob nicht.

Hier wird uns nicht in erster Linie die Liebe des Herrn Jesus dargestellt, sondern hier zeigt der Heilige Geist eine andere Seite. Es scheint der Gedanke zu überwiegen, dass es Gott ist, der ihm diese, die zu ihm kommen, gibt. Er nimmt sie gleichsam aus der Hand Gottes an als Ersatz für sein irdisches Volk Israel, das ihn abgelehnt hat, wie wir gesehen haben: „Aber ich habe euch gesagt, dass ihr … nicht glaubt“ (Vers 36). Es zeigt sich hier eine wunderbare Übereinstimmung mit dem Gebet des Herrn Jesus kurz vor seinem Tod: „Dein waren sie, und mir hast du sie gegeben“ (Joh 17,6b). In diesen sollte er einmal verherrlicht werden – in solchen, die vormals Sünder und Feinde Gottes waren (Joh 17,10b).

Doch auch hier zeigt sich die Liebe des Herrn Jesus zu verlorenen Menschen. Er gibt die Verheißung, dass er jeden, der zu ihm kommt, nicht hinausstoßen wird (Vers 37). Auch hier benutzt der Herr Jesus wieder den gleichen starken Ausdruck der Verneinung wie kurz zuvor. Wer wirklich in Reue und Buße sich zu ihm wendet, der wird von ihm angenommen werden. Die einzige Voraussetzung ist: Man muss kommen und damit an ihn glauben. Man muss das Brot des Lebens essen, das Wasser des Lebens trinken, um errettet zu werden für alle Ewigkeit. Welch eine Sicherheit gibt doch diese Verheißung des Herrn Jesus dem Gläubigen! Jeder wahre Gläubige darf wissen – nicht nur hoffen, wie viele Christen sagen, und die dabei keine wirkliche Freude an ihrem Herrn genießen können: Er hat mich angenommen und er wird mich nie mehr lassen. Ich bin sein und er ist mein!

Jetzt kommt der Herr Jesus auf den Zweck seines Kommens zu sprechen und damit auf die Grundlage, die er gelegt hat, um jeden annehmen zu können. Ohne das, was er jetzt anfügt, hätte niemals ein Mensch ihm gegeben werden können: „…denn ich bin vom Himmel herniedergekommen“ – warum– – „nicht damit ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat“ (Vers 38). Das war seine Speise (Joh 4,34). Die Erfüllung dieses Willens war sein höchstes Ziel. Dazu wurde er „gehorsam bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuze“ (Phil 2,8). Welch eine Erniedrigung! Der Schöpfer-Gott des ganzen Universums wird Mensch, ganz abhängig von seinem Gott und Vater und geht in vollkommenem Gehorsam ihm gegenüber einen Weg, der ihm wissentlich nur Schmach, Verachtung, Ablehnung und Spott derer einbrachte, die ihm zu eigen waren, ja die ihn letztendlich bis ans Kreuz brachten. Vereint mit den Nationen standen sie um ihn her und töteten ihn.

Und doch: Gerade durch diesen Weg der tiefsten Demütigung hat er durch seinen Gehorsam den größten Triumph hervorgebracht, den die Welt je gesehen hat von Anfang der jetzigen Schöpfung an bis zu ihrem Ende. Satan und der Tod sind besiegt. Sie haben keine Macht mehr über den, der an ihn glaubt. Doch nicht nur diese Hingabe bis in den Tod war der Wille Gottes, obwohl sicherlich ein nicht geringer Teil seines Willens – sofern man überhaupt von „Teil“ sprechen kann. Der Wille Gottes ist einer. Er hat viele Blickrichtungen, viele Vorhaben, die aus der vergangenen Ewigkeit durch die Zeit bis in die zukünftige Ewigkeit hineinreichen und doch ist er einer, der Wille Gottes.

So zeigt der Herr Jesus gleich im Anschluß hieran zwei besondere Aspekte des göttlichen Willens auf. Johannes spricht hier einfach von dem Willen dessen, der ihn gesandt hat und gleich danach wird der gleiche Wille als der Wille des Vaters bezeichnet. Aus Vers 29 geht deutlich hervor, dass Gott ihn gesandt hat, sodass man hier durchaus mit voller Berechtigung von dem Willen Gottes reden kann und doch ist der Unterschied bedeutsam. Der Wille dessen, der ihn gesandt hatte, war, dass er von allem, was ihm gegeben worden war, nichts verliere, sondern dass es auferweckt würde am letzten Tag (Vers 39). Hier steht Gott in seiner ganzen herrlichen Größe vor unseren Augen. Er ist derjenige, der Leben gibt und Leben erhält. Nur er allein kann einen Gestorbenen wieder zum Leben erwecken, doch das Werk des Herrn Jesus würde auch für diese Auferweckung die Grundlage bilden.

