Betrachtung über 1. Korinther (Synopsis)

Kapitel 15

Betrachtung über 1. Korinther (Synopsis)

Doch noch andere Übel hatten sich in die Mitte der glänzenden Gaben, die unter der Herde zu Korinth ausgeübt wurden, einzuschleichen gewusst. Man leugnete die Auferstehung der Toten. Satan ist listig in seinen Handlungen. Scheinbar war es nur der Leib, um den es sich handelte; aber in Wirklichkeit stand das ganze Evangelium auf dem Spiel. Denn wenn die Toten nicht auferstanden, so war auch Christus nicht auferstanden; und wenn Christus nicht auferstanden war, so waren die Sünden der Gläubigen nicht hinweg getan und das Evangelium war nicht wahr. Der Apostel sparte deshalb diese Frage für das Ende seines Briefes auf und behandelt sie dann gründlich.

Zunächst erinnert er die Korinther an das, was er unter ihnen als das Evangelium gepredigt hatte: dass nämlich Christus für unsere Sünden gestorben ist nach den Schriften, und dass Er wieder auferweckt worden ist nach den Schriften. Das also war das Mittel zu ihrem Heil, wenn sie dabei beharrten, es sei denn, dass sie vergeblich geglaubt hatten. Hier war wenigstens eine sehr feste Grundlage für die Beweisführung des Apostels: ihr Heil (wenn nicht alles, was sie geglaubt hatten, nur eine nutzlose Fabel war) hing von der Tatsache der Auferstehung ab und war mit derselben aufs innigste verbunden. Wenn aber die Toten nicht auferstanden, so war auch Christus nicht auferstanden, denn Er war gestorben. Der Apostel beginnt deshalb damit, dass er diese Tatsache durch die vollständigsten und bestimmtesten Zeugnisse feststellt, indem er sein eigenes Zeugnis hinzufügt, da er selbst den Herrn gesehen hatte. Fünfhundert Personen auf einmal hatten Ihn gesehen, von denen der größere Teil noch lebte, um von diesem Ereignis Zeugnis ablegen zu können.

Beachten wir nebenbei, dass der Apostel von nichts sprechen kann, ohne dass eine Wirkung in seinem Herzen hervorgebracht wird, weil er mit Gott daran denkt. So ruft er in den Versen 8–10 den Zustand der Dinge im Blick auf sich und die anderen Apostel den Korinthern ins Gedächtnis sowie das, was die Gnade getan hatte; und nachdem er so sein Herz erleichtert hat, kommt er auf seinen Gegenstand zurück. Das Zeugnis der göttlichen Zeugen war übereinstimmend. Alle erklärten, dass Christus auferstanden war, alles hing von der Tatsache ab, dass sich dies wirklich so verhielt. Von diesem Punkt ging der Apostel aus. Wenn, sagt er, unter euch gepredigt worden ist, dass Christus aus den Toten auferstanden ist, wie kommt es, dass etliche unter euch sagen: es gibt keine Auferstehung der Toten? Gibt es wirklich keine, so ist Christus nicht auferstanden, und wenn Er nicht auferstanden ist, so ist die Predigt seiner Zeugen vergeblich und der Glaube der Christen vergeblich. Und nicht nur das, sondern diese Zeugen sind auch falsche Zeugen, denn sie hatten in Bezug auf Gott erklärt, dass Er Christus aus den Toten auferweckt habe. Gott hatte Ihn aber nicht auferweckt, wenn die Toten nicht auferstehen, und in diesem Fall war ihr Glaube vergeblich; sie waren noch in ihren Sünden, und diejenigen, welche schon in Christus entschlafen waren, waren verloren gegangen. Und wenn nun der Gläubige allein in diesem Leben auf Christus Hoffnung hat, so ist er der elendste von allen Menschen; denn er hat in dieser Welt nichts als Leiden. Aber es ist nicht so, denn Christus ist auferstanden.

Wir haben jedoch hier nicht bloß die allgemeine Lehre, dass die Toten auferweckt werden: Christus ist, indem Er auferstand, aus den Toten hervorgekommen. Die Gunst und Macht Gottes traten ins Mittel 1, um den Einen, der in seiner Gnade in den Tod hinab gestiegen war, aus den Toten wiederzubringen, um in Christus die Befreiung des Menschen von der Macht Satans und des Todes zu bewirken und zu zeigen, und um auf das Werk der Erlösung ein öffentliches Siegel zu drücken und den Sieg über alle Macht des Feindes öffentlich im Menschen darzustellen. So ist Christus aus der Mitte aller anderen Toten auferstanden – denn der Tod konnte Ihn nicht zurückhalten – und hat den glorreichen Grundsatz dieser göttlichen und vollkommenen Befreiung festgestellt; Er wurde der Erstling der Entschlafenen, die, da sie sein Leben haben, die Ausübung seiner Macht erwarten, die sie kraft des in ihnen wohnenden Geistes auferwecken wird.

Dies verleiht der Auferstehung offenbar einen ganz besonderen Charakter. Es handelt sich nicht nur darum, dass die Toten auferstehen, sondern dass Gott durch seine Macht gewisse Personen aus den Toten wiederbringt als die Gegenstände seiner Gunst und in Verbindung mit dem Leben und dem Geist, die in ihnen sind. Christus nimmt einen ganz besonderen Platz ein: das Leben war in Ihm, und Er ist unser Leben. Er errang diesen Sieg, aus dem wir Nutzen ziehen. Er ist von Rechts wegen der Erstling. Dies gebührte seiner Herrlichkeit. Hätte Er nicht den Sieg davongetragen, so würden wir für immer in Gefangenschaft geblieben sein. Er selbst hatte zwar die Gewalt, das Leben wieder zu nehmen; doch der große Grundsatz der Auferstehung aus den Toten bleibt derselbe: es ist nicht nur eine Auferstehung der Toten, sondern diejenigen, die Gott gemäß lebendig sind, stehen auf als die Gegenstände seiner Gunst und durch die Ausübung jener Macht, die sie für sich und bei sich haben will, und zwar Christus als Erstling, dann diejenigen, die des Christus sind, bei seiner Ankunft. Wir sind mit Christus in der Auferstehung verbunden; wir kommen hervor wie Er, nicht nur aus dem Tod, sondern auch aus den Toten.

