Aus dem Wort der Wahrheit (Band 3)
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David in Ziklag

Aus dem Wort der Wahrheit (Band 3)

(1. Chronika 12,1-14)

In diesem Kapitel finden wir eine Aufzählung der Helden und Kämpfer Davids, die zu ihm kamen, kurz bevor er König über Israel wurde. Es war schon lange Zeit her, dass der Prophet Samuel David zum König über Israel gesalbt hatte, doch solange Saul König war, konnte David sein Königtum nicht antreten. Obwohl Saul wusste, dass David der Gesalbte Jehovas war, wollte er ihn nicht als den wahren König anerkennen und versuchte mehrere Male, ihn zu ermorden. Es ist vor allem das erste Buch Samuel, das uns den Hass Sauls zeigt und wie er David verfolgte. Wir sehen deutlich, dass Saul ein Bild des Antichristen ist, der unmittelbar vor dem Kommen des Herrn Jesus von der Mehrheit des Volkes Israel als Messias angenommen werden wird. David ist ein Vorbild des Herrn Jesus als des wahren Königs, der alle Seine Feinde vernichten wird. Danach wird Er als der wahre Salomo in der Mitte Seines Volkes eine wunderbare Herrschaft des Friedens errichten. Doch bevor David König wird, wird er verfolgt.

Am Ende des ersten Buches Samuel finden wir, wie Saul im Kampf mit Amalek fällt oder, besser gesagt, Selbstmord begeht. Danach zieht David nach Hebron, wo er sieben Jahre wohnt und von den beiden Stämmen Juda und Benjamin als König anerkannt wird (2. Sam 2). Einige Jahre später, nachdem der Sohn Sauls gestorben ist, kommen auch die zehn Stämme zu ihm nach Hebron und machen ihn zum alleinigen König über ganz Israel. Im weiteren Verlauf des zweiten Buches Samuel finden wir eine Beschreibung, wie David nach und nach alle seine Feinde besiegt. So wird es auch in der Zukunft sein. Der Herr Jesus wird zuerst in Harmagedon das Tier und den falschen Propheten (den Antichristen) ergreifen und, ohne sie zu richten, in den Feuersee werfen (Off 19,19-21). Zugleich wird Er die Heere Westeuropas vernichten und kurze Zeit danach auf dem Ölberg erscheinen (Sach 14,2-5), um zusammen mit dem Überrest den König des Nordens zu vernichten (Dan 11,42-45). Danach wird Er, ebenfalls zusammen mit dem Überrest, die umliegenden Nachbarvölker wegen ihrer Feindschaft zum Volk Israel schlagen und schließlich Russland auf den Bergen Palästinas vernichten (Hes 38 und 39).

Während der großen Drangsalszeit und auch schon kurz davor wird der Überrest Israels nach der Entrückung der Versammlung, also in einigen wenigen Jahren, der ganzen Welt das Evangelium des Reiches verkündigen. Viele werden zur Bekehrung kommen und an den Segnungen des 1000-jährigen Reiches teilhaben, sofern sie nicht wegen ihrer Treue gegenüber Christus während der Drangsalszeit umgekommen sind und an dem himmlischen Teil der Regierung teilhaben werden.

Viele der treuen Prediger werden während dieser Zeit umkommen, ja, „wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch gerettet werden; aber um der Auserwählten willen werden jene Tage verkürzt werden“ (Mt 24,22). Danach folgt das Gericht über alle Völker der Erde, das in Matthäus 25,31-46 beschrieben wird. Die Völker, die die Prediger des Reiches nicht aufgenommen haben – der Herr Jesus nennt sie „meine Brüder“ –, werden gerichtet werden. Diejenigen, die sie gut behandelt und ihr Wort angenommen haben, werden eingehen ins Friedensreich.

