Aus dem Wort der Wahrheit (Band 3)
gesammelte Vorträge

Eine lange Zeit für Gott

Aus dem Wort der Wahrheit (Band 3)

(1. Samuel 7)

Bei einem Vergleich von 1. Samuel 4 mit Kapitel 7 fällt uns ein großer Gegensatz auf. In Kapitel 4 hatte Israel keinerlei Furcht vor den Philistern, sondern die Philister fürchteten sich vor den Kindern Israel. Und da ließ Gott es zu, dass die Philister die Kinder Israel schlugen und sogar die Bundeslade in Besitz nahmen, auf die alle Hoffnung und alles Vertrauen Israels gerichtet war. Die Bundeslade verweilte sieben Monate in der Gefangenschaft bei den Philistern.

In 1. Samuel 7 sind es nicht die Philister, die sich fürchten, sondern die Kinder Israel, und hier werden die Philister geschlagen, und das eigentlich nicht einmal durch die Kinder Israel, sondern der Herr Selbst greift ein. Das bedeutet zugleich das Ende der Herrschaft der Philister über Israel: „So wurden die Philister gedemütigt, und sie kamen fortan nicht mehr in die Grenzen Israels; und die Hand Jehovas war wider die Philister alle Tage Samuels“ (V. 13).

Was war die Ursache für diese Veränderung? Ist es denn so, dass, wenn wir auf den Herrn vertrauen, es nicht recht ist in Seinen Augen und Er deshalb dem Feind den Sieg über uns gibt? Und dass nur dann, wenn wir uns fürchten, der Herr mit uns ist und der Sieg unser ist? Diese Kapitel zeigen uns, dass es nicht so ist. In Hesekiel z. B. sagt das Volk Israel: „Abraham war ein einzelner, und er erhielt das Land zum Besitztum; wir aber sind viele, uns ist das Land zum Besitztum gegeben!“ Und Gott antwortet: „…und ihr solltet das Land besitzen? ... die in den Trümmern sind, sollen durchs Schwert fallen“ (33, 24–27). Doch in Jesaja 51,2 sagt Gott das genaue Gegenteil: „Blicket hin auf Abraham, euren Vater... denn ich rief ihn, den einen, und ich segnete ihn und mehrte ihn.“ Fürchtet euch also nicht, ihr werdet das Land besitzen. Steht das nicht in völligem Widerspruch zueinander? Scheinbar ja, doch in Wirklichkeit nicht. Welcher Art ist unser Vertrauen, und welcher Art ist unsere Furcht? Das Vertrauen der Kinder Israel in 1. Samuel 4 richtete sich auf die Lade: Die Lade ist in unserer Mitte, wir brauchen uns daher nicht zu fürchten. Sie beachteten jedoch nicht ihren eigenen Zustand und was es für sie persönlich bedeutete, dass die Lade in ihrer Mitte war.

Kapitel 6 berichtet uns, dass die Philister die Lade in das Land Israel nach Beth-Semes zurückschickten. Die Bewohner von Beth-Semes freuten sich, als sie die Lade sahen (V. 13). Sie opferten daraufhin Brandopfer (V. 14). Später lesen wir: „Und er schlug unter den Leuten von Beth-Semes, weil sie in die Lade Jehovas geschaut hatten, und schlug unter dem Volke siebenzig Mann; da trauerte das Volk, weil Jehova eine so große Niederlage unter dem Volke angerichtet hatte; und die Leute von Beth-Semes sprachen: Wer vermag vor Jehova, diesem heiligen Gott, zu bestehen? Und zu wem soll er von uns hinaufziehen? Und sie sandten Boten zu den Bewohnern von Kirjath-Jearim und sprachen: Die Philister haben die Lade Jehovas zurückgebracht; kommet herab, führet sie zu euch hinauf“ (V. 19–21).

Die Philister hatten zweifellos auch in die Lade geschaut, und Gott hatte niemanden dafür gerichtet. Sie wussten es nicht besser. Doch die Israeliten hätten es als das Volk Gottes besser wissen müssen. Trotz ihrer Freude, die Lade wiederzusehen, der sie durch das Opfern der Brandopfer Ausdruck gaben, musste Gott doch fünfzigtausend Mann (siehe die Fußnote) unter ihnen erschlagen.