Wir sehen hier auch, wie Christus und sein Volk als unzertrennlich betrachtet werden. Wenn sie nicht auferstehen, so ist Er nicht auferstanden. Er war ebenso wirklich tot, wie wir es sein können. Er hat in Gnade unseren Platz unter dem Tod eingenommen, war ein Mensch, wie wir Menschen sind (ausgenommen die Sünde). Er war dies alles so wahrhaftig, dass, wenn man jenes Ergebnis für uns leugnet, man auch die Tatsache in Bezug auf Ihn leugnet. Und damit fallen dann der Hauptgegenstand und die Grundlage des Glaubens selbst dahin. Diese Einsmachung Christi mit den Menschen, so dass wir imstande sind, von uns auf Ihn einen Schluss zu ziehen, ist voll Kraft und Segen. Wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Er nicht auferstanden; Er war so wirklich tot, wie wir es sein können.

Die Auferstehung musste durch den Menschen sein. Ohne Zweifel kann die Macht Gottes Menschen aus dem Grab hervorrufen, und Gott wird das tun, indem Er in der Person des Sohnes, dem alles Gericht übergeben ist, handelt. Aber das wird kein Sieg sein, errungen in der menschlichen Natur über den Tod, der die Menschen gefangen hielt. Diesen Sieg hat Christus errungen. Er war völlig bereit, für uns dem Tod überliefert zu werden, um (als Mensch) für uns den Sieg davonzutragen über den Tod und über den, der die Macht des Todes hatte. Durch den Menschen kam der Tod, durch den Menschen die Auferstehung. Glorreicher Sieg! vollständiger Triumph! Wir treten aus dem Zustand heraus, in dem die Sünde und ihre Folgen uns völlig erreichten. Das Böse hat keinen Zugang zu dem Platz, wohin wir hinausgebracht sind. Wir haben die Grenze für immer überschritten. Die Sünde und die Macht des Feindes bleiben außerhalb dieser neuen Schöpfung, die die Frucht der Macht Gottes ist, nachdem das Böse eingetreten war, und die nicht durch die Verantwortlichkeit des Menschen verdorben werden wird. Gott selbst hält diese Schöpfung in Verbindung mit Sich selbst aufrecht, sie hängt von Ihm ab.

Zwei wichtige Grundsätze werden hier aufgestellt: durch den Menschen der Tod, durch den Menschen die Auferstehung der Toten; Adam und Christus als Häupter zweier Familien. In Adam sterben alle, in Christus werden alle lebendig gemacht werden. Indes gibt es hier eine äußerst wichtige Offenbarung in Verbindung mit der Stellung Christi in den Ratschlüssen Gottes. Eine Seite dieser Wahrheit ist die Abhängigkeit der Familie, wenn man es so nennen will, von ihrem Haupt. Adam brachte den Tod über seine Nachkommen, über die, die mit ihm in Verbindung stehen. Das ist der Grundsatz, der die Geschichte des ersten Adam kennzeichnet. Christus, in dem das Leben ist, bringt Leben in die Mitte derer, die sein sind – teilt es ihnen mit. Dieser Grundsatz kennzeichnet den zweiten Adam und die Seinigen in Ihm. Doch es ist ein Leben in der Kraft der Auferstehung, ohne die es ihnen nicht hätte mitgeteilt werden können; das Weizenkorn wäre in sich vollkommen gewesen, aber wenn es nicht gestorben wäre, so würde es allein geblieben sein. Doch Er starb für ihre Sünden, und jetzt teilt Er ihnen das Leben mit, indem ihnen alle ihre Sünden vergeben sind.

Nun gibt es in der Auferstehung eine Ordnung gemäß der Weisheit Gottes zur Erfüllung seiner Ratschlüsse: Christus ist der Erstling, dann die, die des Christus sind bei seiner Wiederkunft. Diejenigen, die in Christus sind, werden also lebendig gemacht nach der Kraft des Lebens, das in Ihm ist; es ist die Auferstehung des Lebens. Allein dies ist nicht die ganze Ausdehnung der Auferstehung, wie sie durch Christus erworben wurde, indem Er „dem Geist der Heiligkeit nach“ über den Tod siegte. Der Vater hat Ihm Macht über alles Fleisch gegeben, damit Er so vielen ewiges Leben mitteile, als der Vater Ihm gegeben hat. Von diesen letzteren handelt dieses Kapitel hauptsächlich, weil Paulus unter Christen von der Auferstehung redet, und der Apostel – der Geist selbst – liebt es, von der Macht des ewigen Lebens in Christus zu reden. Doch kann er den anderen Teil der Wahrheit, die Auferstehung der Bösen, nicht völlig übergehen. Er sagt uns, dass die Auferstehung der Toten durch den Menschen gekommen sei; aber dabei handelt es sich nicht um die Mitteilung des Lebens in Christus. In Verbindung mit diesem letzten und nächstliegenden Teil seines Gegenstandes berührt er die Auferstehung der Bösen nicht, sondern führt nach der Ankunft Christi unmittelbar das Ende ein, wann Christus das Reich dem Vater übergeben haben wird. Mit dem Reich ist dann die über alle Dinge ausgeübte Macht Christi verbunden – ein von der Mitteilung des Lebens an die Seinigen gänzlich verschiedener Gedanke.