David ist nun, wie gesagt, ein Bild von dem Herrn Jesus als Demjenigen, der Sich alle Seine Feinde unterwirft. Diese Zeit steht kurz bevor. Obwohl Gott Ihn zum König gesalbt hat (Ps 2,6) und wir Ihn bereits mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt sehen (Heb 2,9), ist Er jetzt noch der Verworfene. Die Juden haben Ihn ans Kreuz geschlagen mit den Worten: „Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche.“ Sie gaben Ihm statt des Thrones ein Kreuz und ein Grab. Auch wir leben noch in der Zeit der Verwerfung des Herrn Jesus, wo Gott alle Menschen aufruft, doch freiwillig ihre Knie vor dem Herrn Jesus zu beugen und Ihn als Herrn anzuerkennen. Im 1000-jährigen Reich wird jedes Knie sich vor Ihm beugen müssen, wie wir in Philipper 2,10 lesen. Wer das dann nicht tut, wird sofort gerichtet werden.

Wir finden in dem gelesenen Kapitel nun eine kurze Beschreibung und Aufzählung der Männer in Israel, die sich auf die Seite Davids stellten, als er noch der Verworfene war. Wir haben uns schon früher daran erinnert, wie viele der Helden Davids zu ihm in die Höhle Adullam kamen, weil sie bedrängt waren, einen Gläubiger hatten oder erbitterten Gemütes waren (1. Sam 22,1-4). Diese Männer wurden die Helden Davids. Ja, man kann nicht Umgang mit dem Herrn Jesus haben und mit Ihm den Weg gehen, ohne ein Held zu werden. Helden sind solche, die Seine Ehre suchen und ihr Leben in Seinen Dienst stellen.

„Und diese sind es, welche zu David nach Ziklag kamen, als er sich noch vor Saul, dem Sohne Kis', verborgen hielt; auch sie waren unter den Helden, die ihm im Streite halfen, ausgerüstet mit dem Bogen und geübt, mit der Rechten und mit der Linken Steine zu schleudern und Pfeile mit dem Bogen abzuschießen: Von den Brüdern Sauls, aus Benjamin ...“ (1. Chr 12,1.2). Was wir in diesem Abschnitt finden, ereignete sich in der Zeit, als David zu den Philistern geflohen war und sich in Ziklag aufhielt. Die Tatsache, dass David dorthin flüchtete, war ein Mangel an Glauben, eine Schwachheit im Leben Davids. Obwohl wir etwas Derartiges niemals im Leben des Herrn Jesus finden, so ist David doch auch in diesem Kapitel ein Vorbild von dem Herrn Jesus. Die ersten, die dorthin zu David kommen, sind aus dem Stamm Benjamin, die Brüder Sauls. Hätten wir nicht gedacht, dass die Brüder Sauls die letzten wären, die zu David kommen würden? Ihr Bruder Saul regierte doch immer noch als König in Israel, und sie hätten seine Macht und Herrlichkeit mit ihm teilen können. Doch gerade sie waren die ersten, die sich zu diesem Zeitpunkt David anschlossen.

Die hier zu David kamen, waren keine Schwächlinge, sondern geübte Kriegsleute. Sie konnten nicht nur mit der Rechten, sondern auch mit der Linken Steine schleudern und Pfeile mit dem Bogen abschießen. Diese Männer hatten ihren Bruder Saul verlassen und sich David angeschlossen. Sie kamen zu David, als Saul ihn noch hasste. Und weil sie mit David gingen, werden ihre Namen hier im Wort Gottes erwähnt, und sie werden niemals vergessen werden. Welch ein Ansporn ist das für uns!

Wir, die wir am Ende der zweitausend Jahre der Verwerfung des Herrn Jesus leben, wollen uns nun einmal selbst die Frage stellen, wie wir zu Ihm stehen. Haben wir, die wir ursprünglich auch zu der Welt gehörten, zu der jeder Unbekehrte gehört und deren Fürst Satan ist, uns von Anfang an auf die Seite des Herrn Jesus gestellt und Seine Rechte anerkannt?

Wir können die Helden Davids, die hier zu Ihm kamen, vergleichen mit Männern wie die Apostel, die vom ersten Augenblick an die Seite des Herrn Jesus wählten. Da war ein Petrus, der auf Seiner Seite stand und gewappnet war. Oder denken wir an Stephanus, der sich so entschieden auf die Seite des Herrn Jesus stellte und sich mit Heiligem Geiste füllen ließ, weil der Herr Jesus sein Herz in Besitz genommen hatte. Welch eine gewaltige Predigt hat er in der Mitte des Volkes abgelegt. Für sein treues Zeugnis erhielt er die Märtyrerkrone.