Gott will in denen geheiligt werden, die Ihm nahen (3. Mo 10,3). Wo Er ist, muss alles in Übereinstimmung mit Ihm und Seiner Heiligkeit sein. Das ist die Voraussetzung für jeden Segen. Es gibt tatsächlich kein größeres Vorrecht, als dass der Herr in unserer Mitte ist. Es gibt keinen herrlicheren Platz als den, den wir durch Seine Gnade empfangen haben, wo der Herr Jesus in unserer Mitte ist, wenn wir zu Seinem Namen hin versammelt sind. Es gibt aber auch keinen heiligeren Platz als diesen und keinen, wo das Gericht über ein falsches Handeln, über die Wirksamkeit des Fleisches bei uns gemeinschaftlich und bei einem jeden einzelnen schwerer ausfallen wird als gerade hier. „Denn die Zeit ist gekommen, dass das Gericht anfange bei dem Hause Gottes“, sagt Petrus in seinem ersten Brief (4,17). Das ist die Belehrung, die wir in diesen Kapiteln finden.

Die Lade kommt nach Kirjath-Jearim, und die Bewohner dort fürchten sich nicht vor der Lade wie die von Beth-Semes. Sie hatten das Gericht Gottes nicht am eigenen Leibe erfahren. Nachdem sie von dem Gericht Gottes an den Bewohnern von Beth-Semes gehört haben, sind sie vorsichtiger. Sie „führten die Lade Jehovas hinauf, und sie brachten sie in das Haus Abinadabs auf dem Hügel; und sie heiligten Eleasar, seinen Sohn, die Lade Jehovas zu hüten“ (Kap. 7, 1). Es sind wunderbare Wahrheiten, die uns hier vorgestellt werden. Der Name Abinadab bedeutet: Vater des willigen Gebers, oder auch: der Mildtätige. Ist das nicht ein schöner Name? Er wohnte in einem Haus auf dem Hügel. Nicht auf niedrigem Niveau, wo die Menschen dieser Welt leben, sondern an einem höher gelegenen Ort. Sein Sohn Eleasar (Gott ist Helfer) wurde geheiligt, dass er die Lade Jehovas hüte. Ist das nicht alles in Übereinstimmung mit der Gegenwart des Herrn? Äußerlich ja, doch der innere Zustand war noch nicht in Übereinstimmung damit. Wir wissen aus 4. Mose 4, und sie hätten es auch wissen können, dass nur Priester, aber keine Leviten die Lade sehen durften. Die Söhne Kehaths sollten die Lade Jehovas tragen, und Eleasar, ein Sohn Abinadabs, war kein Levit, geschweige denn ein Priester.

Wir ermuntern uns häufig mit den Worten: „Fürchte dich nicht, da doch der Herr mit uns ist“, doch wenn das mit Leichtfertigkeit in unserem praktischen Leben einhergeht, sei es, was uns persönlich oder gemeinschaftlich als Versammlung betrifft, so ist diese Ermunterung ohne jede Kraft. Im Gegenteil, wir fordern die Züchtigung Gottes nur heraus, denn wir könnten es besser wissen, und wir wissen es auch besser. Wir haben das ganze Wort Gottes, das uns Seine Gedanken mitteilt. Wir finden darin all die Herrlichkeiten des Herrn Jesus und all die Segnungen, die wir von Ihm empfangen können. Hat Er nicht Selbst in Matthäus 28,18 gesagt, dass Ihm alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben ist? Und doch muss Gott Sich in Seinen Erziehungsmethoden mit den Wirkungen unseres Fleisches bei uns persönlich und in unserer Mitte beschäftigen. Er möchte uns viel mehr segnen, kann es jedoch nicht, solange wir unseren Zustand nicht gerichtet und in Übereinstimmung mit Seiner Heiligkeit gebracht haben. Er möchte doch in der Mitte der Seinen wohnen und mit ihnen den Weg gehen.

„Und es geschah von dem Tage an, da die Lade zu Kirjath-Jearim blieb, dass der Tage viele wurden, und es wurden zwanzig Jahre. Und das ganze Haus Israel wehklagte Jehova nach“ (V. 2). Wir lesen nicht, dass Gott kein Wohlgefallen an Abinadab oder Eleasar persönlich fand, genausowenig daran, dass das Haus auf dem Hügel stand. An sich sind das schöne Dinge. Ein williges Herz, ein williger Geber und der Vater des willigen und mildtätigen Gebers sind in den Augen Gottes wohlgefällig. In 2. Mose 35 ist es gleichsam so, dass Gott Sein Wohlgefallen jedes Mal aufs neue ausdrückt, wenn das Volk mit willigem Herzen kommt, um zu geben, und zwar soviel, dass in Kapitel 36 gesagt werden muss, dass sie aufhören sollten, weil mehr als genug für den Bau der Stiftshütte vorhanden war. Dass Gott ein Helfer ist, ist ohne jeden Widerspruch wahr, und dass jemand sich für den Herrn heiligt (das ist absondert), um Ihm zu dienen, um dem Haus Gottes zu dienen, ist etwas Wunderbares. Doch wenn der praktische Zustand nicht in Übereinstimmung mit dem Wort Gottes ist, dann zeigt Gott uns, dass Formen und äußerer Schein Ihm nicht genügen.