In den hier erwähnten Ereignissen gibt es also drei Stufen: zuerst die Auferweckung Christi; dann die Auferweckung derer, die sein sind, bei seiner Ankunft; dann das Ende, wenn Er das Reich dem Vater übergeben haben wird. Das erste und zweite dieser Ereignisse sind die Ausführung oder Vollziehung der Macht des Lebens in Auferstehung in Christus und in den Seinigen. Wenn Er kommt, nimmt Er das Reich ein, Er nimmt seine große Macht an und handelt als König. Von seinem Kommen bis zum Ende hin währt daher die Entfaltung seiner Macht, um sich alle Dinge zu unterwerfen, während der Zeit alle Macht und alle Autorität abgeschafft sein wird; denn Er muss herrschen, bis alle seine Feinde unter seinen Füßen liegen; der letzte Feind, der unterworfen wird, ist der Tod. Hier finden wir also (nur als Wirkung der Macht Christi und nicht in Verbindung mit der Mitteilung des Lebens) die Auferstehung derer, die nicht sein sind; denn die Vernichtung des Todes ist ihre Auferstehung. Sie werden mit Stillschweigen übergangen; nur dass der Tod, so wie wir ihn sehen, keine Herrschaft mehr über sie hat. Christus hat kraft seiner Auferstehung und seiner Verherrlichung des Vaters das Recht und die Macht, die Herrschaft des Todes über sie zu zerstören und sie wieder aufzuwecken. Dies wird die Auferstehung des Gerichts sein. Die Wirkung derselben wird anderswo geschildert.

Wenn Christus alle seine Feinde unter seine Füße gelegt und das Reich seinem Vater wieder übergeben hat (denn es wird niemals von Ihm genommen noch wird es einem anderen gegeben werden, wie dies wohl mit menschlichen Reichen geschieht), dann ist der Sohn selbst Dem unterworfen, der Ihm alles unterworfen hat, damit Gott alles in allem sei. Der Leser möge beachten, dass es sich hier um die Ratschlüsse Gottes hinsichtlich der Regierung über alle Dinge handelt, und nicht um seine Natur; überdies ist es der Sohn als Mensch, von dem obiges gesagt wird. Das ist keine willkürliche Auslegung. Die Stelle ist dem achten Psalm entnommen, dessen Gegenstand die Erhebung des Menschen zum Haupt über alle Dinge ist, indem Gott alles seinen Füßen unterwirft. Nichts, sagt der Apostel, ist ausgenommen (Heb 2,8), außer natürlich, wie auch hier gesagt wird, Derjenige, der Ihm alles unterworfen hat. Wenn der Mensch Christus, der Sohn Gottes, diese Unterwerfung tatsächlich vollzogen hat, gibt Er die Gewalt über alles, die Ihm anvertraut worden war, Gott, dem Vater, zurück, und das vermittelnde Königtum, das Er als Mensch inne hatte, hört auf. Er ist aufs Neue unterworfen, wie Er es einst auf Erden war. Er hört nicht auf, mit dem Vater eins zu sein, wie Er dies auch war, während Er auf Erden in Niedrigkeit lebte, obwohl Er zu derselben Zeit sagen konnte: „Ehe Abraham ward, bin ich“; aber die vermittelnde Regierung des Menschen ist dann verschwunden, sie ist in der Oberherrschaft Gottes aufgegangen, gegen die es fernerhin keinen Widerstand mehr gibt. Christus wird seinen ewigen Platz als Mensch, als Haupt der ganzen Familie der Erlösten, einnehmen, indem Er zu gleicher Zeit Gott ist, gepriesen in Ewigkeit, eins mit dem Vater.

Im zweiten Psalm sehen wir den Sohn Gottes, auf Erden geboren, den König in Zion, aber verworfen, als Er sich auf der Erde zeigte; im achten Psalm das Ergebnis seiner Verwerfung: Er ist als Sohn des Menschen erhöht zum Haupt von allem, was die Hand Gottes gemacht hat. Hier im Korintherbrief nun finden wir Ihn, wie Er diese Ihm übertragene Autorität niederlegt und die normale Stellung der Menschheit wieder einnimmt, d. h. die Stellung der Unterwürfigkeit unter Den, der Ihm alles unterworfen hat. Aber durch alles dieses hindurch verändert Er niemals seine göttliche noch auch seine menschliche Natur, ausgenommen insoweit Er die Erniedrigung mit der Herrlichkeit vertauscht. Aber Gott ist dann alles in allem, und die besondere Regierung des Menschen in der Person Jesu – eine Regierung, an der die Versammlung teilnimmt (siehe Eph 1,20–22, diese Verse sind eine Anführung desselben Psalms) – ist in der unveränderlichen Oberherrschaft Gottes aufgegangen, in dem endgültigen und normalen Verhältnis Gottes zu seinem Geschöpf. In Übereinstimmung hiermit finden wir in dem, was in Offenbarung 21,1–3 über denselben Zeitabschnitt gesagt wird, das Lamm gar nicht erwähnt.