Nun finden wir eine zweite große Gruppe in Vers 8: „Und von den Gaditern sonderten sich ab zu David, nach der Bergfeste in die Wüste, tapfere Helden, Männer des Heeres zum Kriege, mit Schild und Lanze gerüstet, deren Angesichter wie Löwen-Angesichter, und die den Gazellen auf den Bergen gleich waren an Schnelle ...“ Diese Bergfeste ist die Höhle Adullam, von der wir in 1. Samuel 22 lesen. Zu den Helden, die dort zu David kamen, gehören auch die drei Helden, die später aus der Zisterne Bethlehems Wasser holten. Sie drangen durch das Lager der Philister und kamen durch das Lager zurück mit dem Wasser. Und der einzige Grund für ihre Tat war, dass es David nach diesem Wasser gelüstete.

„Und es kamen einige von den Kindern Benjamin und Juda nach der Bergfeste zu David“ (V. 16). Hier finden wir eine zweite Gruppe, die zu David in die Höhle Adullam kommt. Schon damals waren Männer aus dem Stamm Benjamin gekommen, dem Stamm, dem auch Saul angehört hatte. Nun waren es wieder solche, die mit Saul verwandt waren, von denen wir am wenigsten erwartet hätten, dass sie sich schon so früh auf die Seite Davids stellten. Wir sehen, dass David selbst überrascht war und ihnen entgegenging mit der Frage, ob sie zum Frieden zu ihm gekommen seien. Doch gerade sie stellten sich ganz entschieden auf die Seite Davids mit den Worten: „Dein sind wir, David, und mit dir, Sohn Isais“ (V. 18). Ist das nicht bemerkenswert? Denken wir dabei nicht an den Apostel Paulus, den ehemals größten Feind des Herrn Jesus? Er war es, der die Gläubigen verfolgte und später das Evangelium predigte. Er nennt sich selbst den größten der Sünder, weil er die Versammlung Gottes verfolgt hatte, doch später wurde er vom Herrn gebraucht, um der größte Kämpfer zu werden. Man hat geschätzt, dass durch die Predigt des Apostels Paulus fünf Millionen Menschen zur Bekehrung gekommen sind. Wenn wir das Wort Gottes lesen, besonders die Apostelgeschichte, sehen wir, wie er für den Herrn Jesus kämpfte. Und wie wurde gerade er von Seiten des Volkes der Juden angefeindet. Ja, sie konnten ihn plagen, steinigen, doch sie konnten ihn nicht zu Tode bringen, bis seine Zeit gekommen war, dass er in Rom als Märtyrer starb.

„Und von den Kindern Benjamin, den Brüdern Sauls: dreitausend; aber der größte Teil von ihnen hielt bis dahin treu zum Hause Sauls“ (V. 29). Hier finden wir zum dritten Mal, dass über die Kinder Benjamin gesprochen wird, und zum zweiten Mal werden die Brüder Sauls erwähnt. Diese letzte Gruppe der Kinder Benjamin, die sich David zuwandte, kam zu ihm, nachdem das Haus Sauls bis auf Mephibo- seth ausgestorben war und David die Herrschaft über die zwölf Stämme ausübte. Hier steht nicht, dass der ganze Stamm Benjamin kam, aber doch ein Teil davon.

In den Versen 30–37 wird uns eine Aufzählung derer gegeben, die aus den Stämmen Ephraim, Manasse, Issaschar, Sebulon, Naphtali, Dan, Äser und von jenseit des Jorden aus Ruben, Gad und dem halben Stamm Manasse zu David kamen. Von denen, die von Issaschar kamen, wird hervorgehoben, dass sie Männer waren, die Einsicht hatten in die Zeiten, um zu wissen, was Israel tun musste. Die Männer aus Sebulon ordneten sich in Schlachtreihen mit ungeteiltem Herzen. Diese Treue und Entschiedenheit, mit der sie sich auf die Seite Davids stellten, spricht auch zu unseren Herzen. Weckt das nicht bei uns den Wunsch, uns völlig auf die Seite des Herrn Jesus zu stellen, der jetzt noch verworfen ist? Dabei wissen wir genau, welch eine herrliche Zukunft unser wartet. Sehr bald werden wir zum Herrn gehen, um für immer bei Ihm zu sein, dort, wo es keine Sünde mehr gibt. Dort gibt es keinerlei Kriege, keinerlei Krankheiten mehr. Wir werden dort einen Leib der Herrlichkeit haben. Erfüllen diese Dinge unsere Herzen? Wir werden den Herrn Jesus sehen, wie Er ist. Wir werden Ihn in würdiger Weise anbeten. Wir werden völlig in allem mit Ihm übereinstimmen, frei von jeder Schwachheit, die uns jetzt umgibt. Wie armselig sind doch die Gläubigen, deren Herzen ausschließlich mit den Dingen dieser Erde erfüllt sind.