Gott spricht hier von zwanzig Jahren, die die Lade in Kirjath-Jearim blieb: „Und es geschah ..., dass der Tage viele wurden, und es wurden zwanzig Jahre.“ Aus 2. Samuel 6 wissen wir, dass David die Lade erst viel später von Kirjath-Jearim heraufbrachte und sie tatsächlich also achtzig bis neunzig Jahre dort blieb. Warum spricht Gott denn hier über diese zwanzig Jahre als viele Tage? Für Ihn war es eine außerordentlich lange Zeit. Gott wartete diese zwanzig Jahre darauf, daß das Volk Israel zu Ihm zurückkehrte. Zwanzig Jahre war die Lade dort in ihrer Mitte, doch ihre Gegenwart hatte während dieser zwanzig Jahre keinen Eindruck auf ihre Herzen gemacht. Äußerlich mochten sie sich der Macht Gottes gerühmt haben, doch ihre Herzen hatten keinen Anteil daran. Erst nach zwanzig Jahren wandten sie ihre Herzen wieder Jehova zu: „Und das ganze Haus Israel wehklagte Jehova nach.“

„Da sprach Samuel zu dem ganzen Haus Israel und sagte: Wenn ihr mit eurem ganzen Herzen zu Jehova umkehret, so tut die fremden Götter und die Astaroth aus eurer Mitte hinweg, und richtet euer Herz auf Jehova und dienet ihm allein“ (V. 3). Während dieser zwanzig Jahre der Gegenwart des Thrones Gottes in ihrer Mitte hatten sie weiter fremden Göttern gedient und das erste Gebot des Gesetzes, „du sollst keine anderen Götter haben neben mir“ (2. Mo 20,3), übertreten. Neben mir – nicht nur keine anderen Götter anstelle Gottes, sondern keine anderen Götter neben Gott haben, wie es im Heidentum so viel der Fall ist. Das Heidentum, das viele Götter hat, hat nichts dagegen, dem einzigen, wahrhaftigen Gott einen Altar zu bauen, Ihm einen Platz inmitten ihrer Götter zu geben. So gab es in Athen auch einen Altar für den unbekannten Gott, den Paulus verkündigte, doch Er war nur einer unter ihren Göttern. Gott kann jedoch keine anderen Götter neben Sich dulden. In 5. Mose 6,4 heißt es: „Jehova, unser Gott, ist ein einiger Jehova!“ Das heißt, einzig und allein Derjenige, welchem der Name Jehova zukommt (siehe die Fußnote).

Das möchte der Herr Jesus auch für uns sein. Er möchte in unserer Mitte sein und hat uns die wunderbare Gnade gegeben, dass Er uns zu Seinem Eigentum gemacht hat, zu Seinem Volk. Er hat Sein Leben dafür hingegeben, Sein Blut dafür vergossen. Er hat uns in Seiner Gnade all Seine Herrlichkeit geoffenbart und uns einen Platz gegeben, wo Er in unserer Mitte sein will, wenn wir zusammenkommen. Doch Er möchte der Einzige sein. Er allein ist all unserer Liebe und Hingabe wert. Er bittet uns um unsere Herzen, unsere Liebe, unsere Zeit, unser Geld, um alles, was wir sind und besitzen. Er möchte das nicht mit anderen teilen. Er möchte es für Sich Selbst haben. Wir sind um einen hohen Preis erkauft und sollten daher Gott in unseren Leibern verherrlichen (1. Kor 6, 2o). Ist es Wirklichkeit in unseren Herzen, was wir in 5. Mose 6,5 lesen: „Und du sollst Jehova, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft“? Hat Er nicht, sowohl als Schöpfer wie auch als unser Heiland, ein Recht darauf?

Wie groß ist Seine Langmut mit den Seinen. Seine Liebe ist so groß, dass Er Sein Volk zwar züchtigt, doch es ist eine Zucht, die aus Seiner Liebe hervorkommt. Lasst uns einmal versuchen, diese zwanzig Jahre von der Warte Gottes aus zu sehen. Wird es Ihm nicht manchmal lang, in unserer Mitte zu wohnen, während Er danach verlangt, uns so zu segnen, aber nicht die entsprechende Voraussetzung in unseren Herzen findet? Finden wir nicht von Beginn des Wortes Gottes an immer wieder diesen Seinen Wunsch, in der Mitte Seines Volkes zu wohnen? Das ist das erste, worüber das Volk spricht, nachdem Gott es aus Ägypten erlöst hat. Es singt in dem Lied der Erlösung von der Wohnung Jehovas. Und das ist auch das erste, über das Gott mit Mose in 2. Mose 25 spricht: das Zelt der Zusammenkunft, das das Volk errichten soll, damit Er in ihrer Mitte wohnen kann.