Wir haben also an dieser Stelle die Auferstehung durch den Menschen (nachdem der Tod durch den Menschen gekommen war), ferner das Verhältnis der Heiligen zu Jesu, der Quelle und Macht des Lebens, und als Folge davon seine Auferstehung und diejenige der Seinigen bei seiner Ankunft; sodann sehen wir Christus, dem auferstandenen Menschen, die Macht über alle Dinge übergeben; und schließlich hören wir von der Zurückgabe des Reiches an Gott, den Vater, von der Hütte Gottes bei den Menschen und von dem Menschen Christus, dem zweiten Adam, der ewig Mensch bleibt und als solcher dem Allerhöchsten unterworfen ist. Dies letztere ist eine Wahrheit von unendlichem Wert für uns. (Die Auferstehung der Gottlosen, obwohl in der durch Christus eingeführten Auferstehung vorausgesetzt, ist nicht der unmittelbare Gegenstand des Kapitels.) Der Leser muss nun beachten, dass diese Stelle eine Offenbarung ist, in der der Geist Gottes, nachdem Er die Gedanken des Apostels auf Jesum und die Auferstehung gerichtet hat, plötzlich den Faden seiner Beweisführung abbricht und mit jenem Trieb, den der Gedanke an Christus in dem Herzen und Sinne des Apostels stets erweckte, alle Wege Gottes in Christus verkündet, sowohl im Blick auf die Auferstehung als auch auf die Verbindung der seinen mit Ihm in dieser Auferstehung sowie in Betreff der Regierung und Herrschaft, die Ihm als dem Auferstandenen gehört, und der ewigen Natur seines Verhältnisses als Mensch zu Gott.

Nachdem der Apostel in den Versen 20–28 diese Gedanken Gottes, die ihm offenbart worden waren, mitgeteilt hat, nimmt er im 29. Verse den Faden seiner Beweisführung wieder auf. Dieser Teil endet mit Vers 34, worauf Paulus die Frage behandelt (die man als eine Schwierigkeit vorgebracht hatte): in welcher Weise werden die Toten auferweckt?

Wenn man die Verse 20–28 (die in einem in sich abgeschlossenen Abschnitt eine so wichtige Offenbarung enthalten) als eine Einschaltung betrachtet, so werden die Verse 29–34 weit verständlicher, und einige Ausdrücke, die die Ausleger vielfach in Verlegenheit gebracht haben, erhalten einen hinreichend bestimmten Sinn. Der Apostel hatte im 16. Verse gesagt: „Wenn Tote nicht auferweckt werden“, und hinzugefügt, dass, wenn dies der Fall sei, die in Christus Entschlafenen verloren gegangen und die lebenden Gläubigen die elendsten von allen Menschen seien. In Vers 29 kommt er auf diesen Punkt zurück und spricht von denen, die für die Toten getauft werden, in Verbindung mit der Behauptung, dass, wenn es keine Auferstehung gebe, die in Christus Entschlafenen verloren gegangen seien – „wenn“, sagt er, indem er den Ausdruck des 16. Verses noch stärker wiederholt, „Tote überhaupt nicht auferweckt werden“, – und zeigt dann, wie völlig er sich selbst in dem zweiten Fall, von dem er gesprochen, befinde, d. h. „der elendste von allen Menschen“ sei, ja, beinahe auch in dem Fall des Verlorengehens, da er jeden Augenblick in Lebensgefahr stehe, indem er gleichsam mit wilden Tieren kämpfe und täglich sterbe. Für die Toten getauft werden heißt also ein Christ werden, indem der Blick auf diejenigen gerichtet ist, die in Christus entschlafen und namentlich die für Ihn getötet worden sind, indem man dasselbe Teil mit den Toten, ja, mit dem gestorbenen Christus ergreift – das ist gerade die Bedeutung der Taufe (Röm 6). Wie sinnlos wäre das, wenn Tote nicht auferstehen! In 1. Thessalonicher 4 wird dieser Gegenstand, obwohl von allen Christen die Rede ist, in derselben Weise betrachtet. Das mit „für“ übersetzte Wort wird in diesen Briefen gewöhnlich im Sinn von „im Blick auf“ oder „in Bezug auf“ gebraucht.

Wir haben gesehen, dass die Verse 20–28 einen Zwischensatz bilden. Der 29. Vers steht also mit dem 18. in Verbindung, die Verse 30–32 beziehen sich auf den 19., und die geschichtliche Erklärung dieser letzteren Verse findet sich im zweiten Brief (siehe 2. Kor 1,8+9; 4,8–12). Ich glaube nicht, dass der 32. Vers buchstäblich zu nehmen ist. Das durch: „Ich habe mit wilden Tieren gekämpft“ übersetzte Wort wird gewöhnlich in bildlichem Sinn gebraucht für: „Gegen grimmige und erbitterte Feinde kämpfen.“ Infolge der Gewalttätigkeit der Epheser hatte Paulus beinahe sein Leben eingebüßt und sogar an der Erhaltung desselben gezweifelt, aber Gott hatte ihn befreit. Doch welchen Zweck hatten alle diese Leiden, wenn die Toten nicht auferstehen? Und man beachte hier, dass der Apostel, obwohl die Auferstehung beweist, dass der Tod die Seele nicht berührt (vgl. Lk 20,38), doch nicht an die Unsterblichkeit 2, getrennt von der Auferstehung, denkt. Gott hat es mit dem Menschen zu tun, und der Mensch ist aus Leib und Seele zusammengesetzt. Er gibt im Gericht Rechenschaft über das, was er im Leib getan hat, und zwar wird das geschehen, wenn er von den Toten auferstanden ist. Die innige Vereinigung von Seele und Leib, so verschieden beide sein mögen, bildet die Quelle des Lebens, den Sitz der Verantwortlichkeit, das Mittel der Regierung Gottes hinsichtlich seiner Geschöpfe und den Bereich, in dem seine Handlungen sich entfalten. Der Tod löst diese Verbindung, und obwohl die Seele fortlebt, sei es in einem glücklichen oder unglücklichen Zustande, so ist doch das Bestehen des vollständigen Menschen aufgehoben; das Gericht Gottes ist noch nicht vollzogen, der Gläubige ist noch nicht mit Herrlichkeit bekleidet. Die Auferstehung leugnen hieße also, das wahre Verhältnis Gottes zu dem Menschen leugnen, und den Tod zum Ende des Menschen zu machen, indem derselbe den Menschen, so wie ihn Gott betrachtet, vernichtet und ihn wie ein Tier umkommen lässt (vgl. die Beweisführung des Herrn in der Stelle in Lukas, aus der ich schon einen Vers angeführt habe).