Doch um in der Zukunft diese Dinge genießen zu können, ist es nötig, sich jetzt schon auf die Seite unseres großen David zu stellen. Wir haben unsere Knie vor Ihm gebeugt, unsere Schuld vor Ihm bekannt und Ihn als Herrn anerkannt. Wer das nicht getan hat, ist nicht errettet und wird auch solange nicht errettet, wie er Ihn nicht als Herrn angenommen hat.

Viele unter dem Volk nahmen ihn nicht gleich zu Anfang an, nicht einmal die eigenen Brüder Davids. Sie kamen erst zu ihm nach Ziklag, nicht schon in die Höhle Adullam. Diese Höhle war eine Grotte in dem Berg, völlig von Felsen umschlossen, die nicht leicht betreten werden konnte, die aber leicht zu verteidigen war. Dort waren alle, die damals zu David kamen, in Sicherheit. Niemals ist diese Höhle von anderen angegriffen, geschweige denn erobert worden. Wer dort zu David kam, war sicher, denn David schützte ihn.

Ist es Wahrheit in unseren Herzen, wenn wir singen: „Herr, das Wort aus Deinem Munde ist so lieblich, süß und hold! Gute Botschaft, frohe Kunde, besser als das reinste Gold! Deine ew'gen Heilsgedanken, Deine Liebe ohne Schranken, Dein Herz, das sich zu uns neigt, hast Du völlig uns gezeigt“; und weiter: „Ja, das Wort, das Du gegeben, es ist Wahrheit, Geist und Leben, unsers Weges helles Licht, wer ihm folgt, der irret nicht“? Hat das Wort Gottes diesen Platz in unseren Herzen? Ist es die köstliche Nahrung für uns, die uns immer wieder die Liebe des Herrn vorstellt? Ist es so, dass wir diesem hellen Licht, das auf unseren Weg fällt, folgen? Ja, es wirft ein helles Licht auf den Weg, den wir wandeln dürfen mit Ihm, der verworfen ist und für den die Welt nur ein Kreuz und ein Grab hatte. In der Taufe haben wir bekannt, dass wir mit Ihm gekreuzigt und begraben sind, dass wir den Platz der Verwerfung in dieser Welt mit Ihm teilen möchten. Ist das eine beständige Wirklichkeit für uns?

Dabei waren wir nicht die ersten, die zu dem Herrn Jesus kamen. Das waren die Apostel, deren Wirken uns in der Apostelgeschichte beschrieben wird. Diese Zeiten kommen niemals zurück. Nein, denn selbst zu Zeiten der Apostel trat in der Geschichte der christlichen Kirche ein Verfall ein, der immer weiter fortschreitet und der letztlich darin endet, dass alles verdorben wird und von Gott abfällt. Wir sehen in den Prophezeiungen des Wortes Gottes, wie sich die Kirche völlig mit der Welt vermischen und schließlich mit ihr gerichtet werden wird. Wie schnell ist die himmlische Hoffnung verlorengegangen, trat eine Vermischung mit der Welt ein und führte Satan den Götzendienst ein. Wir leben heute in einer Christenheit, die nur noch der Form nach christlich ist. Viele ihrer Bekenner offenbaren sich als Werkzeuge Satans, die ihn bald öffentlich anbeten und sich völlig in seinen Dienst stellen werden.