Ich wiederhole, dass Gott der einzige für das Herz Seines Volkes zu sein wünscht. Wenn Er auch ein Recht darauf hat, so bleibt es doch der Wunsch Seiner Liebe. Seine Majestät muss es fordern, denn Gott kann nur dort wohnen, wo Er Gott sein kann und wo das Geschöpf bereit ist, Seine Rechte als Gott anzuerkennen, wo das Geschöpf seinen Platz als Geschöpf einnimmt, nämlich in völliger Unterwürfigkeit und Abhängigkeit. Hier finden wir, dass Gott in der Mitte Seines Volkes wohnt und dass der Tage viele wurden, nämlich zwanzig Jahre.

Haben wir uns wohl einmal die Frage gestellt, welche Gefühle der Herr Jesus über Sein Wohnen in unserer Mitte in der örtlichen Versammlung hat, zu der wir gehören? Wie viele Jahre kommen wir sonntags schon zum Namen des Herrn zusammen und nehmen die Verheißung in Anspruch, dass Er in unserer Mitte ist? Ich zweifle keinen Augenblick daran, dass Er in unserer Mitte ist. Ich weiß, dass Er nun, in diesem Augenblick, hier ist. Seine Gnade ist so unendlich groß. Wenn das nicht so wäre, wäre Er sicher schon fortgegangen. Doch weil ich Seine Gnade kenne, weiß ich, dass Er nun in unserer Mitte ist, da wir zu Seinem Namen versammelt sind. Doch haben wir uns einmal die Frage gestellt, wie Er in unserer Mitte ist? Ob Er wirklich Ruhe in unserer Mitte gefunden hat? Ob Er wirklich mit Wohlgefallen in unserer Mitte weilt oder ob Ihm die Zeit lang wird, weil unser Zustand nicht so ist, dass Er wirklich ruhen kann, weil unser Zusammenkommen oft (ich sage es als Frage) mehr eine Form als ein wirkliches Herzensbedürfnis ist? Das sind die Belehrungen, die wir hier finden – aus den Tagen wurden zwanzig Jahre. Danach war die Lade, wie gesagt, noch sechzig oder siebzig Jahre an diesem Ort. Von dieser Zeit wird nicht gesagt, dass sie lang wurde. Danach war die Lade ungefähr fünfhundert Jahre in Jerusalem, doch nirgends wird diese Zeit als eine lange Zeit bezeichnet. Was ist „eine lange Zeit“ für den ewigen Gott, wenn alles in Übereinstimmung mit Seinen Gedanken ist? Denken wir, dass die Ewigkeit vor der Schöpfung für Gott eine lange Zeit gewesen ist, als der Vater all Sein Wohlgefallen in dem Sohn und der Sohn all sein Wohlgefallen im Vater fand und ihre gegenseitige Liebe das Haus des Vaters erfüllte? Meinst du, dass die Ewigkeit, nachdem die Zeit vergangen ist, für den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist lange werden wird, wenn sie im Haus des Vaters sind und alle Kinder Gottes, die der Herr Jesus erlöst und dorthin gebracht hat, um Ihn geschart sein werden als die eigenen Kinder des Vaters und sie alle die Segnungen genießen werden, die Er ihnen bereitet hat, und sie in Übereinstimmung mit diesem Platz sein werden? Nein, diese Zeit wird nicht lang werden. Dann wird auch auf uns zutreffen, was wir von Gott in 2. Petrus 3,8 lesen, „dass ein Tag bei dem Herrn ist wie tausend Jahre, und tausend Jahre wie ein Tag.“ Wie demütigend ist es für uns, hier zu lesen, dass der Tage viele wurden.

Können wir nicht verstehen, wenn wir nur ein wenig die Liebe des Herrn Jesus kennen, dass die Tage lang für Ihn werden, wenn Er keine wirkliche Antwort auf Seine Liebe in unseren Herzen findet? Können wir nicht verstehen, dass Ihm, der uns in Seiner unendlichen Gnade einen Platz hier auf der Erde gegeben hat, wo Er in unserer Mitte sein will, wenn wir zu Seinem Namen versammelt sind, die Zeit lang wird, wenn Er sieht, dass es häufig nur eine Formsache ist und dass wir Dinge zulassen, die nicht in Übereinstimmung mit Seiner Heiligkeit und Seiner Liebe sind, und dass andere Götter in unserer Mitte sind, in unseren Zusammenkünften und in unseren Häusern? So war es bei Israel, und deshalb wurden diese zwanzig Jahre eine lange Zeit für Gott.