Der Wille des Vaters unterscheidet sich hiervon eigentlich kaum und doch zeigt er einen ganz anderen Aspekt. Der Wille des Vaters nimmt nicht Bezug auf die Auferweckung selbst, sondern auf die Voraussetzung dazu. Wer am letzten Tag auferweckt wird, der muss ewiges Leben haben und zwar schon jetzt während seines Lebens. Gott ist zu heilig und zu rein von Augen, um Sünde zu sehen. Er muss die Sünde unbedingt verurteilen und kann darum auch keinen begnadigen. Alle haben ausnahmslos den Tod verdient. Doch dann war die Liebe des Vaters da, die den eingeborenen Sohn gab und in ihm kann der Vater nun denen ewiges Leben geben, die den Sohn sehen und glauben. Er sieht die Gläubigen in seinem Sohn und daher kann er sie annehmen, sie zu seinen Kindern machen. Nur auf dieser Grundlage kann Gott jetzt Gnade üben.

Man möge das nicht falsch verstehen. Es gibt hier keine Abstufung zwischen Gott in seiner Absolutheit, dem Vater und dem Sohn. Alle sind absolut Gott und absolut heilig. Doch der Charakter ist jeweils ein anderer und nur so können wir ein wenig davon ahnen, warum Gott Gnade üben kann. Wir können wohl gut davon reden. Aber es ist ein Geheimnis, wie ein heiliger gerechter Gott die Sünde richten müsste und doch als Vater Gnade üben kann, wenn er solche sieht, die seinen Sohn annehmen – und doch ist der Vater, ist der Sohn Gott in der ganzen Absolutheit seines Wesens. Nur in den verschiedenen Personen der Gottheit ist es uns möglich gemacht, etwas von der absoluten nicht ermessbaren Größe Gottes zu verstehen und zu erkennen.

So haben wir, sofern wir an ihn glauben, eine dreifache Sicherheit. Zum einen steht der Wille Gottes fest, der uns dem Herrn Jesus gegeben hat und will, dass er uns auferwecke am letzten Tag. Die Sicherheit, dass dies Wirklichkeit werden kann, liegt darin, dass wir, sofern wir an den Herrn Jesus glauben, nach dem Willen des Vaters ewiges Leben haben und zu guter letzt haben wir die Verheißung des Herrn Jesus selbst, dass er jeden, der ewiges Leben hat, auferwecken wird. Soweit wir also noch durch den Tod gehen müssen – obwohl unsere eigentliche Hoffnung ja die Entrückung ist – dürfen wir sicher sein, dass wir einmal auferweckt werden.

Paulus zeigt später in seinem ersten Brief an die Korinther, Kapitel 15, dass die Auferstehung des Herrn Jesus die Garantie und der Beweis für unsere Auferstehung ist. Lohnt es sich nicht, dieses Brot des Lebens zu essen–

Die Reaktion der Juden gegenüber dieser Rede des Herrn Jesus war ein Murren. Sie wollten ihn nicht als den anerkennen, der er war, nämlich als den Sohn Gottes, als den vom Himmel Gesandten. Sie kannten die irdischen Eltern des Herrn Jesus und wollten nicht anerkennen, dass er wahrhaftig der verheißene Messias war: „Wie sagt denn dieser: Ich bin aus dem Himmel herniedergekommen–“ (Vers 42).

Ist das nicht auch heute die Reaktion vieler Menschen– Wer ist Christus– Ein Mensch wie jeder andere, vielleicht besser, und er hatte auch ganz gute Gedanken. Er war sozial eingestellt, aber doch eben nicht mehr und nicht weniger als ein Mensch. Gestorben vor nunmehr fast zweitausend Jahren hat er als Religionsstifter Berühmtheit erlangt. Er steht in einer Reihe mit Mohammed, Buddha und Konfuzius. So oder ähnlich denken auch heute viele Menschen über den Herrn Jesus – zumindest geben sie vor, so zu denken. Welch ein schreckliches Erwachen wird es einmal für diese Menschen geben, wenn sie vor ihm als ihrem Richter erscheinen werden müssen, vor ihm, den sie hier nicht anerkennen und nicht annehmen wollten. Möge doch keiner der Leser noch in diesem Zustand der Verachtung und Gleichgültigkeit sich befinden, sondern heute noch das Brot des Lebens essen, um nie mehr zu hungern.