Wie stehen wir gegenüber dem Herrn Jesus als unserem Herrn? Anerkennen wir Sein Herr-sein, wenn wir zusammen sind als Versammlung und auch in unserem persönlichen, tagtäglichen Leben? Stellen wir alle Dinge unseres Lebens unter Seine Herrschaft? Oder gibt es Bereiche, die wir bewusst ausschließen? Zeugen wir öffentlich davon, dass Er unser Herr ist? Fragen wir in allen Dingen zuerst nach Seinem Willen? Wir leben in den letzten Tagen, und alles weist darauf hin, dass der Herr Jesus sehr bald kommen wird, um die Seinen zu Sich zu nehmen. Wir sehen, wie der Abfall beständig größer wird, und zwar gerade in den Ländern, die einen christlichen Namen tragen und wo in den vergangenen Jahrzehnten das Wort Gottes solch einen starken Einfluss auf die Gesetzgebung hatte. Doch dieser Einfluss schwindet mehr und mehr. Wo immer wir auch hinsehen, können wir feststellen, dass wir in den letzten Tagen leben.

Inwieweit sind wir dieselben für den Herrn Jesus geblieben, wie wir es hier bei denen finden, die David während seiner Verwerfung aufgesucht haben, sei es in Ziklag oder in der Höhle Adullam, oder die später zu ihm kamen, nachdem er in Hebron König über die beiden Stämme geworden war? Nicht alle kamen zur gleichen Zeit zu David. Uns allen möchte ich gerne die Frage vorlegen: Haben wir uns auf die Seite des Verworfenen gestellt und Ihn nicht nur angenommen zur Vergebung unserer Sünden? Was empfinden wir in unseren Herzen für den Herrn Jesus, der jetzt noch der Verworfene ist? Was bedeutet uns Sein Wort? Als der Herr Jesus für uns zum Kreuz ging, hat Er an jeden von uns persönlich gedacht, ja, als Er auf diese Erde kam, um Mensch zu werden, hat Er an dich und an mich gedacht. Während Seines ganzen Lebens hier auf Erden hatte Er vor Augen, dass Er zum Kreuz gehen würde, um dort für uns zu sterben und unsere Sünden an Seinem Leibe zu tragen. Dort auf dem Kreuz hat Er alle unsere Sünden, ja, die Sünden eines jeden einzelnen von uns, einzeln vor Gott bekannt, wie wir das im Vorbild bei dem Hohenpriester am großen Versöhnungstag sehen, denn ohne Bekenntnis der Sünden gibt es keine Vergebung (1. Joh 1,9). Welche Antwort haben wir in unseren Herzen auf die Liebe des Herrn Jesus?

Die ewigen Heilsgedanken Gottes bestehen nicht nur darin, dass wir gerettet werden und in den Himmel kommen, sondern dass vor allem die ganze Schöpfung zu Gott zurückgebracht wird, dass die Erde gereinigt wird und Gott alle die Pläne, die Er mit dem ersten Menschen hatte, in dem zweiten Menschen erfüllt. Was wird das für ein Augenblick sein, wenn alles in dieser Schöpfung wieder in vollkommener Harmonie mit Gott ist. Wir lesen von dem ewigen Zustand in Offenbarung 21,1-8, dass Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen wird. Auf der neuen Erde wird es kein Meer mehr geben, keine Unruhe mehr. Dort gibt es keine Veränderung mehr, dort wird der Friede auf der Erde wohnen. Welch eine Glückseligkeit wird das sein für die Menschen, die dann auf der Erde leben werden. Und wir, die wir zu der Versammlung Gottes gehören, werden in Ewigkeit im Vaterhaus sein und den Vater und den Sohn umgeben. Das ist unsere Zukunft.

Es ist die besondere Gnade des Herrn Jesus, dass wir ein weitaus höheres Teil haben werden als all die Gläubigen zur Zeit des Alten Testamentes. Warum bekommen wir ein höheres Teil als diese Gläubigen und auch als der gläubige Überrest des Volkes Israel, der nach der Entrückung der Versammlung in solch großer Treue das Evangelium des Reiches verkündigen und deshalb schrecklich leiden wird? Warum bekommen sie nicht dasselbe Teil wie wir? Ich denke, dass wir die Antwort in Römer 8,17 finden: „Wenn aber Kinder, so auch Erben – Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir anders mitleiden, auf dass wir auch mitverherrlicht werden.“ Wir werden die Herrlichkeit des Herrn Jesus teilen, weil wir mit Ihm gelitten haben. Das ist das Teil derer, die Ihn während der Zeit Seiner Verwerfung angenommen haben.

