Tempel – Bibel-Lexikon

Gott sagt von dem Tempel: „… meine Augen und mein Herz sollen dort sein allezeit" (1. Kön 9,3 ). Der Tempel steht in Verbindung mit dem Königtum und der damit verbundenen von Gott gegebenen Ordnung. Die Stiftshütte dagegen versinnbildlicht die Wege Gottes und trägt den Charakter der Fortbewegung.

Die Schrift spricht immer von einem Haus, obwohl das bestehende Gebäude zerstört und wieder aufgebaut wurde. Es ist jetzt weggetan und wird noch einmal wieder aufgebaut werden. Dennoch ist es in den Augen Gottes ein Haus. Die wichtige Stelle in Haggai 2,9 kann so wie in der Septuaginta übersetzt werden: „Die letzte Herrlichkeit dieses Hauses wird größer sein als die erste, spricht der HERR der Heerscharen; und an diesem Orte will ich Frieden geben, spricht der HERR der Heerscharen". Als der Herr auf der Erde war, nannte er, obwohl er von den Lehrern Israels verworfen wurde, den Tempel „mein Haus" und „meines Vaters Haus". Später aber sagte er zu den Juden „euer Haus". Die letzte Herrlichkeit weist auf die Zukunft hin, wenn Gott von seinem Volk anerkannt und seine Herrlichkeit dargestellt werden wird.

Es gibt noch einen weiteren Unterschied zwischen dem Tempel und der Stiftshütte. Der Tempel war von Zimmern umgeben. So konnten die Priester, die Gott dienten, in direkter Nähe auch wohnen. Christus bezieht sich wahrscheinlich darauf, wenn er sagt: „In dem Haus meines Vaters sind viele Wohnungen" (Joh 14,2 ). Die Stiftshütte besaß keinen Fußboden, die Priester liefen über den Erdboden. Aber im Tempel waren sie durch den Fußboden von der Erde getrennt.

Im Innern des von Salomo erbauten Tempels war ausschließlich Gold zu sehen - dies symbolisiert die göttliche Gerechtigkeit, die den Thron und die Gegenwart Gottes kennzeichnen wird, so wie es im 1000jährigen Reich sichtbar werden wird -:

  • Die Bundeslade befand sich im Tempel, wo sie ihren bleibenden Platz gefunden hatte: sie war das Zeichen der Anwesenheit Gottes.
  • Die Leuchter, die Schaubrottische, der goldene Altar, der eherne Altar, und das Becken (mit 10 zusätzlichen kleineren Becken), waren ähnlich zu denen der Stiftshütte.

Gott erkannte das Haus an, indem er es mit seiner Herrlichkeit erfüllte.

Im Hof des Tempels befanden sich zwei Säulen, welche Jakin ("er wird befestigen") und Boas ("in ihm ist Stärke") benannt wurden. Das stimmt vollkommen mit der Tatsache überein, dass es das Haus Gottes war, das gebaut wurde (1. Kön 7,21 ; Off 3,12).

Eine andere bemerkenswerte Tatsache bei dem Bau des Tempels war, dass er mit Steinen erbaut wurde, die fertig behauen worden waren, bevor sie herbeigebracht wurden. So heißt es: „Hammer und Meißel, irgendein eisernes Werkzeug, wurde nicht am Haus gehört, als es erbaut wurde" (1. Kön 6,7 ). Auf diese Weise wird die Kirche aus lebendigen Steinen gebaut, welche zu dem lebendigen Stein gekommen sind, dem Eckstein, Christus selbst. „Der ganze Bau, wohl zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn" (Eph 2,20–22 ; 1. Pet 2,5).

Die vorhandenen Tempelbauten waren folgende:

1. Der Tempel Salomos

Er war nach dem Muster der Stiftshütte angelegt, ein Rechteck von 60 x 20 Ellen, und seine Höhe betrug 30 Ellen: Das Allerheiligste war ein Würfel von 20 Ellen; das Heiligtum besaß die Maße 40 x 20 Ellen, mit einer Vorhalle von 10 x 20 Ellen. Die Seitenzimmer, Stockwerke, Absätze und Vordächer kamen so, wie in 1. Könige 6 beschrieben, hinzu.

