Lasst uns die Mauer Jerusalems aufbauen!

Die Einweihung der Mauer

Im ersten Teil dieses Kapitels (V. 1–26) hebt Gott namentlich die hervor, die unmittelbar mit dem Dienst des Hauses Gottes beschäftigt waren. Es war nichts Geringes in den Augen Gottes, in Tagen der Schwachheit den Dienst des Hauses aufrechtzuhalten und inmitten der Sorgen des Volkes das Lob Gottes und das Danken anzuführen. Und Gott brachte seine Anerkennung dadurch zum Ausdruck, dass Er die Namen der Häupter der Priester, der Leviten, derer, die „den Lobgesang“ leiteten, und der Torhüter, die „Wache hielten bei den Vorratskammern der Tore“, vermerkte (V. 8,24.25).

Alles ist jetzt vorbereitet für die Einweihung der Mauer. Über ihre Fertigstellung wird uns im 6. Kapital berichtet. Aber zwischen der Vollendung der Mauer und ihrer Einweihung steht der Bericht einer Reihe von Ereignissen, die als Ganzes gesehen die Weihung des gesamten Volkes vorstellen. Die Autorität des Wortes wird wieder eingesetzt. Im Licht des Wortes übt das Volk Selbstgericht; sie bekennen ihre Sünden und verpflichten sich durch einen Bund zum Dienst für Gott. Eine gewisse Anzahl widmet sich den Interessen der Stadt und dem Dienst des Hauses.

Diese Weihung des Volkes, wie wir sie nennen können, öffnet den Weg für die Einweihung der Mauer. Im Blick auf diese Einweihung werden die Leviten aus allen Orten gesucht und nach Jerusalem gebracht. Die Sänger versammeln sich und die Priester und Leviten reinigen sich, das Volk, die Tore und die Mauer (V. 27–30).

Nach der Reinigung werden zwei Gruppen gebildet, um den Rundgang auf der Mauer zu machen. Nachdem die beiden Chöre ihren Umzug rundum auf der Mauer beendet haben, stellen sie sich im Haus Gottes auf (V. 40). Dort lassen sie ihre Stimme erschallen, opfern große Schlachtopfer und freuen sich, denn Gott hat ihnen große Freude gegeben. Auch die Frauen und Kinder, die sich im Bekennen der Sünden den Männern angeschlossen haben, schließen sich ihnen jetzt im Lobgesang an (V. 41 -43).

Die Einweihung der Mauer zeigt die Anerkennung dessen, was Gott gewirkt hat. Der Rundgang auf der Mauer würde dem Volk ein umfassendes Bild der Ausdehnung der Stadt geben. Der Psalmist fordert sie auf: „Umgehet Zion und umkreiset es, zählet seine Türme; betrachtet genau seine Wälle, mustert seine Paläste.“ Das Resultat ist, wie der gleiche Psalm es ausdrückt, dass sie sich in Lobpreis zum Herrn wenden und sagen: „Groß ist der HERR und sehr zu loben in der Stadt unseres Gottes auf seinem heiligen Berge. Schön ragt empor, eine Freude der ganzen Erde, der Berg Zion, an der Nordseite, die Stadt des großen Königs.“ Wenn die beiden Chöre sich im Haus Gottes treffen, können sie sicher die Worte dieses Psalmes übernehmen: „Wir haben gedacht, o Gott, an deine Güte, im Innern deines Tempels“ (Psalm 48).

Ist es nicht offenkundig, dass die Einweihung der Mauer – der Rundgang auf der Mauer und die Zusammenkunft zur Danksagung im Haus Gottes -ihr Gegenstück heute in der Wertschätzung der Kostbarkeit der Versammlung findet, die sie in den Augen Christi hat, wenn wir sie in ihrem ganzen Bereich, entsprechend den Ratschlüssen Gottes betrachten? Und diese Würdigung der Versammlung nach den Ratschlüssen Gottes löst Preis und Dank gegenüber dem Herrn aus. Das wahre Verständnis über die Versammlung wird nie zur Selbstzufriedenheit oder Verherrlichung der Versammlung führen. Sie wird die Versammlung Dem zuwenden, dem sie gehört und zu dessen Freude und Verherrlichung sie ins Dasein gerufen wurde. Wenn wir die Versammlung so sehen, wie sie in den Ratschlüssen Gottes ist, wird uns das zum Ausruf führen: Ihm sei die Herrlichkeit in der Versammlung in Christo Jesu, auf alle Geschlechter des Zeitalters der Zeitalter hin! Amen (Eph 3,21).

Wir lernen noch mehr aus dieser schönen Szene aus den Tagen Nehemias. Wenn der Herr sein Teil von seinem Volk bekommt, werden auch die Diener – jene, die sich dem Dienst des Herrn weihen – ihr Teil bekommen. So lesen wir: „Und ganz Israel gab ... die Teile der Sänger und der Torhüter, den täglichen Bedarf“ (V. 44–47). Wenn die Diener des Herrn vernachlässigt werden, ist das ein sicheres Zeichen, dass das Volk Gottes nur eine schwache Wertschätzung der Versammlung und ihrer Kostbarkeit für Christus hat. Je mehr wir die Versammlung so schätzen, wie Christus sie sieht, um so mehr werden wir es als ein Vorrecht erachten, unsere Verantwortungen und Vorrechte im Mitteilen zeitlicher Dinge gegenüber den Dienern des Herrn, die uns in den geistlichen Dingen dienen, zu erfüllen.

Verglichen mit der Zahl derer, die aus der Gefangenschaft zurückgekehrt waren, erschienen nur wenige, um an der Einweihung der Mauer teilzunehmen. Aber jene, die auf die Mauer stiegen, hatten für sich selbst einen erweiterten Blick von der Stadt und eine erhöhte Freude im Herrn. Und andere, obwohl sie nicht an der Einweihung teilnahmen, zogen gewissermaßen Nutzen daraus, denn wir lesen: „Die Freude Jerusalems wurde bis in die Ferne hin gehört“ (V. 43). In unsern Tagen gibt es solche, die die Wahrheit der Versammlung dem Wortlaut nach annehmen und doch, wie es scheint, nie in die Wahrheit, wie Gott sie sieht, eindringen. Sie sind nie durch Zion gegangen, haben es nie näher angeschaut, seine Bollwerke nicht bemerkt und seine Paläste nicht beachtet. Sie haben nur wenig davon verstanden, was es heisst, in das Heiligtum Gottes einzutreten und Ihn zu loben. Trotzdem werden sie von denen einen Nutzen ziehen, die es tun. In den Tagen unseres Herrn hatte im Haus von Bethanien niemand eine solche Wertschätzung des Herrn wie Maria, die die Füße des Herrn salbte. Aber andere zogen Nutzen aus ihrer Tat, denn „das Haus wurde von dem Geruch der Salbe erfüllt.“

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