Doch nun tritt endlich ein, worauf Er gewartet hat und was zu erreichen Er versucht hat, nämlich dass das Haus Israel Ihm nach wehklagte. Das bewirkte die Drangsal von außen. Denn obwohl die Lade zurückgekehrt war, herrschten doch die Philister über sie. Gott musste diesen äußeren Druck gebrauchen – den Mangel an Segen und an Freude –, um das Volk zu veranlassen, nach Ihm zu fragen.

Ist es bei uns nicht auch häufig so, dass Er uns durch die Umstände zur Einkehr bringen muss und uns so unser wirklicher Zustand bewusst wird und was es bedeutet, keine Gemeinschaft mit Ihm zu haben und in einem Zustand zu sein, in dem Er uns nicht völlig segnen kann?

Nun tritt Samuel als ein Prophet Gottes, der ihnen das Wort Gottes sagt, in den Vordergrund. Der Name Samuel bedeutet wahrscheinlich „Name Gottes“, so dass selbst in diesem Namen zum Ausdruck kommt, was Gott ist. Gott will zu uns sprechen, und zwar durch das, was Er in Sich Selbst ist. Darum spricht die Schrift häufig über den Namen des Herrn Jesus, über den Namen Jesus und über den Namen Gottes. Ein Name drückt den Charakter dessen aus, der diesen Namen trägt. Der Name „Gott“ bedeutet also das, was Gott in Sich Selbst ist, nicht nur einen bestimmten Charakter, in dem Er Sich Selbst offenbart, wie zum Beispiel in dem Namen „Allmächtiger“, sondern was Er als Gott, der Schöpfer, der Höchste, der Anfang von allem ist. Er wünscht zu uns zu sprechen und Sich uns zu offenbaren. Nur dann sehen wir unser Abweichen und lernen die Ursache kennen, weshalb wir so wenig Segen bekommen und auf welche Weise wir den wirklichen Segen wiedererlangen können.

Beachten wir, dass die Worte in Vers 3 nicht zu den Philistern gesprochen wurden, sondern zu dem Volk Gottes, in dessen Mitte Gott nun bereits zwanzig Jahre wieder wohnte. Gott stellt ihnen durch Samuel vor, dass Er sie aus der Hand der Philister retten würde, wenn sie mit ihrem ganzen Herzen zu Ihm umkehren würden. Umkehren ist hier gleichbedeutend mit Buße tun.

Sagt Er vielleicht auch heute zu uns gemeinsam und zu jedem von uns persönlich: „Wenn ihr mit eurem ganzen Herzen zu Jehova umkehret, so tut die fremden Götter und die Astaroth aus eurer Mitte hinweg“?

Gibt es fremde Götter in unserer Mitte, in unserem gemeinschaftlichen Leben als Versammlung Gottes? Gibt es vielleicht fremde Götter in meinem Haus oder in meinem persönlichen Leben, was noch weiter geht als „in meinem Haus“? Was sind fremde Götter? Alles, was den Platz des Herrn Jesus in unseren Herzen einnimmt und worauf Er ein Recht hat. Alles, was Ihn verdrängt. Ein Götze ist alles, dem ich außer dem Herrn Jesus einen Teil meiner Zeit, meines Geldes, meiner Liebe oder was auch immer gebe. Gibt es Götzen in deinem Leben? Wir wollen uns diese Frage jeder persönlich vorlegen. Nicht ich stelle diese Frage, sondern der Herr. Gehören Ihm unsere Herzen vollständig? Hat Er unsere ganze Liebe, oder geben wir einen Teil unserer Liebe dieser Welt (vielleicht der Mode) oder so vielen anderen Dingen, die es gibt? Vielleicht ist für mich etwas anderes eine Gefahr als für dich. Wollen wir uns nicht mit allem vor dem Herrn prüfen?

Das ist der Anfang der Wiederherstellung. Es beginnt damit, dass wir die fremden Götter aus unserer Mitte oder auch aus unserem persönlichen Leben fortschaffen. Wenn nur bei einem einzigen von uns diese Dinge sind, kann der Herr auch in unserer Mitte nicht völlig segnen. Alle, die hierherkommen, müssen rein sein oder sind eine Verhinderung für Seinen Segen. Aber das Böse kann auch in unserer Mitte, in unserem Zusammenkommen selbst sein. Wie herrlich muss für Gott gewesen sein, was wir hier finden. Es ist der Beweis, dass Gott ihren Zustand kannte. Nun finden wir die Antwort: „Und die Kinder Israel taten die Baalim und die Astaroth hinweg und dienten Jehova allein“ (V. 4). Nun, da der Name Gottes zu ihnen spricht und ihnen vorgestellt wird, wer Gott ist, Seine Rechte und Seine Herrlichkeit, schaffen sie das Böse weg. Sie fühlen, dass das nicht mit dem Namen Gottes zusammengehen kann. Wie kann Er in Seiner Herrlichkeit in ihrer Mitte weilen und zugleich andere Götter neben ihm?! Welch wunderbares Resultat des Werkes Gottes, des Wortes Gottes, durch den Heiligen Geist auf die Gewissen angewandt: „Und sie dienten Jehova allein.“