2. Der Tempel Serubbabels

Über diesen Tempel sind nur wenige Einzelheiten bekannt. Kores gab Befehl, die Grundlagen solide aufzubauen. Die Höhe und die Breite sollten jeweils 60 Ellen betragen (Esra 6,3). Vermutlich hatte er dieselbe Größe wie der salomonische Tempel: die Breite von 60 Ellen war seine „Länge", seine Breite wird nicht erwähnt. Oder wenn die 60 Ellen die Breite waren, waren vielleicht die Kammern mit eingeschlossen. Es ist nicht anzunehmen, dass er größer war als der erste Tempel. Die Alten, die das erste Haus gesehen hatten, weinten, als sie die gelegten Fundamente dieses Hauses sahen. Dieser Tempel bestand bis zu den Tagen des Herodes.

3. Der Tempel Herodes

Die Juden sagten, dass er in 46 Jahren erbaut worden war (Joh 2,20). Josephus gibt fast den einzigen Bericht, den wir über diesen Tempel besitzen. Er wurde offenbar über dem alten errichtet, um den Tempeldienst nicht zu behindern. Die Priester bauten selbst das Heiligtum. Es war alles in einem großartigen Maßstab errichtet. In den Evangelien lesen wir, dass die Jünger ausriefen, „was für Steine und was für Gebäude!" und darauf hinwiesen, „dass er mit schönen Steinen und Weihgeschenken geschmückt sei".

Herodes war nicht von Gott dazu ausersehen, ihm einen Tempel zu bauen, noch waren die Führer der Juden die geeigneten Männer, um ihm Anbetung zu bringen. Den Jüngern erklärte der Herr, dass nicht ein Stein auf dem anderen bleiben würde (Mk 13,1.2 ; Lk 21,5.6 ). Obwohl Josephus viele Details des Tempels anführt, sind sie doch nicht präzise genug, um einen Grundriss der Anlage aufzeichnen zu können. Im Neuen Testament bezieht sich das Wort ναός auf das Haus selbst, und ιερόν auf die Gebäude und Höfe im Allgemeinen. Offenbar hat der Herr das Haus selbst nie betreten. Zweifelsohne stand der Tempel auf einem Teil des Berges Morija, am südöstlichen Zipfel Jerusalems, aber auf welchem Teil des Areals ist nicht bekannt.

4. Ein zukünftiger Tempel

Die Schrift spricht an vielen Stellen von der Rückkehr der Juden in ihr eigenes Land, wenn sie noch im Unglauben gegenüber dem Herrn Jesus als ihrem Messias sind. Sie werden offenbar einen Tempel bauen. Dieser darf aber nicht mit dem Tempel, der in dem Propheten Hesekiel beschriebenen wird, verwechselt werden, auch wenn die Juden vielleicht versuchen werden, den Tempel so zu bauen, wie er dort beschrieben wird. Gott kann sie aber nicht segnen, bis sein Gesalbter anerkannt wird. Deshalb wird dieser Tempel zerstört werden (Ps 74; Jes 66,1–6 ).

5. Hesekiels Tempel

Dieser ist vollständig in Hesekiel 40–44 beschrieben: Er wird gebaut werden, wenn das Land noch einmal unter den zwölf Stämmen aufgeteilt worden ist und alle in die Segnung gebracht wurden. Im Zentrum des Landes wird ein „Hebopfer", ein Heiliges vom Land, von 25.000 (x 10.000) Ellen sein, welcher sowohl die Stadt wie auch den Tempel umfassen wird. Dass hier „Ellen" und nicht „Ruten" gemeint sind, geht aus Hesekiel 45,2.3 hervor. Andere Stellen sprechen von dem Tempel, Zion und Jerusalem als zusammengehörig, wie Psalm 68,30 ; Psalm 122 ; Jesaja 2,2.3 und Micha 3,12; 4,1.2 . Alle diese Orte, werden innerhalb des „Hebopfers" zu finden sein, auch wenn nicht alle genau an derselben Stelle liegen. Vermutlich wird die Stadt an ihrer alten Stelle wieder aufgebaut werden. Der Tempel wird dann vielleicht etwas weiter nördlich sein. Dann wird die letzte Herrlichkeit des Hauses Gottes alles Vorherige übertreffen, denn der Herr Jesus wird die Herrlichkeit des Hauses sein.

Weitere Stellen im Neuen Testament

In Johannes 2,19 bezeichnet Christus seinen Leib als einen Tempel, und die Gläubigen sind jetzt Gottes Tempel, in welchen der Geist Gottes wohnt (1. Kor 3,16 ).

Von dem Körper des wiedergeborenen Christen wird ebenso als von einem „Tempel des Heiligen Geistes" gesprochen (1. Kor 6,19 ).

In Offenbarung 11,19 wird der Tempel Gottes im Himmel geöffnet, in Verbindung mit den Gerichten, die die Erde treffen werden (Off 14,15.17; 15,5–8; 16,1.17 ).