Die Frage für uns ist, wie wir jetzt die Welt sehen und wie wir unser Verhältnis zum Herrn Jesus sehen. Wir wissen, dass der Herr bald kommt. Wir können zwar nicht sagen, an welchem Tag es geschieht, und auch nicht, dass es innerhalb der nächsten fünf Jahre sein wird. Doch alle Umstände deuten klar darauf hin, dass es nicht mehr lange dauern kann, besonders, wenn wir den Abfall in der Christenheit sehen. Dasselbe sehen wir im Alten Testament. Als das Volk Israel völlig von Gott abgewichen war, kam der Herr Jesus auf diese Erde, um Rettung zu bringen. Ja, der Augenblick naht, dass Er uns zu Sich nehmen wird, wenn Er sieht, dass Er völlig von der Erde verworfen ist und dass es nur noch sehr wenige gibt, die ihre Knie vor Ihm beugen und in der Praxis verwirklichen, dass Er ihr Herr ist.

Die Heilige Schrift lässt uns nicht darüber im Unklaren, in welch einer Zeit wir leben, und es ist für uns die Frage, welche Konsequenzen wir aus dieser Kenntnis für unser tägliches Leben ziehen. Ich bin davon überzeugt, dass viele gar nicht darüber nachdenken, sondern glücklich sind, dass sie vom Verderben gerettet sind und die Dinge, die man in der Welt tut, nicht mitmachen. Sind sie sich darüber hinaus aber bewusst, welchen Platz wir mit Ihm einzunehmen haben, um Sein Zeugnis und Sein Heerlager auf Erden zu sein? Doch sprechen wir nicht über andere, denn es geht um uns und um die Frage, ob wir selbst diesen Platz Seiner Verwerfung mit Ihm teilen. Würde nicht mehr in unserem Leben davon sichtbar, wenn wir in allem fragen würden, was der Wille des Herrn ist? Wenn ein gläubiges Mädchen nach dem Willen des Herrn fragen würde, würde es sich dann noch das Haar abschneiden, obwohl Gottes Wort sagt, dass es eine Ehre für eine Frau ist, langes Haar zu haben? Wenn jeder junge Mann in allem den Herrn fragen würde, gäbe es dann in seinem Leben noch Dinge, die im Widerspruch sind zu dem Wort Gottes? Wir alle haben es nötig, uns in das Licht Gottes zu stellen und unser Leben zu untersuchen. Wie viele Dinge sind da eingedrungen, die nicht in Übereinstimmung sind mit dem Weg, den wir mit dem Herrn Jesus als dem Verworfenen zu gehen haben. Ist es unser aller Wunsch, nur Ihm zu leben und zu dienen? Das bedeutet nicht, dass jeder Bruder und jede Schwester ihren Beruf aufgeben und vollzeitig ins Werk des Herrn gehen müssen, wie gut dieser Wunsch auch sein mag. Nein, es bedeutet, dass wir in allem den Willen des Herrn erfragen und unser Leben nicht selbst bestimmen.

Wenn das immer so bei uns wäre, würde der Herr uns viel mehr Einsicht in Sein Wort geben können und auch viel mehr Einsicht in die Zeit, in der wir leben. Das war das besondere Kennzeichen der Kinder Issaschar in Vers 32: „Männer, welche Einsicht hatten in die Zeiten, um zu wissen, was Israel tun musste.“ Es war nicht immer so, dass die Kinder Issaschar diese Einsicht hatten. In der Prophezeiung Jakobs über Issaschar lesen wir in 1. Mose 49,14.15: „Issaschar ist ein knochiger Esel, der sich lagert zwischen den Hürden. Und er sieht, dass die Ruhe gut und dass das Land lieblich ist; und er beugt seine Schulter zum Lasttragen und wird zum fronpflichtigen Knecht.“ Welch ein Gegensatz zu denen, die sich hier aus dem Stamm Issaschar zu David wandten. Ihre Herzen waren zubereitet. Gläubige, die sich mit der Welt einlassen, werden von den weltlichen Dingen geknechtet. Wird vielleicht auch in unserem Leben etwas von dem Charakter Issaschars offenbar? Wie groß ist die Versuchung, wenn wir gut verdienen und uns die angenehmen Dinge dieser Welt leisten können, uns der Ruhe hinzugeben. Oder sind wir solche, die wissen, in welcher Zeit sie leben und was Gläubige heutzutage tun müssen? Unsere Weisheit liegt darin, dass wir den Herrn Jesus erkannt haben und unsere Knie vor Ihm gebeugt haben. Unsere Weisheit liegt darin, dass wir wissen, welchen Platz wir bald mit Ihm im 1000-jährigen Reich einnehmen werden und welche Konsequenzen das jetzt im Blick auf unser Verhältnis zur Welt hat. Wenn wir jetzt mit Ihm leiden, werden wir bald mit Ihm regieren.