Ach! das Leugnen der Auferstehung war mit dem Wunsch verbunden, den Begierden die Zügel schießen zu lassen. Satan führte dieses Gift in die Herzen der Christen ein, indem sie mit Personen Verkehr pflegten, mit denen der Geist Christi keine Gemeinschaft gemacht haben würde. Es war für sie nötig, dass ihr Gewissen in Tätigkeit gebracht und dass sie aufgeweckt wurden, damit die Gerechtigkeit ihren Platz darin fände. Das Fehlen dieser Tätigkeit des Gewissens ist fast immer die eigentliche Quelle der Irrlehren. Es mangelte diesen Christen an der Erkenntnis Gottes, und das gereichte ihnen zur Schande. Gott gebe uns Gnade, uns davor zu hüten! Selbst wenn es sich um Fragen der Lehre handelt, ist diese Untätigkeit des Gewissens die Hauptschwierigkeit.

Doch der neugierige Geist des Menschen möchte gern bezüglich der Art und Weise, wie sich die Auferstehung physisch vollzieht, befriedigt werden. Der Apostel erfüllt diesen Wunsch nicht; er tadelt vielmehr die Torheit jener, die täglich Gelegenheit hatten, in der sie umgebenden Schöpfung ähnliche Dinge zu sehen. Als eine Frucht der Macht Gottes wird der auferstandene Leib nach dem Wohlgefallen Dessen sein, der ihn aufs neue der Seele zu einer herrlichen Wohnstätte gibt: ein Leib der Herrlichkeit, der, durch den Tod hindurchgegangen, jenen herrlichen Zustand, den Gott für ihn bereitet hat, annehmen wird – ein Leib, der für das ihn besitzende Geschöpf passend, aber zugleich dem unumschränkten Willen Dessen entsprechend sein wird, der das Geschöpf damit bekleidet. Es gibt verschiedene Arten von Leibern, und wie der Weizen nicht das nackte Korn ist, das man sät, und doch eine Pflanze von derselben (und keiner anderen) Natur, so wird es auch mit dem auferstandenen Menschen sein. Die Herrlichkeit der himmlischen und irdischen Leiber ist ebenfalls verschieden: es unterscheidet sich Stern von Stern an Herrlichkeit. Ich denke nicht, dass diese Stelle auf verschiedene Grade der Herrlichkeit im Himmel hindeutet, sondern vielmehr auf die Tatsache, dass Gott die Herrlichkeit austeilt, wie Er es für gut findet. Indes werden himmlische und irdische Herrlichkeit deutlich einander gegenübergestellt, denn es wird auch eine irdische Herrlichkeit geben.

Es ist beachtenswert, dass hier nicht allein die Tatsache der Auferstehung festgestellt wird, sondern auch ihr Charakter. Für die Gläubigen wird es eine Auferstehung zu himmlischer Herrlichkeit sein. Unverwesliche, herrliche Leiber, geistige Gefäße der Macht werden ihr Teil sein. Dieser Leib, gleich dem Weizenkorn zur Verwesung gesät, wird Herrlichkeit und Unverweslichkeit anziehen 3. Es ist hier nur die Rede von den Heiligen, „den Himmlischen“, und zwar in Verbindung mit Christus, dem zweiten Adam. Der Apostel hatte gesagt, dass der erste Leib ein „natürlicher“ Leib sei, sein Leben war das einer lebendigen Seele. Was den Leib betrifft, so hatte er teil an dem Leben, das auch die übrigen lebenden Wesen besaßen, wie groß andererseits auch sein Vorrang hinsichtlich seines Verhältnisses zu Gott sein mochte, indem Gott selbst den Geist des Lebens in seine Nase geblasen hatte, so dass der Mensch in besonderer Weise in Verbindung mit Gott stand – „von seinem Geschlecht“, wie sich der Apostel in Athen ausdrückt. Adam war der Sohn Gottes, wie der Heilige Geist in Lukas sagt, nach dem Bild Gottes geschaffen. Sein Betragen hätte dem entsprechen sollen; auch hatte Gott sich ihm offenbart, um ihn in sittlicher Hinsicht in die Stellung zu versetzen, die diesem Odem des Lebens, den er empfangen hatte, entsprach. Er war eine lebendige Seele geworden – sei es als einer, der durch die Macht Gottes, die ihn stützte, vom Tod frei war, oder als ein durch den Urteilsspruch seines Schöpfers der Sterblichkeit Unterworfener. Der Mensch hatte nicht die lebendigmachende Kraft in sich selbst: der erste Adam war einfach ein Mensch – „der erste Mensch, Adam“.