Dann zitiert er eine Stelle aus dem Propheten Jesaja, die sich zunächst auf Israel bezieht, aber durch die Anwendung, die der Herr Jesus hier macht, auch auf die Gläubigen der Jetztzeit zutrifft: „Und sie werden alle von Gott gelehrt sein“ (Vers 45). Dieser Zustand wird einmal für Israel Wahrheit werden, wenn sie in das Reich eingeführt sind. Doch jetzt schon ist dies möglich. Und der Herr Jesus zeigt direkt auf welche Weise: „Jeder, der von dem Vater (eig. von seiten des Vaters) gehört und gelernt hat, kommt zu mir“ (Vers 45). Zunächst einmal muss man von dem Vater gehört haben, aber das allein reicht nicht aus, um von ihm gezogen zu dem Herrn Jesus zu kommen. Dazu ist es ebenso nötig, das Gehörte aufzunehmen, zu lernen. Wer so gelernt hat, der wird sich auch ziehen lassen und zu ihm kommen.

Doch der Herr Jesus zeigt, dass auch hier Glaube nötig ist. Die Juden wollten etwas sehen, doch der Herr Jesus sagt ihnen deutlich, dass niemand den Vater gesehen hat, außer dem, der von Gott her ist, das ist er selbst (Vers 46). Doch er hatte den Vater geoffenbart, sie hatten von dem Vater gehört und es lag jetzt an ihnen zu lernen, um sich ziehen zu lassen. So ist es auch heute. Niemand hat den Vater gesehen, ja niemand von uns hat selbst den Herrn Jesus leiblich gesehen. Doch haben wir das Wort Gottes, durch das sich Gott offenbart. Auch heute kann jeder von dem Vater hören. Doch das Gehörte muss gelernt werden, um zu ihm zu kommen.

Der Herr Jesus weist jetzt nochmals ganz deutlich auf den notwendigen Glauben hin: „Wer an mich glaubt, hat ewiges Leben“ (Vers 47). Das ist die einzige Grundlage für das ewige Leben, der Glaube an den Herrn Jesus, als an denjenigen, der er ist – das Brot des Lebens, wie er sich nochmals vorstellt (Vers 48).

Nun geht er wieder auf das ein, was die Volksmenge gesagt hatte in bezug auf die Väter in der Wüste und das Manna. Er zieht jetzt einen direkten Vergleich zwischen den Vätern und dem Manna und den Glaubenden heute und dem Brot des Lebens. Die Väter aßen das Manna und starben, doch er war als das Brot aus dem Himmel gekommen, „damit man davon esse und nicht sterbe“ (Vers 49.50). Er stellt sich ihnen nochmals ganz deutlich vor Augen: „Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herniedergekommen ist; wenn jemand von diesem Brote isst, so wird er leben in Ewigkeit“ (Vers 51). Er allein ist der einzige Weg, auf dem ewiges Leben zu erlangen ist. Nur durch den Glauben an ihn (das Essen des Brotes) empfängt man ewiges Leben nach dem Willen des Vaters.

Nun erläutert der Herr Jesus im Bild des Brotes, was das Brot eigentlich ist. Und hier ist es sehr wichtig, dass man die folgenden Verse recht versteht und sie in dem Zusammenhang des bisher Betrachteten stehen lässt, denn diese Verse sind in der Christenheit zu einer Irrlehre gemacht worden, indem man sie aus dem Zusammenhang gerissen hat. Der Herr Jesus sagt: „Das Brot aber, das ich geben werde, ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt“ (Vers 51). Dies ist noch leicht zu verstehen. Der Gläubige wird leicht verstehen, dass der Herr Jesus hier von seinem Tod spricht, bei dem er sein Leben, sein Fleisch geben würde als Opfer, damit jeder, der an ihn glaubt, ewiges Leben erlangt. Diese Hingabe in den Tod würde ausreichend sein für die ganze Welt, wie auch Johannes schreibt: „Und er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die ganze Welt“ (1. Joh 2,2). Hier strahlt die allesumfassende Größe des Werkes von Golgatha hervor.

Doch der Unglaube fragt wie die Juden damals: „Wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben–“ (Vers 52). Der Herr Jesus beantwortet ihre Frage mit einem „wahrlich, wahrlich“. Wenn er eine Rede mit diesem Ausdruck beginnt, so folgt immer etwas äußerst wichtiges. So auch hier: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es sei denn, dass ihr das Fleisch des Sohnes des Menschen esst und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in euch selbst“ (Vers 53). Es ist gut, genau zu beachten, was hier gesagt ist. Die Stelle erscheint auf den ersten Blick schwierig, doch wird dem Gläubigen schnell klar, dass der Herr Jesus auch hier von der Hingabe seiner selbst in den Tod spricht. Das ist überaus deutlich im Zusammenhang mit dem vorher gesagten.