„Und Samuel sprach: Versammelt ganz Israel nach Mizpa, und ich will Jehova für euch bitten. Und sie versammelten sich nach Mizpa und schöpften Wasser und gossen es aus vor Jehova; und sie fasteten an selbigem Tage und sprachen daselbst: Wir haben gegen Jehova gesündigt!“ (V. 5.6). Sie bleiben nicht dabei stehen, die fremden Götter wegzutun, sondern kommen auch zum Bekenntnis ihrer Sünden. Sie versammeln sich nach Mizpa, was „Wachtturm“ bedeutet. Nun schütten sie Wasser aus vor dem Angesicht Jehovas. In der Schrift ist das Wasser ein Bild des Wortes Gottes in seiner reinigenden Kraft. Sie sind sich bewusst, dass sie gereinigt werden müssen. Sehen wir, was das bedeutet? Als David zum Bekenntnis seiner Sünde kam, hören wir ihn in Psalm 51,4 sagen: „Gegen dich, gegen dich allein habe ich gesündigt, und ich habe getan, was böse ist in deinen Augen.“ Das Ausgießen des Wassers unterstreicht hier das Bekenntnis ihrer Sünden.

„Und sie fasteten an selbigem Tage.“ Durch Fasten enthält man sich der Dinge, die man gerne hat (hier Nahrung und Trank), so dass wir nüchtern sind und andere Dinge keinen Einfluss auf uns ausüben. Wir fasten als öffentliches Zeichen, dass wir Reue haben und uns vor dem Herrn, verbunden mit einem Bekenntnis, demütigen: „Wir haben gegen Jehova gesündigt.“ Ihr Fasten ist ein Beweis, dass es ihnen mit ihrem Bekenntnis ernst ist.

„Und die Philister hörten, dass die Kinder Israel sich nach Mizpa versammelt hatten, und die Fürsten der Philister zogen wider Israel herauf. Und die Kinder Israel hörten es und fürchteten sich vor den Philistern“ (V. 7). Was geschieht nun? Wir lesen nicht, dass die Philister während der zwanzig Jahre gegen das Volk heraufgezogen wären. Die Kinder Israel waren ja in der Macht der Philister. Doch nun kommen sie, um gegen sie zu kämpfen. Das Volk befindet sich jetzt in dem richtigen Zustand. Der Feind weiß sehr wohl, was eine Demütigung der Gläubigen zur Folge hat. Wenn wir uns im Licht Gottes sehen und richten, erkennen wir unser Zukurzkommen. Dann sind wir niedergebeugt und fühlen, dass wir die Zucht Gottes verdient haben, und fragen uns: Wie kann Gott mit uns sein, nachdem wir so von Ihm abgewichen sind? Das ist die Gesinnung eines zerschlagenen Herzens, wenn wir unsere Schuld vor Ihm bekennen und uns vor Ihm niederbeugen, nachdem wir die Götter aus unserem Leben entfernt haben. Dann beginnt sich der Feind zu fürchten. Er kennt das Wort Gottes häufig besser als wir selbst. Paulus sagt einmal: „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“ Wer auf seinen Knien liegt und sich vor Gott demütigt und zu Ihm aufschaut, vor dem fürchtet sich der Feind. Nein, ein Gläubiger, der sich vor Gott beugt und sich vor dem Herrn demütigt, ist kein Schwächling, er ist ein Mann der Kraft. Gerade diejenigen, die das nicht tun, sind Schwächlinge, wie stark sie auch zu sein glauben. Wenn wir meinen, stark zu sein, sind wir schwach. Denken wir nur an Petrus, als er sagte: „Wenn sich alle an dir ärgern werden, ich werde mich niemals ärgern“ (Mt 26,33). Er fühlte sich stark, doch in derselben Nacht verleugnete er den Herrn dreimal.