Das Wort Gottes drückt sich in Bezug auf Christus anders aus, wenn es in der vorliegenden Stelle von Ihm, als dem letzten Adam, spricht. Er könnte nicht der letzte Adam sein, ohne Mensch zu sein, aber das Wort sagt nicht: „Der letzte Mensch war ein lebendigmachender Geist“, sondern „der letzte Adam“; und wenn es von Ihm als dem zweiten Menschen spricht, so fügt es hinzu, dass Er „vom Himmel“ war. Christus hatte nicht allein Leben als eine lebendige Seele; Er besaß die Macht des Lebens, die anderen Leben mitteilen konnte. Obwohl Er ein Mensch auf Erden war, hatte Er Leben in Sich selbst, und demgemäß machte er lebendig, wen Er wollte. Nichtsdestoweniger spricht das Wort hier von Ihm als von dem letzten Adam, dem zweiten Menschen, dem Christus. Nicht nur, dass Gott lebendig macht, wen Er will, sondern der letzte Adam, Christus, geistlicherweise das Haupt des neuen Geschlechts, hat diese Macht in Sich selbst, und deswegen heißt es (denn es ist immer von Jesus auf der Erde die Rede): „Er hat dem Sohn gegeben, Leben zu haben in sich selbst“ (Joh 5,26). Von uns wird gesagt: „Gott hat uns ewiges Leben gegeben, und dieses Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht“ (1. Joh 5,11+12).

Indessen war nicht das, was vom Geist ist, zuerst, sondern das Natürliche, d. h. das, was das natürliche Leben der Seele besitzt. Das, was geistig ist, was sein Leben aus der Macht des Geistes hat, kommt hernach. Der erste Mensch ist von der Erde, hat, so wie er ist (indem Gott einen Geist oder Odem des Lebens in seine Nase blies), seinen Ursprung von der Erde. Darum ist er von Staub, wie Gott gesagt hat: „Staub bist du, und zum Staube wirst du zurückkehren“ (1. Mo 3,19). Der letzte Adam, obwohl Er ebenso wahrhaftig Mensch war wie der erste, ist vom Himmel.

Als solche, die zu dem ersten Adam gehören, erben wir seinen Zustand, wir sind wie er. Als solche, die an dem Leben des zweiten teilhaben, sind wir Teilhaber der Herrlichkeit, die Er als Mensch besitzt; wir sind wie Er, wir bestehen gemäß der Art und Weise seines Wesens, indem sein Leben das unsrige ist. Die Folge davon ist, dass wir, so wie wir das Bild des Irdischen getragen haben, auch das Bild des Himmlischen tragen werden.

Man beachte hier, dass der erste Adam sowohl wie der letzte (oder der zweite Mensch) in der Stellung betrachtet werden, in die sie nach Beendigung ihrer bezüglichen Proben unter der Verantwortlichkeit eingetreten sind; und diejenigen, die mit dem einen oder dem anderen in Verbindung stehen, erben den Zustand und die Folgen des Werkes dessen, dem sie angehören und der so auf die Probe gestellt wurde. Der gefallene Adam ist der Vater eines nach seinem Bild geborenen Geschlechts, eines gefallenen, schuldigen, sündigen und sterblichen Geschlechts. Er hatte gefehlt, gesündigt und seine Stellung vor Gott verloren, war fern von Gott, als er der Vater des menschlichen Geschlechts wurde. – „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viele Frucht.“ Christus hatte Gott verherrlicht, Sühnung für die Sünde getan und war in Gerechtigkeit auferstanden; Er hatte den Tod besiegt und die Macht Satans zerstört, bevor Er als ein lebendigmachender Geist das Haupt eines Geschlechts wurde 4, dem Er (als vereinigt mit Ihm) alle die Vorrechte mitteilt, die der Stellung vor Gott angehören, die Er nach der Macht jenes Lebens, durch das Er sie lebendig macht, erworben hat. Es ist ein auferstandener und verherrlichter Christus, dessen Bild wir tragen werden, wie wir jetzt das Bild eines gefallenen Adam tragen. Fleisch und Blut (nicht nur die Sünde) können nicht in das Himmelreich eingehen. Die Verwesung (denn das ist es, was wir sind) kann nicht das Unverwesliche ererben.

Dies führt den Apostel zu einer bestimmten Offenbarung bezüglich dessen, was geschehen wird, um alle Heiligen des Genusses der Unverweslichkeit teilhaftig zu machen. Der Tod ist besiegt. Es ist nicht notwendig, dass der Tod über alle kommt, noch weniger, dass alle einer tatsächlichen Verwesung anheim fallen; aber es ist nicht möglich, dass Fleisch und Blut das Reich der Herrlichkeit ererben. Doch wir werden nicht alle entschlafen, es gibt solche, die verwandelt werden. Die Toten werden unverweslich auferweckt, und wir werden verwandelt werden. Der Apostel sagt „wir“. Denn da die Erlösung vollbracht und Christus bereit ist, die Lebendigen und die Toten zu richten, so betrachtet er das Kommen des Herrn immer als etwas, das unmittelbar vor seinen Blicken steht und jeden Augenblick eintreten kann. Diese Verwandlung ist gleichbedeutend mit der Auferstehung; denn das Verwesliche, wenn es nicht schon in Staub und Verwesung übergegangen ist, wird Unverweslichkeit anziehen, und das Sterbliche Unsterblichkeit. Es ist offenbar, dass sich diese Worte auf den Leib beziehen; denn in seinem Leib ist der Mensch sterblich, selbst wenn er ewiges Leben besitzt und durch Christus und mit Christus leben wird. Gottes Macht wird die Heiligen, mögen sie nun lebendig oder tot sein, für das Erbe der Herrlichkeit zubereiten.