Verstehen wir diese Zeiten? Sind wir uns bewusst, dass wir in den letzten Tagen vor dem Kommen des Herrn Jesus leben? Sind wir uns bewusst, dass wir in den Tagen leben, von denen der Herr Jesus in Lukas 18,8 gesprochen hat: „Doch wird wohl der Sohn des Menschen, wenn er kommt, den Glauben finden auf der Erde?“ Dort sah Er die Zeit, wo Er vollständig verworfen sein würde, die letzte Zeit, Er sah den offenbaren Aufstand gegen Ihn, wenn schließlich auch die Form des Christentums in der Regierung weggetan sein würde, wie wir es Tag für Tag näherkommen sehen. Das ist Einsicht in die Zeiten, Einsicht, dass die Zeit der Gnade bald vorbei ist und die Zeit des Gerichtes Gottes vor der Tür steht, aber auch die Einsicht, dass die Zeit der Verwerfung des Herrn Jesus bald vorbei sein wird. Deshalb wissen wir auch, dass wir in dieser Zeit hier auf Erden ein Zeugnis für Ihn sein müssen. Es muss in unserem Leben sichtbar werden, dass wir eins sind mit Ihm, damit Er durch uns verherrlicht wird und Freude an uns hat. Sind wir solche? Unterscheiden wir uns von denen, die sich nach Seinem Namen nennen, Ihn aber verleugnen?

Wie wunderbar wird es sein, wenn der Herr Jesus kommt und wir mit Ihm geoffenbart werden vor dem Richterstuhl Christi, nicht, um gerichtet zu werden, sondern um beurteilt zu werden. Dort vor dem Richterstuhl Christi wird jeder von uns, der den Herrn Jesus kennt, in Seinem Licht sein ganzes Leben sehen, jede Tat, jedes Wort, jeden Gedanken, doch so, wie der Herr Jesus und der Vater alles in unserem Leben immer beurteilt haben. Dort werden wir alles erkennen, was nicht in Übereinstimmung war mit Seinen Gedanken und worin wir Sein Herrsein praktisch verleugnet haben. Dort werden wir sehen, was wirklicher Gehorsam in unserem Leben war, und dafür auch Lohn empfangen. Dort werden wir sehen, worin wir Zeugen für Ihn waren und auch, was das für das Herz des Herrn Jesus bedeutet hat. Wäre es nicht wunderbar, wenn Er zu uns sagen könnte wie zu dem treuen Knecht in Matthäus 25: „Wohl, du guter und treuer Knecht! über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; gehe ein in die Freude deines Herrn“? Wenn wir hier treu für Ihn gehandelt haben, werden wir eingehen in Seine Freude – es ist nicht unsere Freude, sondern Seine Freude. Wird es für uns nicht das Höchste sein, ewig der Gegenstand Seiner Freude zu sein, ewig mit Ihm Seine Freude zu teilen? Diese Freude kommt daraus hervor, dass Er in unserem praktischen Leben unsere Liebe zu Ihm gesehen hat und auch, was Seine Liebe für uns in all den Umständen bedeutet hat, die auf dem Weg mit Ihm unser Teil waren, und vor allem, wie wir darin die volle Gemeinschaft mit Ihm haben konnten, denn das ist der Fall, wenn wir allein danach verlangen, Seinem Willen zu entsprechen.

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