Hier sehen wir, dass der Feind weiß, was vor sich geht. Nun ziehen die Philister herauf. Wovor fürchten sie sich eigentlich? Die Israeliten hatten doch gar keine Waffen, denn die Philister hatten ihnen alle Schwerter weggenommen (1. Sam 13,22). Später finden wir, dass nur zwei Männer, Saul und Jonathan, ein Schwert hatten. Die Philister fürchteten sich vor diesem Volk, das auf seinen Knien lag und weinte und sich vor Gott demütigte und seine Schuld bekannte. Sie wussten: Nun ist Gott auf ihrer Seite, und das ist eine Gefahr für uns. Satan weiß sehr wohl, dass ein Christ, der sich vor dem Herrn gedemütigt hat, gefährlich für ihn ist; er kann ihn nicht mehr angreifen. Dasselbe sehen wir hier. Der Feind kommt jetzt mit doppelter Kraft. Wenn Satan jemanden in Ruhe lässt, ist das kein gutes Zeichen. Dann sieht Satan in ihm keine Gefahr. Wenn ein Gläubiger in dieser Welt lebt und sein Herz mit den Dingen der Welt füllt, wird Satan ihm nicht sehr lästig sein. Dieser Zustand gefällt ihm. Wenn dann Schwierigkeiten kommen, ist es der Herr, der mit Seinen Prüfungen kommt, um jemanden zurückzubringen. Satan kommt erst, wenn der Herr Sich damit beschäftigt, uns zurückzubringen.

„Und die Kinder Israel hörten es und fürchteten sich vor den Philistern; und die Kinder Israel sprachen zu Samuel: Lass nicht ab, für uns zu Jehova, unserem Gott, zu schreien, dass er uns von der Hand der Philister rette!“ (V. 7.8). Welch ein Unterschied zu Kapitel 4. Dort hatten die Kinder Israel die Lade in ihrer Mitte und jauchzten und fürchteten sich gar nicht angesichts der Philister, während die Philister sich fürchteten. Nun fürchten sich nicht die Philister, sondern die Israeliten, doch sie sehen, wo allein Kraft zu finden ist. Wir haben keine Kraft in uns selbst. Wer das noch nicht erlebt hat, muss es noch in der Praxis des Lebens lernen, dass er keine Kraft hat, um standhaft zu bleiben und den Feind zu besiegen und mit dem Herrn seinen Weg zu gehen, so wie Petrus das lernen musste. Die Kinder Israel setzten nun alle ihre Erwartung darauf, dass Samuel zu Jehova, ihrem Gott, schrie, dass er sie errette.

„Und Samuel nahm ein Milchlamm und opferte es ganz als Brandopfer dem Jehova; und Samuel schrie zu Jehova für Israel, und Jehova erhörte ihn“ (V. 9). Nun sehen wir, was Gott tut, nachdem Er Sich Selbst ihnen vorgestellt hat und sie die fremden Götter weggetan und sich vor Ihm gedemütigt haben. Nun kann Gott das Gebet Samuels erhören aufgrund des Brandopfers, das er Ihm darbringt. Das Brandopfer erinnert uns an das Werk des Herrn Jesus am Kreuz von Golgatha. Aufgrund dieses Werkes kann Gott uns den Reichtum Seiner Gnade erweisen. Durch dieses Werk sind wir „angenehm gemacht in dem Geliebten“ (Eph 1,6) und „versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe“ (Kol 1,13). Gott sieht uns bekleidet mit dem Herrn Jesus, weil Er Ihn durch dieses Werk so vollkommen verherrlicht hat, wie Gott niemals verherrlicht worden ist und auch nie wieder verherrlicht werden wird. Der Herr Jesus hat Gott in all Seiner Herrlichkeit auf dem Kreuz geoffenbart, und dadurch ist Er verherrlicht, wie der Herr Jesus in Johannes 17,4 sagt: „Ich habe dich verherrlicht auf der Erde; das Werk habe ich vollbracht, welches du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte.“ Das Brandopfer spricht nicht davon, dass der Herr Jesus unsere Sünden und das Gericht darüber getragen hat. Es spricht von dem, was der Herr Jesus darüber hinaus getan hat. Er hat Gott über alle Maßen verherrlicht. Der Vater sieht uns aufgrund dieses Opfers mit der Herrlichkeit des Herrn Jesus bekleidet, mit der Haut des Brandopfers, so wie Gott Adam und Eva Selbst bekleidete.

„Es geschah nämlich, während Samuel das Brandopfer opferte, da rückten die Philister heran zum Streit wider Israel“ (V. 10a). Welch eine Torheit seitens der Philister, in diesem Augenblick zum Streit heranzuziehen. Satan hat hier keine Einsicht. Im Blick auf Gott und Seine Gefühle zu Seinem Volk ist er dumm. Satan denkt, was der natürliche Verstand denken würde: Wie kann Gott ein Volk segnen, das sich vor Ihm niederbeugt, um zu bekennen, dass es untreu gewesen ist, und dass Gott ein Brandopfer darbringt anstatt eines Sündopfers? Er kennt das Herz Gottes nicht und versteht nicht, dass gerade dann Gottes Liebe zu Seinem Volk ausströmt, wenn Ihm ein Brandopfer dargebracht wird und Samuel Ihn sozusagen an das Werk des Herrn Jesus auf dem Kreuz erinnert. In diesem Augenblick kommen die Philister, um gegen das Volk zu streiten. Welche Torheit. Es ist der Augenblick, wo der liebliche Geruch des Brandopfers zu Gott emporsteigt und Gott Sein Volk in diesem lieblichen Geruch sieht!