Das eben Gesagte ist sehr beachtenswert. Für den Christen ist der Tod gänzlich besiegt, in seiner Macht vernichtet. Der Christ besitzt ein Leben (den auferstandenen Christus), das ihn über den Tod erhebt, vielleicht nicht körperlich, aber innerlich, geistig. Der Tod als Frucht der Sünde und des Gerichts hat seine ganze Macht über die Seele des Gläubigen verloren; er ist so vollständig besiegt, dass es solche gibt, die gar nicht sterben werden. Alle Christen besitzen Christus als ihr Leben. Solange Er abwesend ist und nicht zurückkehrt (was der Fall sein wird, solange Er auf dem Throne seines Vaters sitzt und unser Leben mit Ihm in Gott verborgen ist), erleiden wir dem Urteil Gottes gemäß körperlich den Tod, d. h. die Seele wird von dem sterblichen Leib getrennt. Wenn Er aber, vom Thron des Vaters aufstehend, wiederkommt und seine Macht entfaltet, um die Seinigen vor der Ausführung des Gerichts zu sich zu nehmen, hat der Tod gar keine Macht mehr über sie: die dann noch lebenden Gläubigen werden nicht durch den Tod gehen. Dass die übrigen Gläubigen aus den Toten auferweckt werden, ist ein Beweis von einer ganz und gar göttlichen Macht, die sogar noch herrlicher ist als diejenige, welche einst den Menschen aus dem Staub erschuf. Dass die Lebenden verwandelt werden, beweist eine Vollkommenheit der vollbrachten Erlösung und eine Macht des Lebens in Christus, die keine Spur, keinen Rest, weder des Gerichts Gottes in Bezug auf sie, noch der Macht des Feindes, noch endlich des Unterworfenseins des Menschen unter die Folgen seiner Sünde zurücklässt. An Stelle alles dessen tritt eine Ausübung göttlicher Macht, die sich in der unbedingten, vollständigen und ewigen Befreiung des armen, schuldigen Geschöpfes offenbart, das vorher alledem unterworfen war. Diese Befreiung findet ihre völlige Offenbarung in der Herrlichkeit Christi (denn Er hatte Sich selbst in Gnade dem Zustand des Menschen unterworfen, welcher der Sünde wegen unter der Macht des Todes lag), so dass sie für den Glauben stets gewiss und in seiner Person vollendet ist, obwohl die Auferstehung der Toten und die Verwandlung der Lebenden bei seiner Ankunft die tatsächliche Vollendung dieser Befreiung für all die Seinigen darstellen wird. Welch eine herrliche Befreiung hat die Auferweckung Christi zu Wege gebracht! Sie hat uns, da die Sünde gänzlich hinweg getan, die Gerechtigkeit göttlich verherrlicht und befriedigt und die Macht Satans zerstört ist, kraft einer ewigen Erlösung und durch die Macht eines Lebens, das den Tod vernichtet hat, in einen ganz neuen Bereich versetzt, wohin weder das Böse noch irgendeine seiner Folgen dringen kann, und wo die Gunst Gottes in Herrlichkeit vollkommen und für immer auf uns hernieder strahlt. Das ist es, was Christus für uns erworben hat, entsprechend der ewigen Liebe Gottes, unseres Vaters, der Ihn uns zu unserem Erretter gegeben hat.

In einem Augenblick, wann wir es nicht erwarten, werden wir diesen vom Vater für uns bestimmten und von Jesu bereiteten Schauplatz betreten. Die Kraft Gottes wird diese Verwandlung in einem Nu vollziehen: die Toten werden auferstehen, und wir werden verwandelt werden. Der Ausdruck „die letzte Posaune“ ist, wie mir scheint, nur eine Anspielung auf militärische Gebräuche: die ganze Schar wartet auf das letzte Signal, um dann miteinander aufzubrechen.

In der Anführung von Jesaja 25,8 begegnen wir einer bemerkenswerten Anwendung der Schrift. Diese Stelle wird hier nur zum Beleg für die Tatsache angeführt, dass der Tod auf diese Weise in Sieg verschlungen wird; aber die Vergleichung mit Jesaja zeigt uns, dass dies nicht am Ende der Welt stattfinden wird, sondern zu der Zeit, wann durch die Aufrichtung des Reiches Gottes in Zion der Schleier, unter dem die Heiden in Unwissenheit und Finsternis gelebt haben, von ihrem Angesicht weggenommen werden wird. Die ganze Erde wird erleuchtet werden, ich sage nicht in demselben Augenblick, aber zu jener Zeit. Doch diese Gewissheit der Zerstörung des Todes gibt uns ein gegenwärtiges Vertrauen, obwohl der Tod jetzt noch besteht. Der Tod hat seinen Stachel verloren, das Grab seinen Sieg. Alles ist verändert durch die Gnade, die am Ende diesen Triumph herbeiführen wird, aber mittlerweile hat dies, indem es uns die Gunst Gottes offenbart, die es bewirkt, sowie die Vollendung der Erlösung, welche die Grundlage davon ist, den Charakter des Todes vollständig verändert. Der Tod bedeutet für den Gläubigen, der durch denselben gehen muss, nur das Verlassen dessen, was sterblich ist; er trägt nicht mehr den Schrecken des Gerichts Gottes noch den der Macht Satans an sich. Christus ist in den Tod gegangen und hat ihn erlitten; Er hat ihn völlig und für immer beseitigt. Aber nicht nur das, sondern Er hat auch die Quelle desselben hinweg genommen. Die Sünde war es, die den Stachel des Todes verschärfte und vergiftete. Das Gesetz verlieh der Sünde ihre Kraft für das Gewissen und machte den Tod doppelt schrecklich indem es dem Gewissen eine unbeugsame Gerechtigkeit sowie das Urteil Gottes zeigte, das die Erfüllung dieses Gesetzes forderte und einen Fluch über alle aussprach, die es nicht hielten. Doch Christus wurde zur Sünde gemacht und trug den Fluch des Gesetzes, indem Er ein Fluch für die Seinen wurde, die unter dem Gesetz waren; und so hat Er, indem Er bezüglich der Sünde und der äußersten Forderungen des Gesetzes Gott vollkommen verherrlichte, uns völlig von beiden befreit und zugleich von der Macht des Todes erlöst, aus der Er siegreich hervorging. Alles, was der Tod uns antun kann, ist, dass er uns von dem Schauplatz, wo er seine Macht ausübt, hinweg nimmt, um uns dahin zu bringen, wo er keine Macht mehr hat. Gott, der Urheber dieser Gnadenratschlüsse, in dem auch die Macht ist, sie auszuführen, hat uns diese Befreiung gegeben durch Jesum Christus, unseren Herrn. Anstatt den Tod zu fürchten, bringen wir Dem Dank dar, der uns den Sieg durch Jesum gegeben hat.