Die Übersetzung sollte an dieser Stelle eigentlich folgendermaßen lauten, da dann im Zusammenhang mit den folgenden Versen die zweifache Bedeutung des Essens und Trinkens deutlicher wird: „Es sei denn, dass ihr das Fleisch des Sohnes des Menschen gegessen habt und sein Blut getrunken habt“. Zunächst einmal ist das Essen und Trinken eine ein für allemal geschehene Sache. Wer einmal gegessen und getrunken hat, der hat ewiges Leben. So sagt es auch der folgende Vers: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag“ (Vers 54). So ist die Grundlage für den Empfang des ewigen Lebens der Glaube. Doch schließt dies keineswegs das fortdauernde Essen und Trinken aus. Zuerst muss man die Nahrung zu sich genommen haben und erhält dann ewiges Leben. Nur der Glaube an den Herrn Jesus allein kann nach dem Willen des Vaters dieses Leben empfangen: „…denn mein Fleisch ist wahrhaftig Speise und mein Blut ist wahrhaftig Trank“ (Vers 55). Das ist der eine Aspekt.

Der Herr Jesus hatte zu Beginn des Gesprächs die Volksmenge aufgefordert, für die Speise zu wirken, die da bleibt ins ewige Leben (Vers 27). Diesen Gedanken greift er nun aus einem anderen Blickwinkel auf: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, bleibt in mir, und ich in ihm“ (Vers 56). Das ist die andere Seite des Essens und Trinkens. Wer einmal geglaubt hat, der darf sich auch weiter von diesem Herrn nähren. Solange wir auf dieser Erde sind, bleibt der Glaube bestehen, solange müssen wir uns von ihm ernähren. Ja selbst dann, wenn wir bei ihm sein werden, so ist er die Speise, die ins ewige Leben bleibt. Dieses fortwährende Essen und Trinken hat zur Folge, dass wir in eine innige Gemeinschaft mit ihm kommen. Wir bleiben in ihm und er in uns. Im ersten Brief des Johannes setzt der Apostel voraus, dass dazu das Halten seiner Gebote notwendig ist (1. Joh 3,24). Das eine ist ohne das andere undenkbar. Wer sich von ihm nährt, der hält seine Gebote und er bleibt dann in ihm und der Herr Jesus in ihm.

Nun zeigt der Herr Jesus ein Ergebnis dessen, wenn wir uns von ihm ernähren. Er zieht einen Vergleich zwischen unserem Verhältnis zu ihm und dem seinen zu seinem Vater: „Gleichwie der lebendige Vater mich gesandt hat und ich lebe des Vaters wegen, so auch, wer mich isst, der wird auch leben meinetwegen“ (Vers 57). Der Vater hatte ihn gesandt und obwohl er selbst doch auch Gott war und damit Leben in sich selbst, so sehen wir doch auch hier wieder die Abhängigkeit von seinem Vater. Er lebte des Vaters wegen, das will sagen aufgrund seines Verhältnisses zu dem Vater. So ist es auch mit uns. Wir haben das ewige Leben empfangen, doch leben wir nicht aus uns selbst, sondern durch ihn. Wir leben seinetwegen. Das bedeutet, dass er der Ursprung des Lebens und dessen Erhalter ist. Es ist hier nicht gemeint, dass wir unser Leben ihm weihen, obwohl das natürlich auch wahr ist. Hier aber steht er als die Quelle, die Grundlage unseres Lebens vor uns.

Damit hat der Herr Jesus deutlich beschrieben, was das wahre Brot aus dem Himmel ist und er stellt nochmals den Gegensatz zu dem Manna heraus: „Dies ist das Brot, das aus dem Himmel herniedergekommen ist. Nicht wie die Väter aßen und starben; wer dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit“ (Vers 58). Welch ein Reichtum ist doch dieses Brot! Möchten wir uns doch allezeit von ihm ernähren! Und wer noch nicht von diesem Brot gegessen hat, der tue es heute. Nur während des Lebens hier auf dieser Erde bis zu dem Augenblick der Wiederkunft des Herrn Jesus kann man dieses Brot essen. Nur hier kann man noch glauben. Darum ergreife ihn noch heute im Glauben an sein vollbrachtes Werk auf Golgatha. Sein Tod ist die Grundlage dafür, dass man jetzt noch ewiges Leben erhalten kann. Das ist der Wille des Vaters. Ihn nicht anzunehmen, bedeutet also, dem Willen des Vaters gegenüber widerspenstig zu sein. Das muss und wird Gott einmal bestrafen müssen; doch jetzt lädt er noch ein, zu ihm zu kommen!

Der Herr Jesus ist nicht nur der Christus Israels, er ist auch das Brot des Lebens für alle Menschen, für die ganze Welt. Und auf dem Weg des Glaubens ist er die Nahrung für den Gläubigen. Durch ihn haben wir die innigste Gemeinschaft mit ihm und dürfen ihn dann so erfahren wie die Jünger auf dem See, nämlich als Beistand in Not und Bedrängnis.

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