„Und Jehova donnerte mit starkem Donner an selbigem Tage über den Philistern und verwirrte sie, und sie wurden vor Israel geschlagen“ (V. 10b). Wenn wir uns so vor dem Herrn gedemütigt haben, dürfen wir auch Seine Verheißung völlig in Anspruch nehmen, dass Er mit uns ist. Wenn unser praktischer Zustand so ist, dass wir die fremden Götter aus unserer Mitte und aus unserem eigenen Leben weggetan haben, dass wir unsere Schuld vor Gott bekannt und uns vor Ihm gedemütigt haben und uns dann mit der Herrlichkeit des Werkes des Herrn Jesus beschäftigen, indem wir sie Ihm vorstellen, wie es im Brandopfer vorgebildet ist, kann der Feind kommen. Wovor sollten wir uns dann noch fürchten? Er ist bei uns bis zur Vollendung des Zeitalters.

„Und die Männer von Israel zogen von Mizpa aus und verfolgten die Philister und schlugen sie bis unterhalb Beth-Kar“ (V. 11). Nun werden die Philister geschlagen. Beth bedeutet „Haus“ und Kar „Lamm“ oder „Weide“. Aus dem Zusammenhang könnten wir schließen: Haus des Lammes. Steht nicht alles in Verbindung mit dem Lamm?

So weit wie die Auswirkung des Lammes als Brandopfer reichte, so weit werden die Philister geschlagen. Solange Gott uns in der Annehmlichkeit des Brandopfers sieht, solange es nichts gibt, was unsere Gemeinschaft mit dem Herrn unterbricht, so dass Gott wirklich mit ungeteilten Gefühlen auf uns herniedersehen kann und uns in all der Herrlichkeit des Herrn Jesus sieht, solange hat der Feind keine Macht über uns und werden wir ihn besiegen.

„Und Samuel nahm einen Stein und stellte ihn auf zwischen Mizpa und Sehen, und er gab ihm den Namen Eben-Eser und sprach: Bis hierher hat uns Jehova geholfen“ (V. 12). So weit, wie Gott uns in all der Herrlichkeit des Herrn Jesus sieht, so weit hilft Er uns. Wenn wir darüber hinausgehen, uns anderen Göttern zuwenden, dann kommt die Zucht Gottes über uns und lässt Er den Feind heranziehen, um uns zur Einkehr zu bringen.

„So wurden die Philister gedemütigt, und sie kamen fortan nicht mehr in die Grenzen Israels; und die Hand Jehovas war wider die Philister alle Tage Samuels. Und die Städte, welche die Philister von Israel genommen hatten, kamen wieder an Israel, von Ekron bis Gath; auch ihr Gebiet errettete Israel aus der Hand der Philister. Und es ward Friede zwischen Israel und den Amoritern“ (V. 13.14). Das gesamte Erbteil, das sie durch die Macht der Philister verloren hatten, fällt Israel wieder zu. Diese Macht ist nun gebrochen.

Ich habe in den letzten Jahren hin und wieder gehört, dass jemand aus unserer Mitte sagte: Es ist in unserer Mitte nicht mehr so, wie es vor zwanzig oder dreißig Jahren war. Ich kann nur bestätigen, dass das wirklich so ist. Haben wir nicht unsere erste Liebe verloren, sind unsere Herzen nicht geteilt für den Herrn und für andere Dinge neben Ihm in unserem Leben, vielleicht auch in unserem Versammlungsleben? Doch es ist eine Rückkehr möglich, wie wir hier sehen. Das ganze Erbteil kann wieder in unseren Besitz kommen, wenn wir zurückkehren. Wenn wir uns demütigen und uns verurteilen, gibt Gott uns alles zurück. Ja, Gott wird uns sogar mehr zurückgeben, als wir verloren haben, denn Seine Hilfsquellen sind unerschöpflich.

Was wird es sein, wenn wir am Ende angekommen sind und der Herr Jesus uns in Seine Gegenwart einführt, in das Haus des Vaters, um die vollkommenen Früchte Seines Werkes zu genießen, das Er auf dem Kreuz für uns vollbracht hat, und des Werkes, das der Heilige Geist nun in uns vollführt.

Nächstes Kapitel (kaufen) »« Vorheriges Kapitel