Das große Ergebnis ist, bei Jesus und Jesus gleich zu sein und Ihn zu sehen, wie Er ist. Inzwischen arbeiten wir auf dem Schauplatz, wo der Tod seine Macht ausübt, wo Satan, wenn Gott es ihm erlaubt, den Tod gebraucht, um unseren Lauf zu beenden. Wir arbeiten, obwohl es Schwierigkeiten gibt, mit völliger Zuversicht, weil wir wissen, was der unfehlbare Ausgang unseres Weges sein wird. Der Pfad mag von Feinden umlagert sein; aber das Ende wird die Frucht der Ratschlüsse unseres Gottes und seiner Macht bilden, die zu unseren Gunsten ausgeübt wird, gemäß dem, was wir in Jesus gesehen haben, der das Haupt und die Offenbarung der Herrlichkeit ist, deren sich die Seinigen erfreuen werden.

Fassen wir das Gesagte noch einmal kurz zusammen. Wir sehen folgende zwei Dinge in Christus: erstens die Macht über alle Dinge, einschließlich des Todes: Er weckt sogar die Gottlosen auf, und zweitens die Vereinigung der Seinigen mit Ihm. Was diese letztere betrifft, so lenkt der Apostel unsere Blicke auf die Auferweckung Christi selbst: Er weckt nicht nur andere auf, sondern Er selbst ist aus den Toten auferweckt worden, Er ist der Erstling der Entschlafenen. Aber vor seiner Auferweckung starb Er für unsere Sünden. Alles, was uns von Gott trennte, ist gänzlich hinweg getan: der Tod, der Zorn Gottes, die Macht Satans, die Sünden verschwinden, soweit es uns betrifft, kraft des Werkes Christi, und Er ist uns zu jener Gerechtigkeit gemacht worden, die uns ein Anrecht auf die himmlische Herrlichkeit gibt. Nichts bleibt von dem, was zu seinem früheren menschlichen Zustande gehörte, übrig als nur die ewige Gunst Gottes, der Ihn dorthin brachte. So ist es eine Auferweckung aus den Toten durch die Macht Gottes kraft jener Gunst, weil Jesus die Wonne Gottes war, und weil in seiner Erhöhung Gottes Gerechtigkeit erfüllt ist. Für uns ist es eine auf die Erlösung gegründete Auferstehung, in der wir uns jetzt schon in der Macht eines Lebens erfreuen, das die Wirkung und Kraft von beidem in unsere Herzen einführt, die durch den uns gegebenen Heiligen Geist erleuchtet sind. Bei der Ankunft Christi wird die Erfüllung für unsere Leiber tatsächlich stattfinden.

Fußnoten

  • 1 Christus konnte sagen: „Brecht diesen Tempel ab, und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten“; denn Der, welcher in dem Tempel wohnt, ist Gott. Es wird auch gesagt, dass Er durch den Geist auferweckt worden sei und zugleich durch die Herrlichkeit des Vaters. Doch hier wird Er als Mensch betrachtet, der sich dem Tod unterworfen hat; und Gott tritt ins Mittel, damit Er nicht im Tod bleibe, weil es sich hier nicht darum handelt, die Herrlichkeit der Person des Herrn zu zeigen, sondern unsere Auferstehung zu beweisen, indem Er, ein gestorbener Mensch, auferweckt worden ist. Durch den Menschen kam der Tod, durch den Menschen die Auferstehung. Obwohl der Apostel zeigt, dass Christus der Herr vom Himmel war, redet er hier doch immer von Ihm als dem Menschen Christus.
  • 2 Es ist jedoch zu beachten, dass die Sterblichkeit in dem Neuen Testament nie auf etwas anderes als auf den Leib angewandt wird, und zwar ausschließlich und nachdrücklich; vergleiche „dieses Sterbliche“ und ähnliche Ausdrücke. dass die Seele für sich fortbesteht und nicht mit dem Leib stirbt, wird deutlich genug in der Schrift gelehrt, und zwar nicht nur für den Christen (hinsichtlich dessen es augenscheinlich ist; denn wir sind bei Christo), sondern für alle Menschen, wie z. B. in Lk 20,38; 12,4+5 und am Ende des 16. Kapitels.
  • 3 dass wir in Herrlichkeit auferweckt werden, ist zugleich ein schlagender Beweis von der Vollständigkeit unserer Erlösung und der Unmöglichkeit, dass wir ins Gericht kommen können. Wir sind verherrlicht, bevor wir vor den Richterstuhl treten. Christus ist dann bereits gekommen und hat unseren niedrigen Leib verwandelt und ihn seinem herrlichen Leib gleichförmig gemacht.
  • 4 Nicht als ob Er als Sohn Gottes nicht zu jeder Zeit hätte lebendig machen können; Er hat das ja getan. Aber wenn wir mit Ihm teilhaben sollten, so war all das oben Genannte nötig und wurde erfüllt, und hier wird Christus als selbst aus den Toten auferstanden, als der himmlische Mensch, betrachtet. So gründet sich alles auf die göttliche Gerechtigkeit.
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